Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0381
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.

Preis
Wit Familienblättern
. /monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Idierteljährl. 1.25
w'sschließlich Zustellgebühr.

^lephon-Anschluß Nr. 82.
Xr. 239.

Ionilttstag, den 13. October


Jnsertionsgebühr
IS Ps. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäule«.
Telephon-AnschlußsNr. 82,


Ein Blick in die Zukunft der Landeshauptstadt.
8. 0. Karlsruhe, 7. October.
(Schluß.)
Die Rückkehr zu dem mittelalterlichen Geschmack haben die
Modernen Biertempel vor allem verschuldet, die dem fröhlichen
Acher an heißen Tagen ein Plätzchen in traulichem Halbdunkel
weten. Gleichzeitig drängte bei den großen Fabrikgebäuden die
Massigkeit der Bauten zu einem Stil, der diesen Anforderungen
"itspricht. So sahen wir denn im Osten der Stadt einer feudalen
Aitterburg gleich die Höpfner'sche Brauerei entstehen, die einst-
weilen nur noch einen zu jugendlichen Eindruck macht, um ein
Pendant zu dem Mönchskloster Gottesaue zu bilden. Aber so
Indern sich die Zetten. In dem alten Kloster herrscht anstatt
,?r asketischen Zucht militärischer Drill und der moderne Feuda-
Umus prägt sich in der Tributpflicht der Menschheit an den
Aerkonsum aus. Wie sehr diese, was bei den vortrefflichen
Eigenschaften unseres heimischen Gebräus übrigens wohl begreif-
W ist, wächst, davon legen auch die Neubauten in der Brauerei
Monningcr Zeugntß ab. Das Verwaltungsgebäude geht allmäh-
"ch seiner Vollendung entgegen und im nächsten Monat wird
mne neue Maschinenhalle erbaut werden. Einst mit den übrigen
Brauereien ein Anhängsel der Stadt, ist diese Industrieanlage
Mgst von den Privatwohnungen überholt. Die Industrie aber
'Bebt weiter nach Süden, dem Hafen zu. Eine der ersten
Fabriken, die auf die Wanderschaft ging, ist die Papierfabrik
von Vogel und Schnurmann, die ihren Sitz an der Lessingstraße
weis gibt und sich am Westbahnhof häuslich einrtchtet. Auch an
wesem neuen Gebäude prägt sich die Vorliebe für die gesuchte
fluregelmäßigkeit mittelalterlicher Baustile aus. Auf der Front-
seite macht der gewaltige Thoreingang mit den Thürmchen und
Mnkelfenstern einen mächtigen, festungsartigen Eindruck, hinter
wm Löwenhaupte aber findet sich das magere Gerippe eines
Holzbaues mit Niegelwänden auf der Außenseite. Eine ber-
echtige Stelle läßt den »Anachronismus" einer Uhranlage be-
'wchten, die gemeinsam mit der unnatürlichen Verschmelzung des
modernsten Kasernenstils in Wellblechhauben mit dem Feudalismus
Ws 14. Jahrhunderts alle Illusion nehmen würde. Die
Brauerei Höpfner hat zum Vorbild gedient, aber diese ist konse-
Ment im Stile; die Fabrik am Bannwalde macht den Eindruck
gwes Theatereffekts. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ähnliche
^Sonderlichkeiten sich wiederholen, was bedauerlich wäre. Gewiß
und die Unregelmäßigkeiten, wie wir sie beispielsweise bet Sinuer
m Grünwinkel sehen, auch nicht schön, aber sie verrathcn ein
natürliches Werden und Wachsen. Pietätvoll nehmen die impo-
toriten Neubauten neben den alten bescheidenen Betriebsanlagen
Aatz und immer höher streben die Gebäude hinaus, je mehr der
Weltruf der Firma sich erweitert. Gerade diese Fabrik ist eine
Musteranlage. Alle Theile der Fabrik sind mit den neuesten
technischen Fortschritten versehen. Hier gibt es keinen Stillstand
Md kein Ausruhen. Wer es einmal gesehen hat, daß die große
vierstöckige Mühlenanlage von ungefähr einem Dutzend Händen
kdieut wird, die mit einigen Handgriffen das Getreide im Roh-
M im Produktionszustande auf und ab durch die Stockwerke,
rMlengänge, Darren und Lagerräume wandern lassen, dem er-
ostnet sich ein Verständniß für die Uebermacht des Kapitals, das
menschliche Fortschritte sich dienstbar machen kann. Die
Salzerei ist die größte in Deutschland. Eine Konkurrenz in
Schlesien arbeitet mit größeren Apparaten, produzirt aber weniger.
?wr Betrieb ist pneumatisch mit elektrischer Kraftanlage. Augen-
Mcklich wird ein kupfernes Wasserhochreservoir angelegt, das aus
Mer Höhe von 45 w niederschauen wird. Es ist also gleich
Uch. wie der Thurm an der neuen kathol. Kirche werden wird.
Biollte man nach vergleichenden Parallelen suchen, so könnte man
Mch darin einen Spiegel der Zeit erblicken. Wie die Fabrik-
ulagen auf die Kunstwerke der alten Zeiten niedcrblicken und
ust ihrer himmelanstrebenden Höhe keineswegs die Größe des
ststnschlichcn Geistes offenbaren wollen, sondern nur im ewigen
.Eichmaß ihre Arbeit verrichten, so entfliehen auch allmählich
idealen Interessen aus der materiell gearteten Welt. Die
eubuuten der Sinner'schen Fabrik scheinen übrigens die Vor-
Wungen zu einer neuen Kraftentfaltung zu sein, die mit der
>i'Mstung des Karlsruher Rheinhafens beginnen wird. Dann
dieses große Unternehmen gewissermaßen direkt am Welt-
Mit den Rohwaaren und den Fabrikaten kann es unge-
Mert auf dem Wasserwege seine Aufnahme- und Absatzstellen
i^Mchen. Ob wir aber mit Beginn des neuen Jahrhunderts
,°iese neue Entwicklungsepoche eintreten werden, läßt sich noch
übersetzen. Jedenfalls sind die Arbeiten stark im Gange.
,-US lutherische Wäldchen ist, soweit es dem Hafeugebict ange-
Ml, abgeholzt, an der Nord-, Süd- und Westseite arbeiten
^Mufhörlich die Baggermaschtnen, Wasserreservoirs speisen die
^schinei^n^^aufhörlich^nufen^mte^l^

rufen die Matertalzüge umher. Um die Mittagsstunde aber
entwickelt sich ein anmuthiges Lagerleben, das an die Pionier-
arbeit im Urwalde erinnert. Neben Zelten und hinter Schutz-
matten lagert in Gruppen das werkthätige Volk, auf der Esse
brodelt die Suppe und weit in der Ferne rufen die Fabriksignale
dem künftigen Werke ihre Grüße zu.

Deutsches Reich.
— Der Lippe'sche Minister Miesitscheck von Wischkau
ist in Berlin eingetroffen; allem Anschein nach steht seine
Ankunft mit der bevorstehenden Entscheidung des Bundes-
raths in der Lippe'schen Angelegenheit in Zu-
sammenhang.
— Klerikalen Blättern ist ein Bittgesuch des kathol.
Pfarrers Deitmer in Berlin-Steglitz beigelegt um
Beiträge zur Erbauung einer Kirche daselbst. In dem
Aufruf heißt es, man möge „zur Ehre Gottes und der
hl. Gottesmutter etwas thun für unsterbliche Menschen-
seelen, die hier ähnlich wie in den H ei d en l än d er n in
so großer Zahl elend zu Grunde gehen." Das vorwie-
gend protestantische Berlin-Steglitz ist also einem Heiden-
lande gleichgestellt. Welches Glück, daß nicht einem pro-
testantischen Pfarrer ein solcher Ausdruck über eine katho-
lische Gegend entschlüpft ist!
— Durch kaiserliche Ordre vom 10. d. M. ist Capi-
tän z. D. Rosendal von der Stellung des Gouverneurs
im Kiautschougebiet entbunden und tritt wieder
in die Marinestation der Ostsee ein. Capitän z. S.
Jaeschke ist unter Entbindung von dem Kommando beim
Stabe des Obcrcommandos der Marine unter Verleihung
des Titels Gouverneur an die Spitze der Militär- und
Civilverwaltung im Kiautschougebiet gestellt worden. Man
ist also dabei geblieben, den Gouverneur aus der Reihe
der Marineoffiziere zu nehmen.
Kamenz (Schlesien), 12. Oct. Um 9 Uhr Vormit-
tags ertönte das Glockengeläute vom Thurm der evange-
lischen Kirche, wo die Leiche der Pr in zessi n Alb re ch t
aufgebahrt war. Um 10 Uhr sammelten sich in der Kirche
die zur Theilnahme an der Feier erschienenen deutschen
Fürsten und Abgesandten, die Spitzen der Provinzialbehör-
den und viele Mitglieder des schlesischen Adels. Kurz nach
10 Uhr betrat die Kaiserin am Arme des Prinzen
Albrecht das Gotteshaus. Der Kaiser folgte allein
und legte einen prachtvollen Kranz am Sarge nieder.
Hierauf stimmte der Kirchenchor das Lied „Sei getreu bis
in den Tod" an, worauf die Gemeinde „Jesus meine Zu-
versicht" sang. Oberhofprediger Generaisuperintendent I).
Dryander hielt die Trauerrede. Nach dem Chorgcsang
„Wenn ich einmal soll scheiden", sprach der Kamenzer
Pfarrer v. Treskow das Gebet und ertheilte den Segen.
Der Gemeindegesang „Jesus, der mein Heiland, lebet",
schloß die Feier. Vor dem Verlassen der Kirche kniete das
Kaiserpaar am Sarge nieder und verabschiedete sich durch
ein stilles Gebet von der Verewigten.
Baden. In politischen Kreisen will man die Reise
des Groß Herzogs nach Berlin durch die Nagelung
der Fahne des Seebataillons nicht genügend erklärt wissen.
Dian deutet den Wunsch des Kaisers, den Großherzog vor
der Palästinareise noch zu sprechen, dahin, daß es dem Kaiser
erwünscht schien, angesichts der längeren Abwesenheit von
Deutschland mit seinem fürstlichen Oheim, dem er ein ganz
besonderes Vertrauen entgegenbringt, wichtige politische
Fragen zu besprechen ; in diesem Sinne wird auch die
längere Unterredung des Großherzogs mit dem Staats-
sekretär v. Bülow gedeutet. (Ein Grund für die Reise
des Großherzogs nach Berlin und Potsdam ist wohl auch
darin zu suchen, daß zur gleichen Zeit die Braut des

Rur frisch gewagt.
11) Eine heitere Garnisongeschichre von Hugo Dinkelberg.
(Fortsetzung.)
Der Kellner hatte den anwesenden Herren kaum das erste
kredenzt, als sich wiederum die Thür öffnete und die
^Mllschaft einen weiteren Zuwachs erhielt, und nun ging es
st fortlaufender Folge. Mann nach Mann traten sie an, die
wackeren Söhne der Gesellschaft Matze. Außer den übrigen
Uuzieren der Garnison, den Herrn Obersten Freiherrn von
Mm an der Spitze, waren der Herr Bürgermeister Feuer-
, Mi, der Amtsrath Freitag, welchen Herr v. Seckendorf be-
wnders freundlich begrüßte, da er der väterliche Tyrann
Zister kleinen Agnes war, die übrigen zwei Drittheile des
KNos der Post-Secretär Blechstein und der Mühlenbesitzer
Afeitzsand, mehrere andere ehrsame Bürger der Stadt und
Ästige Gutsbesitzer aus der Nachbarschaft erschienen. Eine
Awrtelstunde vor acht Uhr war die Gesellschaft vollzählig,
ein einziger der 53 Mannen fehlte, und der Goldprotzen-
Wstlich, welcher die Aufgabe des Zählens hatte, dies Ge-
v?Mt schon seit einer halben Stunde besorgte und bei jedem
Zstwochs immer wieder von vorne zu zählen angefangen hatte,
M Wt an den Regimentsadjutanten heran und meldete ihm
Ergebniß der Zählung. Darauf erhob sich Herr v. Se-
fi<st0orf und meldete weiter zu dem Vereins-Präses gewandt:
Efsellschaft Matze mit 53 Mann zur Stelle!" Und Freund
wun nahm diese Meldung mit dem ganzen Stolze eines
d.MLst Pfarrers entgegen, welchem der Cantor berichtet, daß
s--^^omeinde soeben die zweite Hälfte des dritten Verses
di-s "std somit Zeit sei, die Sacristei zu verlassen und
„Monzel zu betreten. Freund Matze senkte auch, wie jeder
dn(M Herr Pfarrer, das Haupt in stolzer Demuth, erhob es
ober wieder, und ein strenges sUsntlumi entfloh gebie-
wn. seinen dunkelumrahmten Lippen. Mit diesem Gebote
au^M alle Begrüßungen, die bis dahin in lebhafter Weise
Ink- "ouscht waren, abgeschnitten, ringsherum herrschte laut-
"ste Stille.

„Wie Sie, meine lieben und verehrten Herren," sprach
dann Matze im salbungsvollen Tone weiter, „bereits aus un-
serer Einladung ersehen baden werden, ist für beute Abend
auf Antrag des Herrn Grafen v. Reuthern Generalappell
angesetzt worden. Es handelt sich darum, dem neuen Ritt-
meister ein fröhliches Willkommen zu bereiten; denn der neue
Ankömmling-"
Es sollte dem Sprecher nicht mehr gestattet sein, weiteres
über den neuen Rittmeister der Gesellschaft mitzutheilen, die
Ansprache wurde durch lustiges Horngeschmetter unterbrochen,
welches von der Straße herübertönte. Einen Augenblick dar-
nach herrschte im Salon Stille, während man draußen einen
Wagen vorfahren hörte. Dann sprang zuerst der Herr Post-
Secretär mit dem Rufe auf: „Extrapost! das ist Er, meine
Herren!" Vor der Thüre wurden mehrere Stimmen laut,
unter welchen man die des Wirthes erkannte, dann wurde
die Thür von außen geöffnet, und auf der Schwelle erschien
die hohe und kräftige Gestalt des allseitig mit Freuden er-
warteten neuen Rittmeisters. Er stand in einer Entfernung
von nur wenigen Schritten gerade dem Herrn Obersten
gegenüber, welcher sich von seinem Sitze erhoben hatte, und
trat, in diesem älteren Stabsosficier sofort den Regiments-
Commandeur vermuthend, ihm mit einer leichten Verbeugung
und der kurzen Vorstellung entgegen: „Mein Name ist von
Rabenau."
„Willkommen!" erwiderte der Oberst und streckte dem
neuen Ankömmling beide Hände entgegen. Herr v- Rabenau
warf den Mantel seinem nachfolgenden Diener zu und schlug
in die dargereichten Hände ein. Einige Augenblicke standen
die beiden Männer fast regungslos da» und Stille herrschte
im Zimmer. Es war eine Art Musterung, welche der Oberst
mit seinem neuen Rittmeister und dieser wiederum mit sei-
nem neuen Regiments-Commandeur abhielt, und musternd
und prüfend hingen auch die Blicke aller übrigen Anwesenden
an dem soeben Eingetretenen. Dieser stand im vollen Lichte
des ersten der beiden im Salon hängenden Kronleuchter, und
wirkungsvoll trat dadurch die hohe kräftige Figur des jungen
Officiers auf dem dunklen Hintergründe hervor, welcher durch

Prinzen Max dorthin kam, die der Großherzog noch
nicht kannte.)
— Im Bad. Beobachter wird ausdrücklich die Nach-
richt außer Kraft gesetzt, daß der erste Führer des badi-
schen Centrums, Geistlicher Rath Wacker, an dem Fest-
mahl aus Anlaß der Erzbischofswahl nicht theilgenommeu
habe. Dem wird sogar in wohlunterrichteten Kreisen hin-
zugefügt, daß Herr Wacker den Staatsko mmissär Geheimen
Oberregierungsrath Hübsch zu seiner in der That allseitig
mit großer Anerkennung aufgenommenen Beglückwün-
schungsrede persönlich seinerseits beglückwünscht habe.
Nimmt man dazu noch, daß Landgerichtspräsident Fieser
zwar als Altkatholik bei dem Feste nicht anwesend war,
aus dem nach dem Badischen Beobachter sehr einfachen
(wirklich so ganz einfachen?) Grunde, weil ihm keine Ein-
ladung zugegangen war, daß ihm aber als dem obersten
richterlichen Würdenträger in Freiburg Erzbischof Dr.
Nörber einen amtlichen Besuch abstattete, so bewegt sich
alle Welt nicht in der Hitze kirchenpolitischen Kampfes,
sondern im Schatten kühler versöhnlicher Denkungsart.
Nur ist immer, wie die Straßb. Post meint, daran zu
erinnern, daß die Festatmosphäre diese ganze Reihe von
Vorgängen beherrscht, und daß es vollkommen irrig wäre,
aus ihr praktische Schlüsse für die künftige Politik der
beiderseitigen maßgebenden Behörden, oder gar auf die von
der badischen Centrumspartei zu verfolgende Kampfweise
zu ziehen. Richtig ist nur, daß augenblicklich auch die
Centrumspresse etwas abgerüstet hat; richtig ist ferner,
daß das viel citirte Wort des Erzbischofs Dr. Nörber —
getrennt marschiren und vereint schlagen — eine Zu-
spitzung der Centrumspolitik bis zu sozialdemokratischen
Wahlen geradezu ausschließt. Eine derartig weithin sicht-
bare Stellung der obersten Kirchenbehörde wäre von großem
Belang für das Gebiet der politischen Ethik.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen Major und Bataillons-Kommandeur im
Infanterie-Regiment Nr. 144 Wilhelm Treskow das Ritter-
kreuz erster Klasse und dem Königlich Preußischen Hauptmann
und Kompagniechef im 8. Thüringischen-Jnfanterie-Regiment
Nr. 153 Ludwig Freiherr» von Gemmingen-Guttenberg
das Ritterkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom
Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
nachgenannten Königlich Preußischen bezw. Bayerischen Offizieren
und zwar: den Premierlieutenants Freiherr von Maltzahn
vom 2. Badischen Dragoner-Regiment Nr. 21, Freiherr Hofer
von Lobenstein vom 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiment
Nr. 109, Pralle vom 4. Badischen Infanterie-Regiment Prinz
Wilhelm Nr. 112, Gänsen vom 7. Badischen Infanterie-
Regiment Nr. 142, kommandirt beim Bezirkskommando Donau-
eschingen, vonWehren vom 3. Schlesischen Dragoner-Regiment
Nr. 15, Freiherr von Bettendorff vom 2. Hannoverschen
Manen-Regiment Nr. 14 unv Krisak ä la surts des Königlich
Bayerischen 13. Infanterie-Regiments Kaiser Franz Josef von
Oesterreich, kommandirt bei der Königlich Bayerischen 10. In-
fanterie-Brigade das Ritterkreuz zweiter Klaffe mit Eichenlaub
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Archivasseffor Dr. Alexander Kartelliert die nachgesuchte Ent-
lassung aus dem staatlichen Dienste ertheilt.
Karlsruhe, 12. Oct. Zwischen Renchen und Appenweier
ist bei Zug 11 am 10. October eine Tenderachse der Vorspann-
maschine gebrochen, wodurch der Zug eine Verspätung von etwa
"/« Stunden erlitt. Verletzungen von Reisenden oder Beschädi-
gungen von Wagen sind nicht vorgekommen. Bis zur Wieder-
herstellung des beschädigten Gleises mußte auf einige Stunden
einspuriger Betrieb zwischen beiden Stationen eröffnet werden.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. Oct. Im Verein
„Niederwald" wurde eine Trauerfeier für den Fürsten
die nach der Emgaugsihur hur liegende Seitennijche des
Zimmers gebildet wurde.
(Fortsetzung folgt.)
Stadttheater.
Heidelberg, 13. October.
„Liebelei", Schauspiel von Arthur Schnitzler.
Diese urmodernen Bühnenwerke spielen sich außerordentlich
schwer, schwerer als der ahnungslose Zuschauer denkt. Die
kurzen alltäglichen Reden mit den natürlichen Pausen — d. h.
den Pausen, die im wirklichen Leben so natürlich, auf der Bühne
so unnatürlich wirken, die ungezwungene Bewegung der Alltäg-
lichkeit, sind Dinge, die sich dem, im Grunde nothwendigen über-
lebensgroßen Maße der Bühnenwirkung nur bet außerordent-
lichem Geschick anpaffen lassen.
Worauf es ankommt, auf das Milieu, darauf hatte die Regie
mit Liebe ihr Augenmerk gerichtet. Da fand man insbesondere
ein richtiges molliges Gar?onnest, so recht behaglich auswattirt
für eine kleine intime Orgie. Mit größter Sorgfalt, mit größtem
Fleiß war von der Regie gerade das kleine Gar?on-Damensouper
des ersten Aktes arrangirt. Trotzdem muß ich gestehen, daß hier
wie anderwärts immer ein Rest Schwerfälligkeit dabei auf der
Bühne übrig bleibt. Vielleicht will daS Schnitzler gerade. Es
soll ja in der That nicht .gemächlich sein, man soll fühlen, daß
keine richtige Lustigkeit aufkommt, daß jeden Augenblick das Ge-
schick anpochen und die fidele Quadrille brutal sprengen kann.
Die originellste Figur ist jedenfalls der Vater, der alte
Musiker, der Epigone Millers. Herr Sigl hat ihn ungemein
tief empfunden und herzenswarm gespielt. Wenn er seinen Feh-
ler, dröhnend laut zu werden, abstreift, wird er den intimen
Herzensergüssen noch mehr eindringliche Kraft verleihen.
Frl. Heinrich hat in ihrer erst kurzen Bühnenlaufbahn
einen Riesenschritt gethan, von „Hero" — zu „Christine Wey-
ring". Das antike Gewand kleidet sie besser, das Talent hat
auch unter dem modernen Kleid wacker Wort gehalten. Woran
man seine herzliche Freude haben konnte, war auch dieses Mal
ihr überaus schönes, wohlthuend-wetches Organ, die Leichtigkeit
 
Annotationen