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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0385
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Nr. 240.

Fmlig, de« 14. Oklobkr

1898.

Der Zwischenfall mit dem Vatican.
Bei der ersten Nachricht davon, daß Frankreich das
staditionelle Protektorat über alle Katholiken im Orient
Ansprüche und daß der Papst diesen Anspruch ueuer-
"sugs bestätigt habe, obgleich die Curie dem preußischen
^Mieter gegenüber den Anspruch Frankreichs wegleugnete,
^aben die deutschen Centrumsblätter sich nicht übel ge-
ilten. Sie haben erklärt, Deutschland lasse sich kein
Hemdes Protektorat über deutsche Katholiken gefallen, die
E"kze Sache beruhe auf einer ungehörigen Zudringlichkeit
-sr Franzosen. Inzwischen ist aber manchem deutschen
^Ntrumsmann schon das Herz in die Hosen gefallen,
man aus »eueren Kundgebungen in der Centrums-
iwesse ersehen kann.
Der Beobachter bemüht sich, die Sache als ganz
^iein und unbedeutend darzustellen. Er sagt: Amtlich war
französische Protektorat nur anerkannt da, „wo es
gesteht". Das ist nun doch offenbar eine reine That-
i^ge. Es wurde nur anerkannt und bisher beansprucht
Und ausgcübt
a für die katholischen Angehörigen derjenigen kleine-
rn Mx größeren Staaten, welche entweder überhaupt
Tsine eigene ständige Vertretung bei der Hohen
Pforte halten — oder doch wenigstens an den einzelnen
Sätzen und Gegenden keine Konsuln besaßen —,
b. für diejenigen Katholiken, welche wegen zeitweiligen
dauernden Abbruchs der diplomatischen Beziehungen
wres Heimathsstaats und Abreise der konsularischen Ver-
weter desselben schutzlos waren. Auch hier war stets
wE selbstverständliche Einschränkung gemacht und anerkannt,
M das französische Schutzrecht sub b auch dann weg-
^llt, wenn der betreffende Staat die Vertreter eines
Indern Staates um Schutz der Nationalen ersucht hatte,
^iese Grundsätze des Völkerrechts sind so sicher und fest-
wehend, daß nur Ignoranz oder böser Wille etwas Ande«
behaupten können.
Der Beobachter also führt aus, das französische Pro-
wktorat trete nur vicariirend da ein, wo die eigene Macht
^Uernd oder zeitweilig an der Beschützung gehindert ist.
Germania dagegen, die zuerst auch gegen die fran«
Msche Anmaßung aufbegehrte, hat inzwischen eine starke
Schwenkung gemacht und ist jetzt dabei die französischen
Ansprüche in gewissem Sinne und bis zu einem gewissen
^rade zu unterstützen. Soweit getraut sie sich aber doch
?°ch nicht zu gehen, daß sie Deutschland das Recht, seine
Anterthanen zu schützen, abspricht, deßhalb finden sich
chfenbare Widersprüche in ihren Ausführungen. Das
^rliner leitende Centrumsblatt schreibt:
Es handelt sich auch nicht bloß um eine staatsrechtliche
s^nge bezüglich des Schutzes der Person der einzelnen
Staatsangehörigen, sondern um kirchliche Institute, ktrch-
M Verwaltung, kirchliche Organisation. Die Staatsan-
gehörigem, um welche gestritten wird, sind nicht die Kauf-
Handwerker u. s. w.; es sind die Missionare und
Schwestern, es sind Personen, die unter kirchlicher Juris-
'stion stehen, deren Institute unter der Verwaltung der
iPche sind. Wo die ganze kirchliche Organisation unter
,!^in deutschen Bischof steht, da ist die Frage leicht ge-
die Diöcese bezw. das apostolische Vicariat tritt unter
Schutz des betreffenden Staates ; aber hier handelt es
!,ch um einzelne kirchliche Organe, die unter dem Erzbis-
tum von Jerusalem stehen, einem Erzbisthum, das unter
!.uuzösischem Protektorat stand und steht. Es können aus
'Estin Erzbisthum nun nicht einzelne Organe herausge-
"Mnien werden und unter anderen Schutz treten, während
Institute ganz unter der Leitung des Erzbischofs

Nur frisch gewagt.
Eine heitere Garnisongeschichte von Hugo Dinkelberg.
(Fortsetzung.)
-Der schönen Figur des Rittmeisters entsprachen die For-
lek Kopses und die edlen Züge des frischen und geistig
Endigen Antlitzes. Die Stirn war hoch und breit, die
Hälfte blendend weiß, und diese Helle stach umsomehr
Mr, als das Haupthaar des Osficiers von tiefbrauner
gNe mar und sich eine der kurzen, dunklen Locken von den
jN^en getrennt hatte und in die Stirne hinein hing. Die
I»>i „ Hälfte derselben — die beiden Thetle waren, wie fast
d?» Äs" Männern, welche viel in der freien Luft leben, durch
M Abschluß der Kopfbedeckung scharf getrennt, — zeigte die
verkling der Sonnenstrahlen, sie war gebräunt und wurde
h.,, ichwarzen Augenbrauen abgeschlossen. Unter diesen und
>m Schatten der kräftigen Stirn liegend, schaute ein
dunkler Augensterne gar frisch und lebendig hervor,
dnt» . en waren Muth und Energie, Keckheit und Schalk-
MrÄ Ä zu lesen, und dieser Ausdruck des Gesichtes wurde
die seingeschnittene, etwas gebogene Nase und durch ein
jg, rochen erhöht, welches mit einem gewissen kecken Stolze
km?' rasirten Kinn ruhte, als wollte es dem angrenzenden
dg/Men Bartwuchse sagen: Wo ich bin und mich zeigen kann,
du mich nicht verdecken oder in den Schatten stellen.
dj.,° w hielt sich der schön gepflegte Backenbart, welcher fast
Emk Schwärze, wie die Augenbrauen, besaß, in würdiger
Mi/ ernilng von dem kleinen Grübchen und begnügte sich da-
üz» chts und links an ihm in desto stattlicher Fülle und
stan?e?u prangen. Auf der Oberlippe stand ein gleichfalls
fiichex Schnurrbart, dessen Enden über beide Seiten des
Ja "e"k>artes hinwegfielen, und dieier umrahmte ein Paar
klwiÄ"' deren frisches und gesundes Aussehen den aristo-
kn»,. " Officier mancher Jäger und Landmann beneiden
Es war eine Fülle von Kraft und Gesundheit und
meichlhum, ja fast ein Uebermaß von kecker Verwegenheit,

stehen; das würde Uneinigkeit und jede Art von Unord-
nung zur Folge haben. Die kirchliche Organisation be-
dingt gewisse Einheit in Bezug auf den Schutz, der
Italiener ruft die italienische Regierung, der Deutsche die
deutsche, der Franzose die französische Regierung um Schutz
an. Der hl. Vater hat ja bisher in dieser Beziehung
großes Entgegenkommen bewiesen und mehr und mehr
deutsche kirchliche Institute in Palästina zugelassen. Dieses
Entgegenkommen soll deutscherseits nicht Unbeachtet gelassen
werden, wie auch der Umstand hier in Betracht gezogen
werden muß, daß die Frage mit dem persönlichen Schutze
der einzelnen Staatsangehörigen nicht gelöst ist, denn es
kommen auch Rechtsobjekte in Betracht, die unter kirchlicher
Verwaltung und in Abhängigkeit von höheren kirchlichen
Organen stehen. Wenn die Franzosen in dem diplomatisch
milden und historisch durchaus unverfänglichen Ausdruck
„traditionelles Protektorat" mehr finden, als darin objektiv
liegt und liegen kann, so ist doch der heilige Vater dafür
nicht verantwortlich zu machen. Die Franzosen haben
auch in dem Briefe an den Cardinal Langönieux
mehr gefunden, als darin liegen sollte, und es ist
alsbald eine befriedigende Aufklärung darüber erfolgt.
Warum hat man nun nicht abermals eine befriedigende
Aufklärung nachgesucht, statt sofort der Ansprache die für
den h. Vater tief verletzende Antwort durch Abberufung
des preußischen Gesandten folgen zu lassen? Die darauf-
bezüglichen offiziösen Auslassungen der Köln. Ztg. sind
für uns nicht überzeugend und können zum Mindesten
die Dringlichkeit der angewandten diplomatischen Maß-
regel nicht rechtfertigen. Alle liebenswürdigen Worte
gegenüber dem h. Vater und alles Bedauern über diesen
diplomatischen Akt ändern daran nichts. Vom völkerrecht-
lichen Standpunkte aus kann ja Frankreich ein ausschließ-
liches Schutzrecht im Orient nicht verlangen, und der h.
Vater hat ihnen ein solches auch keineswegs zugesprochen,
im Gegentheil ist bei dem Protektoratsstreit zu Anfang der
neunziger Jahre auch von Seiten des h. Vaters das Recht
Deutschlands auf den Schutz der deutschen katholischen
Anstalten im Orient anerkannt und der französische An-
spruch zurückgewiesen worden. Diese Einschränkung des
früheren französischen Protektorats ist ebenfalls „traditionell".
So die Germania, die hiernach nicht abg,neigt wäre,
ein französisches Protektorat über deutsche Angehörige in
einzelnen Fällen anzuerkennen. Demgegenüber muß betont
werden, daß Deutschland selbst die Pflicht hat, seine Unter-
tanen zu schützen, und daß es diese Pflicht nicht an
Frankreich abtreten kann, mag es sich »m einen Laien
oder einen Geistlichen handeln und möge dabei zugleich
Kirchengut in Frage kommen oder nicht.
Im Uebrigen sei darauf hingewiesen, daß auch dieser
Streitfall darauf zurückznführen ist, daß die Begriffe, mit
denen man operirte, nicht pcäcise klargelegt wurden. Die
Franzosen beanspruchen das traditionelle Protektorat und
verstehen darunter ein möglichst ausgedehntes und unein-
geschränktes, der Papst bestätigt ihnen das traditionelle
Protektorat, ohne ihnen gegenüber festzustellen, in welchem
Umfang er es sich denkt, und zu Deutschland sagte er, er
meine ein Protektorat, das Deutschlands Interesse nicht
berühre. So hoffte man in Rom vielleicht in schlauer
Weise beide Theile befriedigt und sich selbst aus der
Klemme gezogen zu haben. Allein die Folgen beweisen
auch hier, daß man mit Zweideutigkeiten nicht weit kommt.

Deutsches Reich.
— Das deutsche Kaiserpaar ist auf seiner Orient-
reise gestern, Donnerstag, Mittag in Venedig einge-
welche aus der ganzen Erscheinung beS Rtttmeglers von
Rabenau sprachen.
Der Oberst schien mit dem Ergebnisse seiner kurzen Muster-
ung zufrieden zu sein, und noch herzlicher wie zuerst, klang
sein „Nochmals willkommen !" welches er sprach, als er die
Hände des Rittmeisters noch einmal drückte. Dann wandte
sich der Regiments-Commandeur zu der Gesellschaft und
vollzog die Vorstellung der einzelnen Mitglieder.
Strahlenden Auges hatte Herr von Seckendorf von An-
beginn an den Rittmeister von Rabenau betrachtet und er
mochte fast keinen Blick mehr von ihm wenden; denn gerade
so, als er ihn jetzt leibhaftig vor sich sah, hatte er sich in
seiner jugendlichen üppigen Phantasie den Mann ausgemalt,
welcher ihm seit Wochen als das Ideal eines feschen Cavallerie-
Officiers erschien, und überglücklich war er, als der Oberst
bei seiner Vorstellung hinzufügte: „Unser Regiments-Adjutant
wird die Ehre haben, sich Ihnen Herr v. Rabenau, für den
heutigen Abend als persönlichen Adjutanten vollständig zur
Verfügung zu stellen." — Und sofort eilte Seckendorf an die
Seite des neuen Rittmeisters, um nach seinen Befehlen zu
frw;en. „Besten Dank für Ihre Liebenswürdigkeit," er-
widerte Herr v. Rabenau, „aber ich bedarf nichts. Gespeist
habe ich schon vor einer Stunde, der Herr Wirth war so
freundlich, sür mich im Hotel „Zum deutschen Hause" Quar-
tier bestellen zu wollen, auf Wein habe ich keinen Appetit,
und so ist denn das Einzige, wonach ich lechze, ein frisches
Glas Bier, und dem Anscheine nach trinken die Herren hier
einen vorzüglichen Stoff." — Der Adjutant winkte, der Kell-
ner reichte ein gefülltes Glas.
„Prosit, Herr Kamerad! Wohl bekomm's, Herr Rittmeister!
Zum fröhlichen Willkommen," riefen dem Trinkenden die
übrigen Herren der Gesellschaft zu, und gleichzeitig erklang
vom oberen Ende des Tisches her der erste volle Accord eines
Musikstückes, welches das Künstlertrio zu diesem Willkommen
vorbereitet hatte. Und dieses Trio übertraf heute in seinen
Leistungen Alles, was man bisher gehört hatte, so daß ihm
nach dem Schluffe des Vortrags der größte Beifall gezollt
wurde, besonders von dem, für welchen der Vortrag in erster

troffen, hat sich dort mit dem König und der Königin von
Italien begrüßt und ist Nachmittags zu Schiffe weiterge-
reist. Ueber den Aufenthalt in Venedig liegt folgender
Bericht vor:
Venedig, 13. October. Das deutsche Kaiser-
paar traf um 12 Uhr 45 Min. in Begleitung des
Staatssekretärs v. Bülow und des Gefolges hier ein und
wurde auf dem Bahnhofe vom Königspaar, dem
Ministerpräsidenten Pelloux, dem Minister des Auswär-
tigen, Canevaro, dem General Parravicino, Viceadmiral
Frigerio, dem Präfecten und dem Bürgermeister von
Venedig empfangen. Die Begrüßung der Souveräne war
sehr herzlich. Die Souveräne begaben sich in den Hof-
gondeln, denen acht städtische Gondeln in Bauart ver-
gangener Jahrhunderte voranfuhren, nach dem Königs-
palaste. Tausende, die bei der Ankunft des deutschen
Kaiserpaares den Marcusplatz füllten, begrüßten die Maje-
stäten mit unendlichem Jubel, während zwei Kapellen
die deutsche und die italienische Hymne spielten. An der
Tafel, die 48 Gedecke umfaßte und im großen Festsaal
stattfand, nahmen außer dem beiderseitigeu Gefolge die
Minister Pelloux und Canevaro, der Minister v. Bülow
und der deutsche Botschafter v. Saurma-Jeltsch theil. Zur
Begrüßung des Kaisers sagt die Gazetta di Venezia: „Wir
Italiener wissen, daß wir an Wilhelm II. einen großen
und starken Freund haben, einen Freund, der auch im
Unglück aushält. Wir werden niemals vergessen, daß er
der einzige unter den Monarchen der Großmächte war,
der unseren König in seiner Hauptstadt Rom begrüßte und
der über die Alpen kam, um am Tag nach der Schlacht
von Adua uns Trost und die Versicherung seiner Achtung
zu bringen." Nach dem Frühstück unterhielt sich Kaiser
Wilhelm mit dem Ministerpräsidenten Pelloux und dem
Minister des Auswärtigen, Canevaro, während König
Humbert den Staatssekretär von Bülow in ein Ge-
spräch zog.
— Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt; In verschiedenen
Zeitungsmeldungen des Auslandes begegnet uns die sonder-
bare Auffassung, als ob der Abstecher des Kaisers
nach Aegypten infolge ausländischer Schritte oder
Einflüsse aufgegeben worden ist. Mit Recht w erden solche
Vermuthungen als Fabeln bezeichnet. Sie entbehren jedes
thatsächlichen Anhalts. Wir wiederholen, daß der Verzicht
auf den Besuch Aegyptens lediglich aus den in der bekann-
ten Mittheilung des Wölfischen Telegraphenbureaus gemel-
deten Erwägungen der i nne r en Regierungspolitik hervor-
gegangen sind.
— Ueber „Preßcorruption" in Berliner Blättern
gehen seit einigen Tagen Nachrichten durch die Presse, die
an einen von der Deutschen Tageszeitung gegen die frei-
sinnige Vossische Zeitung eingeleiteten Feldzug an-
knüpfen. Der Handelsredakteur der Vossischen Zeitung,
Herr Duntz, wird bezichtigt, Beziehungen zu verschiedenen
großen Berliner Banken und Bankiers unterhalten zu haben,
die mit seiner journalistischen Berufsehre nicht vereinbar
seien; er ist auf diesen Verdacht hin von der Voss. Ztg.
seines Amtes enthoben worden und nunmehr aus der
Redaktion des freisinnigen Blattes ausgeschieden. Auch
das Verhalten des Chefredakteurs der Voss. Ztg., Ste-
phans», in dieser Angelegenheit hatte die Deutsche Tages-
zeitung in einer Weise bemängelt, die Herrn Stephany ver-
anlaßt hat, Klage gegen die Deutsche Tageszeitung zu er-
heben. Damit wird diese Angelegenheit nun vor dem
richterlichen Forum zum Austrage gebracht werden.
— In Kassel hielt am 9. und 10. d. die deutsch-
soziale Reformpartei ihren vierten Parteitag ab.
Lime bestimmt gewesen war und welcher seinem Entzücken,
ein solch' hohen künstlerischen Genuß hier gefunden zu haben,
in den wärmsten Worten Ausdruck gab.
Noch wurde über den Werth des Musikstückes und die
Kunst des Vortrags hin und her gesprochen, als sich der Graf
von Reuthern erhob und sich mit nachfolgenden Worten an
den neuen Rittmeister wandte: „Weither Herr Kamerad!
Dem herzlichen Willkommen unseres verehrten Herrn Obersten
und Regiments-Commandeurs habe ich als ältester Escadron-
chef das ebenso herzliche Willkommen aller meiner Regiments-
kameraden und gleichzeitig als Vertrauensmann das dieser
ganzen hier anwesenden Gesellschaft hinzuzusügen! Ich bin
kein Freund von langen Reden und festlichen Ansprachen,
eine tolche soll mein Willkomm auch nicht sein, sondern nur
ein kurzer Gruß als ein Beweis, daß wir uns alle freuen,
Sie in unserer Mitte zu sehen. Findet in solchen Fällen,
wie der heutige ein Empfang statt, so geschieht dies in der
Regel in steifster officieller Form und in einem Hotel ersten
Ranges durch ein glänzendes Diner und durch das Auffahren
einiger Batterien, deren Stücke mit grünen, gelben und rochen
Lackköpfen geschloffen sind, und welchen sich dann zweifels-
ohne noch eine Batterie Weißköpke anzureihen pflegt. Mit
derartigem äußeren Glanz nun empfingen wir Sie nicht,
sondern unser Empfang sollte Ihnen vor allen Dingen den
Eintritt in unser» Kreis, in die hiesigen neuen Verhältnisse
leicht und angenehm machen, und deshalb empfingen wir
Sie in unserer lieben Gesellschaft Matze, wo Herzlichkeit,
Natürlichkeit. Offenheit unb Geradherzigkeit zu Hause sind,
empfingen w>r Sie schlichtweg bei einem Glase guten deut-
schen Gerstensaftes, was übrigens durchaus nicht ausschließt,
daß wir späterhin noch zu anderen Stoffen übergehen werden.
Die Commandeure, Ritter und Knappen der Gesellschaft
Matze aber fordere ich hiermit auf, auf das Wohl unseres
Aspiranten, des Herrn Rittmeisters v. Rabenau, einen kräf-
tigen musikalischen Salamander zu reiben."
lFortsetzung folgt.)
 
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