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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0034
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gegen das Heer vergessen hat zn Gunsten eines Verräthers.
Einem Vertreter des Temps erklärte am Montag
Quesnay de Beaurepaire: „Meine Mittheilungen über die
letzten Vorgänge werde ich dem Echo de Paris geben.
Dies Blatt hat meine Sympathie. Ich habe es gewählt,
weil es unsere lieben Offiziere vertheidigt, die auch ich zu
vertheidigen und zu rächen filk meine Pflicht erachte. Die
Offiziere mußten seit zwei Monaten leiden, und keiner von
ihnen, vom Lieutenant bis zum General, hat den Mund
geöffnet. Ich liebte sie, jetzt aber bewundere ich sie. Die
Offiziere können auf mich zählen. Ich will, daß die
öffentliche Meinung über die Dreyfussache aufgeklärt werde,
und darin glaube ich keiner meiner Pflichten zuwider zu
handeln, weil der Justizminister sicherlich in der Kammer
alle Akten zur öffentlichen Kenntniß gebracht hätte. Ich
werde deßhalb auch morgen schon meine Zeugenaussagen
vor dem ersten Präsidenten des Kassationshofes, Mazean,
veröffentlichen, sowie meine ergänzenden Erklärungen be-
züglich der offiziösen Note vom 8. Januar, die Herrn
Bard rechtfertigen sollte." — Dieser neue Zwischenfall er-
regt in Frankreich begreiflicherweise großes Aufsehen.
— Nach einer Meldung des Vertreters des Daily
Telegraph in Cayenne bestätigt sich die Angabe über die
Krankheit des Dreyfus. Bestätigung von amtlicher
französischer Seite liegt bis jetzt nicht vor.
Hysres, 7. Januar. Der Marineminister Lockroy
wohnte hier Versuchen mit dem Unterwasserboot
„Gustave Zsdö" bei, die sehr gut gelangen.
Amerika. New-Jork, 9. Januar. Es bestätigt
sich, daß die Kanonenboote „Princetown", „Aorktown"
und „Benningtown" Befehl erhalten haben, nach den
Philippinen zu gehen. Die „Benningtown" befindet
sich bereits auf dem Wege dorthin und liegt zur Zeit in
Honolulu. Außer den drei zur Abfahrt nach den Philip-
pinen bestimmten Regimentern hat ein reguläres Infanterie-
Regiment Befehl erhalten, sich dorthin zu begeben. Die
Fahrt wiid durch Mittelmeer und Suezkanal gehen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 10. Januar.
^ Vermißt. Seit 7. Januar d. I. wird die Ehefrau des
Bierbrauers Ulrich Jung von Edingen vermißt. Die Genannte,
welche am Freitag den 6. d. Ms aus der hiesigen Universitäts-
Zrrenklinik entlassen wurde, befand sich zuletzt bei Frau Fehren-
bacher dahier, Apothekergasse 7, in Verpflegung. Sachdienliche
Mitlheilungen über den Verbleib der Ulrich Jung Ehefrau wollen
an Großh. Bezirksamt gerichtet werden. Das Signalement der
Vermißten ist: Alter: 32 Jahre, Statur: schlank, Haare: blond.
H Zauber-Vorstellungen. Heute und morgen wird der
Zauberer und Bauchredner Prof. Böning im Saale des
Bürger-Casinos Vorstellungen geben. Nach den vorliegenden
Berichten muß Herr Böning ein wahrer Tausendkünstler sein.
So nennt ihn der Pf. K. einen neuen Cagliostro und bemerkt
u. A.: „Ein thatsächlich berufener Jünger der schwarzen Kunst
ist Herr Professor Böning, er bringt so ziemlich Alles für seinen
sehr Vieles erfordernden Beruf mit. Die Vorträge im Bauch-
reden, die Herr Professor Böning hält, erschüttern nicht nur sein
Zwerchfell, sondern auch das der Zuhörer. Die Glanzleistungen
sind seine Geistererscheinungen. Wer einmal von Herzen lachen
will, besuche seine Vorstellung."
** Hausverkauf. Das Herrn Baumeister PH. Ueberle gehö
rige Haus Rohrbacherstraße 27 ging um den Preis von 89000
Mark in den Besitz der Frau Jakob Künzler Wwe. über.
A- Aus dem Stadttheil Neueuheim. Nach einer dem Vor-
stand des Vereins Neuenheim zugegangenen Mittheilung der
Direktion der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft ist dieselbe vom
Aufsichtsrath der Gesellschaft ermächtigt, mit den staatlichen Auf
sichtsbehörden, dem Stadtrath und den Interessenten in Ver-
handlungen einzutreten bezüglich der Herstellung einer besseren
und zeitgemäßeren Verkehrseinrichtung vom Bismarcksplatz nach
Neuenheim und Handschuhsheim. Es ist in Aussicht genommen,
neben dem Dampfbetrieb den Verkehr durch Motorwagen,
welche in kurzen Intervallen laufen sollen, zu bewerkstelligen.
Mit dieser Einrichtung würde einem längst empfundenen Bedürs
niß Rechnung getragen werden. Durch die Herstellung dieser
Verkehrsgelegenheit wird dem Aufblühen des Stadttheils Neuen-
heim in jeder Beziehung Vorschub geleistet. Mögen die Be-

Wer sich rasch über Richard Rothe, dessen Gedächtnißfeier am
9. Februar von der Universität und der evang. Gemeinde Heikel
berg begangen wird, informiren will, lese diese Broschüre. Holtz-
mann gibt hier in anschaulicher Darstellung eine Skizze des
Lebensganges Rothes, der ihn von seiner Heimath in Posen als
Student nach Heidelberg und Berlin, als Gesandtschaftsprediger
nach Rom, als Lehrer an das theol. Seminar nach Wittenberg, als
Professor der Theologie nach Bonn, von 1837—1843 und
1854—1867 nach Heidelberg geführt, zeichnet das reichgesegnete
Wollen, Wirken und Kämpfen des bedeutenden Gelehrten, gibt
ein möglichst getreues Bild der eigenartigen, gewinnenden
Persönlichkeit des geistreichen, charaktervollen, frommen Mannes,
die so mächtig und unwiderstehlich auf seine Zeitgenossen gewirkt
und würdigt zum Schlüsse die Bedeutung RorheS für die theolo-
gische Wissenschaft und für die kirchenpolitische Entwicklung der
badischen evang Kirche. Den Werth der Broschüre erhöhen
3 interessante Beilagen, Arbeiten Rothes, die noch heute von
allgemeiner Bedeutung sind: 1. die geistvolle Predigt vom
S. Sonntag n. Trin. bei dem akadem. Gottesdienst in Heidelberg
über „den Kampf zwischen Glauben und Unglauben an Jesum
in den Herzen der Kinder unserer Zeit", in der Rothe „ein
Programm seines Lebens und Wirkens" dargelegt; 2. der von
Rothe verfaßte Theil des im „Schenkelstreit" vom badischen
Oberkirchenrath veröffentlichten Erlasses vom 17. August 1864,
in dem Rothe mit aller Entschiedenheit für das Recht der freien
Forschung eintrat; und 3. die Thesen zu dem von Rothe auf
dem ersten deutschen Protestantentag in Eisenach 1865 gehaltenen
Vortrag „durch welche Mittel können die der Kirche entfremdeten
Glieder ihr wieder gewonnen werden?" Die Broschüre verdient
um ihres reichen Inhaltes willen weiteste Verbreitung. R
—Z Stadt und Land in ihrem Einfluß auf die Volks-
entwicklung macht Dr. Tschicrschky zum Gegenstand einer Unter,
fuchung, die wir in der soeben erschienenen Nummer 2 der
Frankfurter Wochenschrift Die Umschau finden. Der
interessante Aufsatz kommt zu dem Schlug, daß die steigende
Bedeutung der Städte keine Besorgnisse für eine Degeneration
des Volkes bietet. In derselben Nummer verbreitet sich Paul
Schultze-Naumburg über das moderne Haus. Dieser Aussatz ist
reich illustrirt. Karl Lory berichtet über die neuesten Fortschritte
auf dem Gebiete der Kulturgeschichte. Von Naturwissenschaft,
lichen Beiträgen nennen wir einen sehr lesenswerthen Aufsatz
über die allgemeinen Eharakterzüge der lebendigen Substanz,
einen Beitrag über wasserspendende Lianen, auf dem Gebiete der
Geographie und Völkerkunde finden wir einen Bericht über den
weiteren Verlauf der deutschen Tiefsee-Expedition und die Wieder,
gäbe von Piktographten eines bäuerlichen WirthschaftskalenderS
von 1786. Bücherbesprechuugen und eine Zeitschriftcnschau be,
schließen die sehr reichhaltige und vielseitige Nummer.

mühungen des Vorstandes des Vereins Neuenheim auch nach
dieser Richtung hin vom besten Erfolg begleitet sein.
d) Schöffengerichtssitzung vom 9. Jan. 1) Barbara Windisch,
Cigarrenmacherin in Kirchheim, erhielt wegen Unterschlagung
2 Tage Gefängntß, 2) Ludwig Adam Lepv, Maurer dahier,
wegen Körperverletzung 10 Tage Gefängniß, 3) Matthäus Krapp,
Schreiner hier, wegen Körperverletzung 10 Tage Gefängniß.
4) Die Verhandlung gegen Wenzeslaus Schmich, Steinbrecher
in Dossenheim, wegen Körperverletzung wurde vertagt. 5) Alexander
Stoll, Kaufmann dahier, erhielt wegen Bedrohung, Hausfriedens-
bruchs und Vergehens gegen 8 183 R.St.G.B. eine Geldstrafe
von 100 6) Friedrich Mack, Eisendreher in Kirchheim, wegen
Körperverletzung und Bedrohung 14 Tage Gefängniß, 7) Johann
Breihof, Cementarbeiter in Leimen, wegen Körperverletzung
2 Wochen Gefängniß, 8) Heinrich Kühni, Fabrikarbeiter in Kirch-
hcim, wegen Körperverletzung 1 Monat Gefängniß.
- Polizeibericht. Gestern Nachmittag fiel in der Kaiserstrabe
ein Taglöhner, der an einem Neubau beschäftigt war, etwa vier
Meter hoch von einer Leiter herab und blieb bewußtlos liegen;
er hatte sich am Kopfe eine Verletzung zugezogen und mußte
in's akademische Krankenhaus verbracht werden; die Verletzung
soll jedoch nicht lebensgefährlich sein.
-mbr. Schöna« (A. H.), 9. Jan. Der hiesige „Singverein"
hatte am gestrigen Sonntage im Gasthaus zum Ochsen eine ebenso
hübsche wie originelle Weihnachtsfeier veranstaltet, die sich, wie
immer, eines zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. Gut ein-
studirte Musik- und Gesangsvorträge wechselten in rascher Folge
miteinander ab. Auch ernteten einige Kouplets lebhaften Beifall.
Zuletzt trat der Tanz in seine Rechte, und erst die vorgerückte
Morgenstunde schloß das hübsch verlaufene anmnthige Fest. —
Unter der hiesigen Kinderwelt ist die mit Recht für das Kindes-
alter so gefürchtete Diphtherie ausgebrochen. Gott sei Dank
sind bis jetzt nur wenige Sterbefälle vorgekommen. Das in
jetziger Jahreszeit so unbeständige Wetter schafft leider der heim-
tückischen Krankheit nur günstige Bedingungen.
-ff Neckarsteinach, 9. Jan. Die genern bei Kamerad Diemer
abgehaltene General-Versammlung des hiesigen Krieger-
vereins nahm einen glatten Verlauf. Anwesend waren etwa
50 Mitglieder. Bei dem Rückblick aus das verflossene Vereins-
jahr erwähnte Kamerad Chelius die schweren Verluste, welche
der Verein durch den Tod von 4 im rüstigsten Mannesalter
stehenden Mitgliedern erlitten hat. Die Nechnungsablegung ergab
ein Defizit von ungefähr 56 das durch außergewöhnlich viele
Krankenunterstützungen und Stcrbefälle verursacht worden ist.
Mitglieder zählt der Verein über 100. Das Vereinsoermögen
beträgt über 2000 Bei der Ergänzungswahl des Vorstandes
wurden die beiden ausschetdenden Mitglieder Joh. Heidcnreich IV.
und Joh. Bock durch Vorschlag wieder gewählt.
Eberbach, 9. Jan. Nach der Eberb. Z. wird znm 1 Februar
in hiesiger Stadt wieder ein Steuercommissariat gebildet werden.
Eine längere Reihe von Jahren war der Bezirk Eberbach dem
Steuercommissariat Mosbach zugetheilt.
-st Schwetzingen, 7. Jan. An Stelle des bisherigen Ge-
meinderaths Glaser Zahn wurde heute Brauereibesitzer Martin
Kleinschmitl mit 41 von 60 abgegebenen Stimmen gewählt.
17 Stimmen fielen auf Baumeister Christian Wipfinger, 2 auf
Fr. Brixner. Das Gesammtergebniß der im December v. I.
vorgenommenen Viehzählung im diesseitigen Amtsbezirk
ist folgendes: Pferde 1768, Rindvieh 7068, Schweine 10934,
Ziegen 5579, Schafe 14, Gänse 7609, Hühner 32 958, Enten
864, Tauben 8766, Hunde 764, Bienenstöcke —. Das gelinde
Wetter, wir hatten nur zweimal vorübergehend Schneefall
und nur einige Tage 5 Gr. Kälte, fängt bereits an sich geltend
zu machen. An geschützten Stellen im Schloßgarten beginnt schon
das Blattgrün hervorzutreten.
L. U. Friedrichsfeld. 9. Jan. Gestern Abend V-11 Uhr kam
der Obmann der Rungirer, Maaß, unter einen Güterzug,
wobei ihm der rechte Arm oben am Gelenk abgefahren wurde.
Aerztliche Hilfe konnte demselben von einem zufällig anwesenden
Arzte sofort zu Theil werden.
ff Mannheim, 8. Jan. Der Handfertigkeitsunterricht an der
hiesigen Volks- und Bürgerschule wird von Ostern an insofern
eine bedeutende Erweiterung und Förderung erfahren, als von
diesem Termin an ca. 200 Schüler an demselben sich betheiligen
werden, und die eigens zu Zwecken dieses Unterrichts mit allem
Röthigen aufs beste ausgestatteten Werkstätten im Neubau L 5
in Benutzung genommen «erden. Der Unterricht wird gratis
ertheilt; die Schüler leisten nur für Material einen Beitrag von
4 per Jahr; er erstreckt sich auf Holzschnitzerei, Papp- und
Hobelarbeiten, letztere für die Schüler der zwei obersten Schul-
jahre.
6.6. Karlsruhe, 8. Jan. Der Weihnachts - und Neu-
jahrsverkehr erreichte bei den drei Postämtern der Stadt
Karlsruhe wiederum einen coloffalen Umfang, so daß das Per-
sonal um 136 Köpfe verstärkt werden mußte. Ein merkwürdiger
Zufall fügte es, daß in der Zeit vom 16. bis 25. ebeusoviele
Packetsenoungen (27097 Stück) zum Versandt aufgegeben wurden,
als zur Bestellung und Abholung eingingen. In der Zeit vom
27. bis 31. December wurden hier insgesammt 509820 Post-
werthzeichen verkauft, darunter 275075 Freimarken zu 3 Pfg.
An Briefsenduugen sind in der Zeit vom 31. December bis
2. Januar 603772 Stück eingegangen, darunter 116 930 Stadt-
briefsendungen. Als eine respektable Leistung der Postbeamte n
muß es bezeichnet werden, daß diese Unmenge von Neujahrs-
briefen bereits am 3. Januar Vormittags vollständig be-
fördert war.
6.6. Karlsruhe, 9. Jan. (Schwurgericht.) Der 20 Jahre
alte Maurer Ludwig Rihm vou Mörsch tödtete am 10. Oct.
v. Jahres den 17jährige» Maurer Titus Lurkhärdt durch einen
Messerstich ins Herz. Der Angeklagte machte am genannten
Tage mit mehreren Kameraden „Blauen" und vollführte die Thal
in angetrunkenem Zustand ohne jeden Anlaß. Urtheil: 1'/-Jahre
Gefängniß.
6.6. Dürrhei«, 8. Jan. Salineninspektor Dr. Buchrucker,
der im Auftrag einer Anzahl Industrieller im Mai v. I. nach
Kiautschou ging, um die Kohlenfelder von Schautu ng
einer fachmännischen Prüfung zu unterziehen, ist von seiner Reise
zurückgekehrt.
— Dtenstnachrichten. Prof. Dr. Fleiner, vom Landwehr-
Bezirk Heidelberg, wurde der Abschied bewilligt. Die Unterärzte
der Reserve Fetdbausch und Dr. Eckardt, vom Landwehr
Bezirk Heidelberg, wurden zu Asststenz-Aerzten befördert.

Leistungen und Fortschritte der Chirurgie. Er hat eine größere
Anzahl chirurgischer Schriften veröffentlicht.)
— Geestemünde, 2. Jan. In der hiesigen F i s ch au kt i on s-
Halle wurden laut Franks. Zeitung im vergangenen Jahre
W 698 815 Pfund Fiscbe zum Preise von 3 459 903 Mk. verstei-
gert, gegen 26961765 Pfund zum Preise von 2897 897 Alk. im
Jahre 1897. Die Fischzufuhr ist also um rund 1,7 Mill. Pfd.
und der Erlös um 562 OM Mk. gestiegen. Auf dem Markte
Bremerhaven wurden 6 030 647 Pfd. Fische angebracht und da-
für 729 946 Mk. erzielt.
— Der große Zeitungskatalog und Ins erttonskale nd er
für 1899 der Annoncen Expedition Rudolf Masse enthält
ein reiches Material von Anzeigenentwürfen, bei deren dekorativer
und illustrativer Ausstattung die Vorzüge der modernen Kunst-
richtung und Zeichentechnik vielfach verwcrthet sind; außerdem
ein vollständiges Verzeichniß sämmtlicher Zeitungen und Fach-
blätter Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz, sowie aller
wichtigen Blätter des übrigen Auslandes. Was die äußere
Ausstattung des Zeitunqskataloges anlangt, so ist die beifällig
aufgenommene Form einer Pultmappe mit Schrctbkalender für
alle Tage des Jahres, unter Verwendung eines neuen und
eigenartigen Einbandes, beibehalten. Seinen Zweck, den Inserenten
nach jeder Richtung hin zu berathe», gleichzeitig aber ein für
den täglichen Gebrauch bestimmtes Handbuch auf jedem Schreib-
tisch zu sein, erfüllt der Katalog in vollstem Maße.
— Mißverstandene Absicht. Ein „Sonnenbruder" stand an
einem der Kanäle, welche die Stadt Hamburg durchziehen. Nach-
denklich drehte er ein schon wieder 'mal letztes Zehnpfennigstück
zwischen den Fingern. Ein grausames Mißgeschick wollte es,
daß das Geldstück seinen Fingern entglitt und ins Wasser fiel.
Melancholisch blickte er dem verlorenen Freunde nach, um dann
in die nachdenklichen Warle auszubrechen: „Junge, Junge, Junge!
Versupen wull ick Di — aber so nich!"

Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 10. Jan. (Stadttheater.) In der morgen
stattfindenden Aufführung der Oper „Der Freischütz" wird als
Agathe eine junge Sängerin, Fräul. Bouchs, dcbutiren, deren
Engagement für nächste Saison in Aussicht genommen wurde.
„Aennchen" wird zum ersten Male von Fräul. Mascha gesungen,
in den anderen Partien sind beschäftigt die Herren Diener,
Gabelmann, Geißler, Görger, Murauer und Rogier.
Karlsruhe, 7. Jan. Dem Schwäb. Merk, wird von hier ge-
schrieben: Wie verlautet, soll demnächst an unserer Hofbühne als
„Hero" in Grillparzers „Des Meeres und der Liebe Wellen"
eine junge Kunstnovize, Frl. Heinrich aus Heidelberg, gastiren,
eine Tochter des durch sein dramaturgisches Geschick in weiteren
Kreisen bekannten und angesehenen Leiters des Heidelberger
Stadtiheaters.
Darmstadt. (Großh. Hoftheater.) Mittwoch, 11. Januar:
Zam ersten Male: „Im Fegefeuer". Donnerstag, 12.Jan.: „Der
Burbier von Sevilla". Freitag, 13. Jan.: „Das Erbe".
Frankfurt. Opernyaus. Dienstag, 10. Jan.: „Aida".
Mitlwoch, 11. Jan : IV. Abonnement-Concert unter Leitung des
Kapellmeisters Dr. Ludwig Rottenberg und unter Mitwirkung
der Frau Soldat Roeger und des Herrn v. Bandrowski. Donners-
tag, 12. Jan.: „Der Wildschütz". Freitag. 13. Jan.: Gastspiel
des Herr» Lassalle von der großen Oper in Paris: „Margarethe"
(Mephisto : Herr Lassalle). Samstag, 14. Jan., Nachm. 3 V, Uhr:
„Aschenbrödel". Abends 7 Uhr: „Martha". Sonntag, 15. Jan.,
Nachm. 3'/j.Uhr: „Aschenbrödel". Abends 7 Uhr: „Walküre"
(Brünhilde: Frl. Materna vom Stadttheater in Mainz als Gast).
Montag, 16. Jan.: Letztes Gastspiel des Herrn Lassale: „Don
Juan" iDon Juan: Herr Lassalle, Donna Anna: Frau Kaschowska
vom Hofiheater in Darmstadi). — Schauspielhaus: Diens-
tag, 10. Jan.: „Das Vermächlniß". Mittwoch, 11. Jan.: „Faust".
Donnerstag, 12. Jan.: „Zaza". Freitag, 12. Jan.: „Stützen
der Gesellschaft". Samstag, 14.Jan.: Zum ersten Maie: „Fuhr-
mann Henschel". Sonntag, 15. Jan., Nachm. 3'/s Uhr: „Das
Erbe". Abends7 Uhr: „Fuhrmann Henschel". Montag, 16. Jan.:
„3«za".

Kleine Zeitung.
Speyer, 8. Jan. Eine große Notabelnversammlung beschloß
heute unler Vorsitz des Regierungspräsidenten Frhrn. v. Welser,
hier in Speyer ein historisches Museum für die Pfalz zu
erbauen. Die Stadt schenkt den Bauplatz.
— Mülhausen i. E., 6. Jan. In der Nacht vom 13. bis
14. November v. I. hat, wie seinerzeit berichtet wurde, ein
Rekrut aus Mannheim in der Kaserne des 112. Inf.
Regts. einen Gefreiten erstochen. Der Gefreite und einige seiner
Kameraden hatten ihm aus kleinlicher Ursache eine Tracht Prügel
versprochen und kamen in jener Nacht mit bedrohlichen Geberden
in die Schlafstube des Rekruten, der aus Nothwehr gehandelt
haben will. Das Kriegsgericht hat sich mit der Sache
bereits beschäftigt und soll gegen 14 betheiligte Soldaten auf
Arreststrasen von 2 bis 8 Wochen erkannt haben. Gegen den
Rekruten selbst ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Wie
der Expreß wissen will, seien alle Offiziere und Unteroffiziere der
Kompagnie versetzt worden.
— Hochschulnachrichte«. Berlin, 9. Januar. Der Geh
Medizinalrath Prof. Dr. Ernst Julius Gurlt, außerordentlicher
Professor der Chirurgie, ist gestorben. (G„ geb. 1825 in Berlin,
war ständiger Schriftführer der deutschen Gesellschaft für Chirurgie
Mitherausgeber von Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie
und Miiredakteur des Virchow'schen Jahresberichts über die

Handel und Verkehr.
Mannheim, 9. Jan. (Aktien.) Oberrh. Bank 124 — G.
Rhein. Creditboak 143.50 G. Rhein. Hypothekenbank 164.50 G.
Heidelberger Aktienbrauerei 137.— B. Schrödl'sche Brauerei-
Äklien 141.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg 160.— G.
Frankfurt, 9. Jan. Effekt ensocietät. Abends 6'/« Uhr.
Oesterr. Creditaktien 224 80—60 b. Diskonto-Kommandit 196.50 b.
Darmstädter Bank 153.70 b. Banque Ottomane 109.50 b.
Effeftenbank 122 b. G. Handelsgesellschaft 166.20 b. Reichsbank
166.50 b. G. Oesterr. Staatsbahn 153.80—60 b Lombarden
27 b. Northern 77.50 b. Gotthard 159.70 b. G. Schweizer
Central 153.70 b. Schweizer Nordost 110 30—20 b. G. Schweizer
Union 81.60 b. G. Jura-Simplon 91 b. 3Cpt. Portugiesen
23 60 b. 3pCt. Mexikaner 24.70 b., 5pCt. dto. 97.50 B. 40 G-,
6pCt. dto. 99.10 b. G. 4pCt Spanier 46.30 b. Italiener 93 B.
92.90 G. Türken C. 27.>0 b. 6pCt. Buenos 41.30 b. G. 89er
Portug. E.-B.-Obl. 2. Rang 2l.50 b. G. Harpener 176.80 B.
70 G. Hibernia 186.80 B. 70 G. Oberschles. Eisen 146.60 b.
Elektr. Unlernebmnngen Frankfurt a. M. 136 b. G.
6V.—6>/s Uhr: Northern 77.30.
Bet stillem Verkehr erfuhren die Mittags-Schlußkurse wenig
Veränderung.
Frankfurt, 9. Januar. Heidelberger Obligationen 3'/zpEt.
von 1894: 99.- P.
Mannheim, 9. Jan. (Produktenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen Pfälzer 18.— bis —, Norddeutscher 18.— bis —,
Azima 18.50 bis 19.50, Theodosia 19.75 bis 20.50, Saxonska
bis Girka 18.25 bis 19.25, Taganrog bis
—, rumänische 18.50 bis 19.50, amerikanische Winter 18.25
bis 18 50, Amerika«. Spring 18— bis 18.25, Walla-Walla
18.— bis 18.25, Milwaukee —.— bis —.—. Kalisornier —
bis —.—, La Plata 18.— bis —.—, Kernen 1825 bis —
Roggen Pfälzer 16.25 bis russischer 16 50 bis 16.75,
Gerste hies. Gegend 17.— bis 17.50, pfälzer 17.76 bis 18.25,
Futtergerste 12 50 bis-, Hafer Bad. alter 15.25 bis 15.75,
neuer —.— bis —, Russischer 15.50 bis 16.75, Norddeutscher
—- bis —, Mais Amerikan. mixed 11.75 bis —.—, Mais
Donan —bis —.—, Kohlreps deutscher neuer 24.50 bis
25—, Wicken 16.50 bis —. Roth Kleesamen 100.- bis 105.—.
Amerikaner —.— bis —.—, Lncerne 85.— bis 86.—, Provence
116-— bis 125.—, Esparsette 27.— bis 28.—, Leinöl mit Faß
41.50 bis —, Rüböl mit Faß 58.— bis —, Petroleum
mit Faß fr. mit 20 Tr. 2325 bis —, Petroleum 10 000
22.50 bis —, Sprit versteuert 114.50 bis ——, 70er un-
versteuert 29.— bis —.
Weizenmehl 00 0 1 2 3 4
30.- 28 - 26.- 25.— 24.— 21.—-
Roggenmehl 0: 26.—, 1: 23.—.
Tendenz: Weizen eher etwas schwächer, Roggen fest, Gerste
unverändert, Hafer fest, Mais ein Bruchtheil niedriger.
Tabak. A Vom Han au erlaub. 8. Jan. Gestern
endlich wurde der Anfang im Tabakgeschäft gemacht; eS
schien fast zu heißen: Aller Anfang ist schwer. Denn schon vor
6-8 Wochen stellten sich Händler ein. um zu sondiren und die
Waare zu besichtigen, aber Angebot erfolgte keines, bis gestern
der Centner mit 27 Mk. verkauft wurde. Wir dürfen wohl an-
nehmen, daß nun während der kommenden Tage der ganst
Vorralh aufgekauft sein wird. Abgehängt ist es in einzelnen
Orten ganz, in anderen mindestens zur Hälfte. Die Dachkäust
werden diesmal so ziemlich ausgeschlossen sein. ^
Schiffsnachrichten. Norddeutscher Lloyd in Breme«
(Agenturen in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1, uN",
C. Haas, Hirschstraße 13.) Angekommen find folgende Dampft^
„Wartburg" am 6. Januar in Oporto, „Prinz Heinrich" n>n
 
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