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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0052
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Es wirft sich nun vor Allem die Frage auf, kann ein einziger
großer Saal allen hiesigen Ansprüchen genügen.
Zur Beantwortung dieser Frage halten wir Umschau in
anderen Städten und da finden wir, daß allgemein neben dem
Concertsaal für akademische, klassische Musikaufführungen und
für Bälle meist noch ein viel größerer Festsaal vorhanden ist
(Mainz, Stuttgart re.), und bei reiflicher Prüfung dürfte für
Heidelberg nur eine ähnliche Lösung möglich sein.
Soll hiefür das Museum in Betracht kommen, so erscheint
es nur praktisch, die Bedürfnißfrage hiesiger Stadt zuerst zu
erörtern.
In erster Reihe fehlt ein genügend großer Concertsaal für
die musikalischen Aufführungen des Bachvereins, des Lieder-
kranzes und für die Aufführungen bedeutender auswärtiger
Künstler. Die Ansprüche an diese Concerte, besonders des Bach-
vereins, sind so gestiegen, daß den gewachsenen Ausgaben
gegenüber erhöhte Einnahmen in gleicher Proportion nicht erzielt
werden können. Der jetzige Museumssaal ist durch das immer
mehr vergrößerte Podium in seinen Raumverhältnissen so beengt
worden und durch die volle Besetzung so heiß, daß sich Viele
den Besuch der Concerte versagen müssen. Dagegen aber sind
der Größe eines Concertsaales für hiesige Verhältnisse gewisse
Grenzen gesteckt, da bei zu großer räumlicher Bemessung unser
städtisches Orchester nicht mehr ausreicht und auch die Stimmen
vieler Sänger nicht mehr genügen. In dieser Richtung können
deshalb die Bemessungen größerer Städte mit Orchestern von
8(1 Ausführenden und darüber nicht in Betracht gezogen werden.
(Schluß folgi.)

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 14. Januar.
A Vortrag. Der Ankündigung in seinem Wtnterprogramm
entsprechend veranstaltet der Kaufmännische Verein morgen
Sonntag einen Vortrag für seine Lehrlingsmitglieder. Als Red-
ner ist hierfür Herr Professor Dr. Th. Lorenzen gewonnen,
und wird derselbe den kürzlich im Militär-Verein mit großem
Beifall gehaltenen Vortrag über: „Die Belagerung Heidelbergs
im Jahre 1622 wiederholen. Zu dem Vortrag sind außer den
Mitgliedern des Kaufmännischen Vereins auch Gäste willkommen,
es ist also auch Nichtmitgliedern Gelegenheit geboten, dem Vor-
träge beizuwohnen. Hoffen wir, daß viele unserer Mitbürger die
Gelegenheit benutzen, sich über ein wichtiges Ereigniß aus der
Geschichte unserer Vaterstadt berichten zu lassen!
O Kunstverein. In dieser Woche ist wieder eine Anzahl
von Gemälden angekommen, darunter drei große, ganz besonders
beachtenswerthe. Erstens von Carl Ehrenberg-Dresden ein
figurenreiches Gemälde „Aegir". (Nordlandfahrer im Kampfe
mit den Elementen, mit Sturm. Seenixen und Tritonen, denen
Aegir zur Rettung erscheint.) Dan» von Robert Friese-Berlin:
„Auf Tod und Leben" (kämpfende Elchhirsche im Walde) und
von G. Chierici-München ein reizendes Genrebild: „Wie wird
das enden?" Wir dürfen diese drei Gemälde als ganz hervor-
ragende Leistungen bezeichnen. A. Kozakiewicz, H. W. Kröh
und E. Kirchner sind mit Genre und Landschaft vertreten;
«in gutes Seestück sandte F. v. Kleudgen, während Lazarowicz
und einige Künstlerinnen Stillleben und Blumenstöcke anSstelleu.
Auf drei plastische Werke von Bildhauer G. Heß hier sei be-
sonders aufmerksam gemacht. Die beiden bedeutenden Gemälde
von August Wolf-Venedig, Allegorien und Waldpoesie, sind
morgen zum letzten Male ausgestellt; es wird auch mit den
neu ausgestellten Bildern ein rascher Wechsel eintreten, weil schon
wieder ganze Kollektionen zur Ausstellung vorhanden oder ange-
meldet sind.
* Das Romanfeuilleton mußte heute Raummangels wegen
wegbleiben.
— Polizeibericht. Verhaftet wurden gestern eine Mannsperson
wegen Bettelns, zwei Frauenspersonen wegen Umherziehens und
ein Taglöhuer wegen Diebstahls.
D Dossenheim, 13. Jan. Das von der Gemeinde Dossenheim
erstellte neue Porphyr werk mit den beiden Drahtseilbahnen
ist jetzt so ziemlich fertig gestellt. Das ganze Werk ist eine
Musteranlage zu nennen und Maschine, Brechapparate, sowie die
beiden Drahtseilbahnen funktioniren vorzüglich. Beide Firmen,
sowohl diejenige, welche die große Dampfmaschine sammt elek-
trischer Maschine, als diejenige, welche die beiden großen Draht-
seilbahnanlagen errichtet und erstellt haben, verdienen alle An-
erkennung. Die ganze großartige Anlage, sowohl die an der
Bergstraße, als auch die im Bruche selbst, ist nach dem neuesten
System errichtet, dauerhaft erstellt und alles zur größten Be-
quemlichkeit eingerichtet. Das ganze Werk, sowohl im Bruche
selbst als auch an der Verladestelle an der Bergstraße, wird
elektrisch beleuchtet. Das elektrische Licht, von der Maschine
selbst erstellt, soll für den nächsten Winter auch in das Dorf
geleitet werden und zur Ortsbeleuchtung dienen; auch sollen nach
Wunsch Hausbeleuchtungen eingerichtet werden. Steinmatertal
Wird jetzt mit Hilfe der großen Maschine und der Brechapparate
in Masse hergestellt, verladen und versendet. Die Anlage selbst
ist sehenswerth und dürfte es keinen Besucher gereuen, dieselbe
in Augenschein genommen zu hoben.
L. dl. Petersthal, 14. Jan. Der wegen Meineidsverdacht in
Untersuchungshaft genommene Taglöhner Anton Müller von
hier hat sich in Mannheim in seiner Zelle erhängt.
8. di. Eberbach, 14. Jan. Gestern Abend um 8 Uhr verließ
die etwa 6(1 Jahre alte Ehefrau des hiesigen Polizeidieners
Dietz ihre Wohnung, ohne wieder zurückzukehren. Heute Mor-
gen fand man die Bedauernswerthe, die in letzter Zeit an
Schwermuth litt, im Neckarhafen als Leiche.
hü Waldmichelbach, 12. Januar. Eine Lothringen'iche Berg-
werksgesellschaft, welche bereits vor Jahren Muthung auf Mangan-
erz hier eingelegt hat, wird mit Beginn des Frühjahrs mit einer
großen Anzahl von Arbeitern ein Bergwerk eröffnen. Dies
wäre also der erste Erfolg unseres Bahnbaues. Wie ferner be-
richtet wird, soll auch das Bergwerk hier, welches seit zwei Jahren
seinen Betricd eingestellt hat, wieder in Betrieb gesetzt werden,
sobald der Babnbau vollendet ist.
*** Vom Odenwald, 13. Jan. Die ersten Frühlings-
boten, die Staare. sind bereits seit einigen Tagen allenthalben
sichtbar. Wenn diese kecken Vögel ihre Voreiligkeit nur nicht be-
reuen müssen; denn doch gar leicht können sie durch eintretende
Kälte wieder zum Rückzug gezwungen werden.
K Weinheim, 14. Jan. Zum zweiten Male getraut
— und zwar mit ein und demselben Manne — mußte vor einigen
Tagen die Tochter des Herrn Bürgermeisters Helfrich im be-
nachbarten Unterabtstcinach werden. Das fragliche Ehepaar trat
nämlich vor mehr als zwei Jahren in aller Form in die Ehe.
Bei der unlängst erfolgten Revision der Standesamtsakten aber
wurde ein Formfehler entdeckt, worauf eine abermalige Trauung
gerichtlich verfügt wurde, so daß alsdann in aller Stille der
feierliche Akt wiederholt wurde.
Mannheim. 13. Inn. In der großen Sackdieb st ahls-
Affatre ist die Voruntersuchung immer noch nicht abgeschloffen,
indem weitere Diebe und Hehler in letzter Zeit ermittelt wurden.
Znsgesammt sollen sich nicht weniger als achtunddreißig Be-
schuldigte in Untersuchungshaft befinden. Weitere Verhaftungen
stehen bevor. Unter diesen Umständen mußte der ursprünglich
auf den 12. d. Mts. festgesetzte Hauptverhandlungstermiu auf
unbestimmte Zeit vertagt werden.
ff Mannheim, 13. Januar. (Strafkammer.) 1) Wegen
Zweikampfs standen die Studenten der Medizin Louis Schlüter,
21 Jahre alt, von Görlitz, wohnhaft in Heidelberg, und Ernst
Amels, 24 Jahre alt, von Krefeld, wohnhaft in Würzburg,
wegen Beihilfe der 86 Jahre alte Bäcker und Restaurateur Josef
Er lew ein von Duttenberg, wohnhaft in Heidelberg, und wegen
Kartelltragens der 23 Jahre alte oaoll. msä. Adolf T r e n kl ein
von Würzburg unter Anklage. Der Angeklagte Amels kam im
Sommer 1897 in Würzburg auf eine Kegelbahn, wo Schlüter,
den er nicht kannte, mit einer geschlossenen Gesellschaft kegelte.

Schlüter ließ den angekneipten Amels zuerst durch eine Kellnerin,
dann durch den Wirth auffordern, das Lokal zu verlassen. Amels
that dies schließlich auch, indem er bemerkte, er wolle mit einem
so syphilitischen Kerl nichts zu schaffen haben. Schlüter eilte
Amels darauf nach und ohrfeigte ihn- Am andern Tag erhielt
Schlüter durch den Mitangeklagten Trenklein eine Forderung auf
Säbel unter schweren Bedingungen. Das Duell kam. nachdem
ein Versöhnungsversuch vor einem Ehrengericht ohne Erfolg ge-
blieben war, infolge verschiedener Umstände erst am 28 Juli v. I.
zu Stande. Angeblich weil ein anderes Lokal nicht aufzutreiben
war, trat man im Keller des Erlewein'schen Restaurants „Zur
Philosophenhöhe" zur Mensur an. Da die Kellerfenster nur un-
genügende Helle verbreiteten, wurden zwei Petroieumlampen an
die Wand gehängt. Nach Aussage der Angeklagten soll die Be-
leuchtung alsdann genügt haben. Im dritten oder vierten Gang
endete das Duell mit der Abfuhr Schlüters, der einen Hieb über
die linke Gesichtshälfte erhalten hatte, wobei auch das linke Auge
verletzt worden war. Die Sehkraft desselben wurde infolge Ein-
tritts des Wuadstaars auf ein Minimum eingeschränkt, dürfte
aber, wie der medizinische Sachverständige ausfühctc, durch eine
Perforation der Membrane zum größten Theil wieder gewonnen
werden. Schlüter wurde zu 4 Monaten, Amels, den das Gericht
als den schuldigen Theil bezcichnete, zu 6 Monaten, Treuklein
zu 10 Tagen und Etlcwein zu 24 Tagen Festungshaft ver-
urtheilt. 2) Wegen Vergehens gegen die Wehrpflicht erhielt der
Bäcker Wilhelm Häußler von Sinsheim eine Geldstrafe von
160 Mk. oder 32 Lage Gefängnis;. 3) Am 3. September v. I.
blieb ein Wagen des Steinbruchbesitzers Stöhr von Dossenheim,
der mit 80 Zentner Steinen beladen war, als er aus dem Wege
zu dem in der Nähe von Haudschuhsheim gelegenen Neubau der
Federhalterfabrik das Geleise der Nebenbahn passirte, mit den
Vorderrädern im Ackerfeld stecken, sodaß der hindere Theil des
Wagens das Geleise versperrte. Als die Söhne Sröhrs, Adam
und Peter, kurz darauf das Läutesignal des aus Handschubsheim
ausfahrenden Arbeiterzuges der Nebenbahn hörten, sprangen sie,
da der Lokomotivführer in der heranbrechenden Dämmerung den
Wagen möglicherweise nicht sehen konnte, dem Zuge auf 120 b-zw.
70 Meter entgegen und schrieen Halt! Halt! es steht ein Wagen
im Geleise. Ob nun der Lokomotivführer, Peter Salbinger
aus Großsachseu, zuerst glaubte, man wolle ihn foppen, oder ob
er nicht Geistesgegenwart genug besaß, um sofort zu bremsen,
sei dahingestellt, der Zug wurde erst zum Stehen gebracht, als
er schon den Wagen erfaßt und in Trümmer gefahren hatte.
Nach dem Gutachten des Betriebsleiters der Nebenbahn, Reitl,
konnte der Zug auf 35, schlimmsten Falls auf 50—60 Mir. zum
Halten gebracht werden. Die Fähigkeit, rasch zu bremsen, hänge
von der Individualität des betr. Führers ab. Salbinger gab
heute an, das erste Haltrufen habe er vernommen, als er nur
mehr 45 Meter von der Unfallstelle entfernt gewesen sei, er habe
sofort gebremst, aber die Maschine sei infolge des schweren
Zuges noch weitergerutscht. Nach den Aussagen der Zeugen ist
dies nicht richtig. Nach dem Unglück hat er bezeichnender Weise
zu Peter Stöhr geäußert: „Ich Hab' gemeint, der Kerl lhät
dummes Zeug machen. Ueberhaupt kann ich nicht auf Jeden
hören und wegen jedem Dreck halten." Der Staatsanwalt hob
hervor, daß gerade eine auf freier Landstraße fahrende Bahn zu
doppelter Vorsicht verpflichtet sei und beantragte eine entsprechende
Strafe. Das Urtheil lautete auf die mäßige Strafe von zwei
Tagen Gefängniß.
8 6. Bruchsal, 12. Jan. Eine Versammlung von Hand-
werkern und Gewerbetreibenden beschloß die Errichtung
einer Kranken- und Sterbekasse. Die Mitglieder bezahlen
je nach dem Alter 3 bis 9 Mk. Aufnahmegebühr und einen
wöchentlichen Beitrag von 50 Pf. Im Falle der ärztlich be-
scheinigten Krankheit erhält ein Mitglied 26 Wochen lang eine
Unterstützung von 18 Mk. pro Woche, in den weitere» 26 Wochen
eine solche von je 9 Mk. Im Todesfall erhalten die Hinter-
bliebenen 150 Mk. Sterbegeld. Dem Verein sind bereits 60
Personen beigetreten.
8. 0. Karlsruhe, 13 Januar. Eine merkwürdige Entdeckung
machte heute die Polizei bei der körperlichen Untersuchung einer
wegen Diebstahls verhafteten Frau. Die famose Dame trug nicht
weniger als 52 Pfandscheine auf dem bloßen Leide, von
denen 47 auf versetztes Weißzeug im Gesammtwerth von
1045 Mark lauteten. Die Frau war vom 1. Juli 1897 bis
4. Januar 1898 in einem Weißwaarengeschäft beschäftigt und
hatte sich mit einem falschen Schlüssel Zutritt ins Magazin zu
verschaffen gewußt. Nach und nach entwendete sie Maaren im
angegebenen Betrage und versetzte dieselben im Leihhaus. Sie
giebt vor, die Maaren von dem bekannten „Unbekannten" erhallen
zu haben.
8. 0. Karlsruhe. 13. Januar. Dem Gewinner des 3. Haupt-
treffers der Badener Pferdelotterie, einem Bruchsaler
Herrn, erging es ähnlich, wie dem Glücklichen, der den 1. Gewinn
davon trug. Er bekam für seinen zu 3000 gewertheten Ge-
winn nur 1800 wovon noch 48 Mark abgezogen wurden.
Mit Recht erheben sich Stimmen, die die Conzessionsertheilung
davon abhängig gemacht wissen wollen, daß die Lotteriekommis-
sion für einen fest normirten Mindestbetrag haften muß, andern-
falls wird das Publikum schließlich darauf verzichten, in dieser
Lotterie zu spielen, denn wer gewinnt, möchte sich doch freuen,
während er sich unter den obwaltenden Umständen ärgern muß.
80. Karlsruhe, 13. Jan. Aus allen Gegenden des Landes
liegen Berichte über dc>S furchtbare Unwerter vor
das >n der Nacht vom 12. auf 13 Januar wüthete. Auch in
den Nachbarstaaten, in der Pfalz, Elsaß, Württemberg und
Hessen hat der Sturm erheblichen Schaden an Häulern und
Bäumen verursacht. Aus verschiedenen Städten Württem-
bergs werden Hagel- und Wolkenbrüche als Begleiter
des Orkans gemeldet. Leider sind auch Me n s ch en l eb en
dem Sturme zum Opfer gefallen. In Stuttgart wurde
Apotheker Zwick von einem einstürzenden Gerüste erschlagen
und Per, in Karlsruhe, wurde ein Bauarbeiter vom Sturme
ersaßt und vom Bau herabgeschleudert. (Siebe unter Aus
Baden.) Auch der Verkehr hatte sehr unter dem Unwetter
zu leiden. Telegravhen- und Telephonmasle wurden vielfach
umgerissen, wodurch auch der Eisenbahnverkehr zeitweise ge-
stört wurde. Auf der Albt hal bahn gerieth ein Zug in
Gefahr, weil der Sturm einen starken Baum entwurzelt und
auf das Geleise geworfen hatte. Der Zug fuhr glücklicher-
weise bei mäßiger Geschwindigkeit, aus den dicken Baum-
stamm, ohne zu entgleisen. Die Maschine wurde stark be-
schädigt, so daß eine andere von Ettlingen reguirirt werden
mußte und der Zug mit großer Verspätung erst um halb 3
Uhr in Herrenalb anlangte. Von einem sog. „Stations-
gebäude" der Aldthalbahn — „Blechbüchsen" nennt sie der
Volksmund — wurde das Dach abgerissen.
8.U. Offenbnrg, 12. Januar. In der heutigen Verhandlung
wurde der wegen Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange an-
gcklagte und bereits feit einiger Zeit in Untersuchungshaft be-
findliche Forstaufseher Maleri unter Zuerkennung mildernder
Umstände zu einer Gefängniß strafe von 7 Monaten unter
Abrechnung der Untersuchungshaft verurtheilt.
Aus Bade». In Oberwinden beging Altbürgermeister
Georg F ackler und dessen Ehefrau Theresia geb. Schonhart die
goldene Hochzeit unter persönlicher Anwesenheit von 8 Kindern.
33 Enkeln und 1 Urenkel. Das Jubelpaar erhielt vom Groß-
herzog eine silberne Medaille und vom Erzbischof ein Ehren-
geschenk. — In Karlsruhe siel am 12. d. der 29jährige ledige
Blechner Joseph Späth aus Rastatt im Lichthof des Posthaur-
neubaues, von einem Windstoß erfaßt, aus einer Höhe von 15
Meter herunter. Er war in wenigen Minuten eine Leiche. Es
ist dies innerhalb wenigen Wochen der dritte schwere Unglücksfall,
der sich beim Postneuban zugetragen hat, während in der zwei-
jährigen Bauzeit, in der das Riesengebände im Rohbau fertig-
gestellt wurde, kein einziger Unfall zu verzeichnen war.

Kleine Zeitung.
g Zeitgemäße Betrachtungen, Wenn's nicht im Kalender
stülld, — glaubte man's nicht so geschwind, — daß der Fasching
schon gekommen, — seinen Anfang schon genommen. — Denn
zur rechten Winterlust, — die mit Tanzmuth schwellt die Brust,
— die so Männlein treibt wie Mädchen — sich zu drehen wie
die Rädchen, — frisch und munter, ach wie nett! — auf dem
glatten Saalparkett, — bald gradaus, bald am der Stelle —
nach den Klängen der Kapelle,— immer paarweis'rechtsherum —
oder links gar umundum, — in der Polka eins-zwei-drei — flott
an Säul' und Thür vorbei, — fegend nun scharf im Galopv —
eins-zwei, eins-zwei, hopp hopv hopp, — bald im würd'gen
Walzerschritt — oder auch nur im Zweitrilt; — ComplimeM
jetzt zur klanxsiss — Dom äs mmos und ollsios suglmss. —
Ich sag« dieser Winleriust — fehlt eine«, fehlt der Winter just,
— Deutsche Art muß erst aufthauen, — soll man in voller Lust
sie schauen. — Wie aber soll ein Frost sich lösen. — wenn keine
Kält' vorher gewesen? — Schön ist'«, im Saal zu scharmuziren,
— wenn draußen Stein und Bein gefrieren; — im Gegensatz
zu Frost und Schnee — wirkt recht erst so ein Ball-Decollets. —
Doch, wie sie fallen unsere Feste, — muß man sie feiern; s'iit
das Beste. — Daß dies Wort pünktlich wird beachtet, — merkt,
wer die Anzeigen betrachtet: — da ist kein Zweifel möglich,—
man tanzt ja beinah täglich. — Wir sind stark in der Ball-
saison. — In England tanzt man lange schon — mit Frankreich
einen Conlre-Tanz — ä ln aiiglmss mit Arroganz. — Am heißen
Nil. in Kanada — in MadagaScar und Cyina — chassirt John
Bull stramm on avant — sodaß l» bslls Pranys angst und
bang — nach Hilfe flehend um sich blickt — eh' sie würd' an
die Wand gedrückt. — Würd' es geschehn, eS rührt sich Keiner—
zu helfen ihr, sagt Fidel Gr einer.
— Straßburg, 12. Januar. Der Direktor des Straßburger
Stadttheakers, Dr. Franz Krükl, ist gestorben.
— London, 13. Jan. Der verstorbene Baron Rothschild
vermachte dem britischen Museum eine Oioqns Osoto-Sammlung
im Werthe von 6 Millionen-Mark,_
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 14. Jan. (Stadttheater.) Nächsten Montag
geht das effektvolle Schauspiel „Dorf und Stadt" von
Charlotte Birch-Pfeiffer in Scene. Das „Lorle" wird von
Fräul. Heinrich gespielt werden, welche damit eine ihr besonders
zusagende Rolle erhält, die anderen Hauptrollen des stets gern
gesehenen Stückes, das nun Jahre lang auf unserem Repertoire
gefehlt hat, sind durch die Damen Mehrer, Steinau und Thom
und die Herren Blank, Gödel, Diener, Ehrens, Jenseii, Mayring,
Sigl und Wiesach vertreten.
Mannheim. (Grosch, Hof- und Nationaltheater.) Sonntag,
15. Jan,: „Die Walküre" (Brünnhilde: Frau Cäcilie Mohor
als Gast). Montag, 16. Jan.: „Hofgunst".
Karlsruhe. (Großh. Hoflheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe:
Sonntag, 15. Jan.: „Taiuihäuser". Dienstag, 17. Jan,: „Cor-
nelius Voß" (Hermann Schmelzer vom Hoftheater in Oldenburg
als Gast), Donnerstag, 19, Jan,: „Des Meeres und der Liebe
Wellen" (Hero: Frl. Marie Heinrich, und Oberpriester: Peter Sigl,
beide vom Stadltheater in Heidelberg, Leander: Alfred Gerascv
vom Hoflheater in Oldenburg ats Gäste). Freitag, 20. Jan.:
„Fra Diavolo". Samstag, 31. Jan.: „Emilia Galotti". Sonn-
tag, 22. Jan.: „Der Trompeter von Sackingen". — Im Theater
in Baden-Baden: Montag, 16. Jan.: Zum ersten Male: „Am
Ende", Scene in 1 Aufzug von Marie von Ebner-Eschenbach.
Zum ersten Male: „Mein neuer Hui", Plauderei in 1 Akt von
Max Bernstein. „Blau".

Handel und Verkehr.
Mannheim, 13 Jan. (Aktien.) Oberrh. Bank 124,90 V.
124.50 G. Rhein. Kreditbank 143,50 G. Rhein. Hypothekenbank
166,75 G, Heidelberger Aktieubrauerei 137.— B. Schrödl'sche
Brauerei - Aktien 142.— G. Portland - Cementwerk Heidelberg
160.— G. Mannh. Bank 133.50 G. Bad. Anilin- u. Sodafabrik
435.— G. Westerregel Alkali-Werke Stamm 202.— G„ dto.
Vorzugs 106.50 B. Verein deutscher Oelfabriken 109— G.
Waghäusler Zuckerfabrik 53.59 B. Mannheimer Zucker-
raffiuerie 112.— G. Mannheimer Aktienbranerei —.— B.
168.50 G. Eichbaum-Brauerei 174.50 G. Bayrische Brauerei
Schwarz 117.— G. Brauerei Sinner 236.— B. Bad. Brauerei
Stamm —.— B. —.— G-, dto. Vorzugs —G. Ganter's
Brauerei Freiburg 118.— B.
Frankfurt, 13. Jan. Effektensocietät. Abends 6'/, Uhr.
Oesterr. Creditaktien 226 40 b. D'skonto-Kommandit 198.70 bis
60 b. Darmstädter Bank 154.40 b: Deutsche Bank 208.20 b.
Dresdener Bank 163 50 B. 40 G. Handelsgesellschaft 188.80 b.
Berliner Bank 113.20 b. Neichsbank 166 b. Oesterr. Staatsbahn
154.20 b. Lombarden 27.40 b. Gotchard 151.40 b. Schweizer
Central 156.60 b. Schweizer Nordost 111.80 b. Schweizer Union
83.30—10 d. Jura-Simplon 92 b. 3pCt. Mexikaner 24.70 b-,
5pCt. dto. amortis. 3. Serie 3840 k. G., 6pCt. dto. 99.20
b. G, cpt. 4pCt. Spanier 46.60-70 b. ult. 46 80 b. cpt.
Italiener 93.40 b. 5pCt. Griechen 4140 b. 6pCt. Buenos 42.80
b. cpt Bochumer 232.40 b. Gclsenkirchen 185.30 b. Harpener
181—180.90 b. Hibernia 190 b. Schnckert 243 b. G. Ungar.
Elektr. 142 50—143 b. Elektr. Industrie Berlin 122 50 b. Con-
cordia 256.30 B. 20 G. Nürnberg Fürther Straßeub. 266.39 B.
20 G. Helios 169.50 b. Licht u. Kraft 138 b. G. Friede. Hütte
141,40 b. Frankfurter Elektr.-Aktten 135.90 b. G, Edison 286
b. G. Eschweiler 212 b. G.
6'/«—6Vs Uhr: Schnckert 243.50. Northern 79.60.
Bei ruhigem Verkehr zeigten die Kurse allgemein feste
Haltung.
Frankfurt, 13. Januar. Heidelberger Obligationen 3V-pCt.
von 1894: 99.— P-
Berlin, 13. Januar. Heidelberger Straßen- und Bergbahn«
gesellschaft 152.50 g.
Heidelberg. 14, Jan. (Marktpreise.) Heu per Eentner
2.40 bis 2.50, Korn-Stroh per Ctr. 2.20 bis 2.30, gem-
1.60 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Eentner „(t 3.— bis 0.00,
Salatkartoffeln per Ctr. ^ 4.— bis 0.00, Butter in Ballen
85 bis 90 in Pfd. 1.10 bis 1.15, Zwiebeln per Pfund?
bis 8 Knoblauch 25 bis 35 -A Kernbohnen 18 bis 20
Gelbrüben 3 bis 4 Rosenkohl 20 bis 25 Schwarzwurzel»
20 bis 30 Kastanien 8 bis 10 Eier per Stück 6 bis 10
per Hundert 6.— bis 7.—, Russe per Hundert 40 bis 50 A
Blumenkohl per Stück 50 bis 70 -«j, Rolhkraut 20 bis 22 A
Weißkraut 5 bis 10^, Wirsing 3 bis 8^, Boden-Kohlrabi 3 bis
12 Sellerie 1 bis 15 Lauch 1 bis 5 -Z, Rettich 2 bis 3
Meerrettich 5 bis 25 Weiße Rüben per Stück 1 bis 3
Rothe Rüben 1 bis 3 iZ, Endivien 2 bis 6 Aepfel per Stil»
2 bis 6 -Z, per Pfund 12 bis 16 Birnen per Stück 5 bis
10 Gebund Petersilie 1 bis 4 Gebund Topf-SchnittlauÄ
35 bis 40 Brunnengreffe ein Körbchen 20 Gartengresft
20 bis 25 Spinat per Pfd. 20 bis 25 — Fische: HeE
per Pfund 80 bis 1 Karpfen 80 bis 1-20, Ac»
50 ^ bis 1.—, Barbe 50 bis 60
Wiesloch, 13. Jan. Der heutige Schweinemarkt
Mit 30 Stück Milchschweinen beschickt. Preis für das Pa»k
15 bis 22
Sppingen, 13. Januar. Dem heutigen Schweine mark'
wurden zugeführt: 389 Milchschweine und 35 Läufer. D»
Preise beliefen sich für Milchschweine 16 bis 25 M,, Läuft''
42 bis 68 das Paar.

WasserstandSnachrichten.

Neckar.
Heidelberg, 14., 2,36, gest. 0,66m
Heilbronn, 12.. 1,18, gef. 0,04m
Mannheim, 13, 3,32, gef. 0,04m

Rhein.
Lanterburg, 12., 3,40, gef. 0,0A
Maxau. 13.. 3,55, gest. 0,E
Mannheim, 13., 3,27, gef.0,01^
 
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