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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0158
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Sitzung des Bürgerausschusses.
** Heidelberg, 11. Febr.
Die aus gestern anberaumte Sitzung, zu der sich 88 Mit-
glieder eingefunden hatten, wurde von dem Vorsitzenden, Herrn
Oberbürgermeister Dr. Wilckens, kurz nach Uhr eröffnet.
Der erste Gegenstand der Tagesordnung betraf die Ver-
äußerung von Gelände an der Bergheimer- und Bluutschl'straße.
Der Antrag des Stadtraths, 21 Ar 85 Qm. an der Ecke der
Bergheimer und der Westseite der Bluntschlistraßc an die Firma
M. u. F. Liebhold um den Preis von 54625 und von 3 Ar
79 Qm. an der Ostseile der Bluntschlistraße an Fabrikant
A. Wolf um den Preis von 8500 verkaufsweise abzutreten,
wurde .nach kurzer Empfehlung durch Herrn Bürgermeister Dr.
Walz einstimmig angenommen.
Es folgte die Berathung des städtischen Voranschlags für
1899, die eine längere Besprechung hervorrief.
Der Obmann des Stad verordnetenvorstandes, Herr Rechts-
anwalt Leonhard, wies zunächst darauf hin, daß er Vor-
anschlag bei der Vorberathung, die unter Zuzug einer größeren
Anzahl von Stadtverordneten stattfand, zu keinen Beanstandungen
Anlaß ergeben habe. Im übrigen seien die wirthschaftlichen und
finanziellen Verhältnisse unserer Stadt bei früherer Gelegenheit
einer eingehenden Erörterung unterzogen worden; es liege daher
heute kein Anlaß vor, darauf zurückzukommen. Außerdem werde
sich dazu im Laufe des Jahres noch Gelegenheit bieten, da eine
Vorlage wegen Aufnahme eines größeren Kapitals dem Ausschüsse
zugehen werde. Die Stadt sei in einem wirthschaftlichen Auf-
schwünge begriffen; die Finanzen befänden sich in befriedigendem
Zustande. Eine Frage, nämlich die Möglichkeit einer künftigen
Umlageerhöhung, wolle er jedoch berühren, da eine solche in be-
drohliche Nähe gerückt sei. Sie konnte für dieses Jahr nur da-
durch vermieden werden, daß die Ergebnisse des Gas- und
Wasserwerkes erheblich höher als früher in Einnahme gestellt
wurden. Es sei nun zwar mit Zuversicht zu erwarten, daß diese
höheren Beträge nicht nur erreicht würden, sondern daß sogar
noch e ne Steigerung der Erträgnisse fick ergeben werde, allein
im nächsten Jahre werde dann der Kassenvorrath gegenüber
früheren Jahren ein geringerer sein, was vielleicht eine Umlagc-
erhöhung nöthig machen könnte; vermieden könnte sie werden,
wenn sich eine Zunahme der Sceuerkapitalien ergebe, und das
sei möglich, den» gegen dasVorjahr hätten sich z. B. allein die
Kapitalrentensteuerkapitalien um 4'/, Millionen erhöht.
Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens bestätigte die Aus-
führungen des Vorredners, daß die Erhöhung der Umlage nur
durch eine höhere Einstellung der Erträgnisse des Gas- und
Wasserwerks umgangen werden konnte. Auch er zweifelt nicht,
daß die eingestellten Summen eingehen, ja daß sich noch Ueber-
schüsse ergeben werden. Er könne versichern, daß eS das Bestre-
ben des Stadtrathes sei, Sprünge in der Umlage zu vermeiden,
nicht nur aus Rücksicht auf den Zuzug von Außen, sondern auch
auf die hiesige Einwohnerschaft selbst. Namentlich die kleineren
Leute sollten hierin u.it festen Zahlen rechnen können. Seit 1890
sei der gleiche Umlagefuß beibehalten worden und er wolle Hoffen,
daß dies auch im neuen Jahrhundert gelingen werde. Natürlich
könne er keine festen Zusicherungen geben, denn die an die Stadt
herantretenden Bedürfnisse seien gar mannigfaltig. Er erinnere
an die bevorstehende Erbauung eines städtischen Electricitäts-
werkes, für das, wie es auch s. Z. beim Schlachthause der Fall
war, große Beträge auszugeben seien, ehe es Einnahmen bringe.
Doch auch bei der Erbauung des Schlachthauses sei keine Um-
lageerhöhung nöthig gefallen; er hoffe, daß dos Gleiche auch
diesmal der Fall sei. Allerdings dürfe nicht das Bestreben, wie
es sich in andern Städten zeigte, auch bei uns Platz greifen,
nämlich einerseits möglichst viele Anforderungen zu stellen und
andererseits die Einnahmen zu beschneiden, wie z. B. das Octroi
abzuschaffen. Ter Stadtrath habe gestern eine hierauf gerichtete
Eingabe der Bäckergenüssenschaft erhalten, dem Stadtverordneten-
vorstand sei eine gleiche Eingabe von der Metzgergenossenschaft
zugegangen. Den darin geäußerten Anträgen könne nur dann
entsprochen werden, wenn wir ganz gehörig in den Beutel greisen;
der Stadtrath wolle aber eine Gleichmäßigkeit in der Umlage
erhalten.
Da sich zur Generaldebatte Niemand zum Wort meldete,
wurde zur Einzelberathung übergegangen. Vorher berichtigte der
Vorsitzende zwei kleine Fehler, die sich in die Vorlage eingeschlichen
hatten; nach deren Berichtigung ergab sich eine Besserstellung
des Voranschlags um 1322 Mk., doch meinte der Vorsitzende,
daß es nicht nöthig sei, für diesen Betrag gleich eine Verwen-
dung zu suchen.
Hr. Stadtrechner Ding eldein verlas nunmehr die einzelnen
Posten des Voranschlags.
Bei H 3 der Einnahmen aus Gebäuden (Einnahme für Dienst-
wohnungen) erwähnte der Vorsitzende einer Zeitungsnachricht,
die sich sogar in einem hiesigen Blatte vorgefunden habe, wonach
das Amtsgericht in ein anderes Gebäude verlegt werden solle.
Das sei durchaus unzutreffend. Das Amtsgericht bleibe, wo es
jetzt sei. Lediglich die im 3, Stock des Amtsgerichtsgebäudes
vorhandenen Dienstwohnungen seien verlegt worden, da die
betreffenden Räume für das Landgericht verwendet werden. Da
der Sitzungssaal im Amtsgericht einer umfassenden Reparatur
bedürfe, so habe sich der Stadtrath damit einverstanden erklärt,
daß vorübergehend der Stadtrathssaal im 2 Stock des Nath-
hauses für die Abhaltung der Schöffengerichtssitzungen verwendet
werde; der Saal sei auf etwa 6 Wochen zur Verfügung gestellt
worden.
Zu Einnahmen § 3 ä wurde vom Stadtverordnetenvorstand die
Entfernung der Sodawasserbude im Klingenteich angeregt; die
Verhandlungen mit der Eigentbümerin haben aber noch zu keinem
7,7 Einnahmen von der Pferdebahn
. luincke den mangelhaften Uebergang
der Pferdebahn über das Geleise der Staatsbahn in der Robr-
bacherstraße. Der Vorsitzende theilte mit, daß die An-
gelegenheit bereits im Stadrath erörtert und daß nach gepflogener
Verhandlung mit der Bahnverwaltung die Direktion der Pferde-
bahn aufgefordert worden sei, die nothwendige Aenderung
schleunigst auszuführen.
Bei Z 10, Einnahmen aus Verbrauchssteuern, kam der Vor-
sitzende nochmals auf die beiden oben erwähnten Eingaben der
Bäcker- und Metzgergenossenschaft zurück. Der Stadtrath sei der
Meinung, daß eine Aenderung in den Sleuerverhältnissen jetzt
nicht möglich sei. Die Verhältnisse in Mannheim, wo das Octroi
aus Mehl und Brod — worauf sich die Bäcker berufen — ab-
geschafft worden sei, könnten hier nicht ausschlaggebend sein. Bei
der enormen Zunahme der dortigen Steuerkapitalien, um mehr als
200 Mill. gegen das Vorjahr, konnte man das Experiment wagen,
ohne, wenigstens vorläufig, zu einer Umlageerhöhung schreiten zu
müssen. Hier in Heidelberg nehmen die Steuerkapitalien, nautent-
jahraus, — gespreizt mit Würde predigt. — Im allgemeinen
Fastnachtschor — spielt Jeder seine Flöte — und wer sich ziert,
der ist ein Thor, — verdient, daß man ihn trete. — Doch
Mancher, ach! der noch gedacht — wie er diesmal wollt' toben, —
den hat das Schicksal über Nacht — der Freud', des Leids ent-
hoben. — Gar Mancher legt' die Flöte hin, — trat lautlos aus
dem Kreise — indeß (es geht auch ohne ihn) — fortklingt die
nitrr'sche Weise. — So hat ein „schlichter General" — jüngst
unfern Kreis verlassen, — der Kanzler wurde dazumal — als
Bismarck ward entlassen. — Er lvar genialer Militär, — Dekat-
ier ersten Ranges; — die Politik liebt er nicht sehr — ob ihres
krummen Ganges. — Er starb, ein biederer braver Mann, —
und schmähen soll ihn Keiner, — wer leistet, was er leisten kann,—
den achtet Fidel Gr einer.
— Crossen, 10. Febr. In vergangener Nacht wurden,
wie das Cross. Wochenbl. meldet, vom Grobe deS Grafen
Caprivi die Quasten der von dem Kaiser und dem König
von Sachsen gespendeten Kränze gestohlen. Man nimmt an,
daß die Diebe von außerhalb und mcht aus Skyren sind.

Ergebniß geführt. Zu
rügte Herr Geheimerath

lich die Gewerbesteuerkopitalien, nicht in dem Maße wie in
Mannheim zu; die Zunahme sei kaum genügend, um
den Mehranforderungen gerecht zu werden. Das Octroi
sei ohne Erhöhung der Umlage zu beseitigen nicht mög-
lich. Ein Betrag von 140000 Mark sei durch Umlage
mehr aufzubringen, das käme einer Erhöhung der Umlage um
12 Pfg. gleich. Wenn der Bürgerausschuß dies wolle, dann
könne er (Redner) sich trösten, würde aber eine solche Erhöhung
als kein Glück für die Stadt anschen und selbst diejenigen, die
die Beseitigung des Octrois wünschen, würden bald einsehen, daß
diese Maßnahme keine gute sei. Die Preise der Lebensmittel
würden nicht in einem dem Octroi entsprechenden Maße sinken,
das habe sich auch in Mannheim gezeigt. Die gleichen Preise
wie früher gelten dort auch jetzt nach Aufhebung der Verbrauchs-
steuer und das sei überall der Fall gewesen, wo die Verbrauchs-
steuer, die auf die Bildung der Preise der Lebensmittel fast gar
keinen Einfluß habe, aufgehoben worden sei. Es ständen große
Ausgaben bevor für ein Elektrizitätswerk, für einen Saalbau,
bald auch für ein neues Schulhaus. Unter diesen Umständen sei
die Beseitigung des Octrois ein bedenkliches Wagniß. Wollte
man allein die Verbrauchssteuer auf Brod und Mehl aufheben,
so wäre eine Erhöhung der Umlage um 4 Pfg. nöthig. Wenn
einmal der Anfang mit der Aufhebung des Octrois gemacht sei,
so würden bald nur noch die Getränke der Steuer unterliegen.
Nachdem sich aber erst vor kurzem der Bürgerausschuß für das
Octroi ausgesprochen habe, eine Aenderung in der Zusammen-
setzung des Ausschusses inzwischen auch nicht eingetreten sei, so
wäre es am besten, die weitere Erörterung dieser Frage zu unter-
lassen. Er bitte die Stadtverordneten, die für die Aufhebung des
Octrois seien, sich doch heute auf den ZweckmäßigkeitSstaudpunkt
zu stellen, von dem aus von einer Verkürzung der Verbrauchs-
steuer nicht die Rede sein könne. Herr Medicinalrath Mitter-
maier erklärte im Einversländnitz mit anderen Anhängern der
Beseitigung des Octrois, daß sie heute von einem Anträge ab-
sehen wollten. Uebrtgens wollten sie auch nicht die Beseitigung
des Octrois auf Getränke befürworten.
Die Position Einnahmen war hiemit erledigt.
Bei den Ausgaben stellte Herr Karl Pirsch zu 8 26b
die Anfrage, wie weit die Angelegenheit wegen Errichtung
eines Kaiser Wilhelm-Denkmals gediehen sei. Der Vorsitzende
erwiderte, daß, nachdem die Verhandlungen wegen Ankaufs des
Museums nunmehr beendet seien, demnächst dem Ausschüsse eine
bezügliche Vorlage zugehen werde. Die bis jetzt zur Verfügung
stehende Summe betrage 32095 Sie konnte vor kurzem
durch das Vermächtuiß des ch Herrn Franz Waltz, von dem der
Stadtrath 10000 dem Denkmalsfond zuwies, auf diesen
Betrag erhöht werden. Das Kaiserdenkmal sei bekanntlich als
Monumcntalbrunnen mit Kaiserbüste gedacht und werde auf
dem Ludwigsplatz aufgestellt. Der Ludwigsplatz selbst werde
gärtnerisch angelegt, jedoch nicht der ganze Platz, eine
Anzahl Wege solle offen gehalten werden. Herr Beztrks-
geometer Heß vermißt zu 8 26 o, Wege, eine Ausgabe-
position für Feststellung eines Wege- und Straßennetzes auf
dem jenseitigen Ufer. Die Bauentwicklung oberhalb der alten
Brücke sei in starker Zunahme begriffen. Herr Bürgermeister
Dr. Walz erwiderte, daß Vorarbeiten hiezu in Angriff ge-
nommen seien, es liege auch ein Plan in den Akten, doch liege
noch keine Veranlassung vor, zur Ausführung desselben städtischer
Seils zu schreiten. Wenn die Unternehmer die Straßenkosten
übernehmen wollten, so könnten die Straßen hergestellt werden.
Er halte es aber nicht für gut, den Plan jetzt schon offen zu
legen Auch der Verein Alt-Heidelberg habe einen ähnlichen
Antrag für die Altstadt eiugereicht und dabei durchblicken lassen,
daß es sich darum handle. Versäumtes nachzuyolen. Jeder der-
artige Plan schließe für die Stadt Verbindlichkeiten in sich ein.
Die städtische Verwaltung halte daher den Antrag für höchst
gefährlich. Mit Plänen allein baue man keine Straßen. Die
Stadt habe einen Plan, aber sie halte es nicht für opportun,
ihn offen zu lege» Uebrigens leien für Straßenverbcsserungeu
in der Altstadt, wie Redner des Näheren ausführt, schon an
600000 Ml. ausgegeben worden.
Der Vorsitzende theilte noch einige vom Stadtverordneten-
vorstand zu 8 26 geäußerten Wünsche mit, die vom Stodtrath
in Erwägung gezogen werden sollen. Gegen die vom Stadt-
verorduelenoorstand angeregte Pflasterung der Bergheimer Stiaße
wendet sich Herr Stadtrath Ditteney, der die jetzige
Chaussirung vorzieht. Bezüglich der vom Stadtverordnettn-
vorstand gewünschten Einführung von Auerbrennern in der Plöck
und in der Theaterstraße bemerkt der V o r s i tz e n d e, daß die
ganze Straßenbeleuchtung mit Auerbrennern versehen werden
solle. Es würde damit ein rascheres Tempo eingebalten
werden.
Herr Revisor Ritter erwähnt eines Gerüchts, wonach die Be-
nützung der elektrischen Anlage durch die Pferdebahn in Frage
stehe, und bittet um Auskunft über den Stand der Angelegenheit
wegen Errichtung des Electricitätswerkes.
Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens theilt mit, daß die
Verhandlungen mit der Pferdcbahngesellschaft wegen electrischen
Betriebs der Bahn nach zu keinem Ergebnisse geführt haben. Der
Stadtrath habe sich zur Verlängerung der Concession bis zum
Ablauf der Concession für die Bergbahn (1938) unter der Be-
dingung bereit erklärt, daß der Pferdebahnbetrieb in einen elek-
trischen umgewandeit werde und der Strom aus dem städtischen
Electricitätswerke entnommen werde, daß ferner die Bahn bis
zum Schlachthause und nach Handschuhsheim fortgeführt werde.
Es müsse aber die Stadt das Recht haben, die Bahn zu einem
gewissen Preise im Jahr 1917 zu erwerben. Eine Vereinbarung
hierüber sei nicht gelungen. Die Gesellschaft verlange, daß auch
die Bergbahn mit übernommen werden müsse. Eine solche Ver-
pflichtung zu übernehmen, mußte der Stadtrath Bedenken tragen.
Vor allem ist aber auch über den Kaufpreis eine Verständigung
nicht zu erreichen gewesen. Mit einem Ankaufsrecht, das nur auf
dem Papier steht, könne sich die Stadt nicht begnügen. Ob die
Stadt mit der Gesellschaft in nächster Zeit über diesen Punkt zu
einem Einverständniß komme, stehe dahm. Davon könne die Er-
richtung des Electricitätswerkes nicht abhängig gemacht werden.
Die Stadt werde unter allen Umständen dis Nebenbahn von
Heidelberg nach Wiesloch zur Hälfte mit Strom zu versorgen
haben. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen klärte Redner
noch eine Differenz auf, die bezüglich der Preisberechnung für den
Bezug von Electricität in den Aufstellungen des Sachverständigen
der Stadt, Herrn Dr. Rasch, sich ergeben haben soll, theilte mit,
daß 17 Offerten wegen Erstellung des Werkes eingelaufen seien,
deren niederste auf 600000 und deren höchste auf 800 000 Mark
sich beläuft. Doch seien dies nicht die Endsummen. Es kämen
hiezu noch die in eigener Regie auszuführenden Arbeiten. Wenn
die Offerten von dem Sachverständigen einer eingehenden Prüfung
unterzogen worden seien, werde dem Bürgerausschusse eine Vor-
lage zugehen. Es werde nichts versäumt werden.
Herr Fabrikant Ritzhaupt befürchtet, daß es zu keinem
Einvernehmen mit der Pferdebahn komme. Der Kurs der Actien
sei unverhältnißmäßig hoch, 170 "/„. Wenn das Electricitätswerk
errichtet werde, möge die Stadt in Erwägung ziehen, ob sie nicht
selbst die Linie nach Handschuhsheim erstellen und durch irgend
einen Straßenzug in der Stadt eine elektrische Bahn führen solle.
Herr Bankdircctor Krastel bemerkte, daß der Kurs der
Pferdebahnactien nur 164 Proz. betrage. Die Aclionäre hätten
Aussicht auf eine steigende Dividende und mit dieser Thatsache
müsse eben die Verwaltung rechnen und einen Preis, der der
Rente entspreche, zu erzielen suchen.
Herr Stadtrath Lehmann bestätigte die Ausführungen des
Vorredners. Ileberall, wo ähnliche Verhältnisse Vorlagen, gab es
langwierige Verhandlungen. Die Sache sei hier nicht so aus-
sichtslos.
Herr Ed- Reis meint, die Stadt solle die Bahn nach Wies-
loch bauen; der Vorsitzende hak einige Bedenken, doch könne
die Sache noch erörtert werden.

Zu Z 32 Feuerwehr befürwortet der Stadtverordneteiivorstand
die Anschaffung einer Dampffeuerspritze, da der Druck der
Wasserleitung an entfernten Stellen nicht ganz ausreichend sei.
Zu 8 33 o. wird die Anstellung eines eigenen städtischen
Geometers empfohlen.
Bei 8 34o. Arbeitsnachweisanstalt empfiehlt Herr Bürger-
meister Dr. Walz aufs dringlichste die Benützung der Anstalt,,
namentlich auch für die Anstellung von weiblichen Dienstboten.
Die Frauenwelt bediene sich der Anstalt noch viel zu wenig. Es
sei zu beklagen, daß der Stand der Gesindevermietherinnen hier
so stark zugenommen habe, was keineswegs wünschenswerth sei.
Die Anstalt sollte durch Anfügung einer Herberge für weibliche
Dienstboten gehoben werden.
Zu 8 35s Statistik machte Herr Stadtrath Leimbach
interessante Mittheilungen über die Ergebnisse der 1895 und 1896
vorgenommencn Untersuchung und Aufnahme der Wohnungen
hiesiger Stadt, worauf wir in einer folgenden Nr. uns. Bl. noch
zurückkommen werden. Am Schlüsse seiner Ausführungen sprach
er den bet den Untersuchungen mitwirkenden Herren, besonders
Herrn Maurermeister Zick, besten Dank aus. Der Vor-
sitzende schloß sich dem Danke an, bittet aber, diesen auch
auf Herrn Leimbach auszudehnen. Nach einigen Bemerkungen
der Herren Kreisschulrath Strübe und Dr. Walz wird einem
von Herrn Brechter geäußerten Wunsche wegen Anführung
der Zahl der Ortsfremden bei der Angabe der in hiesiger Stadt
Gestorbenen in den Mittheilungen des Reichsgesundheitsamts
Erfüllung zugesagt. Herr Medicinalrath Dr. Mitlermaier
bemerkte, daß auch eine Angabe der verschiedenen Todesursachen
erwünscht sei und erwähnte bei dieser Gelegenheit, daß der Typhus
aus hiesiger Stadt fast ganz verschwunden und die Tuberkulose
ebenfalls ganz entschieden in der Aönahme begriffen sei.
Zu 8 36, Gemeindeverwaltung, brachte Herr Prof. Ro h r-
h u r st die Frage des Anschlusses von Handschuhsheim zur
Sprache. Es wäre von Interesse zu erfahren, ob sich die
städtische Verwaltung mit der Angelegenheit befaßt habe und
welche Stellung sie zu der Angelegenheit cinnehme.
Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens erwiderte, es sei
dem Stadtrath gegen Schluß des vorigen Jahres vom Großh.
Bezirksamt ein Antrag einer größeren Anzahl von Handschuhs-
heimer Einwohnern wegen Vereinigung der Gemeinde Hand-
schuhsheim mit der Stadtgemeinde Heidelberg zur Aenßerung
zugegangen. Die sehr bedeutenden geschäftlichen Aufgaben der
letzten Monate hätten den Stadtrath jedoch bis jetzt nicht dazu
kommen lassen, eine eingehende Prüfung aller auf die Angelegen-
heit bezüglichen Fragen vorzunchmen. Bevor aber eine solche
Prüfung, die voraussichtlich in den nächsten Monaten möglich
sein werde, startgefunden habe, eine bestimmte Erklärung über
die ganze Frage abzugeben, könne Redner nicht für rathsam er-
achten. Eines möchte er indeß sagen: Vom Standpunkt der
Interessen Heidelbergs aus ist die Eingemeindung Handschuhs-
heims nach Ansicht des Stadtralhs von viel geringerer Dring-
lichkeit, als von jenem der Interessen Handschuhsheims, weß-
halb zu einer Betreibung der Sache für die hiesige Gemeinde-
verwaltung weit geringerer Anlaß vorzuliegen scheint, als für
jene in Haudschuhsheim, die übrigens zur Zeit »och Gegnerin
des Anschlusses ist.
Damit war die Berathung des Voranschlags der Stadtkaffe
erledigt. Der Voranschlag der Nebenkassen gab zu Erörterungen
keinen Anlaß. Der Voranschlag und die vorgeschlagene Umlage
wurde einstimmig genehmigt; ebenso stimmte die Versammlung
zu, daß die im Voranschlag unter 8 26s Ziff. 19 und 20 naw^
Haft gemachten Gehwege von der Stadt auszuführen und daß
die Kosten dieser Herstellungen nach Maßgabe des Ortsstatuts
vom 2. Juli 1892 von den Anliegern zurückzuerheben seien.
Schluß der Sitzung 6V, Ukr._^
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 11. Februar.
** Die Kreisversammlung des Kreises Heidelberg findet ir>
diesem Jahr am 8. April statt.
* Geschiiftsiibgergang. Kaufmann Hans Marquardt ve)-
verkaufte lein Anwelen Hirsch straße 13 (früher MetzsicY?
Fabrik), in welchem seit über 4 Jahren eine Färbers-, sowie
eine chemische Reinigung?- und Dampfwaschanstali uniel
der Firma Heidelberger Dampfwaschanstali hetrieben wurde,
an Herrn Färbereidircctor A. Schmidt Karlsruhe von der
Färberei Prinz Karlsruhe A-G. Tie maschinelle Einritt,

rung ist der Neuzeit entsprechend.
Fachmann, wird das Unternehmen

Der neue Besitzer, ew
.. . in größerem Maßstad-
weiier führen und ausdehneri. Der Kaufpreis, Inventar u»"
Maschinen eingeschlossen, ist 101000 M. . ^
Hl Schöffengerichtssttzung vom 10. Febr. 1) Johann Ja'st"
Andreas Wolf, Schlosser aus Ziegelhauscn, z. Zt. hier in Hast'
erhielt wegen Betrugs 6 Tage Gefängniß, 2) Wilhelm AugUll
Britsch aus Stein, z. Zt. hier in Haft, wegen Betrugs 14 TstS
Gefängniß, 3> Friedrich Brnnabend aus Remscheid, z. Zt. Vst'
in Hast, wegen Betrugs 10 Tage Gefängniß. 4) Karl Ludww
Dörr, Maurer in Petersthal, erhielt wegen Sachbeschädigastst
und Unterschlagung einen Verweis, 5) Katharina Köhler, Dienst
magd in Viernheim, wegen Diebstahls 6 Tage GefängPb'
6) Johann Heyd, Steinbrecher in Dossenheim, wegen Körper
Verletzung 2 Wochen Gefängniß. 7) Karl David Wieland,
macher, Daniel Karl Schäfer, Eisendreher, Ludwig Peter Ast"'
Landwirth, Johannes Ziegler, Taglöhner, Joh. Heinrich Eck-v (
Toglöhner. Joh. Peter Stolzenberger, Taglöhner, Johann Geeist
Schmitt, Landwirth, Joh. Andreas Koppert, Maurer, Georg
mann, Schmied, Albert Ktingmann, Schreiner, alle in Rohr»a,,
sind wegen Körperverletzung angeklagt; Wieland und Hoffwast^
wurden freigesprochen, Schäfer erhielt 8 Tage Gefängniß, ,,,
anderen erhielten 6 Tage Gefängniß. 8) Karl Kaspart, Maw',,
Franz Kaspari, Maurer, Johann Kaspari, Fabrikarbeiter, alle ,
Mauer, erhielten wegen Widerstands, Beleidigung und
störung Kart Kaspari 20 Tage Zusatzstrafe zu 4 Mov?'-e
Festungsstrafe, F. Kaspari 2 Wochen und I. Kasparie
Gefängniß. 9) Die Verhandlung gegen Heinrich Kresser, l-a'.z
wirth und Handelsmann in Waldwimmersbach, wegen Bett"
wurde vertagt. ,
— Polizcibericht. In verflossener Nacht kamen drei
sonen wegen Ruhestörung, unv eine wegen Unfugs z»r Qg
zeige. Ein Herumziehcnder Künstler, der sich in Wirthsttw
ohne Eriaubniß producirte. wurde verhaftet. . »,el>
L. 0. Karlsruhe, 10. Febr. Die Liederhalle wähltt^r
Musikdirektor Beines einstimmig zu ihrem DirigenteN-
sie zum Gesangswetlstreit nach Kassel sichren soll.
L. U. Triberg, 10. Febr. Gestern Vormittag wurde
dringenden Verdachts, den schrecklichen Mord av^gt
Erhardine Joos in Schonach begangen zu haben, der
21 Jahre alte Lan do l i n H o ck von dort, Arbeiter ist dst
Triberger Fabrik, v erh a ft et. Derselbe leugnet bis ststngck
That, kann indessen sein Alibi nicht Nachweisen. Die w
Kleider, seine Verletzungen und sein auffälliges Benehmen
der That sollen seine eigenen Angehörigen zur Anzeige

dem Joos'schen^^

laßt haben. Hock wohnte nicht weit von _. .
entfernt und stand mit seinem Opfer in näheren Beziehung,^
Aus Baden. Der in Adelsheim erscheinende Baw" ^
Bote theilt mit, daß die Nachricht, wonach der
Cigarrensabrik Heinrich Schöpf in Adelsheim und noch
Arbeiter nach Kiautschou gingen, eine von A bis Z elf»
Sache eines müßigen Artikelschreibers sei._
Rothe-Feier.
-X- Heidelberg, 11. Feb^/^
Die Rothe-Feier fand nach dem Festakte in der

Universität ihre Fortsetzung in der PeterSkirche.


der Choral „Preis und Anbetung sei unserm Gott" Mb* )b
trage gekommen war, feierte Herr Kirchenrath Lemstsi A
in einer Rede als den größten Theologen diese»
 
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