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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0629
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Xr. 139. Imitrs siatt.

Llimstag, den 17. Zum

1888.

Die Weihe der Menschheit an das Herz Jesu.
Wien, 13. Juni. Die vom Papst angeordnete
Weihe der Menschheit an das Herz Jesu wird
kirchenpolitisch von den Jesuiten als ein Erfolg ihres Or-
dens betrachtet und demgemäß wird auch der Theilnahme
des Kaisers Franz Joseph und der ihm nächststehenden
Erzherzöge an dem sehr feierlich gestalteten Weiheact im
Slcphansdom große Bedeutung beigelegt. Der Kaiser er-
schien übrigens erst nach der Fcstpredigt des österreichischen
Jesuiten-Provincials Pater Widmann.
Das Wiener Vaterland leitete seinen Bericht über die
kirchliche Feier mit folgenden Worten ein: „Der hehre Tag,
an welchem über Geheiß des Völkerlehrers in Rom der
katholische Erdkreis sich und alle Christen und die ganze
Menschheit dem für sie erglühenden Herzen Jesu weihte,
ist in Wien mit einem heute bereits in ganz Europa be-
kannten und hochgeschätzten Glanze verkaufen. Hat doch
in Wien der Weiheäkt, in allen Kirchen mit besonderer
Feierlichkeit begangen, durch die Theilnahme Seiner Maje-
stät des Kaisers besondere Bedeutung erlangt." — In
der That verlief die Feier im Beisein einer nach Tausen-
den zählenden Menschenmenge außerordentlich glanzvoll.
In der Stefanskirche hielt Weihbischof Dr. Schneider
in Vertretung des erkrankten Fürsterzbischoss Kardinal
Gruscha das vom Papste vorgeschriebene „Aufopferungs-
gebet," das vorher im Abdrucke an alle Theilnehmer der
Feier vertheilt worden war. Der Weihbischof sprach das
Gebet in kurzen Absätzen, die von den in der Kirche An-
wesenden laut nachgesprochen wurden. Die Hanpstellen
dieses Gebetes lauteten: „Sei, Herr, nicht nur der Beherr-
scher der Getreuen, die niemals sich von Dir getrennt
haben, sondern auch derverlorenenSöhne, dieDich
verlassen haben! Mach', daß dieselben rasch in's Vater-
haus zurück kehren, auf daß sie nicht in Elend und
Entbehrung zu Grunoe gehen. Sei Herr und König
auch Jener, die entweder Irrglaube verblendet oder Un-
einigkeit getrennt hält, und rufe sie zum Hort der Wahr-
heit und zur Einheit des Glaubens wieder zurück,
damit bald ein Schafstall und ein Hirt werde. Sei
auch endlich Herr und König aller derjenigen, die noch im
alten Irr wahne der Völker sich befinden, und lasse
sie gnädigst aus der Finsterniß zum Lichte und Reiche
Gottes kommen. Gib, o Herr, deiner Kirche gesicherte
Freiheit und Wohlergehen! Gib allen Staaten Ruhe und
Ordnung!"
Bei den Angehörigen anderer christlichen Konfessionen,
die als verlorene Söhne, als im Elend befindlich, als
verirrte Schafe bezeichnet werden, muß dieses „Auf-
opferungsgebet" sehr gemischte Gefühle erregen. Uebrigens
vermißt man darin die Bitte um Aufhören der Aus-
tritte aus der katholischen Kirche, die immer noch fort-
dauern, weil die katholische Kirche das nationale und das
religiöse Bedürfniß der Austretenden nicht befriedigt. Im
Drauthal haben 25 Personen ihren Austritt aus der
römischen Kirche angezeigt. Der Fürstbischof von Lavant
hatte einer deutschen Abordnung gesagt, ihm stehe in seiner
Diözese kein einziger deutscher Priester zur Verfügung. In
Turn bei Töplitz zählt die neue evangelische Gemeinde
schon 400 Seelen und es treten regelmäßig alle Sonntage
8 bis 10 Personen, am 30. April sogar 54 Personen
Über. Es wurde ein Betsaal eingerichtet und für den
bald zu beginnenden Bau einer evangelischen Kirche der
Baugrund augekauft. In Langenau wurden 19, in Nieder-
dorf bei Langenau am letzten Sonntag 20, in Königsberg
bei Eger 17, in Podersam 8, in Gablonz 70, in Leip-
nitz 9, in Znaim 8 Personen evangelisch. An manchen

Josephinens Glück.
26) Erzählung von A. von der Elbe.
(Fortsetzung.)
Josephine hatte den schönen Abend im Garten zugebracht.
Sie saß unter dem Pavillon auf dem Berge und blickte in
die dämmerige Allee hinunter, als Bruno, langsamen Schrittes,
mit der Reisetasche in der Hand, von der Stadt herkam und
>n sein Haus ging.
Von der Moser wußte sie, daß er mit einer letzten Hoff-
nung abgereist sei, und auch» daß er beute zurückerwartet
Werde.
Sie gab sich keine Rechenschaft darüber, daß sie jetzt hier
saß, um ihn heimkehren zu sehen, aus seinen Bewegungen
Schlüsse zu ziehen, mit ihm zu hoffen, oder zu fürchten.
Bald nach seinem Eintritt ins Haus gewahrte sie, wie in
seinem Zimmer das Licht erglühte. Dann stieß er das Fenster
auf und neigte sich heraus. Was mochte sein Gemüth be-
wegen? Ihr ahnte, daß es trostlos in ihm aussehe.
Von dunkler Sorge getrieben, verharrte sie wie gebannt;
endlich, als er längst vom Fenster zurückgetreten war. verließ
sie den Beobachtervosten und schritt, von Mitleid erfüllt,
ihrem Hause zu.
Da schnitt der Knall eines Schusses durch die Stille des
Abends. Josephine fühlte, wie cs sie heiß überlief. War
das drüben gewesen — drüben — Bruno? Hatte seine
Lage ihn zur Verzweiflung, zum Aeußersten getrieben?
Furchtbare Angst ergriff sie, sie hätte laufen mögen, ohne
iu wissen weshalb, und fühlte doch, wie ihr Fuß bleischwer
am Boden wurzelte.
Als sie ihr erhelltes Eßzimmer betrat, athmete sie auf:
Es brauchte ja nichts Gräßliches geschehen zu sein. Wie
batte sie gleich das Äergste denken können? Es lagen viele
Häuser an der Allee, wer konnte wissen, wo man geschossen
batte?
Eine Weile schritt sie, allmählich ruhiger werdend, auf

Orten scheint die begonnene Uebcrtrittsbewegung wieder
erloschen zu sein, an anderen dauert sie mit einer gewissen
Stetigkeit fort. In Wien sind nach den „statistischen
Mittheilungen des Wiener Magistrats" während des
Monats April 229 Personen aus der katholischen Kirche
ausgetreten. Nach der Gablonzer Zeitung wurden dort
seit Neujahr 104 Katholiken protestantisch, 150 alt-
katholisch. Inzwischen fahren die Staatsanwälte fort, die
zahlreich erscheinenden, mit dieser Bewegung zusammen-
hängenden Flugschriften zu beschlagnahmen, und auch
ältere Werke verfallen diesem Schicksal, wie die aus dem
Jahre 1874 stammende Gedichtsammlung „Gegen Rom",
Zcitstimmen deutscher Dichter von Ernst Schcrenberg, oder
allgemein verbreitete Confirmations-Belehrungen evangelischer
Geistlicher über die Bekenntniß-Unterschiede.
Das sind aber Mittel, mit denen das Gegentheik von
dem erreicht wird, was man erstrebt. So ist z. B. der
Kaplan Marcus Bayer in Eibiswald bei Wies am
10. ds. zum Protestantismus übergetretcn unter dem un-
mittelbaren Eindrücke des Prozesses gegen Professor Polzer
und Auskultant Fraiß in Graz, die wegen Geheimbündelei (!)
angeklagt waren. Sie wurden aber vom Gericht frei-
gesprochen.

Deutsches Reich.
— Die nationalliberaleFraktion des Reichs-
tags hat in ihrer Sitzung vom Mittwoch Vormittag be-
schlossen, eine K om mi ssi on sb e ra thung des Gesetz-
entwurfs zum Schutzdesgcwerbl. Arbeitsverhält-
nisses abzu lehnen und dafür einzutreten, daß die Er-
ledigung des Gesetzes im Plenum erfolgt. Den Stand-
punkt der Fraktion wird der Abg. Wassermann im
Plenum eingehend darlegen. In ihrer Mehrheit steht die
Fraktion dem Gesetzentwurf ablehnend gegenüber.
Baden. Freiburg, 16. Juni. Der Botschafter
Frhr. v. Marsch all ist heute Vormittag aus Konstan-
tinopel in Neuershausen cingetroffen. Das Berk. Tage-
blatt verzeichnet das Gerücht, daß er auf seinen Konstan-
tinopeler Posten nicht wieder zurückkehren werde.
Kleine Zeitung.
— Die Vunzlauer Dienstmädchen haben sich zu einem
Verein zusammcngeschlossen und dies interessante Ereigniß
durch einen solennen Ball am vorigen Sonntag festlich begangen.
Das Eintrittsgeld war auf 50 Pfennig pro bezopften Kopf fest-
gesetzt worden; die Herren aber wurden von den Dienstmädchen
— einem allen und geheiligten Brauche entsprechend — freige-
halten. Männiglich bekam Semmel und Wurst und zwei Glas
Bier. Aus mehreren Zuschriften, welche das Bunzl. Stadtbl.
erhielt, ist übrigens zu ersehen, daß der neue Verein sich leb-
haftester Sympathien in der Bürgerschaft erfreut. Hier nur einer
dieser Kundgebungen: „Im Interesse der hiesigen Dienstmädchen
theilen wir mit, daß die spöttelnde Bemerkung im Jnseratentheil
des Couriers der Freitagnummer nicht am richtigen Platze war.
Soviel uns bekannt, sind fast die Hälfte der Bunzlauer Bürgers-
fraueu selbst Dienstmädchen gewesen und sind gewiß tüchtige Haus-
frauen geworden. Noch heute erinnern wir uns-gern an unsere
Dienstzeit und sind stolz in dem Bewußtsein, in großen Häusern
und mit großen Herrschaften in näherer Verladung gestanden zu
haben. Da auch heute noch Töchter hiesiger Beamten und an-
sässiger Bürger sich nicht scheuen, die Küchenschürze bei einer guten
Herrschaft umzubinden, bitten wir hiermit, besagte Dienstmädchen
ein wenig in Schutz zu nehmen. Mehrere Eltern dienender
Töchter."
— Voulangers Rappe zu Wurst verarbeitet. An einem der
wichtigsten Mitarbeiter der Boulange hat sich ein tragisches Ge-
schick erfüllt: „Tunis", der berühmte Rappe des Generals Bou-
langer, der nach dessen Fall zuerst von dem treuen Anhänger des
„brav zünöral" Barbier gepflegt und in Ehren gehalten worden
war, ist jetzt, nachdem er mehrere Jahre in Lille als Droschken-
gaul hat vegetiren müssen, einem Pferdeschlächter verkauft worden,
der ihn abschlachten und zu Würsten verarbeiten ließ. — Man
sieht hieraus mit tiefer Betrübniß, daß den Franzosen jegliche
Pietät mangelt.

und ab. Da stürzte mit entsetztem Gesicht ihre alte Köchin
ins Zimmer:
„Fräulein — Fräulein, denken Sie man blos, bei Delbitzens
hat der Herr sich todtgeschossen!"
Josephine sank taumelnd auf einen Stuhl und stammelte:
„Woher weißt Du" —
„Hanne von gegenüber kam gelaufen und sagte cs. Und
die gnädige Frau, die heute Morgen den kleinen Jungen ge-
kriegt, liegt in Krämpfen. Sie sind alle bei ihr und die
Mannsleute sind nach den Doktors aus. denn er ankt und
japt immer und macht so schreckliche Augen."
„So ist er allein?"
„Das soll er wohl; Hanne ist in meiner Küche, sie ist
ganz elend von alle dem Unglück."
Ehe Grete noch ausgesprochen batte, war Josephine schon
zum Zimmer hinaus. Sie dachte nichts klar, ein unwidersteh-
licher Zug riß sie fort, fort über die dunkle Straße, hinein
in das prunkende, menschenleere, offen stehende Haus, hin zu
ihm, dem Leidenden und Verlassenen. Sie wußte genau, wo
seine Zimmer lagen, war sie auch jahrelang nicht hier ge-
wesen. so hatte sie in Gedanken und bei Luisens Beschreibung
oftmals die Räume vor sich gesehen.
Durch seine jetzt wieder aufgeschlossene Wohnstube betrat
sie, fliegenden Fußes, Las Schlafzimmer» in dem er noch in
den Kleidern, aus zerschossener Brust schwer röchelnd, auf
dem Bette lag.
Als sie sich über ihn neigte, sah sie, daß sein Blick matt
und lehr aus halb offenen Äugen geradeaus starrte und daß
sein bleiches Gesicht sich in Schmerz verzog.
Sie öffnete ihm Weste und Hemd und legte ein Handtuch,
zusammengefaltet und in kaltes Wasser getaucht, auf seine
mühsam arbeitende Brust.
Das schien ihm wohlzuthun, die Mienen glätteten sich, es
kam etwas mehr Leben in die Augen. Jetzt erkannte er seine
Pflegerin und hauchte: „Josephe."
„Ja, ich bin hier und will Ihnen helfen, soviel ich kann."
„Du bist — so gut, Josephe".

Literarisches.
—ß Brandts Shakespeare-Ausgabe vollständig!
Soeben sind im Verlag des Bibliographischen Instituts
in Leipzig und Wien die beiden letzten Bände der von dem be-
kannten Berliner Universitäts-Professor Alois Brand! bearbeiteten
zehnbändigen Shakespeare-Ausgabe erschienen und das großartig
angelegte Werk hat damit seinen Abschluß gefunden. Band 1L
bringt den Rest der Komödien: „Was Ihr wollt", „Wie es Euch
gefällt", „Ende gut, alles gut" und „Maß für Maß"; Band X
die Dramen: „Lymbeline", „Wintermärchen" und „Sturm", die
man gewöhnlich unter der gemeinsamen Bezeichnung „Romanzen"
zusammenfaßt. Werfen wir einen Blick auf das ganze Werk»
so hat sich selten bei einem unsrer deutschen Dichter die vorzüg-
liche Anlage der Meyer'schen Klassiker-Bibliothek so glänzend be-
währt, wie bei der Ausgabe der Werke Shakespeare's, des
klassischen Dramatikers des gesammten Germanenthnms. Er hat
bet uns Deutschen seine zweite Heimath gefunden und ist uns
vielleicht noch vertrauter geworden und hat noch tiefer in die
Entwickelung unseres geistigen Lebens eingegriffen, als dies bei
seinen Landsleuten im engern Sinne der Fall ist. Seine
Dichtungen sind aber aus einer Zeit herausgeboren, die in vieler
Hinsicht dem modernen Menschen fremd geworden ist. So viele
treffliche Bearbeitungen der Werke des großen Briten nun auch
exiftiren mögen, eine Ausgabe, welche in jeder Beziehung den
Ansprüchen des gebildeten Publikums unsrer Zeit entgegenkäme,
fehlte bis zum heutigen Tage. Jeder, der nur einen Blick z. B.
in die Königsdramen geworfen hat, wird fühlen, wie unumgäng-
lich nothweudig eine fortlaufende Erläuterung auch nur für ein
oberflächliches Verständniß der Dichtung ist. Von den berufensten
Vertretern literarischer Kritik wird unter den vielen Vorzügen
der Ausgabe mit Einstimmigkeit anerkannt: die denkbar größte
Reinheit des Textes, der bei der besonders in den neuern Drucken
zum Thetl sehr verwahrlosten Fassung der Schlegel-Tieck'schen
Uebersetzung einer strengen Revision dringend bedurfte, die knappe,
dabei aber immer noch in anziehender Form gehaltene Zusammen-
fassung alles Wissenswerthen aus der ältern wie neuern
Shakespeare-Forschung, die reiche Fülle origineller Beiträge zur
Erkenntnis des Dichters, und vor allem der sachliche, reale
Charakter aller Zuthatcn des Herausgebers.

Verloosungen.
Stadt Gent 100 Fr.-Loofe vom Jahre 1896. Ziehung
am 2. Juni. Auszahlung am 1. Juli 1899. Gezogene Serien:
Nr. 2452 3922 10814 11001 12074 15012 15171 15490 16922
20125 14272. Hauptpreise: Serie 2452 Nr. 21 L 10000 Fr.
Serie 16922 Nr. 20 ä 1000 Fr. Serie 3922 Nr. 19 ä 500 Fr.
Serie 2452 Nr. 6, Serie 16922 Nr. 12 je 250 Fr. Serie 2452
Nr. 20. Serie 3922 Nr. 1. Serie 10814 Nr. 17. Serie 11001
Nr. 5. 12. Serie 12074 Nr. 5. 11, 12, 23. 25, Ser. 15012 Nr.
12. 18. Serie 15471 Nr. 7. 10, Serie 15490 Nr. 7. 12. Serie
16922 Nr. 4, 24. Spie 20155 Nr. 4, 14 je 150 Fr.
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
Höhrnluftkurort Schönwald. Ungefähr eine Stunde
von der Station Triberg der badischen Schwarzwaldbahn entfernt,
liegt, 1000 Mir. über dem Meeresspiegel, der reizende Luftkurort
Schönwald. Die bedeutende Höhenlage dieses Platzes, von den
herrlichsten Waldungen umgeben, wodurch selbst im Hochsommer
eine belästigende Temperatur so gut wie ausgeschlossen ist, be-
dingt durchweg eine reine, äußerst staubfreie Wald- u. Gebirgs-
luft, wie sie besser und günstiger für die Gesundheit nicht
gewünscht zu werden braucht. Erholungsbedürftigen, Recouvales-
zente», sowie auch Nerven-, Hals- und Brustleidenden, Blut-
armen und Bleichsüchtigen wird dieser Kurort zu mehrwöchent-
lichem Sommeraufenthalt von Aerzten warm empfohlen, wodurch
zur Stärkung der Nerven und zur Wiederauffrischung geschwächter
Gesundheit stets die besten Erfolge erzielt werden. Für Unter-
kunft von Kurfremden ist bestens Sorge getragen. Das neu-
erbaute Kur-Hotel, mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ein-
gerichtet, nebst dem Gasthof zum Adler und mehrerer Logir-
häuser, welche alle im Besitze von Eduard Riesle in Schönwald
sich befinden, können nöthigenfalls 300 Kurgäste aufnehmeu.

in llsllsstsn Xusstattaagsn, 8virnitt, llarbs nnä Orösss, Lssosttsn in
vsrsobisäsnsn Xnkmaollnugsn, Lursbrisks, Ooppslirartsn, gpsoiaiität
in Uargrotbs Eil, Hary llili, Nargot Kill null Airtls Kill.
Daor-, liaoll- nnä Linlnäiiugsirarten in ststs nsnsn Llnotsrn.
«. visSsudLCIiSi', Usnxtutr. 61.
Hierzu Heidelberger Familienblätter Nr. 47.
Inhalt: Hineingeschncit. Humoristische Erzählung von E. Merx.
(Fortsetzung.) — Vom Trachtenfest zu Haslach. (Schluß.) —
Haus-, Garten- und Landwirthschaftliches. — Verschiedenes. —
Räthsel.

Sie erneuerte den kalten Umschlag. Er versuchte mit
Anstrengung nach ihrer Hand zu greifen, und sie umschloß
mit warmem Druck seine eisigen Finger.
„Hilf auch — meiner Frau und den — armen Kleinen.
Ich — ich konnte es nicht."
„Gott gebe, daß Sie durchkommen," stammelte Josephine.
„Ist bald vorbei — elendes Leben — unerträglich. O
hätte ich Dich nicht — verlassen I" Er bäumte sich auf, tief und
schmerzlich stöhnend: „Die Kinder, Josephe — versprich mir!"
„Ich will für sie thun, was ich kann, das verspreche ich."
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über seine Züge,
er versuchte ihre Hand zu drücken, sprechen konnte er nicht
mehr.
Dann trat der letzte Kampf ein. Die innere Verblutung
batte seine letzte Kraft bereits gebrochen, und er erlag nach
kurzer Qual. Sein Körper streckte sich und seine verzerrten
Züge gewannen einen stillen Ausdruck.
Josephine hielt ihn in den Armen, sein letzter Blick hatte
in dem ihren geruht. Sie wußte, er hatte nun doch in der
Scheidestunde ihr gehört, und eine wunderbare Befriedigung
erfüllte ihr Herz. Sie fühlte sich mit ihm und ihrem Geschick
versöhnt.
Als die Aerzte kamen, konnten sie nur den Tod des
Assessors von Delbitz bezeugen. Die junge Frau aber be-
durfte ihrer Hülfe, ihrer ganzen Kunst.
Coras leidenschaftliche Ausbrüche vor und nach der Ge-
burt des Kindes batten ihre Lebenskraft erschöpft. Aufre-
gungen und Schreck waren ihren Nerven verderblich geworden.
Ihr junger gesunder Körper wehrte sich einige Tage gegen
die Macht des Fiebers und der Krampfanfälle, dann erjag
auch sie und wurde, kaum eine Woche nach ihrem Gatten,
zur letzten Ruhe gebettet.
Am Tage vor Coras Tode holte Josephine die beiden
Kinder mit Amme und Wärterin in ihr Haus. — Luise
Moser blieb auf den Wunsch der Erben bis zur Auflösung
des Haushalts und kehrte dann zu den Ihrigen zurück.
(Schluß folgt).
 
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