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Heidelberger Zeitung — 1899 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1899 - 30. Dezember 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39313#0677

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Sir. 297

Dienstag, de» 18. December

18M

Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.

die bei Cvlenso und die, welche bei Ladysmith stehen,
hineinzuschieben. Wenn sich nur nicht die Buren um ihn
Herumschieben und ihn kaltstellen! Im Allgemeinen ist die
Lage jetzt so, daß die Engländer zur Offensive keine rechte
Kraft mehr haben. Die Truppen sind auf den Kriegs-
schauplätzen verzettelt, alle drei Heersäulen haben empfind-
liche Niederlagen erlitten und sind jede für sich zu schwach,
um den Krieg zu entscheiden. So heißt es denn nun
Verstärkungen abwarten.
Die b.Division ist, wie gesagt, im letzten Drittel des December
und Anfang Januar am Kap zu erwarten; aber auch dann
noch bleibt es mehr als fraglich, ob die englischen Truppen
des Kapgebictes zu einer nachhaltigen Offensive in Feindes-
land befähigt sein werden. Vielleicht auch geht die 5.
Division nach Natal! Am 8. oder 9. Januar können
dann die ersten Bataillone der 6. Division am Kap ein-
treffen. Bis dahin kann aber durch unvorhergesehene
Kriegsereignissc die Lage noch weiter verschoben sein.

Der Krieg in Südafrika.
Die Niederlagen der englischen Truppen-
führer in Südafrika haben in England begreiflicherweise
eine mißmuthige herbe Stimmung hervorgerufen. Die
Mäuner, die angeblich als hemmende Persönlichkeiten der
frühzeitigen Absendung genügender Streitkräfte und rascher
Nachschübe im Wege gestanden haben, in erster Linie der
Schatzkanzler Hicksbeach, dann der Kriegs Minister und zum
Theil wegen seiner mangelhaften Entschlußfähigkeit auch
Lord Salisbury, werden, wie die Straßb. Post aus Lon-
don meldet, sehr scharf verurtheilt; nicht minder die ver-
schiedenen Generäle, die alle wegen mangelhafter Auf-
klärung schweres Mißgeschick erfahren haben.
Die Regierung hat gefühlt, daß sie etwas thun müsse,
und darum die schon gemeldeten Ernennungen vorgenommen.
Bei dem englischen Publikum trat in Folge derselben eine
gewisse Erleichterung ein. Daß Lord Roberts den
Oberbefehl erhalten hat und Lord Kitche ner sein Stabs-
chef wird, General Bullers Thätigkeit auf Natal be-
schränkt wird, fand allgemeinen Beifall. Der 67jährige
Feldmarschall Lord Roberts ist als militärischer Führer
ein nationaler Vertrauensmann. Er hat in diesen Tagen
seinen einzigen Sohn in Folge einer schweren Ver-
wundung verloren. Lord Kitchener hat im ägyptischen
Sudan grade die Eigenschaft glänzend bewährt, die
«an in Südafrika bisher schmerzlich vermißte. Was
die Beschlüsse über die Verstärkung der Streitkräfte anbe-
langt, so werden sie in sechs bis acht Wochen die heutige
englische Stärke auf dem Kriegsschauplätze verdoppeln.
(Der bisherige britische Gesammtverlust ist auf 6760 Mann
zu schätzen.) Noch vor Weihnachten trifft Warrens 5. Divi-
sion ein; von der 6. Division schwimmen bereits 4000
Mann auf See; am 28. December wird die 7. Division
mobil gemacht und unverzüglich eingeschifft. Durch die
Einziehung von Miliz wird dann eine weitere Division
verfügbar, während in Südafrika und in England be-
rittene Infanterie aufgestellt und andere aus den
Kolonieen herangezogen werden soll, um zum Theil auf dem
Kriegsschauplätze, zum Theil bei Deckung der Verbindungs-
linien Verwendung zu finden.
Die Times erörtert in einem Leitartikel die Lage in
Südafrika wie folgt: Die Niederlage, die General
Buller erlitten hat und die so rasch auf die Schlappen der
Generäle Lord Methuen und Gatacre gefolgt ist, hat
unsere militärische Stellung in Südafrika schwer
gefährdet. Es ist nicht an der Zeit, gewisse Persönlich-
keiten im besonderen zu tadeln; aber die Wahrheit darf
auch nicht bemäntelt werden. Die Thatsachen sprechen für
sich selbst. Elf Geschütze zu verlieren, ist bedenklich, umso
bedenklicher, als unsere Artillerie ohnehin schon un-
zureichend war. Die Niederlage Bullers kann eine
unerwartete moralische Rückwirkung auf den verschiedenen
Punkten des Kriegsschauplatzes haben. Buller hatte zu
seiner Verfügung 19 Bataillone Infanterie, das sind
17 500 Mann; 2 Regimenter Kavallerie, 7 Batterien
Artillerie und 6 Marinegeschütze. Es ist möglich, daß
der Verlust von 1100 Mann, wie schrecklich er auch sein
Mag, die Wehrkraft Bullers nicht vollständig vernichtet
hat, aber man kann dasselbe nicht von dem Verlust der
elf Geschütze sagen.
Einige Hoffnungen setzt man nun auf den General
Clery, von dem es heißt, daß er eine Umgehung der Buren
unternommen habe, um sich von Westen zwischen die Buren,

Ausland.
Oesterreich. Wien, 18. Dec. Nachdem der un-
garische Ministerpräsident v. Szell mit Rücksicht auf die
ungarische Opposition jede Lösung der Krisis, die mit dem
8 14 (Nothparagraph) versucht wird, abgelehnt hat, gilt
der Rücktritt des Grafen Clary für unvermeid-
lich; denn Clary hat mehr als einmal erklärt, daß er mit
dem Nothparagraphen keinenfalls arbeiten wolle. Man
nennt als Nachfolger in erster Linie den Statthalter Grafe»
Goetz; auch die Minister Mittel oder Welsersheimb, ferner
den Statthalter Frhrn. Spens v. Booden, auch den
Sectionschef Nummer.
Wien, 18. Dec. Der Kaiser geht morgen nicht
nach München zur Weihnachtsfeier, wie die Blätter meldeten,
sondern nur am Samstag nach Schloß Waldsee zu seiner
zweiten Tochter Valerie. Die Kronprinzessin Wittwe
Stephanie siedelte mit ihrer Tochter von Laxenburg
hierher über. Ihre Vermählung mit dem Grafen
Lonyay, die zuletzt für das kommende Frühjahr in Aus-
sicht genommen war, gilt in Hofkrcisen wieder als
fraglich.

Lurlei.
Roman von Wilhelm Fischer.
45) (Schluß.)
Hans Richter saß unfern der Landstraße im Tivoli und
malle. Er war sonnverbrannt und sah ungemein gekräftigt
°us: das Leben und Malen in Fi eibeit drcssirt, wie er sich
ausdrückte, schien ihm recht gut bekommen zu ,ein. Seme
Augen blickten lebensfroher, obschon der melancholische Zug
um seine Mundwinkel nicht ganz verschwunden war. Heute
schien es mit der Arbeit nichts werden zu wollen; unge-
duldig, wie er war, legte er Pinsel und Palette beiseite und
rüstete sich zum Aufbruch. Er blickte forschend um sich, die
Landstraße hinaus und hinunter; es war nichts zu sehen.
Hans Richter hatte mit Dr. Schäser eine zufällige Begegnung
>n dieser weltverlorenen Gegend verabredet. „Wenn Du
weinst, kannst Du auch für dort einen kleinen Ueberfall be-
stellen und dann als Lebensretter auflreten," hatte der
Doktor launisch dinzugefügt. In der Ferne tauchte auf der
Landstraße ein Wagen auf. Hans Richter arbeitete wieder
emsig. Der Wagen näherte sich, in ihm saßen der Doktor
Und seine Damen.
„Schöne Gegend, zum Malen geschaffen, rief der
Doktor lustig seinen Damen zu. „Sollte mich nicht wun-
der», wenn wir nicht gleich irgend einem Farbenkleckser be-
gegnen werden, bei dem wir unS nach Hans Richter erkundi-
gen können. „ . „ .
„Dort unter der Pinie fitzt schon einer," meinte Frau
Marja, auf Hans Richter deutend. Man ckam sich näher.

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Durch die Post bezogen
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(14. Sitzung der Zweiten Kammer.) Eingegangen
ist u. a. ein Antrag der Abg. Zehnter u. Gen., die
Regierung möge Mittel in den Etat des Ministeriums des
Innern einstellen, damit Gemeinden ohne Aerzte, die mit
Nachbargemeinden Verträge wegen ärztlicher Behandlung
schließen, Zuschüsse ertheilt werocn können; ferner sind die
Akten über die Erhebungen wegen der Konstanzer Wahl-
anfechtung eiugelaufen.
Die Berathung über die Interpellation Dreesbach betr.
die Vorlage zum Schutz der Arbeitswilligen und über die An-
träge Muser betr. die Instruktion der BundeSrathsbevollmäch-
tigten wurde fortgesetzt.
Es sprachen nur noch die Abgg. Wacker und Wittum,
ersterer auffallend gemäßigt, so daß sich Wittum zu der Be-
merkung veranlaßt s-ch, daß die Ausführungen Zebnters nicht
ohne Einfluß auf Wacker geblieben seien. Wacker beklagte sich
zunächst über das Fernbleiben der Regierung, die es der Krone
und dem Volke schuldig gewesen wäre, diesen wichtigen Verhand-
lungen anzuwohneu. Wenn es ihr wirklich fern lag, die Kammer
zu reizen, und wenn sie nur ihr formelles Recht geltend machen
wollte, dann habe sie eine Ungeschicklichkeit an den Tag gelegt»
wie sie seit Jahrzehnten nicht vorgckommen ist. Die Umstände,
unter denen die Mißachtung der Volksvertretung erfolgte, seien
sehr verletzend und provozirend. Der Minister habe das Haus
duptrt. (!) Abg. Wittum polemisirte mit vielem Geschick und
gutem Humor gegen die Abgg. Geck und Fendrich.
Nach einem Schlußwort der Abgg. Dreesbach und
Muser, wobei letzterer zum Gaudium der dicht besetzten
Tribüne auf alles Mögliche zu sprechen kam, wurde zur Abstim-
mung geschritten. Der erste Theil des Antrags Muser wurde
gegen die Stimmen der Nationalliberalen und der Abgg. Burck-
hardt und Kiichenbauer (Frhr. v. Stockhorner fehlte) angenommen;
der Antrag der Sozialdemokraten zum 2. Theil (ursprüngliche
Fassung des Antrags Muser) wurde gegen die Stimmen der
Sozialdemokraten und Demokraten abgelehnt; sodann wurde in
namentlicher Abstimmung der (ganze) Antrag Muser gegen
die Stimmen der Nattonalliberalen und der Abgg. Burckhardt
und Kirchenbauer (34/24) angenommen.
Die nächste Sitzung findet Dienstag, 19 Dec., Vormittag«
9V, Uhr, statt. Tagesordnung: Interpellation Muser u. Gen.
betr. das Inkrafttreten dec G r u n d b u ch o r d n u u g und
Gesetzesvorlage betr. Hagelversicherung.
Aus der Karlsruher Zeitnng^^^^
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
LandgerichtSräthc Dr. Julius Heinsheimer und Andreas
Schenk in Karlsruhe des Dienstes als Untersuchungsrichter
auf ihr Ansuchen enthoben und an ihre Stelle die Landgerichts-
räthe Rudolf Schmitt und Robert Forster daselbst zu Unter-
suchungsrichtern bei dem Landgerichte Karlsruhe ernannt.
— Mit Entschließung Gioßh. Generaldirektiou der Staats-
eisenbahnen wurden die Expedtiionsassistenlen Hermann Stärk
und Franz Walther bei der Centrolverwaltung zu Betriebs-
sekretären und die Expeditioneassistenten Heinrich Pfeiffer iu
Freiburg, Karl Geiger in Heidelberg, Simon Burg in Eber-
bach und Anton Huber in Appenweier zu Betricbsassistenteu
ernannt.
— Infolge unrichtiger Bedienung des Einfahrtssignals fuhr
am Samstag Nachmittag der Personenzug 106, der vor Hirsch-
horn gestellt werden sollte, auf den Schluß des in der Station
stehenden Güterzuges 742. Bet dem Unfälle entgleisten sechs
Wagen. Verletzungen von Personal oder Reisenden sind nicht
vorgekommen. Außer der Verspätung des Zugs 106 erlitt der
durchgehende Personenverkehr keine Störung.
— Auf der Strecke Appenweier—Kehl ist am 18. ds. früh
eine Betriebsstörung dadurch eingetreten, daß auf der Station
Kork drei Güterwagen entgleisten. Die Bahn war infolge dessen
vorübergehend gesperrt und die Reisenden des Personenzngs 105
mußten mittelst eines Hilfszugs nach Kehl gebracht werden.
Personen wurden nicht verletzt und der Materialschaden ist un-
erheblich.
— Im Jahre 1899 wurde nach der amtlich gefertigten Ueber-
sicht in 45 Gemeinden des Landes für 136 R eb g r u n d st ü cke
mit einem Gesammlflächeninyatt von 11 trs 8 a. und 53 qm
und einem Gesammtsteuerkapital von 40084 Mk. 88 Pfg. nach
Artikel 1 des Geietzes vom 18. Juni 1892 Befreiung von
der Grundsteuer für flink Jahre gewährt Davon
entfallen Gemarkungen auf die Steuerkommissariatsbezirke Box-
berg 2, Breisach 3, Bretten 1, Bruchsal 2, Bühl 2, Eppingen 2,
Mosbach 2, Müllheim 7, Oberkirch 1, Offenburg 4, Staufen 2
Tauberbischofsheim 12, Weinheim 2, Wiesloch 3.
Karlsruhe, 18. Dez. Gestern Vormittag hielt der
Oberhofprediger O. Helbing in der Schloßkapelle in Ba-
den einen Gottesdienst ab, welchem die Großh. Herrschaften
mit ihren Hausgenossen und anderen eingeladcnen Personen
anwohnten. Der Generaloberst Freiherr von Lotz verab-
schiedete sich heute Vormittag nach längerem Aufenthalt in
Schloß Baden von den höchsten Herrschaften und reiste
nach Düsseldorf.

Jnserttonsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petltzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserat auf den Plakat-
v täfel» der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Deutsches Reich.
— Aus Apia vom 1. Dec. wird gemeldet: 13 der
einflußreichsten Häuptlinge erklärten dem deutschen Vertreter
den Dank ihrer Anhänger für die Lösung der Samoa-
frage und verbürgten die friedliche Haltung ihrer
Districte.
Badeu. L.6. Karlsruhe, 18. Dec. Nach dem Ge-
setzentwurf betr. die H ag el v e rs ich e run g sind die von den
Kreisen angesammelten Hage lversi che run gs fonds
längstens auf 1. Juli 1900 an die Amortisationskasse ab-
zuliefern und zu einem Hagelversicherungsfonds zu ver-
einigen, der durch Staatsbeiträge auf eine Million Mark
zu erhöhen ist und von der Amortisationskasse mit 3'///„
verzinst wird. Die Versicherten haben in diesen Fonds
alljährlich IO"/» des von ihnen in dem betr. Jahr an die
Norddeutsche Hagelversicherungsgesellschaft zu entrichtenden
Nettoprämienbetrages einzubezahlen; ebenso haben die
Kreise jährliche Zuschüsse von 10"/„ der in ihren Be-
zirken von den Versicherten an die erwähnte Gesellschaft zu
leistenden Nettoprämienbeträge an diesen Fonds einzube-
zahlen, in den auch die Gewinne fließen. Aus dem Fonds
sind die Schadensbeträge zu bestreiten, die der Staatskasse
zur Last fallen, und die Nachschußprämienbeträge. Reichen
' die Zinsen des Fonds zur Bestreitung der Ausgaben nicht
aus, so sind die erforderlichen Mittel dem Fonds zu ent-
nehmen. In welcher Weise der Fonds zu ergänzen ist,
bleibt einem künftigen Gesetz Vorbehalten.
Ll Kehl, 18. Dez. Obwohl die Landtagswahlen
vorüber sind, so hielt es die n at i o n al li b e r ale
Partei doch für ihre Pflicht, mit den Wählern in Fühlung
zu bleiben. Deshalb fand gestern in Kork eine Ver-
sammlung statt. Herr Professor Dr. Hug sprach
über die in letzter Zeit so oft erwähnte „Reichsver-
drossenheit." An der Hand von historischen, politi-
schen und nationalen Thatsachen wies er nach, daß wir
an Stelle dieses unglückseligen Wortes ein anderes zu
setzen hätten, nämlich Reichs Zufriedenheit. Er be-
tonte, daß man gerade im Hanauer Land, auf das einst
feindlich die Kanonen von Straßburg gerichtet waren,
allen Grund habe, am Reichsgedanken festzuhalten und
sowohl für das Landherr, wie für die Flotte zu be-
willigen, was für die Sicherheit und Entwickelung des
Reichs nothwendig sei. Nach ihm berichtete Herr Land-
tagsabgeordneter Hauß über die bisherigen Verhand-
lungen im Landtag und verbreitete sich über Punkte,
welche für den Bezirk von großer Wichtigkeit sind. Der
Vorstand des Vereins, Herr Gebhard, machte dann ge-
, schäflüche Mittheilungen und forderte zur Gründung einer
Ortsgruppe auf. Der Aufforderung wurde sofort Folge
geleistet. Welchen Anklang die Versammlung fand, geht
aus der äußerst starken Betheiligung und den lebhaften
Debatten hervor.
Badischer Landtag. L. 0. Karlsruhe, 18. Dec.
Dr. Schäfer wußte, daß dies kein anderer als Hans Richter
sein könne; er erkannte ihn denn auch sofort.
„Herr, Du mein Gott," rief er mit gutgespieltem Er-
staunen aus. „Hans Richter in Person. Wird der Augen
macken."
Er ließ halten. Der Maler kam heran. Hertha schlugen
alle Pulse. Sie errölhete und erbleichte; einer Ohnmacht
nahe, lehnte sie sich zurück- Die Begrüßung war eine freudige
und lebhafte, auch Hertha schüttelte Hans Richter, von seiner
überschwänglichen Frohlaune angesteckt, freudig die Hand. Er
nahm in dem bequemen Wagen an ihrer Seite Platz. „Das
nenne ich ein glückliches Zusammentreffen, altes Haus,"
lachte der Doktor.
„Ich bin sehr ost hier, die Gegend ist zwar nicht recht
sauber, des Gesindels wegen, das hier herum haust, aber
malerisch wie keine zweite in der Umgegend der heiligen
Stadt," entgegnete Hans Richter, mit einem glückstrahlenden
Blick Herthas süßeS Gesichtchen streifend. Der Doktor hatte
richtig kalkulirt; Hertha schien wie umgewandell; sie war so
glücklich und froher Laune, daß selbst Frau Marja ihrem
Manne zustimmte.
Es war eine wundervolle Mondnacht. Der italienische
Nackthimmel breitete seinen ganzen Zauber über die herrliche
Landschaft aus. Hertha legte ergriffen ihren Kovf an die
Brust des Malers. Hans zog sie leise an sich und zum ersten-
mal nach so langer Zeit öffneten sich ihre Lippen zum innig-
sten Kusse. Hans Richter war sehr glücklich und als er den
Freunden Hertha als seine Braut vorstellte, da meinte der
Doktor, daß er doch ein guter Arzt sein müsse, weil sein
Rezept so gut gewirkt hätte.
— Ende.—
 
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