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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0402
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eine Bismarck-Gedenkfeier abzuhalten und
durch die Ortsgruppen eine Sammlung zu der Bismarck-
Stiftung für bedürftige deutsche Handwerker abhalten zu
lassen. Der Gesandte Raschdan wurde zum zweiten
Stellvertreter des Vorsitzenden des Hauptvorstandes ge-
wählt.
Baden.

Karlsruhe, 9. Sept. Großherzogs Ge-
burtstag wurde in der Residenz in herkömmlicher
Weise gefeiert. Zahlreiche Vereine und Gesellschaften
gedachten schon gestern und vorgestern in festlichen Ver-
anstaltungen des allverehrten Landesherrn. Beim Bür-
ger-Festessen hielt Pros. Dr. Gold sch mit eine
schwungvolle Ansprache, Stadtrat Glaser toastete auf
den Bürgersinn und das Wohlergehen der Stadt Karls-
ruhe und Stadtrat Dr. Binz führte in einer Schlußan-
sprache mit politischer Färbung etwa Folgendes aus:
Ein freier Geist- ein Geist des Fortschritts walte bei
uns unter dem Szepter einer kraftvollen, zielbewußten
Monarchie. Unser badisches Volk habe einen! hohen
Begriff von der politischen Freiheit, die ihm während der
Regierung unseres edlen Landesfürsten anerzogen wor-
den sei und es werde sich niemals herabdrängen lassen
von der hohen Stufe des politischen Gerechtigkeitsbe-
griffs, der ihm sozusagen in Fleisch und Blut überge-
gangen sei. Gerade am heutigen Tage aber hieße es
geradezu Verstecken spielen, wenn wir uns verhehlen
wollten, daß uns ein außerordentlich wichtiger Akt be-
vorstehe, bei dem es gelte, die Probe abzulegen auf das
Exempel der politischen Erziehung der letzten 60 Jahre.
Die Bürgerschaft Karlsruhes sei einig darin, daß die
freiheitliche Entwickelung Badens, sich nur auf monarchi-
scher Grundlage vollziehen könne. Diesen Gedanken aber
gelte es bei den bevorstehendenWahlenin den
Landtag thatkräftig zum Ausdruck zu bringen, und daran
gemahne uns ganz besonders der heutige Tag, da wir
in der Person unseres Großherzogs den monarchischen
Gedanken im badischen Lande verkörpert sehen. Keine
einzelne Partei soll den Landesfürsten für sich in An-
spruch nehmen, aber die Karlsruher Bürgerschaft soll
einmütig beweisen, daß sie aus dem
gemeinsamen Boden der Monarchie stehe.
Sein Hoch gelte dem freiheitlichen und fortschrittlich gei-
richteten Sinn des badischen Volkes. Beim Festessen der
Beamtenschaft brachte Staatsminister v. Brauer den
Trinkspruch auf den Großherzog aus. Er war völlig
unpolitisch gehalten.
— Der „Beob." bringt einen V.-Artikel, in dem
rr erklärt:
Wir kennen uns genügend in der Stimmung der Partei im
Lande aus, um mit aller Bestimmtheit versichern zu können, daß
dieselbe eine Unterstützung der Nationalliberalen in
der Residenz nicht verstehen und noch weniger billigen
würde. Inzwischen haben wir Gelegenheit gehabt, in verschiede-
nen Bezirken zahlreiche Vertrauensmänner der Partei sich über
die Sache aussprechen zu hören. Dabei wurde vollauf bestätigt,
was man übrigens aus der Stimmung entnehmen mußte, die in
der Landesversammlung von Offenburg zum Ausdruck gekommen
war. Die Partei lehnt es in Uebereinstimmung mit ihrer Zen»
tral-Leitung entschieden ab und muß es ablehnen, den Wünschen
Rechnung zu tragen, die „von sehr geschätzter Seite" in der
„Germania" ausgesprochen worden sind.
Weiter erklärt Hr. W., daß man den Artikel in der
„Germania" fälschlich Mannheimer Juristen zugcschoben
habe. Die „Germania"-Leistung, meint er, wäre ja in
der That ein zu bedenklicher „Befähigungsnachweis" zur
Anteilnahme an der Zentrumsleitung, als daß man sie
solchen Kreisen zutrauen könnte. Von wem die Leistung
stammt, verrät Hr. W. nicht, obgleich er, wie er sagt, kei-
nen Augenblick über die Herkunft des Artikels im Zweifel
war.
Württemberg.
Heilbronn, 9. Sept. Oberbürgermeister He-
ge I m a i e r, der vor einigen Tagen wegen eines will-
kürlichen Verbots der alteingewurzelten volkstümlichen
öffentlichen Herbstferien einen ernsten Konflikt im Ge-
meinderat heraufbeschworen hat, ermächtigt die „Neckar-
zeitung" heute zu der Erklärung, daß er infolge seines
leidenden Zustandes auf dringenden ärztlichen Rat fest
entschlossen sei, mit dem ihm gesetzlich Anstehenden Ruhe-
gehalt in den Ruhestand zu treten und die Stadt zu
verlassen.
Preuße«.
Frankfurt a. M., 9. Sept. Auf die Nachricht
von dem Tode des früheren Finanzministers v. Mi-
guel trafen die drei Söhne des Verstorbenen, Leutnant
v. Miguel vom 16. Dragonerregiment in Hagenau nebst
Gemahlin, der Landrat v. Miguel in Rathenow und der
Legationsrat von der deutschen Botschaft in Paris
v. Miguel hier ein. Die ganze Familie ist jetzt in dem
Trauesrhaufe versammelt. Die Beerdigung wird iin
Frankfurt stattfinden und wurde auf nächsten Mittwoch
festgesetzt. Der Kaiser sandte ein Beileidstelegramm,
ebenso trafen zahlreiche andere Beileidskundgebungen

em.

Aus der Karlsruher Zeituug.
— Se. Kal. Hoheit der Großherzog haben dem Ratschrei-
ber Peter Matt in Strittmatt die kleine goldene Verdienst-
medaille, dem Direktor des Vorschußvereins Baden Christoph
Schäfer das Ritterkreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen verliehen.
— Se. Kgl. Hoheit der Großherzog haben den nachge-
nannten Kgl. Preuß. Offizieren das Ritterkreuz 2. Klasse mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen, und
zwar: dem Hauptmann und Kowpagniechef im 1. Bad. Leib-
Gren.-Reg. Nr. 109 Ernst von Nostitz, dem Hauptmann und
Äompagniechef im Jnf.-Regim. von Lützow (1. Rhein.) Nr. 25
Friedrich Lessing, dem Hauptmann und Kompagniechef im 6.
Bad. Jnf.'Reg. Kaiser Friedrich IH. Nr. 114 Heinrich Gaertner,
dem Hauptmann und Kompagniechef im 4. Bad. Jnf.-Reg. Prinz
Wilhelm Nr. 112 Josef Siebe rg, dem Rittmeister und Eska-
dronchef im 2. Bad. Dragoner-Regiment Nr. 21 Philipp Frei-
herrn Röder von Diersburg, dem Hauptmann und Bat-
teriechef im 2. Bad. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 30 Louis D e t-
mering, sowie dem Hauptmann z. D. und Bezirksoffizier beim
Landwehrbezirk Offenburg Leopold Laner.
— Stationsverwalter Zephyrin Schlegel in Wehr wurde
nach Mimmenhausen-Neufrach und Betriebsassisteilt Friedrich
Benz in Pforzheim zur Versetzung der Stationsvsrwallerstelle
nach Wehr versetzt.
— Die „Karlsr. Ztg." veröffentlicht die Verleihung
des Ehrenzeichens für 40jährige treue Dienste

bei der freiwilligen Feuerwehr an eine Anzahl
von Feuerwehrleuten in verschiedenen Orten des Landes.

Ausland.

Frankreich.
Paris, 9. Sept. Infolge der unter dem Eindruck
des Attentats von Buffalo von dem Direktor
der öffentlichen Sicherheit, Cavard, getroffenen Ver-
fügung, daß an den von dem Zarenpaar zu passierenden
Straßen keine Zuschauertribünen geduldet
werden sollen, bat der Bürgermei st er von C o ly -
piögne den Ministerpräsidenten um Erlaubnis Zur
Errichtung einer Tribüne für Senatoren, Deputierte und
den Bürgermeister des Nord-iDepartements, da durch
eine solche Tribüne doch keinerlei Besorgnis für die
Sicherheit des Zaren eintreten könnte. Waldeck-Rousseau
erwiderte, er könne die Ermächtigung nicht erteilen,
da es sich um eine allgemeine Maßnahme handle. Dem
„Figaro" zufolge beabsichtigt der Präsident - Loubet, zu
Ehren des Zarenpaares bei Compidgne eine Parforce-
jagd zu veranstalten.
— Die bevorstehende Reise des Zaren nach Frank-
reich hat die R e v a n ch e l ust in der Presse wieder stark
angefacht. Der „Matin", das Blatt der gegenwär-
tigen Regierung, bringt sehr chauvinistische Artikel und
der „Figaro" schinrpft in unflätiger Weise über Deutsch-
land. Hoffentlich gelingt es nicht, den Deutschenhaß
in Frankreich wieder allgemein zu machen.
Dänemark.
Frsdensborg, 8. Sept. Der König von E n g-
land, der Großfürst Thronfolger und Herzog Peter
von Oldenburg trafen, begleitet von der ganzen könig-
lichen Familie, um 1 Uhr nachmittags hier ein und wur-
den auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Ortsbehör-
den empfangen. Nach Begrüßung der Anwesenden
fuhren die Herrschaften nach dem Schlosse. Im ersten
Wagen saßen der König von Dänemark, der König und
die Königin von England sowie die Kaiserin-Witwe von
Rußland, im zweiten der Kaiser und die Kaiserin von
Rußland mit dem Kronprinzen von Dänemark.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 10. September.
b.Grotzherzogs Geburtstag.Zum äußeren Zeichen der Freude hatte
die Stadt gestern reichen Flaggsnschmuck angelegt. Im Stadt-
garten bewegte sich vormittags zwischen 11 und 1 Uhr bei den
Klängen des Städtischen Orchesters eine patriotisch gestimmte
Menge. Um 2 Uhr fand im großen Saale des Saalbaues ein
Festmahl statt, an dem sich die Spitzen der Behörden, Offiziere
und einige Bürger der Stadt beteiligten. Es mochten etwa 75
Personen versammelt gewesen sein. Den Trinkspruch auf Seine
Königliche Hoheit den Großherzog brachte Landgerichtspräsident
Schember aus. Das Festessen nahm dank der vorzüglichen
Küche des Herrn Elasten einen sehr animierten Verlauf. Am
Nachmittag machten die verschiedenen Kompagnien der Feuerwehr
Ausflüge. Mit Musik zu Wasser und zu Lande kehrten sie am
Abend zurück.
O Rudersport. Ruderer des Heidelberger Ruder-Klubs
haben soeben zwei größere Fahrten beendet. Zuerst fuhr am
29. August eine Vierer-Mannschaft nach Köln. Sie erreichte am
selben Tage Biebrich, am Freitag Salzig bei Boppard, am Sams-
tag Remagen und beendete am Samstag Nachmittag die Fahrt
in Köln. Unterwegs wurde bei den Hauptanziehungspunkten des
Rheins angelegt. Am 4. September begann ein Doppelzweier
mit Steuermann eine Fahrt von Metz die Mosel herunter. Unter
unausgesetztem Regen und Gegenwind erreichte man am selben
Tage Sierk, fuhr dann am Donnerstag der Luxemburgischen
Grenze entlang und kam bis Trier. Am Freitag Nachmittag
fuhr man weiter bis Pisport, legte am Samstag Abend in Sen-
heim an und beendete am Sonntag Nachmittag die Fahrt in
Koblenz. Da sich das Wetter von Tag zu Tag besserte und
schließlich sogar die Sonne ihr freundliches Antlitz zeigte, waren
die Ruderer hochentzückt von dieser wunderschönen Tour.
Z Das Ehrenzeichen für treue Arbeit erhielten u. A.: die
Bahnhofarbsiter Georg Ballmann in Heidelberg und Johann
Rack in Neckarelz; die Werkstättearbeiter Ludwig Feigen-
butz, Adolf Schell, Theodor Schick und Valentin
Schwebler in Heidelberg, sowie der Bahnarbeiter und Hülfs-
würter von der Main-Ncckarbahn Franz Geißler aus Leuters-
hausen sowie Reinhard, Adam, Waldarbeiter in Eiterbach,
Ewald, Michael, Waldarbeiter in Heiligkreuzsteiiiach und
Reinhard, Georg, Waldarbeiter in Altneudorf.
Die hiesige Universitätsbibliothek hat zu ihren reichen
Paphrusschätzen kürzlich einen 27 Blätter starken Septuaginta-
Uncial-Codex auf Papyrus aus dem 6./7. Jahrhundert erwoiben.
Die vor etwa 10 Jahren von Theodor Graf in Egypten ange-
kauften Fragmente enthalten Sacharja Kap. 4 bis 14 und
Maleachi Kap. 1 bis 4 und gehören wahrscheinlich mit dem
Prophetenpalimfest von Grotta-Ferrata in eine Gruppe.
Giltigkeit der Rückfahrkarte«. Den auf den Stationen
Karlsruhe, Rastatt und Baden aufliegenden Rückfahrkarten Bühl-
Bühlerthalund Oberthal undAchern-Kappelrodeck
und Ottenhofen, die in Verbindung mit Kilometerheftein-
trägen gelöst zu werden pflegen, ist eine Giltigkeit von 45 Tagen
beigelegt worden. — Mit sofortiger Wirkung ist nunmehr auch
die Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten für den Verkehr mit
London über Straßburg-Paris oder Laon auf 45 Tage fest-
gesetzt worden. Darnach gelten jetzt sämtliche Rückfahrkarten nach
London 45 Tage.
** Von der Eisenbahn. Der endgültige Entwurf zum
Winter-Fahrplan 1901/1902 der Großh. Badischen Staats-
eisenbahnen ist soeben ausgegeben worden. Die neuen Fahrpläne
weisen gegen den Sommer keine nennenswerte Veränderungen
auf. Die Sonntagszüge von und nach Mannheim sowie die
jetzt Sonn- und Feiertags fahrenden Lokalzüge nach Neckar-
gemünd verkehren noch an den Sonntagen im Oktober und
dann erst wieder im April.
* Oberrheinische Bank. Zur Zeit des Zapfenstreichs am ver-
gangenen Sonntag erstrahlte- der Neubau der „Oberrh. Bank"
, am Ludwigsplatz zum erstemnale in elektrischer Beleuchtung.
Vc>. Han-sch«hsheim, 9. Sept. (Großherzogs Ge-
burtstag.) In feierlicher Weise wurde am Sonntag hier,
der Geburtstag des Großherzogs begangen. Um 8 Uhr
versammelten sich alle Vereine zur gemeinsamen Kirchenparade.
Mit klingendem Spiele und unter Vorantritt der Feuerwehr
folgten in Reih und Glied mit ihren Fahnen der „Alte Militär-
verein", der Gesangverein „Ltederkranz", der „Militärverein
Germania", der Gesangverein „Eintracht", der „Turnverein" und
der Gesangverein „Freundschaft", um am Fcstgottesdtenst teilzu-
nehmen. Nach demselben kehrten die Vereine in ihre Vereins-
lokale zurück. Am Nachmittag veranstaltete der „Alte Militär-
verein" in der „Brachere: Lenz" ein Gartenfest, welches sehr gut
besucht war und bei welchem der Vorstand Herr Thurecht die
Festrede hielt, worin er über das Leben unseres Landesfürsten
von seiner Jugend bis zum heutigen Tage sprach. Er schloß
seine Rede mit einem Hoch auf den Großherzog, worin alle
Teilnehmer begeistert einstimmten. Sodann hielt Herr Vikar
Lauer einen 1-stündigen Vortrag über das „Sanitätskolonnen-
wesen", wofür er lebhaften Beifall ernrete. Am Abend
fand dann noch ein Festball statt, welcher die Teil-

nehmer bis lange in die Naht hinein zusammeuhielt.
— Gestern Abend veranstaltete zur Feier des Geburts-
tages desGroßherzogs der hiesige Militärverein
„Germania" im Gasthaus „zur Traube" ein Fest-
bankett welches emen recht schönen Verlauf nahm. Nachdem der
1. Vorsitzende des Vereins, Herr Nenreuther, die Gäst-
begrußt und willkommen geheißen, gedachte er in warmen Worten
der vielen Verdienste unseres Landesfürsten, wobei er ansführte,
daß unser Großherzog es gewesen, welcher 1871 das deutsch-
Reich hätte gründen helfen und das erste Hoch aus den deutschen
Kaiser ausgebracht habe. Seine Red- klang mit einem Hoch auf
unseren Landesfürsten aus, woran sich das Absingen des Liedes
„Heil dir im Siegerkranz" schloß. Darnach gab der Gesangverein
„Freundschaft" unter Leitung seines Dirigenten Herrn Mann
einige Lieder zum Besten, welche alle mit tosendem Beifall aus-
genommen wurden, besonders stark wurden die Lieder „Badner
Land" und das „Trinklied" applaudiert. Nachdem der Vorsitzende
des Militärvereins dem Gesangverein „Freundschaft" für seine
Unterhaltung und den Teilnehmern für ihr zahlreiches Erscheinen
seinen Dank ausgesprochen hatte, trat der Tanz in seine Rechte;
man vergnügte sich dabei bis zum frühen Morgen.
** Wieblingen. 10. Sept. (Ehrung.) Das allgemeine
Ehrenzeichen für 40jährige treue Arbeit wurde gestern auf dem
Rathause dahier dem bet der Firma Helmreich u. Co. beschäftigten
Arbeiter Michael Mitsch überreicht. Als Zeichen besonderer
Anerkennung wurde dem Genannten von der Firma ein Geld-
geschenk im Betrage von 100 Mk. zuteil.
mbr. Schönau a H.. 9. Sept. (Großherzogs Geburts-
t a g.) In herkömmlicher, herzlicher Weise wurde am gestrigen
Sonntage Großherzogs Geburtstag auch hier gefeiert. Nach dem
Festgottesdienst in den beiden Kirchen, zu dem man in feierlichem
Zuge gezogen war, brachte Bürgermeister Reichwein vor dem
Kriegerdenkmal das Hoch auf den geliebten Großherzog aus.
Der Frühschoppen in der „Löwenhalle" wurde verschönt durch
gediegene Vorträge der beiden hiesigen Männergesangvereine, so-
wie der neuen Musikkapelle.
Vammenthal, 9. Sept. (Ehrung.) Heute am Groß-
herzogs Geburtstag wurde in dem hiesigen Rathaus den 3 Ar-
beitern Ehr. Gattner I., Jakob Lämmle und K. Kettenring,
sämtliche von hier und in der Papier- und Tapetenfabrik vorm.
Scherer u. Dierstein A.-G., hier beschäftigt, das von Seiner
König!. Hoheit dem Großherzog als Auszeichnung für 30jährige
Dienstzeit gestiftete Ehrenzeichen feierlichst überreicht. Be-
reits vor 5 Jahren erhielten 5 Arbeiter dieses Etablissements
aus demselben Anlaß die gleiche verdienstliche Dekorierung, gewiß
ein beredtes Zeugnis für das gute Einvernehmen, das zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern herrscht! Zur Ehrung der
Dekorierten findet heute Abend ein Bankett unter Mitwirkung
des Kirchenchors statt.
8.U. Eberbach. 9. Sept. (Verunglückter Radfahrer.)
Gestern Abend verunglückte ans der Dielbacher Landstraße ein
Radfahrer dadurch, daß er auf einen Wagen ohne Licht auffuhr.
Er brach den Hals und der Tod trat sofort ein. Der Name
des Fuhrmanns konnte noch nicht festgestellt werden, da derselbe
schleunigst weiter fuhr, ohne sich um den Verunglückten zu kümmern.
/X Neckarbischofsheim, 9. Sept. (Großherzogs Geburts-
tag) wurde gestern in gewohnter Weise durch Festzug, Fest-
gottesdienst und Bankett gefeiert. Im Anschluß an den Gottes-
dienst fand im Rathaussaale die feierliche Dekorierung des Feuer-
wehrmanns PH. Kayon mit,der Auszeichnung für 25jährige Feuer-
wehrdienste statt. Weitere 10 Feuerwehrleute erhielten vom Ge-
meinderat Diplome für 20jährige Dienstzeit.
8.6. Bruchsal, 9. Sept. (Unglücks fa ll.) Dem Mühlen-
besitzer Birkel in Heiiersheim, der an der Zirkularsäge beschäftigt
war, flog ein Scheit Holz derart auf die Brust, daß er an den
erhaltenen Verletzungen starb.
Karlsruhe, 8, Sept. (Ueberbrettl.) Vorausverkauftem
Hause hat gestern im Stadtgartentheater das „Bunte Theater"
des Herrn v. Wolzogen, das „Ueberbrettl", seine Vorstellungen
begonnen und lebhaften Beifall gesunden.
8 6. Karlsruhe, 9. Sept. (Von einem schweren Un-
fall) wurde der Geistliche der Diakonissenhaus. Anstalt Pfarrer
Walter betroffen. Ein Fuhrmann des städt. Gaswerkes, welcher
Koke in das Diakoniffenhaus verbracht hatte, bltev bei der Aus-
fahrt mit dem Wagen an einem Thorpsetter hängen, wobei die
oberen Quaderstein- desselben abgerissen wurden. Ein Quader-
stein fiel unglücklicherweise auf den linken Fuß des vor dem Thore
stehenden Pfarrers Walter und zerquetschte ihm sämtliche Zehen, so
daß wahrscheinlich eine Amputation des Fußes vorgenommen
werden muß.
8.0. Gaggenau, 9. Septbr. (Brudermörder.) Der 26-
jährigc Sohn des Schreiners Albert Wunsch schoß nach voraus-
gegangcnem Wortwechsel unfeinem Karabiner auf seinen Bruder.
Demselben sind etwa 40 Schrotköcner in den Unterleib ein-
gedrungen. Noch ärztlicher Aussage sind Nieren und Gedärms
durchschossen. Der Verwundet- dürste nicht mit dem Leben da-
vonkommen. Der Thäter wurde verhaftet.

Heidelberger Bereinsangelegenheiten.

Vo. Der Gesangverein Concordia machte letzten Sonn-
tag einen Herrenausflug nach Lindenfels im Odenwald. Die
Abfahrt von hier erfolgte 6.23 Uhr. Gegen 8 Uhr kam man
in Fürth i, O. an, wo man sich unter Absingen von Sänger-
märschen nach dem Gasthaus zum Adler verfügte und das
Frühstück einnahm. Um 10 Uhr machten sich die Teilnehmer,
etwa 70 an der Zahl, auf den Weg nach dem so herrlich ge-
gelegenen Lindenfels. Hier wurde im Hotel Odenwald ge-
meinsam das Mittagessen eingenommen, das allen Teilnehmern
vorzüglich mundete und dem Wirt, Herrn Vogel, alle Ehre
machte. Alsdann besichtigte man die Ruine und kehrte darnach
wieder nach dem Hotel zurück, wo unter Absingen von Liedern
und beim Vortrag humoristischer Vorträge bei welch letzteren
sich besonders die Herren Gans, Brunner und Siebenhaar
auszeichneten, die Stunden rasch verflossen. Gegen 10 Uhr
kam man wieder hier an und bei dem Mitglied Herrn Bordolo
gab man dem wohlgelungeuen Ausflug noch einen würdigen
Abschluß.
Militär Verein Heidelberg. Der Druckfehlerteufel hat in
dem gestrigen Bericht aus dem mit dem Diplom für 25-jährige
Mitgliedschaft ausgezeichneten Straßen m e i st e r Mühlbauer
einen Straßeuw ärter gemacht, was wir zu berichtigen bitten-

Kleine Zeitung.
— Naabc-Feier, Braunschweig, 9. Sept.
Die Feier von Wilhelm Raabe's 70. Geburtstag gestal-
tete sich zu einer großartigen nationalen Kundgebung.
Die Festrede hielt der Litteraturhistoriker Professor
Adolf Stern aus Dresden. Der Wirkl. Geh. Rat TriP-
ser überreichte das Kommandeurkreuz des herzoglich
Braunschweigischen Ordens Heinrich des Löwen. Der
Großherzog von Baden ließ dem Jubilar die
goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande
und den Orden Berthold I. von Zähringen überreichen.
Der preußische Kultusminister hatte Wilhelm Raabs
schriftlich beglückwünscht und ihm mitgeteilt, daß das
Ministerium im Interesse der Verbreitung seiner aus-
gezeichneten Schriften eine größere Summe zum Ankauf
von solchen für die Volksbibliotheken bestimmt hat. Dem
Jubilar wurden die Diplome als Ehrenbürger der
Städte Braunschweig und feiner Vaterstadt Eschershau-
sen übergeben. Die Universität Göttingen übersandte
ihm die Ernennung zum Ehrendoktor, während im Auf
 
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