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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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Geheime Legationsrat Dr. Freiherr von Babo in Schloß
Baden ein und erstattete dem Großherzog im Laufe des
Vormittags Vortrag. Seit Freitag Abend weilt der General-
oberst .der Kavallerie und Geneealadjutant Freiherr von
Los. einer Einladung der Großherzoglichen Herrschaften
fügend, in Schloß Baden.

Ausland
Holland.
Haag, 25. Nov. Nach den letzten Nachrichten ist die
Gesundheit der Königin Wilhelm! na sehr zu-
friedenstellend. Der Hof wird Mitte des nächsten
Monats hier erwartet. Prinz Gemahl Heinrich wird sich
morgen für einige Tage nach Bückeburg begeben.
Frankreich.
Paris, 25. Nov. Die Kammer hat, wie nach den
neuerlichen Mitteilungen vorautzzusehen war, die China-
kredite in der von der Regierung geforderten Höhe von
265 Millionen bewilligt.
— In dem geheimen Bericht des französischen
Oberkommandierenden in China, Generals Voy-
r o n, suchet sich angeblich eine recht bedenkliche
Stelle. Am 17. August 1900, zwei Tage nach der An-
kunft, sah man einen Zug von Wagen und Karren unter
der Führung des Bischofs Falire vor dem Pa-
last des kaiserlichen Prinzen Li ankommen, eskortiert
von Mönchen, von 300—400 eingeborenen Christen, so-
wie von französischen Soldaten und Matrose n.
Die Zahl der letzteren giebt Voyron nicht an. Ebenso-
wenig nennt er Offiziere, welche die Mannschaften dein
Bischof zur Verfügung stellten. Alle zusammen, Sol-
daten und Mönche, wetteiferten nun in der Ausräumung
(Plünderung) des chinesischen Palastes. Der Bi-
schof wußte, wo das Silber aufbewahrt war, und ein
Wagen nach dem anderen wurde mit Silberbarren be-
laden. Der General Voyron schätzte den Gesamtwert
der geraubten Schätze auf 300 000 bis 400 000 Franks.
Die Soldaten und Matrosen erhielten nachher jeder
einen Scheck von 2000 Fr., zahbar durch den „Orden der
Schwestern von St. Vinzentiris" in Paris. Als diese
Belohnung in den übrigen Soldatenquartieren bekannt
wurde, entstand eine starke Gährung, und der General
sah sich genötigt, alle Checks wieder einzuziehen und die
Summe als Kriegsbeute unter die ganze Truppe zu
verteilen, wobei die Offiziere höhere Anteile erhielten.
— (Die Angaben klingen doch eigentlich unglaublich
und Bestätigung bleibt abzuwarten.)
Rußland,
— Nachrichten zufolge, die in Petersburg eingelaufen
sind, sind sibirische Goldsucher, die in der
Gegend nordöstlich von Ochotsk nmherstreiften, auf
ein ausgiebiges Goldlager gestoßen. Diese
Nachricht hat insofern eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich, als die jüngste Expedition von Bogdaniwitsch
in ihrem Berichte gerade diese Gegend als goldreich dar-
stellte. Eine genaue Angabe des Lagers fehlt noch;
wir erfahren nur, daß es sich etwa 90 Werst in der Luft-
linie von der nördlichen Ausbuchtung des Ochotskischen
Meeres befindet.
Türkei.
K o n st a n t i n o p e l, 23. Nov. Die heutige
Ankunft von C o n stans gestaltete sich zu einer großen
Sympathiekundgebung. Außer den von dem Sultan
und der Pforte zu derartigen Enrpfängsn delegierten
.Funktionären war die französische Kolonie vollzählig
erschienen. Etwa 600 Franzosen waren anwesend. Be-
sonders bemerkt wurde die große Anzahl Vertreter der
hiesigen französischen Kongregationen, sowie die Ver-
treter des päpstlichen Stuhles. Das diplomatische
Korps hielt sich vom Empfange fern, ebenso wie s. Z. bei
Her Abreise.
Amerika.
— Eine neue S ch i f f a h r ts-S ub v enti o ns-
Worlage wird einen der Hairptpunkte des legislati-
ven Programmes bilden, das Präsident Roosevelt
dem Kongreß am 4. Dezember zu unterbreiten beabsich-
tigt. Die Bestimmung, das; amerikanische Rheder eine
Subvention für ihre ganze Flotte mich dann erhalten
könnten, wenn selbst ein gewisser Prozentsatz der Gssamt-
tonnage in ausländischen Werften gebaut wird, soll
Lallen gelassen werden, um die vollständige industrielle
Befreiung der Vereinigten Staaten darzulegen. Schon
jetzt ist ein Gesetz in Kraft, das den K ü st e n v e r k e h r
ausschließlich den Schiffen sichert, die unter der Sternen-
flagge fahren, und dieses Vorrecht hat mehr als einer
großen Rhederei die Grundlage gegeben, auf der sie
Linen regelmäßigen und von Jahr zn Jahr einträg-
licheren Verkehr mit Südamerika und den australischen,
sowie ostasiatischen Häfen aufgebaut haben. Seitdem die

nun aber nicht Lust habe, unter den wohlthätigen An-
wandlungen meines Gatten zu leiden, so sehe ich mich
sin der Erklärung veranlaßt, daß mein Mann und ich
bei unserer Verheiratung die Gütergemeinschaft nicht
ausgeschlossen haben. Infolge dessen ist sein
Schnurrbart mein Schnurrbart; er hatte
kein freies Verfügungsrecht darüber, und Ihre mit nur
einem Teile eingegangene Wette ist daher null und
nichtig! Sollten Sie die Berechtigung nieines Ein-
spruchs anzweifeln, so steht Ihnen das Beschreiten des
Klageweges frei. Hochachtend . . ." — P. S. „Mein
Mann kann heute nicht bei Ihnen erscheinen, da ich
einstweilen den Hausschlüssel in Verwahrung genommen
habe. D. O." Dfe Mitglieder der Tafelrunde sollen
nun grausam genug sein, gegen Herrn X. klagbar Vori-
gehen zu wollen.
— Ncwyork, 25. Nov. Das Unterseeboot „F u lj-
i o n" blieb, nach der „Frkf. Ztg." fünfzehn Stun-
den unter Wasser. Das Wasser stand sechs Fuß über
der höchsten Spitze. Oben wütete ein heftrger Sturm,
indessen spürten alle fünf Insassen nichts davon und er-
klärten, sich sehr wohl gefühlt zu haben.

Zu erlangen des Pöbels Gunst
Ist eine leichte Kunst.
Aber der Besseren Beifall gewinnen,
Bleibt für immer ein schweres Beginnen.
Keil.

Sandwichsinseln und die Philippinnen annektiert sind,
ist den Schiffer: aus den Westhäfen der Union ein neuer
gewinnbringender Wirkungskreis geboten, der in ein
Monopol verwandelt werden könnte, wozu nur eine
Ausdehnung des Küstenschiffahrtsgesetzes auf die Ko-
lonialhäfen notwendig wäre.

Aus Stadt und Land
Heidelberg, 26. November.
X Aus dem Vezirksrat. Die Tagesordnung der am 23. ds-
abgehaltenen Bezirksratssitzung wurde wie folgt erledigtr
Das Gesuch des Philipp Diehl um Erlaubnis zum Betrieb der
Schankwirlschaft mit Branntweinausschank zum Rodensteiner in
Heidelberg und dasjenige des Georg Kühner um Erlaubnis zum
Betrieb einer Schankwirtschaft mit Ausschank feiner Liqueure in
dem Hause Bergheimerstraße Nr. 71 in Heidelberg wurde ge-
nehmigt.
** Zur MommsenAdreffe. Man schreibt uns aus Universi-
tätskreisen: In der Adresse, welch; von Professoren und Do-
zenten der Heidelberger Universität an Herrn Prof. Mommsen
übersandt wurde, ist eine große Anzahl der Extraordinarien
und Privatdozenten nicht vertreten. Dieses hat seinen
Grund drr'n, daß den meisten derselben keine Gelegenheit ge-
geben war, sich an der Kundgebung zu beteiligen.
Bon der Universität. Der wirkliche Geh. Rat Professor
Dr. Kuno Fische r ist von der philosophischen Gesell-
schaft in Petersburg zum Ehrenmitglied erwählt worden.
* Zur Frage der Wiederherstellung des Schlaffes- In der
„Bad. Lanoesztg," veröffentlicht Prof. v. Oechelhäuser einen Auf-
satz. worin er sich im Sinne Dunns gegen eine auch nur teil-
weise Wiederherstellung des Schlosses, insbesondere des Otto-
Heinrichs-Baus, ansspricht. Wir werden diesen Aufsatz über-
morgen abdrucken. Morgen erhält zunächst Herr Seitz das Wort
zu einer Antwort auf die vurm'schen Ausführungen.
L Auszeichnung. Dem auch in hiesigen alpinen Kreisen
bekannten Postmeister Josef Müller in Landeck
(Tirol) wurde von Sr. Maj. dem Kaiser Franz Josef von
Oesterreich die goldene Medaille verliehen.
Die Sanitätskolonne beging am Samstag Abend in ihrem
Vereinslokale „Zur Stadt Düsseldorf" ihr 5. Stiftungsfest, ver-
bunden mit der Verteilung der vom Kaiser gestifteten Roten-
Kreuz Medaille.
Vo. Kaiserpanora Eine Reise, welche wohl Jeden interessieren
dürfte, führt uns das Kaiscrpanorama diese Woche vor. Es ge-
leitet den Besucher nach Afrika, wo der unglückselige Krieg zwi-
schen den Engländern und den Buren die Fluren vernichtet hat.
Zuerst sieht man die Insel St. Helena, wo jetzt die armen ge-
fangenen Buren ihr trauriges Dasein fristen. Wir erblicken auf
dieser Insel auch die Wohnung und das Grab Napoleons I.,
jenes gewaltigen Kaisers, vor dem sich dis Fürsten von ganz
Europa beugten und der nach seiner Absetzung 1814 hier
seine letzten Tage verbrachte. Dann besuchen wir Kapstadt mit
dem Tafelberge, sodann Port Louis, mit all seinen Schönheiten,
zu denen u. a. die katholische Kirche und der Rennplatz gehören.
Auf der an Vegetation so reichen Insel Mauritius erblicken wir
das Grab von Paul und Virginie, das Wächterhaus auf dem
Signalberg u. a. m. Einige interessante Szenerien auf der Insel
Reunion bilden dann den Schluß der Reise. Es kann ein
Besuch des KaiserpanoramaZ aus vollster Ueberzeugung nur
bestens empfohlen werden.
>1! Schöffengerichtssitzung vom 23. November. 1) Theodor
Nühl von Mühlhausen, 2) August Josef Müller I. von hier,
3) Franz Josef Bach von Neckarsteinach und 4) Franz Dörr
aus Sandhaufen erhielten wegen unerlaubter Auswanderung
eine Geldstrafe von je 60 Mk.; 5) Hermann Krug, Taglöhner in
Petersthal, erhielt wegen Körperverletzung 25 Mk. Geldstrafe oder
5 Tage Gefängnis; 6) Karl Johann Wilhelm, Kaufmann in
Ziegelhausen, wurde von der Anklage wegen Körperverletzung
und Bedrohung freigesprochen; 7) Wilhelm Dörr, Taglöhner in
Petcrsthol, erhielt wegen Körperverletzung 3 Monate Gefängnis,
während Johann Jakob Inn» II, Maurer von Petersthsl, von
der aleichen Anklage freigesprochen wurde; 8) Barbara Herdel in
Wilhelwsfeld erhielt wegen Diebstahls einen Verweis; 9) Karl
Spegg, Schlosser hier, Hai die gegen ihn wegen Ruhestörung und
groben Unfugs erkannte bezirksamtliche Strafe angenommen;
10) Georg Holtzmann, Rechtsagent hier, erhielt wegen Ueber-
tretung des Wandcrgewerbestenergesetzes 10 Mk. Geldstrafe; 11)
Georg Merkel. Maurer von Petersthal, wurde von der Anklage
wegen Beleidigung des Waschers Leonhard Sommer in Peters-
thal freigesprochen
** Unfall. Gestern Abend Uhr sprang in der west-
lichen Hauptstraße ein lediger Schreibgehilfe vom vorderen
Trittbrette eines im Gange befindlichen Pferdebahnwagens,
glitt dabei aus und brachte seinen linken Fuß unter die Rä-
der. Dem jungen Manne wurden drei Zehen des genannten
Fußes abgedrückt, die beiden anderen Zehen aber stark ge-
quetscht.
— Polizeibcricht. Verhaftet wurden ein Kellner
wegen Diebstahls, zwei Tagelöhner wegen Bettelns und ein
wegen Diebstahls und Betrugs von einer auswärtigen Be-
hörde verfolgter Schlosser. Wegen Unfugs kamen 6 Personen
zur Anzeige.
X Gaiberg, 25. Nov. Am 24. ds. Mts., abends, hat des
Jagdpächters Heinrich Stahl, Wirts in Gaiberg, Sohn, Valentin
Stahl, auf der hiesigen Gemeindejaad ein Wildschwein
(Eber) im Gewicht von 265 Pfund geschossen.
j Rheinau, 25. Nov. (Weitere Fortschritte.)
Rheinau ist in seiner inneren Entwicklung um einen großen
Schrit weitergekommen. In der letzten Woche fanden hier
zum ersten Msile Bürgerausschnßwahlen statt. Früher wur-
den die Ausschußmitglieder gemeinschaftlich mit Seckenheim
daselbst gewählt und es war daher das Interesse der hiesigen
Wähler ein geringes. Anders jetzt. Von 211 Wahlberech-
tigten haben 170 abgestimmt. Es wurden durchweg Männer
gewählt, die fortschrittlich gesinnt sind und Verständnis für
das Wohl der sich entwickelnden Gemeinde haben. Die wich-
tigsten Forderungen aus dem Programm der Bürgerschaft
sind: Erlangung des Budgctrcchts und Errichtung einer er-
weiterten Volksschule. Vom 1. Januar an ivird hier in be-
schränktem Matze eine Selbstverwaltung eingerichtet werden.
Das frühere Schul- und Schlaffaalgebäude wurde in ein
Rathaus umgewandelt, welches bereits vom Stabhalteramt
bezogen wurde. Die Gemeinde ivird jetzt von einem Stabhal-
ter, zwei Gemeinderäten und 24 Ausschußmitgliedern vertre-
ten sein, bisher waren es zehn Ausschutzmitglieder und ein
Stabhalter. — Was schon vor Jahren erstrebt wurde, ist
endlich auch in Erfüllung gegangen, es wird nämlich auf 1. De-
zember hier eine Steuereinnehmern errichtet.
8.N. Mannheim, 24. Novbr. (Bezirksversammlung
der badischen und pfälzischen Metzger.) In dem
Saale der „Liedertafel" tagte heute eine von 200 Metzgermeistern
aus Baden und der Pfalz besuchte außerordentliche Bezirksver-
samwlung des badisch-pfälzischen Bezirks des deutschen Fleischer-
Verbandes. Die Tagesordnung beschäftigte sich mit dem Zoll-
tarifentwurf, mit den Ausführungsbestimmungen vom Fleisch-
beschaugesetz und dem Lebendgewichthandel. In dem ersten Punkt
referierte Obermeister Friedrich von Nürnberg, über den zweiten
Punkt Obermeister Lantz-Darmstadt, über den dritten Punkt
Obermeister Koch-Heidelberg. Bei Punkt 1 wurde folgende
Resolution gefaßt: Der Bezirksverein Badens und der Pfalz er-
bebt Einspruch gegen die Festsetzung der Zollsätze in dem neuen
Zolltarifentwvrf, wie sie für Vieh einerseits und zubereitetes
Fleisch, Schmalz, Speckrc. anderseits angenommen sind, da die-
selben nicht nur die Metzger, sondern auch die Konsumenten schwer
zu schädigen geeignet sind. Er verwahrt sich insbesondere gegen
die Erhebung des Zolles nach Lebendgewicht für Ochsen und

Schweins, weil hierbei Teile des Viehs, die sonst zollfrei oder
zu mäßigen Zollsätzen eingeführt werden können, mit versteuert
werden müssen und außerdem ein Rückgang der Qualität des
eingeführten Viehs unausbleiblich ist. Der Bezirksverein fordert
deshalb vor allem Stückzoll wie bisher, daß das inländische Ge-
werbe geschützt werde. Zweitens stellt sich die Versammlung auf
den Standpunkt der Kommission des Bezirksvereins für beide
Hessen und Nassau. In einer 3. R solution erklärt sich der Be-
zirksverein gegen den Handel nach Lebendgewicht, da dasselbe
nicht geeignet sei, das Geschäft in geordneten und reellen Bahnen
zu erhalten, vielmehr zur Uebervortellung und Betrug geradezu
anrege. An der lebhaften Debatte beteiligten sich u. a. der
Vertreter des hiesigen Verwaltungsrats des städtischen Schlacht-
und Viehhofes, Sladtrat Groß, ferner der Vorsitzende des
deutschen Fleischer^Verbandes Obermeister Marx-Frankfurt a. M.
und Ob-rmeister Ullrich-KarlSruhe.
O Aus Hessen, 26. Nov. (Von der L a n de s l o tte r ie.)
Schon wieder soll für die Landeslotterie ein neuer Spielplan
eingeführt weiden. Nach demselben sollen die Lose von 45 000 .
ans 55 000 erhöht werden. Auf diese 65 000 Nummern
sollen in sechs Klassen 22 000 Gewinne kommen, sodaß demnach
auf fünf Nummern zwei Gewinne kämen. Seither entfiel aus
drei Nummern nur ein Gewinn. Besonders aber sollen in der
Folge auch schon in den fünf Borklaffen Prämien von 25 000,
35 000, 40 000, 50 000 und 60 000 Mk. zur Auszahlung kommen.
Während die beiden Prämien von 300 000 und 200 000 Mk. in
der 6 Klaffe verbleiben. La aber von den Kollekteuren bereits
darüber geklagt wird, daß infolge der schlechten Zeitoerhältnisse
das Spielen sehr abnehme, so ist schwer begreiflich, wie und wo
die Lotteriedirektion diese 55 000 ganze Lose, also 410 000 Achtel
unteizubringen gedenkt.
Karlsruhe 25. November. (Todesfall.) Galeriedirektor
Hans Thoma ist durch das nach schwerem Leiden in Konstanz
erfolstte Hinscheiden seiner Gattin von einem Herden
Schicksalsschlag heimiesucht worden. Die Verblichene, die leider
nur ein Alter von fast 45 Jahren erreichte, war nicht nur, als
Schülerin ihres Gatten, eine hochbegabte Künstl-rin nn Fache der
Blumen- und Stillebenmalerei, sondern auch ausgerüstet mit feinster
Empfindung und intimstem Verständnis für die Kunst, welche
Eigenschaften sie befähigten ihrem berühmten Manne ebenbürtig
zur Seite zu stehen und ihm sein, der Kunst geweihtes Heim zu
einer Stätte froher traulicher Geselligkeit zu gestalten. Möge der
schwergeprüfte Meister in der innigsten Teilnahme aller Verehrer
seiner gemütvollen, echt deutschen Kunst die Kraft finden, diesen
harten Schicksalsschlag zu überwinden.
LO. Rastatt, 25. Nov. (Ein schreckliches Un-
glück) ereignete sich gestern Abend auf dem hiesigen Bahn-
hof. Der 16 Jahre alte Alois Bestler, Sohn des SchuH-
machermeisters Bestler hier, wollte nach Oos, woselbst er als
Lehrling stand, zurückfahren, stieg aber in den Zug nach
Röschwoog ein. Nachdem er den Irrtum bemerkt hatte, sprang
er vom Zuge ab und wollte, anstatt durch das Tunnel zu ge-
hen, über die Schienen auf den Perron eilem Allein schon
brauste der Karlsruher Zug daher, dessen Lokomotive den Un-
glücklichen erfaßte und gräßlich zurichtete. Beide Arme und
Beine waren abgefahren und zerquetscht, auch der Leib schwer
verletzt. Der Verunglückte starb einige Stunden später im
Spital.
Sdl. Pforzheim, 26. Nov. (Selbstmordversuch.)
In selbstmörderischer Absicht stürzte sich am gestrigen Sonntag
die Witwe eines kürzlich verstorbenen Schuhwarenhändlers
vom 2. Stock ihrer Wohnung in den Hof, wo sie mit gebroche-
nem Schädel liegen blieb. Die Verletzungen, die sich die be-
dauernswerte Frau zugezogen, sind so schwer, daß sie kaum
mit dem Leben davon kommen dürfte.

Geschäftliches.
* Weihnachs-Ausstcllungen üben auf die Passanten immer'
eine große Anziehungskraft ans, suchen doch auch die einzel-
nen Geschäftsinhaber Schönes zu bieteu. Eine solche Aus-
stellung bietet sich den Passanten in den Schaufenstern des
Teppich- und Möbelhauses Cio-ina u. Hahn, bl 2, kW
in Mannheim, die besonders in de.: Abeirdstunden ganz hervor-
ragend wirkt. _

Theater- und Knustnachrichte«.
Heidelberg, 26. Nov. Das vorjährige Boettge-Konzert
ist dem Publikum noch in angenehmer Erinnerung, und Heuer
darf man eines noch genußreicheren und vergnügteren Abends
gewiß sein. Es sind jetzt gerade 30 Jahre, daß Altmeister Boettge
uns als Dirigent der Grenadierkapelle vorgestellt wurde, und now
dirigiert er mit derselben jugendlichen Frische, weiß immer etwa»
Neues zu arrangieren, seinen Konzertprogrammen stets einen be-
sonderen Reiz zu geben, und da er zugleich ein Mann von Ge-
schmack und Geschick ist, so glückt ihm auch meistens die Aus-
führung vollkommen. Diesmal giebt es einen bunten Korzert-
abend, ein sogen, musikalisches U e b e r brettl, in welchem da»
Publikum mit interessanten Dar- und Ueberbietungen >»'
Ueber maße über schüttet wird.
Heidelberg. 26. Novbr. Im Stadttheater gelangt morgen
Mittwoch voraussichtlich zum letzten Male in dieser Saison du
beliebte Operette „Der Bettelstudent" in der bekannten trefflichen
Besetzung der Hauptrollen zur Aufführung.
Mannheimer Hostheater. Am Hoftheater zu Mannheim ist
langt in der Zeit vom 1. bis 6 Dezember Richard Wagner»
Riesenwerk „Der Ring des Nibelungen" zur Aufführung
und zwar am 1. Dezbr. „Das Rheingold", am 2. Dezvr. „DU
Walküre", am 4. Dez. „Siegfried" und am 6 Dez. „Die Götter
dämmerung". Ganz besonderes Interesse und erhöhte Bedeut»»»
gewinnen diese Darbietungen dadurch, daß es der Hoftheater
Intendanz gelungen ist, den Königlichen Sänger Herrn Er"'
Kraus vom Kgl. Opernhause zn Berlin als Gast zu gewinne'
und so dem Mannheimer Publikum die Freude zu bereiten, seine'
unvergessenen Liebling wieder einmal singen zu hören. HA
Ernst Kraus beginnt sein Gastspiel am Montag, 2. DezeiM'
als „Siegmund" in der Walküre" und fingt dann weiter Mittwo«'
4. Dez. den „Siegfried" im Siegfried und Freitag. 6. Dez. dg.
„Siegfried" in der „Götterdämmerung". Als Brüanhilde gasttgg
gleichzeitig mit Herrn Ernst Kraus die anerkannte WagnA
sängerin Frau Martha Lefflcr-Burkard vom Hoftheak
zu Wiesbaden. Bestellungen für den Ring, oder einzelne
stellnngen sind nur schriftlich'bei der Hoftheaterkaffe anzumeloe''
Breslau, 23. Nov. „Die größte Sünde", Otto Ernsts Drai»-
wurde heute im Lobetheater ausgeführt. Das Publikum,
von Anbeginn sich für das Werk lebhaft interessierte, folgte o
kühn sich entwickelnden Problemdichtnng mit voller Sympal
und Spannung. .

Handel vnd Verkehr.
Frankfurt, 25. Nov. Effekten? ozietät. Abends 6'/< stO
Kredstaklten 199.80 b., Diskonto-Kommandit 178,75 b.. Dresden-,

Bank 126 80 b., Darmstädter Bank 122.80 b , Berliner

gesellschaft 137.75 b., Nationalbank f. D. 102 30 b. ulU°102^

cpt., Harpener 164 30 b , Hibernia 166.20 b.
Uhr: Diskonto 178.60.

biete"

Bei etwas ruhigem Verkehr blieb auf beinahe allen G e lm t
feste Haltung vorherrschend. Kohlenaktten notierten anseh»'
höher. ^
Heidelberger Aktienbrauerei vorm. Kleinlein in Hetd»d-'H
DaS Geschäftsjahr 19:0/1901 schließt mit einem Brutto-ErtraL^
von 188 460.14 Mk. gegen 159 2/1.32 des Vorjahres ab, ^
Bierverkauf betrug 50 024 Hektoliter gegen 52122 Hektoliter -
Vorjahr; dieser Minderabsatz ist auf die reiche Obsternte
vorigen und auf die teilweise ungünstigen Witterungsverhao^--
des laufenden Jahres zurückzuführen. Trotzdem Ist es der " ^
Wallung durch günstigen Einkauf und durch Verbesserung/" H
Betriebe gelungen, den Ausfall nicht nur auszugleichen, sonderi ^
ein wesentlich besseres Ergebnis als im Loijahre zu erzielen-
 
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