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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post be-

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vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Freitag 14. März 1902.

Zweites Blatt.

44. Jahrgaug. — üir. 62.

Ale geistigen Waffen des Zlttramontanismns

Rauferei im Münchner Kindl-Keller.

Münche n, 11. Biärz.

Dem Bericht der „Allg. Ztg." entnehmen wir in Ver-
vüllständigung unserer kurzen Notiz folgende ausführliche
Darstellung der Art, wie der U l t r a m o n t a n i s-
mus in München den bekannten ehemaligen Je-
suiten Hoensbroech bekämpft hat, der dort im
Münchener Kindlsaal über den Toleranzantrag des
Zentrums sprechen wollte.

Die lärmende Demonstration, die von vornherein
ganz vorzüglich organisiert war, richtete sich unzweifel-
hast ebenso gegen den Jungliberalen Berein und seinen
Vorsitzenden, wie gegen den Grasen Hoensbroech. Anti-
semiten (unter ihrem Führer Wenng), Christlich-Soziale
und Klerikale reinsten Wassers (unter diesen einige
juilge Priester oder wenigstens Alumnen des Priester-
serninars) reichten sich brüderlich die Hand, um die Ver-
sammlung zu stören vder vielmehr von vornherein zu
sprengen. Jn ganz geschickter Weise hatten sie ihre ein-
zelnen Vorposten aus alle Ecken des Saales verteilt, die
durch laute Schluß-Rufe, Pfiffe, Gegröhle und grelles
Lachen über die Köpfe der vielhundertsachen liberalen
Zuhörerschaft miteinander korrespondierten uild wie auf
ganz bestimmte Signale hin Einer den Anderen ablösten.
Denn kaunl war von den immer gereizter werdenden
liberalen Teilnehmern an einer Ecke des weiten Saales
einer dieser Radaubrüder mundtot gmacht oder schließ-
lich gar mit Gewalt aus deni >L>aale entfernt worden, so
erhob sich in einer anderen Ecke der Lärm von neuem,
um dort ebenfalls zu der enecgischen, aber freilich nun
auch ebenso lauten nnd ruhestörenden Abwehr von Sei-
ten der Liberalen zn sühren.

So kam es, daß ebenso der Vorsitzende des ein-
ladenden Vereins, Rechtsanwalt Goldschmitt, wie Graf
Hoensbroech nur in ganz kurzen Jntervallen sich Gehör
verschasfen konnten und daß schließlicp unten ini Saale
der bekannte Wirt des Münchener Kindl-Kellers und
einige jüngere Versammlungsordner bald hierhin, bald
dorthin eilen mußten, um die immer wieder aufflackern-
den Lärmscenen zu dämpfen. Jmmer mehr und mehr
nahm anf diese Weise die Znhörerschaft das Ansehen einer
unruhig hin- und herwogenden Menge an, in der es
schon hier und dort zu ernstlichen Knäuelbildungen kam,
bis schließlich in der Ecke, in der sich der antisemitische
Kern der Ruhestörer eingenistet zu haben schien, und
aus der auch gleich beim Erscheinen de§ Grafen Hoeüs-
broech auf dem Podium die faulen Eier gegen diesen hin
geworsen worden waren, sich ein ganz solennes Geränfe
mit hin- und herfliegenden Maßkrügen, >stiihlen nnd
Tischen entspann.

Alle Mahnungen verhallten wirkungslos gegenüber
einer von vornherein in der rohesten nnd wüstesten Weise
sich geltend machenden Opposition, die, wir wiederholen
es, in bestimmter Absicht organisiert und siir die Er-
reichung ihres Zweckes, die Sprengung der Versamm-
lung, genau eingeschult war. Das Planmäßige in
dieser Lärmscenen nnd rohen Auftritten ist ein neuer
schlagender Beweis siir die Kampfesart der klerikalen
Partei in Miinchen nnd der mit ihr im Bündnis stehen-
den aufgehetzten kleineren Politischen Gruppen.

Von einem Augenzeugen, der ein viertel nach acht

Sneewittcherr.

Noman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.t

„tlnd jetzt, Herr Gcrard," so schloß Zarnow seinen Be-
richt, „müssen tvir uns dariiber einig werden, was nnn, wie
die Dingc einmal licgen, am bcsten zu geschehen hat. Sie
chcrden cs mir nicht vcrdenken, wenn ich als Ueberbringer
dieser freudigen Botschaft eine entscheidendc Stimme bei den
Beratungen über Juanita für mich in Anspruch nehme."

„Selbstverständlichl" erklärte Gerard, dem seine gewvhnliche
Neigung zu übertreibenden Redensarten auf cinmal ganz ab-
handen gekommen zu sein schien.

„Jch reise also morgen, als am Pfingstsonntag nach Berge-
dorf und werde Juanita alles das erzählen, was ich Jhnen
cben mitgeteilt habe. Dann werdc ich hören, wclche Pläne
Und Jdeen Juanita selbst für sich hat, und mich zu deren
Träger in einer Beratung machen, die wir drei: Sie, Mauvil-
lon und ich abhalten werden."

„Einverstanden!"

„Mit Jhrer Frau Gcmahlin werdc ich, wenn Sie erlauben,
hber diesclbe Sache cin wenig reden, und ich hoffe, sie zu
uberzeugen, daß diese Art vorzugehcu, die einzige ist, die
^atsam erscheint."

Das war ein Vorschlag, der augcnscheinlich Herru Gerard
lehr gelegen kam. Er zog seine Uhr und sagte:

„Es ist jetzt halb zwölf Uhr. Jch muß bald zur Börse —
uüe wäre es, wenn Sie sich aufmachten, sich bei meiner Frau
Ps Mittagsgast anmcldeten und gleich diese Angelegenheit zur
^Prache brächten? Um zwei Uhr essen wir, da hätten Sie
^sio ganz prächtig Zeit."

Nichts konnte Zarnow willkommener sein. Er verab-
Ichiedete sich von Gerard, dessen Schwager und Hartmann
sstid fuhr, da es immer noch rcgnete, in einer Droschke nach
«ontenah hinaus.

Uhr in der Münchener Kindl-Brauerei eintraf, wird
noch mitgeteilt:

Jch trat zur Saalthüre; auf den ersten Blick sah
man, daß die Versammlung bereits im Begrisf war^
in große Erregung zu gerateu. Der erste Eindruck war,
als ob die Stimmung mehr eine heitere sei, als ob
Jemand schlechte Witze gemacht und die Anwesenden da-
rüber in große Heiterkeit geraten seien. Von der Gar-
derobe her aber kam der Mahnrus: „Stock abgeben, Stock
abgeben!" Das geschah; kaum war ich wieder an die
Saalthür gekommen, als auch schon alles dort auf
Tischen und Bänken stand. Der Mittelgang stand dicht
voll Mcsischen; mit Mühe kam ich bis zum Redner. llm
den Redner herum, ungefähr ein Drittel des Saales ein-
nehmend, saßen Angehörige der besten Gesellschaft, die
gekommen waren, um den Redner anzuhören. Auf der
Erde lagen Reste von Eiern; wie ich nachher erfuhr,
waren sie von einer Tribüne herunter nach dem Redner
geschleudert worden. Graf Hoensbroech begann; kaum
hatte er die ersten Worte gesprochen, — zum eigentlichen
Thema hatte er nur gesagt: „Sie wissen ja Alle, daß im
Reichstag von der größten Fraktion, dem Zentrum, ein
Antrag eingebracht wurde, der sogenannte Toleranz-
antrag . . . Da setzte wie auf Kommando links der Lärm
ein. Es gaü ein Gedränge, mehrere Personen wurden
handgemein. Da slog von links der erste Matzkrug
herüber und der gab das Signal zu einer regclrechten
Rauferei. Gleich slog ein Maßkrug zurück, dann kam
noch ein halbes Dutzend Bcaßkrüge hinterdrein, nnd zwar
zuiii Teil gefüllt. Der eine zerbrach klirrend an dem
Pseiler und Scherben imd Jnhalt fielen auf die Streiten-
den herab. Sogar von der Tribüne wurde ein Maßkrug
geschleudert. Dazwischen wurden Stühle in die Höhe
gehoben und geschleudert, Tische umgeworfen; Einer hob
sogar einen der schweren Tische und warf ihn nach dem
Gedränge hin. Einem Herrn, der sttll an der Redner-
tribüne saß, flog ein Krugscherben an die Sttrn und schlng
die Adern durch. Er wurde mit Mühe hinausgebracht,
uni sich verbinden zu lassen.

Der Lärm legte sich dann wieder; es schien, als ob
die Demonstrierenden sich der Wirkung ihres Verhaltens
doch etwas geschämt hättcn. Der Polizeikommissär
hatte inzwischen die Mütze aufgesetzt und der Vorsitzende
Rechtsanwalt Goldschmitt 2 teilte mit, daß die Ver-
sammlung polizeilich geschlossen sei und forderte die
Anwesenden auf, ruhig den Saal zu räumen. Zu glei-
cher Zeit kamen etwa zwei Dutzend Schutzleute durch die
Saalthür, sie marschierten geteilt nach dem lärmenden
Saalwinket hin und in den Saal hinein nach der Stelle,
wo der Hauptlärm war; einzelne Demonstranten wur-
den hinausgeführt, der größte Teil der Demonstran-
ten aber zog davon, da der Zweck ihres Vorgehens er-
reicht war. Hier und da sah man nur noch einzelne gestt-
kulierende Gruppen. Auch diese wurden ruhig; es wa-
ren jetzt nur noch der Jungliberale Verein und seine
Gesinnungsgenossen und einige andere Hörer, die sich
ruhig verhielten. Da trat der Schriftsteller Dr. von
Hopfen auf und sagte, daß man den Grafen Hoensbroech
eine Genugthuung schuldig sei, er forderte die Anwesenden
zil einem dreimaligen Hoch auf. Das geschah; Graf
Hocnsbroech verbeugte sich dankend; dann sah 'man
nnr noch klatschende Hände im ganzen Saal. Dann leerte
sich der L>aal; auf dem Bodcn lagen die Stühle durch-
einandcr, Scherbeß dazwischen und Lachen von Bier.

Cäeilie hattc den ganzen Bormittag Zeit gehabt, sich auf
diesen Besuch, den sie mit unumstötzlicher Gewitzheit erwar-
tete, vorzubereitcu. Da dcr gestrige Abeud ohue die gefürchtete
Katastrophe vorübergegaugen war. hatte sich ihre reiu phpsische
Augst vor Zarnow gelegt. Was aber die Scene betras, die sie
zu gewärtigcn hatte, so war sic, wie Ivohl seit Anbeginn der
Wclt uoch jede Frau, in gleicher Lage, darüber uubesvrgt.

Als daher das kokette Dieustmädchen uumittelbar nachdem
die Droschke Vvrgefahrcu war, ihrer Geüicterin den Herrn
Dr. Zarnow aumcldetc, empfand.. Cäcilie zwar eiue leichte
Beschleunigung des Herzschlagcs, im llebrigen aber ging sie mit
vollkommener Selbstbeherrschung und dem stereotypen Lächeln
der Weltdame dem ehemaligen Gelicbten entgegen.

Zarnow berührte leicht die entgegengestreckte Hand nnd
gab sie ohnc Druck unmittelbar darauf wieder frei. Er war
etwas bleich, abcr an kühler Selbstbeherrschung gab er Frau
Cäcilie nichts nach.

Nachdcm er ihr gegenüber in einem Schaukelstuhle, seinem
alten Liebliugssitzc, Platz genommen hatte, begauu cr:

„Jhr Herr Gemahl war so sreundlich, mich zu Tische ein-
zuladcn uud mir zu erlaubeu, Jhnen diese Schreckcn eiu-
flötzende Bosichaft selbst zu überbriugen."

„Gerard hat nur uach meiueu Wünscheu gehandelt. Jch
habe es mir gleich gedacht, datz Sie uns heute diese Freude
machcu würdcn und daher für Jhre Liebliugsspeisen, Krcbs-
suppe uud gebratene Schollen gesorgt. Es würde mich ge-
ärgert habeu, wenn diese Vorbereitungen umsonst gewesen
wären."

Zaruow berbeugte sich.

Absichtlich hatte er bei Cäcilie dic Gratulatiou uuter-
lasscn, die er Gerard dargcbracht; er wollte mir ihr redeu,
als weuu er sie niemals anders als Frau Gerard gekannt
hätte. Er erkuudigte sich uach ihrem Bruder und ihrer Schwe-
ster und erzähltc dagegen auf ihre Fragen von seinem Lcben
iu Brasilie», alles in gleichgiltigem Tone uud in herkömm-
lichen Weuduugen. Die Unterhaltuug hörte sich au, als würde

Deutsches Reich.

— Der Markenerlös der Deutschen Inva-
l i d e n v e r s i ch e r u n g in dem abgelaufenen Jahre
stellt sich bei sämtlichen 31 Landesversicherungsanstalten
des Deutschen Reiches zusammengenommen nach einer
Berechnnng der„Arbeitsmarkt-Korrespondenz" auf 121,9
Millionen Mark gegen 118,6 Millionen im Jahre 1900.
Das Jahr 1901, das sonst weitaus überwiegend Symp-
toine eines bedeutenden wirtschaftlichen Niederganges
zeigt, wcist also in derZahl derArbeitswochen des deutschen
Volkes nicht bloß keinen Rückgang, sondern sogar noch
eine Vermehrung anf. Dies hat nicht etwa seinen Grund
darin, daß die erste Hälfte des Jahres noch an den
Nachwirkungen des Aufschwunges teilgenommen, die
letzte aber schon einen Niedergang gezeigt hätte; die Zu-
nahnie des Markenerlöses ist vielmehr mit Ausnahme von
Mai und November in jedem Monate des Jahres zu ver-
zcichnen, wenngleich sie allerdings in der ersten Jahres-
hälfte bedeutend stärker ist.

Potsdam, 12. März. Wie man sich erinnert, ver-
breitete vor einiger Zeit die „Potsdamer Zeitung"
angebliche Aeußerungen des Kaisers über das
Duell. Es wurde dort erzählt, zwei Leutnants des
1. Garderegiments zu Fnß, v. Goßler und v. Kessel, hätten
sich etwa in dem Sinne geäußcrt, daß sie sich an den
Duellerlaß des Kaisers nicht halten würdcn, wenn sie ein-
mal in eine Ehrenangelegenheit verwickelt würden. Darauf
habc der Kaiser vor versammeltem Offizierkorps und in
Anwesenhcit der bekanntlich in hoher militärischer Stellung
befindlichen Väter dcr beiden Lentnants sich anfs schärfste
über diese Aeußerungen ausgesprochen und insbesondere auch
auf die Jugend der beiden Offiziere in unverblümtester Weise
angespielt. Der „Reicksanzeiger" dementierte den Vorfall
in bündigster Weise. Heute standen wcgen dieser Ver-
öffentlichnng vor dcr hiesigen Strafkammer Geheimerat
Steinbach, der frühere Redakteur der„PotsdamerZeitung",
Groll, nnd der Verleger dieses Blattes, Stein, angeklagt
aus § 186 des Strafgesetzbuchcs (Behanptung nicht erweis-
licher Thatsachcn). Groll wurde wegen gröblicher Be-
leidigung zn zwei Monaten Gesängnis, der Verleger
Steinzu 800^. Geldstrase und Steinbach zu 300v/k.
Geldstrafe verurteilt. Den Lcutnants v. Goßler und
v. Kessel wurde die Besugnis zugesprochen, das Urteil in
der „Potsdamer Zeitimg" und dem „Potsdamer Jntelligenz-
blatt" zn veröffentlichcn. Der Obcrst des 1. Garde-
regiments zu Fuß Fihr. v. Plettenberg erklärte als Zeuge,
daß die angeblichen Aenßernngen des Kaisers
nicht gefallcn seien.

Ausland.

Ruffland.

Pete r s b n r g , 12. März. Der „Rußko Jnvalid"
berichtct iiber Gefechte mit den Tungusen in der Mant-
schnrei vom 20. Jannar: Vom Obersten Dobronrawow
wurde eine etwa 1000 Mann zählende Tungusenschar
nordöstlich von Mukden zersprengt, ebenso nordöstlich
von Charbin am Sungari, wo sich 600> Tungusen ange-
samnieit hatten. Auch bei Tuntschen fand am 20. Januar
ein Gefecht mit den Tungnsen statk, wobei letztere etwa

sie zwischcu gelcgeutlicheu Reisebckauntschafteu uud nicht llon
alten Freunden, geschweige dcnu von zwei Menschen geführt,
die ciuander vormals alles gewcsen waren.

Cäcilie war über die vollkommene llnbefangenheit Zarnows
förmlich cutrüstet. Sie hatte es sich so schön ausgemalt,
mit welchcr Kühle uud llnuahbarkeit sie den leidenschaftlichen
Vorwürfen dcs Betrogeneu uud Verrateueu entgegcutreten,
wie sie ihn zmn Schlutz tröstcu und wie sie ebeusowohl als
vielbegehrtc, heitzersehnte Schönheit wic a,ls tugendhafte Frau
aus diesem Ansturm hervorgehen würde. Datz abcr Zarnoir»
diese Pläue ihrer selbstzufriedenen Eitelkcit iguoriereu und
sich gar nicht herbcilassen sollte, die Rolle des Verschmähten
uud Verzweifelten zu spieleu, hatte sie nicht erwartet uud
faud sic empörend.

Schlietzlich ward dies Gefühl so mächtig in ihr, datz sie
uuvorsichtig geuug war, den glatten Bodcn des Salongesprächs
zu berlasseu uud sich anf eiu geführliches Gebiet vorzuwagen.
Zarnow hatte erwähut, datz er jetzt uur aus einer llrlaubsreise
begriffen sei und iu wcnigen Wochen nach Brasilien zurück-
kehreu werde.

„Wcrdcn Sie alleiu zurückkehren?" fragte Cäcilie scherzend.
„Oder rate ich recht, datz Sie sich eine Gefährtin mituehmen
werden?"

„Nicht doch, guädige Frau," antivortete Zarnow, ihren
Scherz mit cisiger Gemessenheit abweisend. „Wie könnte ich
eiuer deutscheu Dame zumuteu, mir dorthin zu folgen?"

„Warum deun uicht?"

„Bedenkeu Sie doch — es giebt da, wo ich hausc, ivcder
Theater noch Konzerte, höchstens einmal eineu philiströsen
Ball. Wclche triste Aussichtcnl"

„Glanbeu Sie nicht, dah echte Liebe ohne Bedeukcn solche
Opfer bringen wird?"

Das war in Cäciliens Mund einc so kecke Frage, datz sie
uucrklnrlich gewesen würe, weun sie nicht eine Herausforderung
bedeutcu sollte, das bisher sorgfältig vermiedene Thcma nun
eudlich eiumal zu berühreu.
 
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