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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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100 Tote und Verwundete hatte,:. Jm Südwesten
von Muküen an der mongotischen Grenze bildeten sich
ebenfalls Tungusenbanden, 400 bis 1000 Mann stark,
die dort rarchten und plünderten. In mehreren Gefech-
ten gelang es dem Generalmajor Mischschenko, das Gebiet
zu säubern und am 24. Februar die Befestigungen zu
nehmen, in denen sich die Tungusen zurückgezogen hatten.
Die Tungusen verloren dabei insgesamt 133, die Russen
13 Mann. Die Verfolgung der Tungusen wird fortge-
setzt.

Spanicn.

Biadrid, 11. März. Finanzminister Urzaiz er-
klärte heute, von seinem Amte zurücktreten zu wollen.
Ministerpräsident Sagasta nahm die Demission nicht an.
Da Urzaiz auf seinem Vorhaben beharrt, wird geglaubt,
Sagasta werde morgen der Königin-Regentin die Demis-
sion des ganzen Kabinetts überreichen. Montero Rios
stattete der Königin-Regentin einen Besuch ab. Der
Besuch wird vielfach besprochen.

Ämcrika.

Newpork, 11. März. Die Ankündigung Mor -
g a n s, er werde seine siegreiche Segelyacht Columbia
über den Ocean schicken, wenn sie herausgefordsrt werde,
erweckte gestern im Newyorker Aachtklub einen Sturm
der Begeisterung. Man erwartet, daß sie mit dem neuen
„Meteor" wettfahren wird. Das Modell der Hohen-
Zollern, das Geschenk für den Aachtklub, besteht ans
Celluloid und ist 1,80 Aleter lang.

Aus Stadt und Land.

Neckargeminid, 12. März. (G a s st o f f g l ü h l a m p e.)
Zu den verschiedenen hier existierenden Lichtlampen ist noch
eine nene zu sehen in der Wirtschaft „zum Rebstock" hier,
nämlich eine Gasstoffglühlampe; dieselbe berbreitet ein weitzes,
angenehmes Licht und erstetzt 2 Erdöllampen. Die Konstruk-
tion ist ziemlich einfach, und die Hantierung an derselben
macht keine Schwierigkeit. Nur fragt es sich, wie sich diese
Lichtlampe in der Folge bewährt und bezüglich des Kosten-
punktes im Vergleich zu dem der anderen Lampen stellt.
Es kann dieses Licht auch eine Zukunft haben. Der Fertiger
und Ersteller solcher Lichtlampen ist Herr Sandritter, Flasch-
ner in Bammenthal.

O Eppingen, 12. März. (Die hiesige landwirtschaft-
liche Sch nle) w«r nach dem soeben ansgegeben Jahresbericht
in beiden Klassen zusammen von 33 Schiilern besncht nnd zwar
von 25 Schülern im I. Kurs, wovon 2 crst 14 Tagc später ein-
traten nnd 8 Schülern (darnnter ein Hospitant) im II Knrs.
Wenn anch die Schülerzahl ini Berichtsjahre erfrenlicherweise
wieder gegenüber den beiden Vorjahren zugenommen hat, so kann
doch füglich behanptet werdcn, daß vie Erkenntnis dcr Notwcndig-
keit des Besnchs einer Winterschule bei unsern Landwirten noch
nicht allgemein durchgedrnngen ist, wenn man bedenkt, daß es bei
kehr vielcn derselben noch immer der persönlichen Aufforderiing
bedarf, ihre Söhne in die Winterschnle zu schicken. Jn Nücksicht
auf die ziemlich große Arbeit, welche eine Winterschule zn leisten
hat, nnd die geringe Zeit, die ihr dazn znr Verfngung steht, ist
cs aber uobedingt notwendig, daß jeder Schüler stets zwei Winter-
halbjahre dis Schulc besncht. Auch der tüchtigste Schüler ist nur
fchwer imstandc, das im Unterricht zu bietende in einem Winter
zu verarbeiten. Der erste Winter ist meist nnr imstande, die
Grundlage zn schaffen, während der weitere Ausbau eines gründ-
lichen Wissens erst im zweiten Winter möglich ist. — Also balbe
Arbeit ist überhaupt kcinc Arbeit! Nur ein voller Kursus, be-
ftehcnd aus zwei aufeinanderfolgenden Wiuterhalbjahren, vcrnmg
Lie an den Schulbesuch geknllpften Erwartnngen zu erfülle». Die
Prüfungen finden am 22. d. M. vormittags 8'.l Uhr statt. Dcr
Winterschuliinterricht beginnt für Knrs I am 3.- November, sür
Kurs II am 1. Dezember.

LL. Weinheim, 12.März. (G e m e i n d e v o r a n s ch I a g.)
Der städtische Voranschlag schlietzt mit einer Einnahmesnmme
von 117 218 Mark und mit 362 948 Mark Ausgaben, so
datz 248 730 Mark durch Umlage zu d'ccken sind. Grötzere
Unternehmungen, wie der Bau eines Realgymnasiumsgebäudes
mit einem Aufwand von 365 000 Mark und die Erstellung eines
Schlachthauses nebst Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude
mit einer Kostensnmme von rund 282 000 Mark sind neben
dem allgemeinen Anwachsen des Gemeindeaufwandes die Ur-
sache für die in Aussicht genommene Erhöhung des Um-
lagefutzes von 50 auf 55 Pfennig.

Mannhcim, 12. März. (K o m m c r z i e n r a t F r i e d-
rich Engelhorn s.) Jm hohen Alter von 80 Jähren
tst gestcrn Nachmittag Herr Kommerzienrat Cngelhorn
gestorben, cin Dtann, der in dcr Entwickclung der Stadt
'Mannheim wie ihres wirtschaftlichen Rayons eine hochbedeu-
tende Rolle gespielt hat. Vom Juwelier hat der Verstorbene
sich nach dem „Mannheimer Tagbl." zu den Höhen der Haute
sinance emporgeschwungen, in deren Reihen er als der erfolg-
reichste galt. Geboren am 17. Jnli 1821 in Männheim, ließ
er sich im Jähre 1846 als Juwelier hier nieder und ver-
heiratete sich im Jahre darauf mit Marie Brüstling von hicr.
Schon frühzeitig gewann er das Vertrauen seiner Mitbürger,

Aber Zarnow erkannte dies und vermied die Falle.

„Echte Licbe, ja — aber wo wollcn Sie denn die finden?"
sragte er gelassen. „Höchstens bei einem armen Dienstmädchen
oder einer gutherzigen Näherin. Solch ein Mädchen würde
mir gewitz folgen nnd schon aus Dankbarkeit, weil ich sie
tn bessere Verhältnisse einführic, eine liebevolle Gattin wer-
den. Aber ich mutz gestehen, diese Aussicht hat für mich so
wenig Verlockendes, datz ich Versnche in dieser Richtnng lieber
nicht unternehmen möchtel"

„Wie Sie nur redenl" rief Cäcilie unmntig und nicht mer-
IkenT wie gefährlich der Boden zu wankcn anfing. „Sie
tvissen ganz gut, oder sollten es wenigstens wtssen, datz Jhnen
>auch hübsche und gebildete Mädchen aus den besten Kreisen
solgen würden."

„Vielleicht, vielleicht auch nicht ,— augenblicklich wäre ich
wirklich in Verlegenheit, wo ich die Bekanntschaft solcher hüb-
schen und gebildeten Mädchen ans den besten Kreisen machen
sollte."

„Wollen Sie mich dafür sorgen lassen?" fragte Cäcilie eifrig.
„Jch gebe kleine Gesellschaften — führe Sie ein ..."

„Sie sind zu gütig, Cäcilie", wehrte Zarnow ab und zum
erstenmale nannte er sie bei ihrem Vornamen, zum erstenmale
bildete sich zwischen seinen Augen eine tiefe Falte. „Aber
Sie wissen, gebranntes Kind scheut das Feuerl Und lieber
wollte ich meine Liebe an die erste beste Negersklavin in Brasi-
lien wegwersen, als an ein Mädchen aus den besten Kreisen,
tvenn es sich einer Empfehlung erfreute wie — ich bitte recht
sehr um Verzeihnng, gnädige Frau — einer Empfehlung wie
der Jhrigen."

Unmittelbar darauf aber glättete sich Zarnows Stirne
wieder und er siihr so nnbefangen fort, als wenn er nicht
eben in wenigen Wortcn eine tötliche Beschimpfung ausgespro-
chen hätte.

Autzerdem habe ich nur sehr kurze Zeit zur Verfügung, so
daß ich nur meine besten Freunde besuchen kann. Hätte ich
nicht eine Aufgabe, die Juanita betrifft, auch bei Jhnen zu
erfüllen, so würde ich mich auf den kurzen Besuch in Herrn
Gerards Kontor beschränkt und Sie nicht behelligt haben."

die ihn 1849 zum Bnrgerkommandanten wählten, in welcher
Eigenschaft er die Uebergabe der Stadt an die preutzischcn
Militärbchörden leitete. Jm Jahre 1850 gründete er mit
dem Jndnstriellen Sonntag aus Mainz die später lange Jahre
in seincm Besitz befindliche Gasfabrik, die später in 'den Be-
sitz der Stadt überging. 1868 gründete er die Badische
Anilin- und Sodafabrik, an welcher auch die Jndustriellen
Sonntag, Dyckerhoff und Clemm beteiligt waren. Die Ver-
legung der Fabrik nach Ludwigshafen erfolgte erst im Jahre
1865. Von dem Uebergang der Fabrik in eine Aktiengesellschaft
an leitete der Verstorbene dieses Weltunternehmen als erster
Direktor bis zum Jahre 1883. Anßerdem war Engelhorn nock,
Mitbegründer der Rheinischen Crsditbank, der Rheinischen
Hypothekenbank, dcr Mannheimer Gummi- und Asbestfabrik,
der Konsolidierten Alkaliwerke Westerregeln, der Deutschen
Cellulosefabrik Leipzig, der Firma Gebr. Kannengietzer in
Rnhrort und sonst noch tn den verschiedensten Unternehmun-
gen als Aufsichtsrat thätig. Anfs engste verknüpft ist der
Name Engelhorn mit der baulichen Entwickelung der Stadt.
Die Erschließungen des Banmschulgartenviertels und des
Gontardschen Gutes auf dem Lindenhof waren scin Werk.
Jm Jahre 1883 wurde er zum kgl. bayerischen Kommerzien-
rat ernannt. Außerdem wurden seine Verdienste anerkannt
durch die Verleihung des bayerischen Michaelsordens nnd des
Ritterkreuzcs erstsr Klasse des Ordens vom Zähringer-Löwen.
Geschäftlichcr Weitblick vereinigte sich bei ihm mit einem wage-
niütigcn Unternehmnngsgcist und eincm Organisationstalent,
das den Erfolg sicher vorbereitete. Jn der Geschichte der indu-
striellen Entlvickelung wird der Name Engelhorn für alle
Zciten mit goldencn Lettern cingegraben stehen. Er war öer
Mann, der ein Rccht hatte, am Ende eines langen Lebens
auf die Fülle seincr Werke hinzuweisen. Es war cin reiches
Tagewerk.

LLI. Karlsruhc, 11. März. (Z n r nenen Grund-
b n ch f ü h r u n g.) Aus dem Amt Engen wird dem „Heg.
Erz." zur Kennzeichnung der neuen badischen Grundbuch-
ordnnng folgender Fall berichtet: Ein Ratschreiber, der.in bcn
drei Monaten seit Bestehen des neuen Grundbnchrechtes (Dez.,
Jan. nnd Febr.) etwa die Hälfte dieser Zeit den Grundbuch-
arbeiten widmete, berdiente, abgesehen von der Fertigung von
Grundbuchhcften (was drei Tage in Anspruch nahm) nur
sovicl, was ihn das Papier und die Jmpressen kosteten. So
mutzte derselbe wegen einer Löschung, welche in zwanzig
Grundbnchhcften je doppelt zn geschehen hat, für 20 Pfennig
Papier für Verweisbogen verschreiben und erhält hiefür 10
Pfennig. Der Staat bezahlt bekanntlich das Papier nicht,
das soll der Ratschrciber bezahlen, der oft nicht so vicl ein-
nimmt, als er ausgeben soll. Die Ratschreiber hatten bisher
bie wenigsten Gehaltsansprüche an die Gcmeinden gemacht,
weil sie ans den Grundbncharbeiten ihren Hanptberdienst be-
zogen. Jeht kann es nicht mehr so fort gehen, denn wcnn
den Ratschreibern die Grnndbuchgebühren um zwei Drittel oder
bei Döschungen ganz entzogen wcrdcn, ist cs kaum denkbar,
datz noch Einer nm dcn niedrigen Gehalt in seinem Dienste
bleibt.

SL. Karlsruhc, 12. März. (Von der t e ch n i s ch e n
Hochschule.) Gestern wurde im Hörsaal des chemischen
Laboratoriums die letzte Vorlesung gehalten; schon in den
nächsten Tagcn beginnt der Abbruch des altcn Baues, um Platz
für die Vollendung des stattlichen neuen Jnstituts zu schaffen.
Geh. Rat Cngler gedachte daber der vielen Techniker, die den
Hörsaal des alten Laboratorinms besuchten und die hier für
den Kampf im indus^riellen Leben mit vorbereitet wnrden,
rnsbcsondere aber auch der herborragcnden Männer, dre früher
in dem aktcn Bau gewirkt habcn: Karl Wehin (bis 1868), un-
ter dem das Laboratorium 1831 erbaut wurde, ferner Lothar
Meyer (1868—1876), einer der herborragendsten Vertreter
der theoretischen Chemie, nnd Karl Birnbaum (bis 1887),
Mitbegründer der Nahrungsmittel-Chemic. Büsten nnd Bil-
der dieser Forscher, mit Lorbeer geschmückt, zierten den Saal
bei diesem lehten Akt.

Ildl. Karlsruhc, 12. März. (Ein eigenmächtiger
O r t s b a u k o n t r o l l e u r.) Ein in weiteren Kreisen Auf-
sehen erregcnder Streitfall beschäftigte in außerordentlicher
Sitzung gestern das hiesige Schöffengericht. Angeklagt war
der Baunntcrnehmer Angust Hörner wegen Uebertretung ban-
polizeilicher Vorschriften. Cr wurde von der Anklage f r e i-
gesprochen. Die Sache selbst ist ohne Jntcresse. Da-
gegen wnrden während der Verhandlung über den als Zeu-
gen vernommenen Ortsbaukontrolleur Robert Willet durch eine
Reihe bon Zeugen Thatsachen festgestellt, die es verständlich
erschcinen lassen, wenn seit langer Zeit in dcn .Kreisen der
hicsigen Architekten und Bauunternehmer ein weitgehendes
Mitztrauen gcgen die Amtsführung des gcnannten Baukontrol-
leurs zu Tage trat. Es wurde festgestellt, datz Bankontrolleur
Willct (derselbe, der vor einiger Zett eine Petition an die
Landstände um Verstaatlichung der Baukontrolle richtete),
eigcnmächtig und unberechtigt die Vorschriften der Bauordnung
in einer Weise handhabte, die weit über die Grenze des Cr-
laubten hinans ging. Jn der Verhandlung legte die Verteidi-
gung des Angeklagten die Mitzstände, die in der hiesigen
Bankontrolle herrschen, schonungslos dar.

8dl. Karisruhe, 12. März. (G e w c r b e b e r e i n.)
Jn der heutigcn Generalversammlung des Gewerbebereines

„Jnanita?" fragte Cäcilie etwas verwirrt. Sie war
durch den Namen sowie durch die Heftigkeit des ganz nnver-
mnteten Angriffs doch einigermatzen aus der Fassung gekom-
men. „Sie wissen doch, datz Juanita nicht in unserem
Hause ist?"

„Das wußte ich allerdings."

Jch hielt es für notwendig, daß Juanitas ein wenig ver-
nachlässigte Erziehung in einem gutcn Jnstitut vervollständigt
würde."

„Und schickken sie darum nach dem stillen Bergedorf, um
sie dem Hause fernzuhalten, das sie bis dahin als ihr Vater-
haus anznsehen gewöhnt worden war!"

Zarnows Blick suchte mit ruhiger Verachtnng Cäciltens
Angen, sie mußte sie niederschlagen. Dem Unmut, den er
unterdrückt hatte, so lange es sich nur um seine eigene Person
handelte, lietz er frcien Lanf, sobald er Jnanitas Sache zu
führen hatte.

„Die Gründe, die Sie da anführen, erklärte er, „sind
nur durchsichtige Vorwände, womit Sie weder sich selbst, noch
mich, ja nicht einmal den gutherzigen Gerard tänschen kön-
nen. Juanita war besser erzogen und hatte mehr Kenntnisse
als die überwiegcnde Mehrzahl aller ihrer Altersgenossinnen.
Niemand weitz das besser als Sie, Cäcilie. Jch muß dies
nachdrücklich und ohne Rücksicht auf Jhre Beschönigungsversuche
betonen, weil ich nicht dulden will, daß bei dcm, was wir mit
einander über Juanita zu verhandeln haben, Heuchelei nnd
Lüge eine Rolle spielen."

Cäcilie vermied eine direkte Antwort. Sie haßte Jua-
nita, weil sie eifersüchtig war und weil sie ihr Unrecht gethan
hatte; aber sie konnte sich diescm böscn Gefühl nicht so rückhalt-
los hingeben, wie sie gern gewollte hätte, weil Juanita das eine
gefährliche Thema war, bei dem ihr sonst unbeschränkter Einflutz
anf Gerard versagte nnd bei dem sie nm so mehr dem ihrer
Macht ganz entschlüpften Zarnow gegennber anf dcr Hut sein
mußte.

„Sie sprachen von einer Aufgabe, die Sie betreffs Jua-

wnrde der bisherige erste Vorsiand Herr Apoiheker Schoch ein^
stimmig wiedergewählt. Jm allgemeinen Jahresberichte be-
dauert der Vorsitzende, datz die Regierung es abgelehnt habe-
dcn Gewerbebereinen das Recht der Gesellenprüfung zuzuge-
stehen, das dieselbe mit Ersolg bisher ausgeübt. Geh. Ober-
regierungsrat Brann crklärt, datz die Regierung im allgemeinen
Jntereffe eine einheitliche Regelung dieser Prüfung für wün-
schenswert erachtet und daß sich auch die vier Handwerkerkam-
mern in diesem Sinne einstimmig ausgesprochen. Bon den
übrigen Staaten habe auch nur Hessen von der Zulassung die-
ser Prüfung an dte Gewerbevereine Gebrauch gemacht.

80. Karlsrnhe, 12. März. Die Gesamtwaldfläche des
Grotzherzogtnms umfatzte zu Beginn des vorigen Jahres
668 668 Hektar. Da die Landesfläche Badens etwa 1 507 929
Hektar beträgt, so kommen also etwas über 87 Prozent davon
aus den Wald. Von den Waldungen gehören dem Domänen-
ürar 98 882 Hektar, Gemeinden 254 111 Hektar, Körper-
schaften (Ktrchen zc.) 19 794 Hektar, sonstigen EigentümerN
185 871 Hektar. Die Gemeinden nnd Körperschaften besitzen
demnach zusammcn nahczu die Hälftc aller Waldungen. )

Fretburg10. Minz. (Die eritc Zudtläumsfeier
fand gestern Abend hter statt. war eine öffentliche Fsst-
sitzung der Gesellschast für Geschichtskunde (Historiscber
Verein) zur Feier der 50jihrigen Regierung des Großherzogs
Friedrich im festlich geichmückten oberen Saale des „Cafs
Kopf". Geh. Rat Dr. v. Wesch, Arckivdirektor in Narlsruhe,
hielt die Fcstrede über „Großherzog Friedrichs Persöalichkeit".
Jn glänzender Darstellung schilderte er die unvergeßlichen Ver-
dienste des Herrschers um das deutsche Vaterland und dte engere
badische Heimat, sowie dic Güte und Leutseligkcit allen geaen-
über, die sich ihm nahen. Tann hielt Hofrat Prof. Dr. Rosin
einen tief durchdachten Vortrag über „Stastsrecht und Rechts-
staat in Baden unter Großhe-zog Frtedrich". Zum Schlusse
brachte der Vereinsvorstand, Pros. Dr. F i n ke. ein begeistert
aufgenommenes Hoch auf drn Großherzog aus. Ein gemein-
schaftliches AKend-ssen scki'oß sich an d'e Vorträge on.

8L. Heitersheim, 12. März. (V e r s ch i e d e n e s.) Bei
der Ansmnsterung der gestellungspflichtigen Mannschaften
wurden sämtliche Rekrnten von hier für tauglich
befunden. — Nach dcm Voranschlag für 1902 ist eine U rn -
lage von 48 Pfg. zu zahlen; voriges Jahr betrug die Um-
lage 38 nnd vor zwei Jahren nur 28 Pfg.

Aus Baden. Jnfolge der grohen Stürme während des
vergangenen Wintcrs mutzten in den Städtischen Waldungen
Baden-Badens 21 625 Festmeter mehr gehauen wer-
den, als im Wirtschaftsplan vorgesehen war. Der Erlös dieser
autzerordentlichen Waldnutzung, der aus 244 000 Mark zu
schatzen tst, wird dem Grundstock zugeführt. Schon im vori-
gen Jahre erhielt letzterer durch den Erlös aus 36 000 Fest-
meter Windfallholz einen stattlichen Zuwachs. — Kürzlich
starb in Grcrfenhausen eine Fran, die ziemltch klein,
aber dennoch ohne Frage die gewichtigste Person des Ortes
war; ihr Gewicht dürfte drei Zentner weit überschritten haben.
Die bedauernswerte Frau lag schon über drei Jahre an Fett-
sucht darnieder und hatte während dieser Zeit an Umfang im-
mer noch zugenommen. Da der Sarg weder durch die
Thüre noch durch die Stiegenwindungen zu bringen gewesen
wäre, entschlotz man sich, die Leiche durch die Fensteröffnung
zu befördern, nachdem dic Fensterrahmen heransgenommen
waren.

X Palentvertchr sür Vaden vom 1r. März 1902, unt-
Aeteilt vom Jnternationalen Vatentburean C. Kleher in
Karlsruhe (Baden), Kriegsstraße 77. lAnskünfte obne Recherchen
werden den Abonnente» dieser Zeitmrg kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den bctreffenden Nummern bezcicknen die Klasse.
Vatentanmeldunacn: 49b. D- 11158. Versihrsn zur
Herstelluna von Schmuckketten aus Hohldrakt Emil Drews,
Pforzheim. 8. Dezember 1900. 49 t B. 28 895. Verfabren

und Vorrichtung zur Herstelluna von Metallpulver; Zus z. Pat.
126737. Friedrich Wilhelm Bühne, Freiburg t. B.. Ecbprinzen-
straße 17. 13. November 1900. Pa tentert e i l una e n: 49ck.
130 483. Vorrichtung zum Anbohren von unter Drnck stehenden
Rohren. Carl Reuther, Mannheim, III. Querstr. 3. 4 Febr. 1900.
Gebrauchsmuster-Eintraaungen: 81 o. 170016. Ver-
packungsschachtel für Veilcken-Parfüms. mit einer Anzahl Ab-
teilungen für mit Tropfeukorken virsihene Präparatengläschen.
C. A. Dawm-Etienne, B.-Baden. 6. Januar 1902. 83». 169923.
Geräuschloser federnder Hammersang für Uhrschlagwerke, gekenn-
ze'chnet dmch einen anf der Platine zu befestigenden, winkel -
förmigen Kloben mit starr mit d-mselben verbundener hacken -
förmig auslaufender Wickelfeder. Oskar Kreutzer. Freiburg i. B.,
Scheffelstr. 4 30. Januar 1902. 88». 169 773. HorizontaleS

Wasserrad mit beweglicken Schaufeln. Jakob Schmilt, Bretten,
Baden. 18. Oktober 1901.

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llnentbskrliobo rabn-Oremo

srl-M ais biliLS rsi», vsi»s »»ä Zssr»L.

nitas bei mir zu erfüllen haben", sagte sie. „Wollen Sie nicht
zur Sache kommen?"

„Wir sind ja mitten drin, gnädige Frau. Es war unbe-
drngt notwendig, vorher zu einer Verständigung zu kommen-
die uns die sffätere Erörterung wesentlich erleichtert."

„Also brtte."

„Meine Aufgabe ist eine doppelte, oder wenn man will
eine dreifache. Den einen Teil habe ich mit Herrn Gerard
und Juanita zu verhandeln, jenes habe ich schon besorgt, dieses
wird morgen geschehen. Den zweiten habe rch mit Jhnen
zu regeln. Er betrifft Juanitas traurige Lage in Berge-
dorf ..."

„Traurige Lage"

„Gewrtz, meine Gnädige, ich finde kein anderes Wort-
Das Kind hat an mich geschrieben —"

„Welche Drerstigkeit"

„Sie wählen Jhre Worte sonderbar, Frau Gerard," sagte
Zarnow kühl. „Von aller Welt verlassen, von einer pflichtver-
gessenen Stiefmutter verfolgt . . ."

„Herr Doktor Zarnowl"

„Berzcihcn Sie. Jhr Vorgehen hat bei mir als bösts
Beispiel gewirkt. Was ich gesagt habe, ist ja in der Sachr
richtig; aber ich vergatz, datz Sie von mir bessere Wahrung
der Form verlangen dürfen. Noch einmal, ich bitte wegw'
dieser Vergehlichkeit um Entschuldigung. Jch will mich alsv
bemühen, einen milderen Ausdruck für eine recht hätzliche'Thats
sache zn findcn. Jn ihrer verzweifelten Lage besinnt I"n
Juanita auf einen Mann, der ihr stets ein ehrlicher Berater
und guter Frcund gewesen rst, und schreibt ihm. Und daM"
Sie sehen, gnädige Fran, wie aufrichtig mein Wunsch ist- s?
dieser >sache keinerlei Lüge oder Heimlichekit aufkommen zu lasi
sen, bitte, lesen Sie diese Abschrift jenes Briefes — Sie tver-
dcn hoffentlich nicht bezweifeln, datz sie ganz wortgetreu ist?

Jedes Wort und ^jeder Ton waren neue Beleidignngen fur
Cäcilie, die ihm mit lhrem bösen Gewissen machtlos gegenüber-
stand. -

(Fortsetzung folgt.)
 
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