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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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stehcn sedoch Ziveifel, ob deo Bei'zicht als rechtsgiltig
onzuschen ist,

— Der deutsche Fleischerverband hielt am
4. ds. in Fulda etnen außerordentlichen Delegiertentag
ab. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete
die Abschaffung der Verbraucksabgabe auf
Fleisch (Schlachtsteuer, Octroi, Accise rc.). Der
Vorstand wurde beauftragt, im Sinne der Aufhsbung des
Octrois an den maßgebenden Stellen vorstellig zu werden.
Als Berichterstatter auf dem Delegiertentage fungierten die
Obermeister Schnebb-Kassel und Koch-Heidelberg.
Zur Ausarbeitung und Begründung der Petition, die auch
den Stadtverwaltungen und Einzellandtagen und den
Landesbehörden übermittelt werden soll, wurde eine Kom-
mission, bestehend aus den Herren Georg Schwarz-Fulda,
Lautz-Darmstadt und Esser-Aachen dem Verbandsvorstand
zur Seite gestellt.

— Amerika führt gegenwärtig Kartoffeln ein;
auch deutsche Kartoffeln gehen in kleineren Mengen
dorthin, während allein Belgien im vorigen Jahre davon
cine Million Sack dorthin schickte. Die Umstände scheinen
einem dauernden deutschen Kartoffelexport nach Amerika
günstig zu sein. Es ist besscr ein Teil des deutschen
Knollengewächses wird in Amecika gegessen, statt daß man
in Deutschland Spiritus daraus brennt.

Baden.

— Der badische Referendär Berg ist laut Nachrichten
aus Berlin zum Marine-Kriegsgerichtsrat ernannt worden.

ZSadischer Landtag.

8.0. Karlsruhe, 10. April. (60. Sitzung der
zweiten Kammer). Präsident Gönner eröffnet die Sitzung
um 7.10 Uhr.

Eingegangen: Petitionen der Ratschreiber um hin-
reichende Bezahlung für Gruudbuchgeschäfte, dcr Oststadt
Karlsruhe betr. die Bahnhoffrage, der Städte Walldürn
und Buchen betr. Fortsetzung der Bahn Walldürn-Hartheim,
der Stadt Donaueschingen um Erweiterung des dortigen
Progymnasiums in ein Vollgymnasium, endlich ein Jnitiativ-
antrag der Sozialdemokraten und Demokraten betr.
Errichtung eines Arbeitsamts und ciner Arbeiterkammer.
Die Beratung über den Staatsvertrag betr. die
Main-Ne ckarb a hn wird fortgesetzt.

Abg. Dr. Go l d s ch m i t (natl.) tritr den Ausführungeu
der Abgeordneten Eichhorn und Frühauf entgegen. Er sei über-
zeugt, daß die Eisenbahngemeinschaft einmal kommen musz;
es frage fich nur, auf welchem Wege dieS geschieht. Der gc-
eignete Moment sei vor 25 Jahreu, als Bismarck den Vor-
schlag der Ei'nführung von Reichseisenbahnen machte, verpatzt
worden. Damals war Preutzen dem Plan geneigt, aber par-
tikularistische Teudenzen haben dessen Durchführung vereitelt.
Die Furchi vor der „Verpreutzung" unserer Bahnen sei nichts
anderes, als' die instinktive Scheu vor dem machtigen Gefüge
dieses Staates. Preutzen kann im jetzigen Moment gar keiuen
Anschlutz sucheu, weil seine Bahnen viel besser rentieren, als
die der anderen Bundesstaaten. Die „Frks. Ztg." habe kürzlich
geschriebeu, der Vertrag bedeute einen Einbruch Preutzens in
Süddentschland. Warum nicht gar der Hunnen und Mongo-
len? So ganz gering dürfen wir' den finanziellen Ertrag
nicht anschlagen. Die Selbstündigkeit unserer Bahnen werde
uichr gefährdet. Wenn irgend eine Möglichkeit zur Verstün-
digung sich bietet, ohne datz unsere Selbständigkeit bedroht
wird, solltcn wir die naturgemätze Entwicklung beschleunigen
helfeu. Auch auf diesem Gebiete sollte das Grotzherzogtum
Baden den übrigen Staaten in der Bethätigung der national-
len Gedankens' voranleuchten. Ein Zusammenschlutz der süd-
deutschen Staaten würde nur eine neue Mainlinie schaffen, er
hoffe nicht, datz je ein badisches Ministerium einem solchen Ge-
Lanken Raum geben wird. Dtan dars sich in solchen Fragen
nicht von kleinlichen Gesichtspunkten leiten lassen. Er scheue
sich nicht, ofsen auszusprechen: So gewitz, wie Ströme seewärts
flietzen, werden wir noch zur deutschen Verkehrs-
einheii gelangen, ohne datz das Reich der Zentralisierung
verfällt.

Abg. Zehnter (Zentr.) glaubt, datz kein Grund vor-
liegt, im jetzigen Moment für den Anschlutz an Preutzen eine
besondere Propaganda zu machen oder dagegen anzukämpfen,
weil der Vertrag mit dieser Frage nichts zu thun habe. Die
Eigentumsverhältnisse werden nicht geändert. Jnfolge Auf-
lösung der seitherigeu Finanzgemeinschaft werde der Ausgabe-
matzstab für uns zweifellos günstiger werden. Jn Bezug auf
die Finanzen werden wir nicht nur unabhängiger, sondern wir

enthüllt worden wäre. Wie Rebekka dazu kommt, sreiwillig,
ein Bekenntnis abzulegen, um Rosmer das Bewutztsein seiner
Schuldlosigkeit wiederzugeben, macht den Jnhalt des Dramas
aus, das gestern hier zum erstenmale gespielt wurde. -
Die Darsteller waren Mitglieder des Karlsruher Hof-
theaters. Es ist offenbar, datz ein Versuch, Rosmersholm
darzustellen, nur gelingen kann, wenn die Rolle der Rebckka
eiucr Schauspielerin von gedicgenen Oualitäten überwiesen ist.
Rosmer und Kroll unh nun erst Freund Brendel und der
Leuchtturmwächter Mortensgard, so notwendig sie für den
Gang der Handlung, so fest sie in das künstlerische Ganze des
Dramas verslochten sind, stehen doch immer im Hmtertreffen.
Die eigentliche Stimme des Dramas lebt in der Rebekka.
Gestern hatte diese Stimme etwas leicht Flackerndes, nicht ganz
Einhelliges. Fr. Minna Höcker bot etwas, das im Ganzen
sehr achtungswert war und im Einzelnen viel Schönes auswies.
Die gute und vernünftige Art, den Gesprächston zu handhaben,
die Sicherheit im Durchlaufen verschiedener Stadien der Er-
regung, die mahvolle Anwendung der Geste sind zu loben. Sehr
cmerkennenswert war die Führung des Gesprächs im dritten
Akt mit dem grotzen Ausbruch, da sie von Rektor Kroll erfährt,
datz Dr. West für ihren Vater gälte. Mancher Ansatz dagegen
schien verfehlt, zum Beispiel (zweiter Akt) bei den Worten
hinter Rosmers Stuhl: „indcm dn dir neue Verhältnisss
schaffst." Jch meine, hier mutz auch etwas an die neueRebekka er-
innern, die gelernt hat, zu überwinden. Sie ist ein Mensch, der
resigniert hat, und nur manchesmal rufen aus der Liebe die
Stimmen ihrer furchtbaren Vergangenheit. Fr. Höcker
hatte Fehler in der Auffassung sonst vermieden, ihre Leistung
interessierte und lätzt uns Weiteres mit Spannung erwarten.
Herr Höcker als Rosmer hatte es leichter, zu gcwinnen und
zu fesseln, alles war am rechten Ort, manches ward geradezu
wundervoll gesprochen. Das Mienenspiel, die Haltung, die
Wärme des Tons, alles bezeugte die Kraft und Sicherheit, mit
der das von vorneherein richtig entworfene Bild festgehalten
wurde. Half so dieser Darstellcr über manchen Moment
hinweg, in dem die Darbietung durch störende Einflüsse
etwas leicht Bedrückendes annahm, so wutzte Herr W i l-
helm Kempf das reinste ästhetische Behagen zu er-

erzielen anch noch einen gröheren Uebcrschuß, weil -ie Kosieii
der Verwalnmg sich verriirgern. Bishcr harten wir auf die
Gestaltung des Bndgcts der Main-Neckarbahn und auf die
Tarifvilduug so gut wie keineu Einflutz, wührend wir jetzr frei
über die 'Tarife, über die Einführung des Kilometerhefrs auf
der vadischen Strecke usw. enrscheiden künnen. Hiiisichtlich der
Anstelluug der Beamten sind unsere Rechte vollkommen ge-
wahrt; cs isr nuc unsere Disziplinargewalt in unerhevlicher
Weise eingeschränkt worden. Diese. Vorteilc seien nicht zu
unterschätzen; daher werde er mit seinen politischen Freunden
für dcn Vertrag stimmen. Die Eisenbahnspezialisten des Hau-
ses haben sich mit ihrcm Hinweis auf die preutzischc Ver
kehrspolitik selbst auf deu Mund geschlageu, indem sie einen
Weg zeigtcn, wie man dieser Politik entgegenirctcn kann.

Oberregicrungsrat S ch u l z erläutert die finanzielle
Seite des Vertrags und betont gegenüber dem Abg. Hug, datz
die Berechnuug nicht kvmplizierter werde, als seither. Bezüg-
lich der Jnstradierung des Güterverkehrs werden wir künftig
sogar besscr gcstellt sein, weil Baden uötigenfalls auf seinen
Teil der Gemeinschaft Koukurrenz machen kann, was bisher
uicht möglich war.

Abg. H e r gt (Zentr.) wendet sich gegen die Ausführungen
der Abgeordneten Frühauf und Eichhorn und legt die Vorteile
des Vertrages dar. Derselbe bilde nach kciner Richtung ein
Hindernis für künftige Reformen. Eichhorn lasse ganz autzer
Vcrracht, datz ein Vertrag bereits besteht, den wir nicht ein-
seitig ändern können. Frühauf gehe uoch radikaler zu Werke.
Es sei doch ganz natürlich, datz Preutzen nach seinen Verwal-
tungsgrmidsätzen darauf ausgehen mußte, sein Bahunctz zu
k'onzeiitrieren. Das badische Mitglied werde zweifellos in
Mainz die nöiige Beachtung finden. Dafz badische Eisenbahn-
beamten sich nach der preuszischen Verwaltung sehnen, weil sie
dort besser gestellt würden, habe er noch nie gehört. Frühauf
haüe gegen Dinge gekämpft, von denen hier nicht dic Rede isi.
Die Selbständigkeit dcr badischen Bähnen sei nicht bedroht.
Die Entwicklung des Eisenbahnwesens erfolge unter den zwin-
genden Bedingungen, die der Verkehr auferlegt. Er glaube
daher auch nicht, datz der Gedanke an die Reichseisc n-
bahnen für alle Zeiten aufgegeben sei. Wenn einmal dieser
Gedankc in Süddeutschland ganz durchgedrungen ist, werde auch
Preuheu demselben wieder svmpathischer gegenübersteheu. Cr
sehe nicht ein, warnm nicht allc Parteien dem Vcrtrag zustim-
men sollen.

Abg. Wilcke ns betont, datz es sich nicht darum handelt,
emen Teil des badischen Bahnnetzcs aufzugeben. Die Rede des
Abg. Goldschimt könnte die Meimmg erwecken, als ob wir gut
daran thäteu, uns Prentzen cmzugliedern. Das ist aber weder
meine Ansicht, noch die Ansicht mciner politischen Freunde (Sehr
richtigl bei den Nationalliberalen). Wir halten die Verein-
fachung dcs Betriebs für erstrebenswert, möchten aber unsere
Selbständigkeit nicht aufgebcn. Soweit ist es noch lange nicht
gekommen mit den badischen Bahnen, datz wir nicht mehr aus
eigener Kraft imstaude wären, dieselben zu verwalten. tlnsere
Bahnen bilden eincn wertbollen Bestandteil unserer Selbst-
ständigkeit, den wir nicht aufgeben wollen. Mit dem Gedanken
an R e i ch s e i s e n b a h n e u könnte Reduer sich befreunden. >
Dcr Betrieb auf der Main-Neckarbahn werde zweifellos ver-
üessert, wenn derselbe in die Hände einer grotzen, leistungs-
fähigen Korporation kommt. Gerade darauf legen die Be-
wohner der Bergstrasze den grötzten Wert. Vor der preuszisch-
hessischeu Gemeinschast habe er keine so grotze Angst, wie Früh-
a»f und Eichhorn. Ucbrigens sei es gar nicht unbedenklich,
wenn man fortwährend hier im Hcmse davon spricht, Prentzen
könne ims vergcwaltigen. Das halte er geradezu siir ausge-
schlossen, weil ein solches Vorgehen mit der Reichsverfassung in
Widerspruch stehen würde und wenig loval wäre cinem Staate
gegenüber, der für das Reich schon so grotze Opfer gebracht hat.
Den Gedanken einer füddeutschen Eisenbahngemeinschaft halte
er, voransgesetzt, datz es sich nicht um eine Betriebs-, sondern
um eiue Tarifgemcirischaft handelt, für diskntabel. Frühauf
überschätze die Bedeutimg dcr Eisenbahnen. Redncr unterstützt
schlietzlich die Wünsche der Beamten der Main-Neckarbahn und
erklärt, datz er und seine politischcn Frenndc für dcn Vertrag
stimmen werden. (Bravol)

Geh.-Rat Zittel giebt Erläuterungen zn einzelnen
Artikeln des Vertrags.

Abg. Muser (Dem.) wird gegen den Vertrag stimmen im
wesentlichcn aus' den Gründen, die Frühauf und Eichhorn ent-
wickelt haben. Es sei amüsant, zn sehen, wie Frühauf bei
jcder Gelegenheit von seinen Minister - Wahlmännern
desavoniert wird; es frage sich jetzt, ob die Wähler
hinter dem Gewählten oder hinter den Wahlmännern stehen.
Wegen der Vercinfachrmg des Betriebes opfere er kein Titel-
chen uuserer Eiseubahnhoheit. Dic Stellung des badischen Be-
amteu in der Mainzer Direktion sei zweifellos eine sehr
inferiore, er kami nnr „Bedenken" geltcnd machen. Er freue
sich, daf; Wilckens auf eiuem anderen Standpunkte steht, als
Goldschmit, dessen Rede in ein preutzisches Junkerparlameut
aber nicht in den badischen Landtag passe. Der Partikularis-
mus sei im Gcgensah zum Reichsgedanken, nicht zu Preutzeu zu
verstehcn. Wir sind keine Partikrilaristcn, haben anch keine
Abneigung gegen das preutzische Volk, sonderu nur gcgen
die preutzische Bureaukratie, die in alleu Dingeri ein merk-
würdiges Ungeschick zeige. Wir haben alleri Anlatz, auf eiue

wecken. Jn der Art, wie er sich als Morteusgard
gab, meldete sich künstlerische Meisterschaft an. Hier
kormtc die schöne Freudc der Spannung voll genossen wer-
den, in der Berheitzung und Erfüllung nahe bei einander
wohnen. Fran Wolff sprelte die Rolle der Frau Helserh
mit Klugheit und schlichter Natürlichkeit. Die Gestalt Ulrik
Brendels, gehe er nun zu seinem Opferfest oder komme er
mit der Bitte um ein Paar abgelegte Jdeale, taucht imrncr
danu auf, wenn Rosmer vor einer Entscheidung steht. Leider
blieb der Darsteller Herr Heinzel dieser Figur, die aus
eincm Sonderbezirk von Jbsens Phantasie stammt, sehr viel
schuldig. Jn keiner guten Erinnerung von semer Goethe-
recitation her steht Herr Wassermann. Er glaube nicht,
mit seiner Ärt zu sprechen, besondere Effekte zu erzielen. Man-
chem Zuhörer mag es gefallen haben, nach unserer Meinung
gelcmg es ihm nur his und da, sein Organ auf den Ton ein-
zustellen, der an die Sprechweise im bürgerlichen Familien-
zimmer erinnern kann. Meist rollten die Sätze auf schönen
Lauten daher. Oh, wenn man sie in diefer Wcise hervorge-
bracht hört, prägen sie sich einem sehr gnt ins' Ohr, diese Wen-
dungcn alle, z. B. der Dank für eine Tasse Thee „d—as nehme
ich d—ankend an", oder die Frage: „Lesen Sie bisweilen
radikale Blätter?" ' K. W.

Höeater- und Kunstnachricherr.

Heidelberg, 11 April. Jm Stadttheater gelangt nächsten
Sonntag, 13. April, von dem Karlsrnher Hostheater-Ensemble
das Trauerspiel „Ehrenschu ld en" von Paul Heyse und
hierauf das dreiaktige Lustspiel „Der Damenkrieg", von
Scribe zur Aufführung, und es treten an diesem Abend «ls
Gäste auf: Die Damen Höcker, Müller und Hancke und die
Herren Gerasch, Hallego, Höcker, Herz, Wassermann und Beneditt.
Die Vorstellmig beainnt crst um 8 Uhr. Der Billetvorverkauf
befindet sich nach wie vor in der Mustkalienhandlung des Herrn
Pfeiffer am Ludwigsplah, am Sonntag jedoch nur jn der Zeit
von 11—3 Uhr, dann von 7 Uhr ab an der Abcndkasse. Mittwoch.
6. April, findet eine Anfführung von „Nathan der Weise"
siatt.

i ch s e i s c n b a h n g c m e i ii s ch a f t hrnzusteuern. Jede
Verstärtnng der preuszischeii Eiseuvahnmachr ift aber eine
Schwäcbung des Reichs'eiferibahngedankens. Wir erlebcn nocv
deri Zeirpuritr, wo diejenigen, welchc hcure für den Bertrag
stimmen, dieses Vorum bereucn werden.

Abg. Fendrich (Suz.) betonk, datz seine Parrei die
Eisenbahnfrage iiicht als Partcisache betrachte. iso lange
in Preußen der Fiskalismus herrsche, haben wir kein Berlangen
nach Reichseisenbahncn, die in der Thar nur preutzische Bahnen
wären. Eichhorn und Frühauf seien von der falschen Voraus-
setzung ausgcgangen, datz Preuhen mit der Main-Neckarvahn
den Schlussel zu den badischen Bahnen in die Hände bekommr.
Das ist ein Irrrum. Den Schlüssel habe es schon lange,
die Nichtaimahme des Bertragcs würde rms also von der „Ver-
preuszung" nichr schützen. Dic grötzte Gefahr liege vielrnchr
dariu, dasz Prentzen sich in nächster Zeir gegen Badcn anständig
bcnimmr, dann werde man bald ans die schönen Einnahmen
hinweisen und nicht bedcnten, datz, wcnn einmal alle Sraaten
eingesackt sind, es auch anders kommen könne. Ncben der
Vereinfachimg der Vcrwaltung kommc in Betracht, datz ivir
durch den Bertrag finanziell beffer gestellr werden und dieTarife
selbständig sestsetzcn können, während Preutzen künftig un-
möglich die Fahrpläne chikanöserweise ändern kami, ohne sich
ins eigenc Fleisch zu schiieiden. Diese Vorteile seicn für ihn
eutscheidend, wemi er für den Vertrag stimme.

In der Spezialberaiung wünscht Abgeordneter D r e e s-
bach (Soz.) Aufhebnng des Brückcngeldes, Abg. Geitz (Soz.)
die Bcrufung eines Mitgliedcs des Mannheimer Bezirksrarcs
in den Eisenbahnrat und Abgeordneter Frühauf (Freis.)
Erhaltuug der badischen Bahnpolizci auf den Bahnhöfen Mann-
heim und Heidelberg. Staatsminister von Braner sagt
Erfüllnng dieser Wünsche zu.

Jn namentlicher Äbstimmung wird sodann der Bertrag mit
ällen gegen 7 Stimmen (der Abg. Eichhorn, Geck (Soz.). Früh-
auf (Freis.), Heimburger, Hofmaim, Muser uud Bordercr
(Dem.i angenommen.

Schlutz llä, Uhr. Morgen: Eiscnbähnbetriebsüudget.

Karlsruh e, 10. April. Die sozialdemokratische Fraktion
brachte heute in der Kammer einen Gesetzentwurf ein be-
treffend die Errichtung von Arbeit erkammern.

Aus der Karlsruher Zeituug.

Karlsruhe, 10. April. Der Großherzogempfing
heute Vormittag den Präfidenten des Ministeriums des
Jnnern, Geheimerat Dr. Schenkel, zur Vortragserstattung
und hörte sodann den Vortrag des GeneralintendanteN
Dr. Bürklin. Nachmittags und obends nahm Seine
Königliche Hoheit die Vorträge dcs G-Heimen Legationsrats
Dr. Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb
entgegen. Um 8 Uhr beabfichtigen die Großherzoglichen
Herrschaften dem zweiten Vortrag des Dr. Johannes Müller
im Eintrachtssaol anzuwohnen.

Aus Stadt und Land.

Hkidelb erg, 11. April.

x Aus dem Stadtrat Jn den Sitzungeii des Stadtrat?
vom 2., 7. und 9. ü. M. tvurden u. a. folgende Gegenstände z»r
Kenntnis bezw. Erledigung gebracht: ,

1) Die Geschenke des Herrn Landesgeologen Dr. Thuerach
— eiu wertvoller römischer Krug — und dcs Herrn Landwirt
Martin Vogel — Beigaben einer germanischen Bestattung ^
werden für die ftädtische Kimst- nnd Altertümersammlnng dankeiid
angenommen.

2) Die Vorlagen an den Bnrgerausschuß, betreffend:

a. Die Ecwerbnng von Grnndstücken im Bergheimer Bail-
bezirk und

b. die Verlegnng der Waggon-Fabrik, hier die Bebannng
des sreiwerdenden Geländes

werden festgestellt.

3) Jm ersten Quartol 1902 haben die hiesigen Aichmeiiter
112 Eisengewichte, 90 Messinggewichtc, 1 Brückenwage mit Law-
gewicht nnd Skala, 1 Centesinial-Brückenwage, 1 Deziman
Brückenwage, 5 Längenmaße und 1466 Fässer geaicht.

4) Nach Vem Geschäftsausweise der Verrechnung der städtischeu

Sparkasse wurden bei dieser im vorigen Monate 1399 Einlage"
mit gusanimen 357 504 34 gemacht, dagegen in 983 Einzsä

betrügen zusanimen 215020 88 an üie betr. Eiiilegrr

zurückbezahlt nnd hat die Gesamtzahl der letzteren in diesem
Jabre nm 191 zugenommen. j,

5) Jm Monat Febrnar wnrden 402 Stück Großvieh una

2014 Stück Kleinvieh im Schlachtüans geschlachtet, auf de»
Viehhofe aber 78 Stück Großvieh sowie 1656 Stück Kleiiwäd
zum Verkauf gebracht. , „

Bom Schloffe. Wie aus Stuttgart gemeldet wird, ist
Erbauer des Stuttgarrer Rathauses, I asso p, Professor
der dortigen Technischen Hochschulc, in die Kommission Ztz
Restaurierung des Heidelberger Schlosses berufen worden. D>
Kommission tritt demnächst wieder zusammen.

** Frühe Gäste. Ganz ansnahmsweise frühzeitig ersaM
gestern die erste Reisegesellschaft der von Cooks Reisebureau arra> (
gierten Reisennternehmungen. Es waren 45 Personen, alle am
Amerika, die vergangene Nacht im „Hotel Schrieder" vahär
logierten. „ .

A Hundeschau Bretten. Wir empfehleu nochmals den BeN>a>
der am Sonntag in den bei jedem Wetter zngängigen Ränme
der „Stadt Pforzheim" stattfindenden Hundeschan und benierke> '
daß 78 Geld- nnd Ehrengaben, ferncr Medcnllen nnd Dipwh,
zur Verteilung kommeii. Standgeld nnr Mk. 1.—. Die Hukst,
müssen '/-II Ühr eingeliefert sein. Vz5 Uhr findet dic
verteilung statt. Wie wir hören, hoffen viele Liebhaber, in Bre»
Hunde ankaufen zu können.

s. Sport. Nenenheim-College undderAkadewl>
Sport-Club veranstalteten am Samstag Nachmittag st,
2'st Uhr auf dem ispielfeld von Neuenheim-College in der Mvu '
hofstraße einen Wettkampf in leichter Athletik.

** Die Schienenlegung snr die neue Straßenbavn der
straße schreitct, gleich den übrigen Arbeiten znr Neuhersteuw»
der Fahrbahn, rüstig vorwärts. Vom östlichen Ende deS Km „
platzes bis nahezu zum Marktplatz ltegen dte kräftig konstrm",^
Schienen mit den Weichen sertig montiert auf dem P^tze » ^
cs ist nach Allem, was man steht, anzunehmen, daß das ga»^
eine riesige Arbeitskraft beanspruchende Unternehmen zu
baldigen glücklichen Ende geführt wird. , ^ »ch

K Mit einem eigenartigen diebischen Erwerb befaßten
schon seit einiger Zeit cine Anzahl von htesigen Volksschülern.

Alter von 10—14 Jahrcn. Um Geld für den Ankauf von
waren zu erhalten, schlichen die Buben in die Pissoirs deE^.
schaften, brachen dort die Bleiröhren los und verkauften diestw^
Nun ist man diesem Treiben aus die Spur gekommen uiw ^
für die jugendlichen Missethäter angemessene Strafe, eine ^
deren Eltern ausgefolgte tüchtige Tracht Prügel, wtrd w
nicht ausbleiben. -„^er

*" Unfall. Ein beim Bibliotheksbau beschäftigter JtaU^s
stürzte heute früh infolge eines Fehltritts von einem GerUst
einer Höhe von 1?/- Metern herunter und brach eiu Bein.
Verletzte wurde ins akademische Krankcnhaus überführt. .est
— Polizeibericht. Verhaftet wurden zwei Personen
Bettelns bezw. Landstreicherei, ein Zimmermann wegen
und ein Dienstmädchen, daS sich von mehreren Hcrrschafle»
Haftgeld geben lteß, aber in den Dienst zu treten vergaß.
 
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