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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0735
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Gruudü. Schou Hrppokratcs kannte es unter dcm Na-
men morbus niger. t>toch heutigen Tages sind cine Reihe
ber Grundregeln dcr von ihm gegebenen diätetischen
Vorschriften giltig. Tic weiterc Geschichte dcs Magen-
geschwürs kniipft sich au eine Reihe glänzender Itamen
der Medizin. Aus dem vergangenen Jahrhundert seicn
bcsondcrs Cruveilter, Brinton, Tronsseau, Ziemssen, von
den Lebenden Leube und Kusimanl erwähnt: besonders
Letzterer hat sich dnrch die Entdeckung der Äiagenpumpe
glänzende Verdienste nin die Therapie des Magenge-
schwürs crworben. Drei Anfgaben sind nach dem Refe-
renten bei der Therapie des PNageiigeschwürs zu losen:
1. die Magensäure mutz ueiitralisiert werden; 2. es mnsi
der Säuregährung entgegengearbeitet werden; 3. dcr
Mageiiinhalt musi aveiter befördert wcrden. Diese Anf-
gabcii wird man durch diätetische Vorschriftcn, Ruhe,
Verabreichung alkalischer Wässer nnd Medikamente ge-
recht; unter letzteren spiclt der Wismnth dic Hanptrolle,
dcssen Einführung in die Therapie einen gcwaltigen
Fortschritt bedeutet hat. WiSmuth ist abcr kein spezifi-
sches Heilnnttel, denn es giebt kein Rlittel, das cin Ge-
schwür heilt. Man schafft nur günslige Bedingungen für
den Heilungsvorgaiig. Redner bespricht alSdann die
inechanische, plnisiologische ilnd antiseptische Wirkung des
Wismuths. Daß in den letzten 10 Jahren sich die Heil-
resnltatc so airsierordciitlich gebesscrt haben (Ref. hat in
dieser Zeit keinen Todesfall an Magcngcschwür geschen)
liegt naä> der Ansicht des Referenten darin, dasi man er-
kannt hat, wo die internc Behandlung aufznhören und
die Thätigkeit dcS Chirurgen einziisetzen hat. Rcferent
bespricht die verschicdenen Zndikationen zur Operation
und die Operationsmethoden; für die Operation der Zu-
kunft hält Refercnt die Gastroentcrastomie (Blagendarm-
s-stel), die in geeigneten Fällen heilend und prophylaktisch
wirke.

Die Nachmittagssitzung war der Tiskussion übcr die-
ses Thcnia und vor Allem dem Vortrage von Gehcim-
rat v. Leyden über den P a r a s i t i s m u s des
r ebse s gewidmet. An der lebhaften, 1p-> Stnnden
beansprucheiideii Disknssion bcteiligtcn sich: Leo (Bonn),
Pariser (Hombnrg), Minkowski (Köln), L>ahli (Bern),
Strausi (Berlin), v. Schröter (Wicn), Schultze (Boiin),
Rumpcl (Hambnrg), v. Atering (Halle), Lenhartz (Ham-
burg). Das Schlnsiwort hatten die beiden Referenten.

Deutsches Neich.

Badcn.

Ill'. lt ar ! s r u h e, 16. April. Die Denkschrift vom
Jahre 1885 über dic .Lorrektion des Oberrheins von
der L-chweizergrenze unterhalb Basel bis zur hessischen
Grenze unterhalb Mannheim berechnet dic Aufwendungen
für den Ansbaii des R h e i n k o r r e k t i o ns w e r k e s
in der Zeit von 1885 bis zu der für das Jahr 1920 in
Aussicht gcnoiiilnenen Fertigstellung der Korrektion auf
11 500 000 Mark, welche Summc in stnfenweise abneh-
menden Iahresbeträgen zur Verausgabung kommen soll.
Nach dieser Aufstellung wurde bisher bei den Budget-
anforderungen vorgegnngen und cs sind bis ziim Jahres-
scklutz 1901 insgesamt 6 799 967 Mark verwcndet, wäh-
rend nach der Denkschrift für dcn ilmflosseneii Zeitraum
1885—1901 6 880 000 Mark vorgesehen waren.

Fm einzelnen bat der Ausban dcs Korrcktionswcrkes
seit dem Jahre 1885 folgende Fortschritte gcmacht: Jm
Jahrc 1885 waren noch auszuführen: 1. Tiefüauten
21 176 Meter. 2. Bauerhöhimgcn 66 151 Bleter, 3. Bau-
rcgulierungen 162 978 Meter. Inzwischen wurdcn aus-
geführt: Tiefbauten 13 685 Metcr odcr 66 Prozcnt,
Bauerhöhungen 11 262 Meter oder 25 Prozent, Bauregu-
lierungcn 136 848 Meter oder 81 Prozent. In derselben
Weise soll auch künftighin mit dem Ausbau des Kor-
rektionswerkes fortgefahren werden. Jm Hinblick.auf
die in Aussicht stehenden Arbeitcii für die Herstellnng
eines Niederwasserbettes zwischen Kehl und Sondcrn-
heim zur Verbessrnng des Fahrwassers ist auf der ge-
dachten Strcckc bisher schon anf die thimlichste Beschränk-
ung der Tiefdeckungen überall da Betracht genommen, wo
künftighin Neguliernngswerke vor die derzeitigen llfer-
banten zu liegen kommen. Andererseits setzten aber dic
Regulierungsarbeiten den geschlossenen Ausbau der Ufer

Fenster hinaus. Er zrigtr nicht eiumal brsonderr Spuren von
Erregung. Erstens war er als Gcschäftsmann gewolint, sich zu
bchcrrschcn, und zwcitcns sind derartigc Erprcssungen in
Amcrika bekanntlich kcinc Seltcnhcit. Die stcinreichcn Eisen-
bahn-, Petroleum- und Mincnkönigc, wic das Volk die Milliar-
därc ncnnt, müssen sich und ihre Angchörigen von ganzen
Scharen von Privatdctektivs bewachcn lassen, nm nicht in die
Händc bon Gauncrn zu fallen, und zur Zahlung horrcnder
Löscgckder gezwungcn zu werden. Ein solchcr amerikamscher
Milliardär ist nicht einmal im blrabc sicher. Seinc Leichc wird
von Erprcsscrn eventuell aus dcm Grabe gcstohlcn, wic cs
ja wicderholt vorgckommcn ist, und nur gegcn Zahlung bon
unermcszlichen Lösegeldcrn werdcn dicsc Leichcn wieder frcige-
geben. Mutz doch auch jcht das Grab Mc. Kinlcys, des er-
mordeten Präsidcntcn, auf das schärfste bcwacht werden, um
cinen Dicbstahl dcr Leiche uud einc daran knüpfende Er-
prcssung zu verhmdern.

Wie gesagt, die Millardärc sind an dcrartige Scherze ge-
wöhnt und snchen sich durch ein ganzes Hccr von Privat-
Detektivs, dic sie in ihrer Bcsoldung halten, zu schützen. Jhre
Häuser sind Festnngcn, ihre Schatzkammern sind gepanzerte
Türmc, dic von Dntzcndcn von Lcuten bewacht werden. Die
beständigc Bcdrohung durch die Erprcsser bermibt die amcrika-
nischen Milliardärc cines grotzcn Teiles ihrer Lebensfreude.
Solche Gewaltthaten von scitcn der Erpresser wurden bisher

nur in Newyork, Chicago, San Francisco verübt.

so etwas hattc man in Mobile bisher nicht gehört. Chees-
man war noch keincswegs Milliardär, er besatz bielleicht
eine Million Dollars. Die Gauner hattcn ihn also ganz richtig
cingeschätzt, sie verlangtcn von ihm ein Drittel seines Ber-
mögens.

Es wurde an die Thür dcs Privatzimmers geklopft, und
dcr cintrctende Angestellte mcldete Cheesman: „Superintcn-
dent *) Dutton möchte Sie sprechen, Herr."

„Lassen Sie ihn cintrcten", sagtc Cheesman, bci sich dachte
er: „Das ist wieder cine der Zufälligkeiten, wie sie das Lcben
so häufig bietet."

Superintcndent Dutton war nämlich der Chcf der Filiale
des U. S. D. I., das heitzt des United States Detektive-
Jnstitut, eines Privatpolizeiinstituts, das cine Filiale auch in

*) Der Titcl „Superintendent" bcdeutet in Amerika soviel
wie bci uns „Jnspektor".

vomus, so datz mit dem Abschlutz der noch vorhandeneii
Lücken und der Erhöhiing der Tiefbauten auf Normal-
bauhöhe mit Beschleunigung nnd anch unter minder
vortcilhasten Banverhnltnissen vorzugehen ist.

Als Aufwand für die Untcrhallung bis znr Fertig-
stelliing des Korrektionswerkes im Jahre 1920 sieht die
Denkschrift vom Jahrc 1885 cine Gesamtsnmme von
6 100 000 Mark vor: auf dic Iahre 1885 bis cinschließlich
190 l sollten hiervon entfallen: 3 150 000 Mark, wäh
rcnd in diesem Zeitranm 3 551 357 Mark thatsächlich
verwendet worden sind.

IK1 K arls r n h c, 15. April. Der baulicl-e Zustand
der im Staatsflnßbauverband befindlichen B i n n e n-
slüsse ist zwar im Allgemeinen befriedigend, doch
sind Anzeichen vorhanden, welche sür die Zuknnft die
Vcrwendung ansgiebigerer Mittel sür die Unterhaltung
werden geboten erscheinen lassen. Insbesondere wird
nnt der Abnahine aufgelandeter Vorländer raschcr vor-
zugehen sein, um Tieferbettungcn der Flusisohle, welche
den Bestand der Uferbauten gefährdcn köxnen, zn ver-
hütcn. Hinsichtlich des Ausbaues der Flusikorrektionen
ist der Stand der Arbeiten, welche sich, wenn anch mit
Verschiebungen, im Rahmen des im fünften Heft der
Veiträge Zur Hydrographie des Grosiherzogtums sestge-
.legtcn Aiisbauplancs bewegten, für die einzclnen Flüsse
folgcndcr:

1. W n t a ch. Flnßlänge 19,897 Kilomcter. Aus-
znbauendc Uferlänge 37,109 Kilometcr. Dcr Ausbau
ist wcit vorgcschritten.

2. W i e s e. Flnßlänge 21,218 Kilometer. Auszu-
banende Uferlänge 35,119 Kilometcr. Es sind noch 9,850
Kitomcter mit Faschinenbanten versehenc Uferstrecken
durch Steinbanten zn befestigen, die anstosienden Vor-
länder abzunehmen und dnrch L-teintraversen zu sichern.
Der Ausbau ist dcmnnch zu etwa zwei Drittel vollendet.

. 3. D r e i s a m, Elz und L e o P o I d s t a n a l.
n) Treisam. Flntzinnge 26,765 Kilometer. Zn unter-
baltende Ufertänge 52,582 Kiloineter. Der Ausbau er-
fordert noch einc Verbesserung des Uferschutzes der 1010
Bteter langen Fliitzstreckc nilterhalb des Hugstetter
Wchre. b) Elz und Leopoldskanal. Flntzlänge 31,666
Kilometer. Zu nnterhaltende Uferlänge 66,282 Kilom.
Dcr Ansban der Elz hat sich bisher grösitenteils mit der
am meisten gefährdeten Strecke vom Denzlinger Wehr
bis zur Niedcrcmmendinger Brückc befaßt. Mit Ans-
nahme eincr Anzahl von Vorlandabpflasterungen bei
wichtigeren Sohlenschwellen, sowic eincr solchen nnterhalb
des Wasserer Wehres sind die Arbeiten beendet. Der
iveitere AuSbau wird anf die Strecken von der obercn
Verbandsgrenze bis znm Tenzlinger Wehr nnd von der
Niederemiiiendinger Brücke bis zur Stauschleuse bei Rie-
gel sich zu crstrecken baben, und anSschliesilich in der Her-
stellimg von Ufcrpflasterungen nnd Pflasterfüßen bc-
steben. Vorgesehen sind noch etwa 6750 Meter solcher
Pflasterungen. Der Ausban des Leopoldskanals ist —-
soweit er beabsichtigt war — vollzogen.

4. K' i n z i g . Flusilänge 81,076 Kiloineter. User-
länge 159,835 Kilometer. Ter Ausbau crstreckt sich lner
nnr auf die Flnsistrccke von der Landesgrenzc bis zum
großen Teich bei Offenbnrg — Ufcrlänge 108,865 Kilo-
meter — nnd ist in der Hanptsache vollzogen. Auszu-
sühren ist nur noch eine grösierc Borlandregulierung im
Lachener Dnrchstich, die Herstellung von Kronenpflastcr-
nngen der Uferbanten. soweit diese cinem besonders star-
ken Angrisf des Wassers ausgesctzt sind, und eine An-
zahl von Vorlandbcfestiaungen mit Traversen und Stcin-
bändcrn.

6. R e n ch. Flußlängc 53,310 Kilometer. Der Aus-
bau nmfasit nur die F'lußstrecke von der Lantenbacher
Strasienbrücke bis znin untcrcn Ende des Ortes Erlach
mit 9,792 .Kilometer Flußlänge und 19,380 Kilometer
zn nnterhaltender Uferlänge. Die Arbeiten sind im
Wesentlichen vollzogen: es erübrigt noch die Herstellung
ciniger Vorland- nnd Böschungsabpflasterungen, sowie
der Eiiiban einer Anzahl von Traversen und Steinbän-
dern zuin Schntz cinzelncr Vorlandstreckcn.

6. M n r g. Flußlänge 20,919 Kilometer. Zn nnter-
haltendc Uferlänge 10,150 Kilorncter. Auszuführcn ist
noch die Tieferlegung zweier Vorlandstrecken unterhalb
Rastatt nnd eine kleine Böschungspflasterung.

Mobilc haltc. Wcnn jcrnaks ein Besuch dem reichen Kohlen-
händler gelcgcn kam, so war cs der dcs Chefs der Detektiv-
Filiale, dcrcn Hauplburean sich in Neivyork befand.

„Sre verzcihen, Mr. Cheesman," sagte Supcrintcndent
Duiton, cin Mann mit bartloscm, listigcm Gcsicht, „wenn
ich störc. Jch bin auf der Suchc rrach eincr Banknote von bc-
stimrntcr Nummcr. Wollen Sie gestatten, datz Jhr Kassierer
mir die Bcmknotcn von fünfhundert Dollars vorlegt, um nach
dcr betreffendcn Nummcr suchen zn können?"

„Schreibcn Sic nur die Numrncr auf, Mr. Dutton", ent-
gcgncte Chcesman. „Und dann brttc, kommen Sie zu mir,
ich habe schr Wichtiges mit Jhncn zu bcsprcchen."

Zwci Minuten später satz der Snpcrintendcnt ncben dem
Schreibtisch Checsmans rmd las die beiden Erprcssungsbriefe.
Sein glattes, unbcwegliches Gesicht verriet nichts von seinen
Gedanken. Nach beendigter Lcktüre legtc Dutron die Briefe
auf dcn Schreibtisch. „Ein sehr interessantcr Fall."

„Halten Sie die Sache für crnst?" fragtc Chcesman.

„Ernst? Nun, ganz gewih. Das ist kein Scherz, und
cs thut mir von ganzem Herzcn leid, dah ich uicht eine Ab-
sicht ausgeführt habe, die ich vor einigen Wochen hatte. Als
man hier in dcr Stadt erfuhr, datz Jhre Frau Tochter mit
ihrcm juugen Gatten die Hochzertsrcise pcr Jacht unternehmen
wollte, lag es in mcirier Absicht, zu Jhncu zu kommen und
zu fragen, ob ich mrch genan nach den Personalicn der Be-
manmrng dcr Jacht erkundigen sölltc. Von dem Kapitän wcih
ich, dah er ein zuberlässiger Mann ist. Dcr Herr ist ja auch
Jhnen bckannt. Auch dcr Steuermann schien mir ein ehr-
licher Kerl zu scin. Von den anderen Lcutcn aber wuhte ich
nicht, ob sie Gauner seien wie sie zu Dutzendcn im Hafen
hernmlrmgern und unfer denen vom gewöhnlichen Dieb bis
zum Sceräuber die ganze Verbrccherschattierung vcrtreten ist.
Jch dachte aber, Sie Ivürden selbst zu mir kommcn, und, da Sie
mich immer mit Jhren Mecherchen betrautcn, mich veranlassen,
mich nach den persönlichen Vcrhältnissen und dem Vorleben
der Leute von der Besatzung zu erkrmdigen. Selbst melden
Ivollte ich mich nicht, um nicht aufdringlich zu erscheinen. Habcn
Sie sich nach dcn Leutcn erkundigt?"

„Das habe ich allerdings verabsäumt," sagte Cheesman.
„Jch habe die Auswahl der Mannschaft dcm Kapitän überlasscn-
nud ivar überzcugt, daß er nur zuverlässige Leute aussuchen
würde."

(Fortsetzung folgt.)

An der Schlücht findet ein Ausban seit dcm Jahre
1883 nicht mehr statt. An dem N eck a r und Main
werden Herstellungen nnr noch im Interesse der Jnstand'
haltung und Verbesserung der Wassersiraße erfordcrlich-

Aus Stadt und Land.

Sinshcim, 15. Aprit. )Pferdc zur A u s st c l t u n g )
Bci dcr im Juni in Mannheim stattfindendcn landwirtschaf^
lichen Ausstcllung wird nnserc heimiscye Pfcrdezucht gcbührcnd
vertreten sein. Der Verband untcrbadischer Pfcrdczuchtge^
nossenschaften stellr im ganzen 54 Pferde aus. Zu diescr Alsi
zahl ftellt unser Amtsbezirk allein 15 Stück, also mchr als ein
Viertel.

Mannhcim, 15. April. (Schlvurgeri ch t.) Der einzijp
Fall, der hcute auf der Tagesordnung stand, hattc zum Gcgcw
stand die Anklage gegen die 1866 in Lauda gcborcnc DicnP
magd Josefine Kraus, nnd den 1876 in Lauda gcborencn
iii Mannheim wohnhaften Rangicrer Joharm Baptist Pfcn si
fer wcgen Mcincides und dcn 48 Jahre alten in Hofstciw
bach gebürtigcn in Lauda wohichaften Landwirt Fridolin
Wöppel wcgcn Mcineid und Verleitung zum Mcincid. 7o
Zengen warcn geladen und crschicncn urrd im ZnschaucrrnMN
drängtc sich eine Menge Landslentc dcr Angcklagten. Dce
Fall war allcrdings geeignet, in Lauda und Umgcgend grotzcs
Aufsehen zu erregcn. Wöppcl ist einer dcr wohlhabcnd^
stcn undangesehcnstcn Bürgcr der Gemeinde. Er ist Gemeindc-
rat und Vorstand des Militcirvcrcins. Scit 1896 stand er'
im Verdacht, als vcrheiratctcr Mann mit der unehclichcn Elisa"
bctha Spictz intimc Bczichungcn zu unterhaltcn. Die ganzc
Olcmcinde sprach davon, aber „was Gcwisscs" wntzte nran
nichi. Jm Laufc der Zcit zcrfiel dic Einwohncrschaft ia
zwei Lager, dic einen schlugen sich auf die Scitc Wöppcls>
die cinderen rnachten ans ihrer Gegnerschaft kein Hehl. Das
Hauptquarrier der Gcgner war die Bauerschc Wirtschaft. Hicr
rcifte dcr Plan, Wöppcl unmöglich zu machen. Vcrschiedcnt
junge Arbcirer aus der Eisenbahnbctricbswcrkstätte — Lauda
ist ein bedeutsndcr Eiscnbahntnotcnpunkl — bcschlosscn, dern
Don Juan nachzustcllen, um ihn womöglich bei cincm Stelldiäp
ein zu übcrraschcn. Am Aberid dcs 7. Nlärz vorigcn Jahres
überrcrschte sic in der That cin Paar, das sic als dcn Wöppck
nnd die Spictz crkanntcn rmd crzählten nnn dies in dO
Bauerschcn Wirtschaft. Ms Wöppcl crfuhr, was in dcö
Bauerschen Wirrschaft vorgcgangcn lvar, strengte cr nnd dir
Spietz gegcn dic Bctrcffenden Privatklage wcgen Bclcidigung
an. Sie behauptctcn, das Paar nicht gewescn zn sein, das
von dcn Burschen überrascht wordcn Ivar. Die Burschen hät'
ten schon dcshalb die Unwahrhcit gcsagt, wcil es an jenerN
Abcttd, um die Zcit, um welchc dcr Ucberfall ansgefühO
wnrde, nach 9 Uhr abends, ftockfinster gcwescn sci. Jn del
Verhandlung vor der Strafkammer Mosbach als Bcrufungs^
inftanz bchauptelc die Angcklagtc Kraus, welchc von ihrcia
Tienjtherrn, dem dainalige» Privatklägcr Wöppcl, als Zcugia
angerusen war, auf ihrcn Eid, dicser sci am 7. März spätc>
stens um 9 Uhr abcnds heimgekommcn und zuhause gcblic^
ben, und weiter bestritt sie, datz sic an cincm Tag lvährcnd
der crften Hälftc dcs Jahrcs 1901 in Gcgcnwart dcr Katha"
rina 'Badcr die Aeußcrung gethan habe: Wenn sie redc»
wolle, käme Wöppel cin paar Jahrc ins Zuchthaus. Dcs
Angetlagte Pfeuffcr hat scincrscits in eincm am 25. J»nl
vorigen Jahres vor dcm Amtsgcricht Mannhcim vorgenonsi
mencn kommissarischsn Vernchmung und am 5. Dezenrbcf
vorigcn Jahres in dcr Strafkammersitzung in Mosbach aNs
seinen Zeugcneid vcrsichert, er habc noch nic dcn Wöppl'l
und die Spictz in der Dimkelhcit oder sonst irgcndwo znsanr-
mcn laufen schen. Ta gerade Pfcnffer sich zu vcrschiedenca
Leuten in entgcgcngcsetztem Sinne ausgcsprochen, fo 'gay
das den ersten Anstotz zu dcm Verfahrcn. Wöppel sclbst
ist angeklagt, die Kraus und dcn Pfcnffer dnrch Mitzbrauäl
scincs Ansehens und seincr Gelvalt und durch anderc
vorsätzlich bcstimmt zu habcn, unlvahre Angabcn zu machcN-
Der den Gcschworcncn nbcrgcbcne Fragcbogen enthielt siebc»
Schuldfragen. Die Gcschworcncn bcrictcn cine halbe Stundf'
Jhr Spruch fiel zu Gunstcn dcr Angeklagten aus. Ach
Schutdfragcn wurden sternlcint. Es war pnnkt 10
abcnds, als dcr Vorsitzcndc dcn Angcktagtcn dic FrcisprcchuNS
verkündctc. Wöppcls brcnnende Nugcn tratcn förnrlich aN'-'
den Höhlen, ats cr das Urtcil bcgrifs. Jm Prrblikum schrif"
seine Freunde Bravo und winkten mit dcn Taschcntüchcrn.
Angcklagtcn wurden sofort auf frcien Futz gcsetzt.

bn. Karlsriihe, 16. April. (Dcr Karlsruhc^
Wirtcvcrein) bcschtotz in auberordentlicherVcrsammlinP'
in welcher die Gesetzgcbung, dic Ruhczcit dcs Pcrsonats
Gast- und Schanklvirtschaftsgcwcrbc bctreffcnd einer lebhaftcst
Kritik unterworfen Ivurde, dic Aligclcgenhcit anf dem im
stattfindendcn badischcn Gasrwirtstage nochmals zu crörter'in
um mit bestimmtcn Vorschlägcn an daS Ministerüim herantrctö
zu können. Unannchmbar sci für Süddcutschland dcr vorgr'
schricbcne Ruhctag ganz bcsondcrs für die klcrnen Gcschäfö)
Auch anf dem Bundcsrag in Hannover wcrde diese Frage noä)(
mats znr Erörterung gclangcn. Weitcr beschäfrigtc sich
Vcrsammtung mit dcr Fragc dcr Konferierungstaxc, die glciäb
falls auf dcm badischcn Gastwirtstag zur Erötcrung gelang^
wird.

bn. Karlsruhe, 16. Upril. (Städtisches.) Die KoNi

mission zur Prüfuug des städtischen Voranschkages bcantrag
beim Blürger - Ausschutz, dcm Voranschlag mit cinigco
Aenderungcn seine Znstimmung zu erteilcn. Darnach bcträg
nach Abzug der Einnahmen mit 3 091 862 Mnrk von dcn A"zl
gaben mit 4 720 831 Mark dcr'ungcdeckte Aufwand 1 628 96-
Mark, wclcher in folgcnder Weisc cingcbracht werdcn siP'
Grund-, Häuscr- und (Äefällstcucrkapitalien mit 112 692 03
M.gleich 43Pf. Umlagc;Gcwerbcstcucrkapitatien mit85 357
Mark gleich 43 Pf.; Einkommensteucranschläge mit 41 020 ' 'Z
gteich 129 Pfennig; Kapitalrcntcnstcuerkapitalicn

282 033 920 ist glcich 8,8 Pfennig.

Aus Baden. Jn Ueberlingen erschoh sich o
Schmiedemeister Bnser in seiner Werkstätte. Die That g'
schah vermutlich in eincm Anfall von Geistesstörnng. ,,,

X Patentbericht für Badcn vom 15. Avril 1922.
geteilt vom Jntsrnationolen Patentbureau C. Kleyer
- arlsruhe lBadcn), KriegSstraße 77. (Auskünfte ohne RecheraE
wsrden den Abormenten dieser Aeitung kostenfrei erte' '
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klan s
Vatentanmeldunaen: 83d Sch. 18221. Plaidhiille.
Schülle, Mannheim, U. 6, 25. 18 Januar 1902. PoteN
erteilungen: 49k. 181462. Lö!kolb:nanordnuna für
lampen. Cmil Dewertb, Karlsruhe, Kaiserallee 39 24
63 k. 172 393. Büaelschloß zur Fahrradreisinarretierung, 1E,
sklbsteinfallendem Schließhebel und verdeckter Schlüsseln'
anordnung. K. Friedrich Projahn, Konstanz. 17. Dezember
P 64?7. Gebrauchsmuster-Eintragungen: o
172420. Fenstersperrband bestehend aus einem im Fensterrahm
eingehängten, nüt Rastenlöchern versehenen Schieber dess-n "
Führungsbügel aufnehmender B-schlag unter dem Fenstertvelt
schenkel angeschraubt ist. Karl Schöttle, Karlsruhe i- 15z.
Louglasstr. 28. 18 Februar 1922. Sch. 13 955. 4d. 172^T
Plattenstoff, welcher aus einem mit Wasseralas bestrichen
Krepp- und Progamentersatzpapter besteht. Carl Carthor»^.
Karlsruhe, Karlstraße 13 s. 18. Februar 1902. C. 3347.
171967. Reaulierbarer, elektrischer Heizkörper, in einem fluwM
schlechten Wärmeleitcr eingebettet. Hermann Bieler, Karlsru^.
Kaiseistraße 227. 19. Februar 1902. B. 18 761. 68 ä. 172 »^

Fenstersperrband, bestehend aus einem am Fensterrahmen n>
 
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