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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0952
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wäre. Minister Freiherr von Soden bernerkte dazin daß
die Regierung in eine nähere Erwägung des Antrages
eintreten werde. Haußmann bedauerte die Ab-
schwenkung von Kienes, wodurch das Norgehen der Kom--
mission wesentlich erschwert und die Resorm zum stocken
gebracht werde. Staatsrat v. B a l z gab Berechnungen
übeir die Wirkung der Einsührung der vierten Klasse. Er-
fahrungsgemäß gehen bei Einführung dec vierten Klasse
etwa 30 Prozent aus der dritten in die vierte Klasse
hinüber. Nehme man aber sogar 36 Prozetrt an und
eine lOprozentige Verkehrssteigerung, so werde ein Mehr-
aufwand wegen Wagenbeschasfung zunächst nicht ent-
stehen, da alte Wagen genügend vorhanden seien. Frei-
herr v. Wöllwarth sprach sich sowohl gegen den
Hanpt-, als auch gegen den Eventualantrag der Kom-
mission aus, weil aus denselben ein finanzieller Aus-
sall, der für das Land unerträglich wäre, zu erwarten
sei. Dem Antrag v. Kiene bezüglich der Einsührung
der vierten Klasse werde er zustimmen. Guoth
(D. P.) erklärtg, die Aufhebung der Rücksahrkartcn und
eine Mtsprechende Verbilligung der cinsachen FahrPreise
wäre ihm lieber gewesen, als die jetzt gemachten Vor-
schläge, und er behalte sich vor, einen darauf bezüglichen
Antrag noch zu stellen. Eine Verbilligung des Vorort-
verkehrs niüsse er ablehnen, weil dadnrch ein Ausnahme-
taris zu Gunsten der Städte geschaffen würde. Der An-
trag, den 2 Pfennig-Tarif für die dritte Klassc einzufüh-
ren, gehe ihm zu weit, mit dem Antrag v. Kiene könne
er sich aber einverstanden erklären, vorausgesetzt, daß die
erste Klasse mitgeführt werde. Hildenbrand (Soz.)
sprach sich entschieden gegen die Einführung der vierten
Klasse aus.

Aus Stadt und Land.

SK. 5iarlsruhe, 19. Mai. (JubilLum desArbei-
terbildungsvereins.) Am gestrigen Pfingstsountag
feierte der hiesige Arbeiterbildungsverein das Fest seines
46jährigen Besteheus. Vormittags fand im Bereinslokal
ein Festakt statt, der durch den Besuch Seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs eine besondere Weihe erhielt.
Die Arbeiterbildungsvereine des ganzen Landes solvie mehrere
württembergische und Pfälzer Vereine hatteu zahlreiche Dele-
gicrte zur Beglückwünschung entsandt, auch die Staatsregierung
und die Stadt waren bei der Feier vcrtreten. ^ Zunächst hiclt
Herr Hofbaumeister Sommer eine Begrützungsansprache,
Frl. Sommer trug einen poetischen Festgrutz vor, dann
folgte die Festrede, die Herr Professor R e b m a n n - Frei-
Lurg hielt, dcr eingehend die Entstehung uud Entwickelung
bes Verbandes badischer Arbeiterbildungsvereine schilderte und
die Thätigkcit des Karlsruher Vereines unter scinem lang-
jährigen verdienten Vorsitzenden Herrn Bauünternehmer La-
croix besonders anerkannte. Redner feierte dann die um die
Vereinssache verdienten Männer und schlotz unter tiefgefühlten
Dankesworteu für die thatkräftige Förderung der Vereins-
bestrebungcn und die huldvolle Teilnahme an der Feier mit
einem Hoch auf dqxi Grotzherzog. Seine Königliche Hoheit der
Grotzherzog hielt darauf eine Ansprache, in der er dem
Vereine seine hohe Wertschätzung aussprach und ihm erfolg-
reiche Weiterarbeit auf den betretenen Bahnen wünschte. Der
Vorsitzende des Vereines Herr Lacroix wurde vom Großherzog

durch Vcrlcihung dcs Ritterkreuzes zweiter Klasse vom Zäh-
ringer Löwenorden ausgezeichnet. Zum Schlutz des Festakrcs
wurden den zu Ehrenmitgliedern crnannten Herren Gencral-
intendant Bürklin, Landeskommissar Braun und Oberrech-
nungsrat Edelmann die Ehreudiplome und dem seit zwanzig
Jahren dem Vereine angehörendeu Hcrrcn Donner, Heck und
Hofmann Eriunerungsadressen überreicht. Exc. Bürkliu dankte
namcns dcr Ausgezeichneten in herzlichen Worten. Gegen
1 Uhr fand dic Feier, die durch Vorträge der Sängerabteilung
des hiesigen und dcs Gesangsquartetts dcs Freiburger Vereins
verschönt wurdc, ihren Abschlutz. Es folgte ein gemeinsames
Mittagcssen, bei dcm zahlreiche Toaste ausgebracht wurden.
Abends sand im Kolesseumsaale ein Bankett statt, bei dem ins-
öesondere der Männerchor und die Turnriege dcs hiesigen,
die Sängerabtcilung des Donaueschinger Vereines und das
Freiquartett beste llntcrhaltuug boten. Heute bildete ein Aus-
flug anf dcn Thurmbcrg den Schlutz dcr wohlgelungenen Ver-
anstaltungen.

X Aus dcm Murgthal, 17. Mai. (Schlechte A u s-
sichten.) Schön und vielversprcchcnd hatten sich Obstbüume
und Wcinbcrgc entfaltet, ebenso auch die Bcercnkulturen.
Wie sieht es jctzt aus? Die Erdbeercn hätten bei andauernd
gntcr Wittcrnng gcnug Früchte angesctzt, nnd es könnten die
„Frühen" schon gcerntct werden, abcr bei cincm derartigen
Wettcr kommen sic nicht aus der Blüte und die Staubfäden
uud Frnchtbödeii sind schwarz — erfroren- Unter den Stachel-
becrstöcken können in diesen Knlturen die abgcfrorenen Früchte
mit den Händcn zusammengescharrt werdcn. Es kann sich
kanm jemand crinnern, datz diesen harten Sträuchern jemals
die Kälte schadcte, Bcweis genug also für den starken Frost,
dcn uns die erstc Hälfte des Mai statt Wärmc brachtc. Der
Schadcn wäre übrigens weit geringer, wcnn die kalte Wille-
rung nicht so lange angehalten hätte. Reben, selbst dic an den
Wänden dcr Häuser, haben ebenfalls stark gelittcn. Von den
Obstbäumen wird auch wohl wenig zu crhoffen sein. Die
Nutzbäume, die sämtlich erfroren sind, könnte man gut ver-
schmerzeu, aber das Steinobst scheint ganz dem llntergang
vcrfallcn zu sein. Die Frühbirnsorten lassen fast alle Früchte
fallen. Ueber die Apfelbäume erlaubcn wir uns heute noch
kein llrteil. Die in höheren Lagen scheinen weniger geliiten
zu haben. Mit dem Eintritt besseren, wärmeren Wetters, das
wicder cine lebhaftere Saftzirkulation bringcn wird, ivird sich
erst zeigen, was hier gut und schlecht ist. Grotze Hoffnungen
sind aber auch hicr nicht am Platze, trotzdcm manche Sorten
eiue ziemlichc Portion „Kühle" vertragen können.

LL. Snckiiigcn, 19. Mai. (Schlechter Geschäfts-
gang.) Hier macht sich der schlechte Geschäftsgang unliebsam
bcmcrklich. Nachdcm vor sechs Wochen ein Möbclgeschäft
wcgen Zahlungsschwicrigkcit seineu Bctrieb eingestellt hatte,
folgtc eine der ersten Bauschreinereien, dann ein Glasergeschäft,
cin Schirmgcschäft und eine Uhrenhandlung. Die zwei ersten
Konkurse zichen zahlrciche Geschäfts- und andere Leute in Mit-
leidenschaft. Dazu kommt noch der bor drei Jahren erfolgte
Ucbergaug von Ballhs und Kerns Seidenbandfabriken an ein
Kousortium, das scinen Sitz in Basel und St. Ludwig i. E. hat.
Zahlrciche Angestellte beider Fabrikcn wurden nach St. Ludwig
versetzt; andcre wurdcn überzählig. Von vielcn Familien
wurden früher Schachteln hergestellt, die zum Versand der
Seidenhändler nötig waren. Heute aber geschicht der Vcrsand
von St. Ludwig aus, und so hat auch diese Hausindustrie
aufgehört.

Kleine Zeitnng.

— Lord Salysbnry hat kein übergroßes Personenge-
dächtnis, was rnanchmal schon zn erheiternden nnd viel-

fach anch zu recht peinlichen Verwechselungen geführt hak>
Vor einiger Zeit fnhr der Premierminister nach einer
Audienz beim König, von Windsor nach London. Äls
er im Zuge Platz genommen hatte, stieg knapp vor der'
Abfahrt noch ein Herr in den Wagenteil und setzte siw
dem Premier gegenüber. Er war Mitglied der Oppb"
sition im llnterhause und besitzt eine entfernte Aehv"
lichkeit mit dem ztriegsminister Mr. Brodrick. Er hatte
nie zuvor mit Lord Salisbury gesprochen und war dw
rum nicht wenig überrascht, als diespr ihn frenndlichsi
begrüßte, die Hand schüttelte, nach seinem BefindeN
fragte und schließlich seiner Freude darüber Ansdruck
gab, mit ihm zusammengetrosfen zu sein, da „man doch
ungestört über den Krieg sprechen könne." Das geschab
denn anch und der Abgeordnete hörte da, ohne zn ahnen,
daß es sich um eine Personenverwechselung handle, maw
cherlei, was nnr für die Ohren der Minister bestimiNs
war. Eine Stunde später war Ministerrat und da erfuhi'
nun Lord Salisbnry, ^iaß es nicht Mr. Brodrick geweseiu
mit dem er „aus der Schule geschwatzt" hatte. Tableau-
Mr. Chamberlain verfiel sofort auf des Räthsels Lö"
snng. Das llnterhans saß und der Doppelgänger wurd^
gebeten, „Mr. Brodrick die Ehre zu geben". Er wur^
von der Verwechselung verständigt und erklärte es aw
selbstverständlich, daß er von den auf diefe Weise eü
fahrenen Amtsgeheimnissen keinen Gebrauch macho^
wsrde, was er auch getreulich erfüllt hat. — Auch eiu^
zweite Anekdote ist amüsant. Bald nach Vildung de-
jetzigen Kabinets begegnete Lord Salisbury im MiniD'
rinm einem jungen Manne, der ihn sehr höflich grüßte-
„Wer ist denn der jnngq Stutzer?" fragte er den ihü
begleitenden Beamten. „Das ist einer ihrer Kabineü
Minister, Mylord", lautete die Antwort. Es war N^'
Walter Long, den Lord Salisbury nicht wiedererkanw
hatte. ^

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Aiontua, für dev

Jnseratentcil Tl>. Bcrkcnbusch, beide in Heidelberg.

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