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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Personen teil. Die Kapelle des Orchestervercines lieferte
eine vorzügliche Tafelmusik. Tie Reihe der Toaste eröffnete
Reallchrer Graner - Pforzheim mit einem Trinkspruch auf
den Großherzog und den deutschen Kaiser. Fabrikdirektor
S ch e s f e l - Manuheim gedachte in dankeuden Worten des
grotzen Entgegenkommens der Städtischen Vertoaltung, der
Rede des Bürgermeisters Dr. Walz und ertvähnte in seiner
Eigenschaft als Sekretär des Südtvestdeutschen Stenographen-
verbandes, datz das Gabelsberger System hier in Heidelberg
bereits an der Handelsschule, der Oberrealschule und dem
Ghmnasium eingeführt ift. Architekt Zinser - Karlsruhe
lietz den Heidelberger Verein und dessen Leitung hochleben.
Das mit warmer Empfindung von Frln. Iacobi - Neustadt
vorgetragene Gedicht, eine Lobrede auf die Stenographie im
allgemeinen, auf deren Vorkämpferin E. Wallot und die Be-
deutung der Steilographie für Damen insbesondere enthaltend,
rief dankbare Anerkennung unter den Anwesenden hervor. Prof.
Dr. Wimmer - Zweibrücken toastete dann noch! auf die
Militärstenographen und stud. phil. Stratzner- Stratzburg
auf die Leituilg des Südwestdeutfchen Verbandes und dessen
Sekretär. An den Grotzherzog in Mannheim richtete die Fest-
versammlung folgendes Huldigungstelegramm:

„Der 29. Gabelsberger-Stenographentag dcs Südivest-
deutfchen Verbandes' iil Heidelberg gestatret sich, Eiv. Kgl.
Hoheit ehrfurchtsvolle Huldigung mit der Versicheruug unver-
brüchlicher Liebc Nnd Treue zum Ausdruck zu bringen.

Dr. Kaufmann.

Darauf ist folgende huldvolle Erwiderung vom Grotzherzog
eingegangen:

„Rechisanwalt Dr. Kaufmann, Borsitzender des 29.
Stenographentages, Heidelberg. Seine Königliche Hoheit der
Grotzherzog lassen für die dargebrachte Huldigwlg herzlich
danken. Jm höchsten Auftrag: Babo."

Zahlreiche Telegrammc nnd Glückwünsche liefen ein u. a.
vom Bundesvorsitzenden Dr. Gaster-Antwerpcn, dcm Königl.
Stenographeninstltut Dresden, dem Württembergischen Nach-
barverband und dcm Nor^westdeutschen Verbcmd in Aurich, der
zu gleichcr Zeit seinen Verbandstag abhält.

Nack Vesichkignng des Schlosses, einem gemeinsamen Spa-
ziergang üüer den Wolfsbrunnen nach Schlierbach und ge-
mütlichem Beisammensein im „Adler" in Ziegelhausen kchrten
die Festteilnchmcr äbends in froheri Stimmung hicher wieder
znrück.

D'ie Abenbimterhaltwig mit nachfolgendem TanZ im gro-
tzen Saale des Städtischen Saalbanes bot ein hübsches, ab-
wechslungsreiches Programm. Das Festkonzert des Heidel-
berger Orchestervereins, die Gesangsvorträge der Liedertafel,
und die Lieder des Herrn Dürr, begleitet anf dem Klavier
von Herrn Sicnold, riefen alsbald nnter den zahlreichen
Gasten einc cchte Festfreude hcrvor, die deu geboteueu Ge-
nüsien gern dic verdieute Anerkennung entgcgcnbrachte. Der
'Tcmz vereinigte Jung uud Alt zu uuermüdlicher Huldiguug
Terpsychorcns. Nur ungcrn trcnnten sich die Festteilnchmer
«rst in vorgcrückter Stunde.

Wen Bcrilfsgcschüfte nicht heimriefen, der blieb am Mon-
tag noch hier und benutzte die Gelegcnhcit zu lohnen^en Ans-
flügen in die cngere nnd weitere llmgebnng von Heidelberg.
Wends vcreinigten sich die Teilnehmer des Kongresses in statt-
licher Anzahl in Ziegelhausen, um zu Schiff nach Heidelberg
zurückzukehren. D>ie zu Ehren Ler deutschen Landwirtschaft
gebotene Schlotzbeleuchiung fcmd dankbare Beachtung. Ste
istef mit dem prächtigen Feucrwerk bei allen einen tiefen Ein-
5ruck hervor. Ein ?lbschicdstrunk im „Badischcn Hof" bildete
den Abschlutz der festlichen Veranstaltungen der 29. Tagung
des Südwestdeutschen Gabelsberger-Stenographenvcrbandes.

Aus Stadt und Land.

-i- Prinz Ludwig von Bayern im Panorama in Mann-
heim. Samstag Vormittag stattete Priuz Ludwtg von Bayern
in Begleitung seines Hofmarschalls Grafen von Holstein nnd
öes Hcrrn Regierukigspräsidenten der Pfalz Freiherrn von
Welser sowie des Herrn Geheimrat Ritter von Lavale und
Bürgermcister Kraffl won Ludivigshafen dem Mannheimer
Pcmorama einen Besuch ab. Kurz nach> 10 Uhr traf der
Prinz im Panorama ein und wurde daselbst von der Leitnng
am Eingange begrüht. Der Prinz, welcher den 70iger Feld-
zug selbst als Batteriechef mitmuchte, uiteressierte sich eiu-
geheud für alle Details des trefflicheu Rundgemäldes „Er-
stürmung von Bazailles" und sprach seine höchste Anerken-
nung übcr die vorzügliche, lebenswahre Darstellung des
Schlachtcnbildes aus, wie er sich auch über die Mitteilung
freutc, dah das Panorama seitens des Publikums so autzerge-
wöhnlich stark frequentiert würde. Bom Panorama aus be-
gab sich Prinz Ludwig nach der landwirtschaftlichen Aus-
stellung.

* Deutscher Privatbramten-Verein. „Mit aller Energie
dahin streben zu wolleu, dah die Angcstellten im privatwirt-
schaftlichen Erwerbsleben mehr und mehr m ausreichendem
Mahe eiuer, ihreu persönlichen Verhältnisseu und ihrer Stel-
lung entsprechcnden, Alters- und Jnvaliditätsvcrsicherung,
einer Witwen- und Waisenversorgung teilhaftig werden"
sei es durch Emkauf derselben durch ihre Arbeitsgeber in die
Versorgungskassen, sei es durch Selbsteiukauf der Privatbeam-
ten .— das war der bemerkenPverteste Beschlutz der Vertreter-
Versammlung, die der Süddeutsche Bezirks-Verband des
Deutschcn Privatbeamten-Vereins, (Hauptverwaltung Mag-

eifrigem Gcspräch mit ihrem Vater. Die Untcrredung der
alten Herren schien keine besonders angenehme gewesen zu
sein, deun beide ivaren mihgeftimmt und befangen.

„Wo ist denn Horst?" rief ihr der Oberst entgegen.

„Nicht cmgekommen, Papa."

„Da müssen ihn dringende Gründe zurückgehalten haben,
Lu bist hoffentlich gefahren"

„Ja, Fräulein von Felsing war so gütig, mir einen Platz
in ihrem Wagen anzubieten."

„Du siehst ja so blah und erschöpft aus, mein Kind?"

„Jch hatte den ganzen Tag schon Kopfschmerzen, Papa.
Wenn du erlaubst, gehe ich in mein Zimmer."

„Natürlich, Schatzl Lege dich nur gleich hiu! Es ist
doch nicht schlimm?" ,

„Ach, was fällt dir ein, Papa?"

Sie brachte es wirklich fertig, zu lacheu, erhob sich auf
die Fuhspitzen und kützte seinen grauen Schnurrbart. „Jch
bin nnr etwas müde, sonst aber gesund und munter wie eine
Lerche. Weiht dn, Kopfschmerzen hat doch jedcr einmal nnd
die kuriert man am schnellsten durch Ruhe."

„Freilichl Aber verschlafe sie, mein Wildfwrg. Mor-
gen mache ich dir dann — eine interessantc Miiteilung —"

Das kam recht zögernd und gequält heraus. Aber Mar-
got fand ^r offenbaren Riedergeschlagenheit des Vaters ge-
gegenüber wieder ihren alten, frischen Mui.

„Ach, Papa, ich glaube, die Uebervaschung ist dir ver-
dorben," scherzie sie. Konstanze hat mir schon alles erzählt.
Herr Oberförster, ich gratuliere Jhnen znr Verlobung Jhres
Herrn Sohnes und Jhrer Nichte."

Der Freiherr drückte die kleine, ihm dargereichte HanL,
fühltv aber doch ihr leises Zittern und, um seine eigene Be-
wegung zn verbergcn, erwiderte er so kühl als möglich: „Die
Ehen werden, wie es heitzt, im Himmel geschlossen, mein
Fräulcin — von diesem Standpwikte aus darf ich gcgen
Herbcrts Wahl nichts einwenden."

Sie nickte und schlüpfte an ihm vorüber in ihr Zim-

deburg) für den 8. Jwii lsterher nach Heidelberg einberufen
hatte. Diese Versammlimg war von fast allen Aveigver-
einen und Ortsgruppen Süddeutschlands zahlreich beschickt.
Jm Uebrigen wurden fast nur innere Vereinscmgelegenheiten
beraten. — Da die allgemeiiien Wohlfahrtseinrichtungen des
Verems -— der keine Erivcrbsgesellschaft ist, aber unter staat-
licher Oberaufsicht steht —- durihaus den Verhältnissen der
Privataiigestellteii angepaht sind, finden dieselben allgemein
Anerkenmmg und es darf deshalb auch ein weiterer lebhafter
Zugang iiinerhalb des süddeutschen Verbandes mit Recht e??
wartet werden. Drucksachen sind kostenlos zu erhalten durch
die Hauptverivaltwig des Deutschen Privatbeamten-Vereins
in Magdeburg und durch die Dertrauensmäimer aller Ziveig-
vereinc und Ortsgruppen.

X Eppellieim, 8. Junr. (L a n d w i r i s ch a f t l i ch e s.)
Die Kälte in der Nacht vom 7. auf dcn 8. Mai hat unseren
Obstbäwnen, die teilweisc noch in herrlicher Blüte standen,
zivar grohen Schaden gebrackst; dvch vermochte sie nicht den
ganzen Obstsegen zn zerstören. Pflanmen und Kirschcn wid
gröhtenteils auch Zwetschgen versprechen noch einen reichlichen
Ertrag wid ein Gang durch die Gcmarkung läht wis dic Be-
obachtung machcn, dah auch manche Apfel- und Birübäume
besonders was ivetterharte Sorten sind, noch auf eine schöne
Ernte hoffen lassen. Aber schon sind auch! wieder zwei andere
Feinde bcmerkbar, die den bcvorsteheuden Obstsegcn beein-
trächtigen köwicn. Durch den gelinden Winter begünstigt,
tritt an miseren Obstbäumen die Blntlaus, die im Monat
April schon an einzelnen Bäumen bcmerkbar ivar,,jetzt stark
auf und daneben an Apfel- und Steinobstbäumen die Apfel-
baumgespinnstmotte. Diesen Feinden muh stark zu Leibe gcgan-
gen ivcrdcn, wenn durch sie nicht auch misere Obsternte stark
becinträchtigt werden soll. DieBlutlaus an der ivcihen, flockigen
Masse, in die sie sich einhüllt, leicht erksniitlich, hat sich jctzt
noch nicht über den ganzen Bawn verbreitet und kcmn in den
Verticfungen von Stamm und Aesten unserer Apfelbäwne mit
dem Nehlepschen Jnfektionsgift, das mit einer etwas steifen
Bürste oder mit borstigem Pinsel aufgetragen wird, leicht ver-
tilgt werden, ehe sie sich über den ganzen Baum verbreitet.
Cs sehe deshalb jetzt jeder Landivirt seine Apfelbäume nach
und rcinige sie von diesem Jnsekie. Die Gipfeldürre mancher
Apfelbänine ist der sicherste Beweis dafür, datz nicht immer mit
der nötigcn Energie die Vertilgung dicses Feindes unserer
Npfclbünme cmgestrebt wird. Nicht minder aber ivic durch die
Blutlaus wird der Obstsegen beeinträchtigt dnrcki die Apfel-
baumgespimistmotte. Diese kleinen, 16fützigen Ränpchen mit
glänzcnd schwarzem Kopfe, umgeben von einem schleierartigen
Gespinnste, nagen die Blätter ab, infolgedessen die Zweige
abdürren. Die Raupenfackcl ist das beste Mittel, dieses Jn-
sekt zu vertilgen. Man hält die mit Spiritus gefüllte Fackel
nur einen Augenblick nnter das Gespinnst, wid das Nest ist
sofori zerstört wid eine Masse Raupchen liegen tot auf dem
Boden. Es wäre schr zu wimscheii, datz die Gemeinden behörd-
lickicrscits angehalten würden, Raupenfackeln anzuschaffen.
Aber freilich, was hilfts, wenn die Gemeinden Raupenfackeln
imd Jnsektengift zur Verfügung stellen wid die Baumüesitzer
rnachen nicht den nötigen Gebrauch davonl Noch sei darauf
aufmerksam gemacht, dah jetzt schon mit dem Schwefcln der
Reben vorgegangen werden sollte; dcnn das frühe Schwefeln
ist nur ein Mittel, dem Auftreten des Oediums vorznbeugen,
nicht aber ein Mitiel, diese Krankhcit zu bcrtrciben, wcnn sie
schon aufgetreien ist.

st Aus dtzin Odcnwcild, 8. Jwii. (Traurige Heu-
ernte.) Das im Mai herrschende Schneewetter vcrursachte,
datz das Gras anf dem Boden faulte. Die Landwirie began-
nen deshalb anfangs lehter Woche mit. der Heuernte. Es kam
auch schon allenthalben Heu nach Hause. Leider aber liegt
viel mehr jetzt wieder sell Donnerstag im schauerlichen Re-
genwetter. Ja, es ivurde sogar gestcrn, da vielerorts wolken-
bruchartige Rcgcn niedergingen, vielcs Heu fortgeschwcmmt.

X Weinheim» Bergstratze, 3. Juni. (V o n der E is e n-
bahn.) Gcstern Morgen kamen die Herren der Eisenbahn-
direkiioi! aus Mainz und die Herren der Eisenbahiikommission
des Ministeriums aus Darmstadt hier ein, unr an Ort und
Stelle mit den Herren der Main-Neckarbahn die Eiiimündwigs-
frage der zn erbanenden Bahn Weinheim-Viernheim-Lampert-
heim an Ort und Stelle zn erledigen. Nachmittags fuhren
die Herren dcr preuhisch-hessischen Eisenbahn-Gemeinschaft in
ihrem ans Mainz mitgcbrachten Salonwagen per Ertrazug
nach Waldmichclbach-Wahlen, wo in Gemeinschaft mit den
Verwaltungs- nnd Festbchörden nach Abgrenzwigsfragen er-
ledigt wurden. Hier ist bereits für die Eiscnbähnbaiiabtei-
lwig ein Haus gemietet worden. Die Arbeiten für die neue
Bahn sollen demnächst zur Vergcbung ausgeschrieben werden.

f Höhefeld, A. Wertheim, 7. Jnni. (T o d e s f cr l l.)
Gestern Nachmittag, R1 Uhr, verschied nach nur siebentägigem,
aber sehr heftigem und schwcrcm Leiden der hiesige Hauptlehrer
Christian Gabc l. Derselbe ivirkte crst seit September an
der hicsigen Schule nnd war erst seit Novcmber v. I. verhei-
ratei. Jn der kurzen Zeit seines Wirkens hat er sich allseitige
Liebe nnd Frennde erworben und die Teilnahme ist eine sehr
grotze, welche der jungen Witwe entgegengebracht wird. Vor
8 Tcrgen noch gesmid und munter, liegt wiu der rüstige und
blühende Mann auf der Totenbahre. Wäre eine Hilfe von
menschlicher Seiie möglich gewesen, so wäre er gewitz gerettet
worden. Die Krankheit, eine Pippenfell- und Lungenentzün-
dung, trat äber mit solcher Wucht auf, dah eine Wiederge-
nesung von Anfang an ausgeschlossen war, obschon die nun

mercheu. Dort verlieh sie aber die mühsam aufrechl crhal-
tene Kraft. Sie warf sich auf das Lager nnd schluchzte in
die Kisscn wie ein krankes, fieberndes Kind. Iiach einer
Weile erhob sie sich wieder, nähm aus dem geheimsten Fache
ihres Schrankes verschiedene welke Blumensträuhcheii, machte
in dem Kamin einen kleinen Scheiterhaufen von daneben
liegenden Holzspähnen zurecht, legte die gestorbenen Blüten
darauf, zündete ein Stückchen Papier an und sah mit feuchten
Augen zu, wie das Feuer die Blumen nnd alle die lieben
Andenken an ein seliges wid getäuschtes Liebesahnen ver-
zehrte.

Sechzchntes Kapitel.

Jn derselben Nacht blieb Brener iwch bis ziemlich spät
ivach. Er rechnete jetzt beständig, da er zu dem Sohn ziehen
und aus seinem Geschaft doch noch so viel Vorteil als möglich
herausschlagen ivollte. Die Lampe war tief herabgebrannt
und drohte bald zn verlöschen. „Ja, ja, der Klaus, der
fehlt doch an allen Ecken und Enden", murmelte der Alte.
„Aber einen anderen an seine Stelle sctzen — nein, das wäre
zu viel gewagt. Die paar Wochen gehäs auch sol"

Wie das Diamantenkreuz in der fahlen Beleuchtung fun-
keltel Er mutzte es nun in den Geldschrank einschlietzen.

Horch — was war das? Tönte da nicht ein seltsames
Geräusch, wie ivenn jemand im Dunkeln umherschliche, aus
dem Erdgeschotz herauf? Nein, — er mußte sich getäuscht
häbeu, denn jetzt blieb alles still. Aber jetzt — jetzt knnrr-
tcn die Stufen — oder war das nur Einbildung?

„Habe ich nach dem Fortgehen Fräulein von Felsings
nicht am Ende vergessen, die Sicherheitskeite vorzulegen?"
Dieser Gedanke durchzuckte des Alten Gehirn, und er konnte
sich durchaus nicht auf Vollziehung dieser nvtivendigen Matz-
regel besinnen. Der Klaus, ja, der würde es nie unterlassen
haben, dessen dicker, dummer Schädel brauchte aber anch an
weiter nichts zu denken.

Nein, nein — alles war rnhig — nichts rührte sich —

tiefgebeugte Witwe imd seine Freunde in der Pflege unerrn^
lich ivaren. Möge dem Entschlafenen die Erde leicht sein- ^
rnhe in Friedenl ^

LL Karlsruhe, 8. Jwii. (W a s s e r s ch a d e n.) ck'
der vergangenen Woche sindXschwere Gewitter Lber^
Land niedergegaiigen, die grotzen Schaden angerick^
haben. Am schlimmsten hauste das Unwetter in den Bezirke?
Eberbach und Mosbach. Anf den Feldern liegen s'
Früchte wie gewalzt; viel Schlamm liegt in den Häuser^
Gärteu und Wegen. Jn einem Stall zu Obergimpern sia>u
das Vieh bis zur Bauchhöhe im Wasser. Jn llntergimp^
hat die zum reitzendcn Strome angeschwollene Krebsbacb d>
steinerne Brücke mitten im Ort zusammengerissen. Jn EM'U
broim war durch die übergetretene Schivarzbach das Geläm
nach dem Bahnhof überflutet, so datz Leute, die den ersteii N
bcwitzen wollten, nnr zu Wagen dahin gelangen konnten. 2h»
cms Reichccrtshausen berichtet lioird, hcit der wolkenbruchariuT
Regen die Ortsstratze in reitzende Bäche verwandelr und si
der Gernarkung ebenfalls grotzen Schaden.angerichtet.
Blitzstrahl zerschmetterte imweit des Ortes einen grotzen Bir"(
banm. Jn Herenwies bei Bühl entlud sich ein mehrere StzuU,
den anhaltcndes Gewitter mit schwerem Wolkenbruch. Häub
waren in Gesahr, von dem wilden Bergbache weggerissen 5
werden, die Wiesen wnrden grötztenieils überschwemmt. U>^
terhalb des Dorfcs wurde die gewölbte Dobelbackibrückc tvcw
gerissen, so datz die Stratze ins Murgthal gesperrt ist. ,
reiche Blitzschläge sind vorgekommen. Dabei wurden, ivie id'
gemeldet, zwei Personen im Oberland getötet. . ..

8O Billiuqe», 8. Iuni. Der Truppenübungsplatz soÜ
zwei, höchstens drei Jahren zur Aussührimg gelangen; die.-^,
schaft Rietheim, die nach früheren Gerüchten auch verschwindc
sollte, würde nach neuerem Projekt bestehen üleiben. 2W^
Regiernngsseite soll darauf gedrungen werden, datz dic
wohner der verschwindenden Gemeinden sich möglichst gescwx'
sen an anderer Stelle des Bezirks ansässig machcn, um o»'
Uufteilwig des Gemeindevcrmögens zu verhüten. ^

Cingesandt.

Heidelberg, 10. Juni. Svnderbarc Zustände .. ,
augenblicklich in der Schlotzrestauration. War es früher
lich, ein bcsonders an heitzen Tagen sehr wohlschmeckend<m
gutbeköminliches Getränk, nämlich natürliche Zitronenlimonn^
(das ist eine Zitrone nebst Zucker wid dem nötigen Brunnc>„
wasser) selbst an vollbesetzten Sonntagen zu genietzen, sv
dres witer dcni neuen Wirt an besuchtcii Sonntagen n'N
mehr möglich. Der Wirt vcrlangt, datz man sich eineri
Selzer extra bestellt, wodurch dem Gast die Zitronenlimonsts,
anf 70 Pfg. zu steyen kommt, ganz abgesehen davon, datz dcst
Getränk mit Brumieiiwasser viel besser schmeckr, als mit kohU'
säurehaltigem. Auch die Bediemmg am letzten Sonntag U»
wieder eine äußerst mangelhastc.

Heidelberg, 10. Juni. Von verschiedenen Seiten
in letzier Zeit Klage geführt Lber jas Mitbringen von Huu>,j
in öffentliche Lokale. Soviel dcmEinsender dieses beka>>^
ist, besteht eine Polizeiverordnung, wonach dieser Unfug r
Gelöstrafe bis zu 20 M. geahnt wird. Es tväre sehr wn.,.
schenswert, Wciw dnrck die Handhabung der Verordnung d> ,
Belästigung sowohl für die Besucher als auch für die '-rj
sitzer solchcr Lokale baldmöglichst aus der Welt gesä>n>
würde. — r

Wund der Landwirte.

-i- Mannhcim, 8. Jwii. (Süddeutsche Vers >
l u n g des B u n d e s der Landwirtc.) Heute,
tag Vormittag, fand hier eine Versammlwig der süddcutiu^
Gruppen dcs A'undes der Landwirie statr. Gegen ^12
eröffnete Herr Reichstagsabgeordneter Gutspächtcr
von Pcrtershauscn die von ca. 1200 Pcisonen besuchte
sammlung nnd hietz die Anwesenden willkommen. Die deuM ^
Bauern siud ein Riesc, so führte dcr Redner aus, weiw
vereinigt sind, bedeuten sie eine Macht, die jeder respektierr ..,-j
achtet. Wir wollen auch heute das Gclöbnis aülegen- >,,,
zusammenzuhalten. Wir wollen aber auch heute ge>d>
fesi zu halten zn Kaiser wid Reich, festzuhalten mr ,,ä>>
Kaiser wid unseren Fürsten, und dies zum Ausdruck örE,
mit einem Hochruf auf nnseren Kaiser. (Beifall.)
brachte Herr Graf D 0 u g l a s - Gondelsheim, als
sihender der Abteilung Baden 'des Bundes der Landwirtc
Hoch auf den Grotzherzog von Baden aus. Reichstagsabg>>,,ä
neter Lucke nahm hiercmf das Wort zu einem längeren
irag über die Entwicklung des Bnndes der Landwirte.
süddentsche Abteilung zähle jetzt ca. 20 000 Mitglieder,
rend der Bnnd in ganz Deuffchland 260 000 Mitgliedri
sitze. Diese Snmmc falle bei den Wahleii^sehr in dte^st,ff
schale, und die vcrschiedenen Parteien müssen mit dem
rechnen. Die deutschen Bauern haben keine politische
sondern nur die Aufgäbe, das deutsche Volk zu
dessen Fundameni sie sind. (Bravo.) Die deutschen
müssen sür die Ernährung des deutschcn Volkes sorgen-
sen sorgen für Brot und für Fleisch, das wir selber
wollen und nicht aus Amerika zu beziehen brauchen. Fü»
grotze Ausgabe, für die Ernährung des Volkes zu st'
ist die deutsche Landwir.tschaft befähigt, ivenn sie wiedersi
tabel wirffchaften kann. Ha-k.en Sic fest am Bund,
sich weiter entwickelt, dann wird es zum Segen des deU> ^

__ ,_ _ . , . _ . Ml»

vielleicht war es aber doch besser, nachzusehen und stin. x
ges Versehen gut zu machen. Man konnte nicht w>sff>',,i>>
es gab zu viel Diebsgesindel in der Hauptstadt um,-,„'>>;
das festeste Schlotz läht sich mir einem Itachschlüssel.

Da geivährte nur die Sicherheitskette Schutz — doch je. , stk
Breuer seinen Kopf zermarterte, desto weniger koimte r
erinnern, sie vorgelegt zu häben. Also rasch hinunterl st>
Er ergriff die Lampe, doch seine Hand zitterte um yi-
kalter Schauder nach dem anderen rieselte ihm d»»Z,,,ä
Glieder. Was war das? Er hatte doch sonst keine
gekaimt? Freilich hatte er sich auch immer von emeiu st.,.ff>
Riesen beschützt gewutzt. Datz der Klcms auch so krank. Ai>-
muhtel Jetzt fühlte der Wncherer zum erstenmale eiu y
wandlung von Nervosität. Was sür hsthliche Schat^ ,,,>>
die Krüge und Urnen ivarsenl Wie abscheulich grote-st^k'
verzerrt sich öie alten Rüstungen in den Ecken uusuchstge'
Gerade, als stecke in jeder ein Mann, der im nachsteu
blick die Lanze schwingen würdel Sogar das TigerfeU >,j,s>
Leben bekommen zu häben, und der gewaltige, uusA,he>>',.
Kopf ihn mit den mächtigen, tveihen Zähnen zu betst
„Nein, ich gehe nicht hinab — ich verriegele fw
rammle lieber meine Thüre und die nächste und d>e^

— dann tverde ich tvohl in Sicherheit schlafen können >

— tvas ist das nur mit mir? Werde ich krank?
es schon? O Gott, so enffetzlich tvar mir noch >ne. 6"^,i
Der Klaus muß morgen her — oder ein Polizi)t- a

reichlich bezahle und der unten im Hausflur

nein, so geht's nicht weiterl — Da könnte einer E ,sjff
tverden! Na, diese Nacht tverde ich auch noch ud^
Aber ich bin krcmk, ganz getvitz, ich bin krank.

- - . (Aorffetzung folgt.)
 
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