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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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Frcilli« 4 Jnli 1A!2.

Zweites Biatt. 44. Jadrranz. — Ir. 153.

Erscheint täglich, Sonntags auSgenommen. — Preis mit Fawilienblattern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebrocht, bei ber Sxpedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post bc»

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Wom Meichskanzter Mrsten von KoherrtsHe.

Erinucrungen von Dr. Otto Frhrn v. Völderndorff.

(Aus der Allgem. Zeituug iu München.)

i.

AIsLctlL nachdem die Erneuerung des Zollvcreins
glückli-ch unter Dach gebracht wac, wurdeu die inzwischen
etwas in den Hintergrun'ü getretenen Versnche, die Süd-
staaten uuter sich in eine Vereinigung zu bringen, oder
luenigstens eine gewisse Gemeinsamtcit in der militäri-
schen Organisation,zu erzielen. eifrig sortgesetzt. Ich werde
später darüber im Zusammenhange sprecheu, weil schein-
bar der L-turz des bayerischen Minislerpräsidenten durch
dessen deutsche Politik verursacht war. Vorher Nienbe
ich mich zu dbr Aktion, welche der wahre Grund des ent-
sessetten Sturmes gegen ihn gewesen ist, wekche aber in
der Geschichte ihm den Rühm, ciner der weitblickendsten
nnd s-charssichtigsten Staatsniänner seiner Zeit gewesen
zn sein, für immer sichern wird. Ich meine se!n Vor-
gehen gegen das Unfehlbarkeitsdogma.

Obwohl Fürst Hohenlohe Katholik ist nnd ich ein
gnter Protestant bmZ) bestand doch zwischen uns nie eine j
Disferenz in der Anschauung über t'irchliche Angelegen- 1
beiten. Jch teilte ganz die Änsicht des Fürsten, das; der !
lörundsatz libera chiesa in libero stato aus absehbare !
Zeit hinaus eine Iltopie Lleiben müsse, und 'daß -insbc- ?
soüdere die katholische Kirche eine so gewaltige Macht sei, s
daß sie bei vollständiger Freiheit in der kürzcsteu Zekt !
den Staat zu ihrcm Polizeidiener herabdrücken würdc.
Vollstäudig uuterrichtet übcr den Gaug der Dinge in
Rom, sprach mir der Fürst lange vor 1866 davon, daß
sich dortselbst ein grotzer Feldzug gegen den moderneu
Ttaat vorbereite, und ich kann hier der Thatsache geden-
ken, die von dem scharfen Blicke 'des großen Staatsman-
nes Zeugnis giebt. Es war im Jahre 1884, als die
Lvhre von der nnbefleckten Empfängnis Biariä zum
Dogma erhoben wnrde: als — bei einem Gespräche im ,
Üßechschen Hause — der Graf meinte: „Das ist ein -harm-
loses Vergnügen", erwiderte Fürst Hohenlohe: „Nicht
so ganz; latet anguis in herbis. Ich halte es sür einen
Probepfeil. Die Jesniten wollen sehen, was man den
Gläubigen zninuten dürfe." Richtig folgte zehn Jahre
spätcr die bckannte Enzyklika mit dem Syllabus und
seiner .Kriegserklärnng gegen Kie ganze moderne Welt-
richtung.

Ter ansänglich so liberal gesinnte Papst Pius IX.
üar aus seinem Exil im Gaöta reuig und von jeder
Freiheitsschwärmerei geheilt znrückgekehrt, nnd glaubte
Unter dem Schutze der sranzöstschen Bajonette mit völ-
stger Reaktion weiter regieren zu können. Zufällig kann
lch hierüber als Augenzeuge berichten: J-ch brachte den

Jch bin nur auf zwei Dinge stolz: darauf einmak,
baß ich der erste war, der die elektrischen Hinrichtungen vor-
Ulug und dann, daß rneine Familie unter jenen Aoölf Ade-
ligcn genannt ist, denen durch ein besondercs Protokoll im !
b'cstfälischen Frieden die Ausübung der evangelischen Religion ^
l» Oesterreich gestattet wurde. Als später trotz dieser völker- !,
lechtlichcn Garantie dieses Recht becinträchtigt wurdc, ergriff ?
s»ein Ur-Ur-Urgroßvater (wie er selbst schreibt) „liebcr den -
^viigrantenstab und verließ mit großem Schaden an Hab und -
'bit sein Vaterland, als daß cr dem evangelischen Glauben ,
l>»treu geworden wäre."

Die Mainan und ihr Schloßherr.

Von Fedor von Köppen.

(Nachdruck verbotcn.)

Wie ciue licbc Frcundin taucht dic Jusel Mainau in ihrer
^'eblichUit und Schönheit, mit ihren Erinnerungen an die bei-
Äst,e 50jährige Zugehörigkcit zu dem erlauchten badischen
Muslenhausc blühend aus dcm Wcllenbade des Bodcnsees
^l'vor. Eine schöne und sinnige Sage läßt dic Jnsel aus einer
üleudenthräue entstehen, die der Seraph beim Anblick- der
»»elichcn Gottesschöpfung weinte.

v Tie Fülle landschaftlicher Reizc, an 'dcncn unser Vatcr-
sp>d so rcich ist, zieht hier bei dem Blicke von 'der Jnsel noch
H,»»ial in eincm Bildc an unserem Augc borüber. Dort .die
. ^»geZgipfel und die rauschenden Tannenwälder des Schwarz-
^.»ldgcbirges, hicr die glatte Wasserflächc dcs azurblauen

---sees und scine Ufer mit ihren fruchtreichen Gärten, son-
geil Weinbergcn, goldgclben Weizcnfcldcrn uud Lppig grü-
»!,/ dViescn und mit ihrem lieblichen Gewirr in cinandcr ver-
l.uilgener Hügel und Niederungen — dieses alles lätzt uns
piunrnen in die Verse Mktor Schesfcls:

(:f.as Land der Allemannen, mit seiner Berge Schnee,
s.sti seincm blauen Auge, dem klarcn Bodensec,

--:'ü scinen blonden Haaren, dem Aehrcnschmuck dcr Au'n,

- Pcht w!e ein deutsches Antlitz ist dieses Land zu schau'n."

Jnsel, frühcr der Abtei Reichenau gehörig, kam zu
Nien^ 13. Jahrhunderts durch Schenkung als eine Kom-
r»,f ben Deutschen Ovden. Seitdem hattc die Burg

H.,., ."» Mainau eine ähnliche Bestimmung, wie die herrliche
demÄ^ l» der Ostmark, die Maricnburg, nur datz hicr die
stie fn Ordcnsritter mitten unter slavischen Völkerschaften
lLl.-haltung dcs Deutschtums, fur deutsche Bitdung und
l»ii--r ^ ^B^bften, während die Deutschrittcr auf dcr Mainau
-vcutschcn für die Haltung ihrer Ordensgelübde: der

Wmter 1831 in Rom zu, verkehrte viel bei den Iesiüten'' )
und hörte auch Vorlesungen im Collegio Romano. Ta-
bei war ich gerngesehener Gast im Hanse des damaligen
bayerischen Gesandten Grafen Spaur und seiner schönen
Frau'") nnö scch und hörte vieles, umsomehr, als ein
Herr v. L>chröder (selbst ein nor'ddeutscher Konvertit)
sich nnendlich Mühe gab, mich in den schoß der allein-
selignmchenden Kirche zurückzubringen. Jch war nicht
wenig erstaunt, zu erfahren, datz die deuts-chen Katho-
liken, selbst der „nltramontanste", in Roni gar nicht als
„ccht" anerkannt würden. „I. Tedeschi sono tutti un
Poco eretici," sagte der Monsignore in der Vatikani-
schen Bibtiothek, in der ich jeden Vorniittag zu arbeiten
pslegte, als ich von Döllinger sprach. Sogar König
Ludwig 1. und Abel fanden keine Gnade; man warf bei-
den vor, daß sie die Rechte des Ltaates gegenüber der
Kirche viel zn schroff gelten'd gemacht, und insbesondere,
daß sie die Bestimmung des Konkordats nicht erfüllt hät-
ten, wonach Bayern verpslichtet sci, den bischöslichen Or-
dinariaten so viel Grnndbesitz zum freien Eigentum ab-
zntreten, daß aus dessen Einkünften die Leistungen an
die geistlichen Würdenträger, welche das Konkordat fest-
setzt, geregelt werden könnten. Tenn es sei ein durchaus
nngehöriger und die Unabhängigkeit der Kirche beein-
trächtigeiider Zustanü, so sagte mir eine Autorität nnter
dcn Monsignori, daß der Staat an Erzbischöse, Bischöfe
n. s. w. „Gehalte" auszahle und so dieselben gleichsam
zn Staats'dienern „herabwürdige". An diese Abnei-
gung gegen die Deutschen knüpften die Polen, diese in
Rom so einflußreichen Feinde des Germmientums, an,
und wenn die Jesuiten schlan rmd fanatisch sind, so sind
die Polen noch viel schlauer und sanatischer. So ge-
lang es, dcn geistigen Feldzug gegen die deutschen Häre-
tiker in einen weltlichen Feldzug gegen die häretischen

*) Eiuer meiner besten Freuude, ein flotter Chevauleger-
Leutnant Konstantin v. Schäzler, wollte zum großen Kummer
seiner altprotestantischen Familie katholisch und dnrchaus Je-
snit werden. "Die Eltern wollten noch ein letztes Mittel ver-
suchen und schickten mich nach Rom mit der Genehmigung sei-
nes Uebertrittes zum Katholizismus, wenn er nicht den geist-?
lichen Stand erwählen und jedenfalls nicht in ein Jesniten-
kloster treten würde. Jch erreichte bei meinem Freunde nur
das letztere; aber — o Unglück — ein junger Belgier, der
nach dem Wunsche seiner Familie Geistlicher werden sollte,
mit Schäzler befreundet war nnd unsern Gesprächen stets an-
wohnte, wurde von meinen Argumenten so überzeugt, datz er
zum Entsetzen seiner Angehörigen das geistliche Studium auf-
gab. Er ist später glücklicher Ehegatte und Vater einer zahl-
reichen Familie geworden.

**) Teresa Komteffe Girmid, dre Tochtcr einer vermögens-

losen Familie, sollte in das Kloster treten. Jn Rom war zu
jener Zeit Sitte, datz die Novizinnen vor ihrer Einkleidung
noch einmal mit jedem, der es verlangte, allein sprechen durften.
Das bcnutzte der alte, immens reiche Engländer Dodwell und
schlug dem bildschönen Mädchen vor, lieber ihn zu heiraten.
Sie that es, nach einiger Zeit starb der Gatte und hinterlietz
ihr ein grotzes Vermögen; nun vermählte sre stch mit dem baye-
rischen Gesandtcn Grafen Spann, einem liebenswürdigcn und
stattlichen Kavalier. Die Gräfin war es, die den verwegenen
Plan zur Flncht des Papstes nach Gaeta ersann, und während
Graf Spaun, auf dem Bock des Wagens sitzend, diesen als
Kntickcr leitetc, satz Pio Nono als Graf Spaun mit dessen Ge-
mahlin und Sohn im Wagen und fuhr unerkannt unter dem
Schutzc der Gesandten-Jmmunität den Freischärlern an der
Nase vorbei.

Armut, der Keuschheit und des Gehorsams wachten nnd sorg-
ten. So teilten die Deutschritter der Mainau dnrch mchrcre
Jahrhnnderte die Schicksale des Deutschen Ordens, sowohl in
dcr Zeit seiner Erhebung und Macht, als in der Zeit seines
Nicderganges während des dreitzigjährigen Kricgcs. Als Tilly
in der Schlacht von Breitcnfeld (1631) von dcn Schwoden
gcschlagcn war, warf sich der Deutschmeister Kaspar von
Nadion von seinem Sitze zu Mergentheim nach seincr Hans-
kommende Mainau und setzte die Jnsel in Verteidigungszu-
stand. Die Burg wurde mit fcsten Mauern nnd doppelterl
Gräben umzogcn. Jm Frühjahr 1647 suhren die Schwcdcn
mit 14 bcm-annten und bcwaffncten Schiffen gegen die Mainau,
landctcn, bclagerten und bombardiertcn dic Bnrg. Dcr Kom-
tur Hnn-debitz kapituliertc unter der Bedingnng frcien Ab-
zuges und von nnn an hielten die Schweden die Jnsel auf
zwei Jahre hindurch bis zur Beendigung dcs Kriegcs bcsctzt.
Nach dem westfälischcn Fricden nud nach dcm Abznge der
Schweden (30. September 1649) wurdc dic Jnsel dem Deut-
schen Orden zurnckgegeben.

Durch den Pretzburger Frieden (26. Dezcmbcr 1808)
wurdc der Deutsche Orden aufgehoben und die Jusel Mainau
dem Grotzherzogtum Baden zugeteilt. Sie kam dann in ver-
schiedene Privathände nnd ging im Jahre 1858 (12. Oktober)
durch Kauf in das Eigentnm des Prinzen Friedrich, des da-
maligen Prinzrcgentcn von Baden über, welcher dic Jnsel
zu seinem Licblingsanfenthalte im Sommcr crkor nnd sie zu
einem wahren Paradies umschuf.

Schattigc Banmgänge führen am Gestadc dcs Secs ent-
lang nnd hicr nnd dort zn terrasscnartigen Vorsprüngcn des
Ufers hinauf, wclche reizende Aussichten gewähren. Blumen-
anlagen nnd Rosengärten bcdeckcn die Hängc der Jnscl. Zwi-
schen blühenden Rosen und Taxushecken schlängeln sich die
Pfade nach den Aussichtsplätzen, wo poetische Jnschriftcn auf
Steinen znr Ruhe und stillen Betrachtnng einladen.

Auf 'dem Scheitcl der Höhe ragt das stattliche Schlotz.
Einige Stnfen führen durch eincn Lanbgang hinab auf eine

Deutschen umzuwandeln. Denn — leider beachten die
bisherigen Geschichtsschreiber, selbst Sybel, zu wenig die-
ses Moment —- der deutsch-französtsche Krieg von 1870
war in Rom längst gewollt un'd wurde von dort angezet-
telt. Jn der That war namentlich für die Kaiserin
Engenie die Ueberzeugung maßgebend, die Bestegung
Preußens werde leicht sein nnd ihrem Sohne den Thron
sichern. Aber diese Ansicht war ihr durch ihre Beichtväter
nnd directeurs de conscience, die ihre Jnstruktionen
von Rom ans hatten, beigebracht. An einen so raschen und
glänzenden Sieg Preußens dachte man in Rom freilich
nicht. An und sür sich wollte man nur „Krieg" über-
haupt, um die Aufmerksamkeit der Staatsgewalten ab-
zulent'en und das Dogma o-hne Widerstand durchzn-
reißen, was ja auch geglückt ist. Am 14. Juli wurde der
Krieg erklärt, schon vier Tage später das neue Dogma
verkündct. Dcvn wußte in Rom recht wohl, daß man in
Berlin über katholische Verhältnisse ganz falsch berichtet
war. Einige süddeutsche Liberale hatten dort ihre eigene
irrige Meinung zur Geltung gebracht, man könne den
niederen Kkerus gegeu die Bischöfe ausspielen, die Land-
pfarrer „scuszten nnter dem Druck der Oxdinariate".
Daneben bildete sich das norddeutsche Selbstgefühl ein,
nur im Süden sei der katholische Klerus ultramontan.
Fürst Hohenlohe war nicht niir besser insormiert, sondern
hatte aus der Geschichte die Lehre gezogen, daß niemals
die imtere Klasse des Klerus, sondern immer nnr die
Bischöfe imd Domkapitel im Stande waren, dem Staate
im Kampfe gegen die Ucbcrgrifse aus Rom einc Stlltze
zu bieten. Den Ansturm der Jesuiten und Polcn hatte
der Fürst, wie oben erwähnt, läugst und schon in den 60er
Jahren vorausgesehen und bereits damals — äber ver-
geblich — iu Berlin geraten, bei Besetzung der hervor-
ragenden Diözesen in Köln, Breslau, Mainz, Freiburg,
iliid besonders in Posen, nur selbständige und deutschge-
siunte Mäuner an die Spitze kommen zu lassen und auch
für Besetznng der Domkapitel in dieser Richtung Sorge
zn tragenZ) Wie ganz anders stünde es in Deutschland,
wenn man diesem weisen Rate des Fürsten gefolgt wäre.
Damals hätte noch vieles gemacht werden t'önnen. Jetzt
ist es zu spät. Die Kurie hat ein Wachsames Auge und
sorgt dafür, daß die Erziehung zum Geistlichen schon in
dcn Kinderjahren (seminarum puerorum) beginnt, daß
dic Alunmcn von den übrigen Studcnten ganz abge-
sperrt bleiben imd der Adel, ans dem ehedem die Wessen-
bcrg, die Gebsattel, die Tiepenbrok hervorgingen, sei-
nen Nachwuchs nur mehr mit Feldkircher Milch ernäh-
ren läßt.

Bekanntlich ist es eine Lieblingsidee des Liberalis-
mns, in der selbständigeren Stellung des Lehrers dem
Einflnß des Psarrers ein Gegengewicht zu bieten, und
so antwortete man in Bayern auf die Enzyklika mit
einem Antrage in der Abgeordnetenkammer (30. August
1866) auf Neugestaltung des schulwesens auf freisin-
niger Grundlage. Diesem Antrage solgte am 13. Fe-
brnar 1867 ein Vorschlag der Linken auf Erlassnng
cines Schulgesetzes, dnrch welchcs Beseitigung der Geist-

*) Statt dessen ernannte man rioch im Jahre 1861 den
in Rom erzogenen Polen, der als päpstlicher Nuntius in
Brüssel fungierte und dessen Gestnnungen also hinlänglich be-
lannt waren, Ledochowski, zum Crzbischof für die polnischen
Provinzcn.

grotze Terrasse, welche bor dem sogenannten Tcrrassenturme,
cincm llcberreste aus dcr Zeit der Deillschherrn, sich breitet.
Von hier bietet sich ein grotzartiger Blick über den See und die
gcgenübcrliegenden Ufcr. Mächtige, uralte Lindcn, Plata-
ncn und Eschcn umrahmen den Burghof, und der farbenschim-
merllde Blumengarten verbreitet einen Duft, daß wir uns in
die Märchengärten von „1001 Nacht" versetzt glauben.

Manchcr stille Platz in diesem Jnselparadies ist dem An-
dcnken früh verblichener hoher Verwandten des grotzherzog-
lichen Paarcs gcwidmet. So findcn wir imtcr hohen Tan-
iicn die Büste des Prinzen Ludwig Wilhclm, dcs früh ver-
storbenen Sohncs dcs Grotzhcrzogs. Auf cincm von Blumen
nmlvillldeneii Marmorkrcuz nahe davor Icsen wir die Jn-
schrift des Traucrjahres 1888 nnd anf ernem Stein an der
Seeseite die crgreifenden Worte:

Tiefe Rnh' liegt auf den Wasscrn,

Wenn die Sterne d'rin vergehen,

Hast du niemals noch in nassern
Augen diese Ruh' gesehen?

Wehrnütige und schmerzvolle Erinncrungen begleiten nns,
wenn wir von dcm Seeufer an dem Marmor-Me-daillonbild
der Kaiserin Augusta vorüber nach dem Palmen- und Musahain
aufsteigen, wclcher die Höhe vor der Südseite dcs Wassers
krönt. Hicr blickt uns aus der tlmgebnng von Palmen und
Lorbeeren das Antlitz nnseres großen Heldenkaisers Wilhelm
des Ersten mild nnd sriedlich entgegen. Der Büste dcs
Kaisers gegenüber lcscn wir anf cinem Stein einc Jnschrift
bon Viktor von Scheffel, welche sein grotzartiges Waltcn in
wenigen Worten vcranschaulicht:

1870—1871.

Zersplittert — lose Reiser, Heil Wilhelm unserm Kaiser,
Voreiiiigt —alpengleich. Und Heil dem Deutschen Reich.

Aus der zweiten Erhöhung steht die Büste des zwciten
-dcutschen Hohcnzollcrnkaisers FriedrU) III.

Hier auf der licblichcn Jnsel pflegte der greise Kaiser
Wilhelm in seinen lctztcn Lebensjahrcn fast alljährlich einige
 
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