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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#1148
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Ausland.

^rankrcich.

P a r i s, 8. Dezember. „GattlaiS" teilt nnt, das; der
Goiinerncur oer polytochnischen ^>chule General Villicn
gostorn Al'orgen öei sirenger liälte die Zöglinge der
Sämle in einfachem Waffcnrock habc „Rcvue pa^ieren"
lasscin Aielirere Schüler seien voin Zckost überwältigt zu
Bodcn gestürgt und ein Te.il von diesen sci nach de,n
chiilitärtraichenbause gebracht worden.

England.

Lo n don , 8, Tcgeinber. Lorü M ilne r, der
gegcnwärtige Oberkommissär sür Südafrika, soll nach
einer Vieldung des „Taily Erpreß" ans Ottawa nach
Beendiguug der llieise des .cholonialsekretärs Chamber-
lain gum Gcneralgouvcrneur von Canada an totcllc Lord
Mmtos ernannt we.rden.

Amcrika.

N c. w i) ork, 7. Tczember. Der frühere Sprecher
dcs Repräsentaiitenhauses R e e d ist gestorben.

Aus Stadt und Land.

X Lchöffcngerichtssitzuug vom 6. Dezcmbcr. Vorsitzcndcr:
Oberarntsrichlcr Freiherr von La Roche. Friedrich Slaubitz,
Blechncrlchrling von Schönan, erhielt Ivegen Diebstahls cincn
Bcriveis; Will>elm Marline, Taglöhner von Ziegethaujen, tve-
gcn Äörperverletznng 10 Äik. Acwsrrafe odcr 2Tage Gcföngnis;
lgaroline Panline Flemming in Haft wegen llnzucht Ü Wochen
Gefänguis; Gcorg Salm, Schifser von Neckargemünd, tvnrde
von der Nnklage ivegcn tlebcrtrelung dcr Neckarvorlanbordnnng
srcigcsprochen; desgleichen Kart Wcrner, eLchiffer von Dils-
berg wegen dcsglcichen; Äarl «tark, Wirt von Petcrsthal, er-
hiclt wegen Vcrgehens gcgen die Gcwerüeordnung 20 Mk, Gcld-
sttirsc ooer -1 Tage Hasr; Gcorg Memm, Schuhmack)cr von Zie-
gell)auscn, wnrde von der 'llnklage wegen Körpcrvcrlctzung frci-
gesprochen; Johann Hennrich Ehefrau vou Leimcn wnrSc von
ücr Änklage wegcn Belcidigung des Zimmcrmanns Ludwig
Horn iu Tcimcn frcigesprochen.

'Mosbnch, 6. Dezembcr. (Todesfall.) Landgcrichts-
prä)r0cm a. D. Fi, chle r, der mehrerc Jahre a» der Spitze
dcs Tandgcrichts Mosbach stand, ip in Munchen gcstorven.
Dorrhin hat er sich lr. „Bad. Ncckarztg." zurückgczogei:, als
cr vor drei Jahrcu, bci Eiuführmig des neucn Zivilrcchts,
seines vvrgerückicn Attcrs wegen in den Ruhcsmnd rrar. Vcr
Vcreivigre gakr allgemcin als hcworragcnder Furijk, ausge-
zerchner durch dic Füllc sciner Keuutnisse und dura) die unge-
wühnkiche Schürfe scincr Auffassung.

Ntnnnhcim, 6. Dczcmber. (S t r a f t a m m c r. ) Ein
insmncs Stück licserren einige Schriesheimer Burschen
gcgen dcn dortigcn Polizeidicncr Hölzcl, den sic wegcn seincr
Unnachsichtigkcir im Feierabcndbicreu auf dcm Zuge hattvn,
Anfangs dicscs Jahrcs sctzten sic dic Mär in ttmtanf, der
Polizeidiencr habc an dcr letzkcn Rcujahrsnacht cincn -crar-
rigcn sitzen gchabi, dasz er an dcr Schlottcrbrückc über eiucn
Slciul)aiifen gcstolpert und längelang hingefallcn sci. Drci
Burschcn HLtrcn ihn anfgcrichtct und hcimgeführr uud einer
habc dabci seine Mütze gctragen, die ihm dabei hcruntcrgofallen
sei. Dic Erfinder dieser Nachrcdc warcn der Taglöhner Josef
Hcilmann und dcr Holzdreher Wilhclm Wcber. Ein drrtter
Burschc, der Pflästcrcr Adam Enders machte sogar eincn Be-
rüt)t an die Dtaatsamvaltschafr übcr die Betrunkenhcit dcs
Polizeidiencrs. Hölzcls vorgcsctzte Behördc llcranlaszte, da
dicscr cntschieden üestrirt, dasz ihm in der Nenjahrsnacht dic
nachgercdetcn Dinge passicrt scren, dic Echebung dcr öffent-
lichen Klage gegcn dic drci Burschcn wcgen Belc.idigung.
Vor dem Schöffcngcricht hielrcn dic Burschcn ihre Behauptun-
gcn aufrecht, und da cin Zeugc anfrrat, dcr Veschivor, cbenfalls
gesehen zu habcn, wic dcr Polizcidicner bctrunkcn übcr cincn
Stcinhaufcn gcfallen war, fo hiclt das Gericht den Wahrhcits-
belveis gcsührt nnd sprach dic Angeklagtcn frci. Jhr Trimnph
solltc abcr nicht langc dauern. Jhr Kronzcnge, cin 17jähriger
Schrcinerlehrling namens Hch. Adam Äinz, wurde des Mein-
eides überführt mid von der Strafkammcr zu cincr Gcfängnis-
strafe von 1 'Jahr 2 Monaten vcrnrteilt. Hcute kam dic. Bc-
leidigungsaffairc in dcr Bernfnngsinstanz zur Verhandlung.
Die LraatsaMvaltschaft hartc Berufung cingelegt. Die Be-
weisaufnahme ergab, das; Hölzcl in dcr Renjahrsnacht nüch-
tcrn wie ein Fisch geblicbcn ivar. Trotzdcm bestandcn Heil-
mann und Webcr daranf, daf; er berrnnken gewcscn. Endres
iMie seine Anzcigc an die Staatsanwaltschaft nur auf Hörcn-
sagen hin erstattet. Das Gericht hob auf dic Berusnng der
Skaatsanwaltschaft das llrreil des Schöffengerichts auf und
verurteilte Heilmann zu 0, Weber zu b Monateu Gefängnis.
Bczüglich dcs Angcklagicn EndcrS mnrdc die Berufnng des
Staarsanwalts Vcnvorfen. Jn dcn Uvtcilsgründen tvurde
ausgeführt: Durch die BcwclSaufnahme ist crwicseu ivorden,
datz Hölzel in dcr Ncujahrsnacht vollständig uüchtcrn und auch
nicht das geriugste Auffallendc an seinem Benehmen zu bemer-
kcn war, 'gcgcnübcr scincm sonstigcn Berhalkcn. Dcr schwan-
kcnde Gang, den er wic die mcistcn Landwirte hat, ist dnrch-
auS uicht auffallend und hat bci dcn Angcklagtcn nicht die
Mciniing erwcckcn könncn, als sci dcr Polizeidiener bctrnnken.
Es handclt sich um ciu Komplott gcgeii dcn Polizcidicner, das
hier in dieser Form scinc Ausladnng gefundcn hat, um den
Polizcidiener Hölzcl nm Amt nnd Brot zu bringen. Bei der
sehr schwicrigen nnd schr gefährlicheu Stellung der Pölizeidie-
ner in Schricsheim, sowie bci dcm Umstand, datz die Ange-
klagren wenigstens dic moralische Verantivortung für däs Un-
glück rrisft, das über dcn jungen Kling kmn, warcn ganz

Dte Norm soll nns zum klaren Bewnhtsein kommcn, und da-
mit mehr nnd mehr zum Bestimmungsgrund für unser Handeln
sich geskalten. Die Vcrantworklichmachung ist daS grohe Erzieh-
ungsmittel, durch sie kann mitten im Rcichc der Naturnot-
wcndigkcit dic Norm zur Gcltung und Hcrcschaft gelangcn.

Zmn Schlnsse sei noch dcr Skizze zur Rcligionsphilosophie
gedacht, die nnter dem Titel „Das Heiligc" eines dcr letztcn
dcr Prälndien bildct. Sie gicbt Aufschlutz übcr die Stellung
dcs Berfassers zur Rcligivn im allgemcincn, wie zu den kon-
kretcn geschichtlichen ReligionSgcbildcn. Rcligion ist ihrem
Wesen nach transzcndcntes Lebcn, gegründet auf das über das
logische, ästhetische und ckhische hinausgcheude Bewußtsein, das
Bcwutzrsein dcr Zugchörigkeit zu ciner Welt geistiger Wertc.

Das Heiligc ist das Roruialbewutztsein des Wahrcu, Guten
Mld Schöncn, crlebt äls transzendente Wirklichkeit. Ein er-
kenutrnsmätzigcs Begreifen Gottcs ist nicht möglich, ivürden
wir Gott crkcnncn, so wäre cs nicht mehr Gott. Wohl spornt
das rcligiösc Gefiihl das Bcwutztsein immer von neucm an,
sich von dem völlig llnbestimmbaren Gcgenstand des religiöscu
Gefühls eine bestimmte Vorstellung zu machcn, allein damib
stellt das frommc Gcfühl dem Vorstellcn cine unlösbare Auf-
gabc. Das Unbestimmbarc soll bestimnu, das Nnaussagbare
soll ausgesagt wcrden, diescr Widcrsprnch entspringt dcm end-
lichen Charaktcr dcr Vernunft und ist ihr wesentlich. Jn dic-
scm unlösbarcn Widcrsprnch wurzelt die Verschiedenheit der
historischen Religionen, von dcncn jedc sich bcmüht, das Un-
bewcisliche zu beweiscn. Wäre Gott bcwcisbar wic der
Pythagoräischc Lehrsatz, so gäbc es nur cine Rcligion. Die

energische Strafcn auszusprechen. Der Angeklagte Enders
hattc, iirdem er die Eingabe an dte Staatsanwaltschaft schrieb,
eüi staatsbürgcrliches Rccht ansgeübt. Eine Strafbarteit ift
nicht gegebcn, auch wcnn cr dabci cincn Nebcnzlveck im Augc
hcttle.

Mannhcim, 7. Dezcmber. (G r o tz s ch i f f a h r t s w c g
a u f dcm N ccka r.) DaS Grotzh. Mimsterium des Jimeru
hal das Ivürlrcmbcrgischerseits bearbeitete Pro>ekt zur Errich-
rimg ci -,cS Grotzschiffahrtswoges auf d-mi Reckac von Maim-
heim üis Etztmgen znr Aeutzcrung müzttcil:. Dci Stadtrat
bciäli-tzi. lcinc E i n w e n d u n ; >> dagcg.,. zu crhcbcn.

X Bretten, 7. Dezcmbcr. (Stiftung.) Dic Grotz-
herzogin hat bei Jhrcm, Besnchc im Ncelanchthonhaiis hicr am
lctztcn Sonntage dem Herrn Profcssor Dr. Müllcr das Aner-
bieten gcmacht, ein Fcnstcr im Fürsteiizimmec stiften zu wollen.

Karlsruhc, 7. Dcz. (S ch w c m m k a u a l i s a t i o u.)
Dcr Stadtrat hat bei Großh. Bczirksaiiu die ivasscrpolizeiliche
Gcnehmigung dazu beantragt, datz bci der Anlagc ber Ech-wcmm-
kanalisation in hicsigcr Stadt cine mechanische Rcinig-ung der
?lbwässcr nach dcm Riensch'schc» Vcrfahren cingcführt werde.

x Karlsruhc, 7. Dczember. (D e r V e rcinfür Ve r-
besserun g d c r F r a uenkleiduug) i u Karlsruhc
vcraustaltct am 7. bis 22. März kommcndcu Jahrcs in dcr
Grohh. Laudcsgcwerbehallc hicr cin-c öffenclichc Ausstellung
von gesundheitsmätziger nnd küustlerischcr Frauenklcidnng, so-
wie von Entwürfcn zn solchcn. Mit derselben ist cine Prämi-
icrung dcr bestcn Gewändcr und Ennvürfc durch Diplome vcr-
bunden.

LL. Karlsruhc, 7. Dczcnibcr. (D i c zur B e schäf-
tigung von A r b c i t S l o s e n) vorgcsehcnen Arbciten
sind nnnmchr in Angrisf genommen worden. Sie üestchen
znnächst in Stcinklopfen im Metzbudcnmagazin beim Schlacht-
hcms. Anch bci dcr Abholzung des Gcländes für das neuc
Krankcnhans sollen, soweit thunlich, Arbcitslose verwendet
wcrden. Bis jetzt siud vou 187 Personeu, dic sich beim
städtischcu statistischcn Ami als arbcirslos angcmcldct haben,
75 eingcstcllt wordcn, bci dencn die fonstigcn Ersvrdcrnissc für
die Einstellnng crfüllt sind. Bezüglich der übrigcu siud dic
Vorkehruugcn noch im Gangc, anch hat cin Tcil dcr zur Etu-
ivcisung in dic Arbeit Vorgcschcncn sich bis jctzt nicht Ivtedcr
gemcldet.

6L Bon der Drcisam, 7. Tczcmber. (Ucberfalle n.)
Frcitag ihbcnd Ivurdc zwischcn Obcrricd nud St. Wilhelm
cin Mädchen von einem etwa 22jährigen gutgckleidetcn Burschen
übcrfallcn, mil dcm Messcr ücdroht uud zur Hcrausgabc seiner
Barschaft gczwuugeu. Das Mädchcu ging dmm Obcrried zu.
nu'd crzähltc dc» Borfall cinigcn Telcphonarbeitcrn, die sich
sofort an die Vcrfolgnng des Räubcrs machtcn und ihn auch
fcstnahmen. Als der Burschc den Ernft der Situation erfatzt
hattc, wollic cr sich mit dcm Mcsscr dic Halsadcrn durch-
schnciden, brachte sich abcr nur cinc nngefährliche Wunde am
Ohr bei.

Gcrnsbnch, 7. Dezcmber. (N icht crsrickt.) Wic dic
gcrichtsärztlichc Nutcrsuchuug crgab, ist d-cr Taglöhner Kricg
nicht an Ersticknng gcstorbcn. Es crciltc ihn cin Hcrzschlag,
als cr gcrade sein Besperbrot vcrzehrte.

Sulz, 7. Dezcmbcr. (Erfrorcn.) Dcr in den fünf-
ziger Fahrcn stchcnde lcdige Taglöhncr Karl Wackcr von Lan-
gcnhardt ivurdc vorgcstcrn Vormittag uicht ivcit vou sciner
Wohumig auf frcicm Fcldc auf dem Gesicht liegettd tot auf-ge-
fnndcn. Er ivar am Mittwoch Nacht in eincr Wirtschaft auf
dcm Langcnhardt und bcgab sich von -dicscr in fröhlicher Stim-
nrnng anf dcn Hcimwcg, wo er nntcrwcgs vermntlich stürzte
und cinschlicf, was dcn Tvd durch Erfrieren hcrbciführic.

Freibiirg, 7. Dezcmbcr. (B eerdig n n g.) »ntcr star-
kcr Bcteilignng dcs akademischcn Lehrkörpers und der Stu-
dentcnschaft nnd an-dcrcr Lcidtragcndcr ivnrde vorgestern Nach-
mittag dic irdischc Hüllc des verstorbcncn »nivcrsitätsprofcssors
Dr. Franz Gracff zu Grabc gctragcn. Dcr Dckau dcr philo-
sophischcn Fakultat, Hcrr Geh. Hofrät Prof. Dr. Hcusc, Ivid-
nrete dcm Verstovbcncn am Grabc cinen chreuvollcn Nachruf.
N'amcus dcs Scnats der »niversität lcgte Hcrr Pwrektor Dr.
Hobcrg cincn Kranz nicder. Antzerdem wiirdcn noel) von Sei-
tcu der Studcntcnschaft, dcr -Offizicre des Lan-dwchrbezirks
Frciburg und Andcrcu Kränze gewidmct.

Eingesandt.

Hmidschiihshcim, 7. Dczembcr. Man hai frühcr schon ciu-
mal behauptet, dic Siratzcnbähn sctze sich übcc dic vor dcr
Ocffentlichkcit übcr sic crhobcnen Beschwcrdcn uicht uur hiu-
ivcg, sondcrn mache nugcsichts dcr letztereu vor ihrer Sou-
veräiictät um so frcimütiger Gebrauch. Das scheint wcmg-
stens bezüglich der zntreffendcn Beschwcrden der Fall zu sein,
dic vor cinigcn Tagcu in Jhrcm Blattc znm Ausdruck gcla-ng-
tcu. Hcutc haite z. B. der uur vou mir nach Hcidelbcrg
bcn-ütztc Zug 14 und dcr abcnds zurückfahrende. Zug
27 Minutcn Vcrspätnng. Dä man sich doch nicht crst in der
letzten Miunte zum Eiustcigcu cinfiudct, mutzte ich heute mit
andercii Fahrgästen auf dem BUrgerstcige zu Neucnheim übcr
ciue halbe Stuudc übcr die fahrplamnätzige Zeit hinaus bei
7 Grad Kältc lvartcn, bis dcr Zug ankam. Wir fragen wie-
dcrholt: Wcr schützt die Fahrgäst -e gcgen solche
»n — z u t r ä g l i ch k c i t c n?

Kleine Zeitung.

Tarmstndt, 5. Dczembcr. (V o r dcm Schwurge-
r i ch t) staud hcute dcr 24jährigc Moldrzyk aus W a l d-
m i ch clbach und seiuc 42jährige Ehefrau. 1895 kam Mol-
drzhk uach Wäldmichclbach imd gründetc sich cin Geschäft; cr
lcrnte dort seine Ehefrau kcnuen, die schou längere Zeii ein
frühcr vou ihren Elieru betriebenes Mmmfakturwarengeschäfi
führtc. 1897 hciraictc cr und übernahm das Gcschäft, we-lches

rcligiöse Erkcmitnisthätigkeit sucht nnu cntwcder das Endliche
zum »ncndlichcn zu erwcitcrn nnd kommt damit zu dcr
übcr Raum und Zcir steheuden absoluten Substanz, odcr sie
sucht das »ncndlichc zum Endlicheu zu vcrcngen nnd tömmt da-
mit zmn personlichcn -Gott. Da Pcrsönlichkeit von uns nur als
bestimmt nnd endlich crkannt werden kcmn, so ist ein pcr-
sönlichcs Uncndliches für uns cin nicht vollziehbaxer Begriff.
Es kann deshalb hier das Äritcrinm nicht das Thatsächliche.
sondcrn nur dcr Wert sein: Gott ist dic Wirklichkeit aller
Jdealc. »nlösbar blcibt für immcr der Widerspruch, tvic
Gott, dic Wirklichkeit allcs Jdcalcn, zugleich der »rspruug
dcs Gutcu und dcs Böseu sein kann. Richts hat das religiöse
Grübeln ticfcr angezogcn, als das Rätsel, wie in Gott selbst
dic gntcn und die böscn Wcltmächte miteinander verbunden
sein könncn, und wir dürfcn uns nicht wundcrn, wcnn der
modernste Gnostizismus uns wieder zu überzeugen sucht, das
rcligiöse Lcben dcs Menschen bestehe in seiner Mitarbeit an
dcr -Erlösnng, mit dcr Gott in sich selbst durch die Verimnft
das Normwidrige überwiudc. Kurz deutet dcr Verfasser dann
uoch an, wie das transzendcntc Wollcn uud das transzendente
H-andclu voin Standpimkte der Religionsphilosophie zu be-
haudcln wäre. Den Schluß des Aufsatzes bildet ein Hinweis
aus dcn sozialcn Charaktcr dcr Neligion.

Aüs dicser gedrängten Skizze cines kleinen Teiles der
Anfsätze Windelbands möge der Leser dic Anregung schöpfen,
sich dnrch das ganze gehaltreiche Buch hindurchzuarbeiten. Er
wird das nicht ohne Rutzen thun. Ist kck.

jährlich ca. 10 000 Mk. »msatz brachie, Zm Frühjahr jst das
Gcsckiäft zurückgegangen, sodatz schlietzlich im August das Kon-
lürsvcrfahrcn eröfftiet wurdc. Der Angcklagte wird nun be-
schüldigt, Smcke seincs Vcrmögcns iveggebracht zu haben in
der Abficht, fcinc Gläubigcr zu benachteiligen. Jm Juni fand
ini Laden des Augeklagten eiu Brand statt, dcn er schon benutzsn
ivolltc, möglichft vicl von der Versicherungs-Gesellschaft zu er-
lan-gen. Die »rsache dieses Brandes ist nicht festgestellt wor-
dcn, cin gegcn dic Ehcsrau Moldrzyk cingcleitctets Verfahren
wurde ciugestellt. Er hat kurz darauf sein ganzes Waren-
lager zu Spottpreisen verkauft, alles versilbert und sich dann
cntschlossen, das Weirc untcr Mitnahme des ganzcn erlösten
Betrages in Höhe vou ca. 4000 Mark zu sucheu. Die An-
klage lcgt ihm imn, lt. „W. Ztg.", zur Last, diesen Betrag
zum Nachteil sctner Gläuüiger bei Seile geschafft zu haben.
Er habe entgcgeii der Vorschrist des Handelsgcsetzbuches keine
Bilauz angesci-tigt, seiue Frau habe ihm hierzu Bcihilfe ge-
leistet. Die Geschworcueu sprachen Moldrzyk schuldig unter
Annahme mildcrnder »mstände, vcrueinteu dagegen die Schuld-
frage bezüglich dcr Ehcfrau; Moldrzyk wurde demgernäh zu
1 Jähr Gcfäugiiis unter Aufrechimng von 2 Monaten Unter-
suchungshaft veruickeilt.

— Hniinover, 2. Dezember. Pseudo-Kriminalbeam-
ter. Cin gefäbrlicher Pseudo-Kriminalbeamter treibt zur
Zeit hier sein Unwesen. Der freche Schwindler dringt,
Nnc der „Hann. Kour." meldet, ohne jede Anmeldung in
Wohnnngen, wo cr männliche Personen nicht anwesestd
vermntet, nnd stellt sich ats Kriminalschntzmaim vor. Er
verlangt die Norzeignng des Geldes mit der Begründnng,
dasz Verdacht bestände, datz die Betreffenden falsches Geld
im Hanse hätten. Um diesem Verlangen den nötigen
Nachdrnck zu verlcihen, hält er den Frauen eine jeden-
falls iiachgemachte Crkenniingsmarke eines Kriminalbe-
amten vor nnd droht anch mit (Kmialtanwendung. Die-
sem Schwindel zum Opscr gefallen ist gestern eine Witwe
in der Feimrodel-strajze. Diese holte in der Angst ihren
gesamten Vermögensbestand im Betrage von 26 Mk.
aus dem Schrank und zchgte das Gsld dem Schwindler.
Dieser erklärte nach knrzer oberflächlicher Besichtignng
das (Geld für gesälscht nnd bjeschlagnahmt und machte sich
damit schleuiiigst ans dem Staube. Nach dem Schwindler
wird eifrigst gefahndet.

Wächtersbach, 6. Dezcmber. Gestern Abend
sprang der Reisende Ac'ar Nutzbanm auf den schon im
siahren befindlicheii, nm 8 Uhr in Frant'furt eintreffen-
den Zng. Er glitt aus nnd kam mit beiden Beinest
u n t e r d i e R ä d e r, wobei ihm das eine Bein voll-
ständig abgeqnetscht, nnd das andere mehrmals gebrochen
Ivnrde. Er wnrde nach Frankfnrt ins Hospital gebracht,
wo er nachts halb 12 llhr starb.

— Malmoe, 8. Tezember. „Malmoe-Tidningen"
teilt ans Stockholm als sicher mit, daß die diesjälsrigen
N obelprei s e solgenden Gelehrten zuerkannt wer-
den: Professor Theodor M o m msen -Charlottenbnrg,
Litteratnrpreis: Professor des Vökkerrechts M artens-
Petersbnrg, Friedenspreis; Tr. Ronald Roß von der
Schnle füi: tropische Medizin in Liverpool, Medizinpreiss
Professor Emil F i s ch e r - Berlin, Chssmieprvisz den
holländischen Proscssoren Lorenz und Zeemann,
Physikpreis.

Fiiihriiic Knabcn sind die italienischen Gymnasi-
asteii und Rcal.schüler; sie werdeu allerdings auch schon
auf der Scrta von ihrcn Lehrcrn mit Sie angeredet.
Zn Roni hiclten sie dieser Tage iu einem Theater eine
Versammlimg. um eine günfstgere Prüfungsordnnng zu
verlangen, imd beauftragten die republikanischen Wge-
ordneten Aiazza nnd Barzilai mit der Vertretung ihrer
Wünsche bci der Rcgierung. Anch einen Bejchluß gegen
dic „improdnttiven Staatsausgaben", d. h'. die Aus-
gaben für das Heer nnd die Schuldenverwaltung faßten
sie nnd verlangten, dasz die hierfür verwandten Mittel

dcm Unterrichtswesen zugnte kämen._

Vcrantwortlich für dcn rcdaktionellen Teil F. Montua, für den

Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

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Vsrtrstaog: Lvlav 1r., Iletckelkerx, Ulöok 86».

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8.

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Xiirnkers.

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