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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0343
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an bestimmten Tagen tvird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserare auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fcrnsprecher 82

45. Iahrgang. — 41.

Mittwoch, 18. Febrnar 1903.

Zweites Blatt

Kousten Stewart Kstamöertain nöer die
Iefuiten.

D. E. K. In seilwm oielgLleseneu lind vielbeivunder-
>bn Wrrf „D i e (Ärnndlagen d e s 1 lt. I a h r -
eunderls", welches bereits in l. Nuslage vorliegt,
wriintt Honsren Zteivart Ehamberlain anch zn wieder-
holterr Malen ans die I e snit e n zu sprechen, nnd ge-
^ade jetzt, wo die Iesnitensrage ans's neue ansgerollt ist,
^erden seine Beinerlungen besondere Beachtnng sinden.

Bon seiner Nnschanng iiber das Wesen nnd die Be-
oeulung der Rasse aus bemerkt Chainberlain über Igna-
^>us von Lopola, den Ltister des Iesnitenordcns: „D e r
^ampf gegen das G e r ni a n i s ch e hat sich in
bcheni der anszerordenllichslen Männer der Geschichte ge-
^isserinaßen verkölpert; hier wie anderwärts hat eine
dinzige grosze Persönlichkeit durch ihc Beispiel und dnrch
uie Suimne von Lebenskrast, die sie in die Well setzte,
!»ehr vermocht, als atte vielköpsigen K'vnzilien nnd alle
ieierliü-en Beschlüsse großer K'örperschasten. Und es ist
öul, einen Feind vor sich in einer Gestalt zn sehen, >velü)e
Ichlnng verdient, svnst kann Haß nnd Geringschätzung
eas Urteil leicht lrüben." Ignakins war nun „ein Mann
doii echtem, reinen Dtannn", nämlich ein B a s k e.
rLeine Exerzitien belxniten nicht eine Anleitnng zn nih-
siischer Betrachtung, sondern vielmehr die s y st e m a t i-
i che A n s b i l d u n g der in uns allen vorhandenen
W) st e r i s ch e n Anlage n. — Loiiolas 'Methode
^chreibk geradezn eine Gymnaslik der Sinnlichkeil vor,
chlrch welü>e, wie er es selber als üas Fiel bezeichnet, der
Eille und das Urteil geknechtet werden. — Wemi Lo-
^la von der Ftircht vor Gott spricht nnd lehrt, nicht
"le „kindliche Fnrcht" dürfe nns zwingen, sondern wir
chüßlen erzittern, in sener andern Fnrcht, genannt timor
^tvilis, das heißt in der schlolkernden Ängst hilfloser
^klavim, da 'höre ich jenen gewaltigen Höllenlärin brül-

nnd si'chle eS nach, wie die.armen, nackten, wa'hrlosen
Akenfchen der Diliwialzeit, Tag nnd Nachk von Gefahr
^Ulgrben, bei dieser Skimine erzitterten. Die gesamke
^istige Verfassnng dieses Basken deutet ans serne
ahrka ti s e n d e z n r ü ck. -— Die ansnehmende
^ichtigkeit Loholas I'iegt in seiner hervorragmden Eha-
s'uktergröße — andere Größe ist hier ansgeschlossen: wir
^nierken bei Loyola weder philosophische noch künst-
ntische Erfiiidnngskrast; selbst seine Exerzitien sind in
chrer Anlage srüheren .stlosrekübnngen entlelhnt nnd von
chui lediglich „materialisiert" worden, nnd sein großes
^Nindprinzip ist'.die von einem alten Toldateii dnrch-
?Esichrte, gedankenlos rohe Uebertragnng einer milikäri-
Ichen Nottiigend ans geistiges Gebiek. -— Der Mensch soll
^brden, -— so sagt Loyola buchstäblich in den Konstitn-
Buieu für seiueu Ordeu — „als ob er ein Leichnam
^äre, di'r sich anf jede Seite weüden läßt, oder wie der
iIkab eines Greises, der dem, welcher ihn in der Hand
chlt, überall und immer dient, wie und wo er ihn ge-
rknuchen will, — „ein Leichnam, dem die Vernichtung
«des eigenen Urteils" als erste Lebensregel beigebracht
esorden nnd sür den „die schlvtternde, knechtische Furcht"

Le Grundlage aller Religion ist. Mt Recht erkiärt ChaM-
^rlain: „Jch denke nichk daran, ihm als Absicht das
chzusüireiben, was als Erfolg seines Tnns sich ergeben

Lpyola hat nicht einnial seinen Orden mit dem
'^eck. die Reformation zn bekämpsen, in's Leben ge-

rufen — so versichern wenigstens die Jesuiten." Aber
ebenso zntresfend weist er dann dararif hin: „Pater
Guhr mag uns in erregtestem Tone versichern, die Be-
gründnng des Jesuitanordens habe mit der Bekämpfung
des Protestankismus nichts zu knn, seine Tätigkeit
gipselt nichtsdestoweniger von Änsang an so sichtbar nnd
so erfolgreich in der Verfolgnng die'ses einen Fieles,
daß schon die srüheste Biographie Loyolas ihm den Ehren-
titel „Antiluthec" verlrehen." Ferner bekont Chamber-
lain: „Hente weiß man ganz genau, daß die Vernichtung
tin'd Vertreibnng der Prnte'stanten (aus Frartkreich) das
Werk nicht des .Cönigs, sondern der Jesniten war."

Von seiner Rassenanschaunng ans kommt Cl-ainber-
lain noch zn weiteren merkwükdigen Ergebnissen: „Noch
hente g.i'bt es außer den Germanen keine echten Iünger
des Paulus; ein Umstand, dessen volle Bedeutnng sedem
einleuchten tvird, wenn er erfährt, daß vor zwei Jckhr-
hnnderten die Jesuiten berieken, wie man die Briefe des
Paulns mis der heiligen Lchrist entsernen oder sie korri-
gieren könnte. Äuch der bevühmte Pere de la Ehaise er-
klärte: „Angiistiiius dürfte nur mit Vorsicht gelesen wer-
den", was sich natürlich anf die Paulinischen Bestand-
teile seiner Religion beziehl. — Tie. antipanliiiische
Richknng fand sn Jgnatius nnd seinein Orden und in
ihrer Religion der Hölle unverhüllten Ausdruck. — Die-
ser timor settvillis blieb auch fernerhin die Grundveste
aller Religion in Loyolas Ocden.

„Denksche" Iesniten scheint Ehamberlain ebensowe-
nig kennen gelernt zu haben, wie Fürst Bisniarck; er be-
tont vielmehr: „Die Koiistitulivnen des Iesniteiiordens
sorgen an erster Stelle dafür, daß deren Mitglieder gänz-
lich.„entnatioiialisiert" werden nnd einzig der universel-
len K'irche angehören. Iedes Gespräch über einzelne Na-
tionen ist den Jestiiten auf's strengste verboken, man
untersuche die Erläukernngsschriften zur Städteordnung
der Gesellschaft Iesn (1898 bei Herder) man wird das
Wort Vaterlaiid nicht ein einziges tNal sinden." Er
spricht eS.ilnum'ivnndeii auS, daß „jede Nation", welche
i'hre Schnlen den Iesniten ötfnet, einfach 'L-elbsrmoich
begeht. Dortrefslich ist die Beinerkung Chamberlains:
„'Das Korrelat des I esuitis Ni u s ist der M a t e -
r i a l i s in n s , wie Paul de Lagarde richtig bemerkt
hat: Das Wasser in diesen kommnnizierenden Röhren
sreht stets glvich hoch. Nirgends vielleicht findet man ein
so vüllständiges, reiüies. überzengeiides, abgernndetes
Material, wie in P o len . nm zn seheii, wie religiöse
klnduldsamkeit nnd namentlich der Einflnß der Iesniten
ein blühendes Land. ans jedem geistigen und invnstrie-
ellen Gebiet einer glänzenden Znlnnst entgegenreifend,
v o l l st ä n d i g z n Grunde richte t. Mit der Re-
ligion sank auch'die Polnische Nation dahin.

Deutsches Neich.

Ter „Brannschweigischeit Landeszeitiing" znfolge
hat Lentnant Vronsart v. S ch e l l e n d o r s f den
R echtsanwalt A dree beanftragt, gegen Dr.
Peters eine B e l e i d i g n n g s k l a g e wegen der
von diesem echobenen Beschuldignngen, v. Schellendorff
sei der Fälfcher des Tncker-Briefes, anznstrengen. Es
verlautet, es soll auch gegen die Verbrei'ter jeiier dkach-
richt vorgegangen werden.

Sachsen.

D r e sden , l,. FLbr. Das hente fertiggestelltö
U r teil in der E h e s ch eidn n g s s a ch e des Kron-
prinzen wird Ende dieser Woche den Parteien zugestellt
werden.

Preuste«.

— Die Tagung 'des Pceuß. Landesökonoinie-Kolle-
giiims wnrde am 16. ds. mit einer Rede des Landwirt-
schäftsministers v. Podbielski eröffnek. Der Mi-
nister wies darauf hin, daß das l ä n d l i ch e S ch n l-
tv e s e n reformiert werden müsse. Er ser willens, auf
diesem Gebiet vorzuge'hen. Sein Wnnsch sei es, das
ganze landwirtschaftliche Schnlwesen einheitlich anfzn-
bauen. Tie Landivirtschaftskaittmern sollten sich deshalb
eingehender mit dem ländlichen Schulwesen beschäskigen
und es nicht nnr als ein Annex des Lchnlwesens über-
hanpt bcllrachten, sondern es zu einer eigenen lebens-
sähigen Organisation eiitwickeln.

Trier, 10. Febr. Das in Foinn eineS „Pnblikan-
dnms" von den K'anzeln der hiesigen k a t l, o l i s ch e n
Pfarrkir ch e n gegen dke pantätische staatliche h ö -
here Töchterschule geschlenderte Anathema hat
folgenden Wortlaut:

Die heiligste Pflicht der Elter n ist die grite
Erzfehmrg rhrer Kinder. Die Religion aber innß Lie
Grnndlage der Erziehnng bilden. Nach iviederholten
Entscheidungen !der Kirche ist es katholischdn Elkecn n i ch t
e r lanbt, ihre Kinder in n i ch t k a t h o I i s ch s
oder k o n s e s s i o ii s l o s e Lchnle n zn schicken. be-
sonders wenn an demfelbeii Orte katholisck)« schulen
vorhandcm sind. Dieser Grunbfatz gilt auch für Trier
nrid für die hiesige konfesfionslofe höhere Töchkerschule
nnd kaiin nicht abgeändiert werden. Daher erklären die
Pfarrer dt'r Stadt Trier im Anschluß an den Erlaß des
Hochwürdigsteii Herrn Bischofs: Weim katholifche Elkern
ihre Kinder ohne die wichkigsten, von der Kirche aner-
kannten Gründe, die bei schulpflichtigen K'indern selten
gelten können, und ohne die noÜvendigen Borsichtsmaß-
regeln di'eser Schnle übertveisen, so versüiidigsn
s ie si ch schwer uiid' köiinen im Säkrämente der Buße
nicht losgesprochen wevden. Demnach bitten
und beschwören die Pfarrer der Skadt Trier die katholi-
schen Eltern, dieser ihrer heiligsten Pflicht und ihrer
Vcrantworknng vor Gott doch eingedenk zn sein.

Die Aufforderimg d'es Bischofs an die Eltern katho-
lischer Töchter ist in der Tat ein Wundervoller „Toleranz-
antrag". Ob die prenßische Regierung sich die Herans-
fordernng tvo'HI gesallen lassen willd. Anch wartet man
mit Spaimimg ans Nachricht darüber, wie die katliolischen
Eltern in Trier sich stellen werden, ob sie wirklich ihrs
Töchter ans der staatlichen Schule, die seit Jahren
besteht !md sich nicht geändert hak, nehmen werden, weil
der Bischos es befiehlt. Jädenfalls fft das Vorkommnis
sehr lehrreich. _

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

— Die verstorbene Erzherzogin Elisabet h
v o n Oe st e r r e i ch hat letztwillig bestimmt, daß ihr
Lcichnam weder anfgebahrt noch ausgestellt werden darf
nnd ohne allen Prnnk, sowie ohne Leichenprogramm nacki
Baden bei Wien übergeführt werden soll. Die Erzherzo-


Um Geld.

Roman von F. I l e x.
(Fortsetzung.)

Uin

Äas iiützie es ihm, wenn er sich in seinem Bekanntenkreise
s""Iah, dasz auch dort -— selbst für den ferner Stehcnden er-
, vnbgx — nichr Alles so war, wie es sein konnte? Und doch,
nicht eiiie Arr Trost Larin, daß auch andere ihr Kreuz zu
ä^gerr harren? Da waren Thaldoffs, die allem Anscheme nach
„ A' geradezu ideale Ehe sühtten, u. doch hatte sich auch hier der
ÜhstEtzige Mund 'dcr Gefellschaft bemüht, ernstere Aörungen
ch ^»tdecken, ja, bezeichnete direkt Hilling als den besren Freuiid
^ Haufes l T-a waren 'die neu in's RegiMent versetzten Al-
ein Paar schon im Aeußercn so rmgleich, wie nur rrrög-
b Er klein, schlecht gewach'sen, von bemähe abstotzender
l-Michrert und Ungeschicklichtert, davei von Charakter eng-
,,:A>g und mißtrauifch, während der weibliche Tcil, werm auch
s hübsch, so doch von elegantem, gewandrem, vielleicht etwas
p, selbsrbcwutzlem Auftretcn, dabci geschcit und untcrrichtet
leicht in's Exzeiitrische abschwcifendeii Geschniack. Dcr
sIP^gel an Uebercrnsrimmuiig, dcr in dicscr kaum scit Jahres-
geschlossencn Ehc hcrrschte, war so osfenknndig, dah schon
a"Mei Erzählmigeir über den häuslichen Verkehr der Ehe-
lii-s, " ^ Schwange waren. Komischcr, und nach den körper-
^^leii Verhältnissen gang unbegreiflicher, Weise war hrer der
H.PHeiiivare Mami, der dre Frau bis auf's Blut mit sernen
^Meleien peinigcn sollte, wogegcn dicse sich — und wohl auch
„ 5 einem Schein von Recht — als die „unverstandene Frau"

Dt" wic das Gerücht ging, eifrig Schlingen nach anderen
HjBwern auswarf, unter welchen wieder der unvermerdliche
in ersrer Linie genannt 'wur'del Eirdlich das Kroll'sche

Maar, dessen " ' ... " ' '

.- R Deckinamels für die
'e Zeir zwischen dei

>v.Kciar, dessen gegenseitige Meichgilrigkeit nicht des gering-
Auhenwelt zu bedüffen schien. Er
Kaserne und den Frühstücksstuben ver-

^ bringend; allen Klaffch der Kneipen auslffeitd und ihn -— tvohl
der cinzige Berührungsprmkt dieser edleu Seelen — während
j der kurzen Zeit der gemettrsamen Mahlzeiten seiner Frau nach
Hause bringend, wo er zurecht gemacht un'd in Damen-Cafös
weiter verarbeitet wuvde.

So konntc Paul eine Reihe von Ehepaaren Revue passreren
lassen, die alle gleich weir von dem Jdeal entfernt, allem An-
schcine nach ohne grohe Erschütternngen ihr Leben ruhrg wci-
ter spamrenl Warum sollte gerade für ihn eine Ausnahme ge-
schaffen werden? Welches Recht hatte cr anf die Vcrwirk-
iichung ctnes — vielleicht gar nicht existierenden — Jdeals
zu hoffen? Was hatte ihm doch der welteffahrene Vater ge-
sagt? Also stille halten und vor allem nichts in die Oeffentlich-
keit driugen kassenl Hatte er denn nicht erreicht, was er er-
strebt? Seiner Schulden war er ledig! Ebenso verdaukte er vie
Anstellung des Vaters der Vermittlung bon Grselas Ohciml
Aüer lvütde 'dieser auch nicht schou allein im Jnterefse des Va-
ters auch ohne die FUffPrache der Nrchte, seinen Einsluh gel-
tend gemächt häben? Sicherlichl War er die Befreiung von den
materiellen Sorgen wirklrch diffes Preises Ivert? Waren nicht
an Stelle dieser von ihM seiner Zert so hart eMpfundenen Be-
drängniisse andere Kümmernisse, seelischer Matur und viel
sch'limmerer Art getreten? Das bischen Wvhlleben —- um es
brutal auszüdrücken — das bessere Essen und Trinken lo'hnte es
sich doch sicher nicht! Aber heure noch würde er mii Vergnügen
dre bescheidene Verpslegung im Kasino mit den Kameraden
geteilt haben, während ihm zu Hause an der überreichlrch ge-
deckten Tasel der Btssen im Munde quoll. Gewih hatte er nre
anders evwartet, als däh bom Gelde fettrer Frau die Koften
dcs Hausftandcs bestritten werden würdcn, aber cr hatte sich
das VerhMnis anf gegenseitiger Liebe, anf gegcnseitigem Ver-
trauen basierend vorgestellt, wo die eine Haüd nicht weih, was
dre andere tut. Mer jetzt, nachdem ihm mrt dürren Worten
der Vorwuff in's Gelsicht geschleudert -worden -war, aus gemei-
ner kaltblütiger Spekülation um die reiche Erbin gefreit zu
haben, da war kein Bertiffchen, keine Selbsttäuschung mehr mög-

lich, iind in seiner ganzen Hählicht'eir grtnste ihm das Schmach-
volle seiner Stell'ung eiirgegen. Was nützre es, dah Gisela
- damals ihr rasches Wort offenbar bereur uiid durch verdop-
pelte Zärklichkeit wieder gut zu macheu versuchr hatre? Wie
! er seine Frau kannte, ivar das Wort, ivenn anch im Zorne,
! ihren Lippen en-tschlüpft, doch iricht in der Erregung deS Augen-
blicks eiitstanden, sondern wac der umzffchmtnkte Ausdruck dff-
sen, was sie von ihm dachte. Es war rhre eigenrliche Herzens-
meinung, mit der sie nnr bis jetzt hinter dem Berge gehalten
harte I

Äls Panl sciner Fran eiiinral in vertraulicher srnndc sein
Jnneres effchlossen und ihr von jener Nnglücksnacht, in der er
! alles dem Spiel geopsert, und ihren Folgen seiner Lust er-
zählt — was hatte sie rhm darauf geantwortet? „Dann ver-
Danke ich es Ivühl jener Racht, datz ich jetzt Detnen Namen
trage!" — Und Hand aus's Herz, komite cr ihr so Unrecht ge-
ben? Warum aber hatte Gtsela ihn genommen? — Nun, öie
Antwort auf diese Frage hatte sie ihm sclbst gegeben. Sre
wollte einen Mann mit vornehmem Namen, von slottem, nnter-
nehmungslustigem Anftreten, mit dem sie vor ihren Be'kannten
und der We'lt zu glänzen gedachte. Hatte sie es nicht selbst ge-
sagt, dah üe gerne bereit sei, für gewisse „Kavalier-Faibles"
— »nd daniit konnle nur doS Spiek gemeint sein — eiu, cmch
beide Augen zuzudrücken? Dah er die Anlage dazn besessen-,
dari» lag sein ganzes Unglück, lag das Moment, das ihn zu
dicser Verbinduntz gebracht. Dah ihm aber jetzt das Fe'HIen
jener Schwächen, durch deren Niederkämpfen er den grötzten
Bewets seiner 'Selbstüoherffchüng segeben 'zu haben glaubte,
zum Vorwurs gemacht wurde, war mit das Härteste, ivas ihm
angetan werden konnte, und zeigte ihm mehr, als alles andere,
welch' unheilbarer Rih zwischen seinen uüd seincr Frau An-
schauuügcn klaffre.

Wenn er mm nm des lieben Friedens Willen den alten
Dämon wieder Ivach werden ließ und wirklich den flotten Durch-
gängcr spielte, der ihm wohl sonst nicht allzu schiver geworden
wäre? Was dmm? W'ürde Gifela dann zufrieden gestellt sein?
 
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