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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0471
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Samsraii, 7. Miiiz 1903. DritteS Biatt. 45 IaSman«. — ölL 56.

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Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 7. März.

vv Französische Borträge zu Gunsten des Vereius badischer
Lehrerinnen. Jn seinem 8. Vortrag behandelte Herr Jean
vZaques Olivier einen eigenartigen Schriftsteller, Marivaux,
der wohl in seinen Lusrspielen das Werk Dancourts fortgesetzt
Und das Rührstück La Chaussees ausgebaut, daneben aber auch
Werke geschaffen hat, die in der Darlegung der feiusten seeli-
schen Regungeu ganz sein eigen sind. Der Redner betonte
lluederholt, datz es autzcrordcntlich schwierig sei, Marivaux'
dichterische Tätigkeit zu kennzeichnen, da er sich in allen Zwei-
8en der Literatur versucht habe; allein für das Theater hat
Marivaux 30 Stücke verfatzt, von denen mehrere Meisterwerke
llnd. Marivaux ist 1688 in Paris geboren und 1760 daselbst
gestorben, von seiner Jugend und besonders seinem Bildungs-
gangr weitz mmi nur wcnig; seine Geringschätzung der Alten
wtzt darauf schlietzcn, datz seine Bildung nicht eben ties war.
s^chon früh war er schriftstcllerisch tätig; seine Erfolge gaben
'hm Zutritt zu den Häusern der Frau v. Tencin und der Frau
bon Lamotte, wo er die geistreichsten Männer und Fraueg.
der Zeit traf, deren aristokratische Gesinnung die seinige stärkte,
und von denen er alles bcobachten und über alles aburteilen
wrnte. Arm, empfindsam, leicht beweglich, zweifelsüchtig und
voll von Selbstliebe, empfand er schmerzlich jede Kritik; wie
leinx eigenen zergliederte er alle Regungen und Beweggründe
anderer und galt für einen geistreichen, aber nicht eben ange-
Mhmen Gesellschafter. Seine Stücke tragen das Geprüge seines
Btefens; die Handlung ist fast dürftig zu nennen, sie schwankt
Rvischeu dem Erwachen des inneren Anteils der handelnden
Personen für einander und dem Ia, das sie zu sagen zögern,
lhährend sie doch brennen, es auszufprechen, in einer Zickzack-
linie auf und ab; äutzere Hindernisse find kaum zu überwinden,
hur innere, llnsicherheit, Eitelkeit, Selbstliebe, der Wunsch, die
Mnere Freiheit zu bewahren, die zuletzt durch einfache, zärt-
fsche, tiefe Liebe überwunden werden. Aber diese einfache
Handlung ist mit duftigen Schleiern umhM, goldne Flitter
Und darüber gestreut; die Roheit, die den Grundton der glatten
äfitgenössischen Sitte bildete, verschwindet und es bleibt nur
die Wüte ders feinsten Gesittung, die Verklärung des Lebens:
Ueben die dcrÄen Komödien Lesages und Dancourts stellt
Marivaux Bilder, die Watteau u. Lancret gemalt haben könn-
>en. Der Redner las zum Bcleg sür seine Ausführunge.» mit
^otzer Kunst des Vortrags einige Auftritte aus Les fausses
^onfidences vor, deren Stoff etwa der des Roman d'un jenne
Homme pauvre von C. Feuillet ist; er wies dabei besonders auf
o>e Rolle der Diener bei Marivaux hin, die mit den Mascarille
Mid Scapin Molieres nichts gemein haben. Auch von Le Feu

l'amour et du hasard gab der Redner einige der anmutig-
llen Auftritte, zarte Bilder, denen man nur Alfred de Mussets
BUoverbes vergleichen kann. Zwischen Marivaux und Musset
wht als Bindeglied Florian, von dem der neunte Vortrag han-

wird.

. 4- Schöffengerichtssitzung vom Donnerstag, den 5. März.
«eiedrich Ludwig Voise von Kirchheim erhielt wegen Vergehens
3egen H 223a einen Vertveis. Georg Schell in Haft wcgen Ber-
^hens gegen M 242, 246 4 Wochen Gefängnis. Philippine

Schühn von Rohrbach wegen Verg. gegen 88 223a, 241 4
Wochen Gef. Friedrich Wölfel in Heidelberg wcgen Bergehens
gegen § 172 2 Monate Gef., die mitangeklagte Emma Maria
Ende 1 Monat Gef. Adam Hedrich in Haft wegen Vergehens
gegen § 246 2 Wochen Gef. Die Verhaii-dlung gegen Max Wolf
in Haft wegen Bergehens gegen 88 242, 74 wurde vcrtagt.
Michael Georg Weigcl in Haft erhielt wegcn Vergehcns gegen
8 242 2 Mvnate 14 Tage Gef. Friedrich Augnst Schwarz in
Haft wegen Vcrg. gegen 8 246 3 Wochen Gef. Lndwig Bern-
hard, Christoph Kübler II von St. Jlgen uud Jos. Sterzen-
bach sind angeklagt wegen Vergehens gegen 88 223», 241. Es
erhielten L. Bernhard 1 Woche Gef., Christ. Küblcr II 8 Tage
Gef., I. Sterzenbach wnrde llon der Anklage freigesprochen.
Jak. Lauer in Haft erhielt wegen Vcrgehcns gegen § 263 1
Woche Gef.

8L. Karlsruhe, 4. Mirz. (D e r „K o n s u m b c r e i n
sür Karlsruhe nnd Umgegend") ist vor wenigen
Fahren von Sozialdemokraten gegründet wurden, nachdem es
diesen nicht geliuigen ivar, im alten Lebensbe'dürsnisvercin di>-
Macht an sich zn reihe». Nun hört man, datz die Genossen im
neuen Verein sich bereits gründlich in den Haaren liegen. Ver-
schiedene Mitglieder, darunter auch der frühere sozialdemokra-
tische Landtagsabgeordnete Augnft Schaier („Vater Schaier"
genannt, ein, nebenbei bemerkt, auch in bnrgcrlichen Kreiseu
wegen seiner Biederkeit trotz seiner sozialdemokratischen Phan-
taserien geachteter Mann) wnrdkn aus dem Verein ansgeschlos-
sen, weil sie sich eine freimütige Kritik der bisherigen, nach
ihrer Ansicht keineswegs einwmidsfreien Geschäftsführung in
eiuer Generalversammluug erlauüt hatteu. Beim Landgecicht
Karlsruhe schweben nun Prozesse unter den Genossen,
in welchem die Giltigeit des Generalversammlungsbeschlusses
angefochten ist n. a. mit der Behauptung, datz die Generalver-
sammlung durch die leitenden Herren Genossen überrumpelt
worden sei.

Karlsruhe, 4. Mürz. (Von der Pforzheimer
G o l d w a r e n i n d u st r i e.) Die oft gehörte Behauptung,
datz dem wirtschaftlicheu Aufschwung keine eutsprecheitde Er-
höhung der Arbeitslöhne gefölgt sei, scheint für die
Pforzheimer Goldschmiede nicht zuzutreffen. Nach
einer Lohnstatistik, die auf Veränlassung der Sektion III der
Süddeutschen Edel- uud llnedelmetall-Berufsgeiiossenschast auf-
gestellt wilrde, hat sich nicht nur die Zahl der in der Pforz-
heimer Goldwarenfabrikation angestellten Arbeiter seit 1896
von 15 152 bis 1900 auf 18 531 vermehrt, sondern es sind
auch die Durchschnittslöhne erheblich hincrufgegangen, beispiels-
weise bei den Bijoutiers, Kettenmachern und Pressern von 3.24
Mark auf 3.96 Mk. — 20,4 Proz., bei den Fassern von 4.15
auf 4.66 Mk. 12,3 Proz., bei den Graveuren von 4,09
auf 5.07 Mk. — 23,9 Proz., bei den Hilssarbeitern- von 2.67
auf 2.78 Mk. ^ 4,1 Proz., bei den Polisseusen von 1.95 auf
2.30 Mk. ^ 16,2 Proz., bei den Lehrlingen von 0.93 auf
1.08 Mk. — 16,1 Proz., bei den Lehrmädchen von 0.77 anf
0.95 Mi. — 23,4 Proz., alles in vier Fahrenl Bon der Be-
dentung der Pforzheimer Fndnstrie bekommt man einen Begriff
dnrch die Ziffern, datz im Jahr 1896 ein Arüeitslohn von

13.7 Mllionen ansbezahlt wurde, dvr im Jahr 1900 anf

19.7 Millionen stieg. Gewitz wird, günstige Verhältnisse der

Jndnstrie vorausgesetzt, der Tlnteil der Arbeit noch weiter zu-
nehmen, was nur zn wünfchen ist. Die eingetretene Besserung
kann nur gering schätzen, wor sich einbildet, solche EntwickluN-
gen durch irgend ein Geheimmittel oder ein Dekret plötzlich be-
wirken zn könncn.

Aus Baden. Die F. F. Standesherrschaft kaufte, lt. „Kft.
Ztg.", das eine eigene Gemarkung bildende und etwa 200
Morgen (72 Hektar) grohe Hofgut Unterhaslach (Gemeinde
Wmtersulgen) von den langjährigen Besttzern, Geschwister
Hory, um den sehr mntzigen Preis von 75 000 Mk. (ohne Jn-
ventar) zur teilweisen Aufforstung. Bereits ist üüer die Hälfte
des Gutes mit Wald angepflanzt. Me Felder wnrden s. Zt.
von Herrn Hor« sen. mit grotzer Mühe und Kösten terassenför-
mig angelegt und von ihm nnd seincn Söhnen mit ansgedehn-
ten Obstanlagen von 3000 Bänmen bepflanzt.

Vkrantwortlicb für den redaktionellen Teil F. Montua, ,ur «cn

Juseraienteil Tl>. Berkenbusch, beide rn Heidelberg.

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Aktien-kapital Nk. 4b,öllÜFW, Kererveu M. lll,llllll,llllÜ.


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