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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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40. JtchMUg


üutMg, il. Will


>rfch«int tötzlich, Smmt««» aus-en»»men. PreiS mit Famllienblätiern monatttch 60 Pfg. in'S HauS gebracht, bei b«r Sxpeditton und den Zweigaustalten abgeholt 40 Pfg. Durch

di« Post bezogen vrerteljährlich 1.86 Mk. «Mschliehlich Zustollgebühr.

Wt>1»ißenprei»:20 Psß. fidr di« Ispattige Petitzeile oder deren Namn. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für di« Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Berautwortlichkeit Wberiwmmen. — Anschlagder Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den ltädt. AnsLlagstell'-n «?2.

Sozialismus undMamilien.

^ <;rn Aprilheft der „Sozialistischen Monatshefte" wen-
sich Eduard Bernstein gegen die irn komnmnisti-
Manifest von Karl Marx aufgestellte Behauptung,
das Ergebnis der modernen Entwicklung die Auf -
.°1ung der heutigen Familienform sein
?drde Das sei eine von der Erfahrung dnrchaus nicht
mtätigte Verallgemeinerung einer Teilwahrheit. Bern^
rin begründet das also:

> Tatsächlich hat vielmehr die moderne Entwicklung die
-^rkommene Familienform in der ArbeiteiElasse nicht
Btener, sondern häufiger gemacht, die Familienbildung
^ der Arbeiterklasse verallgemeinert. Es kommen heute
Mitglieder der Arbeiterklasse dazu, einen eigenen
usstand zu errichten, als in der vorkapitalistischen
, Poche per letzteren blieb der gewerbliche Arbeiter
ledig, bis er es zur Selbständigkeit im Gewerbe ge-
^cht hatte, und der Bauernknecht bleibt selbst heute noch
^dlfach soin Leben lang unverheiratet. Der gewerbliche
^bester unserer Tage aber, der als Produzent nur aus-
/^hnrsweise noch mit der Möglichkeit einer Selbständig-
^uchung rechnet, ist dagegen als Konsument durchaus
^^lbstwirtschafter geworden und heiratet daher in relativ
^ößerer Zahl und früher als der einsttge Handwerks-
^Ugehörige. Das ist eins sehr wichtige Tatsache, die der
^Uzen modenren Arbeiterbewegung ihren eigenen Cha-
^Eter aufprägt und auf viele Beziehnngen unseres so-
^len Lebens rückwirkend sich geltend macht. Die ge-
^rbliche Kinderarbeit ist durch das Gesetz teils ganz ver-
Ften, teils sehr eingeschränkt worden. Die Soziakdemo-
?utie geht in dieser Hinsicht in Besürwortung von Ver-
, len weit über das hinaus, was Marx für angemessen
möglich hielt, und wirkt damit, vom Standpunkt des
^dsecprenten Marxismus aus, reaktionäm sie hilft, die
le Familienform zu konservieren. Ferner liegen An-
^chen vor, als ob in dem Maße, als sich die wirtschaftliche
^ge der niännlichen Arbeiter vsrbessert, auch die gewerb-
^?)e Arbeit der Frauen in der Arbeiterklasse wieder zu-
?ckgeht. So viel darf als sicher angenommen werden,
eine Auflösung oder radikale Aenderung der jetzigen
^Milienform sich noch gar nicht absehen lößt. Wohl gibt
Faktoren, die auf eine Lockerung, wenn nicht Auf-
pxr bisherigen Familienform hinwirken, sie Nia-
aber erstens ihren Einfluß stärker in gewissen Krei-
der Lesitzenden Klassen geltend, als in der Arbeiter-
chse, und zweitens stehen ihnen andere Faktoren entge-
die gerade auf Befestigung des Familienlebens hin«
püken. Es sei hier unter anderem nur an den Kamps
Besserung der Volkswohnnngen erinnert. Mkan soll
darüber nicht täuschen, daß all diese Dinge ihre eige-
sozialpolitischen Rückwirknngen haben und das Bild,
Man sich ehedem vom Laufe der Entwicklnng gemacht
^l' Ivesentlich verändern.

v So kommt Bernstein zu dem Schlusse: „Das Ehe- und
^üiilienleben der Arbeiterklafse verbürgerlicht sich zn-
'ehends."

Aus Stadt und Land.

g. ;/!) Eberbach, 8. April. (Ein schwerer Unfall) ist

dem 20 Jahre alten verheirateten Brauerburschen
Krämer zugestoßen. Als er im Sudhause der Brau-
fj^i Knauber Malz gekocht hatte und das im Maifchbottich be-

h, Viche Rührwerk mittelst eines Schlauches abschwenken

beugte er sich, auf einem Trittbrett stehend, offenbar
.dem Oberkörper zu weit über deu Bottich, so daß er das
rm'chgewicht verlor und kopfüber iu den kochenden Sud hin-
tz,bel. Es gelang dem kräftigen Manne, der sich allein inr
h Mause befand, sich aus dem Kessel herauszuarbciten. Er
L.'l.E aber am ganzen Körper, namentlich an den Armen und
lyMen, so schwere Brandwnnden erlitten, daß an seincm Auf-
"inien gezweifelt wird.

^ /d. Schwebingen, 8. April. (G a r t e n b a u v e r e i n.)
hm. letzten Sonntag nachmittags hielt im „Erbprinzen" der
^wöe Gartenbauverein eine Versammlung ab, die recht gut
löcht war. Der t. Vorstand Geilsdörfer hielt einen
über: „Säen und Pflanzen", wobei folgende
ji^Ptpuntte näher behandelt wurdeni 1. gründliche Lockerung
M Bodens; 2. Berücksichtigung der bei den verschiedenen
E^Nzen zum Keimen der Samen nötigen Wärmegrade; 3.

des Säens; 4. Art des Säens, ob breitwürfige oder
le it snnt; S. Aussetzen junger Pflanzen. Hofgärtner U n-
teu ^ wachte die Mitteilung, daß bei einem von ihm angestell-
^rt ^ersuche mit Gelberüben die Reihensaat einen größcren
HgsBg geliefert habe, als die breitwürfige. Nach dem von dem
q„Ber vorgetragenen Rechenschaftsbericht hat der Verein
los, über Barmittel zu verfügen. Schließlich fand eine Ver-
i>st"Ug schöner Topfpflanzcn statt. — Hente Vormittag fand
dx^chfentliche Jahresprüfnng der Gewerbeschule mit Preis-
teu llung und Belobungen statt. Nach dem erstmals gedruck-
Tahresbericht war die in drei Klassen eingeteilte Schule
^8 Schülern besucht. Dcr im letzten Winterhalbjahr in
Esschule eingesührte Kochkurs hatte ebenfalls eine zahl-
Beteiligung zu verzeichnen.

f ^ ^ Karlsruhe, 8. April. (Die hiesige Patronen-
°iik), die Hauptlieferantin für die Türkei, hat eine

außerordentlich große Bestellung von der Türkei erhalten unter
Uebermittelung beträchtlicher Vorschüsse für die Lieferung.
Die Bestellung soll mit den Wirren in Mazedonicn in Zusam-
menhang stehen.

— Karlsruhe, 8. April. (Warnung vor dem juri-
stischen Studium.) Zur diesjährigen juristischen
Staatsprüfung waren am 2. März in der Karlsruher Fest-
halle 94 Kandidatcn versammelt. Alle wußten zwar, dah für
gut qualifizierte Referendäre wohl die Möglichkeit einer spä-
teren Staatsanstellung bestehe, daß dieselben aber darauf kei-
nerlei Anspruch haben. Als jedoch im Hinblick auf Ne bereits
vorhandenen 560 Rechtspraktikanten u. Referendäre auch noch
das unbegründete Gerücht sich verbreitete, daß aus der letzt-
jährigen 2. juristischen Prüfung das schwächste Dutzend Refe-
rendäre einen Revers unterschreiben mußte, auf jede künftige
richterliche oder Notarsanstellung verzichten zu wollen, da be-
mächtigte sich der zu Prüfenden ein solch deprimierendes
Wurstigkeitsgefühl, datz alsbald 19 mit mehr oder weniger Hu-
mor zur Desertion sich entschlossen. Von der noch übrigen
Schaar von Kandidaten fehlten als zu leicht befunden im publi-
zierten Verzeichnis die Uamen von 18 Geprüsten. Somit sind
57 zu Rechtspraktikanten ernannt. Unter solchen Umständen
wird wohl, was badische Studierende betrifft, in den nächsten
Jahren das Auditorium der Professoren der juristischen Fa-
kultät redüziert werden müffen. Da auch bis jetzt die Zahl
der badischen Rechtsanwälte auf 242 angewachsen ist, so wurde
seit Jahren wiederholt auch in der Preffe bor der Wahl des
Rechtsstudiums mit Recht gewarnt, jedoch, wie es scheint, ber-
geblich. Diese Warnung muß nun auf's dringendste wieder-
holt werden.

!! Löffingen, 8. April. (Ein grausiger Fund) hat
die hiesige Bevölkerung in große Erregung gebracht. Vorgestern
wurde die Pfarrkirche einer gründlichen Reinigung unterzo-
gen; dabei zog man aus einem Winkel ein Tuchbündel dor.
Beim Oeffnen fand sich darin die kohlschwarze Leiche einss
neugeborenen Kindes, dem die Beine gebrochen waren. Nach
dem Gutachten des Arztes hat das Kind schon Monate dort ge-
legen.

si- Säckingen, 8. April. (Zur Mordtat in Rippo-
lingen.) Während der alte B. Brenner von Rippolingen
in seiner Untersuchungshaft zu Waldshnt immer noch den
Stummen spielt, fängt dessen Sohn Fridolin an zu reden, wie
es scheint, fast mehr, als man branchen kann, um helles Licht in
die dunkle Sache zn bringcn. Zuerst gab er an, Hand und Fuß
der ermordeten Schwester Agatha im Walde vergraben zu ha-
ben, erklärte aber, an Ort und Stelle geführt, den Punkt nicht
mehr genau bezeichneN zu können. Die von der Staatsanwalt-
schaft ausgesetzte Belohnung von 50 Mk. fnr Auffindung der
noch fehlenden Gliedmaßen sind bis jetzt noch von niemand
verdient worden. Die neuesten Aussagen des jungen Brenner
lauten nun wieder ganz anders. Nachdem der Vater schon acht
Tage zuvor von einer gewaltsamen Beseitigung seiner Tochter
gesprochen, habe er ihm am Samstag, den 31. Mai v. I., mor-
gens früh das Opfer gehalten, während der Alte es erwürgte.
Nach Losschälnng des Fleisches von den abgesägten Füßen u.
Händen seien die Knochen verbrannt worden, desgleichen die
Kleider und das Reisetäschchen, das die Unglückliche angeblich
mit auf den Weg nach Todtmoos genommen hatte. Das
Schlößchen von der Reisetasche soll in den hinter dem Brenner-
schen Haus vorbeifließenden Bach geworfen worden sein. Die
gründliche Suche, die nach demselben vorgenommen wurde,
blieb erfolglos. So weiß man jetzt wieder nicht, was von die-
scn neuesten Angaben des Burschen zu halten ist.

Verband der unterbadischen Pferdezucht-
!genossenschaften.

2 Ans dem siebenten Jahresbericht 1902 ist zu ersehen, daß
die Genossenschaft am 1. Januar 1903 817 Mitglieder zählte.
und an eingetragenen Stuten 1153. Gegen das Vorjahr ist in
der Zahl der Mitglieder nnd auch der eingeschriebenen Stuten
eine kleine Vermehrung zu konstatieren. Die Besitzer staatlich
prämiierter Stuten sollten sich dem Verbcmde noch zahlreicher
anschließen. Für die St. des Verbandes standen 34 belg.
Hengste zur Verfügung, davon waren im Bezirk Heidelberg 4
eingestejlt; neu waren ini Ganzen 3 eingestellt. Aus Belgien
wurden im Berichtsjahre 14 Stutfohlen im Alter von bis
21L Jahren importiert, 3 Fohlen davon kamen in den Bezirk
Heidelberg. Der durchschnittliche Ankanfspreis betrug 832 Mk.,
für das billigste Fohlen wurden 790 Mk-, sür das teuerste
1130 Mk. bezahlt, einschließlich der Kosten für den Transport
von Belgien bis Heidelberg, der bei allen Fohlen ohne UnfaU
vonstatten ging. Auch der Gesundheitszustand der Fohlen war
fast ausnahmslos dauernd gut. Der Ankauf wurde besorgt
vom Herrn Zuchtinspektor Leyendecker hier, mit Unter-
stützung des Herrn Dr. Paravicini in Karlsruhe. Die
Besteller sind mit den übernommenen Fohlen zusrieden. Zu
bedaueru ist, daß im Berichtsjahr die Zahl der Bestellungen
auf belg. Fohlen eine so geringe war, umsomehr, als die Be-
steller solcher Fohlen die Anssicht haben anf Kaufpreisnach-
läffe biS zn 20 Prozent des Ankaufswertes. Der Verkauf von
Fohlen ging recht gut und hörte man anch von einzelnen recht
guten Preisen, welche gefordert nnd zumteil auch bezahlt wor-
den sind. Trotzdem wurde endlich der Versuch eines Verbcmds-
fohlenmarktes gemacht. Derselbe fand am 25. November in
Sinsheim a. E. statt und erfrente sich allseitiger Unterstützung;
so spendete das Großh. Ministerium des Jnnern einen Beitrag
von 300 Mk., die Großh. Generaldirektion der Bad. Staats-
eiscnbahnen übernahm die frachtfreie Rückbeförderung der nn-
verkanft gebliebenen zum Markt gebrachten Fohlen, 11 landw.
Bezirksvereine und die Stadt Smsheim spendeten ebenfalls
Beiträge zu den Unkosten in Höhe von insgesamt 510 Mk.
Der Auftrieb zuni Markt betrug 136 Fohlen und Pferde und
zwar 128 Stück von Mitgliedern des Verbandes, 8 Stück von
Nichtmitgliedern. Der Zutrieb aus, dem Bezirk Heidelberg
betrug 14, ans dem Bezirk Sinsheim 51 Stück. Verkauft wur-
den 30 Fohlen und Pferde. Für unverkauft gebliebene Foh-
len und Pferde wurde von 33 Besitzern mit 39 Tieren um
Zuweisung von Weggeldern nachgesucht und konnten alle Ge-
suche befriedigt werden. Die Summe der je nach der Entfer-

nnng vom Marktort bemessenen Weggelder beträgt 263 Mk.
Die Verbandsfohlenweide Eichhof war im Berichtsjahr von
51 Fohlen besetzt und zwar von 43 Jährlingen und 8 Zwei-
jährigen, davon waren 14 Stück aus dem Bezirk Heidelberg.
Trotz einzelner Erkrankungen war die Entwicklung. der Fohleni
bis zum Schluß der Weide im allgemeinen eine gute zu nen-,
nen, und waren auch die Besitzer der Fohlen mit dem Ergeb-,
niffe des Weideganges zufrieden. Die Fohlen wurde'n beim
Zutrieb und Abtrieb gemessen und gewogen; letzteres wurde
znm erftenmale ermöglicht durch das freundliche Entgegenkom-
men des 2. Verbcmdsvorsitzenden, Herrn Baron v. Göler ans
Schatthausen, der dem Verbcmde eine Wage kostenfrei über-
ließ. Danach ergab sich bei Jährlingen durchschnittlich eiri
Wachstum von 8 Ctm., bei Zweijährigen von 7 Ctm. nnd eine
Gewichtszunahme entsprechend von 67,3 Kg. und 67,1 Kg. im
Durchschnitt. Der Weidetrieb vom 17. Mai bis 17. Septemb.
umfaßte 123 Weidetage. Bei der staatlichen Pferdeprämiie--
rung wnrden in 17 Prämiierungstagen von 1222 angem.
Pferden 1055 vorgeführt, wovon 608 vorführnngspflichtig
waren. Zur Verteilung kamen 14 Preise je 100 Mk„ 58 j«
50 Mk„ 86 je 25 Mk. nnd Freideckscheine und 72 je 25 Mk.
und 599 Freideckscheine. Ferner wurden 67 Kaufpreis-
nachlässe bewilligt. Der Gesamtwert der im Verbcmds--,
gebiet für die Pferdeprämüerungen 1902 aufgewendeten Mit-
tel beträgt 19 860 Mk. Die Verbandszeitschrist ist der „Bad.
Tierzüchter" in Meßkirch. Drn Mitgliedern dcs Verbandes
ist unter der Rubrik „Angebot und Nachfrage" dieser Zeitschrift
eine kostenfreie Gelegcnheit zum Jnserieren gcboten. Vom
Zuchtinspektor Lehendecker wurde im Mai in Bruchsal
ein Vortrag über Pferdezucht und im November in Botshein»
über Hufbeschlag und Hufvflege gehalten. Ferner hat Herü
Großh. Bezirksiierarzt Vaeth hier in Kirchheim und Meckes^
heim Vorträge über Pferdezucht gehalten. Bei der vielfach be-
obachteten schlechten Hufpflege und dem unzweckmätzigen Be-i
schlag sollten gerade hierüber mehr Vorträge gehalten werden»
Der wichtigste Teil der Tätigkeit des Verbandes 1902 war dir
Beschickung der Mannheimer Ausstellung der D. L. G. im
Jrmi. Did Vorbereitungen zur Ausstellung, vor allem dje
Auswahl geeigneter Tiere, begann schon Mitte Februar, doch
wurden die ausgewählten Tiere diesmal nicht zur gemeinsa-,
men Fütterung vor der Ausstellung zusammengestellt, viel-
mehr den Besitzern belassen, welche sie selbst in vorgeschriebene«
Weise füttern und "ttegen und von Zeit zu Zeit dem Zncht-,
inspektor zur Kontrolle vorsühren mußten. Dies Verfahrei»
hat sich im Allgemeinen bewährt und wird wohl für die Zu-
kunft beibehalten werden. Endgiltig nach Mannheim ange-
meldet und ausgestellt wurden vom Verband 50 Pferde und
Fohlen. Bei der Preisverteilnng entfielen auf die Verbands-
tiere folgende Preise: 4 Sieger- und Ehrenpreise, 6 erste
Preise (davon 1 für Sammlung und 2 für Familien), 3
zweite Preise, 3 dritte Preise, 1 bierter Preis und zwei An -
erkennungen. Der gesamte Geldwert ausschließlich dreier
Ehrenpreise betrug 3150 Mark. Der Verbcmd hatte mit der
Rhein. Pferdezucht eine schwere Konkurrenz zu bestehen und
es haben anch die in Mannheim gemachten Crfahrungen dar-
getan, daß auch in Zukunft dte Einfuhr besten belgischen Zucht-
materials, sowohl männlichen wie weiblichen, dringend not-
wendig ift. Jm vergangenen Jahre erschien in Meßkirch im
Verlage des „Bad. Tierzüchter" das Werk des früheren Ver-
bandssekretärs Herrn Großh. Bezirkstierarztes Vaeth von
Heidelberg über Pferdezucht. Jnfolge der Freigiebigkeit des
Verbandsprästdenten Sr. Durchlaucht des Prinzen A. z u
Löwenstein, konnten von diesem schönen und lehrreichen,
Buche bis jetzt 207 Exemplare an Mitglieder zu außerordent-
lich niedrigem Vorzugspreis abgegeben werden. Die Verbands-
leitung kann mit Befriedigung auf das abgelaufcne Jahr zu-
rückblicken. Sie wird weiter arbeiten, um die Auf- und Nach-
zucht eines kräftigen, gut gebauten heimischen ArbeitspferdeS
unabhängig zu machen vom auswärtigen und ausländischen
Markte.

Kleine ZeitunK.

— Die Zahl der Schwerhörigen ist weit größer als
man vermuten sollte. Dr. E. Felix priifte die Hörschärfe
an mehr als 1000 Personen, die wegen Leiden aller Arr
zur innern oder chirnrgischen Behandlung in das- Spi-
tal von Bukarest kamen. Alle versicherten von vornherein,
daß ihr Gehör nichts zu wünschen übrig lasse; bei näherer
tlntersuchung ergab sich, dah- von den 1060 Personen
beiderlei Geschlechts 290, also über ein Viertel, schwerhörig
waren: statt auf 4 Meter, hörten sie das Ticken einer Uhs
nur auf 50, 20 oder 10 Zentimeter Entfernung. Selbst-
verständlich findet sich diese große Zahl unbewnßte»
Schwerhöriger nicht allein in Rnmänien. Jn Rußland
nutersuchte Dr. Jsatschky 800 sonst gesunde Bauern und
fand, daß 11 Prozent schlecht davon hörten. Professov
v. Tröltsch ist der Ansicht, daß von drei Menschen zwi-
schen dem 20. und 50. Lebensjahre einer, ohne es zu ahnen,
der Schwerhörigkeit entgegengehe. Noch größer ist diess
in einzelnen Berusen, z. B. bei den Eisenbahnbeamten.
Von 38 Lokomotivsührern, und- 44 Heizern, die ärztlich
untersncht wurden, besaßen nur drei ein völlig gesundes
O-Hr. Und doch war auch keiner dieser Beamten sich eines
Gehörmangels bewntzt. Bei Kindern sind die Verhält-
nisse nicht besser. Nach den übereinstimmenden Feststel-
lungen zahlreicher Aerzte sind an 10 Prozent sämtliche»
Schüler schwexhörig, und zwar mit der Folge, daß sis
weniger gut lernen und träge werden. Die statisttscher»
Zusammenstellungen von Richter und Felix beweisen^daß
die Zahl der Schwerhörigen unter den schlechten Schü-
lern doppelt so groß ist als unter den tüchttgen. Hals-
und Mandelentzündungen, chronischer Schnupfen, Nasen-
 
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