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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0892
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Rücksahrt besonders — gestattet. Auf Kilometerhefteinträge
und Lokalzugsfahrkarten erstreckt sich die Vergünstigung nicht.

L.L. Karlsruhe, 8. Mai. (Der Verein atad. ge-
bildeter Lehrer Badens) hält seine 18. Jahresver-
sammlung am 6. Juni in Offenburg ab. Nach vorläufiger
Beratung des Vorstandes werden folgende Gegenstände auf
der Tagesordnung stehen: 1. Jahresbericht des Vorsitzenden
(u. a. die Frage des Oberlehrertages), 2. Rechenschaftsbericht
des Vereinsrechners und Bericht über Stand der „Schul-
blätter", 8. Anregungen aus der Mitte der Versammlung,
4. Neuwahl des Vorstandes, S. Vorträge und Aussprache
über: a. Schule und Leben; Berichterstatter Direltor E.
Keller-Freiburg. b. Der Lehrer in der neueren Literatur und
die Stellung der akad. geb. Lehrer in Deutschland: Bericht-
erstatter Profeffor Dr. E. v. Sallwürk-Karlsruhe und Prof.
Hans Cramer-Mannheim.

Freiburg, 2. Mai. (Von der Unibersität.) Am

1. Mai wurde die im neuen Universitätsgebäude errichtete
akademische Lesehalle eröffnet. Für die Studierenden ist die
Benutzung frei, von den übrigen Mitgliedern sind Eintritts-
karten zu entrichten. Mit Beginn des Sommersemesters wurde
das chemalige alte Bibliotheksgebäude, in welchem eine An-
zahl Hörsäle und Seminarien eingerichtet wurden, zu Unter-
richtszwecken in Benutzung genommen. Dieses Gebäude ist
bestimmt, dem Raummangsl bis zur Fertigstellung des projek-
tierten Universitäts-Neubaus, dessen Kostenaufwand auf zwei
Millionen angenommen ist, abzuhelfen.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten«

^ Männer-Quartett Hanbschuhsheini. Das im vorigen
Jahre gegründete Männerquartett Handschuhsheim trat ge-
stern mit einer Abendunterhaltung im Gasthaus zur Traube
zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit und hat sich dabei
recht gut eingeführt. Die Lieder, welche unter Leitung des
Herrn Schmitt vorgetragen wurden, sanden lebhaften Bei-
fall bei den Zuhörern; auch die humoristischen Stücke wurden
durchweg flott gegeben. Erst nach Mitternacht erreichte die
Unterhaltung ihr Ende. Mit Befriedigung dürften die Zu-
hörer den Saal verlaffen haben.

6. Offizier - Hürdenrennen. Ehrenpreis für
den siegenden Reiter und 2000 Mark. Distanz ungefähr
3200 Meter. 7 Pferde liefen. 1. Leutn. Freih. v. Nei-
mann's (Leib-Garde-Husaren-Regiment) F.-H. „Antos".

7. Werderrennen, Offizier - Jagdrennen.
Ehrenpreis, gegeben von Herrn Generalkonsul Reitz für den
siegenden Reiter und 1400 Mark. Distanz ungefähr 3000 Me-
ter. 5 Pferde liefen. 1 Leutn. Gonnerrnann's (5. Chev.-
Regt.) F.-W. „Westmoreland".

(2. Tag, Sonntag, den 3. Mai.)

Mannheim, 3. Mai. Die heutigen Rennen hatten bei
prachtvollstem Wetter sehr zahlreichen Besuch.

1. Galoppreiten. Ehrenpreis, gegeben vom Land-
wirtschaftlichen Bezirksverein Mannheim für den siegenden
Reiter und S20 Mark. Distanz ungefähr 1200 Meter. Es
liefen 8 Pferde. 1. Herrn Philipp Langfingers „Zank-
apfel".

2. Wasserturm - Jagdrennen. Preis 1200
Mark. Es liefen 6 Pferde. 1. Rittm. Dulons „Pakington".

3. Frühlings - Hürdenrennen. Preis 1200
Mark. Es liefen 5 Pferde. 1. Rittm. Dulon's „Tickford
Abbot".

4. Lindenhof - Flachrennen. Preis 1800 Mk.
Es liefen 6 Pferde. 1. Graf Treubergs „Tartny".

5. Preis der Stadt Mannheim. Jagdren-
nen. Ehrenpreis Ler Stadt Mannheim für den siegenden
Reiter und 4000 Mark. Es liefen S Pferde. 1. Herrn Bi-
schoff's „Eddie".

S. Weinheimer Jagdrennen. Ehrenpreis für
den siegenden Reiter nnd 1400 Mark. Es liefen 4 Pferde.
1. Herrn Hans Lücke's „John Locke".

7. Preis vom Odenwald. Offizier - Jagd-
rennen. -Ehrenpreis für den siegenden Reiter und 2200
Mark. Es liefen 5 Pferde. 1. Adolf Friedrich Herzog gu
Mecklenburg's „Aza".

Jm letzten Rennen stürzte Leutnant von Bachmeyer
von den Gardehusaren und erlitt einen Bruch des linken
Schlüsselbeines.

— St. Johann, 2. Mai. Das Caf6 Continen-
taI wird am Montag wieder eröffnet. Der Staatsanwaltz
zog die Berufung gegen die schöffengerichtliche Frei-
sprechung des Caföfiers Bruch z u r ü ck. Damit
bleibt nun also gerichtlich erkannt, datz die Herabsetzung
der Polizeistunde auf^ 1 Ilhr gegenüber Bruch, der s. Zt.
die Konzession bis 2 Uhr morgens erhalten hatte, zu Un-
recht erfolgt ist, und die Polizeistrafen demgemätz nicht
zu Recht verhängt waren. Der Streit hierüber hat be-
kanutlich zu den bedauerlichen tumultuarischen Auftritterr
geführt.

— Clebeland (Ohio), 2. Mai. Die KohlscheTor-
pedofabrik wurde heute durch eine Explofion zer-
stört. 28 bis 80 umliegende Häuser wurden ebenfalls
zerstört oder stark beschädigt. Jm Umkreis von einer hal-
ben Meile sprangen die Fenster. Als die Explosion er-
folgte, arbeiteten 30 Personen, meistens Mädchen, in der
Fabrik. Es sollen wenigstens 12Personen umge»
kommen und gegen 80 verletzt sein.

Litterarisches.

—* Dornröschen - Postkarten. „Dornröschen" ist z
der Titel der neuesten Oper von E. Humperdinck, i
Berlin. Mit gütiger Erlaubnis des Herrn Kom-
ponisten hat der rührige Postkartenverlag Karl
Sehd, Boppard a. Rh-, eine reizende Serie von 10 Künst-
lerkarten in den Handel gebracht, welche sich würdig an die
früher erschienenen Serien Hänsel und Gretel und Königs-
kinder von demselben Komponisten anreihen. Die Karten sind
in zwei hochfeinen Ausführungen erschienen und zwar in
Lichtdruck als auch prächtig handkoloriert. Zweifellos hat die !
Verlagsftrma, welche schon 1888 auf zwei Ausstellungen, in
Ostende mit der goldenen, sowie in Nürnberg mit der silber-
nen Medaille und einem Ehrendiplom preisgekrönt wurde. !
einen guten Griff getan.

Eingesandt.

Heidelberg, 4. Mai.

Wie männiglich bekannt, wurden seinerzeit die Häuser
Untere Neckarstratze Nr. 11—13 zu dem Zweck erworben, um
an ihrer Stelle die Stadthalle zu errichten. Diese hat nun
einen schöneren Platz gefunden. Bei Gelegenheit der Bera-
tung des diesjährigen Voranschlags durch die Stadtverord-
netenversammlung wurde von dem Abbruch obiger Gebäude
gesprochen. Wir sehen nicht ein, warum man diese Häuser,
die einen Wert von ca. 120 000 Mark repräsentieren, nieder-
legen will; da nun in jener Versammlung von matzgebender
Seite betont wurde, datz wir uns jetzt der grötzten Sparsam-
keit befleihigen mühten, um mit der leidigen Umlage nicht
zU hoch zu kommen, so möchten wir den Sparsamkeitsbestre-
bungen des Stadtrats entgegenkommen und erlauben uns
bezüglich der oben genannten Häuser folgenden Vorschlag zu
machen: die vorderen Häuser werden einer gründlichen Repa-
ratur unterzogen, die hählichen Hinterhäuser werden abge-
brochen und an ihrer Stelle Häuser mit hübscher Fassade und
mit der Hauptfront gegen den Neckar errichtet. Da die Tiefe
des Baugeländes von den Vorderhäusern bis zur äuhersten
Grenze der Hinterhäuser ca. 13 Meter beträgt, so würde die
Zimmertiefe der zu erbauenden Häuser nach Abzug des Rau-
mes für den Hof derjenigen der meisten modernen mittleren
Wohnungen entsprechen. Bei dem Mangel an kleinen Woh-
nungen in hiesiger Stadt sollte man maßgebenden Orts nicht
für Verminderung, sondern für stetige Vermehrung solcher
Wohnungen besorgt sein. Ein alter Abontt'ent.

Sport.

4- Mannheimer Pferderennen (1. Tag, Samstag, den 2.
Mai.) Mannheim, 2. Mai. Der Besuch war trotz des ungün-
stigen Wetters sehr gut. Als eine erfreuliche Tatsache ist mit-
zuteilen, datz der Badische Rennberein in diesem Jahre wieder
eine sehr starke Mitgliederzunahme aufweisen kann. Die
Mitgliederzahl beträgt jetzt 1014.

1. Galoppreiten. Ehrenpreis, gegeben vom Land-
wirtschaftlichen Bezirksverein Mannheim für den siegeniden
Reiter und 380 Mark. Distanz ungefähr 1000 Meter. 6
Pferde liefen. 1. Herr Eduard Volz, Seckenheim.

2. Eröffnungsflachrennen. Ehrenpreis für den
siegenden Reiter und 2000 Mark. Herrenreiten, Distanz un-
gefähr 1800 Meter. 7 Pferde liefen. 1. Herrn Fr. Rath's
hbr. Stute „Mortara".

3. Neckar - Hürdenrennen. Ehrenpreis für den
siegenden Reiter und 1400 Mark. Herren-Reiten. Distanz
ungefähr 2400 Meter. 8 Pferde liefen. 1. Herrn Fr. Roth'S
F.-H. „Lovelace".

4. Weimar - Jagdrennen. Ehrenpreis, gegeben
von Sr. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar,
Herzog zu Sachsen, für den siegenden Reiter und 2200 Mark.
Distanz ungefähr 3800 Meter. 6 Pferde liefen. 1. Herrn E.
Bischoff's F.-W. „Eddie".

5. Preis vom Rhein - Jagdrennen - Handi-
c a p s. Ehrenprcis, gegeben von Sr. Durchlaucht dem Für-
sten Egon zu Fürstenberg für den siegenden Reiter und 3000
Mark. Distanz ungefähr 4400 Meter. 6 Pferde liefen. 1.
Hrn. Fr. Roth's schwbr. H. „Franczia".

Das

..WüelbeiM ssenulenblstl"

kostet für den Lommer sstOZ nur Mk. 2.—.

Bestellungen werden täglich entgegengenommen vom
Berlage, Untere Neckarstraße 2s, sowie vom
P>ostamte und den Trägern.

, Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Mit einer Antrittsvorlesung
„Ueber die Bedeutung und den Charakter des Propheten
Elias" hat sich der Repetent am katholisch-theologischen Kon-
vikt (Kollegium Albertinum) Dr. theol. Heinr. Herkenne als
Pribatdozent für alttestamentliche Exgese in der katholisch-
theologischen Fakultät zu Bonn eingeführt. — Der autzer-
ordentliche Profeffor für semitische Philologie und Archäologie
an der Universität Breslau, Dr. phil. Carl Brockelmann,
ist an Stelle des in den Ruhestand tretenden ordentlichen
Profeffors Dr. Gustav Jahn berufen worden. Er hat 1880
zu Strahburg promoviert. — Wie der „Nat.-Ztg." aus
Breslau mitgeteilt wird, ist der auherordentliche Profeffor
in der juristischen Fakultät, Dr. Konrad Beyerle, der erst im
vergangenen Herbst von Freiburg i. Br. nach Breslau beru-
fen wurde, zum ordentlichen Profeffor für deutsches Recht u.
deutsche Rechtsgeschichte ernannt worden. — Aus Leipzig
wird gemeldet: Mit einer Probevorlesung: „Ueber die Unter-
suchungen des Herzens und der grotzen Äefäße durch Rönt-
genstrahlen", hat stch der Assistent für innerlich Kranke am
medizinisch-poliklinischen Urnversitätsinstitut, Dr, med. Lo-
thar v. Criegern, als Privatdozent in der medizinischen Fa-
kultät eingeführt.

— Bcrlin, 2. Mai. Der bei dem Eisenbahnun-
glück auf dem Bahnhof Friedrichstratze ge-
tötete Passagier ist der 17jährige Artist Hans
MühIfeith aus Klagenfurt, der sich auf der Reise nach
Köln befcmd und die Plattsorm im Moment des Ausam-
menstoßes gerade verlassen wollte. Seine Leiche wurds
mit großer Mühe aus den Trümmern herausgeholt und
nach dem Schauhause geschafft. Schwer verwun-
det ist der Schauspieler Wilhelm Kracht aüs Düssel-
dorf, der für das „Berliner Theater" engagiert ist. Er
erlitt eine Quetschung an der rechten Schläfe und wurde
nach Anlegung eines Notverbandes mit einer Tragbahre
nach der königlichen Klinik gebracht. Vier andere Rei-
sende erlitten unerhebliche Verletzungen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

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schähe, mützte er dann nicht dich verlaffen? Ein anderer Mann
würde die Leitung des Geschästs übernehmen müssen, ein Un-
fähiger vielleicht, der alles wieder verdürbe. Deinetwegen
will er das entscheidende Wort nicht aussprechen; kann er nicht
dein Gatte werden, fo will er doch dir ein treuer, selbstloser
Freund bleiben."

„Jch hätte dir das alles nicht sagen dürfen", fuhr Erna
fort, „Friedrich verbot es mir, aber ich konnte nicht anders,
die Worte drängten sich mir auf die Lippen, ich mußte die
Schatten zerstreuen, die dein Dasein so freudlos gestalten."

Hertha schlug ihre Arme um den Hals der Freundin und
lietz die Tränen ungehindert fließen, die ihren Augen ent-
strömten.

„Jch danke dir tausendmal", sagte ste, „du hast mtch glück-
lich gemacht, nun kann und will ich mich gern gedulden, bis
ich mein Glück ergreifen und festhalten darf. Aber bleibe bei
mir, geh nicht fort von hier, versprich mir das!"

„Jch kann nicht," erwiderte Erna, „du weitzt, ich habe den
Vertrag geschloffen, ich mutz ihn nun auch halten."

„Mistres Burton wird den Vertrag lösen, wenn wir sie da-
rum bitten."

„Wenn sie es auch wollte, ich würde dennoch meinen Vor-
satz nicht ändern. Jch mutz hinaus, hiek erinnert mich so
dieles an die vergangenen Tage; ich will drautzen suchen, sie
zu vergeffen. Vielleicht kehre ich schon bald zurück. Du wirst
dann glücklich sein, und in meiner Seele ist eS dann auch wie-
der ruhiger geworden."

Hertha schüttelte mit ungläubiger Miene das blonde
Haupt.

„Wenn du einmal drüben bift, wird an deine Rückkeh^
sobald nicht zu denken sein", sagte sie. „Du wirst in den neuen
Kreisen dich heimisch fühlen und uns verg-ssen."

„Euch vergessen? Wie wäre das denkbar? Meine Briefe
werden das Gegenteil dir beweisen l Jch mutz dich nun wieder
verlassen", fuhr Erna fort, indem sie sich erhob, „Mistretz Bur-
ton erwartet mich. Lebe wohl und schaue freudig und getrost
in die Zukunft, so trübe sie dir auch jetzt noch scheinen mag."

Hertha wollte die Freundin zurückhalten, sie hatte noch un-
zählige Fragen an sie zu richten; Erna schlotz sie noch einmal
fest und innig in die Arme, dann eilte sie hinaus.

Mit leichterem Herzen konnte sie nun die Reise antreten,
sie wußte nun, datz die beiden Menschenherzen, die sie liebte,
sich sinden und glücklich werden mußten.

Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann das ent-
scheidende Wort gesprochen werden sollte; ungesprochen konnte
es nicht bleiben, diese Gewitzheit nahm Erna mit.

An ihre eigene Zukunft dachte sie nicht mehr, sie wollte nur
das vergessen, was hinter ihr lag, und alles übrige dem Geschick
überlaffen.

Aus ihrem Sinnen weckte Erna eine bekannte- Sttmme,
deren Klang sie erschreckte; aufschauend sah sie sich dem Ma-
ler Geier gegenüber.

„Jch bitte um die Ehre, Sie begleiten zu dürfen, Fräulein
Erna", sagte er in dem zuversichtlichsten Tone eines Mannes,
der eine Ablehnung seiner Bitte nicht erwartet.

Erna war stehen geblieben, das Blut stieg ihr heitz in Stirn
und Schläfen. „Glauben Sie, datz ich so rasch die Drohungen
vergessen könnte, die Sie ausgesprochen haben?" erwiderte sie.
„Unsere Wcge gehen weit auseinander, Sie wiflen weshalb!"

„Das eben weitz ich", sagte er scharf, während er ihr, die
jetzt weiter schritt, zur Seite blieb, „die Voraussetzungen, auf
die Sie sich stützten, sind falsch, ich wiederhole das nochmals,
und Sie beleidigen mich, wenn Sie die Wahrheit dieser Be-

hauptnng bezweifeln. Wenn ich eine Drohung ausgesprocheN !
habe, so vergessen Sie auch nicht, wie sehr Sie mich durch un» :
gerechte Vorwürfe kränkten und reizten."

„Vorwürfe, die Sie selbst verschuldet hatten."

„Beweisen Sie das, Sie werden das nicht können."

„Jch kann es nicht, weil der Mann, deffen böser Dämork
Sie warcn, nicht mehr hier weilt. Was bezwecken Sie mit die« .
sen Auseinandersetzungen? Jch kann Jhnen nur wiederholen,
was ich Jhnen bereits gesagt habe, kein Wort davon nehme ictz
zurück."

Sie waren vor der Apotheke Wends angelangt, HermanN
blickte in das höhnisch lächelnde Gesicht des Provisors, deN ;
hinter der Glastüre stand.

„Sie stotzen eine Hand zurück, die nur darnach strebtt i
Sie zu beschützen und alles Ungemach Jhnen fern zu halten"- '
zischte er, „Sie werden es bereuen!"

Er griff an den Hut, Erna setzte ihren Weg fort, ohne ihni -
zu antworten. Lange sah er ihr mit wutflammendem Blicke
nach, dann trat er hasttg in die Apotheke.

„Geben Sie mir ein Glas Cognac!" sagte er rauh, „eirk
grohes Glas, wenn ich bitten darf."

„Jch habe hier keine Branntweinschänke", spottete Guott
mich, aber er holte doch die Flasche unter dem Tisch hervor-
„Ein Brausepulver würde Jhnen nützlicher sein."

„Das mögen Sie selbst trinken", erwiderte Hermann, iin
dem er mit zitternder Hand nach dem Glase griff, „ich zieh^
Cognac vor."

(Fortsetzung folgt.)

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