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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0943
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Kleine ZciLirng.

— Hichschulnachrichten. Der etatmätzige Professor der ana-
sytischen Mechanik und nrathematischen Physik an der technischen
Hochschule zu Berlin, Geh. Regierungsrat Dr. Julius Wein-
garten, der seine Lehrtätigkeit aufgab, hat seinen Wohnsitz
uach Freiburg i. Br. verlegt. Er ist 1836 zu Berlin geboren.
^ Der Mathematiker, frühere Privatdozent an der Königs-
^erger Univerfität, Dr. phil. Johannes Rahts, ist als wis-
stnschaftlicher Hilfsarbeiter beim städtischen Statistischen Amt
Zu Berlin angestellt worden. Rahts wirkte von 1878 bis 1.
^uli Iggi au der Königsberger Sternwarte, gleichzeitig als
Privatdozent für Astronomie an der dortigen Universität. —
nus Bonn wird gemeldet: Professor Leopold Karl Götz ist
zurn korrespondierenden Mitglied der kaiserlichen Gesellschaft
rer Freunde alter Literatur in Petersburg gewählt worden.
D' Dem Privatdozenten für Geologie und Paläontologie an
oer technifchen Hochschule zu Darmstadt, Landesgeologen bei
^er geologischen Landesanstalt, Dr. Alexander Steuer, ist
ner Charakter als Bergrat verliehen worden. — Jn Bonn ha-
uen fich bis zum Ablauf der gesetzlichen Jmmatrikulation im
öanzen 1007 Studenten einschreiben lassen gegen 1027 im
dorigen Sommersemester. — Aus Würzburg wird der „Frkf.
«tg." geschrieben: Laut einer Mitteilung des Kultusministeri-
ssnis treten mit dem laufendcn Semester an den bayerischen
Universitäten strengere Vorschriften für die philosophischen
Dcktorpromotionen in Kraft. Als Borbildungsnachweis wird
°as Absolutorium eines humanistischen Realghmnasiums oder
^ner gleichgestellten Lehranstalt verlangt. Kandidaten mit
Seringerer Vorbildung werden nur noch ausnahmsweise zuge-
chssen, wenn der Mangel der vollwertigen Vorbildung durch
eine hervoragend gute Dissertationsschrift ersetzt wird. Ueber-
gangsbestimmungen sind für jene Kandidaten vorgesehen, die
^it der Bearbeitung der Dissertation nachweisbar schon vor
°enr Jnkrafttreten dieser Vorschriften begonnen haben. —
Aer autzerordentliche Professor Dr. C. Brockelmann in
^reslau ist zum ordentlichen Profeffor in der philosophischen
Aakultät der Universität Königsberg ernannt worden. — Ober-
blbliothekar Professor Max Perlbach in Halle wurde, dem
"Berl. Tgbl." zufolge, zum Abteilungsdirektor der königlichen
Bibliothek in Berlin ernannt. — Der o. Professor der Land-
ivirtschaft an der Univerfität Gietzen, Dr. Friedr. Albert,
hat einen Ruf an die Universität Königsberg erhalten. — Wie
"icm der „Frkf. Ztg." aus Straßburg schreibt, hat fich in der
snathematischen und naturwissenschaftlichen Fakultät der dor-
ilgen Universität der praktische Arzt Dr. med. Ernst Breß-
lau aus Straßburg als Privatdozent für das Fach
istr Zoologie habilitiert. — Der Volkswirt und So-
ölalpotitiker Geh. Regierungsrat Profcssor Dr. Böhmert
wird am 1. Oktober seine Professur für Nationalökonomie an
°er technisch. Hochschule in Dresden niederlcgen. — Der Pri-
"atdozent an der Universität Wien, Dr. H. Lorenz, ist zum

Professor der speziellen medizinischen Pathologie und The-
^apie an der Universität Graz ernannt worden; Dr. E.
Knauer, Privatdozent an der Universität Wien, wurde zum

Professor der Geburtshilfe und Gynäkologie an der Grazer
Hochschule crnannt.

Nürnberg^ 7. Mai. N a ch 2 6 j ä h r i g e r Z u ch t-
^ausstrafe begnadigt wurde die jetzt 43jährige
Monica Salleder. Sie war im Jahre 1878 als 18jähriges
Dkädchen vom niederbayerischen Schwurgericht zum Tode
derurteilt worden, weil sie ihren Geliebten vergiftet hatte.
^önig Ludwig der II. wandelte damals die Todesstrafe
öucch einen Gnadenakt in lebenslängliche Zuchthausstrafe
UU, und die Salleder wurde in das Würzburger Frauen-
Kuchthaus gebracht. Dort blieb sie 26 Jahre, bis jetzt der
Prinzregent von Bayern die Entlassung der Gefangenen
derfügte, die sich in der Strafanstalt stets vorzüglich ge-
iührt hatte.

— Eincn unangcnchmen Hcreinfall mußte die Prü-
sungskommission der Zwangsinnung der Sattler in G ö t-
Eingen erleben, wie der „Korresp.- f. Deutschl. Buchdr."
uerichtet. Das Gesellenstück eines Lehrlings wurde von
öer Kommission als untauglich zurückgewiesen und
öer Lehrling verurteilt, bei einem anderen Meister ein
Pierteljahr nachzulernen. Der Lehrling schickte aber die
Äcbeit zur Lehrlingsausstellung nach H i I d e s h e i p?
Und erhielt — denerstenPreis!

— Einc scltcne Entführungsgeschichte hatte vor eini-
6en Tagen ganz Genua iu Aufregung versetzt. Eine der
nngesehensten und wohlhabendsten Familien der Stadt
Üatte seit Jahren einen Neger nameus Coddadi in ihren
Diensten. Der Schwarze war als Knabe für den Dienst
eines Grooms engagiert worden und war allmählich zum
ersten Diener und Vertrauten des Hausherrn aufgerückt
^hd hatte stch niemals das Geringste zu schulden kommen
iassen. Coddadi war ein hübscher Mann, mit nur wenig

typischen Zügen seiner Rasse. Da wollte es das Schicksal,
daß er sich vor einigen Wochen in die Tochter des Haufes,
die 20jährige Klementina, verliebte. Obwohl er niemals
hoffen konnte, seine Liebe erwidert zu sehen, vrmochte ec
sie doch nicht zu unterdrücken und allmählich reifte in ihm
der Plan, sich der Geliebten mit Gewalt zu bemächtigen
und sie zu entführen. Als er am 30. April zufällig allein
mit Klementina im Hause war, überfiel er das junge
Mädchen und betäubte es mit Chlorosorm, das er sich aus
einer Apotheke zu verschasfen gewußt hatte. Dann er-
brach er den Schreibtisch und den Geldschrank seines Herrn,
eignete sich eine bedeutends Summe Geldes an und trug
die Bewußtlose in einen bereits vorher bestellten Wagen.
Am Hafen angekommen, brachte er Klementina als
„Schwerkranke" auf ein österreichisches Schiss, das cben
nach Marseille abging. Einige Stunden nach der Abfahrt
kam der erwachsene Bruder der Entführten nach Hause
und bemerkte das Verschwinden seiner Schwester. Aus
der Verwüstung im Zimmer seines Vüters und der Ab-
wesenheit des Negers erriet der junge Mann bald den
Zusammenhang und tat bald die nötigen Schritte zur
Verfolgung. Rasch stellte er am Hafen die Flucht des
Schwarzen nach Marseille fest, und reiste sofort dem un-
gleichen Paare nach Frankreich nach. Jn Marseille ange-
kommen, crwartete er mit dem ins Vertrauen gezogenen
Hafcnkommissar das Schiff und besüeg es sofort nach der
Änkunft gemeinsam mit dem Beamten. Beide hatten
denn auch keine Mühe, Coddadi uud die Entführte zu
entdecken. Als der Neger, welcher seine Geliebte bis da-
hin auf das ausmerksamste und schonen'dste behandelt hatte,
sah, daß es für ihn keinen Ausweg mehr gab, feuerte er
aus einem bereit gehaltensn Revolver einen Schuß auf
das Mädchen und einen zweiten auf sich selbst ab. Die
erste Kugel ging fehl, während die andere Coddadi selbst
ins Herz traf. Der Bruder brachte dann seine auf das
tiefste erschütterte Schwester in das Elternhaus nach Ge-
nua zurück.

Literarisches.

—* „Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Gram-
matik des Zweifelhaften, des Falschen und des Hätzlichen von
Gustav Wustmann" (dritte, vermehrte und verbesserte Auflage
mit einem aussührlichen Register, Verlag von Fr. Wilh. Gru-
now in Leipzig). Diese neue Auflage eines Buches, das ganz
ungewöhnliches Aufsehen gemacht und ganz ungewöhnlichen
Einflutz ausgcübt hat, tritt in dem Augenblick auf den Markt,
wo die Einführung einer einheitlichen Rechtschreibung weite
Kreise veranlaßt, sich mit Sprachdingen zu beschäftigen. So
dankenswert es aber ist, datz endlich auf diesem Gebiet eine
feste Ordnung angestrebt wird, so handelt es sich dabei doch nur
um eine Aeußerlichkeit: viel wichtiger, als orthographisch richtig
zu schreiben, ist es, seine Gedanken richtig auszudrücken, seine
Muttersprache klar und verständig zu handhaben und ein Ge-
fühl dasür zu haben, was schön und was hätzlich ist, was leben-
dig und was „papieren". Aber darüber sind die Leute vielfach
im Unklaren; in allen Stilfragen herrscht große Unstcherheit
und Verwirrung — hier hat der Staat noch nicht mit väterlicher
Hand eingegriffen; in den Schulen lernt man vieles und alles,
nur nicht die Gesetze seiner Muttersprache — die zu suchen über-
läßt man jedcm Einzclnen! Aber wieviel Mcnschen sind im-
stande, sich in dem Gestrüpp und Unkraut zurecht zu finden, das
jedes Jahr neu aufsprietzt im deutschen Sprachgarten? Es be-
darf eines kundigen und sicheren Führers, und das will dies
kleine Buch scin. Es ist auch in dieser dritten Auflage wieder
vielfach verbessert und vermehrt worden. Einzelne sprachge-
schichtliche Jrrtümer sind beseitigt, einzelne Regeln richtiger ge-
saßt worden. Einige Abschnitte sind neu hinzugekommen, in
den bisherigen hier und da neue Beispiele zugesetzt, die Mode-
wörter um einige der auffälligsten aus den letzten Jahren ver-
mehrt worden. Unverändert geblieben ist aber auch diesmal
wieder die derbe, deutliche und bestimmte Sprache des Buches,
das manchem die Augen dafür öffnen wird, wo es fehlt, das
Liebe zu unserer Muttersprache erwecken und jeden, der sich
mit ihm beschäftigt, dazu führen wird, über sie nachzudenken
und ihren Schönheiten nachzugehen. Möge es vielen Freude
bereiten — ohne Nutzen wird es keiner aus der Hand legen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Bcrkcnbusch, beide in Heidelberg.

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Mgeltlich abgegeben werden, sind bis
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meitag, deu 15. Mai l. Js,

. , vormittags 9 Uhr,

A der unterzeichneten Stclle einzu-
s^chen, bei welcher inzw-schen dic Be-
.ASungen znr Einsicht der Bewerber
"ufgelegt sind.

Hcidelberg, den 6. Mai 1993.

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_Kettengasse 12, II. St.

Pfändec-Bersteigermlg.

Am Mittwocb, den 13 ds., nach-
^.Usags 2>,'2 Uhr beginnend, werden im
UNgeii sttztzt. Leihaus, Hauptstr. 230,
Uerfallenen Pfänder von Nr. 12412
^»Nr. 13883 vom Monat September
^stügert^^" Barzahlung öffentlich

Am Versteigernngstag bleibt die
^uitalt vormittags geschloffen.

Heidelberg. den 8. Mai 1903.

Slädt. Lcihhaus-Berwaltung.

KrWiWrMM

s.W 170 M. verkäufl. 5. neueste voll-
,„"ud. Aufl. 17 Prachtbände, wie neu,
tzUidl. und fehlerfrei. v. 259 postlag.

"tMendinge.1.




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Heidelberg, den 8. Mai 1903.

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Reinbarbt.

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