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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1043
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Mittwoch, 27. Mai 1903.

Zrseites Blrrtt.

45. Jtihrgang. — 122

Die katholischen Geistlichen als Wahlagenten
-es Zentrums.

Die „Konst. Ztg." unterbreitet eine bedeutsame Kund-
ultramontaner Wahlpolitik den
^ählern des 1. Reichstagswahlkreises. Es ist dies cin
^undschreiben des Zentrumswcrhlkomites an die kat h o-
Itschen ÄeistIichen des Wahlkreises. Das interes-
iante Schriftstück hat folgenden Wortlant:

^treng vertraulich! Konstanz, 11. Mai 1903.

Euer Hochwürden!

Gestern hat unser bewährter bisheriger Reichstagsabgeord-
sleter Geh. Finanzrat Friedrich Hug aus Konstanz trotz
Beschwerden des Alters und trotz der Riefenopfer,
"w eine Reichstagskandidatur und ein Reichstagsmandat bei
kewissenhafter Ausübung desselben für seine Person mit fich
bringen, auf den einstimmigen Wunsch der Parteifreunde hin
we Kandidatur für die am 16. Juni stattfindende Reichstags-
">ahl zu unserer grotzen Freude zum viertenmale angenommen.
, . Sie wissen, daß unser Herr Kandidat dem Rufe der gIäu --
^igen Katholiken und der unabhängigen Bürger aus
oem Seekreise nicht aus egoistischen Gründen, sondern in
^ rster Linie mit Rücksicht auf die allgemeine Lage, die für
we Zukunft sehr Schlimmes für die Katholiken befürchten lätzt,
wrs tiefreligiösen Gründen gefolgt ist. Er ist mit unseren
Parteiführern und mit den kirchlichen Oberen der Ueber-
äeugung, daß, sobald das deutsche Zentrum Nieder-
^agen erleidet (vorab in katholischen Bezirken!) und der
darlamentarische Schutz der religiösen Freiheit ge-
schwächt ist, der schon entbrannte Kampf gegcn unsere hl.
Airche und ihre Einrichtungen mit noch nie dagewesener
Rücksichtslosigkeit sich auf der g a n z e n L i n i e o f f e n weiter
sntwickeln wird. Und darüber ist man in eingeweihten
-parteikreisen sich klar, daß in Baden beim Fortschrei-
ten der Liberalen beim kommenden Wahlkampfe das jetzige,
Pemlich unparteiische' Ministerium Brauer fällt, um
^vahrscheinlich einem „jungliberalen" Ministerium Platz zu
'Nachen! Was daraus weiter folgt, ist einleuchtend!

Also, es ist im höchsten Grade Gefahr in Ver-
äugü Möge sich hauptsächlich jeder Geistliche fich dessen
doll und ganz bewußt sein.

,Jm Auftrag des Provinzialausschusses möchte ich Sie daher
bringendst bitten, die Wahlarbeit sofort und intensiv zu b e -
llinnen. Bestellen Sie fofort zuverlässige Ver-
tsauensmänner für jeden Einzelort, tretcn
Die allwöchentlich mit denselben zu einer Beratung
Äer die Situation zusammen, verteilen Sie dabei die Rol-
ien für die Agitation von Mann zu Mann und für das
Beiholen der Wähler. Besonders opferfreudigen
Männern, welche nicht ohne Entgelt mitschaffen können, wollen
Iie für deren Mühewaltung einen Taglohn zusagen und den
Betrag eventuell bei mir anmelden. Das Hauptgewicht ist auf
we stiüe Kleinagitation und auf das Beiholen der Wähler am
Mahltag zu legen.

Sodann wollen Sie unverzüglich den Ratschreiber um
cine Abschrift der Wählerliste ersuchen, wenn Sie
lsicht einen Vertrauensmann zur Abschrift schicken oder
lie selbst besorgen wollen. Prüfen Sie mit den Vertrauens-
fuännern, ob alle uns günstigen Wähler in der Liste stehen und
mssen Sie eventuell dieselbe rechtzeitig berichtigen. Am Wahl-
iage brauchen Sie die Listc unbedingt!

Jn jedem Wahlorte muß am Wahltage in einem passenden
Hause eine Art Hauptquartier errichtet werden, wo die Agita-
wren zusammen kommen, wo Wahlzettel liegen müssen usw.

Teilen Sie mir binnen 10 Tagen mit, wie viel Wahlzettel
^ie nötig haben und wie die Vertrauensmännerkommission zu-
iammengesetzt ist (Namen!).

Natürlich richtet es sich nach den örtlichen Verhältnissen, ob
Sie offen sich an der Agitation beteiligen oder ob Sie im

Der Weiberfemd.

Humoreske von lllrich Hagen.
(Fortsetzung.

Jn Gertruds elterlichem Hause war die ganze Hochzeits-
Kesellschaft versammelt, man wartete nur noch auf dcn Bruder
Bräutigams.

^ Max, der schon ängstlich nach ihm ausgeschaut hatte, fürch-
^nd, er werde ihn im Stich lassen, atmete erleichtert auf, als
Martin eintrat, nahm ihn bei der Hand und führte ihn seiner
Brautjungfer zu.

„Fräulein Hanna Sievrrs, Gertruds beste Freundin," stellte
^r vor.

. Martin blickte das junge Mädchen erstaunt an, er glaubte,
^stcht richtig gehört zu haben. Jhm blieb aber keine Zeit zu
nrier Frage, denn der Geistliche stand schon bereit, mit der
^rauung zu beginnen.

. Martin überreichte schweigend das Bukett und nahm den
Rwi angewiesenen Platz ein.

Cr hatte jetzt Muße, das junge Mädchen zu betrachtcn.
^ollte das die Schwester seines Schützlings sein? Unmöglich!
"Nd dennoch! Weshalb aber hatte Hans niemals erwähnt,
er eine Schwester besitze? Er sah intcressiert zu Hanna
wMüber.

. Sie wrrr eine anziehende Erscheinung, hoch und schlank ge-
^nchsen, mit zwar unregelmäßigen Zügen, die aber so lieblich
"^ren, daß selbst Martin sich sympathisch berührt fühlte.

^ War sie denn wirklich die Schwester von Hans Sievers?
„^erkwürdig, der Vater hieß Hans, der Sohn Hans, die Tochter
Awrina, als wenn es gar keine andern Namen auf der Welt
«abe.

^ ^^artin Hoberg hörte nichts von der Traurede, er erwachte
seinen Träumereien, als die Zeremonie zu Ende war,
"a das junge Paar beglückwünscht wurde.

offenen Kampf mehr die Bertrauensmänner hervortreten
lassen.

Jst in Jhrer Gemeinde eine Versammlung wünschenswert?
Sonntags oder Werktags? Nachmittags oder abends? Welches
Lokal kommt in Betracht? Für alle Fälle sollten am Sonntag,
den 14. Juni in allen Orten des Kreises Versammlungen oder
doch Besprechungen anberaumt werden. Sind Sie bezw.
Jhr Vikar bereit, ein oder mehreremale in
Versammlungen zu sprechen? Für welche Orte
haben Sie speziell Lust aufzutreten? Sind in der Gemeinde
Laien, welche eventuell gegen Bezahlung auch in aus-
wärtigen Orten kurze Ansprachen übernehmen würden,
wenn ihnen bas Material geliefert wird?

Am Vorabend vor der Wahl müssen sodann in jedem
Ort, wo sich nicht eine Versammlung ermöglichen läßt,
Vertrauensmännerbesprechungen (Jnformatio-
nen) anberaumt werden, um den Agitationsplan für den
Wahltag festzustellen. Die Vertrauensmänner müfsen so
informiert wcrden, datz sie gewissermaßen die Verant-
wortung für das Wahlergebnis übernehmen und sie eine
Ehre dareinsetzen, ein für unsere gute Sache möglichst
günstiges Resultat in dcm Orte erzielt zu haben! Jm Jahre
1898 haben uns im ersten Wahlgang nur 77 Stimmen zum
Sieg gefehlt! Wenn in jedem Orte so agitiert wird, daß die
letzte für uns günstige Stimme beigebracht wird, so werden
wir sicher im ersten Wahlgang Sieger sein. Unser Hug, der
stets mit größter Opferwilligkeit und fchweren Geldopfern
(sein Reichstagsmandat hat ihn seit 13 Jahren schon ca. 20 000
bare Mark gekostet) unserer heiligen Sache sich gewidmet
hat, hat es wahrhaftig verdient, daß jeder treu katholische Mann
mit aller Macht für seine Kandidatur eintritt. Borab werden
sicherlich alle Geistlichen von ihren staatsbürgerlichen Rechten
Gebrauch machen.

Also mit Entschlossenheit auf zur Tat! Es steht viel auf
dem Spiel! Berichten Sie mir auch stets über alle Aktionen
der Gegner in Jhrer Gemeinde.

Die Parole sei überall: Am 16. Juni müssen wir
siegen! Auf zum energischen Kampf mit
Gott für

Wahrheit, Freiheit und Recht!

Mit ergebenstem Gruße

Namens des Provinzialausschusses

Dr. Baur, Nechtsanwalt.

148. Unterlassen Sie keinesfalls, mir (Adresse: Rechtsan-
walt Dr. Baur, Konstanz, Brauneggerstraße 5) Bericht zu er-
statten über folgende Punkte:

' 1. Ob in Jhrer Gemeinde die Stimmung für den Kandi-
daten Hug günstig ist?

2. Ob und welche Vertrauensmänner Sie aufgestellt haben?

3. Wer als Kontrolleur der Liste und wer als Beiholer der
Wähler am Wahltage funktionieren wird?

4. Wieviel Wahlzettel nötig sind?

5. Ob Sie sclbst sich der Mühe unterziehen, die Wahlzettel
von Haus zu Haus zu tragen und den Zentrumskan-
didaten z» empfehlen? (Viele geistliche Herren tun
dieses sehr verdienstliche Werk.)

6. Ob Sie die Abschrift der Wählerliste sich verschafft
haben?

7. Ob Sie am Sonntag oder Montag vor der Wahl eine
Versammlung abhalten und die Wähler auf die hohe
Wichtigkeit der Wahl aufmerksam machen?

8. Ob sie einen auswärtigen Redner wünschen?

(Die übrigen Antworten ergeben sich aus dem Zirkular!)

Der Obige.

Dieses hochinteressante Schriftsiück eröffnet einen
reizenden Blick in die ultramontane Wahlküche. Die
G e i sl l i ch k e i t erscheint hier völlig als der unte r-
gebeneDienstmann der Zentrumsleitung;
da regnet es nur so Aufträge für die Priester:

„Nun, wie gefällt dir Fräulein Sievers?" flüsterte der
junge Ehemann ihm zu, „ein entzückendes Geschöpf, nicht
wahr?"

Martin zuckte die Achscln und reichte Hanna den Arm, um
sie zur Tafel zu führen.

Das Eis war bald gebrochen; Hanna verstand amnutig zu
plaudern, sie hatte gar lustige Einfälle, und ihre dunklen Augen
blickten ihn dabei so schelmisch an, datz er wider Willen lachen
mußte und ganz allmählich aus seiuer Reserve hervortrat.

Seine Frage, ob sie die Tochter von Doktor Hans Siebers
sei, hatte sie bejaht. Sie sprach mit großer Liebe von ihrem lei-
denden Vater, doch des Bruders erwähnte ste mit keiner Silbe,
und als er nach ihm fragte, antwortete sie ausweichend und
wurde wie mit Purpurröte übergossen.

Martin verfiel in Rachdenken, und auch Hanna schwieg eine
Weile.

Ob ste wohl davon wußte, daß ihr Bruder sich mit schrift-
stellerischen Arbeiten beschäftigte, um die Lage des Vaters zu
erleichtern? Gewiß arbeitete er und mühte sich ab, während
die Schwester sich amüsierte.

Mit mißtrauischen Blicken musterte er ihre Toilette, die
zwar geschmackvoll, aber dennoch einfach und anspruchslos war
und keineswegs auf Putzsucht schließen ließ.

Lange blieb Hoberg seinen Grübeleien nicht überlassen,
Hanna fing wieder an, lustig zu plaudern und zu scherzen, ihm
verging die Zeit wie im Fluge, und er wunderte sich, als die
Tafel schon aufgehoben wurde.

Jetzt trat Max zu den beiden.

„Nun, Bruder, was sagst du denn zu deinem jungen Schrift-
steller, hat sich ganz reizend entpuppt, nicht wahr?" sagte er
lachend.

Martin starrte ihn verblüfft an, er berstand ihn offenbar
nicht.

„Eine gelungene Ueberraschung, ein köstlicher Einfall,
was?" Dabei brach Max in Lachen aus.

„Wieso, ich verstehe Lich nicht, erkläre dich deutlicher."

„Bestellen Sie sofort Vertrauensmänner, beraten Sie all-
wöchentlich mit diesen über die Situation, berteilen Sie die
Rollen für die Agitation von Mann zu Mann und für das
Beiholen der Wähler, schreiben Sie die Wählerliste ab, errich--
ten Sie ein Hauptquartier, informieren Sie die Vertrauens-
männer, daß sie die Verantwortung für das Wahlergebnis
übernehmen, berichten Sie über die Stimmung in Jhrer Ge-
meinde für Herrn Hug, berichten Sie stets über alle Aktionen
der Gegner und so weiter bis ins Unendliche!"

Wir fürchten, daß die Herren Geistlichen, welche alle die
Anforderungen der Zentrumsleitung im 1. Reichstags-
wahlkreis zu erfüllen gesonnen sind, in den nächsten vier
Wochen für andere Dinge als für politische Wahlgeschäfte
weder Zeit noch Srnn übrig haben. Die köstlichsten unter
den Gehelmaufträgen stnd aber die folgenden: Die Geist-
lichen sollen „besonders opferfreudige Männer"
suchen, welche gegen Taglohn alsVertrauens-
männer mitschaffen, und Laien ausfindig
machen, welche eventuell gegen Bezahlung auch in
auswärtigen Orten kurze Ansprachen übernehmen,
wenn i h n e n d a s M a t e r i a I gestiefert w i r d.
Also Vertrauensmänner und Parteiredner gegen Entgelt in
klingender Münze! Ein unbezahlbares Wahlbitdchen!
Uebrigens wäre es viel einfacher und billiger, wenn die
ultramontanen Wahlleiter ihre frei gelieferten Anspra-chen
direkt durch große Phonographen, welchen gewiß auch durch
eine mechanische Vorrichtung der Brustton der Ueberzeu-
gung entlockt werden kann, in den Zentrumsversamm-
lungen ableiern ließen. Es wäre das mindestens wür-
diger und osfener, als eingetrichterte Herzensergüsse durch
bezahtte Redner vortragen zu lassen. Denn woran soll an-
gesichts dieser famosen ultramontanen Wahlvorschriften die
Wählerschaft einer Gemeinde erkennen, ob sie ni-cht in
einem Zentrumsschtepper einen „gegen Taglohn besonders
opferfreudig mitschaffenden Vertrauensmann" oder in
einem Zentrumsredner einen bezahtten Rezitator uttra-
montaner Ueberzeugung vor sich hat? Ganz von setbst
wird da sich das Mißtrauen gegen die Zentrumsagitation
verbreiten und vertiefen!

Und dann: wie rücksichtslos beansprucht das
Zentrumswahlkomite nicht bloß Zeit, Kraft und Mund,.
sondern auch die kirchticheStellung und die
r e I i g i ö s e A u t o r i t ä t der G e i st I i ch k e i t: ob
offen oder g e h e i m, ob l a u t oder st i l l, jedenfalls
soll sie die ganze Wahlagitation bis in die tetzteil Fäserchen
hinaus leiten und beherrschen; einbesonders v e r-
dienstIiches Werk aber i st e s, wenn der-
geisttiche Herr s e I b st die Wahtzettel:
herumträgt und den Zentvnmskandi-
daIer: ö isi ßsikhl t, Ungeschminktec als dnrch dieseik
dringenden Rat kann man oL.ll Mißbrauch der kirch-
lichen Autorität für die Parteipolitik kauM pröklllmieren.
Allerdings: viele geistliche Herren tun, wie das Zentrums-
wahlkomite ermunternd bemerkt, dieses sehr verdienst-
tiche Werk; aber doch ni-cht alle können es mit der Wiirde
und Aufgabe ihrer priesterlichen Stellung vereinbaren, als
Geschäftsagent und Expreß-Dienstmann der ultramontanen
Partei ein ganzes Schock von Wahlaufträgen auszuführen.

Hanna ergriff totenbleich Maxens Arm.

„Um Gotteswillen, schweigen Sie," flüsterte sie leise.

Max achtete jedoch nicht auf sie, sondern sagte noch immer
lachend:

„Nun ja, du weißt es doch gewiß längst, daß du deinett
jungen Protege Hans Sievers dort vor dir hast in Gestalt von
Fräulein Hanna."

„Was?" rief Martin aus, „Hans Sievers? — Also be-
trogen und hintergangen," sagte er kalt, während er Hanna
einen vernichtenden Blick zuwarf.

„Verzeihen Sie, Herr Hoberg, ich wollte längst, ich — —"

Martin Hoberg aber hörte nichts mehr, ohne noch ein wei-
teres Wort zu verlieren, ohne Abschiedswort stürmte er fort.

Den nächsten Tag empfing Hoberg einen Brief Hannas, sie
hatte die halbe Nacht daran geschrieben. Sic bat ihn um Ver-
zeihung für die Täuschung, die ihr selbst sehr peinlich gewesen
sei, es wäre ja aber nicht anders möglich gewesen, bei seiner
Abneigung gegen Schriftstellerinnen. Sie habe ihm, den sie ans
seinen Schriften so gut kenne, den sie hochschätze, gern zeigen
wollen, datz auch ein weibliches Wesen befähigt sei, sich seine
Zufriedenheit auf diesem Gebiet zu erwerben, zügleich habe sie
aber auch den dringenden Wunsch gehabt, ihrem Vater einige
Erleichterungen zu verschaffen.

Durch seinen Beistand hätten sie nun die Mittel zu einer
Badereise, von der sie sich Hilfe für den Leidenden versprächen.

Sie dankte ihm nochmals in warmen Worten für die För-
derung und Teilnahme und bat, es ihren Vater nicht entgelten
zn laffen, daß sie ihn getänschL habe. Bei der ersten günstigen
Gelegenheit habe sie ihm alles erklären wollcn, und sie bedaure
lebhaft, daß dies durch die unvermittelte Zwischenkunft seines
Bruders vereitelt sei.

Martin knitterte den Brief zusammen und warf ihn weit
von sich. Nach geraumer Zeit holte er ihn wieder, glättete ihn
und legte ihn fort. Zu einer Antwort konnte er sich nicht ent-
schließen.

Anfangs hatte er die Absicht gehabt, Hannas letztes Ma-
 
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