Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0110
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hochherzige Förderung erfahren hat, doch noch mit ver-
söhntem Herzen.

Bei der allgemeinen Aufteilung Deutschlands, die im
Reichsdeputationshauptschluß im Jahre 1803 begonnen
wurde, fiel Heidelberg der benaHbarten Markgrafschaft
Baden zu und kam damit unter das Szepter des nunmehri-
gen Knrfürsten, späteren Großherzogs KarI Fried-
r i ch, des Nestors der damaligen deutschen Fürsten, nicht
nur an Jahren, sondern auch an Weisheit und Lebenser-
fahrung. Denn in eincr schon beinahe 60 Jahre mähren-
den Regierung hatte er als ein aufgeklärter, gütiger und
toleranter Herrscher sein Ländchen bisher geradezu muster-
haft regiert. Nicht durch seine äußere Machtfülle, wohl
aber durch seine vortrefflichen Regierungsgrundsätze unö
Erfolge ragte er vor seinen sürstlichen Zeitgenossen her-
vor, so daß Friedrich der Große noch kurz vor seinem
Tode erklärte, ihm zolle er von allen Fürsten die größte
Hochachtung, so daß selbst der Uebermut Napoleons vor
dieser würdigen Herrschergestalt Halt machte: Die unver-
hältnismäßige Gebietserweiterung, die Karl Friedrich be-
kam und die weiterhin zur Gründung des jetzigen Groß-
herzogtums Baden führte, verdankte er nebenbei auch seiner
Persönlichkeit.

Ein Fürst mit so humaner und edler Denkungsweise
der immer ein warmer Freund und Beschützer des Unter-
richtswesens gewesen war, der das Karlsruher Gymnasium
so zu erweitern gesucht hatte, daß es einer Hochschule sich
annäherte, der den Gedanken einer deutschen Akademie
ernstlich ins Auge gefaßt hatte, konnte den Gewinn einer
wirklichen Universität nur mit hoher Freude begrüßen, be°
saß er doch nun den universellen, geistigen Mittelpunkt, der
einem so gearteten Staate, wie dem seinigen, in seinem grö-
ßeren Umfang nicht fehlen durfte. Keinen Augenblick
hat er daran gedacht, ihr das Schicksal zu bereiten, das
in einer pietätlosen Zeit so mancher andern Reliquie des
heil. römischen Reiches beschieden war, niemals hat er das
Erbe, das er von einem fremden Geschlecht übernommen
hatte, als eine Last empfunden, deren er sich lieber ent-
ledigt hätte. Denn was ihm zufiel, war doch kaum mehr
als ein leerer Name, kein wirklicher Besitz. Was sein Vor-
gänger in bestem Wollen hatte tun können, war doch nur
eine Befreiung von äußerstem materiellen und geistigen
Druck, aber nicht mehr. Höchstens die evangelisch-theolo-
gische Fakultät wies noch den einen oder andern Namen
auf, z. B. Daub, der als Zugkraft hätte gelten können.
Weiter war die Universität, wie erwähnt, gänzlich ver-
armt, denn ihr ansehnliches Vermögen in der linksrhei-
nischen Pfalz behielten die neuen Besitzer, die Franzosen,
wohlweislich für sich.

Es galt daher, die U n i v e r s i t ä t g ä n z l i ch v o n
neuem zu begründen, und dies geschah in dem
XIII. und letzteir der bedeutenden Organisationsedikte,
die, in rascher Folge herausgegeben, den neuen Staat ord-
neten. Es erschien am 13. Mai 1803 nnd beschäftigte
fich mit dem gesamten Schulwesen, das in seinem inneren
Zusammenhang wie ein großer Qrganismus betrachtet
und eingerichtet wurde. Auf der Basis der Volksschulen,
(der „Trivialschulen"), erhob sich der Mittelbau der sogen.
Mittelschulen (Lateinschulen, Pädagogien, Gymnasicn und
Lhceen), zu oberst leuchtete die Universität Heidelberg, die
als „Hohe Landesschule" erklärt und mit einer jährlichen,
ans den staatlichen Einkünften zu bestreitenden Summe
von 80 000 Gukden neu ausgestattet wurde.

Wie hoch Karl Friedrich die hohe Mldungsanstalt
achtete, wie eng er sich mit ihrem Gedeihen verbunden
fühlte, bewies er dadurch, datz er selbst sich an ihre Spitze
stellte mit der Erklärung: „Rek'tor der Universität, die
-Wir auf diese Weise von Neuem begründen, wollen Wir
selbst seyn nnd Unsern Nachsolgcrn in der Kur diese
Würde hinterlassen." Damit knüpfte er an die schönsten
Traditionen der Universität an, an Ruprecht I. und seine
Nachfolger, die sie ihre „geliebte Tochter" genannt hatten,
an Otto Heinrich, der den „letzten Heller für den Flor
der Universität geben wollte", an Karl Ludwig, der auch
schon einmal ihr Rektor gewesen war, aber ein llon dcn
Professoren erwählter. Nun wurde diese Wücde dauernd
mit den fürstlichen Titeln des Herrschevhauses verknüpft
und damit die Gewähr geboten, daß der Universität die
Gnäde der Landesherrn nie wieder abhanden kommen
werde.

Nur die Neuschöpfung Karl Ludwigs hat mit dem
Werk Karl Friedrichs einige Aehnlichkeit. Wie damals,
so geschäh auch jetzt die Neugründung unter den schwierig-
sten äußeren Verhältnissen, wurde sie aus der traurigsten
Verfassung gerettet, nur Karl Ludwig hatte den Versuch
gemacht, den Grundsatz religiöser Toleranz auf die Lehr-
verfassung der Universität anzuwenden, ja sogar dem
Juden Spinoza den vergeblichen Antrag gemacht, als Pro-
fessor nach Heidelberg überzusiedeln. Aber er war damit
seiner Zeit weit vorausgeeilt. Jm übrigen war die Uni-
versität stets der kirchlichen Aufsicht unterstellt gewesen.
Mit dem Edikt Karl Friedrichs aber wird ein sür alle Mal
mit der bisherigen Ueberlieferung gebrochen, auf der
Universität hat nur die voraussetzungslose Wissenschaft
eine Berechtigung. „Das Generalstudium auf dieser ge-
mischten Hohen Schule soll den drei christlichen Religions-
Partheyen, welche in Deutschland Bürgerrecht haben, in
der Maaße gewidmet seyn, daß zum kirchlichen Fach das
Kirchen Recht eingerechnet und darinn jeder Lehrstuhl
doppelt, nämlich mit einem Protestanten und eincm Ka-
tholiken, jener der Dogmatik und dessen, was ihr anhän-
gig ist, äber dreifach, nemlich je mit zwei Lehrern aüs
den zwei Protestantischen Confessionen, besetzt seyen; i n
allen übrigen Sektionen aber wird für
die Lehrstühle, o h n e R ü ck s i ch t a u f die
R e I i g i o n s - E i g e n s ch a f t, der würdigste
Competent in jedem Erledigungsfall von

U ns ernannt tv e r d e n." (Erst 1807 wurde die
katholisch-theologische Fatültät nach Freiburg verpflanzt,
nachdem der Breisgau ebenfalls an Baden gefallen,war.)
Des Weiteren wurde im Edikt genau llorgeschrieben, welche
Borlesungen in den 6 oberen Sektionen, der kirchlichen
mit 9, der staatsrechtlichen mit 6, der ärztlichen mit 6,
der staatswirtschäftlichen mit 3—4 und der allgemeinen
mit 6^-7 Lehrstühlen, gehalten werden sollten, wurden Be-
stimmungen über dieVerwaltung, die äkädemischeGerichts-
barkeit, die Freiheiten, die Form des Vortrags, ob deutsch
oder lateinisch, die öffentlichen und privaten Vorlesungen,
die Kollegiengelder, die Ferien, den Besuch der Jn- und
Ausländer, die Mbliothek usw. getroffen. Erst später
wurden die 5 Sektionen zu denen damals als sechste noch
die „bildende" mit den Fecht-, Reit-, Tanz-, Zeichen- und
Sprachlehrern kam, wieder in die 4 Fakultäten umgewan-
delt, welch letztere zuerst nur für die Erteilung von akade-
mischen Gräden noch beibehalten waren.

Karl Friedrich aber wußte sehr gut, wie Kuno Fischer
in seiner Festrede von 1886 sagt, daß in der Verwaltung
einer Universität die Hauptsache nicht ist, was auf dem
Papier steht, sondern was auf dem Kakheder steht. Be-
wundernswert ist, was der Fürst unter Mtwirkung des
um das erste Emporblühen der Universität hochverdienten
Freih. von Reitzenstein bei bescheidenen Mtteln und neben
anderen Anforderungen einer gebieterischen Gegenwart
leistete, um tüchtige Lehrkräfte zu gewinnen. Jn der theo-
logischen Fakultät gesellten sich zu Daüb die Professoren
Schwarz, Dr. Wette, Marheinöke, Paulus; die juristische
Fakultät entstcmd neu in Männern, wie dem alle über-
ragenden Thibaut, in Heise, Martin, Klüber und Zacha-
riae; die medizinische erhielt an Nägele den ersten Mittel-
punkt; für die philosophischen Wissenschasten traten ein,
abgesehen von dem Dichter Joh. Heinr. Voß, der zur
Universität in einem freien Verhältnis stand, Creuzer,
Wilcken und A. Böckh.

.Ein glücklicher äußerer Umstaüd kam hinzu, die edel-
sten Absichten zu unterstützen: damals erst ging den Ge-
bildeten das Verständnis auf für die unvergleichlichen
Reize, mit denen die gütige Natur die ruinengekrönte
Stadt gcschmückt hat, im Jahre 1800 hatte Höderlin als
einer der ersten Sänger Heidelbergs seine Ode voll un-
übertroffener Poesie an der „Vaterlandsstädte ländlich
schönste" gedichtet, und dann begannen die Romantiker in
vollen Tönen den Preis der Neckarstädt in die Welt
hinauszusingen. So wirkte hier alles zusammen, um
junge Studenten heranzuziehen. Wie aus dem Boden ge-
zaubert, zur Vecwunderung ferner Beobachter, stand
Plötzlich die nunmehrige Ruperto-Carola in verjüngter
Gestalt da, kraftbewußt und lebensfrifch, um in den Wett-
kampf mit ihreu Schivestern einzutreten. Jnmitten der
tiefsten Erniedrigung Deutschlands erstand eine neue zu-
kunftsfreüdige Pflanzstätte der Wissenschaft, zugleich auch
ein ficherer Hort nationaler Gesinnung.

Was so die Anfänge versprochen haben, das hat dies
Jahrhundert in vollem Maße gerechtferstgt. Die Univer-
sität durfte sich sehr bald mik Stolz zu den ersten Deutsch-
lands und damit der Welt zahlen und ist in dieser Gel-
tung bis heute geblieben, zwar nicht an Zahl der Stu-
dierenden, wohl aber in ihrer wissenschaftlichen Leistungs-
sähigkeit. Die Regierung ist stets darauf bedacht gewesen,
sie auf dieser Höhe zu erhalten und hat keine Mittel ge-
scheut, ihr Ansehen zu erhöhen und zu vermehren. Den
Heidekbergern brauchen wir nicht zu erzählen, welche statt-
lichen Jnssttute im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden
sind. Die bescheidene Dotation von 50 000 Gulden ist
mittlerweile auf nähezu 800 000 Mark gestiegen, dazu
kommen die außerordentlichen Zuschüsse, die in der Büd-
getperiode von 1902—03 fast eine Million erreichten.
Jn Heidelberg werden mit die höchsten Gehälter bezahlt.
Und solche Opfer hat Vaden ohne Bedenken gebracht, ob-
wohl, wie gesagt, 1805 die Universität Freiburg hinzukam,
und 1825 ein später zur Hochschule erhobenes Polytech-
nikum errichtet wurde. Kein Land gibt verhältnismäßig
auch nur entfernt so yiel für Hochschulen aus als Baden.

Dazu kam, daß die Reaktion, deren Druck sich so er-
schwerend auf die Tätigkeit der Universitäten gelegt hat,
in Heidelberg, einzelne Ausnahmen abgesehen, nie so
empfunden wurde. Durfte doch, um nur ein kleines Bei-
spiel zu erwähnen, die 'Burschenschaft bis zu ihrer frei-
willigen Auflösung nach dem Frankenthaler Auszug
(1828) ungestört ihr Wesen treiben und so den Beweis
ihrer Staatsungefährlichkeit erbringen.

Welch glänzende Namen ziehen an unserem Geiste
vorüber, wenn wir aller derer gedenken, die im weiteren
Umlaufe des 19. Jahrhunderts an der Universität ihr
Geisteslicht ausgestrahlt haben, und von denen so viele an
den Grabsteinen draußen auf dem stillen Friedhofe einge-
schrieben stehen. Vergegenwärtigen wir uns doch nun
einmal wieder ihre stolze Reihe!

Da sind die Theologen Hitzig, Umbreit, Hundeshagen,
Ulmann, Rich. Rothe, Schenkel, Holsten — diese Fakultät
vor allem hat Ursache, den währhaft liberalen Geist der
badischen Herrschaft zu preisen — die Juristen, —- deren
Wissenschaft stets eine hervorragende Geltung neben den
andern in Heidelberg gehabt und ihr den Namen einer
Pandekten-Universiät verschafft hat, — Vangerow, Wind-
scheid, Zimmern, von Mohl, Zöpfl, Bluntschli, Schulze-
Gävernitz, Georg Meyer, Mittermaier, Renaud, Gold-
schmidt, Heintze, die Mediziner Arnold, Tiedemann, Gegen-
baur, von Chelius, Simon, Pfeuffer, Friedreich, O. Becker
u. a., 'die Naturwissenschaftler Bronn, Leonhard,
Hofmeister, Kekule, KoPP, Vikt, Meyer, das Dreigestirn
Helmholtz, Bunsen, Kirchhoff, die Philosophen Hegel, von
Reichlin-Meldegg, Zeller, die klassischen Philologen und
Archäologen Köchly, Ribbeck, Stark, Wachsmnth, Erw.
Rohde, Zangemeister, 'die Germanisten, deren Wissen-

schaft gerade durch Heidelberger Romantiker besonders ge-
fördert wurde, Holtzmann und Bartsch, die Historiker
Schlosser, Häusser, Gervinus, Treitschke, Erdmannsdörsfer,
Wattenbach, Winkelmann, die Nationalökonomen Rau und
Knies.

Wenn wir das Gesagte noch einmal kurz zusammen-
fassen wollen, so könneu wir dies nicht besser, als inöeM
wir uns des Urteils Kuno Fischers bedienen, das dieser
in seiner gedankenstefen, meisterhaften Festrede im Fahre
1886 niedergelegt hat:

„Das Jahr 1803 bildet in der Entwicklungsgeschichte
unserer fünfhundertjährigen Universität eine G r e n z-°
scheide und teilt ihren Lebensgang in zwei sehr ungleiche
Abschnitte: bis hierher reicht die alte Universiiät, die
in dem ganzen Umfang und der Mannigfaltigkcit ihrer
Epockien der Vergangenheit angshört, welche ausgelebt isi:
vau hier aus beginnt die n e u e, moderne Unwersität,
die das Leben dieses Jahrhunderts und der Gegenwart
in sich trägt. Jene begann ihren Lauf als kirchliche Wclt-
anstalt und hat ihn als pfälzische Landesschule beschlossen,
diese wird als badische Hochschule begründet, aber so zeit-
gemäß eingerichtet, so weise und wohlwollend geleitet,
daß sie die Bedeutung einer deutschen Hochschule,
welche die alte Universität verloren hatte, gleich in ihren
ersten Zeiten wiedererobert und glänzend erfüllt."

Ein Jahrhundert liegt hinter uns; beschirmt und sorg-
sam geleitet durch ein weitherziges Fürstenhaus, glücklich
gefördert durch die Segnungen des Friedens und hohen,
nationalen Ausschwunges hat die Universität es durch-
lebt und den Namen Heidelbergs in die fernsten Weltteilü
getragen. Nie vorher in ihrer langen Geschichte hat diü
Universität so lange Zeit hindurch, in europäischem An-
sehen stehend, eine durchaus harmonische Entwicklung:
durchgemacht. Dessen wollen wir mit Stolz gedenken
und den Zlhnherrn unseres Fürsten preisen, dessen Tai
eines der schönsten Ruhmesblätter in der badischen Ge-
schichte ist.

77 Jahre war Nuprecht 4., als er die Universität ins
Leben rief, 75 Jahre zählte Großherzog Karl Friedrich,
als er sie von neuem gründete, in einem Alter von
76 Jahren darf sich sein Enkel dankbar der großen Erfolge
weitherziger Grundsätze freuen und sich rüsten ein Fest M
begehen, das nicht mit der 500jährigen Jubelfeier ver-
glichen werden darf, sondern vielmehr ein sinniges Bädi-
sches Familienfest ist und auch als solches gedacht ist

Peter Harun al Naschid.

Der neue König von Scrbien scheint, einern Belgrader Briefe
des „Daily Expreß" zufolge, den Drang zu empfinden, dic Vcr-
hältnisse in sciner Hauptstadt mit eigcncn Augen zu betrachtrn
nnd die Ansichten seiner Serben mit eigenen Ohren zu hörcn-
Vor eiuigen Tagen trat er eines Abends in Zivil allein in
eine Neine Weinkneipe, wo Arbeiter und kleine Leute beiM
Kartenspiel zusammenfatzen. Er setzte sich zu seinem Schoppen,
hörte eine Weile dem Gespräche zu, zahlte und erhob sich, uin
hinauszugehen. Dabei wurde er indessen erkannt und von den
Gästen jubelnd begrützt. An einem cmdern Tage schlüpfte er
Atorgens sehr zeitig aus dem Konak, ging auf den Markt, wo
die bäuerliche Bevölkerung der Nachbarschaft in ganz früher
Stnndc zusammenströmt, und kanftc Obst. An einer Bude
fand er den Käse teuer und gab der Werkäuferin offenherzig
seine Ansicht zu erkennen. Die Frau aber blieb ihm die Ant-
wort nicht schuldig, sondern rückte mit einer ganzen Reihe von
Klagen heraus, die in der Erklärung gipfelten, die Steuerst
seicn viel zu hoch. Der ueuc König hörte ihr eiue Wcile schwcü
gend zu und rettete sich dann durch den Rückzug vor dem StroM
der Bercdsamkeit, dic bei dcn Höckerinncn auf dcm Markte z"
Belgrad noch Lberwältigender ist, als bei ihren Schwestern iw
westlicheu uud nördlichen Europa. Am folgenden Tage machw
der König wiederum uucrkannt seincn Ausgaug, setzte sich W
eine Droschke und fuhr zum Militärkraukenhaus. Er wandte
sich mit der höflichen Bitte an den Pförtner um die Erlaubuis-
die Krankensäle zu besuchen, die auch dem guigekleideten uud
Vcrtrauen einflöhenden ältcrcu Hcrru nicht versagt wurdc, u"d
so ging deun der König durch die vcrschiedenen Räume und
plauderte mit den Patienten. Dabci stelltc sich auf Rachfragcn
heraus, datz keiuer von den Aerzten zur Stelle war und datz
derjenige, der Dienst hatte, drübeu, dem Krcmkenhause gegeu-
über, im Cafe beim Kartcnspicl satz. König Peter vernahw
das, ohne cine Mienc zu verzichen, uud bat cineu Krankcn-
wärter, hinüber zu gehcn und den Herrn Doktor zu bitten, sins
ins Haus zu bemühen, weil ein fremder Herr ihn zu sprecheN
wünsche. Der gcfällige Wärter eilte hinüber, kam aber alsbald-
mit einer unsäglich groben Antwort und dem Bedenten zurück,
der Doktor könne sich nicht in seiner Partie stören lassen. Dcr
fremde Besucher vernahm das, ohne ein Wort zn sagen, schricb
sich den Namen des groben Heilkünstlers und Kartenspielers in
sein Notizbuch und lietz sich dann das Besucherbuch vorlegcn,
worin er seinen vollständigen Namen und Titel eintrug. Vow
Krankenhause ging der König zu einer nahe gelegenen höhcren
Schule. Er sand cinen bcträchtlichcn Teil der Schülcr ans
dem Spielplatze, erkundigte ch, wo der Klassenlehrer sei, und
vernahm, der Gospodin habe sagen lassen, er könne erst späü'r'
am Nachmiitag kommen. Der König beschlotz, sich die Sacvc
näher anzusehen. Er sehte sich der -Schnle gegenüber in cw
Kaffeehaus und wartete eine gnte halbe Stunde bis zu der
Zeit, wo der Klassenlehrer längst hätte eingetroffen sein müsstd-
Dann ging er in das Klassenzimmer, nahm die Kreide, schstcd
an die Tafel: „König Peter ist hier gewesen" und ging, ohne
weitere Worte zu verlieren, ruhig seiner Wege. Die vorstehen^
den Anekdoten tragen für den, öer Belgrad und Serbten kcnnV
den Stempel der Wahrheit. Ob die Leute für diese ruhlg^
ernste Auffassung cmpfänglich sind, mntz sich bald zeigcn.

Aus Stadt und Land.

-t- Walldorf, 14. Jüli. (S a n i tä t s k o l o n n e.) Unsi'^
sehr zahlrcicher Bcteiligung der hiesigcn Vercine, sowie dfr
Sanitätskolonncn von Wiesloch, Ktrchheim nnd einer Vertrc-
tung von Mannheim fand am verslosscnen Sonntag-Nachmiltnö
die Schlutzübnng dcr Sanitätsabtcilung des hiesigen Kriegsl^
vereins statt. Scine Exzcllenz Gcnerallcutnant von WinnlN-s
war hierzu als Bcrtrcter des Vorstandcs des Badischcn Zwcnü
vercins vom Rotcn Kreuz erschiencn. Ferner waren noch
Herren Bezirksarzt Dr. Schleid, Rechtspraktikant Dr. Esau^n/
Vertreter des Gr. Nmtsvorstandcs und Gauvorsitzender kslN -
haucr anwesend. Nach einer kurzen Bcsichtigung der clNA.
stcllten Veretne durch Seine Exzellenz marschierte der
untcr dcn Klängen dcr alten Stadtkapcllc zum Ucbungspllw '
 
Annotationen