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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0364
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Aus Ltadt UKd Land.

Heidelbsrg, 22, August.

— Ehrenpreis. Dem Ausstellungs-Ausschusss. der ,,G. a r -
'tenbau - Ausstellung Hei d e l b e r g 190 3" wurde
von Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Max
von Baden ein kostbarer Pokal in prachtvoller Ausführung als
Ehrenpreis huldvollst übersandt. Es ist dies cin Beweis dafür,
welch reges Jnteresse die hohe Frau als Protektorin des „Gar-
tenbauvereins Karlsruhe" dem badischen Gartenbaue entge-
genbringt. Diese hochherzige Stiftung wird in den beteiligten
Kreisen zu freudigem Vorwärtsstreben anspornen. Auch von
verschiedenen Vereinen und Pflanzenliebhabcrn unscrer Stadt
wurden schon größere Beträge als Ehrenpreise gestiftet. Wir
werden Veranlassung nehmen, später hierauf zurückzukommen.

st- Strandfest. eWir wollen nicht versäumen, nochmals auf
das morgen stattfindende Strandfest der Grotzen Karneval-
'Gesellschaf aufmerksam zu machen.

-j- Muß i' denn zum Städtle hinnus. Unter den Klängcn
Lieses Marsches zog heute morgen 6s4 Uhr unser Bataillon vom
Ludwigsplatz durch die Hauptstraße zum Karlstor hinaus ins
Manöver. Herzzerreißende Abschiedsszenen sollen sich gestern
Abend in verschiedenen Küchen abgespielt haben.

-h Roheit. Jm Stadtteil Neuenheim wollte ein Spezerei-
händler sich einer Kahe entledigen, weshalb er das arme Tier
in einen mit Wasser gefüllten Eimer warf und auf dasselbe
Steine legte. Je mehr sich die Katze um ihr Leben wehrte,
Lesto mehr Steine warf der Unbarmherzige auf das Tier, bis
dieses unter den gräßlichsten Schmerzen verendete. Der Vor-
fall ist der Polizei angezeigt.

st- Ein feines Früchtchen. Jn Handschuhsheim . miß -
handclte gcstern dcr Sohn eines Schmicdemcisters sei -
ncn eigencn Vatcr in empörender Weise und bedrohte
denselben mit Totschlag. Die Polizei beschäftigt sich bereits
mit diesem Vorfall.

— Polizeibcricht. Verhaftet wurden ein Student
wegen fortgesetzter Ruhestörung und zwei Taglöhner wegen
'Hausfriedenshruchs. Zur Anzeige, kamen zwei Personen we-
gen Körperverletzung, ein Kaufmann wegen Tierquälerei, eine
Dienstmagd wegen Betrugs und drei Personen wegen Un-
§ugs.

IV Kirchheim, 21. Aug. (G e m e i n d e w a h l e n.) Hier
siegte bei der Wahl von 10 Bürgerausschußmitgliedern in der
dritten Wählerklasse die von der sozialdemokratischen Partei
vorgeschlagene Liste. Von 370 Wahlberechtigten stimmten nur
ca. 110 ab. Die soz. Liste erhielt 69—78 Stimmen, während
die nationalliberale mit 51—59 Stimmcn in der Minderheit
blieb.

Mannheim, 21. Aug. (Tod eines alten Mann-
heimers in Amerika.) Die Newyorker Staatszeitung
schreibt: Kapitän John Knieriem, einer der wenigen Acht-
undvierziger, welche noch in Newhork resp. Brooklyn lebten,
der in Baden mit Sigel und in Amerika während des Bür-
gerkrieges unter Mc. Clellan gefochten, starb Sonntag Abend
plötzlich in der 'Wohnung feincs Sohnes Ernst, Nr. 230 Süd
vicrte Str. Brooklhn, nachdem cr mchrere Wochen schwer lei-
dend gewesxn war. Die 'Beerdigung findet vom Trauerhause
aus statt. Gestern Abond hatten sich die nächsten Verwand-
ten des Verstorbenen in der Wohnung von Herrn Ernst Knie-
riem zu einer Trauerfeier eingefunden. Dieselbe wurde von
Pastor Valena von der deutsch-evangelischen Emanuelskirche
geleitet. Jöhann Knieriem wurde vor 76 Jahren in Mann-
heim, Baden, geboren. Nach dem Badischen Aufstande, an wel-
chem Knieriem aktiven Anteil nahm, kam er nach Amerika,
wo er während des größten Teiles seines Lebens ein Möbel-
geschäft in Manhattan betrieb. Während der letzten 15 Ja'hre
hatte der alte Herr sich allerdings zur Rühe gesetzt. Jm 1.
Newhorker Feldartillerie-Regiment diente Knieriem während
des Bürgerkrieges als Kapitän und nahm teil an vielen
Schlachten. Sein Name steht in dcr Geschichte des Bürger-
krieges ehrenvoll aufgezeichnet. Der Verstorbene gehörte zum
Mrand Army Post Harrh Lee. Er war außerdem in früheren
,Jahren Mitglied des Newhorker „Eichenkranz", den er mit
gründen half. Jn Deutschland leben noch zwei Brüder und
eine Schwester des Verstorbenen und hier trauern um seinen
Tod seine Witwe und drei Söhne, von denen einer, Herr Ernst
Knieriem, verheiratet ist. (Der Berstorbene war eines der
Gründungsmitglieder des Turnvereins Mannheim.)

Mannheim, 21. Aug. (Zum Streik bei Lanz.)
Herr Fäbrikinspektor Dr. Bittmannn konferierte mit den
beteiligten Gewerkschaftsvertretern und dem Zentralstreik-Ko-
mitee. Er nähm das ihm unterbreitete Material über die
Streitfragen entgegen und ist sodann nach Karlsruhe abge-
reist, um es dort zu prüfen. Danach werden Untcrhandlun-
gen mit der Firma Lanz erwartet.

Mannheim, 21. Aug. (Der Mannheimer Be-
zirk^-Verein Deutscher Jngenicure) fuhr
gestern Nachmittag in Stärke von ca. 60 Mann nach Heidel -

Republik ist bekanntlich ein eifriger Landwirt und er in-
teressiert sich ganz bssonders' für die Viehzucht.

— Klnge Frauen. Ein Mitarbeiter der „Kölnischen
Volkszeitung" erzahlt: „Es ist mir lieber, Sie machen
die Sache mit meinem Manne ab", sagte die Frau
und ging ihren Mann zu rufen. Während ste dahinging,
kam mir mit einemmal zum Bewußtsein, wie klüg und
dabei echt weiblich diese einfache Frau, die ich lange flüch-
tig kannte, handelte. Sie hatten ein größeres Geschäft,
in dem Mann und Frau tätig waren. 'Es war unschwer,
zu erkennen, daß die Frau die geistige Kraft im Ge-
schäftsbetriebe war, daß sie, besser als der Mann, 'die
Sache verstand. Trotzdem trat sie, wo es sich um eine
Entscheidung von nur einiger Bedeutung handelte, stets
bescheiden zurück und überließ es dem Manne oder veran-
laßte ihn vielMehr, diese zu hreffen., Es war ein ziemlich
mnbedeutender Mensch mit einem unverkennbaren Hang
zur Bsguemlichkeit. Mit großem Geschick verstand es die
Frau, seine Mängel der Welt gegenüber zu verdeckm,
während ste andererse/ts ihn durch ihre kluge Handlungs-
weise zwang, diese zu bekämpfen und ihn in seiner Selbst-
achtung bestärkte. Wenn man selbst glaüben mochte, 'daß
es Stolz sei, ber sie ihren Gütten den Menschen gegen-
über im vorteilhaftesten Lichte erscheinsn lassen wollte, so
inußte man doch zugeben, paß nur große Liebe und -Ge-
duld es vermochten, mit beharrlicher Ausdauer sich selbst
hinanzusetzen und immer wieder von neuem ihre bessers
Jntelligenz dem Männe zuliebe zu vsrleugnen. Der
Mann kannte wohl die geistige Ueberlegenheit seiner Frau;
Sa ihm diese aber nie in unangenehmer Weise fühlbar ge-
worden, verehrte er die Frau um ihres Verstandes willen
umsomehr, hätte sich ihr vielleicht willig untergeordnet,
-wenn sie nicht mit ebensoviel Takt als Klugheit ihn in der
ihm gebührenden Ueberordnung gehalten hätte. So wurde
diese Ehe, die bei dsr Veranlagung des Mannes unter un-
günstigen Vorbedingungen geschlossen worden, durch die
Klugheit der Frau zu einer selten glücklichsn." "

berg, uni cincr Einladung der Waggonfabrik H.
Fuchs A.-G. zur Besichtigung ihres neu erbaüten Werkes
zu folgen und im Anschlusse daran unter Führung des Er-
bauers Architekten Ebert in Heidelberg die neue F e st -
halle dafelbst zu besichtigen. Die hiesigen Blätter berichten
darüber: Eine kurze Fahrt brachte die Teilnehmer bald an Ort
und Stelle, wo sie von der Direttion und dem Aussichtsrate
der Waggonfabrit willkommen geheißen wurden und alsbald
den Rundgang durch die ausgedehnten Anlagen des Wertes
unternahmen. Das Werk, welches seit dem Jahre 1812
besteht und damals mit wenigen Arbeitern begonnen wurde,
vcrfügt in der nesten Fabrikanlage über eine Ausdehnung
von 100 000 Qm. Grundfläche. Jn scinem Betriebe arbeiten
6 Dampfmaschtncn, 6 Dampfkessel, 5 Dampfhämmer und 300
sonstige Ar'beitsmaschinen. Es besitzt eine Leistungsfähigkeit
von 500 Personen- und 1500 Güterwagen pro Jahr. Die
Arbeiterzahl beträgt zur Zeit ca. 700. Das Wcrk ist seit 1899
Aktiengesellschaft. Die Fabrikanlagcn sind vur allem durch
ihre zweckmäßige Gesamtdisposition und praktische Ausstattung
der Bauten intercssant, aber auch die maschinelle Einrichtung
bietet viele interesscmte Einzelheiten und zeigt mertlich das
Bestreben, den Forderungen moderner Werkstattechnik gerccht
zu werden. BesondereA Jnteresse erregte die Einrichtung der
Schmiede, in welcher ui a. em Dampfhammer bön 10 Zentner
Fallgewicht mit zwei Schlägen roh geschmiedete Stücke fertig-
stellte, zu deren Bearbeitung von Hand Stunden notwcndig
wären. Ebenso eine große Kreissäge, die glühende Eisenblöckc
mit der größten Leichtigteit zerteilte. Nach der Besichtigung
wurden die Ausflügler in der prächtigen Fabrikstantine von
den Leitern der Firma in liebenswürdigster und reichhaltigster
Weise bewirtet und gegenseitig Begrüßungs- und Dankan-
sprachen ausgctauscht. Nach kurzer Rast wurde dann aufge-
brochen, um in den bereitstehenden Wagen der elettrischen
Straßenbähn nach Heidelberg zurückzutehren, woselbst der Er-
bauer der Festhalle, Herr Architekt Ebert, von der Firma
Henkenhaf und Ebert den Verein bereits erwartete. Es ist
sehr erklärlich, daß gerade für die Mitglieder einer Mannhei-
mer Fachvereinigung eine Besichtigung der Heidelberger
Festhalle von größtem Jnteresse sein muß, nachdem erst
vor turzem die Mannheimer Festhalle der Oesfentlichkeit über-
geben wurde. Es würde zu weit führen, den Bau in feinen
Einzelheiten zu beschreiben, es sei nur gesagt, daß die Heidel-
berger Festhalle in Bezug auf praktische, zweckentsprechende
Einteilung der Mannheimer Halle unbedingt überlcgen ist.
Die architektonische Ausstattung der Räume wirkt festlich, ruhig
und ansprechend, sie erhebt keinen Anspruch darauf, neuen
Kunstsormen Geltung zu verschaffen und sucht und erreicht ihr
Ziel in dem anheimelnden gemütlichen Eindrucke, den sie bei
jedem Besucher herborrufen wird. Die Einteilung, das Jn-
einandergreifen und die gegenseitige Ergänzung der Räumlich-
teiten untereinander erscheint als ein Meisterwert, das dem
Namen der Heidelberger Architektenfirma für alle Zeiten zur
Ehre gereichen wird. Nach einem Rundgange und eingehender
Erläuterung, auch der sehr interessanten technischen Einrich-
tungen, durch Herrn Ebert wurde in dem sogen. Konversa-
tionssaale eine kurze Bereinssitzung abgehalten, an die stch ein
gemeinschaftliches Abendessen von vorzüglicher QualiM ,aü-
schloß, das sämtliche Teilnehmer in bester StimmuncA bis zu
einem der letzten Züge zusammenhielt.

Vom südlichen Schwarzwald, 21. Aug. (B a s e l e r
Schüler auf der Ferienreise.) Dieser Tage durch-
zog eine Schülerkolonie der Realschule in Basel, 100 Personen
stark, den südlichen Schwarzwald. Sie führten einen Wagen
für Proviant und Küchc mit. Alles ist militärisch organiftert.
Die junge Mannschaft schläft in Scheunen auf Stroh und als
Essen wird täglich serviert: morgens Kaffee oder 'Milch mit
Brot; mittags Suppe, Fleisch und Gemüse; abends Milch,
Suppe und Gemüse. Alkoholisches Getränke wird nicht verab-
reicht. Die Kosten der Reise, die acht Tage dauern soll, sind
auf 16—20 Mk. berechnet.

2 Schönau i. W., 21. Aug. (Todesfall.) Fast glerch-
zeitig verschieden vorgestern die unter dem Namen der „Bueb"
und s' „Maidle" ufem Felse bekannten Geschwister Ganz-
mann. Er erreichte ein Alter bon 71 Jahren, sie ein solches
von 78 Jahren.

vV Karlsruhe, 21. Aug. (D i e L a n d st r a ß e n w a r -
ter), ca. 800 an der Zahl, haben cinen Verein gegrundet
zur Förderung ihrer Staatsinteressen und zur Unterstützung
der hinterbliebenen Witwen und Waisen. Vorstand ist I. Hor-
nung, Neumalsch bei Ettlingen.

Ltns Baden. Die Bürgerausschuhwahl in Rintherm,
die am 20. ds. stattfand, brachte m der dritten und zweiten
Klasse den Sieg der Sozialdemokratie. Jn der ersten
Klasse befindet sich unter den Gewählten ebenfalls ein Sozial-
demokrat.

Sport.

— Rennen zu Dieppe, 21. August. (Mitgeteilt durch B.
Hormuth, Hauptstraße 188.) 1. Prix D'Apprentis. 200 FrkZ.

2200 Meter. 1. Chantelle, 2. Neauphe, 16:10 Sieg 28—41:
10 Platz, (Bellhouse.) Ferner: Messine, Vespasien, Krrira,
Manible, Bellor.

2. Prix du Cafino. 2500 Franks. 1000 Meter. 1. Mr-
riam, 2. Bona. 49:10 Sieg 27—43:10 Platz. , (Thorpe.)
Ferner: Keltoum, Fausta, Fibule, Echo II., Marmelade.

3. Prix de la Seine-Jnferieur. 1000 Franks. 2400 Meter.

1. Beaurepaire, 2. Foscarina. 21:10 Sieg 32—18:10 Platz.

(Parfrement.) Ferner: Silviane, Dalila, Saltimbanque,
Clavecin. , .

4. Prix de Rouxmesnil. 2600 Frants. 1000 Meter. 1.
Dupleix, 2. PrestoT 53:10 Sieg 17—14:10 Platz. (Rigby.)
Ferner: Le Bitoug, Mito, Bombardier.

5. Prix D'Aout. 8000 Franks. 2800 Meter. 1. Tigre,

2. Sans Prosit. 24:10 Sieg 11—19:10 Platz. (Shields.)
Ferner: La Broche, Reluisant, Lenia II.

6. Prix Duquesne. 3000 Franks. 3800 Meter.
1. Fatma II., 2. Nosita, 8. Berzicheres. 50:10 Sieg 16—13
—17:10 Platz. (Vidolin.) Ferner: Our Julia K-, Loudeac,
Mlle, Boissy, L'Aiglon II., Drogman.

Handel und Verkehr.

Mannbeim, 21. Angust. Oberrheinische Bank 96.— G.,
—B. Rhein. Creditbank —B, 139.SO G. Nhein. Hyp.-
Bank—.— B., 190.75 G., Brauerei Kleinlein, Heiöelberg,—.— B.,
180.— G. Schroedi'sche Brauerei Heidelberg —.— B., 1L0.— G.
Portland-Zementwerk Heidelberg —V.. 109.— G.

Frankfurt, 21. Aug. (Effektensozietät.) Um-
sätze bis 6ZA Uhr abends. Kreditaktien 202.80—20 bz., Dis-
conto-Commandit 186.70 bz., Berliner Handelsgesellschaft
152.20 bz„ Schaaffh. Bankver. 131.70 bz. G. Nordd. Lloyd
101.60 bz. ult. cpt. Iproz. Serben 71.0 bz. G„ 1 proz. Tür-
ken C 85 bz„ 5proz. Bulgaren 88.70 bz. Laura 225 bz„ Bo-
chumer 182.70 bz„ Harpener 179.50 bz„ Hibernia 178.80 B.
20 G„ Oberschl. Eisen-Jndustrie 107.20 B. 10 G„ Röhren-
kessel Dürr u. Co. 108.50 bz. G„ Zellstoff Dresden 60.50 bz.
G„ Zementw. Heidelberg 112.10 bz. G„ Witten. Stahlröhr.
80.30 etw. bz. G„ Westeregeln Alkali 216 bz. G„ Gelsentirchen
188 B. 182.90 G.

An der Abendbörse waren Kreditaktien schwach, die übrigen
Gebiete zeigten grötztenteils ruhige, gut behauptee Haltung.
Hüttenaktien lagen fest, Westeregeln sind 1 Prozent gestiegen.

Heidelberg, 22. Aug. (M a r t t p r e is e.) Heu, der
Zentner 2.50—2.80, Kornstroh 2.20.—2.50, gemischies Stroh

1.80—2.00, Kartoffeln 8.20—3.50, Butter in Ballen 1.00 bis
1.06, Butter, das Psund 1.10.—-1.20, Johannisbeeren 18—20,
Zwiebeln 5—6, Knoblauch 3—HABohnen, 5—6, Erbsen 18 bis
20, Gelbrüben, Gebund 2—3, Eier, das Stück 6—7, 100 Smck
6.20—6.50, Pfirsiche, das Pfund 10—50, Zwetschgen 30—35,
Mirabellen 35—40, Reineclauden 26, Blumenkohl, das Stück
26—30, Rotkraut 10—16, Weitzkraut 8—10, Wirsinz 5—6,
Kohlrabi 2—3, Sellerie 5—8, Lauch 1—2, Rettich 3—5,
Meerrettich 18—20, Gurten 3—5, Einmachgurken, 100 Stück
1.05—1.10, Rote Rüben 6—8, Köpfsalat 3—6, Endivien
3—1, Aepfel, das Stück 5-—6, das Pfund 20—25, Birnen,
das Stück 4—5, das Pfund 25—80, Petersilie 1—2, Schnitt-
lauch 1, Radieschcn 2—3.

EPPingen, 21. Aug. Der heutige Schweinemarkt war gut
besucht und waren 518 Stück Milchschweine, sowie 53 Läufer
zugeführt. Das Paar Milchschweine kostete 12—24 Mk„ Läu-
fer 10—80 Mk.

N e ck a r.

Heidelberg 22., 1.91, gef. 0,37 m
Heilbronn 21.. 2.85, gef. 1.23 m
Mannneim. 21.. 5.10, gest. 0.66w

R h e i n.

Lauterburg 21., S.8S, gest. O.ISw
Marau 21.. 5.95, qcst. 0.36m

Naunheim, 21., 5.50. gest. O.öSw

Neueste Nachrichten.

L Köln, 21. August. Der „Köln. Ztg." wird aus
Berlin telegraphiert: Wie verlautet, beabsichtigt der
Staatssekretär des Reichsschatzamts, Freiherr v. Dhiel-
mann, demnächst zurückzutreten. Der Grund fnr diesen
Entschluß wird in Schwierigkeiten bei der Durchführung
der Reichsfinanzreform zu suchen sein.

IV Aachen, 21. Aug. Dem „Echo der Gegenwart" zufolge
sind sowohl von deutscher wie von belgischer Seite Schritte
getan worden„-um der Spielbank in Altenberg die Existenz
auf neutralem Hebiete unmöglich zu machen.

c> Berlin, 21. Aug. Das „Berliner Tageblatt" meldct,
daß die Pfandbriefbank, bei der die kürzlich gemeldeten De-
sraudationen zweier junger Leute verübt wurden, die Kur-
und neumärkische ritterschaftliche Tarlehenskasse sei. Tie Bank
erklärte, einen Verlust nicht zu erleiden, da sie durch die Kau-
tionen der Beamten gedeckt sei.

2 Berlin, 21. Aug. Die „Neue Politische Korrespondenz"
meldet, die preußischen Landwirtschaftskammern seien auf Ver-
anlassung des Landwirtschaftsministers gegenwärtig mit der
Beratung eines Entwurfs einer Novelle zum Reichsviehseuchen-
gesetz beschäftigt. Nach den bereits erstatteten Gutachten fin-
det der Entwurs, der in der kommenden Session dem Reichs-
tag vorgelegt werde, die Zustimmung der Landwirtschasts-
kammern.

Bi-'rlin, 21. Aug. Die v e n.e z o l a n i s ch e Regie -
r.u n.g welgert sich, den vom Häiser pon Rußland für dm
.Haag zum Schiedsrichteiv ernaunten schweizerischen Ge-
sandten Lardy als Schiedsrichter anzuerkennen, an-
scheinend deshalb, weil auch die Schweiz bei den Ansprü-
chen gegen Venezuela beteiligt ist.

Paris, 21. Aug. (P r o z eß H u m b e r t.) Die Sitzung
wird mittags wieder aufgenommen. Tcr Verteidiger Labori
greift den Bankier Cattaui lebhaft an, der der alleinige llr-
heber der Anklage sei. Dann spricht er von den anderen Geld-
gebern als von Spielern. Wer sich den Zusälligkeiten des
Spiels aussetze, dürfe nicht klagen. Er bleibe dabei, daß kcin
öffentliches Jnteresse von der Angelegenheit berührt werde.
Bezüglich der Liquidation der Gerardschen Bank sagt Labori,
daß ein ehemaliger Minister des vorigen Kabinetts 500 000
Franken Effekten besaß und an -dem Konkurs stnteressiert war.
Um dessen Namen nicht bekannt werden zu lassen, seien die
Bücher der Bank verheimlicht worden. Labori hält die Be-
hauptung ausrecht, daß der Regierung sowohl die Abreise wie
der Aufenthaltsort der Humberts bekannt gewesen sei. Er
wirft dem Justizminister vor, dah er seinen Einsluß als Sc-
nator und Minister zu Gunstcn Cattauis verwandte habe.
Labori behauptet, daß die Akten des Falles Humbert crst vor
den Untersuchungsrichter gelangten, nachdem der Justizminister
sie eingcsehen habe. Das sei geschehen, um die gewisse Per-
sonen bloßstellenden Schriststücke berschwinden zu lassen. Der
Verteidigung seien dadurch wichtige Dotumente entzogen wor-
den. Der Verteidiger führt weiter aus, der gegenwärtige
Prozeß sei der Prozeß Cattaui gegen die Humberts. Zum
Beweise dafür erwähnt er, daß die Zeitung, die den Fcldzug
geg'en die Humberts führe, ein Preisausschreiben
über den U r t e i l s s p r u ch., exlassen habe, wodurch die
Geschworenen beeinflußt werden ko'iinten. (Der Generalan-
walt unterbricht La'bori und erklärt, man werde untersuchen,
ob dieses Preisausschreiben nicht unter das Strafgesetz falle.)
Die Humberts künncn nicht verurtcilt wcrden, weil
dies den Triumph Cattauissichern hieße. (Be-
wegung.) Therese Humbcrt werde am schluß der Verband-
lung sprechen, aber selbst wenn sie es nicht stue, wären die Be-
weise nicht hinreichend, um die Verurteilung der Angeklagten
herbeizuführen. Die letzten Worte des Vcrteidigers werden
mit Beifall aufgenommcn. Tie Sitzung wird alsdann untcr-
brochen. Bei Wiederaufnahmc wird der Vcrteidiger Emil
Daurignacs das Wort ergreifen. Dann wird die Sitzung auf
morgen vertagt werden zur Entgegennahme der Vlajdoyers des
Verteidigers von Romain Daurignac.

Paris, 21. Aug. Der „Matin" veröfsentlicht heute die Er-
gebnisse der Rundsrage über den Ausgang des Hum-
bert-Prozesses. Es gingen 37112 Antworten ein.
Von diesen sprachen sich 28 685 für und 8127 gegen eine Ver-
urteilung der Therese Humbert aus, 27 671 für eine Verur-
teilung Frederic Humberts und 9441 für eine Freisprechung-
Die Zahlen, die Emile und Romain Daurignac betreffen, wird
der „Matin" morgen veröffentlichen.

Paris, 21. Aug. Die Agentur Paris-Nouvelles met-
det aus Rom, daß die ö st e r r e i ch i s ch e Regierung
mit dem Vatikan wegen eines Besuchs Kaisers
Franz Iosephs in Rom Unterhandlungen in Rom
angeknüpft habe. Der italienische Hof habe Veranlassung.
Zu glauben, daß der Kaiser im Vatikan durch dsn neuen
Papst empfangen werden würde, und daß somit der Reise
des Kaisers Franz Joseph nach Rom nichts 'mehr rM
Wege slehe.

Budapcst, 21. Aug. (Frankf. Ztg.) Der „Magyar
Orszag" meldet ans Hofkreisen, daß die süngsten mili-
tärischen Beratungen in Wien, dsnen auch der Thronsolger
Franz Ferdinand angewohnt habe, nicht der ungarischeN
Krise galten, sondern der dnrch die mazedonischen Ereig-
nisse notwendig gewordenen Revision des ö st errei ch-
n ng a r i s ch - r u m ä n i s ch en M i l i t ä r ü b e r e i n -
kommen s.

Pest, 21. Aug. Der K a i s.e r-empfing gestern den
Ministerpräsidenten K h u e n - H e d e r v a r y in beson-
derer Audienz, die etwa eine Stunde danerte. Ter
Ministerpräsident wird auch heute zur Audienz erscheinen.
Aus der Reihe hervorrageuder Parlamentarier, deren
 
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