Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0840
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wahlrechts eingetreten ist und die Mitglieder der
rmtionalliberalen Partei dafür gewonnen hat, weil bei
der heutigen Art, tvie die Wahleu vorbereitet werden, der
Wahlmann nichts ist als der Briefträger, der -dem Auf-
trage der Urwähler nachkommt und ohne weitere eigene
Entscheidung im Sinne der Urwähler den Stimmzettel
abgibt. Unter dem herrschenden Wahlmodus ist fast üher-
all die Wahlbeteiligung zirrückgegangen, weil der Wähler
selbft seinen Kandidaten wählen will und in der Tat
keinen Briefträger mehr braucht. Auch ist es, wie z. B.
in Mannheim, vorgekommen, daß die Majorität der ab-
gegebenen Stimmen einen andersn Kandidaten bestimmt
hätte, als die Majorität der aus der herkömmlichen Be-
zirkseinteilung hervorgegangenen Wahlmänner. Wir
wiederholen die Grün'd-e der Aenderung, die allmählich
ganz äbgedroschen sind, um wenigstens anzudeuten, daß
die nationalliberale Partei aus wohlerwogenen, klaren
Gründen die alte Ordnung beseitigen will. Die Partei
ist im letzten Landtag der N-egierung entgegengetreten,
sie will das neue Wahlrecht ohns Kautelen. Wer
gibt der Sozialdemokratie 'das Recht, 'bei so offenkundigen
Tatsachen das Gegenteil zu behauhten und nun gar Ober-
bürgermeister Wilckens zu verleumden, als sei es ihm
nicht ernst mit seiner 'Forderung?

Das alte Kvmödienspiel, 'das ssWst der große Bebel
«kelhaft fand, wird auch im neueften chßarteierzeugnich
munter fortgeführt. Es wendet sich wie bei der Reichs-
tagswahl an dis Handwerker und Kleinkauf-
leute. Das tut eine Partei, die wisfenfchaftlich festge-
stellt haben will, daß es ein Verbrechen gWen die Gesell-
schaft ist, wenn man noch um selbständige Handwerker
sich kümmert, da doch alles Heil von dsn Großhetrieben
komme. Die Partei sollte den Handwerker in seiner Exi-
stenz schützen wollen, die laut verkündet: jede vernichtete
Handwerkerexiftenz ist eine Stufe auf dem Wege zum allein
glücklich machenüen Zukunftsstaate? Und den Klein-
kaufman n will der Sozialdemokrat gegen die großen
Geschäfte verteidigen? Nach Bebel, der wieder die über-
wältigende Anhängerschar hinter sich herzieht, sind das
ganz rückständige Existenzen; kein aufgeklärter Genosse
wird für sie nur 'den Finger rühren. Bebel müßte ruhig
den Satz des Aufrufs im' Sinne der Zielbewußten so
sassen: „Wer für Rückständigkeit fchwärmt, und den glten
Schlendrjay hWÜnstigen, will, ider mag ruhig Georg
Pfeiffle wgUM" Denn nur der Frsnnd des Schlendrians,
dsr RiickständAeist istmach heM Pgxteidiktator für Hand-
werk und Kleingeschäft. ^b?» freilich, für öie Wahltage
kann man die Stimmen aller selbständigen Handwerker
und Gefchäftsleute brauchen, man kann ihnen sogar
dröhen, daß man ihnen den Brotkorb höher hängt, ivenn
sie nicht mit ihrer Stimme zahlen. Jn diesem Sinne ist
Wahltag Zahltag, im Sinne ungestörter'sozialdemokra-
tischer Freiheit, die jeden' niederknüppelt, wsr anders
denkt.

Und nun die S t a a ts a r b e i t e r, für die die So-
zialdemokratib eine so ganz besondere Vorliebe in Heidel-
berg entfaltet. An der Bahn und Posl gibt eS allerüingch
viele, da lohnt es sich, den Mund 'bssonders mit Verspre-'
chungen voll zu nehmen.

Es ist einfach unwahr, wenn der Aufruf die Be-
hauptung wiederholt, Oberbürgermeister Wilckens habe
„als Referent des E i s e n b a b n ü u d g e t s sich stets
gegen die Anerkenmmg auch der allerbeschei-densten For-
derungen gewandt". Jm gedruckten Bericht, der uns vor-
gekegen hat, steht nur von der Fordernng, tunlichst
bald die Wünsche dsr Arbeiter, die berechugt fsicn, zu
befriedigen, die Wünsche der Angestellten auf Gehaltser-
höhung bei der bevorstehenden Reoiüon des Gehaltstarifs
ebenfo zu erfüllen, — aber es konnte, da der Staat nicht
bloß eine Eisenbahnbstriebsgenossenschaft ist. die Revision
naturgemäß nur zusammen mit der Revision in anderen
Verwaltungsgebieten geschehen. UebrigenS stehen auch dre
Gehälter der höheren Beamten gegen dis anderen Bun-
desstaaten und nainentlich gsgen die Prioatbetrieöe zurück.
Wäre es etwa erwünscht, wenn der badische Staat nüt ge-
ringeren Krästen fürlieb nehmen sollte? Genug, der
Landtagswahlaufruf sagt die U nwahrheit, und eine
Unwahrheit wird nicht zur Wahrheit, wenn man sie zwei-
mal, dreimal, immer lauter, in die Welt schreit oder inimer
fetter drucken läßt. — Aber auch die schönsten Bewilligun-
gen, die freigebigsten Giehaltserhöhungejni der Sozial-
demokratie sind taube Nüsse. Denn ste bewilligt prinzipiell
kein Bndget; sie erkennt vielleicht die Dringlichkeit einer
Ausgäbe. an, äber sie widersetzt sich dem Bollzuge.

Und ma:: mache doch einmal die Probe auf das Glück,
das die Sozialdemokratie bietet, man sehe stch in ihren
eigenen Betrieben um. Was davon einmal in die ver-
pönte Oeffentlichkeit drüngt, sieht so wenig ver-
lockend aus, wis die Schimpfarien von Dresden:
Schlechte, ungesunds Schlafräume; eine Arbeitszeit,
manchmal doppelt so lang wie die ideale der 8 Stunden,
schlechte Behandlung und endlich der Ruf: „Hinaus mit
der Rasselbande." Vergleiche die Berichte über die Schläch-
tereien aus den letzten Tagsn, aber auch die Hamburger
Bäcker wußten manch erbauliches Lied von der Freiheit,
die ich meine, zu singen.

Unter unfern kleinen Beamten sind noch gar manche,
bie 1870—71 im feindlichen Feusr gestanden haben. Zu
den stolzen Erinnerrmgen ihres L-ebens gebört, daß sis
das deutsche Reich gufrichten halfen. Jhn-sn wird zuge-
niutet, im Bimde mit den Geirossen, die alles begeifern,
was n-ational ist und national denkt, wel-che Todfsrndschaft
gegen diese deutsche Reichsordnung empfinden, daran zu

Lesrrrärchen „Joyzelle" bringt der Zaubergarten und das ver-
zauberte Schloß des grotzen Merlin wahre Wunder der Pa-
riser Dekorationsm-alerei auf die Bühnc.

arbeiten, mitzuvernichten, was ste in ihren Jugendtagen
mit ihrem Blute mit zusammeu gefügt haben!

Aus SLadL uud Laud.

Heidelbsrg. 28. Oktober.

X Die Wiederholung dcs 3. Festkonzertes („Schöpfung"
von Haydn) fand gestern Abend in der Stadthalle statt. Wie
glücklich der Gedanke war, die Wi-ederholunz dieses so herr-
lichen Werkes Hahdn's als „volkstümliches Konzert" zu Ein-
heitspreisen von 80 Pfennigen zu veranstalten, Lewies der ko-
lossale Besuch- der Äuffü'hrung. Schon am frühen Vormittag
waren gestern sämtliche Eintrittskarten zu der Veranstaltung
vergriffen, so daß den während des Tages noch massenhaft
eingelaufenen' Nachfragen nicht entsprochen werden konnte.
Nach Tausenden zählte die Zuhörerschaft und wohl selten dürfte
der prächtige Konzertsaal der Stadthalle fo freudig erregte
Zuhörer beherbergt haben, als gestern. Die Wiederholung
war wie die erste Aufführung imponi-erend schön. Die
Soljsten: die Kamtnersängerin Frau E. Hiller-Rückbeil, die
Konzertsänger E. Pinks und C. Weidt sangen wieder herrlich,
der Volkschor und Orchester leisteten wieder Grotzes u. Meister
Wolfrum führte wieder siegreich den Dirigentenstab. Es war
daher nicht zu wundern, wenn während der Aufführung nach
den Solo-Gesängen und Schlutz-Chören minutenlanger Beifall
den Saal durchbrauste. Nach der Aufführung vereinigten sich
die Mitwirkenden im großen Saale und in den Wirtfchafts-
räumlichkeiten der Stadthalle zu g-eselligem Beisammensein.
Jm Laufe des Abends ergriff Oberbürgermeister Dr. Wil-
ckens das Wort. Er >warf einen kurzen Rückblick auf den
glänz-enden Verlauf des Festes, wies darauf hin, daß dasfelbe
ein Ruhmesblatt in der musikalischen Geschichte Hcidelbergs jei
und dankte Allen, die zum Gelingen des großen Unterneh-
mens so wirksam beigetragen. Er gedachte insbesondere der
ausgezeichneten Leistungen der Solisten, des Bachvereins und
des Volkschors, dcr treuen, verständnisvollen Mitarbeit des
städtischen Orchesters bei Lösung der gewaltigen Aufgabe und
der Verdienste fein-es trefflichen Leiters, des H-errn Musikdirek-
tors Radig, sowie der dankenswerten Unterstützung der musika-
lischen Darbietungen durch die Meininger Hoftheaterkapelle.
Das Hauptverdienst an dem schönen Erfolge aber habe Pros.
Dr. Wolfrum, der Veranstalter des ganzen Festes, dessen emi-
nente musikalische Befähi-gung in Verbindung mit seiner gro-
tzen En-ergie und seinem außerordentlichen Organisations-Ta-
lent rückhaltlos anerkannt werden müsse. Jn das Hoch, wel-
ches Redner zum- Schlutz auf Prof. Dr. Wolfrum ausbrachte,
stimmten die Versammelten lebhaft un-d freudig ein. Näch
einem Trinkspruch Stadtrat Lehmanns auf die Damen
wies Professor Wolfrum den ihm gespendeten Dank in sei-
ner bescheidenen Weise ab, er gebühre vor allem den Herren,
die den Volkschor unterrichtet und den Dirigenten der einzel-
nen Vereme, die ihn vorbereitet hätten. Professor Maler
sprach noch namens des Bachvereins den Dank für das von
Oberbür-germeister Wilckens dem Vereine gespendete Lob. auK,
zugleich- auch für das grohe Ent-gegenkommen, das d-er DaM-
verein jederzeit bei der städtischen Verwaltung gefunden.
Hiermit war die Reihe der Reden been'det un-d ein gemüilickM '
Tänzch-en — wozu teilweise stadträtliche Musik gcmacht würd'ck
— beschloß das Zusammensein.

X Dritte und letzte Aufführung Hahdns „Schöpfung".
Nachdem, wie bereits er'wähnt, vielen Anfragen nach Ein-
trittskarten zum g-estrigen volkstümlichen Konzerte nicht ent-
sproch-en werden konnte, da sämtliche Karten vergriffen waren,
ver-anstaltet die städt. Mustkkommission heute Abend 8
Uhr in der Stadthalle eine zweite und l-ctzte Wieder-
holung des dritten Festkonzertes („Schöpfun g" von
Hahdn). Di-ese Veranstaltung ist aberm-als als „volkstüm-
liches" Konzert gedacht und es stnd Karten zum Preise von 6 0
Pfennig während des ganzen Tages an der Kasse in
der Stadthalle zu haben.

^ Nnfug. Den ichon so oft gerügten Unsug, mit Pctrole-
um Feuer anzumachen, h-at gestern Vörmittag das Dienstmäd-
chen eines hiestg-en Architekten beg-angen. Das Dienstmädchen
benutzte d-as Petroleum, üm einen irischen Ofen anzufeuern.
Die Folg-e -war, daß d-er Ofen explodierte und daneben ein
Mo-biliarschaden von 80 Mark angerichtet wurde. Der Ofen ist
total zertrümmert, der -Ges-amtschad-en- beträgt etwa 230 Mark.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Frauenzim-
wer wegen Umh-erziehens und ein Schlosser wegen Bettelns.
Zur Anzeige kamen 6 Personen wegen Nuhestörung bezw.
Unfugs und ein Schüler.wegen Betrugs.

e Snndhauscn, 27. Okt. (Bestrafte Bosheit. —
Verhaftun -g.) Der d-ahier gebürtige Taglühner -Johann
Adam Müller mutzte gestern Abend wegen ganz ungebührlicheni
Auftreten aus Ler Bahnhofsrestauration St. Jlgen gewiesen
werden. Müller, der schon län-gere Zeit mutwilligerweise Ge-
genstän-de und Anlagen besch-ädigte, -glaubte auch diefes mal
durch- eine Beschädigung sich an seinem Ausweiser, nämlich
dem Wirt zur Restauration, rächen zu können. Er beg-ab sich
an den hinter der Gerberci zur Hochspannleitung gchörenden
eisernen Mast, kletterte dar-an empor und wollte es versuchen,
die Leitun-g zu unterbrechen, damit die Lampen in der Re-
staurationswirtsch-ast, worin Tanzmusik abgehalten wurde,
ausgehen sollten. Als Müller aber die Höhe der Drä'hte er-
reicht hatte, blieb er daran hüngen und wurde derart
vcm Strome getroffen, datz er auf den Bod-en fiel und eine
Lähmung beider Beine davontrug und schwere Brandwundcn
an beiden Händen erlitt. Erst nach zwei Stunden wurde er
durch Polizeidiener Exel aufzesunden und auf einem Schieb-
karren nach Hause gesch-afft, wo er in ärztliche Behandlung
kam. — Der dahier gebürtige Taglöhner Martin Dörr
wurde heute wegen eines an ein-em 15jährigen Mädchen ver-
übten Sittlichkeitsverbrechen verhaftet und in das Amtsgefäng-
nis Heidelberg cingeliefert.

— Mannheim, 27. Okt. (Ra d l e r m i tz g e s ch i ck.)
Zwischen hicr und Heddesheini sind nachts zwei Nadfahrer so
un-glücklich -aneinander gesahren, daß der eine Rad-
ler, der Küfer Karl D-ahn von Heddesheim, schwere Verletzun-
gen davontrug. Derselbe ist noch in derselben Nacht gestor-
b e n.

Lubwigshafen, 27. Okt. (Familientragödie.)
Während ein-es Wortwechsels erschotz der M-akler Fritz
Hoffmann in dem nahen Ogzersheim seinem- 17jährigen
Sohn in den Untcrleib. Er wurde verhaftet und er-
'h ä n g t e sich im Verw-ahrun-gslokal.

dl Karlsruhe, 27. Okt. (S e l b st m o r d v e r s u ch.)
Ein Jngenicur, der von seiner Frau gctrennt lebt, hat stch,
während der -Gerichtsvollzieher im Auftrage seiner Frau die
Möbel aus d-er Wohnung wegnehm-en lietz, mittels eines Revol-
vers einen Schüß in die rechte Schläfe bei-gebracht. Der Ver-
letzte wurde in das städt. Krank-en-haus überführt.

O Pforzheim, 27. Okt. (U e b e r f a h r e n.) Jm be-
n-achbarten Dietlingen erreignete sich ein sch-werer Un-
glücksfall. D-er verheiratete Goldarbeiter Stieß von Enzberg
wollte in einen sch-on im Gan-ge befindlichen Zug einsteigen.
Dabei kam er zu Fall und wurde vom Trittbrett des Wagens
gegen die Einsteigrampe gedrückt. Nach einer h-alben Stunde
ist Stieß seinen schwer-en Verl-etzungen erlegen.

1, Lörrach, 27. 'Okt. (Bon der Eisenbahn.) Durch
Verrn-ittlung des Grotzh. Bezirksamts in Lörrach ist das Bür-
germeisteramt in Weil in Kenntnis gesetzt worden, datz die
Generaldirektion der badischen Staatseisenbähnen beab-stchtige,
den Ran-gi-erb-ahnhof un-d die Reperaturwerkstätten von Basel
auf Weiler Gebiet (Leopoldshöhe-Friedlingen) 'zu verlegen,

sowie d-asclbst Wohnuugen für die dahin LN. statlonicrci .
Beamten zu erbauen. Der Bürgevausschutz vön -Weil M
daraufhin in seincr -Sitzung vom Samstag Abend mit gr o.
Mehrheit beschlossen, d-ie bestehende örtliche Wasserveriorgst
nach der Leopoldshöhe hin zu erweitern und ein Pumpwer
-erftellen, salls von den in Betracht kommenden sta-atlich-en
hördcn (Generaldirektion der Bad. Staatseisenbahnen, Ä
direktion und Ministerium d-es Jnnern) entspr-echend-e W ^
träge in Aussicht gestellt werden. Bon der Zolldirektion I.^
bereits 6000 Mark Lewilligt worden. — Die Gemeinde 4- ^
lingen, welche unter grotzcm Wassermangel leidet, wünichr >
ebenfallZ an die projektierte W-eiler Wasserwerksanlaze aNS
schließen._ ^

Handel und Verkehr.

Mannbeim, 27. Oktober. Qberrheinische Bank —

94.— G. Rhein. Creditbank —.— B, 139.5) G. Rhein.

Bank 190.25 G., —B„ Brauerei Kleinlei», Heiüelberg,

173.50 G. Schroedl'sche Brauerei Heidelberg - .— B., 18l--^
Portland-Zementwerk Heiüetberg —G„ 110.— B.


VtLNette örLMrichren.

Wiesbaden, 27. Okt. Zu dem Gegenbesuch, den

del

Zar hier am 4. No-vember dem d-eutschen Kaiscr
statten wird, nachdem dieser ihn am Tage zuvor in DarMll,^
besucht hat, ist großer militärischer Empfang vorgesehen. O
dem Zwecke werd-en die Regini-enter, deren Chef der Zar
laus ist, dem „Wiesb. Tgbl." zufolge, durch Abordnun-!^
hier vertreten setn . Das Kaiser Alexander-Gardegrenada.
Regiment Nr. 1 von Berlin stcllt die Ehrenkompagnie und -
Husareii-Regiment Kaiser Nikolaus II. von Rutzland er>
westfälisches Nr. 8 von Paderborn die Ehrcneskorte.
Truppenteile werden von ihren Musikkorps begleitet sein.
kriegsstarke Schwadron des Husaren-Regiments, sieben
ziere, 20 Unteroffiziere und 114 Mann sind von Padervo ^
bereits hierher unterwegs.)>Äuf dem Wege vom Bahnhof ö
Schloß sind Vermcssungert vvrgenomrnen worden, die dara.
schließen lassen, datz der Weg, wi-e bei früheren Besuchen
Zaren, durch Militärspalier besetzt wird. Nach dem
Kurier" wird der Zusammenkunft des Zaren mit dem Ka"
auch Reichskanzler Graf BüIow beiwohnen. .

Paris, 27. Okt. Der „Matin" erhielt eine Pvi^

depesche aus Newyork, nach der die Regierung von

Ko-

de

lumbien die Absicht haben solle, sich der B e s i tz r e ch ^
der französischen P a n a m a g e s e l I s ch a s t ^
bemächtigen, und zwar wolle die kolumbische Regier^
'dies d-adur-ch erreichen, daß sis die Rechte als verfam '
oder dadurch, daß sie die .Verlängerung der KonzeslsO
bis 1910 für verfasstmgswidrig erklärt. Der halbainH^
„Matin" fordert die französische Regierung aus, die
sitzrechte der Panamagesellschast, sür die von .den ^
einigten -Sta-aten ejne EntsctzLdigung vnni 210 MillioÄ
geboten worden ist) init aller Entschiedenheit, uötigeistci '
durch die Entsendimg vou Kriegsschiffen zu schützen.

Maris, L^Okt. Die lüestg-e Polizei hat einen Tw'
liener, namens Mussot, hier oerhaftet, der zu der Bav
gehört, die im März d. J.stn einer Villa bei Casale ci»^.
Einbruchsdiebstahl verübke und dabei sür d r^
Millionen Franken italienischec Renten entast^
dete. Di-e llntersuchung hat ergeben, daß d-ie Banüe dU
her für 600 000 Franken Rentsntitel sterkauft hat. MUm
ist an Jtalien ausgeliefert worden. ,,

Paris, 27. Okt. Ueber den bevorst-ehenden Aufenstu.,
des russischen Ministers'Grafen L a ms d o r s s sn Poj^.
gibt man folgen-dss Programm bekannt: Der
wird heute h-ier ankommen und mit seinem SpezialkolM
DeIcassä eine Zusammenkunft haben. Morgen euu
fä-Ngt ihn Präsident Loubet. Am Donnerstag setzen
beiden Minister des Aeußern ihre politischen UnterhuP
lungen fort. Freitag: F-rühstück zu Ehren d-es GrstO
Lamsdorff im Ministsrium öes Aeußern. Sa-mstag:
reise. - -

London, 27. Okt. Lant Meldung der „Times" u»'
Sofia ist Befehl zur v o l l st ä n d i g e n E n t l a s 1 u ^ '
der bulgari'schenReserven ergangen.

London, 27. Okt. Sagatel Sagouni, der VorsitztUst'
der Vereinigung armenischer Flüchtlinge ^
London, ist vergangene Nacht in der Vorstad-t NuirlUU
ermordet worden. Der Mörder entkam. Man v)'^
mutet, daß das Verbrechen auf einen Streit nnter den
sigen Arnieniern zurückzusühren ist.

Wien, 27. Okt. Jn der houtigcn Sitzung dss Lau ^
tags stand aus der Tagesordnung eine Jnterpellastv
'des Abg. Sturm und Gen-ossen, in welcher gegen i's,
in verschiedenen Blättern veröfsentlichte Erklärung ^
U n i v e rs i t ä ts d i r e k t o r s übsr die durch eine
des Mg. Stainn gegen ihn begangenen Beleidigungv'
Einspruch erho-ben wird- mit dem Hinweis darauf,
Stainn den „Miß-branch" der Vivisektion besvrochen huu '
Die Jnterpellanten führen eine Reihe von Nersuchen
die an Kranken im Wiener allgem-einen Krankenhanse vst
genommen worden seien und verlangsü das V-erbot ve
Vivisektion nnd strenge Ueberwachung der Versuche
'Kranken.

Sofia, 27. Okt. Jn der Verteidigung der bisherig^
Politik des Kabinetts Petrow gegen die Kritik der opp^
sitionellsn Presse erklärt dris Regierungsblatt, daß es
Bemühungen des jetzigen Kabinetts zu danken sei,
England, Frankreich und Jtalien aus der bisherigen Zst'
rückhaltung herausgetretew und die Ententemächte
Aufstellung des nnnmehr bekannt gewordenen e r w ^
terten Re f o r ni P r o g r a m m s bestimmt hätten. ^

Bilbao, 27. Okt. lleber Bilbao wurde heute der
l-a g e r u n z s z u st a n d verhän-gt. . ^

Nokohama, 27. Okt. Amtliche Mitteilungen aus Tokio v
s-agen, datz die Russen Jongampho befestigo-
Dies kann zu b-edeutsam-en Ereignisscn führen. Es wird o
Verletzung der Jntegritstt Koreas angesehen. Vierzig
russischer Truppen sollen am 23. Oktober in Wiju eingetrosN.
sein. Darauf soll eine zweite etwa 200 Mann zählende rv.
sische Truppenabtetlung den Tmen überschritten haben und
koreanisches Gebiet eingedrungen sein. Trotz dieser Zwischc^
fälle hält man d-ie Lage für ctwas Iveniger gespannt. Man 2
winnt immer mehr den Eindrstck, datz die zwisch-en Nutzlan
und Japan fchwebenden Verh-anÄungen einer friedlichen -
sung jetzt näher gebracht sind, als früher.

Newhork, 27. Okt. Die Philädelphia and Neadingba

ordnete die Schließung von -els Kohlengruben
 
Annotationen