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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Fernsprcchw Nr. 82

Heidelberger Zeitung

nichtamtliche^ hätten Wallonien und Flandern das gleiche Jnter-

so

Für

Dienstag, den 16. Juli 1918

esse daran, den Gedanken an einen Wirtschafts-
krieg nach dem Kriege z u r ü ckz u w eis e n.

Mannheim, IS. Juli. In Oggersheim
wurde in der letzten Nacht dar Eisenhobler Adam
Mohr aus Ludwigshafen von Wer Personen
überfallen, misshandelt und ihm der Betrag von
1600 Mark abs-enommen. Als Täter kommen ein
Mann und eine Frau in Betracht.
Mannheim, 16. Juli. Bei einer Kahnfahrt
die die beiden Dienstmädchen Alma Otto und
Margarethe Eichmann auf dem Neckar unter-
nahmen, kippte der Nachen, während die Leiden
Mädchen die Plätze wechselten, um, kmd
die Insassen fielen ins Wasser. Die 21jährige
Eichmann sank sofort unter und ertrank,
während sich das andere Mädchen am Nachen fest-
halten und gerettet werden konnte.
Durvach bei Offenburg, 16. Juli. Der 60-
jährige Holzakkordant Eckenfels. Datei von 9
Kindern, wurde von einem Baumstamm so un-
glücklich getroffen, Latz der Tod augenblicklich ein-
trat.
ISingen-Hohentwiel, 16. Juli. Bei einer
Haussuchung wurden, laut Volksmacht, in der Be-
hausung einer Friseuse und einer Hausiererin 8 4
Paar Schuhe gefunden, die von den beiden
Frauen überall zusammengekauft worden waren,
um sie auf den» Lande gegen hohe Preise wieder
zu verkaufen. Die Schuhs wurden beschlagnahmt.
Konstanz, 16. Juli. Privatmann Otto
Schmqltz hat die gesamten Baukosten für dis
Erstellung eines Zeppelin - Denkmals in
Höhe von 85 000 Mark gestiftet.

II.
Was nun die sonstige wirtschaftliche Vertretung
Badens in Berlin «nbelangt, so habe ich selbst
einige Erfahrungen gemacht, die ich hier vielleicht
besprechen darf. Der Herr Berichterstatter hat
schon von dem „Satz" gesprochen, dem ständigen
Ausschuß beim Kriegsamt für die Zusammenlegung
von Betrieben. Bekanntlich ist im Herbst 1016, als
das wirtschaftliche Hindenburg-Programm Heraus-
kain. das an die Leistungsfähigkeit der deutschen
Induftrir die gewaltigsten, fast unausführbaren
Aufgaben stellte, der Gedanke laut geworden, alle
dem Heere dienenden Industriezweige zusammen-
zufass-en, Latz keime Zersplitterung und Krästsver-
geudung mehr stattfände. Aus mehreren nur teil-
weise in Betrieb befindlichen Fabriken sollte je-
weils der wirtschaftlich leistungsfähigste Betrieb
ausgsiwählt und voll beschäftigt, die anderen aber
geschlossen werden. Es-sollte also beispielsweise an
Stelle von 4 nur zu einem Viertel beschäftigten
Fabriken eine einzige, die befteingerichtete und
transportlich bestgelegsne, treten, die dann — so-
weit, nötig — die Arbeiter, Rohstoffe, Materialien
usw. der stillgelegten Betriebe zu übernehmen
hätte, eine Maßregel, die zugleich, dazu Lechimmt
war, kriegsverwenldungsfähige Arbeiter dem Hee-
resdienst und nichtkriegsverwendungsfähige dem
Hilfsdienst zuzuführen.
Der Gedanke war an und für sich wirtschaftlich
und militärisch richtig: es sollte der Höchstleistungs-
betrisb erzielt werden, also der Betrieb, der am
-besten eingerichtet und am .meisten in der Lase
ist. aus dem ost recht zweifelhaften, immer knappen
Rohmaterial. Las zur Verfügung steht, die beste
Ware mit dem geringsten Aufwand von Material,
Kohlen ustv. bei Inanspruchnahme von möglichst
wenig Arbeitskräften herzuftsllen. Die Aufgabe,
diese Frage zu lösen, wurde dem Kriegsamt in
Berlin übertragen. Das Kriegsamt hat zu diesem
Zwecks den „Saz". Len ständigen Ausschuß für Zu-
sammenlegung von Betrieben berufen. Der „Saz"
seht sich zusammen aus Vertretern der verschiede-
nen Reichsämter, aus Vertretern der verschiedenen
Abteilungen des Krisgsamtes, WumLa (Waffen-
und Munitions-Befchaffungs-Amts KRA (Kriegs-
rohstoffäbteilungj, BWA (Bekleidungsbeschaffungs-
amt), ED (Ersatzdepartement), ferner aus 6 Ver-
tretern der Industrie, darunter vom Deutschen
Handelstag vorgeschlagen, auch ich. und aus 2 Ver-
tretern des Handwerks. Der „Saz" hatte in letzter
Linie iMr die Zusammenlegung ru beraten und
seinen Antrag am den Chef des Kriegsamtes su
stellen. Die vorbereitende Arbeit geschah in eini-
gen Fäelln beim Reichsamt des Innern meistens
beim Kriegsausfchuß der deutschen Industrie, der
dazu vom Kriegsamt beauftragt war. Dieser hatte
für die einzelnen Industrie««, die zusammemgelegt
werden sollten, jeweils einen besonderen Fachaus-
schuß eingerichtet. Die Mitglieder dieses Fachaus-
schusses waren Minner, die dem susammonzulsgen-
den Industriezweig angehörten, meistens Vertreter
der einschlägigen Fächorganisationen. Zu ihnen
gesellten sich die Vertreter des Kriegsamtes, dis
Berichterstatter des „Saz" sowie die Vertreter der
Bundesstaaten, aber nur jener, die ein eigenes
Kriegsministerium besitzen, und die dadurch in der
Lage sind, besondere Delegierte. Beamte und Of-
fiziers zum Kriegsamt entsenden zu können. So-
wohl in diese vorbereitenden Sitzungen beim
Kriegsausschub d«er deutschen Industrie, als zu den
Sitzungen des „Saz" entsandten die Bundesstaaten
mit Krisgsminissterien Lauernd mindestens je
einen Zivilbeamten und einne militärischen Vertre-
ter, welch' letztere vielfach in ihrem Zivilberuf den
Großindustrie angehörten. Diese Herren Haben —
ich kann wobl sagen — ohne besondere Rücksicht auf
die Interessen der andern zu nehmen, Äas In-
teresse ihres Bundesstaates in den sehr wichtigen
Zusammen- -und Stillegungsfragcn sehr nachhaltig
vertreten. Waiden, wie überhaupt die Bundesstaa-
ten ohne Kriegsministerien, waren nicht vertreten
unter den Mitgliedern der vorbereitenden Fachaus-
schüsse aus den Kreisen der Industrie. Ich weiß

Kleine KriegZnachrichLen
2 Neue Währung im Osten. Ein neues Wert-
zeichen. die Ostmark, soll nach der „Baltischen
Zeitung" an Stelle des Ostrubels eingeführt wer-
den. um eine Vereinheitlichung in der Geldberech-
nung zu erreichen und eine Verwechselung des Ost-
rubels mit dem russischen Rubel auszufchlietzen.
Für den Ostrubel werden zwei O st mark gege-
ben. Danach würde die Ostmark der Reichsmark
gleichstehen.
» Wilson an Frankreich. Anläßlich des französi-
schen Nationalfestes sandte Präsident Wilson dem
französischen Volke eine Botschaft, daß die Ber-
einigten Staaten stolz seien, mit Fr ankreich
kameradschaftlich vereint zu sein.

Die Vertretung der Wirtschaft-
lichen Interessen Badens in
Berlin

Aus Baden
Die Lebensmittelversorgung Badens
Die Organisation für Len Mähdrusch ist be-
endet und dieser selbst dürfte schon in der aller-
nächsten Zeit beginnen. Das ist schon deshalb not-
wenoig. weil die Erwartungen, aus der
Ukraine Getreide zu erhalten, sich nicht erfüllt
haben. Eine andere Enttäuschung bereitet auch
Rumänien, das eine Mißernte in diesem Jahre zu
verzeichnen hat.. Deshalb ist ein schneller Ausdrusch
des deutschen Getreides notwendig. Mias die
Kartoffel - Versorgung anbetrifft, so
dürfte sich der Uebersang zur Versorgung mit
Frühkartoffeln in Baden glatt vollziehen, da noch
Vorräte an alten Kartoffeln vorhanden sind.
die Frühkartoffelernte werden keine Bezugsscheine
ausgegsben. dagegen solche für die Späternt-e, ob-
gleich diese nicht so gut wie im vorigen Jahr aus-
fallen Lürfttz. Die Aussichten haben sich zwar nach
Len» Regen hex letzten Woche gebessert. Um zu
verhindern, daß die Frühkartoffeln nur in halb-
reifem Anstand auf den Markt kommen, ist auch
jetzt wieder vom Ministerium ungeordnet worden,
daß die Herausnahme der Frühkartoffeln aus den
Aeckern nur mit Genehmigung der Bürgermeister-
ämter erfolgen darf. Ueber die Einführung
fleischloser Wochen sind in der Presse schon Mit-
teilungen erfolgt. Hand in Hand damit geht aber
eine Ermäßigung der Fleischration.
Sie soll in den Städrn mit 100 000 Einwohnern
u. darüber 200 Gr. in der Woche, mit 50 000 Ein-
wohnern i50Er. u. für Gemeinden unter 50 000Ein-
wohnern 100 Gramm in der Woche betragen. Um
nun eine verfchiedenckrtige FlMchheliöferung in
den Städten zu vermeiden, ist, von der badischen
Regierung beabsichtigt, in den großen Städten
Karlsruhe und Mannheim 200 Gramm Fleisch in
der Woche auf Len Kopf auszugeben. Weiterhin
ist beabsichtigt, bei günstigem Ernteausiall nd>
sind durchschnittlich 91 v. H. der Sollmenge abge-
schlietzen, und die Preise so zu gestalten, daß die
Haltung der Schweine für die Landwirtschaft loh-
nend ist. Ein günstiges Bild gibt die Milch-
und Fett Versorgung. In diesem Jahr
sind durchschnittlich 9e v. H. der Sollmenge abge-
liefert worden gegen 33 v, H. mehr als im Vor-
jahr. Bei der Eierversorgung war es trotz Man-
gel an Hühnerfutter möglich eine Besserung zu
erzielen. Schließlich wäre noch zur Kohlen-
versorgung mitzuteilen, daß Lei den letzten
Kohlenlieferungen eine Besserung in der Zusam-
mensetzung der Kohlen eingeireten ist und weni-
ger Koks geliefert wird.

_—Nr. 183^
nicht, woher es kam. aber es fiel nur auf, und iä
habe es ost schmerzlich empfunden, daß im AnfanS
meiner Tätigkeit beim „Saz" aus der Süd ivr steck*
des Deutschen Reiches, besonders aus Baden stl-
ton oder nie ein Vertreter aus dem betr. Industrie
zweig zugegen war. So blieben die Vertretung
der badischen Industrie an mir hängen, und iÜ
habe mich der Auftage entledigt, so gut ich eben
konnte, und ahne gerade bei der Textilindustrie di*
nötigen FachkenntnM zu besitzen. Ich habe nun
über meine Wahrnehmungen dem Ministerium des
Innern berichtet und mich zugleich a ndie badischftl
Handelskammern mit dem dringenden Ersuchen ge-
wendet, dafür zu sorgen, daß Angehörige ihres Be-
zirks aus solchen Industriezweigen die für die Zu-
sammenlegung in Frage kommen, in die vorberei-
tenden Fachausschüsse beim Kriegsausfchuß dec
deutschen Industrie ausgenommen würden. Es find
dann verschiedene solche Anträge gestellt worden,
insbesondere aus der Textilindstrie, der sich beson-
ders die Handelskammer von Schopfheim fahr leb-
haft annahm. Es ist dann auch gelungen, daß eine
Anzahl badischer Vertreter verschiedener Industrie-!
zweige in die Fachausschüsse ausgenommen wurde,
und es sind schließlich, namentlich bei der letzten.
Zusammenlegung der Betriebe der Papierspinnerei ,
und -Weberei, die badischen Interessen so nachdrück-
lich vertreten worden, daß es fast des Guten etwas?
zu viel war.
Das G-roßh. Ministerium des Innern batte mitt-!
lerweile -die Stelle eines badischen wirtschaftlichen t
Vertreters in Berlin geschaffen, die durch Herrn;
Oberregi-evumgsrat Dr. Mchelmann besetzt wurde,
den auch der Herr Berichterstatter bereits erwähnt i
hat. Herr Oberrogierungsrat Michelmann hat
seine Tätigkeit sofort ausgenommen und sich mit !
großem Nachdruck Mr die badischen Interessen ins'
Zeug gelegt: aber da wir in Baden kein Kriegs--.
Ministerium haben, so konnte er nicht beim Kriegs- i
amt accreditiert werden, und durfte somit weder -
an den Sitzungen des „Saz" teilnehmen, noch an
den vorbereitenden Sitzungen, die im Auftrage des
Kriegsamts beim Kriegsausschub der deutschen In-
dustrie abgehalten wurden. Etwas anderes war
es. wenn die vorbereitenden Sitzungen im Reichs-
amt des Innern stattfanden. Ich konnte aber dazu
beihelfen, daß er, wenn er auch nicht persönlich bei
den Sitzungen zugegen sein konnte, doch-von Seiten
des technischen Stabes des Kriegsamtes, von wel-
chem besonders ein Herr den badischen Interessen
günstig gesinnt war. ausgiebig mit Material ver-
sehen und über Alles, was sich zutrug, unterrichtet
wurde, so daß er immer in der Lage war, noch
rechtzeitig einzugreifen unL so die gegenüber den
größeren Bundesstaaten ungünstigere Stellung Ba-
dens auszugleichen.
Es war dann im Spätsommer vorigen Jahres,
als der Rücktritt von Erzellens Eröner erfolgte.
Damit kam auch eine Aenderung in Bezug aüf die
Behandlung! der ganzen Frage der Zusammenlegung
von Betrieben. Sie wurde vom Kriegsamt weg-
genommen und kam zu dem neu geschaffenen Reichs-
wirtschaftsamt. Dis Tätigkeit des ständigen Aus-
schusses erlosch, also auch die meinige, und Herr
Dr. Michelmann war nun von da ab in der Lage,
den jeweiligen Beratungen, die im Reichswirt-
schaftsanft stattfinden, persönlich SeWwohnen.
Das sind die Erfahrungen, die ich persönlich in
Berlin machen konnte. Sie gehen dahin, daß die
größeren Bundesstaaten ihre wirtschaftlichen In-
teressen sehr nachhaltig wahren, und daß die klei-
neren Bundesstaaten besorgt sein müssen, sich vor
Nachteil zu schützen.

Englands Niederlage der Weg
zum allgemeinen Frieden
Acußerungen des türkischen Botschafters in Berlin.
Die Neue Freie Presse veröffentlicht in einem
Berliner Telegramm Aeußevungen des dortigen
türkischen Botschafters Hakki Pascha, die dieser
gegenüber dem in Berlin weilenden Chefredakteur
-des „Hial", Nehmed Ali Tewfik Bey, gemacht hat.
Hakki Pascha sagte:
„Ich bin fest überzeugt, daß wir mit Bulga-
rien zu einer voll ständig en Ueberein-
'kauft über alle auf der Tagesordnung stehenden
Fragen kommen werden. Was das politische Ver-
'hältnis zwischen den Mittelmächten betrifft,
so kann ich nur sagen, daß diese Beziehungen den
höchsten Gipfel d er H erzlichkeit erreicht
haben, da ja diese drei Mächte geeinigt sind Lurch
einen festen Vertrag, der die Probe seiner Kraft
geliefert hat. Ich bin fest überzeugt, daß dieses
Bündnis nach dem Kriege sich nicht au-ftöst, sondern
von langer Dauer sein wird. Bezüglich der
wirtschaftlichen Beziehungen ist zu wünschen, daß
sie sich immer inniger gestalten. Ich bin über-
mengt. daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn
weit davon entfernt sind, das türkische Reich als
einen -Gegenstand der Ausbeutung zu betrachten,
daß sie vielmehr dazu beitragen werden, die Türkei
wirtschaftlich in die Höhe zu bringen."
' Hinsichtlich der Schlachten in Frankreich sagte
HaUi Pascha:
„Einer der Leiden Feinde, nämlich Frank-
reich, kann eine vollständige und endgül-
tige Niederlage erleiden. . -Aber man muß
zngestehen, daß, wenn Frankreich auch außer Ge-
recht gesetzt wäre, Großbritannien wahrscheinlich
noch -den Krieg fortsetzen würde. Um nun den
furchtbarsten und verbissensten unserer Feinde zu
Lest egen, wird es notwendig sein, ihn in seinem
Msiatifchen Reich zu treffen, wo die eng-
hische Herrschaft auf dem Prestige Englands be-
ruht. Wenn die jetzigen großen Schlachten von
seinem volleit Erfolg gekrönt werden, so glaube ich,
haß dieser zu unserer Koalition ermöglichen würde,
kll« Maßnahmen zu treffen, nm England im
Orientsubesiegen. Es wird kein allgemei-
ner Friede jein, solange England nicht wird Frie-
den machen wollen. Wenn aber diese Macht sich
itntschließt, -den Kampf zu beenden, so glaube ich
Nicht, daß die Vereidigten Staaten von Amerika
darauf bestehen werden, den Kampf sortzusetzen. Es
Milt somit der Abschluß des allgemeinen Friedens
Hör gesichert, wenn der Krieg im Orient eine Nie-
derlage Großbritanniens herbeifiihren würde."
Flandern und Wallonien
Der im März 1819 zusammengetretene beson!-
Dere Ausschuß für die Verteidigung WalloN-iens
Nimmt in einer Erklärung die jüngste Kundgebung
ges „Rates von Flandern" zum Anlaß, um
Nach vom wallonischen Standpunkt aus erneut die
Notwendigkeit zu betonen, Wischen Flandern und
Wallonien eine weitgehende kulturelle
»nd politische Scheidung durchzufüh-
jren. Unter Hinweis auf die gegenseitige Ab-
hängigkeit, besonders wirtschaftlicher Art, müsse
aber das Ergebnis der Trennung nicht die Schaf-
fung zweier völlig voneinander losgelöster Staa-
ten, sondern die Bildung eines Föderativ-
paares sein. In internationaler Beziehung

Sei e 2
P.sche Annäherung, aber die >
-Diplomarie kann jetzt vielleicht Gelegenheit
nehmen, eine fruchtbare Tätigkeit zu entfalten.
Hindenburg Hai jetzt das Wort! '
! Die Berliner Morgenpost sagt: Nichts von Ver-
handlungen! Das ist das Echo der Hertlrngrede
aus dem Munde der Entente. Unsere Heere ha-
ben inzwischen das Wort genommen, und die
Sprache, die sie südöstlich und westlich von Reims
aut unieren Feinden sprechen, wird, wie wir hof-
fen, sehr deutlich und sehr kräftig sein.

Heidelberger Akademie der
Wissenschaften
lStiftung Heinrich Lanz.1
Sitzung der mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Klass- am 6. Juli IM
Vorsitzender: Herr Bütschli.
Es wurden folgende wissenschaftliche Arbeiten
'so »gelegt:
> 1. Von Herrn F. Himstedt (Freiburg i. BZ:
».Uöber die absolute elektrooptische Werzögescung
knd Beschleunigung bei der elektrischen Doppel-
brechung". 2. Teil. Die Arbeit enthält neue Ver-
lache über die oben bezeichnete Frage, aus denen
Hervorgsht, daß eine Entscheidung zwischen den ver-
schiedenen Theorien der elektrischen Doppelbrechung
urr durch Versuche mit sehr aut isolierenden FW-
ligEeiten möglich sein wird und Mar erst dann,
wenn quantitative Messungen der Elektrosiriktion
»erliegen.
, 2. Von Herrn M. Wolf eine Arbeit der Herren
C. Wirtz und P. HLgeler: „Ueber die Gesetz-
mäßigkeiten in der Bewegung der von M Wolf
^entdeckten raschlaufenden Sterne". In den Jah-
ren 1915—-17 hat Wolf (Heidelbergs nach einer
wn ihm 1906 eingeführten Methode etwa 700 Fil-
terns mit gröberer Eigenbewegung aufgefunden
und gemessen. Diesls Material bietet den Ver-
fassern die Anregung, die Frage der Bewegung des
Sonnensystems und der Triftbewegung der Ml-
kerne von neuem einer rechnerischen Untersuchung
u unterziehen. Die Auflösung erfolgt auf Wei
Wegen, sowohl mit der Airyschen als mit der
SchwaMchildschen Methode. Es zeigt sich, daß die
uni ersuchten Sterne sämtlich -der Sonne relativ
ehr nahe stehen. Der Zielpunkt der Bewegung
des Sonnensystems ergibt sich nahe Leim Stern Phi
im Sternbild des Schwanes, also beträchtlich öst-
licher als die srüheren Untersuchungen ergaben,
mährend der Vertox der Sternbewegung, bei
Damma in den Zwillingen, mit den seitherigen
Bestimmungen Wereinstimmt. ...

3. Von Herrn P. Lenard: „Ueber Ausleuch-
tung und Ailsumg der Phosphors. Teil 4: Molo-
kolare Eigenschaften der Phosphoreszenzgentren:
Anteil der Wärtnebewegung an der Abklimguns;
Gesamtübersicht." Die Arbeit enthält eine Ee-
samtinhaltsübersrcht aller 4 Teile. Es ergibt sich
ein ziemlich eingehendes Bild vom Bau der Phos-
phoreszenzzentren und von den Vorgängen in
ihnen, welches die große Fülle der beobachteten
Tatsachen neu faßt und deshalb zur Beherrschung
des Gegenstandes geeignet ist.
4. Von Herrn P. Lenard eine Arbeit von
Herrn C. Ram sau er (im Feldes: „Ueber die
Wirkung des Schumannviolett auf die Hauptgase
der Luft." Nach'Versuchen und Entwürfen van
Alois Martin (gef. vor Rheims 1015) zu-
sammengestellt. Die Versuche betrafen die von den
äußerst stark in Luft absorbierbaren ultravioletten
Strahlen in der Lust erzeugte elektrische Leitfähig-
keit, d. i. die Ablösung von Elektronen aus -den
Molekülen der Gase (lichtelektrische Wirkung) durch
dieses, wegen seiner Absorption sehr stark wirksame
Licht. Es wird die Wirkung quantitativ bei ver-
schiedenen Gasen verglichen, bezogen auf die gleiche
absorbierte Lichtenergie. Das theoretisch interes-
sante Problem batte vorher noch in keinem an-
deren Falls von lichtelektrischer Wirkung direkt
behandelt -werden können: indirekt ist es bei den
Phosphoren behandelt. Die Untersuchung blieb in-
sofern unvollkommen, als die absolute Messung der
Lichtenergie, welche weiters Schlüsse gestatten
würde, nicht mehr ausgeführt werden konnte^
5. Von Herrn O. Perron (im Feldes: „Ueber
die Abhängigkeit der Integrale eines Systems li-
nearer Differenzgleichungen von einem Parameter"
1. Abh. Wenn die Koesficienten einer linearen
Differenzgleichung erster Ordnung oder eines Sy-
stems von linearen Disferenzgleichungen 1. Ordnung
außer von der unabhängig Variabeln noch von
einem Parameter abhängen, so ist es eine nahelie-
gende Aufgabe, auch die Integrkle als Funktionen
dieses Parameters zu untersmchem Dahin gehört
S. B. das Studium der hypergeometrisch.n Reihe
als Funktion eines ihrer drei Parameter. Beson-
ders schwierig und interessant ist -die Mage, wie
sich die Integrale in der Umgebung von solchen

Werten des Parameters verhalten, Mr welche die
Koesficienten eine Singularität ausweisen. Sind
di Koesficienten z. B. rationale ganze Funktionen
des Pavwmaters. so kommt das infinitäre Verhal-
ten Mr unbegrenzt wachsende Parametevwerte in
Frage. Hierher gehören die meisten Probleme, die
bisher unter dem Stichwort „Funktionen großer
Zahlen" behandelt sind. Von seinen Untersuchun-
gen über das allgemeine Problem legt Verfasser
seins ersten Ergebnisse vor.
Es folgen geschäftliche Beratungen und Beschlüsse.

Kunst und Wissenschaft
dj Dramartischer Unterhaltungsabend. Dr. H.
Endemanlt verabschiedete sich gestern abend mit
seinem dritten dramatischen Unterhal-
tungsabend für längere Zeit von seinen Zu-
hörern, die ihm nicht, wie er beabsichtigt und er-
wartet hatte, aus allen Kreisen der Bevölkerung
zugeströmt waren, sondern dis sich doch im wesent-
lichen nur aus Akademikern zusammensetzten. Viel-
leicht bringt die Mr das kommende Wintersemester
in Aussicht gestellte Folge von Vortragsabenden
eine Aenderung. Dr. Endemann will neben Len
Veranstaltungen des TheaterkulturverLandrs bei
seinen Abenden den Hauptton auf das Wort Un-
terhaltung gelegt sehen: „schlichte Vermitte-
lung" von unbekannten oder wenig gekannten Wer-
ken durch illusionistischen Vortrag, um den Hörern
zugleich einen Begriff von de» Tätigkeit des Dra-
maturgen, des Regisseurs und des Schauspielers zu
geben, der zum erstenmal vor ein neues Werk tritt.
Ob derartiges freilich Mr die breite Masse des
Volkes von Interesse ist. darüber ließe sich streiten.
Jedenfalls war es das aber Mr die zahlreich er-
schienenen Zuhörer, für die er zwar ursprünglich
nicht bestimmt war. die aber die Mr derartige
Kunstgenüsse eben doch unerläßliche VdrMdüUg
und das rechte Verständnis mitbrachtHi und Herrn
Endemann seine Mühe dankbar lohnten. — Hatte
dieser das erstemal das Werk eines unbekannten
Dichters vermittelt, das zweitemal ein vergessenes
Drama Björnsons ausgegraben. so trug er dies-
mal des jungen Leipziger Dichters Friedrich
Leeb recht, „Die Sünderin" vor, die vor

etwa einem halben Jahre ihre Uraufführung in
Gera erlebte. In wenigen einleitenden Worten
gab Dr. Endemann selbst die nötige Erklärung Mr
das Stück. Es handlt sich um eine Neugestaltung
des Masdalenensstoffes und zwar unter sehr freier
Anlehnung an die Bibel. Maria Mjgdalena wird
als die leidenschaftlich nach Liebe dünstende Na-
tur dargestellt, wobei jedoch die psychologischen
Uebergänse oft nicht klar sind und erzwungen
wirken. Das Ganze aber zeigt äußerst dramatische
Handlung und gewinnt Farbe durch die Gegensätze
der einander abläsendcn Szenen, wobei Einheit des
Ortes und der Zeit -gewahrt ist. Dr. Endemann
wählte wieder, sehr fein einzelne Szenen zum Vor-
trag aus, so daß man ein Bild des ganzen Werkes
bekam. Wenn er auch in den Dialogen, besonders
da er die Namen der Personen nicht nennt, durch
eine stärkere Modulation der Stimme die einzelnen
Redenden schärfer unterscheiden mutzte, so hat doch
sein Vortrag im allgemeinen etwas so Fesselndes,
Latz er sicher sein kann, das; seine in Aussicht gestell-
ten Abende im Winter sich eines noch regeren Zu-
spruchs erfreuen -werden.
- Hochschulnachrichten. Der Historiker Privatdo-
zent Prof. Dr. Ludwig Schmitz-Kallenberg
in Münster ist zum ordentlichen Honorarprofessor
ernannt worden. Dr. Schmitz-Kallenberg erwirkte
1899 seins Zulassung als Privatdozent für mittler«
und neuere Geschichte in Münster, wo er später das
Prädikat Professor erhielt. Der Gelehrte ist
Mitglied der Gesellschaft Mr rheinifchs Geschichts-
kunde. — Der Sprachforscher und Ethnologe Ober-
lehrer a. D. Prof. Dr. Heinrich Winkler wurde
zum ordentlichen Honorarprofessor in der Bres-
lauer philosophischen Fakultät ernannt. — Deut
Prioatdozenten Mr Finanzwissenschaft und Wirt-
schaftsgeschichte Dr. Franz Eutmannn an dek
Tübin-g'er Universität ist der Titel und RanS
eines außerordentlichen, Professors verliehen wor-
den. Dr. Gutmanns Spezialgebiet ist Agrar- und
Sozialgeschichte, Geld- und Bankwesen. — De«
Professor der Kehlkopf- und Nasenkrankheiten aH
der Wiener Universität Dr. Hans Koschisr ist
als Opfer einer Infektion, die er sich bei eines
Operation zu-gezogen hatte, nach schwerem Leiden
im Alter von 50 Jahren gestorben.
 
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