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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0124
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Sei e 2 Heidelberger Zeilrmß

Donnerstag, den L5. Juli 1918

Fernsprecher Nr. 82

Nr. 171

ider den arffseblShten Phrasenschwall cm^ der un-
serer Heimat ja rbcrsenug bekannt ist. Es bat
'keineswegs den Anschein, als oh sich die Kruste des
Gegners bereits gänzlich erffchövken wollten, viel-
mehr müssen wir darauf gefaßt sein, daß der
Angriff vielleicht noch weitere Ausdeh-
nung annimmt.
Alfred Richard M-'yer, Kriegsberichterst.
„Nngcheuere Vorbereitungen"
Die Times meldet von der Front in Frankreich,
daß die Kümpfe nach kurzer Pause voraussichtlich
von neuem ausbrechcn werden. Nicht nur die Al-
liierten, auch die Deutschen träfen ungeheure Vor-
bereitungen zur Fortsetzung der beidersci.gen Of-
fensive. Man könne damit rechnen, daß die Kümpfe
in diesen! Monat noch andauern würden, daß sie
aber auch eine Entscheidung i" dem einen oder an-
deren Sinne anbahnten.
» » »
Französischer Bericht vom 23. Juli abends. Auf
LelWw Seiten des Ourcq erzielten unsere Trup-
pen trotz.des Widerstandes des Feindes, der neue
Reserven herangefüürt bat, neue Vorteile, südlich
des Ourcq überschritten französische und amerika-
nische Tuvven die Straße nach CHatearr-Tbierry
und schoben ihre Linien mehr als einen Kilometer
östlich voll das Dorf Rocourt ist ebenso wie der
größere Teil des Waldes von Chat eiet in ihrem
Besitz. Auf dem rechten Marneufer erziel-
ten wir neue Fortschritte; nördlich Mont-Saint-
Port-Jaulgonne und C,Hartneve, das ebenfalls in
unserem Besitz ist, erweiterten wir unseren Brücken-
kopf bei Jaulgonne weiter. An der Front zwischen
M arne und Reims fanden heftige Kämpfe zwi-
schen der Andre und Vrigny statt. Die alliierten
Truppen griffen starke feindliche Stellungen an,
ruckten mehr als einen Kilometer vor und -fügten
dem Gegner schwere Verluste zu. Englische Trup-
pen machten 300 Gefangene und erbeuteten 5 Ge-
schütze. Nördlich Montdidier ergab eine örtliche
Unternehmung, die es uns ermöglichte, am Morgen
Mailly. Raineval. Sanvillsrs und Aubervillers zu
besetzen. 1800 Gefangene darunter 30 Offiziere.

Zu Seidlers Rücktritt
Die Amtstätigkeit dieses an sich pflichttreuen
Beamten ist ein Beweis dafür, daß in Oesterreich
mit Erklärungen und Verbeugungen nach Men
'Seiten nicht zu regieren ist. Seidler batte viel gu-
ten Willen mitgebracht, als er vor mehr als Jah-
resfrist den ohnedies verfahrenen Nachlaß des
Grafen Czer,nin übernahm. Aber dieser gute Wille
reichte allein nicht aus, es war auch eine gewisse
Kenntnis der eigenartigen Natur des österreichi-
schen Partoiwesens notwendig. Daran gebrach es
Seidler, was er schon gleich durch feine ersten amt-
lichen Handlungen offenbarte die Begnadigung
der tschechischen Hochverräter bat . die Staats-
gesinnung Hier offenen und geheimen Anhänger
nicht beeinflußt, vielmehr ihre Begehrlichkeit bis
zur Gefahr für das Staatswohl gesteigert. Auch
den Polen gegenüber versagte isdes Entgegenkom-
men. weiss diese sich nicht nur für den bewegenden
Kern des österreichischen Staatswesens halten,
sondern auch für so überlegen kluge Politiker, daß
jeder Ministerpräsident nach ihrer Auffassung bes-
ser täte, sich einfach dem Pvlenkluh zu unterwer-
fen. Gewiß hat Seidler sich Muhe gegeben, den
schweren und überladenen Staatskarrsn in Gang
Ml bingen. Und es mag ihm eine bittere Er-
kenntnis gewesen sein, daß kein« Partei so rechtes
Vertrauen zu ihm faßte.
Much di« Deutschen nicht. Sie haben ihm aller-
dings in der letzten Zeit die Gefolgschaft nicht
versagt. Das war ein Akt der Staatsaesinnung.
die «r selbst mit einem Ministerpräsidenten ver-
suchen wollte, der bereit war, dis Donaumonarchie
über sich selbst hinauszuführen. Aber Dr. von
Seidler war und ist nicht aus dem Holze, aus dem
Staatsmänner geschnitzt werden. Er hatte das
Bekenntnis zum Staatswohle der Deutschen kaum
abgelegt, als er auch schon vor der Erklärung der
Polen zurückwich, daß nun seine Person der „/Stein
seines Anstoßes" sei. Vielleicht hat ihn auch die
Rede des Grafen Lzernin darüber aufgeklärt, daß

Neues aus aller Welt
* Eine Familie als Universität. Aus Stock-
holm wird geschrieben: Eine wohl einzig daste-
hende Festschrift ist dem früheren Direktor der
Stockholmer Landwirtschaftsakademie C. A. For-
sell. gewidmet worden, der dieser Tage seinen
siebzigsten Geburtstag feierte. Dio Festschrift be-
steht aus sieben wissenschaftlichen Abhandlungen,
die von den sechs Söhnen des Jubilars
abgefaßt worden sind. Der älteste Sohn, Professor
der Radiologie an der Stockholmer medizinischen
Fakultät. Gösta Forsell, ist mit zwei Aufsätzen
Aber Röntgendiagnostik, bezw. Radiumbehandlung
hei Krebserkrankungen vertreten. Der zweite Sohn,
Ingenieur Dr. Jacob Forsell. liefert eine Unter-
suchung über elektrische Widerstandsöfen Wr hoho
Temperaturen. Der dritte der Söhne, Professor
an der Stockholmer Technischen Hochschule, Carl
Forsell. behandelt eine Frage der angewandten
Mathematik. Der vierte der gelehrten Brüder,
Dozent an der Stockholmer Tierarzneischuls, Dr.
Gerhard Forsell. berichtet über Lungenopevatio-
nen am Pferde. Der fünfte Sohn. Dr. Arne For-
sell. veröffentlicht eine historische Studie über schwe-
dische Ministerialresormen seit 1812, während der
Jüngste, Magister Nils Forsell. mit einer staats-
wissenschaftlichen Arbeit über di« konstitutionellen
Ideen in Schweden vertreten ist. Dis gelehrten
sechs Brüder widmen ihre Festschrift dem väter-
lichen Hause als ..einer Universität im
Kleinen, bei der der Vater der sviritus rectov
gewesen ist."
* Die Fremden und der Kuhstall. Wenn ehedem
Städter auf dem Lande am Stall und an der damit
in Verbindung stechenden landwirtschaftlichem
Kraftquelle, dem Düngerhaufen, vorübergingen,
dann verzogen sie wohl das Gesicht, hielten die
Nase zu, und die gebildete Städterin ließ ein
„Pfui" hören. Die Zeiten ändern sich. Im Jah-
resberichte des Verkehrs- und Sportvereins Par-
tenkirchen heißt es: „Eine nicht beneidenswerte
Aufgabe hatte das Wohnungsbüro in der Erledi-
gung zahlreicher Anfragen über die Berpflsgunss-
möglichkeiten. Die in früheren Jahren von den

der innere und äußer« Kurs der Politik nicht durch
Redensarten Zu bestimmen find. Es bedarf schon
Taten, nachdem e§ führenden Politikern der Tsche-
chen und Polen gefallen hat, mit der Drohung
des Abfalls von; österreichischen Staatsgedanken
Schindluder zu treiben. Immerhin bleibt es eine
ech! österreichische Lösung, daß der scheidende Mi-
nisterpräsident den deutschen Staatsgedanken be-
tonte daß aber sein Nachfolger gehalten sein wird,
zur Stütze des österreichischen Staates wieder An-
leihen bei allen parlamentarischen Gruppen und
Grüppchen zu machen. Der Krieg soll die Lösung
des Nationalitätenstreites nicht bringen. Wo un-
sinnig dieser im Grunde ist. gebt unter anderem
daraus hervor, daß Tschechen und Slowaken, ja
selbst die Polen in Galizien gar nicht in der Lage
wären, so etwas wie einen lebensfähigen Staat
zu bilden. Dazu gehört mehr, als der in der
Siedehitze des Krieges aufgeslühte Nationalis-
mus, sowie das Gaukelspiel der Melverbands-
slvatsmllnner in Paris. Rom und London.
Hussareks Programm
-Wien/ 24. Juli. Die Blätter berichten über die
gestrigen Verhandlungen Hussawks mit den Par-
teivertretern, die insolge der widerstrebenden
Wünsche und Foüderungen der Parteien vorläufig
auf Schwierigkeiten stoßen. Nach den bisherigen
Darlegungen Hussareks gegenüber den Parteifüh-
rern ergebe sich folgendes Programm für sein in
Aussicht genommenes Kabinett: „Unbeding-
tes Festhalten an dem Parlament: das
gegenwärtige Kabinett soll beibehalten und im
Herbst von einem Kabinett mit stark parla-
mentarischem Einschlag ab gelöst wer-
den: ein sechsmonatiges Budgetprovisorium, später
eine Berwaltungs- und Finamreiorm, sowie W er-
fassungsreform von Böhmen,. Gali-
zien und dem Süden des Reiches." Die
Verhandlungen sollen heute fortaesetzt und morgen
zum Abschluß gebracht werden.
Was Czernin will
Wie in unterrichteten parlamentarischen Kersten
verlautet, steht das Wisderhervortreten des Grafen
Cserninim politischen Loben mit seinem Wunsch
im Zusammenhang, eine große deutsche Par-
tei zur Erfassung-der deutschen Elemente im Ab-
geordnetsnhause wie im Herrenhause zu schaffen,
eine Partei, der nach feiner Auffassung im poli-
tischen Leben Oesterreichs die Nolle der Arbeits-
partsi in Ungarn zuzufallen hätte
Der „vorläufige Herrscher über
alle Russen"
Die Central News meldet aus Tokio: General
Horwat hat sich am 10. zum vorläufigen Herr-
scher über alle Russen ausgerufen. Dis Ankündi-
gung enthält die Versicherung, daß ex seine ganze
Aufmerksamkeit auf die Wiederherstellung her Ord-
nung richten und bestrebt sein werde, eine kau-
ft itutionels Regierung wiederherzu-
stellen.
Kriegszustand zwischen Rußland
und England
Helsingfors, 22. Juli. Nach einer hier vorliegen-
den Meldung stellt die Sowjetpresse Moskaus und
St. Petersburgs säst, daß, wenn auch nicht formell,
doch faktisch der Kriegszustand »wischen
Rußland und England eingetreten ist. Durch das
Vorrücken der Gntentetrupven längs der Murman-
bahn wird offenbar beabsichtigt, Archangelsk von
Wolodsa «Muschneidhn. Wie nach hier gemeldet
wird, versuchte die bolschewistische Besatzung in
Kem die Engländer aus der dortigen Gegend zu
vertreiben. Bei dem Erscheinen der englischen
Flott« vor Kem machten die Bolschewisten ihrs 24
Geschütze klar und verboten den Engländern dis
Landung, welche diese damit beantworteten, daß
sie die Schiffskanonew schußbereit machten. Ihr
Befehl ,Hände hoch!" wurde von den Bolschewisten
widerstandslos befolgt. Durch Schüsse der Eng-
WohnungsuchMden wegen des naheliegenden Kuh-
stalls stiefmütterlich behandelten Mahnungen nr
Bauernhäusern waren Heuer vorzugsweise begehrt;
SO Prozent der Wahnungsanfragen erstreckten sich
lediglich auf Wohnungen mit Oekonomie im
Ha u s e." Das läßt tief blicken. Die Empfindlich-
keit des Magens erweist sich also stärker als dis
Einpfindlichkeit der Nase. Jetzt Heißt es: Brtte
recht nahe am Kuhstall.
* Auf dem Weg« zum Einheitsbriefe. Die Ein-
heitspostkarte. deren Abmessungen durch Bestim-
mungen der Reichspost auf SO mal 140 Min. festge-
setzt sind, haben wir längst. Warum aber Haben
wir noch keine Einheitsbriefe, das heißt Brief«, für
deren Umschläge die ReiKsvost ebenfalls be-
stimmte Abmessungen festsetzt? MÜt diesem Ge-
danken beschäftigt sich ein Mitarbeiter des Prome-
theus". Im Jahrs 1909 beförderte die Reichspost
rund vier Milliarden Driefpostsend-ungen, die im
inneren deutschen Verkehr aufgeliefert worden wa-
ren Davon waren nicht weniger als 1880 Millio-
nen. also fast 40 v. H. Postkarten, während di«
Mehrheit der Briefsendunsen den vollkommen un-
geordneten Zustand der Abmessungen aufw-ies. der
beim Ordnen. Steinveln, Verpacken, Versenden,
Äustragen usw. außerordentlich viel Arbeit verur-
sacht. die sich vermeiden ließe. Melleicht setzt sich
unter dem Drucke der Kriegsnot das Bestreben
durch, den Einheitsbvief zu schaffen. Sicher ist. daß
der Post damit gedient wäre; es würde viel Arbeit
erspart werden, und an diesem Gewinne hätten
die Arbeiter am Schreibtische und in den Büros
sicherlich auch einen schätzbaren Anteil.
2 Fund eines vorgeschichtlichen Schiffes in Schwe-
de!». Wie aus Stockholm berichtet wird, ist
jüngst in der Gegend von Höör in der südschwe-
dischen Landschaft Schonen bei Vertiefungsarlheiten
an einem Wasserlaufe ein vorgeschichtliches Schiff
ausgegraben worden. Ein Sachverständiger, der
aus der nahen Universitätsstadt Lund herbeikam,
erklärte vorläufig, das Fahrzeug stamme wahr-
scheinlich aus der Stein- oder Eisenzeit. Das vor-
zeitliche Schiff, das als verhältnis-mMig gut er-
halten beschrieben wird, soll nach Lund gebrächt
und der Altertumssaminlung der Universität ein-
verteibt werden, dis bereits zwei ähnliche Vorzeit-

länder wurden drei Russen getötet. Eine Gruppe
Bolschewisten warf aus offener Straße gegen eng-
lische Offiziere Handgranaten, ohne daß diese ex-
plodierten. Als Vergeltungsmatzregel ließen die
Engländer drei Mitglieder der dortigen Sowjetre-
gierung ohne Prozeß hinrichten. Ueber Kem weht
die englische Flagge.

Taten und Erfolge
Jeder kriegerische Erfolg gehi aus zwei inner-
lich verschiedenen Wurzeln hervor: erstens aus der
Tapferkeit und körperlichen Tüchtigkeit dcs ein-
zelnen, und zweitens aus dem festen Zusammen-
halt des taktischen Körpers. Mo diese beiden Ei-
genschaften nicht gemeinschaftlich vorhanden sind,
ist der kriegerische Erfolg ausgeschlossen, die mili-
tärische Macht wertlos. So sahen wir die persön-
lich tapferen Buren dein geordneten Und geschlos-
senen Söldnerheer der EnglärLsr trotz heldenznü-
tigre Gegenwehr langsam erliegen. Diese beiden
Grundbedingungen kriegerischer Erfolge sind aber
dem Deutschen sozusagen angeboren; schon
die altgemeranischs Hesresverfassung zeigte von
Natur den tapferen und tüchtigen Krieger in dem
eng zusammengefaßten taktischen Körper. Die bei-
den Wurzeln aller kriegerischer Erfolgs zeigten
sich 'bei den Deutschen in natürlicher Vereinigung
— und das Höchste was auch heute der moderne
Soldat kennt, die aufopfernde Kameradschaft, er-
wuchs Ms der natürlichen verwandtschaftlichen
Beziehung.
Diese beiden kriegerischen Eigenschaften der
Deutschen haben sich trotz aller Wandlungen und
Fortschritte der Kriegskunst vis auf den heutigen
Tag im deutschen Heere erhalten; dielen sind im
wesentlichen auch die großen Taten und Erfolg«
im Weltkriege zuzuschreiben. In den denkwürdi-
gen Augusttagen des Jahres 1914 sah sich Deutsch-
land vor Lis große und schwere Aufgabe gestellt,
nach Ost und West gegen überlegene Streitkräfte
zu kämpfen, dazu kam durch die englische Kriegs-
erklärung dis Abschnürung von der gesamten
Weltwirtschaft. Trotzdem nahmen wir den Kampf
mutvoll auf. Unsere Armeen überrannten in
kraftvollem Schwung die belgischen und nordfran-
zösischsn Festungen und trugen ihr« Fahnen sieg-
reich his zur Marn« vor- Von dort rief der über-
legene in Ostpreußen eingsbrochene Nüsse bedeu-
tende Streitkräfte auf das östliche Kriegstheater.
In gewaltigen Schlachten vernichtete Hintzenburg
erst die Armee Samsonow - Lei Taimenberg, schlug
kurze Zeit darnach Rennenkämpf und zwang ihn
sich in den Schutz der Festung Kowno zurückzu-
ziehen. Von diesem Zeitpunkt an ruhte das
Schwergewicht des Krieges im Osten, das kriege-
rische Bild hatte gegen den Anfang völlig gewech-
selt: Im Westen wurde m zäher Defensive der
Doppelfeind aufgehalten, im Osten traten wir in
die strategische Offensive, bis deren Ziel, die Ver-
nichtung der Ostseinde: Russen, Rumänen. Serben
und Montenegriner, erreicht war.
Durch unvergängliche Ruhmestaten und Er-
folge ward die Gefahr im Osten beschworen; der
Zweifrontenkrieg, der nach dem Kriegsplan der
Entente uns vernichten sollte, durch die über-
legene Führung und die Tüchtigkeit des deutschen
Heeres außer Wirkung gesetzt. Das italienische
Zwischenspiel im Herbst des Jahres 1917 bewies
die Schlagkraft des deutschen Kriegers und seines
Verbündeten in einem Erfolgs, wie ihn dis Welt-
geschichte bis dahin noch nicht gesehen hatte:
LOO 000 Gefangene und mehr als 3000 Geschütze
waren der ungeheuere Siegesprsrs dieser stürmi-
schen Offensive, dis bis zur Piave hinwirkte.
Ungebrochen trotz eines über dreieinhalbjäh-
rigen gigantischen Ringens gegen dis halbe Welt,
trotz einer teuflichen Abschnürung von aller Zu-
führ, traten dis deutschen Heere siegesmutig und
siegesgowiß in den großen AuskaMpf gegen Eng-
länder und Franzosen im Westen. Das stürmische
Vorwärtsdringen in den letzten Märztagen dieses
Jahres zwischen Arras und La Fers, der siegreiche
Vorstoß nördlich des La-Vassee-Kanals, die Um-
fassung von Armentieres von Norden und Süden
her, dts den Fall der Stadt und die Wäffenstrek-
kung der Besatzung zur Folge hatte, dis Erobe-
rung des Kemwekberges am 26. Avril 1918 und
darauf der glänzende Angriff gegen den Damen-
liche Schiffe — beide aus Smoland — besitzt.
Welche Bedeutung dem Funde »uEommt. welcher
Zeit er angehört usw., darüber wird erst die ge-
nauere Untersuchung Auskunft gehen können.
- * Gegen die „Nassauer". Nach einer Meldung
der Direktion' der Großen Berliner Stra-
ßen-ahn g es el ls ch ast haben infolge der
Uoberfüllung der Wagen die Fahrgeldhinterziehun-
gen derart zu-genommen, daß Abhilfe geschaffen
werden muß. Infolgedessen wird mit Genehmigung
der Aufsichtsbehörde vorn 1. August ab von solchen
zahlungspflichtigen Fahrgästen, die sich auf die
Frage des Schaffners nicht melden, unbeschädigt
der Strafverfolgung sofort eine Geldstrafe von
1 Mark gegen Quittung zu entrichten sein.
* Lichtlose Nächte. Der Matin berichtet aus
N ew y ork daß die Regierung für eine unbc-
stimmte Zeitdauer vom 25. Juli ab für die Staa-
ten New England. New Jersey. Newyork, Pennsyl-
vanien, Delaware und Maryland sowie für den
Distrikt Columbia vier lichtlose Nächte und
für die übrigen Staaten zwei lichtlose Nächte in
der Woche angeordnet habe.
Die Schaffung einer ukrainischen Armee. Durch
einen Erlaß des Hetmans wird befehlen, auf
Grund der allgemeinen Wehrpflicht zunächst 5000
Rekruten für die in Kiew in Bildung begriffene
Division aus der Zahl der im Jahre 1896 gebore-
nen auszuheben. Freiwillige im Alter von 19
bis 28 Jahren, dürfen zugslassen werden. Die
Dienstzeit der Infanterie und Artillerie beträgt
zwei Jahre, sonst drei Jabre. Die Aushebung hr»
am 31. Juli zu erfolgen.

Kunst und Wissenschaft
s Entdeckung eines Friihwcrckes des G:r tgen
van Haarlem. In der Kaiserlichen Gemäldegale-
rie in Wien ist gegenwärtig als Leihgabe des
Stiftes St. Florian in Oberösterreich eine altnis-
derländstche Kreuzigung Christi ausgestellt. Das
kunstseschrchtlich recht wichtige Gemälde wurde, wie
die .^Kunst-Chronik" mitteilt, von Dr. Ludwig
v. Valdaß in der Stiftsgalerie von St. Florian ent-
deckt und als Frühwerk des Geertgen van Haarlem

weg, der unsere Armeen his zur Marn? führte
die Operation der Armee von Hutter beiderseits
des Maß-Baches, das alles sind kriegerische Grs!?
taten, wie sie kein Heer ^der Welt, solange es eint
Kriegsgeschichte gibt, aufzuweisen hat.
lind die Erfolge entsprechen der Größe der T«-
ten. Der deutsche- Sieg hat den russischen Völ-
kern die Möglichkeit zu völkischer Freiheit und Be-
tätigung wiedergegeben. Deutsche, Litauer, Pole«
L<nd Finen sind von drückender Fremdherrschaft be-
freit. Unter den Verbündeten Deutschlands ist
neues Leben erwacht. Die Türkei ist in der Lage,
sich gegen die gierigen Rauhgrifse Englands L«
wehren, den tapferen Bulgaren ist ihr Recht ge-
worden. das Reich des gewaltigen BulgarenzareN
Schvmeun I. will sich sieghaft erneuern, das Mo-
mentum besinnt sich auf sein Recht, auf Eigenart
und Sprache. Hinter den siegreichen deutsche«
Heeren schreitet eins hochwertige Kultur,
Pflanzstätten edler Wissenschaft und Kunst wach-
sen aus den Trümmern. die der Krieg geschaffen,
— dies allein schon ein unabweisbares Zeichen,
daß. die deutschen Heere für den Frieden kämpfen-

Zur Ernennung Helfferichs
sei noch mitgeteilt, daß Herr Helfferich. der bekannt-
lich bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst
dazu auserschen war, die wirtschaftlichen Grund-
lagen für die verschiedenen Friedensschlüsse vorzug-
bereiten, sich selbst für den Posten Les deutsche«
Botschafters in Moskau vorgeschlaaen! hat-
Helfferichs Arbeitsfähigkeiten sind, man mag sonst
zu ihm stehen wie man will, anerkanntermaßen
sehr groß und ausgezeichnet. Wenn er daher selber
den Wunsch geäußert hat, nach Moskau zu gehcitz.
so kann man als gewiß annehmen. daß er selber
den Glauben hat, sich erfolgreich durchsetzen s«
können.
HelsseriH ist 1872 in der Pfalz als Sohn eines
Fabrikbesitzers gebore-n, 1906 wurde er Direktor
der anatolischen Bahnen. 1908 Direktor der Deut-
schen Bank. 1918 wurde er zum Leiter des Reichs-
schatzamtes und 1916 zum Staatssekretär des In-
nern und Vizekanzler ernannt, welches Amt ei
dann im Winter 1917 niedergelegt hat.
Die Gefahren der Königsrnacherei
werden uns in einem Berliner Brief wie
folgt geschildert:
Die Nachricht, daß der Herzog von Urach
die litauische Krone angenommen habe, ist amt-
lich dementiert morden. Es braucht heute darüber
nicht mehr weiter diskutiert zu werden, ob der aus
dein litauischen Landesrat aussefchiedene Staats-
rat überhaupt das Recht hatte, ohne Vereinbar-
ung mit der deutschen Rsichsresierung die Kron--'
Litauens zu vergeben. Viel interessanter wäre es
aber zu erfahren, wieso die maßgebende
Stelle, also das Reichsamt des Innern, nicht
rechtzeitig von diesem Vorhaben des li-
tauischen Staatsrates erfahren hat und so d->
peinliche Lage, in dis sich nach der offiziösen Aus-
lassung der Herzog von Urach durch die Anbietung
der Krone versetzt gesehen haben soll, verhindern
konnte. Es ist ia gerade nicht als besonders ange-
nehm zu bezeichnen, sich als Mindow« II. amtlick
dementiert und womöglich alsbald durch einen an-
deren Kandidaten ersetzt zu sehen. Jedenfalls kann
aus der von amtlicher Seite erfolgten Behandlung
der ganzen Angelegenheit der Schluß gezogen wer-
den, daß die Personalunion zwischen Sachsen und
Litauen noch immer auf dem Programm steht
wenn auch nicht behauptet werden kann, daß sie
ein Programm bedeutet. Denn gerade im Oste«
hat dis »K önig s ma ch er e i" nachgerade
einen bedenklichen Umfang angenem-s
men. und in dem Bestreben, dort ein ThrönckM
zu erhalten, werden leider nur zu oft die großes
Linien vergessen, die die Ostpolitik fordert und-d^
allein ein brauchbares Verhältnis kür die Zukunft
zwischen Deutschland und Rußland schaffen könnem
Nicht darum handelt -es sich augenblicklich, was
mit den Randstaatsn geschieht, sondern darum, vM
in Rußland die innerpolitischen Verhältnisse wie-
der so geregelt werden, daß nicht dis „Ostgescchr
trotz aller Friedensschlüsse immer weiter besteht,
und die Bedrohung von dort uns dis Hände bin-
det in Augenblicken, wo wir Tatsachen in dis
erkannt. Die Gründe die ibn zur Annahme der
Urheberschaft dieses Niederländers geführt haben,
wird er demnächst in einem größeren Aufsätze ver-
öffentlichen, der im Jahrbuch der Wiener kunst-
historischen Sammlungen erscheinen wird.
* Versteigerung seltener Handschriften. Bei Os-
wald Weigel. Leipzig, findet am 1. August eins,
Versteigerung von Autogravben statt, darunter 88
eigeuhändigs Briefe von Charles Darwin über
seine Werke die aus dem Besitz des bekannten
Davwün-Uebersstzers Prof. Dr. Viktor Caras stam-
men; ferner 'werden Briefe bedeutender Natur-
wissenschaftlicher. wie Anton Dohr ns. des BÄ
gründers der zoologischen Station in Neapel, un?
Ernst Haeckels versteigert.

Humor vom Tage
* Kriegshnmor. Der Scpvel konrmt auf Urlai^
nab Haus. Der Vater fragt ihn: „Na Sevvl, wa»
habt's denn alleweil g'macht beim Militär?"
Was mer alleweil g'macht hab'n?" antwortet ds
Sevvl mit geistreicher Miene. .G'waMot b'^'n «»
alleweil und tummelt häb'n m'r uns alleweil-"
Ein guter Junge: Taut« Euphrosine lc-um lum-
jährigen Hänschens: „Und was willst du denn
ter einmal werden, mein Kleiner?" — „Nä, wen«
möglich: g. v. Heimat". (Jugend.)
* Doppelter Irrtum. Ich habe ein scha. dEM
tes Mysiognomien-GeLöchtnis; aber manchem a«->
dern gehts auch nicht besser. Also gestern sehe M
die Charlottenstraße lang und! bemerke drüLs„
einen Herrn, der mix so bekannt vorkommt. Jy
doch mein Freund, der Dr. Spies, denke ich/ A
ziehe sehr freundlich meinen Hut. —- er auch. I»
gehe quer über den Damm, um ihm die Hand G
schütteln, — er kommt mir schon entgegen. No»
einen Schritt sind wir von einander entfernt.
wird mix klar: das ist ja gar nicht der Dr. Sv'.e^
Und in derselben Sekunde merkt auch der ander
plötzlich, daß ichs gar nicht war!
* In der NeichsbekleidungssKlle. „Was KrinS"
Sie denn da?" — „Meinen vorjährigen Anzug." "7
„In der Tüte?" — „Jawohl; eigentlich sinds
lerdings nur dis Hornknöpfe, alles übrige hMk«
die Motten awsgezehrt." (Lust. Blätter.)

Nr. 171

* Hreußi
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