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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nu 206

Seite 2

Heidelberger Zeitung

Mittwoch, den 4. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 206-,

Lene Uebersnihl des Gegners ausgleichrn Wollen;
wir Wissen ja, daß wir bei diesem langsamen
Uaumgeben nichts verlieren, die Gegner nrchts se-
tzoinnen __
Der Kronprinz über Krieg
und Kriegslage
Das Mittagsblatt des Neuen Wiener
Journals veröffentlicht eine Unterredung des
Berliner Berichterstatters Dr. Fiedegg mit dem
deutschen Kronprinzen über den Krieg und die
Kinagstase Es hecht darin u. a.: .
Im Laufe der Unterredung sagte mir der
Kronprinz, datz er in England viel« Freunde
hätte. Nach seiner Ueberzeugung hatte England
in den Krieg eingegriffen, auch wenn
wir nicht durch Belgien geistigen wären.
Als ich am zweiten Mobilmachungstage, also
am 3. August 1914. Berlin verlief?, erwartete ich
die Kriegserklärung Englands für die allernäch-
sten Tage. Englische Großkaufloute fasten mir
ungeniert im tiefsten Frieden, das? der Krieg
mit uns unvermeidlich .sei. Ich meine
aber, das; es zu den von den Engländern in die
Welt geschrienen moralischen Grundsätzen wenig
patzt, wenn man aus wirtschaftlichen Gründen
die ganze Welt in einen Krieg gegen Völker
treibt, die nichts weiter verschuldet haben, als
das? sie fleißiger und altspruchloser -waren als an-
dere Völker.
Dieser Krieg ist und war in meinen Augen
nichts anderes, als ein Verteidigungskrieg. Ich
habe den Krieg niemals für ein leichtes Manöver
sehalten und war niemals der Ansicht, daß wir
die Feinde zerschmettern würden.. Ich halte
es auch nicht für möglich und wünschens-
wert, das? die Feinde vernichtet werden,
weil auf dieser Welt Platz genug für alle Natio-
nen ist. Es mutz allerdings auch Platz für
Deutschland und seine Verbündeten
sein.
Wenn unsere Gegner behaupten, ich wär« ein
Kriegshetzer, so ist das wahrscheinlich eine
bewußte Lüge. Jedenfalls ist es objek-
tiv unwahr. Ich hin allerdings immer M
eine starke Rüstung eingetreten, weil ich erkannt
habe, daß wir uns eines Tages gegen die ganze
Welt zu verteidigen haben würden. -
Nachdem England in den Krieg eingetreten isst,
zweifelte ich nicht, datz der Krieg schwer sein und
lange dauern wird.Im übrigen ist unsere gegen-
wärtige Lage sicher. Mir sind mehr als
einmal im Laufe des Krieges im schwereren
Lagen gewesen als jetzt. Ich Habs den Krieg
von Anfang an als «inen Verteidigungskrieg
amfgofaßt.
Damit will ich aber keineswegs sagen, daß
wir nicht gelegentlich angreifen sol-
len, wo wir können und «war nach Lam Grund-
satz. datz die beste Parade meist -der Hieb ist.
Deutschland und die Verbündeten müssen
Krieg solange führen, bis die Gegner -einseb-ri,
datz wir nickt umzubringen sinh und datz es für
sie kein Geschäft ist. den Krieg fortzusetzen.
Mann die Gegner zu dieser Erkenntnis kommen,
ist nickt abPissehen. Einnlal aber wird wohl die
Erleuchtung kommen.
Unsere ernstesten Gegner sind rein mili-
tärisch d'e Franzosen. Sie sind sehr gut ge-
führt. Marschall I off re war ein Genie. Auch
Fach fft ein bedeutender Führer.
Die Engländer sind zäh« und gut«
Soldaten. Ihre höhere Führung hat jedoch
versagt. Die Amerikaner habe ich nie für
«ins auantite negligeable gehalten. Ihre Anwe-
senheit auf dem westlichen KMegFchaiuplatz ist
Nedtlich fühlbar aber umbringen kön-
nen sie «ns nicht, und wenn noch so viele
kidnen.
Amerikas Rüstungen
Zugleich mit der NnterzeichiMng des neuen
Hceresgetsetzes hat Präsident Wilson eine
Proklamation erlassen, in der als Tas der
Einschreibung der nach dem neuen Gesetz dienst-
pflichtigen Männer der 12. September be-
zeichnet wird. Voraussichtlich werden 13
Millionen Männer in die Liften eingetra-
gen werden^ davon kam inen 2,3 Millionen in die
l, 1 l..
Im Kreuznacher
Hauptquartier
Nach Koblenz, Luxemburg, Charleville und Pletz
hat bekanntlich das Radium-Solbad Kreuz-
nach länger als ein Jahr hindurch das Kaiser-
liche Hauptquartier beherbergt. Wiedas
kam und wie es u. a. Hindenburg den 70. Geburts-
tag verschönte, das erzählte der Bürgermeister Dr.
Koernicko von Kreuznach dieser^ Tage sehr
hübsch und anschaulich gelegentlich eines Vaterlän-
dischen Abends zum Besten der Kolonial-Krieger-
spende im Kreuznacher evangelischen Gemeinde-
baus.
..An einem Januaraben-d 1917 kam plötzlich ein
General in das Amts«immer dos Bürgermeisters
und teilte ihm mit. daß in 4 Wochen das Große
^Hauptquartier nach Kreuznach verlegt werde, ob
das nun dem verblüfften Bürgermeister recht sei
oder nicht, es sei beschlossene Sache. Alsbald hob
eine fieberhafte Arbeit in der Stadt an. die win-
terlchlafenden großen Kurhotels öffneten ihre Fen-
sterläden und ein ganzes Heer feldgrauer Hand-
werker und Arbeiter hielt seinen Einzug. Tag
und Nacht wurde gehämmert. Hunderte von Tel'e-
graphendrähten wanden sich bald kreuz und quer
durch die Straßen. Echildorhäu-schen und Wacht-
posten wurden an allen Enden der Stadt aufge-
vilanzt und an einem frostigen Fabvu-armorsen
standen Landrat und Bürgermeister auf dem
Bahnsteig, um Hindenburg und Luden-
dorff zu empfangen, die mit dem EeneraUtab
und seinem großen Tiroß in mehreren Extvasüssm
aus Pleß eintrafen. Wie ein Märchen kam es der
Bürgerschaft vor, daß in unserem lieben alten
Kreuznach auf einmal das Hem der Weltgeschichte
schlug, daß wir in unserer Mitte den -Mann hat-
ten. der unserem Vaterland in Ker Stunde seiner
größten Not und Bedrängnis als Retter erstanden
war...
Die ganze Liebe umd Verehrung, die das deutsche
Volk seinem Hindenburg zollt, durfte Kreuznachs
Bürgerschaft dem Helden bei der Feier seines 70.
Geburtstages zum Ausdruck bringen . Als erster

erste Klasse. Dis Klaffe umfaßt alle diejenigen,
bis gegenwärtig keine kriegswichtige Beschäftigung
ausüben. Auch für Alaska. Havanna und Porto-
rico werden EinschreMbüros eröffnet. Wilson
weist darauf hin, datz die Einberufung der Mann-
schasten nicht im Widerspruch stehe mit der Ver-
täuung. denn alle kriesstauglichsn Männer Mi-
schen 18 und 48 Jahren sind verpflichtet, nach
der alrsn Verfassung, das Vaterland zu verteidi-
gen. Die Bestimmung der Verfassung wird jetzt
Mn erstennmle in Anwendung gebracht.
Aufgrund des neuen Wehvsesetzes werden ferner
zu Ende September 5.0 0 0 00 lseu« Einberu-
fungsbefehle ausgegehsn werden. Die Ein-
berufenen sollen in der Industrie und den für den
Heeresbedarf arbeitenden Werkstätten arbeiten,
nm weitere Kategorien von Industriearbeitern
einzuziehen
Wie die Amerikaner m Mankretch
Hausen
In „Nswyork Times" vom 4. IM finden wir
folgenden Kabslbericht dos Kriegskorrespon-denten
Cameron Mackenzie, datiert voni 3. Juli:
..Heute morgen begab ich mich nach Vaur. Der
Zweck meiner Fahrt war. mich durch A»x erschein
von der Wirkung des ersten artille-
ristischen Stückchens su überzeugen, das dis
amerikanische Armee m Äiessmn Kriege geleistet
hat. MW ich bei meiner Ankunft sah, stellt eins
schreckliche Warnung für dis Hunnen dar. Genau
zwölf Stunden, bevor «sere Infanterie angriff,
waren die amerUanischen Kanonen mit ihren ame-
rikanischen Granat e-n und ihren mEll-ießllch
amerikanischen Bedienungsmannschaften und Ge-
schützführern «i-fgefab-vn. Als sie auMhren, nmr
Vnur noch vollkommen unversehrt scömpletely
intactj. Es war noch eine richtige Stadt, war
noch eine Wohnstätte der Menschen, und jedes
Haus batte noch seine vier gesunden Wände. Fast
jedes Haus in Mur war aus Stein gebaut. Auf
diesen festen Watz hämmerte nun dis amerika-
nisch- Artillerie am Montag zwöff Munden lang.
Und heute N Vaur ein völliges Ruinenfeld, nur
noch ein Haufen zertrümmerter Steins. Kein Ge-
bäude siebt mehr. Die Stadtmitte, auf die sich das
amsvikanissch« -Feuer zumeist richtete. M zur
Fläche gestampft. Der Weg nach Chateau-
Thierry. der durch das Herz der StMst läuft, ist
mit Hügeln geumltMer Steintrümmer sugedeckt.
Aber, um einen Vergleich gewinnen zu können,
seht «ich die Bilder der Städte Ypern. -Arras und
Bapcsume an. wie fie fick in der Mitte dos ver-
gangenen Winters dem Beschauer boten. Kein
einziger Kdser Orte ist von den Deutschen so völ-
lig zerschlagen worden lrevueed to tbe completely
debilitated conditionj wie jetzt Vaur von uns.
Die amerikanische Artillerie hat die Fähigkeit be-
wiesen. in sehr kurzer Zeit ein wahres
Meisterstück der Zerstörung sa veritaible
mästorviece of demolitions ztr vollbringen."
Ein mindestens ebensolches Meisterstück ist die
Gemütsrobeit. mit der dis Amerikaner sich hier
der «gelungenen Zerstörung einer rum Gebiet des
Verbündeten gehörenden Stadt rühmen. Auch
diese Leistung der Amerikaner dürfte unerreicht
dastehen.
Ein neuer Enlente-Aebergriff gegsn
den neutralen Frachtraum
tut sich in einem Erlaß des französischen
Blockade-, Marine- und Auslandsministers kund,
nach dem jedes neutral« Fahrzeug, Las zu seinem
Schutz gegen U-Wootangrisf von Deutschland einen
Geleitbrief ausgestellt bekommt, als ..im In-
teresse eines feindlichen Staates fah-
rend" angesehen werden und samt Ladung dem
Kaperrecht unterliegen soll. Frankreich sund in
diesem §Älle dürfte Frankreich nun der erste Bota
der gesamten Entente sein) will damit jedeScho-
nung neutralen Schiffsverkehrs
durch deutsche U-Boote vereiteln. Das Ziel
selbst ist eindeutig es geht gegen dis Möglich-
keit einer Verständigung mit Spanien.
Die Verhandlungsbereitschaft eines neutralen
Staates mit dem Deutschen Reich zur teilweisen
Milderung der U-BootkrisMhrung soll von vorn-
herein zwecklos gemacht werden. Ein Zugeständ-

erschien morsens der Kaiser hei Hindenburg zur
Gratulation. Dann begrüßten Schulkinder und
Bevölkerung den Feldmarschall auf keinem Weg
zum Eeneralstabsgebäude im Oranienhof. in des-
sen großem Park Hunderte von Abordnungen der
Vereins Aufstellung Genommen hatten. Mit be-
sonderer Herzlichkeit begrüßte Hindenburg die Ve-
teranen von 1870-71, denen er erzählte, daß er
als junger Leutnant damals sein erstes Kriegs-
quartier nahe Kreuznach in dem kleinen hessisschen
Ort Dromersheim Hatte, wo er im Pfarrhaus
wohnte. Lange verweilte Hindenburg im Gespräch
mit einem Llindgsschossenen Soldaten des Welt-
krieges. Mittags durste der Bürgermeister zusam-
men mit der Gattin des EeneralselÄmMchalls
speisen. Sie hatte dämm gebeten, bei der Gratu-
lation des Kaisers mit dabei sein su dürfen, aber
Hindenburg wies sie darauf hin. daß für Mn das-
selbe Gesetz gelte wie für alle Angehörigen des
Hauptquartiers: Frauen dürfen nickt zu gelassen
werden! Erschien doch auch die Kaiserin nur zwei-
mal su ganz kurzem Ärfenkhalt in Kreuznach, um
nachMshen. wie ihr Gemahl hier untergebracht
war. So konnte Fran v. Hindenburg nur von
einer dem Haus des Genevalfeldmarschalls gegen-
Lberliegendsn Villa aus als Zaungast den Ehrun-
gen zusehen. die ihrem Mann an dem schönsten Tag
seines Lebens dargebvacht wurden. Am Geburts-
tag verlebte Hindenburg sine Stunde des Nach-
mittags ganz im Kreise feiner Familie im Hausse
des Landvats v. Nasse, abends waren LiaNdrat
und Mrisermeistsr stn kleinen Kreise seine Gäste.
Es sing diesmal etwas reichlicher her als sonst,
denn ganz Deutschland hatte gewetteifert, seinem
verehrten Feldmarsschall allerlei seltene Leckerbissen
auf den GsburtstEsEck «u legen. An die kleine
Abendmahlzeit schloß sich später im Eeneralstabs-
gebäude eine größere gesellige Zusammenkunft, an
dex auch der Paissr teilnahm. Plötzlich gegen 10
Ubr 30 tritt der Flügeladiutant an S. Majestät
heran und erstattet leise eine Meldung, die der
Kaiser lachend weitergibt: Feindliche Flie-
ger! Alsbald wurde alles dunkel im Saal, und
braviken setzte der Donner der Abwehrgeschütze ein,
dem Tag einen grandiosen Abschluß o»Nend " W. z.f

nis an Neutral« soll uns nicht gestattet sein. Die
Formulierung „als im Interesse eines feind-
lichen Staates fahrend" ist schon dadurch in ihrer
gleisnerischen Masks erkenntlich, als wir augen-
blicklich nickt wüßten, worin dieses ..Interesse"
eigentlich bestehen sollte. Stillschweigend ist in
dem französischen Erlab eben die Forderung auf-
gestellt. daß der neutrale Tonnenraum auf alle
Fälle und jsderseit den Interessen der Entente
zur Verfügung stehen muß. Die absolute Neutra-
lität wird diesem Tonnenvaum nicht sugebilligt.
Anderseits wird der moralische Druck auf d e
Neutralen verstärkt: sie sollen in jeder Verhaud--
lungsÄetätigung mit den Mittelmächten, sie möge
noch so Mr im neutralen Interesse auch ohne
unmittelbare oder mittelbare Schädigung der En-
tentekriogführung liegen, behindert werden: es
soll ein Verbot gegen derartige Verhandlungen de
facto statuiert werden. Das heißt: die Neutrali-
tät der nichtkrresMronden Länder soll etwas nä-
her an den Rand des Krieges gedrängt werden.
Neuer Sturmlauf gegen die
VoWermsten
Bei dem Mordanschlag gegen Lenin
und Lei der Ermordung des Volkskommissars
Uritzky Hat es sich offenbar um das Signal
zu einem neuen Generalangriff gegen die
Maximalisten gehandelt.
Der Ausschlag gegen Lenin ist, wie die Prawda
darlegt, der Hauptprogrammpunkt eines großen
gegenrevolutionären Komplottes.gewesen, das sich
über ganz Rußland ausbreitete und dessen Aus-
brüche m Petersburg und Moskau erst kürzlich zu
gelegentlichen Erörterungen und scharfen Gegen-
maßnahmen der Maximalisten führten. Der Or-
ganisator des Kampfes mit der Gegenrevolution.
Volkskommissar Brujewitsch. hat fostgestellt, datz
sich oas Zentrum der Verschwörung in Nischni-
nowgorod befindet. Das zweite Hauptlager
der Gegenrevolution ist Kasan. In Nischninow-
gorod wurden die gegenrevolutionären Truppen
konzentriert und die weißen Garden ausgebildet.
Sobald von Moskau aus das Signa! erfolgt war.
nämlich die geplante Ermordung Lenins, sollte
die Gegenrevolution mit militärischen Operatio-
nen beginnen.
Ein Odessaer Blatt meldet, daß sich alle Geg-
ner der Maximalisten Msammengsschlossen und in
Tomsk einen Zentralaussschuß zur Bekäm-
pfung der Maximalisten eingesetzt haben. Es ist
fsstgestellt. daß französische Generäle in
Petersburg die Bewegung gegen die Maximalisten
unterstützen, und daß die noch im Lande
weilenden Vertreter der französischen Militär-
konvention, sowie englische Diplomaten
als Leiter der Gegenrevolution fungie-
ren. Kauptorganisatoren der Anschläge in Mos-
kau sind Kawinkow, Fürst Kravotkin und In-
genieur Jlinski. Es ist ferner festgestellt, daß
der ehemalige Rsichsdumvpräsidont Gutschkow
den Ereignissen nicht fern stzsht.
Ein Manifest der Maximalisten gibt bekannt,
datz die gesamte gegenrevolutioäre Bewegung
von der Entente inspiriert ist. die sich
dabei russischer Truppen nur als Erekutivorgane
bedient. Die Führer der Maximalisten versichern,
daß die endgültige Abrechnung mit den
Alliierten nicht mehr zu vermeiden lei
umd voraussichtlich auch Wer Sein oder Nichtsein
der Maximalisten als herrschende Partei entschei-
den werde. Lenin sei bisher derjenige gewesen,
der bewaffneten Zusammenstößen mit der Ent-
tent« am heftigsten widersprach^ Dies Hindernis
werde nun wohl wegfallen.
Wie man sieht, ist der Maximalismus in
Rußland neuerdings von allen Seiten her
wieder überaus schwer bedroht.

* Der Chef des Mdmiralstabs hat neuerdings
erweiterte Befugnisse in Bezrg auf dis
Seekriegführung erhalten. Ms Verbin-
dungsweg zwischen der Obersten Heeresleitung und
dem Chef des Wdmiralstabes wurde im Großen
Hauptquartier in diesem Sinne eine neue Organi-
sation geschaffen: Der Stab für die See-
kriegführung. Chef dieses Stabes ist Kapi-
tän z. S. v. Levetzow, der breiten Oeffentlich-
keit vom Oesel-Unternehmen her bekannt.
Die Zentrale des deutschen
Schleichhandels
zu sein, dieses Ruhms erfreut sich das freundliche
Kleve. Von einem, der die dortigen Verhält-
nisse sehr genau kennt, dem LandgarichtcLiirektor
Schulze in Kleve, werden in der Dcu.schen
Stvafrechtsseitzung igantz amüsante Einzelheiten
wiederssseben, dis allerdings des ernsten Hinter-
grundes mcht entbehren. Der Verfasser schreibt u. a.:
Der Ort ist linfolge der Nähe der holländii.chen
Grenzet wie geschaffen zum erlaubten, noch mehr
aber zum unerlaubten Handel mit dem Nachbar-
land. Dieser Vorzug konnte nicht lange verborgen
bleiben. Kaum Lmß die ersten Ernährnugsschwie-
rigkeiten sich fühlbar inachten. setzte auch schon der
Schmuggel ein. Zunächst Lurch Einheimische, Kind
und Greis. Mann und Frau, hoch und niedrig,
Soldat und Beamter, alles und jeder schmuggelte.
Bald gesellten sich zu ihnen aus Dem benachbarten
Industriegebiet gewaltige Airbeiterscharsn. Dis
Behörden betrachteten das Treiben zunächst mit
einem Gewissen Wohlwollen, jedenfalls nickt mit
Unwillen: glaubte man doch, mit den — wenn
auch auf Schleichwegen eingeführte — Waren die
knappen Inlandsvo-rräts vermehren und das Durch-
halten erleichtern zu können. Die Bewegung nahm
aber nach nicht langer Zeit einen erschreckenden
Umfang an. daß sie zu Gegenmaßnahmen geradezu
herausforderte. Es wurde eine Sperrzone an der
Creme geschafften, die Zureisse erschwert die Grenz-
wache verstärkt und eine bessondere Ueberwachung
der Bahnhöfe angeordnet. Aber die Geister, die
man risf oder wenigstens geduldet hatte, wurde
man so leicht nicht wieder los. Not kennt kein
Gebot, Md der Schmuggel ist ein glänzendes Ge-
schäft. Rtessngewinne sind dabei, fast möchte man
sagen, Wer Nacht gemacht worden. Gams Ver-
mögen sind datdur chverdient und zum Teil schon
wieder vertan. Im vergangenen Jahre sind einem
Taglöhner rund 50 ooo Mark, die er mit sei-
ner Familie im Laufe zweier Jahre durch
Schmuggel erworben hatte, aus seinem Schlaf-
-immer gestohlen worden. In einem Nv-k,

Unsere U-Boots-Erfolge
Von Vizeadmiral z D. Kirchhoff
Wie in asten menschlichen Dingen, so fft auH
in unserem Unterseeboots - HcnwSlskrieg
Auf- und Absteigen zu verzeichnen; wurD^
für den Juni Wer 500 000 Tonnen gemeldet, dn
wir an Schiffsraum unserer Gegner vepenkt hau
ten, so ist deren Zahl jetzt wiener gestiegen, «E
550 000 Tonnen.
Wie schon öfter hier erklärt wurde, datz in diu
sen Znffern durchaus nicht der GesamtverM
bmuchoaren Schiffsraums des Vielverbandes em
Hatten ist — für den Juni wurven noch ru>>"
30 000 Tonnen unbrauchbar gewordener EchE
nachträglich gemeldet —, so wipen wir auch, hak
die wirtliche Berlustzahl aus diesmal eraebH
größer sein wird. Erstlich kennen wrr nicht am
Verluste, — Ausfall der Meldungen emzelnek
verschollener U-Boote, unbekannte Wirkung del
Minen, nur allgemein beobachtete Eckwerschäd^
vieler Schiffe und dergl. m. — und dann komm
noch der auch im Frieden auftretende Verfall a>«
Schiffen und Maschinen im Kriege, noch dazu i»
einem so lange währenden, die Abnutzung vev
vielfachenden Kriege hinzu. Viele englische Mw
l«r greifen die Regierung schwer an. weil sie d>^
Bevölkerung dauernd tausche, statt ihr den gro-
ßen Ernst des Schiffsraununangsls klar zu ma-
chen. Oeffentliche, und zum Teil selbst die Wah^
heil ein gestehende amtliche Stimmen im Vielter
bau de betonen jetzt daher, daß es immer wette'
bergab geht mit dem zur Verfügung bleibend«!
Schiffsraum, weil der Raub der vielen neutralen
Schiffe und vor allen Dingen dis Neubauten den
Verlust auch nicht annähernd M decken ver
möchten.
Selbst die amerikanischen Prahlereien vermö-
gen nicht darüber hinwegzutäuschsn, daß es be-
denklich ausschaut um die Zufuhren nach Europa
Das Wirken unserer U-Kteuzer an der amerikani-
schen Ostküste. wo d'ese mehrfache Anlagen von
Häfen beschossen und schon Wer ein Dutzend ame-
rikanischer Truppendampfer versenkten, hat du
Amerikaner neuerdings gezwungen, ihr« EuroM-
Dumpfer nicht nur von den Azoren aus in Geleit-
zügen zu sichern, sondern» damit bereits unmittel-
bar von den eigenen Häfen aus zu beginnen, iva§
eine große Menge von Schiffen und Fahrzeuges
erfordert, die einerseits für die Zufuhr von Le-
bensmitteln nach Großbritannien, andererseits
für die Bekämpfung und Abwehr unserer Europa-
ct-Boote ausfallen. Alle amerikanischen Neubau-
ten sind ferner in Leibe rhast förmlich zusaiumeU-
geklopft und werden schon nach kürzerer Zen
Schäden aufwersen, da auch für ihren Maschinen-
bau vielerlei höchst mangelhaft ausgebildetes
Personal zur Verfügung ist. Auch an Roh-
material und an geübten Arbeitern ist in Amerika
ein Mangel schon seit Monaten fsstgestellt wot-
den, sogar ein solcher an Kohlen.
Mit der Kohle sieht es in Italien ebenfalls
schon ganz bedenklich aus, sodaß die Ein-stelluu«
der Tätigkeit mancher Munitionsfabriken iuS
Auge gefaßt werden mußte. Für die Bevölkerung
vollends ist nicht mehr genügend Kohl« vor-
handen.
Haben unsere Unterseeboote mithin weite«
kräftig die Lebensnotwendigkeiten unserer viele»
Gegner ernstlich geschädigt, bei denen vielfache«
Mangel an dem Notwendigsten aufkommt, so wa-
ren sie auch rein militärisch außerordentlich er-
folgreich tätig, versenkten mehrere feindliche
Panzerkreuzer und eine Anzahl von ArrstövetU-
Ihnen halfen unsere Torpedoboote, ja sogar dis
Luststreitkräfte, durch deren schneidiges VovgeW!
vor etwa zwei Wochen sogar die wieder einmw
herausgekomMene englische Hochseeflotte — Mr
30 Grotzkwinpfschiffe stark — im SüdwMen der
Nordsee zum sofortigen Umdrohen und Reißaus-
nehmen nach kurzem, verlustreichem Gefechte ver-
anlaßt wurde. Die Besorgnis, es könnten ba"
U-Boote folgen und hinter ihnen die deutsch!
Hochseeflotte, war es. welcks die Briten bewoA
einstweilen nicht einen Kampf um di« Herrschen
der Wogen einzugehen, nachdem es ihnen vw
zwei Jahren in der Skagerrakschlacht so ME

ergangen war.
Wer umsomehr arbeitet der stolze Instlbrw
gegen die U-Boote auf seine bekannte Art. De»
„Varalong-Orden," diesen Orden für Niedertracht
hat kürzlich sogar ein Wsib erhalten, durch der«»

barorts feierte jüngst ein Wasserbauarbeiter wi
mehreren Genossen seinen Geburtstag in einen>
Hotel und machte Labei eine Zeche von 3000 Ma
in der Hauptsache für französischen Sekt, Kognw
und Zigarren. Die Beispiele ließen sich leicht v«r
mehren. Dis Genußsucht der Schmuggler steht de'
anderer Kriegsgewinnler in nichts nach. Ess'
Taumel hat «die Menschen erfaßt, man möchte W
nach Klondyke ins Goldland versetzt fühlen. FtM
lich. so ganz ungefährlich ist das Gewerbe niÄV
Mancher Schmuggler ist schon der Kugel
Grenswächter sum Opfer gefallen oder hat . w
sumpfigen Grenzgraben sein Leben lassen müsse»'
Von weit größerem Ausmaß aber sind die Gsssäb
ren, dis das Schmugglerunwesen! Wer die Allge-
meinheit hevauMchchworen hat. Die Verschlechte-
rung unserer Valuta und die Beeinträchtigung de«
Einknufsmöglickkeiten «der Zentraleinikaufsgenossew
schäft mögen noch erträglich sein. Bedenklicher w'
daß zum Zwecke des Tausches uns selbst unew
bshrltche Gegenstände ausgsWhrt werden. EE
ganz erhebliche Gefahr für die Sicherheit des RA
ches bedeutet es ferner, daß zum SaMchmuggcl
PerssonenschmMgel sich gesellt hat und auf diesti"
Wege eine erschreckend große Zahl von KriegsgeM»
genen, Deserteuren und Rüstungsarbeitern
Ausland geflüchtet sind. Noch schlimmer sind d .
sittlichen Schäden. Besonders beklagenswert
dabei auch hier die ungeheure Anzahl der jugeiw

licken Gesetzesübertreter.
LamdBerichtsdirsktor Schulze hält eine
rottung des Schleichhandels trotz der brw
n ischen Strafen für unmöglich. Der Schle^
bandel schöpft seine Kräfte aus dem Schob
Heimaterde. Und auch eine Beschränkung auf « .
erträgliches Maß will ihm nur mögl'ck erschein-,
aus dem Wegs einer umfassenden AuMärunsJ'
Allgemeinheit. Den Schleichhändlern und M _
Abnehmern muß das Gewissen geschärft v-«roe-
Es muß ihnen eindringlich zum Bewußtsein »
brackt werden, daß der Schl-ssch-mudel und
Unterstützung ein soziales Verb-echen. ia , g
mehr, Baterlandsverrat ist. — Mit LioMr SA „
scheint der Verfasser doch allzu leicht an das o
im Menschen su glauben. .

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