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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 26 (2. Januar 1919 - 31. Januar 1919)
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Nr. 2

Heidelkerger Zeitung

Freitag, den 3. Ianuar 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Max Weber überDeutschlands
Wiederausrichtung

iZ Heidelberg. 3. Januar.

Wie vürauc-l'Ulsüben war. batte üie Airkünidiaima
der He-utiche-u deme.kratischen Partei. Mar Weber
werde uber ..Deuticklanids Wiederaufricktuna" ivre-
cken den aroken 2-al dos neuen Kolloaienbapses bis
ku,n D.rilen aoiiillt. nni der Tat wcvr cs wrcderum
ein aenitiae-r Genuk dioiem , c»biektiviten Sübiek-
tM^iten" wie ibn emmal. irre icki micki uickt. Nu-
delr Stammler aenaniit bat. über Eck Stuüden im-
börc.-. m konnen. Ein beauemer Mbrer auf a-eifti-
aen Wüaen üit Mar W'cker aewiklick nickt. will. ar
ia auck nariMit iein. denn niemals redet er we-
der irüber nack oben nock ietit nack lunten nack dem
Miimde Absr Wideritande und EricklMunaen
wevden überwunden dmck den Fnivuls des Wartcs.
die Kübnbeit der Ecldanken ünid die Unbekümmert-
bsit des Wiiieniden. der den Dilettanton der Voli-
tik und Wirtickastslebens uübekümmert Grobbei-
ten ldie aber cvar bald ni Waibrboiten wsbdenf an
den Kovf wivit. Das iit das reiiwolle. viellcickt
auck reioen.de lbitte nickt im Backri'scksinnü an
Wibsrs Vortraasart und -weife. Idak man si^'' ae-
radem darnack iebnt. mit dieiem Manne die aei-
stiiae Klinae ni krenken. selbit aui idie Ediajbr bin.
nack werriaien ?>iobon entwaünet m werden. Um
so biftiauerlicker. dak es nickt aelmiaen ist Mar
WeLer auf üie Kandidatenliite zur Deuticken Da-
tionailveüiaimnluna ku brinaen. Eine aanze T-ülle
uon ^-rriunaen und Wircunaen bat es ireilick m
stoinide aebrackt unid es läkt iick ü.u.r Stun.de nickt
übcriieben. ob es nock möalick sein wird ibn nir
Bciden avckustellen Abcr oü io oder io. Mar We-
bers Können uir'd Eeilt acbt dein Werke des Neu-
aMbaus der deuitscken Verrassuna nickt ver-
lc-ren.

Dak dies io Ut. bewies io rockt deir aestriae Vor-
tvcra. deffen 5>aiiwtaedanken bier nacksiolaenld wie-
deracaeben seien. Vros. Weber aina davon nus.
dak das ailte DeuUckland. das Werk Bismarcks

Mr öie MereMn öes ganzm Volkss dbim
Zrreöensschluß gewahrt srhen will

öer wählt am 5. ^anuar

öie LLfte öer Deutschen Demokrat. partri

-re bsgmnt mit ösm Namen Ksnig-Mannheim.

Selte 5

miiicke elulstiiiirmima s ^eür Ludendorü ünd ba-rte > bution doch. dak dsm Büra>.rtum endlick der Re
ölZorte nickt crm Vlabe. So aroke Verdienste wio > senschirm dss Eottesgnadentunis von Kopf und

Portemonnaie fo>rtgenommen

er bat kein Militär. und das Eoivcnstiicke unld
Aibonteiuer.licke in seinen Vlänen aebö^t >lu einem
arviken iicöMierrn. der in aewisser 5>iMckt ein Svie-
ler seiim> muk wie Tricdrick deir Eroke oder Navo-
lcon. Ein ^eMer aber war es. dak dielier Sterneu-
alaübe auf die Volitik llberariü. wo auck der
arökte Oisiine-r ein Dilettant M. Desbavb nvulk die
Volitik tm 5>eere aukbören. wie dcnn auck die sa-
ac-irannte ..Aufklärunasarbeit" im Sckükenaraben
den ersten Keil ^wi'i.ben dic Oiiinere uüd die
Maninscküsteii aetricken bat. Binckoloaiick un.mös-
lick mar auck die die Kämoser einlsvrikeinde Stim-
miunaslnacke die den deuticken Navven M 'wenia
Mtvaute und allcs vcricklcierte bis die Stimmuna
daibeim und an dcr Front mit einem Scklaae da-
bin war. ivortan muk die militärücke Gewailt d-er
büraerlicken unteraeordnet sein ebenso wie Voli-
tiker in die leiteüden Stellen beruiden werdeir
nünen.

Wie soll nun die neue Revublik ausseben?
Eines darf nie vergcssen worden: Wur stehen un-
ter Fremdherrschäst! Deshalb ist eine Einheits-
republik nicht möglich. man muk mit Bundes-
repu>bl>iken rockMen und damit auck nM der Wie-
derkchr des Vundesrats in irgend einer Form
iStaatenhaus). Die wichtiMe Forderu-ng ist die

__ ___ _nsimung der Reichs>spib>e von der vreukischen

däbin M. cinmal wei'l'die^nnastien verÄämi^ ! Spitz^ Naue Staaten werden sick aus dem alten
knd. weil die al^e Stellnna Vreukens im Neick Pr-uken bilden, doch werden sie. wenn sie unter
iortan unmöalick ill. weil iernec Oesterrcick. das M.llion Einwohn-er e-nthalten. überhalupt

1S66 ausacicklossen fortan M uns aebört und weil - uicht zugelassen werden. Lippe. Neuk und an-
rndlick dns Snitem der dvnMMen Treundsckaft dere können. wenn sie wollen. einen Kommstinal-
mit Rukland imsamenaebrocken ist. Nack Änsickt > rerbaivd grüuden. Alle pvauMckm Privvlogi^i
Wickrrs M im Hinblick a-uf die F-rcrae der neuen v-crden fallen und durch die MciMtellung aller
Scoatsform die konstllutionelle varlninentarrsck > Staiaten erseht. Dem dsutscken Präsidenten Muk
besckränkte Monarckie die beste. Aber beute ist ^ls wichtigste politische Waffe die Berufung an

Volk 1-^'-'!' BVcküüsse des Reichstag und
Bundesvats gegeben werden.

Vinnchtlich des mirtschaMcken W'dderauf-
baues denken wrr. iroh Nathenaiu. mckt davan.
ruiniert sicin. Eswik die Laae ist sehr ernst,
urd man kann es begre-ifen. dak die Hofnung vi>e-
ter. vorab der Fugcnd, der S o z i a l i s m u s ist.
Aber er hat die 'ddeen gehabt vor 70 Fahren. als
das komnuinistische Manifest erlassen ward.
5-,eute tiegt die Fukunft ber^its hinter ibm. Und
ivas die gcgcnwärtige sozialistiischc Negievung ge-
leistet hat. ist e>her geeignet. dsm SoMlismus das
Erab zu graben. als ibm Anhänger zu«verschaf-
fen. Denn er bat vor allem die völligs Auflöflnng
des Hceres und der Mirtschaft in ihve Atomo her-
beigcführt Echt diese Wirtschaft nur noch Me-i
Monate so me'ter. miik jeber Eedanke an Erfas-
sving 'der Krtegsaewinn.e und Vermögensabsabe
aufgegeöen wsrden weil beide nicht mehr vor-
hgnden sind Auch die förmliche Knechtschaft
droht uns. Wie langc aoch. und ünsere Fnbu-
striellen usw. würden i ur nock gut beMblte Kom-
miis a-merikanifcher Geldgeber scin! Und da
voch Soi'stalisternna' Der Redner wres eingehend
'ind beweiskräftig dV glatte Unmöglickkeit der
Sozialisterung nach, hob b^rvor. dak wir bereits
vor vierzcbn Tagen vor dcim Staatsbankerott ge-
standen bättein und schlost unter unaeibeuevem Bei-
fall der Bersammlung mit dsn Worte-n: Kredit
wird' nickt de,n Vorte'nonniaie gegeben. sondern
dem Eebirn!" Donn.fubr or fort:

Wir von der de>nickpatiscken Bartei lchnen es
ab. uns mit sonialist'.sckw Literaten'chlagworten
oln'.'geben, wir st-hen anf dom Boden des Tarii-
abkammens rn'ück"" Unternebmcrn un>d Gevmrk-
sckaften wir stnd frei no" Unternebmierinteresten.
ab"r wir treiben änck keino VroletiarkerpoUtik.
Wir sckcvuen nnr daraus. dak dor Erwerbsspiel-
raum des Eiiilelnen und-der Ees-nntbeit gewahrt
oder erw itert wird Da^ Gute bat d'e Reva-

auck das irickt mebr möalick. weil der Kaissr nack
Hollanid dckertiert ist und- obendrein nock andcre
vreisaeaeben unid stck.damit ^u entlasten aesuckt bat.
wie anderevseits der Tbronfolaer HvLendo'.n. Nnr
die Dmnastieen van Mürttembsra und Baden bät-
1866 ein bestercs Gelckick verdient. Aber der Elcmbe
an die Dvncvstie ZöobenMllern i>st verloren geaan-
aen. Kein einoiaer vrenkiicker Vriirz ist gogenwär-
iio >als Reaent branckbar. SeMt 'eine durck eine
Vol!ksabsti>mmun>a bewbstckliate Wiederberstellnng
der Monarckie wäre äuker-lick unid innerlick un-
ncöalick Desbalb wivd die Fraae. ob Monarckie
od-Lr Nevublik entsckioden werdm müsten. rm 5iin-
blick aüs die staatlicke Einbeit. die die mei-
sten iMjerer,deut!cken Brüder in stck einmscklieken
vevmaa. Desbalb stellen wir uns im geigenw>ärtb
aen Auiasmbl'ck vorbebaltlos auf den Boden der
Mvublik.

Wo laaen >die ickwersten Mänael der Monarckie?
Einma'l in der Abaeicklostenbeit der Momarcken.
dcmn aber in der Vsaünstisuna der M'ittclmakig
kcit. vor allem in der Volitik. Das alte Svstem
bat >die Beamten. deren EbreVck'ld rein und blank
aelblioben ist. an die falicke Stelle acstellt. Ein
Kruinldie>bler wäre es nun aber. wenn die -Demo-
kroti-e alaubeii ivürde. obne einen tücktiaen Beam-
teinstand auSkommen m könne-n. nock weniaer obne
ein- untor 'deln Be-arifs der Ebre stcbendes Offizier-
korvs. Der falicke Beamtenstandvunkt dor den
Monurcken deckte obne Wiston Willcn und Einr-eo-
strnldms des Eimelnen. war cin boser F-ebler.

Ein werter-ei- Manael des cvlten Svstems war
die UnfcdbiaEeit. die Volitistevuna des 5>eeres zu
vcrbiiirde-vn. Die Aaitation Tirvik für den U-Boot-
Kri-oa. unld 'di-e aer.adegu verbreckor'iscke Agitation
d-es Kri'easvresteamts stnd Bcroerse dci'iür Turm-
bock vaat alber über all das emvor d're Gc'stalt 5?in-
denburias. der,aerade in di-cksen Taaen bewiefen bat.
dak er nickt n>ur der arökte Fcildkerr der Eoaen-

lStür-

Wie das Frausnstimmrecht
wirkt

Es gibt eine Reihe oon Ländern, in denen das
Wahlrecht. das der Mehrzahl der deutschen Frauen
m üoerwä!tigend plötzlich gegeben wurde, schon seit
7>ahren und Iahrzehnten ausgeübt wird. Die
Frage liegt nahe, ob in jenen Ländern die von den
Eeanern des Frauenstimmrechts vorhergesagten
'chlimmen Folgen sich eingestellt haben, oder ob cs
vielmehr eine gute Wirkung ausübt.

Am ältesten ist das Wahlrecht der Frauen in
Australien und einigen der Vereinigten Staa-
ten Nord-Amerikas, also Staaten, die aus engli-
schen Kolonien hervorgegangen sind. Skandi -
navien — Island, Norwegen und Dänemark —
ist ihnen gefolgt, und endlich hat Holland ein
lvesetz angenommen, daß den Frauen bei gewissen
Voraussetzungen ein Wahlrecht verleiht.

Am frühesten wurde den Frauen im Staate
Wyoming in Nord-Amerika. im Iahre 1869, das
volle Wahlrecht gegeben, für Schulaufsichisbehör-
ven, Stadtrat und Eesetzgebung. Zum grotzen Teil
sind es soziale Gesetze, Schutzgesetze für Kinder und
^ugendliche. Gesetze zur Bekämpfung derZLrunksucht
und der Unsittlichkeit, für die dis Frauen gewirkt
haben. Viele hervorragsnde Männer haben diese
günstige W'irkung bestätigt. Iin Staate Colorado
der mehr o'inein älteren Staaie gleicht, wurde iin
Iahre 1893 das allgemeine aktive und vassive
Frauenstiwii'iecht eingeführt. Auch hier hot es sick
durchaus bewährt. In allen Stanten Nord-Ameri
kas mick bezeuat. dasi das Frau.'nstimnirecht aus-
schltetzlich gute Folgen hatte. Aehnlich lauten auch
die Gi'tachte i ous Neusceland und Australien, wo
auch schon seit Iahren Frauen das Wablrecht aus
Üben ^m Iobre 1907 sagte Premierminister Ward:
..Das Franenstimmrecht übt eine unverkennbarc
lauternde Wirkung auf den Wahlprozesi aus." In
Austrakien wird eme gaiize Reihe von Eesstzen, an
deren Znkandekommen Frauen in hervorragender
Weise beteiliat waren, angeführt: insbesondere er-
Zennen wir hier. wie in allen Staaten. die das
Frauenstiinmrecht besitzen, dak dem Schutz der Kin-
ver "T'd Heranwachsenden, sowie dem Schul- und

ist und an Stelle
des gottverdaminten Hoflichierantensefühls das
Eefühl der Un-entbehrlichkeit getreten ist.

Nachdem Prafessor Weber sodann nock oinigss
über den Krieg unb Frwdensmoalichkeiten g>cha«t
hatte, wandte er sich zum Schluk -a>n die Iugeird.
ini befonderen an die akademisckis Eine Polar-
nacht von eisiser Finsternis und Kälte ist über uns
hereinMbrochen. Die Tage er cvlten Burschenherr-
Uchkeit sind vorbei. Fort mit allen studentischen
Kleinlichkeiten und .Krimskrams ein Hundsfott.
der Couleur trägt solange Doutschland in Not ist
lStürmische Zustimmung der Stndentenj. Hinein
in die Regimsnter, um dein doutschsn Qstsn zu
helfen! Das Vaterland ist fortan nicht mchr das
Lanh unsierer Väter. sondern unserer K'inder
Daran gilt es zu denke'n. Wir sind zum Pchriia-
vdlk der Erde goworden, unsere Miirde fordext in
unserem Leid: Schweigen und Abstand HMsn?
Schweigend Mndstn un.d schweigen'd vovbereitsii.
Wenn Treitschke einmal gesagt hat. dak den
Deutschen als dem einzigen Kultu-rvoilk srnmcrl —
^ach döm dreitzigjährigen Krie« — vine zweite
Ingend bsschieden gewesen sei. so sei jetzt die ZoiL
der dritten Iuaend gekonimen. nack der dann die
schlichte Freude wieder böimkshr-en wevde nack
Deutschland. ^

Nachdem sich der minutenlange Beifall gelegt
hatte. wuvde von einigen Rednern die .Frago der
Ki">n>didatu>r Meber Mr Sprnchs gebvacht. Die
Debatte, in deren Derlauf der Bersaminlunigs-
loiter, Lundaevichtsrat Dr. Elsasser Aufklä-
rnng über di,- La.Le sab. fand ibren Niederschlag
rn einer einstimm'-g uud unt-er srotzom Beifiall an-
genomm'suen Vntschlietzung. in dök die Aufstellung
'Mar Webiers aüf dis Liste dcr Deutschen demo-
lratnchsn Partei in Bnden und zwar an stch-re
Stelle verlangt wird Diese Entschlietzung wurde
unwerzüglick dem Vallzugsaiusschuk dsr Deutschen
deniokvatischen Partei übermittelt. Hoffentlick iit
ihr auch Erfolg beschieden.

Eine Wählerversamnrlung der
Rechtsparteien

r. Heidelberg. 3. Zanuar.

Jn der Turnhalle des Eymnasiums fand gestern
Abend eine von der D e u t sch n a t i o n a l e n
Volkspartei, dem Freideutschen Bür-
gerbund und der E v a n g. - s o z i a l e n Par-
tei veranstaltete Wähleroersammlung statt, die
sehr gut besucht war und von Prof. Wild ae! itst
wurde. Oberamtsr. Iunker gab einen kurzen Nück
blick auf die Entstehung und Entwlcktuiig de.
Reiches. Mit Bezun aiis d-s F r a u e i, st i n> in -
recht erklärte der Nedner, dak die deutjbr Frau
iick hbr Wablreckt verdie-wt baibe.

Hieraus ergriff Kaufinann Vc a y e r das Wort
zu seinem Vortrage: ..W a s will der Frei-
deutsche Bürgerbund?" Er üeantwortete
die Frage an Hand des Parteiprogramms. Der
Zusammenbruch sei nicht von der Front aus ge-
kommen, sondern von der Heimat, in der mit oer
Dauer des Krieges sich immer inehr eine morali-
sche Fäulnis ausgebreitet habe. Es sei der jüdi-
sche Profit- und Krämergeist (der nichts geinein
babe mit dem edlen Iudentum), der auch in einem
großen Teil des ckristlichen deutschen Volkes seine
zerstörende Wirkung ausgeübt habe. Am wenig-
sten von diesem Geiste angegriffen sei der Mittel-
stand. Der Redner erörterte dann die Stellung
seiner Partei zu den anderen politischen Parteien
und begründete, warum sich der freideutsche Bür-
gerbund nickt der Deutschen deinokratischen Par-
tei angeschlossen habe. Der S ch u tz der werk-

tätigen uiid geistigen Arbeit sti

bundeS' somie auch die Bekämpfuiig alles Un--
deutschen m der Politik und im Wirtschaftsleben >
mnn^--bt?^A",taatlichung der Produktion sollte
man die Erriaitung von Int eressenge,n e i n
schasten ins Auge fassen. ^ ^ in-

D- R u ge Ipvch fodnnn
,,Liie vierErundpfeiler des Wieder-

^ufbaue^s". Er stellte folgende Forderu^
au,. 1- >2chleunlge Wiederaufrichtung der Oiü
nung. 2. Starkung des Familiengeistes i,n Volke'

des zuküuftigen States ist die
Kirche. 4. Neinlgung des Volkstums sckätz.,
ttchen und zerschenden Einflüssen. also vo» jemm
^.^des Judentums, der sich im Gegensatz zu d^m'
glnuch.gen. -dl-n Jud-ntum dns sich zu,ii«,i°i,7
deutfch-n Pr-fs-. d-r ?ii„nnM-lt „nd K
U"ü°ddhrlich und u„. .„chm vordriin-,-

deutsch. Vol^ iiiujse stark und n niig seine innersten
Empfiiidungen ve'rteidigen, müsse wiedcr zu einein
freien, ausrechten Volke werden.

r^iden Reden schlotz sich eine einge-
hende Aussprache, in der besonders die Iuden-
frage eifrig erörtert wurde und die Gemüter-hef-
tig erregte. Neben einigen anderen Herren spra-,
^ ?och Hauptlehrer Straster. der die Ziele
und das Programm der Deutschen d n,»,ratischen'
Pnrtei verteidigte und Herr Dr. Nn g : in Ec-^
widerung auf die Diskussionsredner.

Klättendes Oel auf die Wogen der Erreguna
go>; Prof. Nösch mit seiner Schlutzansprache. in
der er den turnerischen Geist im Volke'
pries und die politischen Parteien aufforderte da-
fur einzurteten. datz Eeist und Körper unserer Iu-
gend gekraftigt und gestählt werden. denn wir'
brauchen einen körperlich tüchtig geschulten NaM
wuchs.

Der deulsche Geist in der Schule

Aus den Kreisen der deutsch-nationalen Volks-
partei erhalten wir folgende Zuschrift:

„Unser alter Staat liegt unter Schutt und
Trummer begraben. Mit manchem Unbrauchbaren,.
Schadlichen wird aber auch viel Gutes verächtlich
aus die Seite geschoben, was uns in unsern besten'
Zeiten stark u. tüchtig gemacht hat u. ohne das wir!
nicht wieder werden wachsen können. Die Besteip
und Meisten, die das Deutschtum hochgehalten mit'
flammender Begeisterung, sind draußen auf den'
Schlachtfeldern geblieben. Es finden sich nicht
mehr viele mit Mut. Selbstlosigkeit und Krast ein-f
zutreten, einen Wall zu errichten für deutsche Art
und deutsches Wesen, das der Fremdherrschaft nicht
nur von Außen sondern auch von Jnnen zu erlie-'
gen droht. Mit großer Eleichgültigkeit stehen lei-
der viele diesem gegenüber. was jetzt zu betonen
vor allem not tut. EM es doch das Haus von
neuem aufzubauen. Sorge zu tragen, daß die Ge-
setze für unser zukünftiges Reich von Mönnern und
Frauen mit ecktem deutschem und nicht internatio-
nalem Eeiste beseelt, ersonnen werden. Sie roissen,,
was der Deutsche braucht und werden starken Mu-^
tes eintreten für alles was Schutz gervährt, für ein
neues gesundes zukunftsvolles Wachstum unseres,
Volkes. In den Schulen darf deutscher
Eeist nicht untergehen. Was die edelsten,
unserer Nation gesprochen, wie sie gehandelt, es
muß stets wach und rege gehalten und die jugend-
lichen Herzen daran gebildet werden. Der Staat
darf die Gelegenheit zum Religionsunterricht sür
unsere Iugend nicht erschweren. Harten Zeiteir
gehen wir entgegen. Viele mllssen am Elauben
sich aufrecht halten, um im schweren Daseinskampfe
ehrenhaft und stark bleiben zu können. Religioir,
gewährt ain besten Zucht und Sitte. Wird sie nichtj
von Iugend auf in die Herzen eingepragt, so kst>
die Seele des Volkes ausschließlich nur den Ein«
drücken der sensationellen Kriminal- und Sitten-
stücke des sittenlosen, deutsch fremden und staats-,
zersetzenden Geistes ausgeliefert. der so oft heut->
zutage in Kino und Theatervorstellungen sich breit.
macht. Nur unter Festhaltung dieser Gesichts-j
punkte werden wir wieder ein tüchtiges Geschleckt.
heranziehen können. Erstrebuna dieser Ziele wird
äm besten. am aufrichtigsten Gewahr leisten dis
deutsch-nationale Volkspartci."

Marie Pab st.

Wir haben dieser Zuschrift insofern qern Auf-,
nahme gewährt. als sich unsere Ansickten üben
die Erbaltung deutschei^ Geistes in der Schule voll-

Erziehungswesen besondere Sorgfalt gewidmet wird
(unengeltlicher Schulbesuch u. a.). daß der Kampf
gegen die Prostitution energisch aufgenominen
wird, daß auf der Grundlage: „Gleicher Lohn für
oleiche Leistung" das schädliche Unterbieten der
Männerarbeit durch schlecht gelohnte Frauenarbeit
nufhört und vieles mehr. Immer wieder wird ver-
sichert, und zwar von den Männern. daß die Frauen
dadurch, daß sie ein ernstes Interesse für die Fragen
des öffentlichen Lebens gewannen. keineswegs we-
niger cifrig ihren häuslichen Pslichten nachkamen.
Im Gegenteil wird betont, daß die Frauen ihren
Einfluß dazu benutzten, eine solche Politik zu erstre-
bcn, die die Interessen des Fainilienlebens mehr
als die bisherige berücksichtigt.

In Europa sind es zuerst skandinavische Läir-
der gewesen, die das Stimmrecht der Frauen ein-
führten. In. Normegen erhielten diese das kom-
munale Wahlrecht im Jahre 1901, im Jahre 1907
in beschränktem Maße das aktive und passive Wahl-
recht für die Volksvertretung, das 1913 ztz einem
allgemeinen Wahlrecht crweitert wurde. Durch die
längere Mitwirkung an den Gemeindewahlen war
hier schon eine Vorarbeit getan, die Frauen zur
Ausübung ihres ncuen Rcchtes reif zu machen.
Ueber die Beteiligung an den Wahlen zur Volks-
vertretung sagten verschiedene Führer Norwegens
aus, daß sie nicht nur rapide gestiegen sei, sondern
Idaß die Wahl der Frauen auch schon einen wcckltäti-
gen Einfluß auf die Politik und das öffentliche Le-
>ben Norwegens. ausgeübt habe. Der gute Einfluß
iei m nllen politischen Parteieii spürbar, in keiner
.Weise sei die nationale Stärke beeinträchtigt wor-
>den.

In Schmeden uud Dänemark wurde 1908
bi'- 1909 den Frauen das ko-i^nunale Wahlrecht
i'mliei'en. Sckon sebr bald wurde in beiden Län-
dern eine günstioe Wirkung festaestellt. so daß man
allgemein auch für das politische Stimmrecht der
iFrauen einlrat. In Dänemark ist es ihnen wäh-
>rend dcs Weltlrieges gewährt worden. Von Schwe-
'öen heißt es. die Fraqe laute nicht mehr, ob. son
dern mann den Frauen auck das allgcnleine voliti-
sche Wahlreckt gegeben werden solle.

Während des Krieges baben die Fdauen in sie-
ben Staaten der amerikanischen Union, sechs Pro-
vinzen Kanadas, tn Dänemark, Island und Hol-

land das Stiiniiirecht erhalten. Und endlich hat
anch En g I a n d. mo die Frauen schon lange ein
Mahlrechr inr die örtliche Selbstverwallung be-
saßen, ihnen jetzt das Parlamentswahlrecht gege-
bon, allerdings mit einer höheren Altersgrenze, als
sie für die Männer gilt.

Das Wnhlrecht, das die deutschen Frauen
jetzt bekommen haben, geht sehr viel weiter, als
das in England verliehene. Ihre Pflicht ist es, da-
für zu sorgen, daß es unssrem Vaterland zum Gu-
ten gereiche. Erfüllen sie init vollein Ernst ihre
Aufgaüe, so ist zu hoffen. daß auck bei uns in Zu-
kunft die heilsamen Wirkungen sich zeigen werden,
wie in all den Ländern. wo die Frauen schon län-
ger das Vürgerrecht besitzen.

Neues aus aller Wslt

* Berliner Zustünde. Ein schwungvoller
Handel mit seidenen Decken, Kissen, zugeschnit-
tenen Livreen usw. findet durch Matrosen in der
Uingegend des Berliner Schlosies, in der Vrüdcr-
straße und in den angrenzenden Eeschcistsvierteln
statt. Der Erlös, der oft in die Tausende geht,
wird von den Matrosen verpraßt und verjubclt.
Zu tun haben sie so gut wie gar nickts, crhalten
daneben hohen Sold und führen ein wahres
Schlaraffenleben. P r i.v a 1 a ! t e n st ii ck e des
Kaisers, gestohlen aus den Schränlen des Ober-
hofmarschallamtes. wurden einem Berliner Maler
von einem angeblichen Ingenieur zum Kauf für
1000 Mark angeboten. Die Kriminalpolizei suchte
den Verkäuser, der in einem Fremdenheiin in der
Königgrätzerstraße wohnte, auf und fand hier
verschiedene Waffen, Nevolver. Pistolen und Ka-
rabiner vor. Der angebliche Ingenieur gibt an,
die Briefe von einem Matroscn aus dem
Schloß gekauft zu haben. — Am Nackmittag des
ersten Feiertages erschienen in dem Hause Salz-
burgerstraße 14 in Schönebera bei der Witwe H
zwei Soldaten, die angaben. ihr von ihreni
Sohn Grüße zu bringen. Ahnungslos licß die
Dame die beiden Unbekannjten eintreten. Plötzlich
zogen die Männer Nevolver hervor und erklärie i,
daß sie als Sicherheitsbeamte des Finanzministc
riums eine Haussuchung vorneymen miißten.
Mit vorgehaltener Waffe zwangen die Ganner

Frau H., sämtliche Schränke und Küsten in ihrem
HcVus zu öffnen und nahmen eine Perlenkette so-
wie wertoollen anderen Schmuck in Höhe voir,
4000 Mark an sich. Mit vorgehaltenem Revolver
entfernten sich die Dicbe dann und suchten . in.
einem Kraftwagen das Weite. — Ain Heiligeitz
Abend warf ein unbekannter Mann in den Hvf
des Grnndstückes Kastanienallee 76 eine Hand-
granate. die sofort explodierte: viele Fensterfckei-.
ben wurden zertrümmert. das Haus beschädigt.
Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Graf Broüdorsf-Rantzau. der neuernannte
Staatssekretür des Auswärtigen Amtes. hat seit
dem Iahre 1913 die Stellung als Vertreter des
Deutschen Neiches in Kopenhagen bekleidet uns
in diesem Amte seme diploinatischen und menich-
Nchen Eigenschaften entwickeln u. erkennbar mackeir
können. 'Graf Vrockdorff-Nnntzau kam als Nachiol.
ger des Barons Waldthausen nach Kopenhagen.
und da Baron Waldthausen mit Glücksgütcrn rcich
gesegnet war und in deni schönen Palais Necdts«
Thott, das er gemietet hatte, eine Eeselligkeit gro-
ßen Stils entfaltet hatte, so war es für stüien
Nachfolger nicht ganz leicht, sich eine gesellsckait-
licke Stelluiig zu schasfen, zumal. da Graf Brock-
dorff-Rantzau Iunggeselle ist. Dennoch hat er es
verstanden, sein feines und vornchmes Heim in oer
Amalienstraße zu einem Mittelpunkte der GeselUg-
keit zu machcn, und es murde in Kopenhagen '.int
bcsonderem Wohlgefallen bemertt. daß Kck ven'l
deutschen Gesandten nkcht nur die HosgeseUschafi m
die Diplomatie. sondcrn geistvolle Personen an^
den verschiedenstcn Kreisen der Kopenhagener Ge-
sellschaft trafen. So gehorte z. V. Petcr Siansen
zu den häufigsten Gästen des 0)esandten Gcns
Vrockdorff-Nantzau ist überhaupt cin Mann "on
Geist und Vorurteilslosigkeit. der felbständige An-
sichten hat und der auch. wie man zu sagen vslegt.
kein Blatt vor den Mund nimmt. Er bentzt civs
schöne Samnilung italienisch Glaser u. hat 's'-'-
penhagener 5)eim. großenteils mit alten Niobu i.
auf das geschmac rollste einzurichten verstand-n. .
denn iibcrbauvt ' -tschiedener Kunitsinn nnca
hervorsteckenden Zug seiner Persönlickkeit bi'det.
Eigentümlich ist, wie „Politiken" berichtet seuw
Arbeitsweise und Zeiteinteilung. Wer nnt dem
 
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