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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0331
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Heidelbergsr Zeitung

Dtenstag. den 11. Miirz 1919

Fernsprecher Nr. 8rr und 182

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Der erste Ächritt zur
Soziai'lsierung

Die Rationalversammlung hat das Soziali-
nerungc-gesetj dem Ausschutz uberwiesen. Wie
o vieles in den LlZeimarischen Veratungen,
§ällt auch dies volltommen aus dem ursprüng-
lichcn Programm herans. Nicht sachlichc
Lcünde sind für die Vorlegung der Eesetzent-
würfe maßgebend gewesen, sondern rein poli-
.is he Eelegenheitszweckc. Die Negierung steht
unter dem Druck der Massen- und General.
ftreiks, und sie greift in ihrer Hilflosigkeit uno
Verlegenheit nach dem Aushilssmittel der So-
Mlisierung, um die Massen zu beruhigen. So
Iwht die Nationalversammlung plötzlich zwei
^eictzentwürfe auf ihrer Tagesordnung, die
ni! grotzcr Ueberstürzung eingebracht sind und
?enen jegliche Begründung fehlt. Ilnd dies, ob-
wohl es sich um Matzregeln handelt, die aufs
ticfste in unser wirtschaftliches Leben ein-
chneiden?

Der Entwurf eines Sozialisierungsgesctzes
jerfallt in zwei ganz verschiedene Teile. Der
5 1 will die Pflicht zur Arbeit und das
Nechtauf lohnendeArbeit gesetzlich
«estlegen. Es liegt aber kaum ein Erund vor,
oiesen allgemeinen sittlichen Erundsatz zu le-
.alisieren. Will man ihn irgendwo formu-
lieren, so gehört er in den Verfassungsartikel
über die Erundrechte des Volkes. Vielleicht
vber bedeutet der Satz, daß wir in Zukunft un-
,ere Volkswirtschaft im Eeiste von Lenin und
Ürotzki aufbauen sollen. Zn Rutzland hat man
bekanntlich die Bourgeosie gezwungen. nach
vem Diktat des Proletariats zu arbeiten.
Wenn die Regierung der radikalen Richtung
zuliebe etwas Aehnliches bei uns durchführen
will, so bedeutet das die Aufhebung der indi-
tiduellen Freiheit und ihre Ersetzung durch
Staatszwang auf allen den Eebieten, wo bis-
Her die individuelle Freiheit gewiffermatzen
nls Naturrecht gegolten hat. Das wäre der
Zuchthausstaat in aller Form.

Ebenso bedenklich ist in dem ersten Paragra-
phen die Vestincmung. die jedem Deutschen ein
Recht auf lohnende Arbeit und im F-alle der
Erwerbslosigkeit das Recht auf staatliche Für-
sorge zuspricht. Die Zusicherung des Rechtes
uuf lohnende Veschäfttgung ist eine reine
Phrase. Die Fürsorge für die Arbeitslosen
aber mützte Eegenstand der Versicherungsgesetz-
gebung sein. Eegen den Erundgedanken an
stch braucht man sich nicht zu wenden. Wie
aber die Ausführung des Eedankens in der
hler ausgesprochenen Form wirken muß, das
lehrt die Entwicklung. die die Unterstützung
oer Erwerbslosen geqenwärtig genommen hat.
Das Empfinden des Arbeiters sieht mehr und
mehr nur noch den Unterschied zwischen der Er-
werbslosenversicherung und der Verdienstmög-
lichkeit. So führt die Praxis dazu. datz die bei-
den Forderungen. die in dem ersten Paragra-
phen gestellt stnd, die Pflicht zur Arbeit und
das Recht auf lohnende Beschäftigung, einan-
der einfach aufheben. Schon aus diesem Grunde
mutz der Entwurf den schwersten Bedenken be-
gegnen.

Ntcht minder bedenklich aber ist der zweste
Teil des Eesetzentwurfs, der die Sozialiste-
rung in Angriff nehmen will. Neben dem all-
gemeinen Sozialisierungsgesetz läuft ein Ent-
wurf über die Regelung der Kohlenwirt-
schaft her. durch den der erste praktische Ver-
such der Sozialisterung gemacht werden soll.

Ein vergrabener Goethebrief

Etn Goethcbrief. der gerade jetzt besonders leb-
haftes Jntereffe erregen dürfte, harrt, wie oer
..Magdev. Ztg." geschrieben wtrd, im Erundsteme
des Schlötzchens „Schönhöhe" bet Stolpen seiner
Auferstehung tn vermutltch noch sehr we-it hinnus-
gerückter Zeit. Der Erbauer dieses Schlötzchens
war Herr v. Quandt, der erste Vorsitzende des nn
Jahre 1828 in Dresden begründeten „Sächstschen
Kunstveretns", der tn letzter Etgenschaft - durch
Vermittlung Eoethes, den er schon von früher her
kannte — auch den Anschlutz der Weimarer Kunst-
freunde, an ihrer Spitze der dortige Hof, hecbei-
sührte. Bis zu seinem Tode führte Eoethe die
Eeschäftsleitung, soweit sie setne nähere Umge-
Lung betraf. selbst. und dies führte zu etner regen
Korrespondenz, über die eine im Jahre 1878 er-
fchienene kleine Schrift von Hermann Uhde:
^Eoethe, Quandt und der Sächstsche Kunstverein"
in aller Ausführlichkett berichtet.

Jnl Jahre 1829 hatte Quandt als Sommersttz
das schön gelegene Eut Dittersbach bei Stolpen
rrworben, wo er zwst Jahre später das Verg-
fchlös^hen „Schönhöbe" errichtete, „in einem ari-
stokratischen Sttl, der weder mit einer absolutistt-
schen, noch demokratischen Gesinnung llberein
stimmt", wie er. im Hinblick -auf die beiden sich
dainals heftig befehdenoen polttischen Strömungen,
die thm veioe zuwider waren. selbst darüber
äutzerte. Denn inzwischen waren die Unruhen des
Iahres 1830 über setn Land htnweggegangen, und
Eoethe dtktierte nun einer „vertrauten Person"
etnen Brief an Quandt, tn die Feder, über deffen
Jnhalt sich der beglückte Empfänger einmal tn
folgenden Worken vernehmen lietz: „Die Aus-
Lrüche, welche 1830 die meistev Länder Europas
erschüttert. hatten bekanntlich auch auf das König-
reich Sachsen gewirkt, u. die Nachrtchten von den Ve
wegungen in Dresden und Leipzig Schrecken in
Weimar verbreitet. Eoethe gedachte meinor selbst
in den ersten Tagen lebhafter Bennruhigung.
fchrieb mir tetlnehinend und fragte an: „ob ich in
meinem schönen Vesttztum beschädigt worden?"
Sein Vertrauen zu mir erkannte tch auch aus set
nen Aeußerungen: „Datz die Zustände zwar ver-
«ttet thr Unteraana aber doch sehr zu brdauern

Auch diese gesetzlichen Besttmmuirgen sind le-
diglich aus Angst zustande gekommen. Weil
die Straße augenblicklich nach der Sozinlisie-
rung schreit, soll sozialisiert werden. Dabei
hat der ehemalige Stantssekretär Müller erst
vnr kurzem darauf hingewiesen, datz augen-
clicklich eine Sozialisterung des Bergbaues ge-
radezu ein Verbrechen sei, und zwar nach zmei
Richtungen: einmal ist es unverantwortlich, in
dcr Zeit der niedergehenden Konjunktur ein
derartiges Experiment zu machen und zwei-
tens spielt man dem Feinde Objekte dadurch
in die Hand, datz man Privateigentum in
Staotseigentum überführt. Um dies zu ver-
meiden, hat man allerdings zunächst davon ab-
gesehen, dem Neich Vesttzrechte zu übertragen.
Aber nach dem ersten Schritt wird zweifellos
der nächste kommen, und deshalb heitzt es hi"r
vor allen Dingen: Widerstehe dem ersten
Schritt!

Es wäre verhängnisvoll. wenn man den
ersten Schritt doch tun wollte. Soll unser
Wirtschaftsleben mirklich wieder gesunden, so
ist die erste und vornehmste Vedingung, datz es
von den Fesseln der Zwangswirt-
schaft endlich befreit wird. Die Regie-
rung aber schlägt den entgegengesetzten Weg
ein. Lasse man sich doch nicht durch die Ver-
sicherung täuschen. datz nur die für die Soziali-
sicrung reifen Unternehmungen erfatzt werden
sollen. Die Fanatiker der Sozialisierung —
und sie haben heute das Wort — werden das
Sozialisierungsgesetz nur als Vorstufe und als
Handhabe benutzen, um eine Reibe von ande-
ren Vetrieben zu sozralisieren. Mit der Kohle
fängt man an, und dann gelangt man über
das Kali und andere Naturprodukte dazu, das
ganze Mirtschaftsleben zu sozialisieren und zu
üürokratisieren und den freien Handel wie das
sreie Eewerbe ebenfalls unter das Ioch der
Zwangswirtschaft zu beugen. Dabei liegen
gerade in der freien Mirtstbaft und in ibr al-
lein dieienigen Kräfte, mit deren Hilfe wir un-
sere zerstörte Wirtschaft wieder ansbauen kön-
nen. Es feblt dann nur noch, datz man die
einzelnen Unternebmungen den Vetriebsräten
unterordnet und den Unternebmer ausschaltet.
Dann baben wir genug getan, nm England
jede Mühe, uns nicht wieder hochkommen zu
laffen, in Zukunft zu ersparen.

Das Sozialisierungsgesetz im
Ausschutz

Die Reichsregieruug legt den grötzten Wert
darauf, datz das Sozialisierungsgesetz noch am
Mittwoch dteser Woche von der ücationalversamm-
lung verabschtedet wird. da am Donnerstag
eine achttägtge Pause wegen der preutzischen Lan-
desversammlung eintreten soll. Der Hnuptaus-
schutz hat oeshalb bereits am Sonntagmorgen
begonnen und am Montag weitergetagt. Bericht-
erstatter sür das Plenum ist der Abg. Molken-
b u h r.

Bei § 1 entstand eine lange allgemeine Aus-
svrache über die Frage der Sozialisierung, an der
sich alle Parteien und zahlreiche Negierungsver-
treter beleiligten. Von dem Abg. Traub (Dn
Vp.) und dem Abg. Rietzer (Deutsche Vp) wurde
beantragt. den § 1 völlig zu streichen. Eine An^
cegung der gleichen Parteien. in den § 1 eine Ve
stimniung einzuführen, wonach öer Arbeitszwang
eingeführt werden soll, wurde vom Neichsmintster
Wiffel abgelehnt. Dte Aussprache endete dann
mtt der Annahme des 8 1, in dem es uls sittlichc
Pfltcht jedes Deutschen bezeichnct wird, seine gei
stigen und körverltchen Kräfte so zu betätiaen, wie
es das Wohl oer Gesamtheit erfordert. Annahme
fand hierbei die Einschränkung, datz die Erfüllung
dieser sittltchen Pflicht geschehen soll „unbeschadet
der persönlichen Freihett.

Seite 3

sei, datz sie wohl noch fähig zu bestehen gewesen."
Dieser Brief w-ar mir eine höchst wertvolle Ur-
kunde. Jch hielt ihn so heilig, datz ich ihn nur
zwei Psrsonen zeigte, und die in jener Zeit herr-
schende Denkweise schien mir so wenig geeignet,
den Eehalt einer solcken Schrift würdigen zu kön-
nen, datz ich dies kostoare Blatt. um es etner viel-
letcht bessoren Zukunst aufzubewahren, in einen
gläsernen Zylinder am 12. Scptember 1831 in den
Erundstein legte, auf welchem ich bei Dittersbach
ein Bergschlotz mit Türmen und Zinnen erbaute."

_ Dr. I. Kl.

ElN nachgelassenes Drama Eisners

Kurt Eisner hat eine unaufgesührte dramai
sche Dtchtung hinterlaffen, betitelt „D i e Eöt-
terprufung. Linc weltgeschichtliche Posse in
fünf Akten und einer Zwischenpnntomime." Die
Titelseite des Manuskriptes trägt zwei Vermerke,
dte etne eindringliche Sprache reden: „Vegon-
nen: Frühjahr 1898 im Strafgefängnis am
Plötzensee bei Berlin. Vollendet: Februar/
März 1918 im Untersuchungsgefangnis am Neu-
deck zu München."

Als Ort der Haudlung. so teilt die „Münch.
Presse mtt, ist eine Jnsel tm Weltmeer an-
gegeben: als Zett: Immer. Dem ortginellen,
etwa dreitzig Erscheinungen umfaffenden Per-
sonenverzeichnis entnehmen wir die folgenden Fi-
guren: Priuz Agab, später König Agab 0. (der
Nullte), König von Farun. Der Hirnmeister. sein
Erzieher, später Kanzler. Dann sind noch vor-
geschen der Geschlechtsmeister, der Machtmeister,
der Wachtmeister, der Schlachtmeister, der Jagd-
meister und der Trachtmeister. Der Stirnwolken-
scheucher ist ein Page, die Tochter des obersten
Weis-'n beitzt Warana. ihr Eelkebter Euldar. Dret
Volksbäniger und die Mumie des Krieges
b>.'sckltetzen den Neigen. Das Gnnze stellt stch bet
absoluler Verachtung des Theatralisch-Wirksamen,
als das D o k i! m e n t e i n es Jdealisten dar,
der auch in dieser Dichtung zu den Wenigen redet.
Die Weltkomödie von den Eöttern. dte ihre Prü-
fuug uicht bestehen, endet mit den ermahnenden
Strophen:

Doch Götter sind in unsern Seelen. Jhnen

In Ehrfurcht wir uns beugen. wenn wir rein

Vei der Erörterung von 8 2. der die Vergesell

schaftung geeigneter wirtschastlicher Unternehmun
gen regeln soll, zeigte es sich sehr bald, datz der
Auoschutz nicht zu einer einheitlichen Auffaffung
kommen konnte. Dte Beratuug wurde deshalb
vorläufig abgesetzt. Man will dann einen Koni.
promitzantriaa zustande brtngen.

Bei der Erö, terung von 8 3 versuchte der nnab-
hängige Abg. Köth durch eine längere Rede Ve-
stimmungen über die Arbeiterrate in das
Eesetz zu bringen. Der Neichswirtschaftsmmister
erklärte demgegenüber, datz die Frage der Ar-
beiterräte wahrscheinlich in dem der Nattonalver-
sammlung vorzulegenden Gesetz über das Ar-
beiterrecht erörtert werden würde. Der An
trag wurde dann gegen die Nechte und gegen dic
Unabhängigen angenommen. Ebenso wurden 85
4 und 5 gegen die Nechte erledigt.

Die Faffung des Entwurfs bleibt, die erste Le-
sung ist damit beendigt.

Derrtsches Neich

Die Verarmung der deutschen
Arbeiterschast

Unter dieser Ueberschrift schreibt die Nadolf
zeüer „Freie Stimme": „Wenn nian sich die Er-
wlge üb.rlegt, dcn die Au,rufe der Regierung, der
Presse. der Eewerkschaften und aller sonstigen Ver
L'anoe geyabt haven, die dic Aufnahme der Arbcit,
die Beendigung des Streiks in wärmsten Worten
der Arbeiterjchaft ans Herz legten. dann mutz man
bedauerllcherweise zu einem absolut negattven
Nesultat kommeu. Aber mehr noch als das:
Die positioe Arbeit, die sert den Revolutionstagen
gelefftet wurde in den cinzelnen Vetrieben. die
nicht gerade ständig oder überhaupt nicht streikten.
ist ebenfalls gielch Null. Als normaler Mensch
mützte nmn annehmen, datz damit die Zahl der
wirtichasttichen Aiitzstände voll sei, wenn nicht die
T-atsache uoch zu berucksichtigen wäre. datz autzer-
dem täglich Mittionen und Abermillionen vom
Staat bezm. den Kommunen für Arbeitslosen-
unterstützung bezahlt werden, der Staat also auf
der einen Selte nichts einnimmt von mit Minus
arbettenden Betrieben und auf der anderen er-
beblich mehr ausHibt für nicht geleistete Arbeit.
Als letztes und mitzlichstes Moment aber kommt
hinzu, datz es noch Kreise gibt, die angesichts sol-
cher Zuftände Tag für Tag Forderungen erheben,
die unbedingt zur s y st e m a t i s ch'e n Verar-
mung der deutschen Arbeiterschaft
führen müssen. Diese Organe, wie „Frei-
heit", „Note Fahne", „Revolution". um nur die
Berltner zu erwähnen. mützten auch den Bericht
zur Lage oes Mansfelder Bergbaues vom „Berl
Tagebtatt" Nr. 57 vom 7. Februar mitteilen, den
sie ausnahnisweise nicht als das Machwerk eines
impertalistischen Kapitalismus bezeichnen könnten,
weil er von den gewerkjchaftltchen Verwaltungs-
und Vetriebsbsamten in Eisleben stammt. Die-
sem Vericht zufolge betrugen die Ausgaben
der Mansfeldjchen Kupferschicber bauenden Ee-
werkschast vom 1 10. 18 bis 20 1. 19 47 M t l -
lionen Mark, denen ein Absatz von 20 Mill.
Mark gegenüberstehl! Der Absatz im Oktober von
mehr als 11 Mtklionen Mark fiel im Dezember
auf 2l4' Millionen Mark! Dabei kostet ameri-
kanisches Kupfer beute schon rund 350 Mk. per
Kilo. Die Selbstkosten für Mansfelder Kupfer
betragen 700 Mk.! Vei dieser Wirtschastsvage
wird von den Parteifübrern zugestanden, datz die
Sozialisierung den Untergang nur noch beschleu
niq-n mi'tztei In diesen menigen Zeilen verkör-
pert sich der Zusammenbruch des sogenannten so-
zialistischen Programms. wenn es zur Durchfüh-
rung kommt im unrechten Zeitpunkte!
Es ist nur geeignet für ein Arbei 1 svolk. das
durchdrungen ist vom Wert seiner Arbeit
i-'id wäbrend >a ck t Stunden auch inten-
siv arbeitet, ohne sich um politische Ange-
legenheiten zu kümmern."

Aus Baden

Die Aliegerangriffe auf 5rarlsrul,e

Itarlsruhe, 10. Märs. Nach ei-ncr crus mntlicheim,
Matemcrl r-u'sa.iumsngc-stellten StatWk der sämt-
lichen Fliegerüberfälle während de»
Kri-eges auf >die Sttcdt Karlsruhehat di-ese ins-
gcsamt 104 durch Fliegerbonrbsn getötete und :L6
verletzte Poüsonen su beklagen. Von den nentt
Fliegerübermllcn der Jachre 1915 bis 1918 kosteton
di-e mo.srcn Qpfer der erste Fliegecüborsall mn 15.
Junt 1915 (30 Tote, 55 VerKtzte). drrtenige an dem
Fronleichnmnstag des Icchres 1916 (117 Tc-te, 152
Ver-letzte) unH dcrjeni-ae am 22. Aucmst 191« (dem
Tag -dos Ver-saffungsj'UbrlLkums), an welchsm 10
Tote und sün's Verletztc gezählt wurden. Bchon.
der-s gwtz mcvr die Zachl der Berletztcn böi dem
Fttegerüberfatt cnn 31. Mai 1918. Hierbei wurden
nämlich 100 Peusonen vorletzt un-d 5 getötet.

* Eichhorn in Braunschweig. Wie das „V. T."
aus Büaunsckweig erfäbrt ist Braunschweig der
Sammelpunkt aller Versprengten. Der ununterbro-
chen dort weilende frühere Berliner Polizeipräsi-
dent Eichhorn. hat jetzt seinen Decknamen
Kühl abgelegt. Am Sonntaq und Montag fet
er in grotzen vnrteipolitischen Versammlungen un-
ter seinem richtigen Namen aufgetreten.

* Landesversammlung der Deutschen demokra-
tischen Partei. A,n Sonntag, den 30. März, vor-
mittags 9.30 Uhr, findet im grotzen Saale der
städtiichen Festhatte in Karlsruhe dte erste
Landesversammlung der Deutschen demokratischen
Partei Badens statt. Die vorläuftge Tagesord-
nung enthült folgende Eegenstände: 1. Parteibe-
richt, erstattet von dem Vorsitzenden des Vollzugs-
ausschuffes, Abg. Hummel. 2. Fraktionsbericht, er-
stattet von dem Vorsitzenden der Deutsch-demokra-
tischen Fraktion der badischen Nationalversamm-
lung, Abg. König. 3. Satzungen der Parteiftnan-
zen. Wahl der Parteiinstanzen. 6. Anträge uiW
Wünsche. Die endgültige Tagesordnung wird in
den nachsten Tagen mitgeteilt werden. — Antz
Sonntag, den 16. März, nachmittags 1 Uhr findet
im Bahnhofshotel in Mosbach dte 1. Konferenz
des 4. Wahlkreisverbandes Mannheim-Hei-
delberg statt. Auf der Tagesordnung stehen Or-
ganisationsfragen, Wahl des Wahlkreisausschuffes
und des Wahlkreisvorstandes. Nach dem Landes-
statut der Partei hat jeder Verein das Recht, auf
100 Mitglieder einen Vertreter zu stellen. Ein-
ladungen an dte Ortsveretne sind Lereits er-
gangen.

HeilinkrLnzsteinach. 11. März. Dlie Gemdmde
hat für die H-etdolberger Eefangenen-
o p fe rs ain-m lu n g a-ls Ergebnts der Orts-
saimmilrmg burch bas e-v. Pfarvcrmt 63.— Mark
übersenidsn laffen.

T Eberbach, 9. März. Die Sammlung für die
badischen Kriegsgefangenen und Ztvil-'
internterten ergab in unserer Stadt nahezu
1300 Mark. — Heute nachmittag trafen stch die
staatlichen und Eemeindebeam-ten des
Amtsbezirks Eberbach im .Zetninger Hof". um
einen V e z i r k sv e r e i n der Bad. Beamten- und
Lehrerveretne zu gründen. Ein Vorstandsmitglied
des Hauptvereins in Karlsruhe setzte in längerem
intereffanten Vortrag Zweck und Ztele des Vereins
auseinander. Zum Vorsitzenden des neuen Ve-
zirksvereins wurde Notar Dr. Rotfritz gewählt.

-j- Eberbach, 9. März. Jn der Nacht vom 5.
zum 6. März übernachteten zwei Durchreisende, der
eine in seldgrau-er Uniform, geschmückt mit dem
Eisernen Kreuz 1. Kl. und Verwundetenabzetchen,
in Eberbach. Nachdem der Feldgraue am Morgen
seinen Akitreisenden mit Chloroform betäubL
hatte, stahl er ihm 50 Mk. und suchte das Weite
in der Nichtung Eammelsbach oder Sensbach. Dte
Eendarmerie, die von dem Vorfall sofort benach-
richtigt wurde, patroutllierte thren Bezirk ohne
Erfolg ab. Der Gesuchte trägt Waffen mit stch
herum.

Pforzheim, W. März. E-men bösem Reinfull
-erlobte, nach bm Pforzheimer N. Nachrichben, ein
Mann. bem es „gsglückt" war, zwei Pfiuind B-ut-
1er für zulsammsn 60 Mwvk zu kaufen. Äber alls
er ste gebvwuckM wallte, sab es etne AKmimÄ
Usbsrvalschua-g. Di>e Butter war v ol>l-stä n d i g
-ungenietzbar, uiniv die Unteüsuchung erM-b.
datz es sich uim -elin Eemvengßel von M-Lhll. Kalk-
staub un-d Pferdefett banidslte.

Lörrach, 9. März. Nach me-hr als 4^jcchvtger Un-
teübvochung tst tn der letzten Woche der erste Per-
'vn-enzuig von Milbausen her tm elsast-lotHringer
Babnbof m Basel wvoder eingefa'hven.

Ste uns erschufen als das weise Wunder,

Und tiefste Schöpfung, heilger Träume Künder,
Was einst wir werden und wohin wir steigen
Empor zur Freibeit hoch ins Grenzenlose.
Baut solchen Eöttern auch Altäre fromm
Jn euch, und latzt von ihnen euch beherrschen.

Theüter und Musik

Mannheüner Nationaltheater

3. V o r m i t tag s-A u f f ii h ririrg.

„Hcrmann Vurte."

Im Bericht über diese Vormittags-Aufführung
habe ich etns vvrwegzunehmeu: si- war unnötig.
Burte gehört nicht zu oen unerreichbaren Dichtern,'
jeine Dramen ersordern kein unbeschaffbares Büh-
nenrequisit,' seine Personen agieren nicht
aach expressionistlschem Muster mit Eebärden, die
Erjtickungsanfallen zum Berwechseln ahnlich sehen,
und was sie fprechen, ist keine Eintagsweisheit.
Hermann Burte ist etn grotzer deutscher Dichtev,
den man auch in Mannheim ofr aufführen sollte
uud der dann -am Abend das Haus füllen wird,
wozu er um die Mittagsstunde nicht tmstande ist.
So aber lernen wir ihn in verhältnismätzig kurzer
Zeit zum zweitenmale in einer Vormrttagsveran-
staltung kennen, und wie damals müssen wir uns
auch diesmal nur mit einer Probe aus seinem ge-
waltigen Drcrma „Simson" begnügen, während
Karlsruhe längst seine jubelnde Aufführung die-
scs neuen Vurte-Kunstwerks hatte. Auch Bruch-
stücke «aus dem Noman „Wiltfeber". und menn sie
noch fo wirkungsvoll vorgelesen werden. kommen
in erster Ltnre dem Buchhandler zugute, der dann
wieder etn paar Exemplare des Werkes abs tzt.
Nezitattonen aus Burtes lyrischer Poesie bilden
wenigstens euren Arabeskenkranz um d>; fast
visionäre Eestalt dieses Dichters. den man nicht zu
sel-en bekommt. Aber dazu. was sich g.chörie.
kommt es doch nichi. das; ihn das Volk dem Vol'e
zeige,' dazu tst die Abendoühne berufen, dre frag-
mentenlose Aufführuiig der Burtoscheu Stücke —
ia, wozu ist der Mann denn Drumnttker?? — denn
daran, datz Vurie auf der Manuheimer Bühne
einst grotzen Erfolg h a t t c. sind wir jetzt oft ge-
nug ertunert worden. So wächst aus der ganzen

Vormittags-Aufführung wie etn blühender Baum,
der zugleich auch reiche Früchte trägt, nur Fritz
Droops stark und warm beseelter einleitender
Vortrag heraus. Mit zwei kuustvoll verschlun-
genen Ltnien folgte er der aufwärtsstrebenden
Eniwicklung des Menschen und Dichters Hermann
Burte und gestaltete das lebensvolle Eesamtbild-
nts einer ebenso eigenwilligen wie selbstberechtig--
ten Künstlerpersönltchkeit. das Bildnis eines von
den wenigen Auserwählten unter den Berufenen.

Alfred Maderno.

Kunst und Wissenschaft

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SchcuMmiig elinies Mann-Heimer Theater--
j-ahrbuch-es, das alljähvlich zu Beginn der
Dhoat>ersailson -erscheinen «soll. Es mird bas BUd
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Verkag kündrt -das Wiiedüvvrschelmein s«mer Mo-
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Der „Saturn" tritt nunmebr tn den fünften Ia-br-
-gang. H?va!''SMber sind Hermann Metster und
Ncxbert R. Schmidt Die Zeii schrift wird der
Wi-edergebnrt «l'mer geWgem. rnmain.tM Lesoo ten
Haltuuq dtemen. Zu den Midarbertern zaih-lcn
lU.'-a. Max Bvod. Albmt Ebrenstern. Darl Haae-
lincvnn. Ott-o Hinnert, L!-?e L-'skc-r-SchüKr. Nlud.
Loo-ivl^wd. P"i->,s Mauer, Wiibsstn voii Schabz.
O to Stoetzl, Neibevt WaOser. Ernst Weitz, Pe-ul
Zcch. Stesian Z'veia. Das orste 'des neucn
IabraiaiTigs ev'ckeint tm Avril Dm

Halbjcchresaib-n-.E'ents b-traat .

des I-.chres5'banne,i-n.ts Att. ^- ^ 7?'" Ber^aa -

vermittcln alle B-chc.-and mnw. t —s uden

Hermann

Prckpekt rln^nehmens kostMret «r.

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