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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Eerte 2

Heidelberger Zeitung

Donnelstng, den 13. 1.1

Kernspr. b. e Nl'. d2 nnd 18^

^r. ül

fangeiien lxmsen in Loch-rn zrviischen Schuti unD
Masser. Die Verpflegung bleibt oft taMlanu
aus un!d> ift fohr kwcwv. Sie bcftcht <vus löO Gra:nnr
Lrot, z-wei Trinkbcchcrn Kaffee unid Vunnrv SuPpe,
das Tr'mkwasser muü aus den Grwn-atlöchern ae-
schöpst roevdeil. Mele Krioasae'sanvene haLen keine
Stlcsel. Mläntel oder Mühen, Deckon. Handtiicher
und Seife rverden nicht gcliescrt. Iufolge der er-
Llvunsenen Ilnroinlichkcit sind <rlle verlarst, und es
bcrrscht Krätre. Arreft wirid in Sxn nassen Unter-
ständen verbübt. Die Ausreiber rvcrdcm watzrenv
Ler Arr-.'ststrase täglich an einen Baum gcibundcn.
Nciätliche Fürsorge seblt. Postverbindung mit d-cr
Z>eunat Lcistobt fast garnicht; in dreieinchalb Mona-
ten durflen die K.riegsgesangcnen dreimal lschrerchen.
— Jn Coxyde berrscheir ganz ächnlichs Derbälr-
'iisse,- jctdoch wird dort fast täglrch seiprüLelt.
Gntslohene Kriegogefangene mmffon dre erst-n
Nächte nackt im Arrestlokal oevbringon. Mgoichn-env
sür dio Eesinnung der belgilschen Wachnmne.schal-
ten ist i'hre osst'i, ausgesvrochc.ire Erklärung, hoch
stens die H 8 lfte der KriegsgeifangGnen dürfe dre
5) eimat wiederschen.

Nach denr Bekanntwerden dieser Datsachen. die
dcn Anso>rderungen von Menschlichkeit imd Ziwili-
sation gerade.iu Hobn sprechen. ist vvn der deut-
schen Res'erung bei der königlich belgischen Rogie-
rung schärfster Protest erbobsn u>nd durch-
vroifende Abhilfe sefordert worden.

Der Kampf um L chtenberg

Der Kamof gegen Svarlakus scheink nun>
endlich zu Lnde zu gehen. Gcstern oormittag gegen
9 Uhr fetzte eine energische Cänberungsaktron, drc
v«n esllcm Erfolg begleitet war, ein. Die Truo-
pen machten zahlreiche Eefangens. Ferner wurde
ein den Svartakislcn gehöriges Ceschütz, sowke za-r-
reiche Mafchincngewebre und Flinten erbeutet.

Um 9 lllrr voem'ttags begann serner das Bor,
dringen der Trr-oven gcgen Lichtenberg. Der
Brückenkopf an der Marschauex Vrlicke wurve ge-
nommen. Die Trum«mteile der E^rdesKavallene-
D'oiston batten «m 10 Nbr uach heftigen Kampfen
die Frankfurter Allee errekcht und dort dcn Nnschluh
an> die Ciserue M-rrirle-Vrikade gewonnen. Dam't
war der Ning gefchlsffep,. Nachmittags < llhr war
dieEinkreisnng Lichtenbergs völligdurch-
geführt. Dre Neqierungstruvoen dringen korr-
zentvrsch sor, wsbei sie das Zentrum dcr svsrtakistr-
schen Bertsidigungsslellung unter fchwervur Nrtir-
leric- und Minepseuer halten. Die Banden werden
immu mehr in Rrchtung Karlshorst nbgedrängt. Jn
mil'ltärischsn Kreiscn rechnet man damit. das; Lich-
tenberg bis Donnerstag nachmittag voll-
kommen von Svartakisien befreit ist.

Die (Kinnahme

Derlin. 13. Mai. Bevor gestern die Truppen
zum Angriff gegen die Spartakisten in der Frank-
furter Allce übergingen, bahnte sich ein mit Offi-
zieren besetztes, unbcpanzertcs ersonenautomobil
unter Führung des Rrttmeisters von Arnim käm-
pfond den Weg zur ersten Varrik>ade. die sofort
von den Offizieren und den Vegleitleuten ge-
stürmt wurde. Die Spartakisten flohen unter
Hinterlaffung elnes Tol Dieselbe Kraftsahr-
Lesatzung stellte die Verbrndung mi den in der
Warschauerstrasie vorgehenden Teilen der Earde-
Kavallerie-Schützendioiston her. Die Besetzung
Lichtenbergs vollzoa sich, laut „Berl. Lok.-Anz",
so rasch, datz die hevanrückenden Regterungstrup-
pen aus dem Lichtenberger Güterbahnhof noch eine
ganze Reihe Plünderer überraschten. Als diese
sich von Nezierungstruppen umzingelt sahen, such-
ten ste zu e -tsliehLN. Das Vorhaben war nutzlos.
Als sie dres einsahen. winselten sie um Gnade
und jeder wollte das Opfer eines andern sein. Bis
in die Abendstunden war eine grotze Menae Ge-
fangen-r geinacht. Auch wurd?n große Mengen
Maschinsngewe'ire, Minenwerfer und ungeheure
Mengen Munition bestchlagnahmt

SLandrechtlich erschoffen

A>m DiListag wurde von Truvven der Gavde-Kcr-
vMerie--Schützen-Drvision am FrankfMter Tor eln
bcwlrfsnet'r Evartak'rst fesigenommen, in deffen De,
sitz sür 868 gM M. geraubte Zuwelen gefun-
deu wnrden. Er wurde sofort strnridrechtlich ex-
schossen. Ber den Dnrchsuchungen in ven besetz-
ten Stadtteilen wurden in dvx Mittwoch-Nachk ä
S^rtorlstsw, die bewafsnete-. Widerstand lersteren,
srstserwmmen und standrcchtlich erschossen. —
Bci Aufhebung eines Svartakistennestes in der lSe-
gend östlich des Alexanderplatzes wurden 20 Po-
len gefangen genommen.

Als am Drenstag ein Sergsant eün G-efchäfi
i'rr der Ka>Ls>erftvabe bejrat, um dort etrvas M krrus
fe», fielen z-vei Männer über ihn her unb fchnitton
hm d-ie KMs durch. Es gelang andern Reg'>o-

^ Möpder zu ergrcibm: im Pccki-
^vraMum wur^n diese vvn den eEertcM. S->l-

daton stcmldrechtlich erschosscn. Dem glo'chm

Schiäsal ve-stel ein Chausfeur. dcr mit andeim
drei jrmse Regr-erungssoldaten erschoffen hatte.

Der ncue Eeneralgouverneur von Verlin.

Der iünast rumr Generalgoiuwernieur unn Vei-rin

Die russischen Gelder in Dcntschland

Der Natio'l«rrvcosammluilg in Weimar ist iyrch
Lem Abeiüd a>>„ C-estbc,ltwurf rugeaa.nMn, ver ven
Zwcck hat, Ler Fliranzieruns 'der b-olschr-
wistischen Bowegung in Deutschlair'v duirch r u
sische St -a -a t sgel >d -er ein Eivde Zu.berÄr-e.n.
Der Entwurf verüieti't Len Einfuhl-, Durchmbr-
und Ausflchvbanidel von Geldzvich n. die a'uf Rubct
«lso Ban'knoten, Kr.cditbillokte unid> Müwen.
^'.S>sr mit Zahlungsiiiiiteln diasc-r Art har

eriolaeu.

Vad. Nationalversammiung

Karlsruhe. 12. März.

Präsidcnt Kopf eröffrvete uim 4Z4 Uhr die
Sitzung, Unter den Eingängen besaiud sich
eine Denkschrift des Erzbischöflichen Ord'-
nariats üüer das Verhältnis von Staat zu Kirche.
Eiue Ecngabe der Uniabhängigen, die 803»» die
Revobution protesti-erten. rre>f im Hause Hertcr-
keit hervor.

Dus H>cms bcfchäist'iigt sich uun mit der Jnter-
pellativir Ler Achg. Mülter und Een. (Zentr.)
Mer

Eiscirbahnbetrieb und ArbeitLrfrage.

Sie wurde vo>n dein Jnterpellcmten bearünidet mrd
bcvtte folgenden Wortlcrut:

„Jst bor vorläufigen Do>liksrog>iLrmrg beLairnt,
daß tzmrch döe erheblrchen Unterschied ^ rn
der Avb-eitsze>it bei den Betrieibscrvbeitern der Ei-
soubiaihuverwailtuna oine starke Erregung
bervovgieruife-n murde? Was godenkt Äi>e Neaie-
vrmra zu tun. dicisem MManid a.bzul>elfen? Ist sie
bere.it, die Grundiätze der Bestinirmun««n dcr
Volksibeaiuftvugten in BerUn vom 12. Noveruber
1918 durchziuführen? Jst der Rvgiieruug bekaccnt.
daff dDe Arbe-tskräfte. die ausbrlfsweise wäb-
rend Ides Krijogos im BcchndiE vMveudeck mur-
don. burch die Rück!Keihr der Krie-ger i>n chren Dievst
arbertslos werden? Was sedemkt >ste M i>un, die-
sen HiMdkräften EoleMichcit Mr Arbeit W
schvMn?"

Verkehrsmintster Nückert bsantwortete däie Jn-
terpellation >unid Äankte dom Borrciduer sür die
F-eststell>un>a, datz stch in den letzten Wochon mern-
ches bai der E ii>eub>.chu-verwalt mvg gebeffe-rt babc.
Das Dertehrsiniiiiristierium und die Ee-n-erallldirek-
tion der Sta>atsibal)nsn rüird alles tun. um den
Geift der n«u>on Zeit M fördern. Der Ministcr
gab dann Auskuiirft über d>i>e B^ckästigung der Ar-
beiter be; der Eisenbalmvrrwal uug umd erk-ärte.
dcrff das Büro zur Vevtretuiig der Arbsiter- und
Dowmtoninte-reffen bci den SLaatsbabnen nicht
n-ach Parte rücksichten zrchamrmcmgesetzt wuvde.

Aüg. Aiast (Zentr.) vertrat dsn Wumsch der
Babüsteigsckxlffnier auf vermsbrte Sonnt-agsviche

Abg. Eöhrrng (Dem.) wümlscht-e eins Gleick-
stelliuing der EckemLcchnuutevbcamten und fordert.
datz >die vorgistvaigMen WüiMe ' soprüst werden
urd rmterstützt die Wünschs dsr Eis-cmbcchnerver-
bände.

Das Hams bsacmn dcmn mit der Beratmrg des
Gess>etzou!iwursss. dve ALirdsvums der

Eemeinde- und Städtcordnung
betveffend. Für den Ausschuff sür Iustrz und Ver-
rvcvlturW berrchtete

Abg. Straub (Zentr.) Darnach ist die Vorlagie
notwouidrg semxrvdrn durch dch UmiwälMng. Be-
seitigt wird aius der bisberigsn Stä-dte- mrd Ee-
meindeolvdmuug das Maffeivwaihlrecht und vecksche-
dc>ne ai,L>ere BestimMunigieu. die als übevlebt gel-
ten. Der Ve-vickstersüattcr mackte ausführliche Mit-
teilungsn über däe A>slschutzverbcrird>lm.mgon. Dcr
Berrcht-erstatter stiellte dvn Antrag. den Essetzent-
wurf in Ler Fovni der Kommiiffton aNWnehmen.
(Beisvll).

Präsident Kops teilt nr.tt. däst Sin saziMiemo-
kratüschex Airtrag oingiegL>nge>n sei. nach dsm die
Oberbüvgermeister nur arif tzr sechs I<chvo zu
wäblen stnd.

Das Hcms besann nutt der Besprechu-ns des Ge-
setzentwurfs.

Abg. Schne'Ler-HebdcLbevg (Zcntr.): Wir be-
griikcm die AmichciL'UNg >der KlaffemwaHl, aarch dem
Fvauenwcchlvecht sllimmen wir zu. sbens-v der Er->
weitevung des Wahlkörpers. Wir stmd damit ern-
verstanden. datz das Bürserrecht nur rn den Fällen
vichsn soll. die oon dem Gesetzeartwurs vorgeseh>en
stnd.

Um ^,8 Uhr wuvbs die SitzunW abgc!bvochen.
Dcvs Haus ver iagtL sick zur Wsiterbsrvluing aus
nvWLien vormittag 9 Uhr. Ferner wuvdem auf d-te
DcWesoiLEnig di-cher Srtzuirg noch mehrere Jnter-
Uellcktimreir gÄetrt.

Deutsches Reich
Die Sozialisierung in der
Nationalversammlung

Die üb-erstürzte Hvst. mit der das Sozialiste-
rungs«<etz cänsebvacht wurde. >bat stch auch aur
die Beratung übertragen. Der Haluptausschust
ist eirst in der Nacht Min Mittwock mit der zwc'i-
teir Lesiung des KoL>le>irgesetzes fert-iig gsworden
mrld bereits geslern nachmittag bat die Na ional-
vevs'lvmnriluna die zweite Lesung der Eesetzemtwüvfe
üeonldet. I'hr Verlauf ändert nichts au der Krr-
trk, die bisvüits vor einigen Tageir von wns ain
deim Geisetz geübt wordem M. Dre Debatte ergab
auch nichl einen ecnzisen neusir sachlich erwüh-
n-emswvrten EeÄanken. Dre aus den Deutschnatia-
n-a-'öil unid der dciutschem Vollsvartai bestshende
Oppositiion hatte eine Neihe von Abäuderllmgsan-
trägem eiiniVckbvacht. die aber von der Mshrheit W-
nröiist aLgOlvhut wurden. Umsekehrt haben die
Al«6)ciordnot>sn Aiwer und Eenoffeir ernen Anirag
erngcibvacht üin Davagrwvben 2 die Worte „segen
angoinessene EntsckxiLiguns" M streichsn. worüber
die Dieutsche Volks-parter im.mmrtlrche Abstiimmmrirg
verlamgt. allvsniLiinvn wa-r Äi« Deibatte auf
den Grundton gestellt, dak die GeLner des Gesetzes
di-essn „Ausflug in den ZuLu.nstssbmt" nicht mit-
rwachen W köirnen erklärten die FveunLe aus der
So?.mlisierung «mtzer doir nmterrellen üdeelle Vor-
terle erhoffen. Dak dem Unabhängrgon Eobir
das E»esetz noch laivge nicht fozich-iMch genmg rst,
Laun nicht weitcr verwumdern.

Hsute wrrd dte dritte Lesupg urrd die
Abstimmung erfolgen. Dorausstchtlich wird
nicrch Paragraphen abgsstrmmt werdsn. wobei un-
ter UinMnden v-erschlc-dens Abstimmungsztssern
hcrauskoinmeir werdcii. was albsr am Endergebnis
da dias Eesetz als Manlelaesetz gedacht ist. nichts
ändern wird.

Kundgebttna des deutschen HandelS

Dce vom Zentralverbamd des Dc>utfch?n Grotz-
bai'Bsls ursprüugvck für Mrtte FeL-rLrar in Auo-
sicht gsncnn.nrsne gr-otze Kundgebung des deutscken
Haadsls finidet munmehr am 13. März iim oro-
tzm Saal dcr Phillva-rnronie zu Berlin statt.
Säm'-liche org-anisterten dcuischen Wirtschasts-
stände: das Hamdrverk, die Jndustrre. die Liand.
wirtschast. der Groschrirdel Anld der Eiirzelhcmdel
beabsichtigen, durch ihrc grokeir berufLstäiMgen
OvLauisatiuiren tn letzter Stunde zur Notlaoe des
dsutlschur Wirtschrrstsbebsns dis Fordevmlgsn bc-
kamit zu geb^iir. diie erfürlt wcrdon müffcin, wc-nn
nicht die deu fche Wrtschi-ft völiig auf lvng«
Iahrzehnte zertrimrnrert werr-en soll.

Aus Stadt uno Umgcgeno

* Kciue ueuen Pocke„fälle in Hejdelberg. Um
den in der Stadt umlausendeir Gerüchten von sachl-
reichen n-euew Pockenfällen eirtgsgsnzutrsteir, sinv
wrr von amtlichr Stelle zu dcr Mitteilung er-mücy-
tigt worden. -dak, abgcsshsn von den drei Fällen rn
Haii-dschuchshsim, die bereits sciit 1-1 Tascir bckannr
sind. sich kein-einziger neuer Pockenfall
mehr rn rmvserer Städt erei-mret hat.

2 Bon der Nniversität. Dre badrsche vorläüsige
Volksreg'nerung hat dein Prrvatdozenien für Kin-
acrheilkunde Dr. Franz L u st den Titel giutzer-
ordenitlicher Prosessvr verliehen

* Ueber d.e elsäffische Abordnung in Weimar
sp-vicht am Freitag crbenid 0 Ut,r inr Sa>al des
Kausmännischen Vereän (Klafsee Hohedllern)
Pvofessor Dr. Anrich.

* D>e Gcmeinschast. Am Freitag. 14. März,
abends 8 U!>r sprrch i„n grotzen Swal des Neuen
KollogAmhauses Dr. Alfons Paq-uet. der als
Korrespondcmt der „Franksurter Zeitung" die Au-
stände der vusscschen Revo>uti>on cms mrmittel-
barer Nähs bctrachte!>e. über dte „Ruffische Re-
vcckution unld den E-ei-st des Bol'ickewismus". Die-
ser Vortvag ein-es kri-ri'ichn A>. genzeugen dars
sicher hier em allgemsines Firt-ercffe erwarten.

* Lustlgcr Abend. Am Sonntag, deu 18. März,
abends 7 lL Uhr oeranstaltet Hans Schüren vom
Stadttheater im grotzen Saale „zur Eiche" in
Nohrbach ernen „Lustigen Abend". Es rst in
drei Abtcilungen (siehe Jnserat) für reichliche Ab-
wechslung gesorgt.

* Ein Heidelbergcr bei Lottow-Vorbeck. Dre
Rückkehr Eeneral Lettow-Vorbecks uird sciner ta-
pferen Schar hat uns die heldenmütige Verteidi-
gung Deutschostafrrkas während vrer langer Jahre
so recht zum Vewutztsein gebracht. Auch der kürz-
lich ai,s englischer Gefangenschaft nach sechsjähri-
ger Abwesenheit hterher zurückgekehrte Negierungs-
arzt Dr. Wolfgang Gothein, Sohn von
Eeheimrat Prof. Eothein, hat zu den wackeren
Kämpfern gehört. Auf Veranlaffung der hiesigen
kalonialen Vereinigungen wird er am Donners-
tag, den 20. März. abends 8^ Uhr im grotzen
Saale des Neuen Kollegienhauses über serne E r-
lebnisse in Afrrka einen Vorirag halten,
zu dem auch Nichtmitglieder gegen ein geringes
Saalgeld Zutritt haben.

* Zn der Dcutschen demokratrichsn Partci
sprach sestern alb-en-d rm Wien-er Hof Landserichts-
vat Dr. Elsasser über das Tkema .LLohi n
steuern wir?" Der Vortragnrde lenkte den
Blick auf d')e äutzeren Evergniffe und Lam dann auf
dte inneren Dorgänge zu svrechen iuild erklarte,
datz zur Zoi-t dre politischen Fragen hinter die
wirtschaftlichen zurücktreten müktsn. Dres ssi die
Vorbedrngmrg gsstcherter wirtschastlicher VerWlt-
mffe, die po>litisck>e Konsolidi-errmg dss Reickes.
Die Roichsrsgiermrg habe neuerdinigg die Zu,st»mr-
mung dazu sogsben. dak die Arbester- mrd Volks-
räte eine po>!itischK Ernrichtung werdsn lu-nd datz sie
d'ce Be-f-ugnrss-e erhaLen sallen. dis Vevwaltungcn
M ülbevwacheir. Das Spstem der So.date-nräte
dagsasn solle mrt der Demo'bilnvnchung verschw'i-n-
dsn und be-i den neu angewor>benen Tvuippsn aus
audevLr Erlmdlage Mr D-urchsMvu.ntg kommen.
Der Redner bssprach dann die StrSiELewcsmrg rm
Reiche untz ging auif ihre Urs-achen nLhex eim. Er
Laur weiterhin auf das Soziallisierungsges-etz zu
sprechen. deffen Ernzelheitsn er erlä-uterte. Zns-
bescmdere wandt-e er stch segen derr Parasraplhsir 3
des Entwurfes. der über die Arl und Weisse der
Sozialisteri'üvg nabere Ansaben mackt. D?e D-Mo-
kraien wollen, wie der VortragenDe hierbei be-
bonte. die Sozialrsterving als Nusnabme. di-e So-
zial'de-mokraten als Dru-chsatz. Die SozioNsterung
ssi. so meinte Dr. Elsaffer. kein Allberliüittel. viel
wrchtiger sei sür den Neua-ufbau der Wirtschaft
eine Vorbefferung in unsercr Vcrwaltzung. D'e
Sozialisterung werde zweifsllos manche Gin^elex -
stenz vernichten, aber die Wirtschast tn rhrer Ge-
smn'heit werde dre Krise ülberstehen. An dem
mlt arotzem Beifall austmnio-mnenM Voktrag
schlok ffch eine längere Sstissvvache. i,n der insbe-
sondere die Lebensmrttslisrage erörtert rwurde.

* Ueber Orgamsation der weiblichen Angestell-
te» sprach sestern abenb rn einer öffe,ntlrchen Ver-
sammtung tm ELsell'enhans Herr R .a'f s - Maan-
heim. Von den Sognurvgen der SozialvoMr ha-
bon die kaufmännilchim Augesöellt-sn. so führle der
Redner >aus. wsnig M sebsn bskommen. Kranken-
amld Anigsstelltsnverstcheraag muk en durch em-
Mhende Or>ganifatroirsarbeit erramrgen werden.
Dre Forderu.n,gon 'der Anseftellton erstrscken sick
jetzt auf die Emvfiihrurrg der völligen Ss-nntaW-
ruhe. EnrsührMr« dos AchcksbmdentaLs. Scha.fiuug
von Arbcitskaimuern und Bese'ckigimg seder Bin-
dmig in der FrriMglgkeit der Angestellten. Datz
bie Negsluiirg der EelM>tsvcrhaltnistc nich! die ge-
wünschton Fortschrilte macht. lieat in dsr mun-
.geludeu Eesthle>ffeirheät bcr Angestellteu. Die An-
gestelltenoerhäUnäffe wälivsnd L»cs Kröeses wuron
sehr schlecht. rmmch? Fivmvn scheuten sich , icht.
Gehaltskürzunigen vorMnehinen. Der Strerk
ist nur bedr-nigt ein Hciliniitcl. E ire dauiernde Vs-
oinffluffung der Cr-bcrltsverhältnisfe kann dcirch
ein.Mlne Vorstötze nicht erreiickt werban. Di'rch
den Zusanmnenlbvuck rst der W/derstaud der Ar-
boitgebccr gosen die kaufinäuiiischen OreianMio-
nen bciseitrgt wockden. Die Arbe.U»'L'>eror««ii'a-
tionen sind s>etzt bereist. mit dcn OrganisaL.onen
der Angestellten als g'leichlrer-echriglem Faktor zu
verhandc'ln. D e Döldm..g der Ang e ste l l t en -
Ausschüsse bcdoidtet ei-nen grosieir Erfola, die
Ub'chliefiung von Ta r r f ve r t r a g e,r mutz er-
strebt werden. Redner forbert sum Schlutz svrner
Alnssllbruinacn dte annÄ'e-nbeir weiblüchen Airge-
stsllten auff. stck erner Organis>Lti>on anziisch i-etzsn.
Es folLte voch eine leibbafte Auseinand«rsetzung
ld-r anwesendcn Vertreter des EewerSschaffsbun-
des und dcs Zentralverbmrdes. .

* Der Heidelberger Hausfrauenoerrm hielt am
Dienstag scine 3. Z a h r e s o e r s a m m l u ng ab.
Frau Lisa Mohr gab den Jahresbericht, aus
dem hernorging. datz der Vererir 775 Mrtgliedcr
zählt. Sie sprach von den regelinätzigen Be-
ratungsabenden, von den grotzen Vorträgen, von
den oiel ir Eingaben an das Ministerium und
andere Behörden. Der Haussrauonvercin bckam
von der Stadt cin cigcnes Heim und hielt
verschredene sehr gut besuchte Kurse und Vorträge
ab. Frau Neumeier sprach über die zuk ii n f-
tigen Aufgaben. Der Derein hat jetzt dcn
Laden der landwirtschaftlichen Hausfrauenver-
einigung, Hauptstratze 119, übernoinmen. um dic
Hausfrauen Heidelbergs und natürlich vor allem
seine Mitglieder beffer vcrsorgen zu könpen. Auch
in der H-a u s a n g e st e l l t e n f r a g e mill der
Verein dazu helsen. sckulcntlaffene Mädchen zu
guten Hausfrauen in die Lehre zu geben. Eii:

Mütterabeup i7.ll dazu Leitragen. — Fr^
Kromer aus Mannheim sprach dann übrr die
Aufgaben der Hausfrau im neuen Deutsch.
länd, in der Politik und vor allem im Gemeinde-
haushalt. Sie erörterte die H a u s a n g e st e l l-
tensrage und aab wertoolle Anregung zur Mit-
arbeit darin. Vor allem aber sei es Aufgabe der
Frauen Äurch Beitritt zum Hausfrauenverein einen
engen Zusammenschlutz zu bilden.

* Der Verein bad. Finanzbeamten hielt am
letzten Sonntag in Karlsruhe seine diesjährige
Hauptoersammlung ab. Aus dem Bericht des 1.
Vors. Oberreoisor Friedel sei hervorgehoben
die durch das Entgcgenkommen der Steuerkommis-
säre erncöglichte Uebernahme ihrer Jntereffenver-
tretung durch den Veretn, der Abschluh einer Ar-
beitsgemeinschaft mit dem Verband der unteren
Beamten der Zoll- und Steuerverwaltung. dte
Aufnahme von Anwärtern für den mittleren Fi-
nanzdienst, die Schritte des Vorstandes wegen der
Erlangung von Stellen oberer Beamter in Voll-
zug des aus der Demokratie geborenen Gedankens
der „freien Bahn" und besonders die plötzlich akut
gewordene Frage der Reichszollverwaltung. Hier-
zu wurde der Gruudsatz aufgestellt: die bad. Zoll-
grenze und die bad. Zollverwaltung den badischen
Zöllnern. Abg. Köhler erörterte darauf die
wichtigften Probleme der Beamtenschaft im Ver-
hältnis zur Regierung und zu den übrigen Stän-
den. An Finanzminister Dr. Wirth wurde ein
Vertrauenstelegramm abgesandt. Oberrevifor
Friedel wurde als 1., Oberrevisor Baschang
als 2. Revisor Schumacher als 3. Vorsitzender
und die Kollegen Köhler und Ott in den Vor-
stcmd gewöhlt.

* Eine Sitzung des grotzcn Nats des Volksrats
fand am Dicnstag im „Deutschen Haus" statt.
Hcrr Hch. Hoffmann berichtete zunächft über
die Beschlüsse der letzten Landesversammluna der
A.-, V.- und V.-Räte BcKiens. Ein weiterer Punkt
betras die Stellungnahme zu den politischen Vor-
gängen der letzten Zeit. über den fich eine längere
Ausspmche entspann, bei der besonders auch wie-
der die Nahrungsmitteloersorgung gestreift wurde.
Es lagen auch verschiedene Anträge vor. so u. a.
ein Antrag der Unabhängigen. die Anwcrbuna
für den Grenzschutz Ost zu verbieten, der aber nach
längeren Ausführungen des Abg. Stock wicder
zurückgezogen wurde. Die Beschrckung des Räte-
kongreffes in Berlin soll von der Stellungnahme
der Landeszentrale abhängig gemacht werden. Von
Neuwahlen für den Volksrat soll vorerst abgesehen
werdcn. Der in der letzten Sitzung angenom-.
mene Äntrag des Heidelberger Volksrats, deir
studentischen Vereinigungen das F a r-
bentragen zu verbieten, ist vom Rektor der
Universität abgelehnt worden unter Hinwcis
auf das Bezirksamt als der zuständigen Diszr-
plinarbehörde.

Aus dem Badischen Lekrerverern. Der Lxrdi-
sche Lehreroereiin will ei-ns Zustiim-menstellung
den Vcrdiisch-en Lohrorn sswordenon, Krieas-
cruszeichnunsen vornehmen laffen. — <;er-
ner will der Liädische Lebreroerein keiue Ver-
eins!satzun>gen nsu gcstallen. Am 6. März
ist der Satzungsausschuk bcreits zusa.m.mensctrc-
ten -uud hat einen Ardeitsplan aufgcstellt.

» Vom Roten Kreuz. Lin Rol-ief der Um-
ssgend von> Rei>:ils. das vvn eiusm deutschen Sol-
da>:on hergestellt und durch eine Hekferin dom R1-
tsn Kreuz b-iex Mgokommen ist. wurde dem Eeo-
grapbischen Sominar hier zu. semer Studiensnmm-
tung überveben.

* Verwundehm-Unterhaltuna. Am Drci.stag
nachnnting ersreuten Frl. Lrna Montr. Hcrr H.
Schüren. Herr Bernhard Fork und -Herr Ka-
pellmeister Holzwarth. sämtlick Miislieder d-es
Si>a>dtt>beaters Heidelberg. die VerwLindelen dcs
StadthallenlaMiretts durck musilalsche und dekla-
mator:sä>e Darbie u,n«en. So>.is. Duetto und Ter-
zette aus Heltebtem Operetten roechselten mit Re-
zitationsn-ab. Das Eianze war in heiterem Stile
seha.lt en und bereite'Ie den zcchlreich versammel-
ten VernMndeten — eg waren cmch Znsaffen der
andsren hiosisen LaMrette anwcscnld — srotze
Froude. Reall-chrer Mang dankte 1m Nameik
der Vexw-undetan imit herzlichen Worten.

" Explosion. Zn einer Bäckerei iu der Frie-
densstratze in Handschuhsheim explodwrt«
ein Backofen. Eine grotze Schausensterscheibe zer-
sprang völlig. Jnsgcsamt wurde ein Sachschaden
von 300 Mark angerichtet. Personen wurden glück-
licher Weise nicht verletzt.

* Polizeibericht. Dcrhaftet wurden drei Ar-
beiter wegen Schleichhandel^ bezw. Betrugsver-
suchs und eine Nähezin wegen Umhertreibens. Zur.
Anzeige kamen zwei Wirtc wegen Aebertretung
der Polizeistunde.

V NeSargemiind, 12. März. Unsere Ctadt hal
wieder eine Earnison, wenn auch nur auf Zeit,
bekommen. Die 11. Kompagnie liegt mit dem
Stab des 3. Bataillons des Grenadiec-Regiments
110 hier. die 9. Kompagnie in Vammental, die
10. Kompagnie in Mauer. die 12. Kompagnie in
Schönau und die 3. Maschmengewehr-Kompagnie
in Bammental.

Ladenburg 11. März. Unter grotzer Beteili-
gung feierte die Üandwirtschaftliche
Kreiswinterschule Ladsnburg in der städt.
Turnhalle ihr SOjähriges Deftehen. Die Festreds
hielt der Leiter d"r Anstalt, Oekonomic'-a- Kuhn,
die GUickwünsche der Regierung und der Kreisver-
waltung überbrachte Landeskommkffär Geh. Ober-
regierungsrat Dr. C l e m m - Mannheim und die
Elückwiinsche der Stadtvsrwaltuug Bürgermeisier
Dr.Fritsch.

Weinheim, 12. März. Jn HeddesheiM
wurden drci Personen uerhasiet unter dem Der-
dachte sür 3000 Mk. Tabal aus eiuem Eisenbahn-
wagen geslohlen zu haben. — Hier wurden steLen
Persone". festgenommen. die in den beiden hiesigeo
Lederfabriken einige hundert Felle im
Werto von über 10 000 Mk. gcstohlen haU n.

-i- Schatthauscn. 10. März. Bei dem hicr ab-
gehaltcnen Eauturntag des Angelbach^
gaucs wurden gewählt als 1. Vorsiv-ndcr
Bahnmeister Deschner - Wiesloch. 2. Vorsi cudcr
B a ust-Rukloch. 1. Gautnriiwart Fabrika"t
Klare-Wicslech. Am 23. März sindct in der

Turnhalle zu Varertal eiue Eauvorturncr'
stunde statt.

Mannheiin. 13. März. Eine Ncibe dvr grötzien
hiejigen Firm-en. w've L-anz. Bciiz. ' Sirebeliv-c'ke
und Midcre werden aiUQenbl-icklick -d-nrck Wmu!-
tragte dcr französischen Behövden daraufh'.n ko"
trolliert, ob sie noch Munitio.n u»d K r i e62-
matcrial berstellcv.

Mannheim, 12. Marz. Ein viertu T'.'Unrhmer
dc.n Raubübevsal! in L ü tz e 1 - R i m d a ch. b'r M
senr Mam I ö st wur>de jetzt hi«r ergrijjen.

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