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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Heideiderger Jeitung -rschtlnt tt» jiLem Wochentaz mittas» rs Uhr. AmtUches Derkand«.
g»n,sblatt. DrattsbeUagen sinb dte H«idelrxr«rr Famtlirnblätter. autzerdrm amtUchrr Wohnung».
anzetger. D^e Hetdelbcrger gettung bann durch alle Postanstalten, ditrch die Agruturen auf d«m
L.ande, die Trugrrinnen und bet der «eschäsissteUe seibft - Hauptstrabe 2» - moiiatlich und
vierteijährlich besicüt werden.

^ ^ . Hauptschrlftleiter: Kurt Fischer in Heidelber,.

oruä, u. ^>eriag: TheodorBerkenbusch, Hetdelberger Drrlagsanstalt u. Druckerei, Heidelberg.

Bezugs- und Anzeigenpreis. Die „Heidelberger Jeitung" bsstet bei i«b«r Psstcmstalt
monatltch 1.36 M, vierteljährllch 4.08 M. ausschlietzlich guslellgebühr, durch dte Agenturen oder
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Bet Wiederhaluiige» Nachlatz nach Tarif. Lrfüklun,»»rt ist Heidelber,. Tin,e!»«rkauf lv Pfg.
Drucku.Verlag: Theodor Verkenbusch-tzeldelbtrgrr Derlagsanstalt u. Druckeret Hetdelberg.
Postscheckkonto karl»ruhe Nr. 8047. Fernsprecher: Redaktion 182, G-schäft»st«ll« 82

^ ^ Mnabhängige Tageszeituitg)

Verkündigungsblatk für Nor-baden und die angrenzenden Teile von Bayern, Heffen und Württemberg.

Nr. 61


Donnerstao, den 13. März 1919

61. Ighrgang

Unerhörte Bedingungen

Die Blätter der Entente sind voller Nachrich-
ten, die die Vedingungen für Deutschland ent-
yalten. Es läßt sich natürlich nicht feststellen,
wieweit sie auf amtltcher Erundlage beruhen,
doch scheinen sie im Großen und Eanzen die
Stimmung d'es Pariser Kongresses wiederzu-
spiegeln, sodaß man ste nicht gänzlich unbeach-
tet lassen kann. Wir geben im folgenden zu-
sammenfassend die wichtigsten Forderungcn
wieder.

Die Entwasfnuna

Wie dre Deutsche Allgemeine Zeitung mitteilt.
rverden die Beschlüsse des Paviser Rats dec
Zehn über die künftige Wehrmncht Dcutschlands
durch eine ganze Reihe von Z u s a t; b e st i m m u n-
gen exgünzt, die dem Zweck dienen solle», jede
Wiederherjtelluug des preubischen Militarismus zu
verhindevn, So soll die Aufhebung allex höhc-
ren Kriegsschulen gefordert werden und ein
Verbot, in Schulen und Turnoereinen mil'tü,
rischen Unterricht z« erteilen, erfolgen. Ferner darf
Deutschland keine Gefchütze über Zm. Kaliber
und keine Tanks befitzen, auch darf es kein Eiftgas
erzeugen.

Dde Durchführung dieser und ähnllcher Vorschrif-
ten soll durch ständige Kommiffionen der Alliierten
gesich-ert worden.

Die See-Bedingungen

Nach der Dai-ly Mail darf Deutschland fortan
Unterseeboote weder bchcllten noch neue
ibanen. Ferner soll es ihm nicht möalich seln, ir-
gend welche Kriegsschiife zu bauen oder ru erwerb^n.
aussenommen nnter einer strengon Koirteolle u-nd
zum Ersatz der ve-rschwundenen Schlfse. Das Dtkrl-
mum ver Tonnage dieser Ersatzschiffe wird wahr-
scheinlrch 2000 Tonnen für Torpedobootszer-
störcr -und 10000 T. für Pan-evschif'fe mcht
überschreitcn dürfcn. PanzersckMe nnd le chle
Krenser weriden n'icht vor Nblauf von 15 Jahren
durch neue ersetzt wevden. eino Ausnahme bikdel
der Fall des Verlustes eine-s Schvffes, der als unve-
dingt notwendig anerkannt werde.

Tonne um Tonne

Nach Lyoner Blüttern ist von dem zustündigen
Ausschutz grundsätzlich beschlossen rvorde:», vva
Dcutschland eine tonnenweise Kompensa,
tion für die durch die U-Boote versen-kten
Schisfe ru vcrlangen. Sollte der deutsche Schifss-
raum bei dieser Verrechnung erschöpft werdcn, so
sollte der übrige Teil von Deutschland in bar er-
ftattet werden.

Die deutschen Kaüel

Jn Paris üst ein AuSschutz ernannt wockdiim, d?r
tiber da-s Schicksal derdeutlschen Tolegrw-
phenkabel entscheiden soll. Er bat ru bcst'm--
mon, ob die Kabal als Beute botmchtet, cm welchrs
L-and sio auLgelieferi weckden sollen unld ob di-e Kon--
trakte, wrter denen ste seinerzeit angelogt wurden,
in Kraft bloiben können. Dte zwei wichtigsten Kcr-
belverbiiÄ-ungen Newyork — Emven iüber d -o
Klgoren wuckden, wie erinnerlich, sosort nach A»s-
bruch des Krioges von Englanid «ibse.schnrtten, ob-
wohl die Nechte zweier Neutraler. Am-erbkas unv
Portugals. dabet mitsvrachen. Eogenwärtig bcfto-
tzen nur eine fvanzösifche und zwei englische Verbm-
du-ngen. Da das Necht zur Unterbindung dcr Ka--
bel fraglich tst. tritt Amsrika für Zurücker -
stattu-ng oin auch, weil Ame-vika aivdererseits
von Cngland nicht völlig abhängig soin will.

Jnternationalisterung des Rhein».

Die Kvmmiss'lon sür Hafen- und Masse-rwege be-
bondolte am Montag die Rhein,frage. Sie er-
kannte die Ansvrüche der Schroeiz auf Neureg-ckung
«n. Dr Frankreick, durch den Zuav-acha van Elsatz-
Lothringen gleichfalls ein Userstaat würde, soll
wabrstbeinlich d-r Nbein, wie etwa die untcre Do-
»«u, i n t er n a t i o n a l i s t e r t rverdon.

Dle nenett Landgrenzen

Fvank Simon, der Parisec Vortreter dos Mjac
Plurc Syndikst von Newvsrk, v-'röifcntlicht in de.

Lebeasmittel und Zrieöen

MögLichste Veschleunigung!

London. 12. März. Neuter meldet, daß
Lansing Prcsievertretern erklärte, datz so
rasch wre möglich Frieden geschlos-
sen und Schiffe mit Lebensmitteln
nach Deutschland geschickt werden mützten,
um dre Welt vor Anarchie zu bervahren.

Paris, 12. sNävz. Trotz aller kegeutoiliger Ev--
klärung-en wird von autoritatiiver Seite die Ansicht
ausgesvvochon, datz der vorlauifige F^vckdensvertvag
Mitte April geschlosseu weckdemi kann.

Die Frage der Bezahlung

der Lebensmittel soll in folgend-er Msise er-
folgen:

1. Der Wert diesex Lebensmittel soll mit
Frachtfummen bezahlt werden, die Deutschlanv
gutgeschrrehen werden follen.

2. Dnrch die Ausfuhr gewisicr Waren, die nicht
anf der schwarzen Liste aufgeführt fiM» und die we
Deutschen nach den neutralen und alliierten Län-
dern, die diese Waren nötig haben» werden ausfüb«
rcn diirfeu.

8. Duvch Wechsel, die auf das Ausland gezogrn
werden für die Waren, die nach dem Ausland gr-
sandt wurden, ebenso durch Wertvaviere.

4. Durch die Eoldreserve Deutschlands.

Fvainkroich wibersetzte sich in ber Sitzung bcs
Kriegsrats energ'sch, dah sin Teil der Eoldreserioe
Deutschlanlds ver-wenbet we-den soll, bovor dre For-
dc>r,MMn Fvankreichs und Belgisns für bro von vrn
De'rtschen begangenen Derwüstumgen gadcckt sinb.
Llovb George w'res abex auf bie geb i-et er i s ch e
Notwenbigkeit hin. Deutschlanbsoforl
zu verpflegen.

Wlähremd b?r britischo Prem'ievmmlstcr stkne Ani-
stcht bogr>ü.nbete. wurbe ibm ein Telogramm
Kommanbanten ber britrschen Beffachungsvrmoe Ge-
neval Plumer überreicht. Lloyd George brcvchts
don Verstrmmelten sogleich ben JnHalt bos Te-Ie--
gvcrmms zur Ksuntnis, der gevade a,uf ldii-o ge^cn-

Tim-os si-nen Aatikel über dte „neuen Erenzen
DeuHchliamlds", in dem er unter anbevom folgemftEs
verlÄingt:

1. Wiedervereknigung Elsatz-Lothringens mit
Fra-kreich ohne Bolksabstimmnng.

2. Annektion des Saarbeckens durch Frank-
reich als Kompensation für die verwüsteten Koh^en-
minen in Nordfrankreich sowie grobe Flächen Acker-
landes.

3. Schaffung einer rheinifchen unabhüngigen'Re-
publik.

Das E-Äüet bi-eser Revubli'k wimb von ben Allt-
ierton in ber Eigenschcrft als BsLuftva,gtem der Es-
fellschIft brr Nattonen bofctzt umb swcrr bis Deutfch-
lan-d lfs'mon Vevpflichtunaon Mick>gskonrmen ist. Jst
das gsschrchen. so wivd die Nomüblif fclbst üiber ihr
Schickfal su emtzfcheibsn hcüben.

Belglsche Forderungett

Der bolgilsche Landwirtschaftsminister evklärts im
Abgvorbneteirhcvus unter bem Boifall allsr Devu-
ti-srten: ,M-e Devwaltungsorgamie sür bce Gswäis-
ser unb bbe Wülbsr habem vhre Forberungrn zuisami-
mongvstvllt, die ber Friebemsko-nfe'-ems voirgelogl
we von s-llen. Wir müssen von Deutschland er-
halton: 1. 1500 000 Kubikmetsr Holz mit bor
Rluido wäbrenb 10 Jahre. 2. soll Belsren der
preuhische Teil dcs .Lerzogemwaldes" ad-
getvetsn wnbsn. bas hoitzt bie Wälber. dio ihm im
Iahre 1814 genammen wurden.

)( Basel, 12. Marz. (Privattel.) Dor Paviser
Bertveter der „Basler Rachr." drabtet: Die bel-
gi>sch-holländische Frage.hst noch niicht gs-
löjt. Man vlante oine Berichtigung der Lollänbil>ch-
deutschisn Eren-e in Friesland als EntschädtgU'NÄ
sül. dio von Belgien gorvünfchtem Eebietstoiile Hol-
lands. Es stellte sich indes jotzt heraus. dast die
als Enaischäbignng gewählten Ecblete rein
deutsch jinb, da» ihve E'mwobner bsutsch bleiben
wolleu uub ibaü Hollanb sie gar nicht begobrt. -cvntde-
rersoits. -bcrd die Bewohner der *on Belsien bean-

wärtig zur Beratuna stehem.de Fvage Besug hatte.
Eeneval Plumex erklärto barin, datz Grunb vovhan-
dem soi., DouMland möglichst balb mit Lsbensmtt-
teln zu versorgen, unr di-e Ausbreitung des
Bslschewtsmus su vevhindern.

Fünf Tage Frist

Rotterdam, 12. März. Die „Times" nroldet
aus Paris: Die «neueForderungder Alliier-
ten an Deutschland auf Auslieferung dex Hanbeis-
ilotte für dre Lebensmittelversorgung wsid be°
fristet fein. Die Alliierten können Deutschland
diesesmak eine Frist von nur künf Tasen zugr-
stehcn.

Die dettlsche Bbordnung

Die FLthrunig dor Albovdnung für Deutschlaub am
dcn Frvcdensvsrchandlungen soll Evaf Brock-
dorff-Rantzau übernohmen. Die Ragierung
wird buwch bie Roichsmini-ster Da v ib und Gies-
berts vertroten werbsn: crußerboin werben der
Abovbnumg noch der bayordsche Eofandte in Vemn
Adolf MÜller und Prolfestor Schücking angs-
bören.

Im Swal-s des Nolchsschatzamtes fand sestern vor-
mittcrg etne stark besuchte Besvrechung über dre
von Doirtschland Lei don kommondem Fri.-cdönsvor-
handlumgon zu verfolgenbon Ziele sowie über die
Arbertsetnteilungbei -ben Bevatungen übar
Äie FordetunMM ber Eognor statt. An der von b-m
Borschafter Evaf Bornstorff geleitoten Sitzung nah-
men bi« Vortreter ber verschi-edenen Leteiligtrn
Reichsbohövdon teil, ferner die zur Tevlnahme an
den Fv'vodensvevhanblungois am Berhandlungsorr
Lcstimmten Sachverständigen, weiter die grötzwe
Eruvvs -von Sachverständigem, die sich während bsr
Berhanblumgen sur Dorfügung ber hiostsen Fiie-
densstollo de-s 'Uuswärtigen Amtes halt?n wervr,
umd eine Anrcvhl von Verti-etern gow'csser Jnte-v-
esfentenvsrlbändo. Jnsgesamt wavon etwa 160 H-or-
ren erschienen.

svruchtcm Eogonden nnbobingt bei Hollamd Lloiden
wollen. Unter biesen Berhältnisten orschomt os g?-
vaten, an bie Erensrustände wsnigstens in dor Prv-
vinz LvMLurg nlcht su riihren. doch wi ll man mv Soo-
ländilfch-FIanbern bie Gronge sugunsten Bslgicms
vcrLestern.

Internationale

Dölkerbunds-Konferenz

Bern. 12. März. Jn der gestrigen Sttzung des
intcrnationalen Völkerbundkongrestes wurde bei
der Eröffnung eine EntschUetzung der neutralen
Mitglteder angenommen, in der verlangt wird,
datz oie noch in den Händen der feindltchen Mächte
befindlichen Krtegsgefangenen unge-
fäumt freigelassen werden sollen. Die von
ver Kommtssion vorgelegte Entschlietzung über die
internationale Arbeitergesetzge -
bung, die in der internationalen Nege-
lung des Arbeitergesetzes eine Aufgabe des Vol-
kerbundes sieht, und in der praktischen Anwendung
der Gesetzgebung sich auf dte Veschlüsse der Ver-
ner internationalen Gew-'rkschaftskonferenz stiitzt,
gelangt zur Annahme. Ein weiterer von Dr.
Ende etngebrachter Zusatzantrag verlangt Be-
rücksichtigung der Arbeiter und Soldatenrate und
wtrd von Einstein (Deutschland) unterstützt.
Longwy (Verelntgte Staaten) macht auf die
gefährlichen Folgen aufmerksam, die sich bei einer
solchen Verücksichttgung des Ratesystems für
die Alltierten ergeben oürsten. Die von Dr. Erdich
(Schweiz) mit dem Bemerken eingebrachte Ent-
fchltetzung, datz für alle Vvlker gleiches Nccht für
alle Kolontcn gelten müste. über die Kolonial -
frage gelangts einftimmig unter befürwortenden
Ausführungen von Prof. Forel fSchweiz) zur An-
nahme. Die EntschUetzung steht auf dem- Boden
der Wilsonschcn Punkle iiber das Kolonialproblem
und verlangt eine bcsondere Achtsamkeit für die
internaiicüiaie lleberwachung für die Verwaltung
allec Kolonien, dic ketne Selbstverwaltung be-
sitzen. _

* Riickkehr dcr RenieriMg nack, Bcrlin. Es
steht n»mmehr fest. batz b:e Svoiiiccuna ami Dan-
n^rstaa früb von AZetmar nach Vertin zurück-
verlegt wird.

* In Vnkareft U bas Bcsteben eines revolutro-
näron Sa-ldateiiburiittes fe4tseftellt worbem

gur politischen Lage in Baden

Der Versassungsausschuß der Badischen
Nationalversammlung hat die Beratung des Ver-
fassungsentwurfes abgeschlosten. Das Ergebnis
seiner Verhandlungen, das im einzelnen noch zu
würdigen sein wird, tst ein Kompromitz. Die
Raditalen von links und rechts werden keine
Freude daran haben. Aber wer den Aiatzstab des
politisch Möglichen anlegt, wer die Arbeit des
Verfassungsausschustes würdigt unter dem Gesichts-
punkt der tatsächlichen Machtverteikung in der ba-
dischen Nationialoerjammlung und der Wähler-
schast — der wird von denr Erretchten befrieoigt
si'iii können. Die Bestimmungen über den demokra-
tijchen Charakter des neuen Volksstaates, über das
Wahlrecht zur Volrskammer, die Einführung der
Volksabstimmung und des Volksbegehrens, das
Verhältnis von Staat zu Kirche und Schule u. a.
m., das alles wird das neue Baden zu etner wirk-
ltchen Demotratie machen. Und wenn man auch
da und dort an Einzelheiten manches wird aus-
setzen können, im Eanzen wird man mit dem Ver-
fastungswerk einverstanden sein dürfen und wün-
schen müssen. datz es im Plenum der Nattonalver-
sammlung die einstimmige Zustimmung aller Par-
teien ftndet.

Jn den allerletzten Tagen hat stch aber das
Vild geändert. Das Zentrum, dessen Vertreter
kategorisch verlangt hatten, datz der Neligions-
unterricht in den Schulen ausdrücklich durch die
Verfastung als Pfltchlfach sollte festgelegt werden,
mit diesem Wunsche in der Kommission aber nicht
durchdrang. kündigte an, seine dahingchenden
Anträge nochmals im Plenum einzubringen.
Diese Tatsache gab nun dem sozialdemokratischen
Abaeordneten Dr. Dietz Veranlastung. in einem
Artikel, der die alarmierende Ueberschrift: „Ach-
tung! Alle Mann an Bord!" trägt. anzukündigen,
datz die Soztaldemokratte, für den Fall, datz eine
der bürgerlichen Frakttonen im Plenum durch
Stellung von Anträgen diese Frage nochmals ausi
rollen werde oder durch ibre Abstimmung oder
Stimmenthaltung gegen oie Verfassung demon-
striere, datz also die Sozialdemokratte dann ihrer-
seits die Konsequenzen ziehe, d. h. stch im Parla,
ment und autzerhalb „ihre volle Antrags- und
Kampfesfreiheit vorbehalten müste." Weitet drohte
Dr. Die tz. datz es sich die Sozialdemokratte dann
überlegen müste, ob sie nicht vorzichen wolle, ihre
weitergehenden prinzipiellen Forderungen zur Eel-
lung zu bringen und sie „n ö t i g e n f a l l s ohne
Verfassung oder mit einer Räteversamm-
lung. für die die Vorarbeiten ja fertig sind, zur
praktischen Durchführung )u bringen."

Das sind bedenkliche Worte. doppelt Le-
denklich in der gegenmärttg ohne dies schon ge-
spannten Situation, bedenklich aber auch vor
allem, wcil sie von einer Ccite kommen, die stch
doch bisher rückhaltslos anf den Voden der De-
mokratte und des Parlamentarismus gestellt hat.
Die Verwirklichung dieser Drohung würde eine
Abkehr von diesem v e r n ü n f t t g en
Standpunkt bedeuten, die nicht nur zu einer
grotzen Eefahr für unser Land, sondern auch leh-
ten Endes zu einer solchen sür die Sozialdemokra-
tie selber werden mützte, denn o wäre kcin Zwei-
fel darüber. datz sie die bolschewrsus.hen Ecister,
die sie gerufen. nicht wicder lcswerden konnte.
Man hätte auf sozialdemokraiischer Ssite bester
daran getan, dte Angelegenbeit nicht oiif dicse
alarmterende. dte Oeffentlichkeit beunruhlgende
Art und Wetse zu behandeln.

Inzwischen baben sich die Wogen wicder ge-
glättet. Im Verfassungsaussch " tz^haben
gestern die Vertreter aller Parteicn — auch die des
Zentrums — erklärt, datz sich ihre Fraktionen
auf den Boden der Komm t s sionsbe-
schlüsse stellen. Das ist zu begrützen. Eine
Einmütiakeit zu erzielen. mutz jede Partei in
Einzelheiten Opfer bringen. Den Nutzen ttavon
bat das badtsche Volk. das andernfalls auch den
Schaden zu tragen gehabt hätte.

So darf man hoffen datz die Verfastungsbera-
tung jenen harmonischen Ausklang finden wird,
der für die weitere gesunde Eniwickluna unserer
innerpolttischen Verhältntste unerlätzlich ist.

Die Leidett un?erer Kriegsstesattgettett

De-n doutsck>en Behörtten a-ehen fc»lgentte orfchtüt-
teri'.de Nachrtchten über ttie LiE der -i-n Lol-g'i-
scher Eewcult Lefindlichen douilchen Krie-gsgefan-
genen z,u:

Jn L -anten Lefi-ndet sich e'nv Scvmmellascr. Die
Kriossgefang-enon nrüstrn sich E ttem sum gi'ötztrn
Teil mit tiefc.m Schlamm Lattcckten Hof-e st-ebenv
LUfhalten: Hi-alegen ist v-s 'botc-n, rmL> M t tz li a n v-

lunaen tturch tt'e MachmannsiLiMen mtt

webrkolben i-ivtt Knilvoeln smtt ti-benai-s b"u^ ^
W.chm-m,sch<.i-.n ^ E

b^ s"<v'5

!n ^n"n'n-n b-r OrlschrNm.

D'o Krreasg»
 
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