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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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Heidelberger geitung erschrint an jedem Wochk.ilag mittac» ,2 Uhr. Amllichcr Verkünds.
gungiblatt. «ürnti.bkilagrn sind di« Hridelbergrr Fanitlienblätter, a»hrrd«iii amtlicher Mohnmigs-
anzeiger. D>« Heidelberger Zeltnng kaiin durch alle Postanstalten, durch dte Agenture» auf dem
Lande, di« Trügerlnnrn und bei der Geschäsl-sielle selbst - Hauptstrabe 2S - monatlich und
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Hanptschrisileiler: 6urt Fiscker in Heldelberg.

Druck u. Berlag: Thcodor Berkenbusch, Hetdelberger Derlag»anstaliu. Dcuckerei. Heidelbekg.

Bezugs- und 2inzeigenprelr. Di- .Heldelberger .leiiung» bostet bei jeder Postaiist.lt
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Drnck u. Derlag: Theodor Verkenbusch-Heidelberyer Derlaysaiistatt u. Druckeret Heldelberg.
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lUnabhängige Tageszeiümg)

VerKündigungsblakt für Nordbaden und die angrenZenden Teile von Bayern. Hessen und Württemberg.

Nr.92^


Samstag. den 19. Aprit 1919

61. Iahrgang

Ostern

Im zcrsahrenen Wechsel und Treiben einer
Zeit. die nnt nichts im Reinen ist, grüßt uns
Ostern mit dem erhabenen Fingerzeig auf die
Unsterblichkeit unseres Seins. Unser seelischer
Zustand scheint aber wenig dafür angetan.
Mr leiden unter der Betäubung oder Ueber-
reizung eines von schwersten Schicksalen erschüi-
terten Geschlechts. Unsere Gegenwart beweist
uns alle Tage, wie sehr sterblich wir geworden
sind Wer sieht nicht das gewaltige deutsche
Nuinenfeld, um welches in weltweiter Runde
die Scharen der Toten unseres Volkes schlafen?
Und über ihren Gräbern strecken gierige Feinde
die Arme aus den Resten unseres ein-
stigen Reichtums. Dazwischen wohnen wir nor-
dürftig in noch stehengebliebenem Eemäuer
oder in hastig neben den Schutthaufen errich-
teten Barackem Bei jedem Schritt aber, den
wir machen, bei jeder Bewegung unserer Hände
yören wir ein Geräusch wie von klirrenden
Ketten.

Wohl gibt es viele, die nicht müde werden,
aus uns einzuschreten, wie frei wir jetzt sind.
Aber sie erscheint uns zu wohlfeil, diese Frei-
heit, die so leicht wie ein Vall in unsere Hände
flog. Andere rufen in fiebriger Begeisterung:
„Seht ihr, wie die Weite und Vreite über-
haucht ist von dem aufquellenden Erün eines
nie dagewesenen Völkerfrühlings?" Wir se-
hen allerlei. Jedenfalls aber weiß noch kein
Mensch, ob jener grüne Hauch vom vielverspre-
chenden Wuchs eines jungen Lebens kommt
oder von jener mosigen Decke, welche Ver-
morschtes und Zerfallenes wie ein Alterspelz
zu überziehen pflegt.

Welches Recht hat unter solchen Umständen
Ostern, wo es Brauch, sozusagen frommer An-
stand ist zu jubilieren? Vielleicht ist es gerade
der ernste, tiefe Mensch am ehesten, der schein-
bar so unartig fragt. Er vermag eben nichts
ohne innere Zustimmung. Seine Seele ist keine
Wetterfahne, die sich augenblicklich auf den je-
weiligen Wind einstellt. Er folgt den Eesetzen
seines Erlebens und sitzt über dem Studium
des Todes, während um ihn die flotten Lebens-
kiinstler selbst die Auktion ihres Vaterlandes
nls einen heiteren Akt empfinden. Er muß
seinen inneren Weg abschreiten, den Weg bis
zum tiefsten Punkte, wo alles Grab wird und
schwere Lnttäuschung. So nur kann er gene-
sen, wenn für ihn der Ballast, das ewig Un-
wesentliche, im Ozean des Nichts versinkt. Das
verklärte Leben kommt stets geheimnisvoll aus
dcr Grabkammer der Vergänglichkeit, auf dcm
Wege etner radikalen Abräumung verdunkeln-
der Aeußerlichkeiten.

Wieviel leichter aber erreicht der Geist sti
eigenstes Wesen, wenn er einsam geworden ist
Jn der Verlassenheit lernt er bei sich selbst zu
verharren. Er macht den Uebergang zur In
nerlichkeit. Und damit schreitet .er aus dem
Grabesdunkel in das Morgenrot eines neuen
Tages. Die Seele, die sich selber findet, ist auf
oem Wege des Lebens. Denn ste muß früher
oder später finden, daß sie durch ihr Inneres
Teil hat an Krüften einer unendlichen Geistes-
macht, welche einzig verläßlich ist und alles mit
neuen Werten erfüllt. So kommt die Seele zu
ihren Ostern, ^ährend die Welt an alles an-
dere als an Osterpsalmen denkt. Da und sonst
nirgends ist der Ausgangspunkt zur Wieder-
herstellung des Verfalls, zur Schaffung einer
neuen Zukunft. Wenn irgend eine providen-
tielle Möglichkeit gcgeben ist zur Auferstehung
nuseres Volkes, so ist sie mit diesem tiefcrcn
Erfassen des eigenen Seins unter Abwerfung
»ller Jllusionen vorzubereiten. Neue, bessere
Wirkltchkeiten miissen aus uns erstehen.

^ Wer aber diesen Lebensoffenbarungcn sein
Ohr leiht, der wird den großen Anwalt des in-
roendigen Lebens verehren, dcn die Christen-
Heit an diesem Feste als den Ueberwinder des

Vie Lage in Sapern

Während das danze L-and sick» in'lt gerinssn Aus-
nahmen für das Ministerium Hoffmnnn roie-
der erklärt hat. befindet sick> Mnnchen nmch wie
vor in der Hand der Spartakiften. Dte osfizielle
bayerischc Regiorung hat «rber feht einssfeü>en,
datz die -ihr znr Bersügnng stehenden Krüfte mcht
Lnsreichen, um dex Krrken rmd ansterordenNtch gut
bewcrffneten .Roten G.arde" in Atünchen cvnf die
Dauer wirkungsvoll entgegsntreten zu können.
In einem Aufruf. d-er von dem Gommt.ml'nisteriuin
uud deni Vollzugsausschust des Landessoldaten-
rats nnterzeichnet ist, glbt sie >bokannt. dast jeht
schon württemberg ische Truppen gegen
München vorrücken >und auch Reichstruppen
jüderzoit zur Verfügung stünden. ^n dem Äufrcff
hoißt es weiter: ,)Fhr Männer der bayerischen
Verge, des lbwerischen Hochlandes. des bayerischen
Waildes. erhM Euch wie ein Mcmn. sannmelt Euch
womöglich mit Waffon unh Ausrüstung rn Enren
Gemeinden und wächlt Eure Führer! Me-det tole-
graphifch Zahl, Standort und Namen der Ftib-
rer nach Kcnnpten. Ro>senheim. Passau. Dort scun-
«neln sich ivie Brigäden und dort erhaltet Mr die
Vorntailschrichtuug und Maffen. wo dies erforder-
kich. Ein grüner Buschen a.m Hut -und dis weiß-
hllaue B-lnde sei Euex Erkenniung«reichen l Die
Bahn befördert Euch M den Sammelpunkten.
München rn f t um HilfeI Aus. l>elft Alle I
^nzioffchen ist auch La§ Freikorps Epp
vom Lager OhrdruPp bor Go.tha gegen München
vorgerückt. Dieso und auch die üibrigen Reaie-
rungstruppen sinld mit den modernsten Kampf.mit-
teln ausgerüstet.

Usber die Zustände in d^r Hauptstadt
sind keine authentischen Nachricblsn zu erbalten,
da sämtliche Tslephon- und Tetegraphendrähte
zerschnitten sind. Aus Privatmeldunaen gecht je-
ooch hervor. daß der Generalltreik ftnmer noch
fortdaluert. Vom Streik ausgeschlossen
siivd Banken, Sparkassen. Post. Eisenbahn. Eisen-
bahnwerkstätten, Sped.ition. Elc.ktrizitätswerks,
Gaswerke. Wasserwerke. alle mit der Mhrungs-
nritte.cherstellung- und Versiorgung bei'chäftigten
Betriebe. Hotelbctriöbe. Artillev.awerkstätten usw.,
Kondftoreivn. Ka.ffe-es unch 'Konzertlokale stnd ge-
sch'ossen zu haltsn. Die Herstellung von Kondito-
re'waren ist untersagt. Die Unternechmer sind cm-
gomiqsen, den Lohn für dis Strbiktage zu zahlen.
Die Noie Garde ist bersits anf 12 000 LMmn an-
gewachsen. Dic Haltung der iu Müncheu garntso-
nierendeu Res'imenter scheint allerdlngs für die
Spartakisten nicht ganz sicher ,zu seni. Man glaubt
das; sie beim ersten Ersclg der Regierungstruppen
zu d'eieii übergehcn.

Wis der Vormarstch der württembersischen
TMlppnr gegen Mümhen auf die württemlbergische
Arbeiterschaft wirkt. ist aus folgegder Me-kdung
ersichtlich:

Stuttgart. 17. Apr'.l. Die Arbeiterschcfft der
D'aimler Werke hat auf dis Nechricht. da.ß
die württsülbergische Resterung stfteiwilligentrup-
psn z"r Unterstüchung der baperischen Regievung
gsgen ONünchen ent'endet. tetlweise durch pas-
sive Nesistenz ihre Snmpath>.s ftir die Mün-
chener Kolnmunisten zum Ausdruck gsbracht. Die
Arbeit wurde aber nlcht >u>nterbroä sn. Die Ar-
bs terischaft der Boschwerke in Stuttgart hat
Leschlossen, die Arbeit heuts nac'^ ittag statt uin
6 Uhr schon u,n 4 Uhr nieder > ulegen. A>n
Samstag bleibt däs Werk ohnebi.n geschlosten.

Bamberg. 17. Apr'.l. Die öffent ick>7 Bawirt-
fchaftung von Zenient Ot voi der baperi'chen Nc
gierung bestimint bsi.b'fich'.i8t. S s wird nack
dem Gange der Voraerba'udl>u>ng>sn voraussichtlich
für das ganze Reich eintreten

Negensdur«. 17. Awril. Eestern a'üsnd Lam
nach inchrtägiger Pau« der crsts Perscmenzug aus
Münchec bler an. Gin Neiiseniber bsrichtet dor
Postzeituna, dast be' D achaeu Truvven der Re-
gierung Hoffmann slimden. denen 500 So'diften
und 10 090 bc'waffn.ete Arb.itsr g'gciiübeffiiändeii.
— Wcgen BargedmaiW-ls wurds in Müncheu
die Oeffnung sämtlicher Depots im
Beisein dsr Eigentümcr ai'Wardnet. Die Besthcc
eöbalten Gutstheine. ?.m M'tte NichterchÄ-
nens erfolgt zwangswcise Oosfnung. Der Nlan-
gel an Lebensmittcln bc.gin'nt stch fühlbar zu
niachen.

Besetzung der Gesandtenposten

Derfttt, 17. April. Nach ^ier „Frankf. Ztg." ist
die Reichsregierung von dem Eedantsn, eine gro-
tzere Anzahl answärtiger diplomattjcher Posten mit
Parlainentartsrn der verschiedenen Frattlonen zn
beictzen, abgeloimnen. Dcr Gssandte v. Luciüs.
der heute aus Stoctholm hier eintrifft. wird wte-
der dorthin zurülikehren und vorläusig auf sei-
nein Posten bleiben. Ebenso trilt im Haag teine
Veränoerung etn. Benbsichtigt tst. Kurt Baake,
deu betaiu.ten sozialtstijchcn Schrislstettar. dsr eine
Zeit lang Unterstaatssekretnr in der Netchskanzlei
war zum Gesandten tn Helstnafors zu ernennen.

-lugoburg. 18. April. (WTB-s Bei dem Feh-
len einer, direktrn Verbindung liegen über die
Ereignisse in München auch heute hier
keine Mverlcissigen diachrichten vor. Ein -Angs-
burger. dex mittels Blotorzweirad nach München
geifcchren ist, berrchtet in den „Augsburger Neue-
sten Nachrichten." datz, a-ls er am Aft'.ntag früh
Dachau erreichtc. dort gerads ein Gefecht stattge-
funden hatte. bei dem die Rote Garde drei Tote
gehabt hat. Um 11 Uhr hätten Unterhandlnngen
zwischen der Roten Earde und den Regierungs-
truppen beaonnen. Vei seiner An-Sunft in Mün-
chen häbe er die Stadt vollkonnn-en ruihig gefun-
den. Um dio Anschlagsäu-len. die Wndlich.neue
Versprechnngen nnd Verordnungen bringen,
gvuppterten sich Haufen lebhaft diskutierender
Manschen. Dutzende von fchiver ibemaffneten Auto-
mäbilen fahren näch den Autzenvierteln der Stadt.
Ueberall steht man die roten Avinbinden der Po-
sten. Eine wilde Schiesterei in die Luft gcht dann
los. sobald stch am Himmel ein Flugzeng der Re-
glerungstruppen fehen lässt. Die Stratzen smd
schwarz von Menschen. die stch >in einem Zuistande
nevvösester Aufregung befinden. Die Stimmung
unter den Soldaten fft geteilt. Die der Regie-
rung zuneigenden Trlippsn gewinnen mchr und
mchr an Anhängern. Dte Arbeitevschaft der Pul-
verwerke Tklchau haben stch für neutral evklärt.

Heute Nachmittaa erschienen veffchicdene Flug-
zeuge über Augsburg und warfen Flugblätter äb.
Gm Fluablatt hatte folgenden Wortlaut: A n
die Bevölkerung Banernsl Wür
tembergische Truppen stnd auf der Fahrt
nach Bapern und bitten u,n Euer Vertmuen. Wir
koimnien nicht als Eindringlingc. sonöern sind von
Eursr Regierung dringend gerufen worden. Mr
wollen Guch helfen. die Macht der jetzisen Macht-
haiber in München zu brechen. die darnach streben.
ilhro unrechtmätzige Eewalt a-uf das aanze Laich
auszudehnen. Diese groste Gefahr fft ftir Euch wie
für uns. Euve Nachbarn. eine geimeinfame. cund
gemeinsam wollcn wir sie bekcvmpfen. unr Ruhe
nnd Ovdnung wicdcr herzustellen. um es jedem zu
erinöaltchen, uugefährdet seiner Avbeit nüchzugehen
Vertroiusnsvolles Znsammenivirkeii von Bayern
uff) Württsmbergern wird uns diases Ziel errei-
chen lasten. °

Eure Württemb eraer Vruder.

Der Zuaoerkehr nach München fft >aib heute
'wieder vollständig eingestellt. Um "
Uhr abends wurde ein Ertvazug labgelassen, um
Reisend.» nach dex Hauptstadt zu befördern.

Gerlin. 19. April. Wie der „Deutsch. Allgcm.
Ztg." aus Vaiubl.rg gemeldet wird hahe» bfforg-
niserregende Rachrichten, die bei der Regieruug
Hofsmann eingelausen sind. diese veranlaßt, ihren
Widerstand gegen die Bildung eincs
Freikorps in Vamberg aufzuge-
ben. Zn Miinchen herrschte dcr
furchtbarste Terror. Eme ganze Anzahl
oo n Büegern, Arbeitern und Soldatrn
sei bereits crschossen worden. Die Lebens-
n itiel. welche dis Regierung Hossman'i nach
Miinchen leitcte, um die Vevvlkerung nicht dcr
Spartakisten willen Hunger leiden zu lassen, wur-
ben von diesen b e s ch l a g n a h m t und fiir dte
rote Garde oerwcndet.

Zu einem größeren Zusammenstoi, zwffchen d>"
roten Eards und Truppen dcs 7. Zirf.-Negts. soll
es, wie aus Rürnberg vcrschiedenrn iNorgenbini
icrn berichtct wird. bci Freisiug getomiilen sein.
Rach Mitteiluklg eineo Ecwährsmaunes des „Berl.
Taqebl." will die Regierung Hoffmann cinsn cut
scheidenden Schlag fuhren. mcun 39 990 Mann drc
Stadt eingeschlossen haben. Dft' Miinibcner schm
den kommenden harten Kämpsen mit Vange ent
' geqen. Sie bcfiirchten. dah die Spartaftsten sick
bei eiuem Nückmq in die Pinakothek und an
dere Kunstgcbäude fliichten wllrden. um die R»
gieruugsiruppen zu zwingen, diess Ge
bäude anzugreiscu.

Berlin, 18. April. Dem „Bcrl. Lokalanz." z«
folq» wurde die Lebensmitt-'lmcqnahmc in Gast
wirtschasten und bei den Besitzerrdcn von dcr koin
munistischcn Regierung angcordnet.

neu besetzt werdeu, wahrscheinlich mit dem demo-
kcatischen Mitglied der Nationalversammlung
Oberbürgermeister Koch Kassel. Für Moskau rst
als Gesandter ein bekannter politischer Schr'lst-
steller m Ausstcht gcnommen.

* Demonstrationen in Wicn. Zusammei'sti'sre
amlastlich der grosten V-'ff'a.mmlungen der Arbeits-
losen, der Kvtcasinvaltden und der aus der
Kriagsgefana-.m.schaft Heimgc^ohrten hihen am 17.
Aprtl stattssffu"äe,^ wabei zwej Per>"en actö-
tct und eftpa 20 schwer vevwuudet wurden. Tie
Arbeltslosen uerla.'lren u. <i s'n« täet-ch > Uuter-

Auswanderungsproblem und
Industrie

Die deutsche Regierung hat, entsprechend der
großen Bedeutung, die die Frage einer künfti-
gen Auswanderung auch für den Wiederauf-
bau der deutschen Industrie nach sich ziehen
känn, in den Kommissionsberatungen zur Ab-
änderung des Reichsgesetzes für die Auswande-
rung von Anfang an Wert darauf gelegt, den
Standpunkt der deutschen Wirtschastskreise
zum Auswanderungsproblem eingehend dar-
zulegen. Ein Mitglied der Regierungskom-
mission äußerte sich über die Erundzüge des
neuen Auswanderungsgesetzes wie folgt:

Die Regierung stand bei der Aufrollung der
Auswanderungsfrage von Anfang an auf dem
Standpunkt, daß sie gerade in Berücksichtigung
der gegenwärtigen Verhältnisse nicht in der
Lage ist, eine Auswanderung aus Deutschland
zu erschweren. Sie muß sich damit begnügen,
Vorsorge zu treffen, daß erhebliche Vermö-
genswerte aus Deutschland nicht entfernt
werden. Dieser Eesichtspunkt wird in dem
neuen Auswanderungsgesetz der einzige sein,
der eine Verweigerung der Auswanderungser-
lnubnis zur Folge haben könnte. Ift dies in-
dessen einmal grundsätzlich anerkannt, so muß
die Regierung weiter darauf bedacht sein, für
die aus Deutschland Auswandernden möglichst
dauernd gute und menschenwürdige Arbettsbe-
d^ngungen zu schaffen. Jnfolgedessen richtet
sich die Fürsorgetätigkeit der Regierung für
das Auswanderungswesen in erster Reihe auf
rrne gründliche und sachgemäße Anskunftser-
teilung. Diese Auskunftserteilung wird sich
gliedern in eine gewerbsmäßige und eine ge-
schüftsmäßige Auskunftserteilung. Die ge-
werbsmäßige Auskunftserteilung liegt aus-
schließlich in den Hünden des zu begründenden
Reichswanderungsamtes. Daneben wird die
geschäftsmäßige Auskunftserteilung erlaubt
sein, doch wird die Regierung sich das Recht
vorbehalten, eine derartige Auskunftserteilung
zu konzessionreren. In dieser Konzeffionspflicht
isi die Regierung den Bedenken der heimischen
Wirtschaftskreise. insbesondere der Industrie.
entgcgengekommen, die in einer starken deut-
schen Auswanderung ein Herabsinken der in-
dustriellen Produktionsmöglichkeiten erblicken.
Die Negierung wird den ausländischen Mirt-
fchaftsverbänden. Tiänsportgesellschaften, Sie-
delungsvereinen usw. uur dann die Konzession
für Auskunftserteilung gewähren, wenn die
berechtigten Lebensinteressen der deutschen In-
dustrie hiervon nicht berührt werden. Eerade
die Konzessionspflicht wird das Negulativ bil-
den, die deutschen Wirtschaftsinteresten mit
ocm in den Verhältnissen vielleicht begründ:--
ten Auswanderungsdrang einzelner Bevölke-
rungskreise in Einklang zu bringen. Darüber
hinausgehend besondere Sicherungen, wie sie
von einzelner industrieller Seite gefordert wa-
rcil. zu schaffen. kann sich die Regierung nicht
entschließen. In einem demokrat'ffchen Ge-
nieinwesen kann man der F-reizügigkeit des
Einzelnen nicht zu enge Grenzen ziehen.

Selbstverständlich wird es sich die Regierung
nuch angelegen sein laffen, den Zusa m m e n-
h a n g der Auswanderer mit dem Mutter -
land möglichst eng zu gestalten, und ste
wrrd versuchen, im Gegensntz zu den Auswan-
derungssahren vor dem Kriege auf alle Fälle
die deutschen Auswanderer als Dcutschfühlende
dem Mutterlnnd zu erbalten. Näch dieser Nich-
tung hin hat die italiemsche Regierung im letz-
ten Iahrzehnt des voriqen Iahrbundorts Tor-
bildliches gelefftet. Selbsiversllftidlich w rd^d
 
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