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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0563

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Heidelberger Ieitung e.schei'it an jrdem Wochtiltag mittax« 12 Uhr. Anilltchea Verliitttdi-
gungrblatt. Grattsbetlagcn sind dte tzrtdeiberger F-aniiltenblätter, auherdem amtltcher Wohmmga«
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lUnabhängige Tageszeikmrg)

VerKündigungsblakt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen und Würlkemberg.

Fre tag, den 26. April 191S

61. Iahrgang

Vorfpiel

Die Roten, die zmi§ck>en der Cntente und uns
jlber das Berhandlungsoerfahven tn Versailles
sewechselt roarden sind. geisem in voller Schärse
die Hcsensätze. die sich hier gegenWsrstohen. Wir
erheben berechtigten Ankspruch. dasi über die Frie-
densbsdingunaen mit uns zunäM einmcvl verhan-
do.t wird. ehe man uns vor die endgültige Eut-
fcheiduns sdellt. Die Entente will von Verhand-
jungen mit uns nichrs wissen. Wir aber wollen
keinen Frieden. der uns fertig. wie er auf dem
Papier steht. diktiert wird. soüderir wir wollen
imit darüber reden und entscheiden. ob das. was
uns Vie Entente zumutet. -aiuch mit den Be-dinmm-
gen llbereinstimmt. die -bei dem Abschlusi des Mis-
feivsttlMndes bereits zur Gvundlage des künftigen
Friodens gemacht wovden sind. Wir wollen nur
solche Bedingungen annehmen. die mit diesen
Grundsähen übereinstimmen und wir wollen nicht
der Möglichteit beraubt seiir. sie am Friedens-
tkschs zu verfechten und gegen den bösen Willen
der Eegenset!« durchzusetzem.

Dtese Gegensätze haben sich durch den bisheri-
gen Notenwechsel durchaus nicht gemildert. Von
der Zulassuna von Verhandlunsen ist auch fetzt
noch nicht die Rede. Die Absichten Ker Entente
sind bei diesem diplomabtschen Spiel vollkonvinen
klar. Die Entcnle will nicht, dasi die Behand-
lung der Friedensfrage ihr entgleA. Jbr Be-
streben üeht dahin. die Behandlung der Friedens-
fvage in der Hand zu behalken umd uns m Ver-
ßailles in den Schraubstock ihrer Bedingmlgen zu
preffen. Wte man aber sieht. ist es eine ganz mii-
sise Frage. ob bei dem Notenwechsel der diploma-
tische Lrsolg uuf unserer Seite over auf der der
Entente rst. Mit dtplomatischen Künsten ist nicht
mehr vtel -u machen. nachdem die Entente uns d e
Verhairdlungsmöglichkeit gesperrt bat. Es hun-
delt sich lediglich um eine Frage des Willens. Die
«etnzige Frave M die. welckier Wille der stärkere
lft. SHan die allernächste Entwickelung wird das
erwetsen. Wir fordern deshalb. dasi unseve Re-
gierung unverrückbrr festbleibt und daff sie eben-
so sehr gegen innere Schwäche. wle gegen die di-
plomaiischen Künste gefeit rst. mit denen die En-
tente uns zu umstricken und lahmMegen versucht.

Sofortige Unterzeichnung

— Bascl, 25. April. (Privattel.) Die „Znso?-
mation" meldet von unterrichteter Seite aus Pa-
ris, dah die Alliierten den Vorfriedensvertrag
«icht erst wochenlang dem Urteil der deutschen
Presse und Propagauda preisgeben könnten, son-
dern nach Beseitigung der bestebenden Mihvcr-
ständnisse unmittelbare Unterzeichnuna ^rdern
müffeu. Die deutsche Abordilung künne sich mit
ihrer Reglerung in Verbindung setzen und berate»,
doch würden keine Berhandlungen Uüer
den Jnhalt des Vertrage» selbst geduldet.

Die Veröffentlichnng des Vorfrievenö-
Vertrags

Der Viererrat hat beschlossen. den Text des
Vorfriedensveriragcs vollständtg zu veröfsenr-
lichcn und den Parlamenten vorzulegen. sobald
er den deutschen Deleglerten übergeben worden
wäre. Der Presfe wird ein möglichst vollständig
gehaltener Auszug am 28. April zur Verfü-
gung gestellt. Nach Amerita sollen die 120 000
Wocte des Vertrages telegraphiert und von dort
aus nach den verschiedenen Weltteilen weitergege-
ben weroen. wozu mehrere Kabels nötig sind.

Nach der „Daily Aiail" hat der Fi-i<>d?nsvertrag
mit Deutschland im letzten Augenblick noch eine
Aenderung erfahren mussen. weil man vergeffen
hatte. festzulegen. daff Deutschland auf das Eebiet
lm Katser-Wilhelmland am «uopol zu
verzichten habe.

Aufhebung

der Blockade bei Friedenöfchlutz

Bonar Law erklärte gegenüber etner Depu-
tatton der liberalen Frauen. dte strenge Blockade
sei jchon sehr gemildert, um die Verteilung der
sür Deutjchland bestimmten Lebensmittel zu er-
leichtern. Bei der Unterzeichnung des Friedens
würden alle Etnschränkungen beset-
iigt. Er ermarte jeoenfalls baldige Vorkehrun
gen, dte es den Alliierten ermögltchen, die grohe
Not in diesen Ländern zu mildern.

Wte „Daily News" melden, nimmt Lloyd in
London Versicherungen nach deutschen Hä-
fen ab 1. Mat an.

* Der siidslawische Staat. Die Nationalver-
faii'.mlirna in Podgoritza verkuiidete d'e Vereini-
ouna Montenegras mit dem südilawischen Könia-
reich u"d erklärte Känin Nikit.a! für abge-
feht. wovauf d«r Vertreter des südflawi ck>en
Slaa es. Daoicic. dte aussührende Gewalt über-
n-rrhin-

Vie Nrise in paris

Jede Friedenskonferenz hat bis jetzt etnen mehr
oder nrinder dramatischen^Zwischenfall zu verzeich-
nen gehabt. Auch das Pariser Friedenskonklave
macht davon keine Ausnahme. Die Eegensätze
zwtschen Jtalien und den Westmächten einer
seits und Zapan und Amerika andererseits
verdüstern den Ausblick auf den Himmel des
Friedens. Die italienische Habsucht, die das Land
tn den Krieg geführt hat. droht es nun in einen
neuen Kouslikt zu reihen. Der Streit dreht sich
letzten Endes um den Besttz von Fiume und ist be-
reits soweit vorgeschritten, dah Orlando und die
übrigen Delegierten mit dcr Abreise drohen, nach-
dem Wilson wie von der Ententepreffe übrigens
gefliffentllch beto^t wird, in seiner (weiter unten
veröffentlichten) Erklärung seiner persönlichen An-
stchi Ausdruck gegeben hat, daß Fiume den Süd-
slawen gehören soll. Das Echo der italtenischsn
Prcsse ist nicht minder lebhaft. In Rom und an-
deren Städten ist es bereits zu grohen Kundgebun-
gen gekommen u. der „Popolo d'Italia" d'-nht be-
reits England, Italten werde die Aufstände in
Egypten und Indien schüren! Nun sind dte Jta-
liener aber auch Romanen und grosie Worte und
theatralische Gesten sind ilmen geläufig. Man wird
sich also davor hllten miissen, diesen Zwisckenakt
allzuernst zu nehmen. Auf irgend etne Weise
wird man. vor allem der in diesen wobl-

erfabrene Llond George, wohl versuchen. wieder
ins Neine zu kommen. Italien in der Nolle des
verratenen Verräters anzusehen, ist freiltch ein
Schauspiel. das wir nicht ohne moralische Genug-
tuüng verfolgen konnen.

Gegen Wilfon!

— Bascl, 25. April. (Privattel.) Der Pariser
Verircter der „Jtalia" tclegraphiert: Die letzte
Diskussion der italicnischen Grenzfragen war sehr
ernst und scharf. Zeder familiäre oder her.z-
liche Lharaktcr, wie früher, gingen ihnen ab. Son-
nino und Orlando erläuterten d»e ttalienischen
Ansprüche in dreistiindigen Reden. Die Spannung
zwischcn Wrlson und den italienischen Staatsmän-
uern zeigt sich darin. dah Letztere nach den Er-
klärungen Wilsons demonstrativ den Konfc-
renzsaal verlietzerl.

Der Ltalienrfche Wi-erftand

gegen die Wilsonsche Lösung scheint bereits so-
welt verstärkt zu haben, das;. wie die Parijer
Blätter meldeu. Italien gedroyt hat, den Friedens-
vertrag mit Deutschland nicht zu unter

zetchnen. Das „Iournal" macht die Regelung
der Adriafrage von der Nachgiebigkeit oder Un-
nachgtebigkeit Jtaltens abhängig und verzeichnet
mit anderen Blättern eine Information. wonach
Lloyd Georges ein neues Vermittlungs-
projekt vorgeschlagen hat. Nach italtenlschen
Vlättern herrscht in römischen Pressekreisen grotze
Erregung. Atan ertlärt, die italienische Delega-
tion sei nicht geneigt, sich wie bisher den Verbün-
deten anzupassen. Atan habe die Äbsicht, sich Leim
Friedensschlutz von den Verbündeten zu trennen
salls die italienischen Ansprüche nicht befriedigi
würden. „Corriere della Sera" hält einen BrE
ntcht für möglich, wohl aber ein Ausscheiden
aus der bisherigen Solidarität. „Tri-
buna" und „Iournal d'Italia" verzeicknen über-
einstimmend Pariser Meldungen, wonach England
den Italienern Ftume zusprechen wolle. aber nur
^egen Konzejsionen in Dalmatien. Wilson bewilltgte
aber nur die Brenner Erenze, Triest und Istriea.
Zu den

italicnischen Forderungen
erfährt noch das Reuterbüro: Erotzbritannien rlet
Italien lii deffen eigenem Jntereffe auf einige
seiner Forderungen zu verzichten. Wenn aber
die Italiener nach dem Londoner Vertrage auf
ihren Rechten bestehen, so werden Grohbritannien
und Frankreich die Folgerungen aus der Unterzeich-
nung des Vertrages ziehen. Es wurde aber auch
darauf htngewiesen. datz der Vertrag Fiume Kroa
tien überweist. Wenn der Bertrag ausgeführt
wer'oe, so mutz auch diese Klausel eingehalten wer-
deu. Lloyd George und Clemenceau bemühten
sich, ir^endeine Negelung zu erzielen. Wilson er-
lietz setne Ertlärung einzig und allein auf setne
eigcne Veranwortung.

Die in Paris geläufigsten Erklärungen sprechen
die Ansicht aus, datz Orlando den Sturz seines
Kaüinetts befürchtet, falls er Italrens
Wünsche nicht durckietzt, und datz die Folge des
KabinettssturZes ernste revolutionäre Un-
ruhen jein wiirden. Das Blatt tritt dann in
einem weiteren Artikel fllr Italiens Ansvrücke
ein und befindet sich dabei im Geqensatz zu beinahc
der ganzen übrigen englischen Presse.

Die Vermittler an der Strbeit

„Central News" meldet, datz die Regelung der
oalmatischen und dcr Fiume-Frage ntcht meyr
so aussichtslos ist, wie sie crm Mittwoch schien.
Man habe Grund, anzunehmen, datz am Donners-
tag eine definitive Loiung erzielt wird. Die
„Liberte" glaubt' zu wiffen, datz heute in der
Fiume-Frage eine Entspannung eingetre-
ten ist.

Wilsons Erklärung zur
Aöriasrage

hai ben Stein ins Nollen gebracht. Die schon lange
schwebende Kri,»s des Gegensatzes Jtalien—Frgni-
reich uno England ist zur heüen Flamme eut-
brannt: Orlando und die italienischen Delegierten
drohen bereits mit der Abretse von Parts.
Die Haupisütze der Wilson-Erllärung sind daher
zur Beurieilung der Sachlage wichttg. Wir lassen
,re doher nach,rehend folgen. Wilson sagt:

Als Jtalien in den Krieg eintrat. tat es das
auf der Grundlage etner definitiven. aber priva-
ten Verständtgung mit Grotzbritan-
nien und Franlreich. die jetzt als Londoner
Vertrag bekamtt ,st. Seit jener Z-cit trat eine
vollständige Aenderung der Verhältnisse ein. Viele
andere grotzere und kleinere Mächte betetltgten sich,
ohne von jener privaten Vereinbarung zu wiffen,
am Kampf. Das österreichisch-ungartsche Kaiser-
reich war damals der Feind Europao, auf dessen
Kosten dcr Londoner Vertrag tm Falle einer Sie-
ges eingehalten werden sollte. Es gtng aber in
„rummer u. besteht nicht mehr. Wir wollen dagegen
kleinere Staaten, deren Jnteressen in Zukunft eben-
so peinlich u. genau agrantiert werden sollen, wte
die Znteressen der mächtigstet Staaten. Autzerdem
wurde der Krieg dadurch beendet, datz Deutschland
ein Waffenstillstand vorgeschlagen. der sich auf ge-
wiffe llar definterte Erundsätze aus-
daueu soll und die Neuordnung nach Recht und
Gerechligteit mit sich bringen solle. Auf dieser
Grundlage wurde der Friede mit Deutschland ntcht
nur konziptert. sondern auch formullert und auf
diejer Gruudlage wird er nuch ausgefiihrt
werden. Wenn jene Grundsätze bejbehalten werden
sollen, so mutz Fiume als Ausgnngs- und
Eingangstor für den Handel ntcht von Ita-
lien. sondern vvn den Ländern nördlich und nord-
östlich jencs Hafens dtenen nämlich Ungarn. Böh-
men, Numänien und den Staaten der neven süd-
slawischen Eruppe. Wenn wtr Ftume Italien zu-
weljen, so würden wir das Eefühl hervorrusen.

datz wir absichtlich diesen Hafen. dcr für alle dtese
Länder den Hauptzygang zum Mittelmeer bildet,
in die Haud einer Macht legen, von der er ketnen
integrierenden Bestandteil bildet und deren Sou-
veränität man ulcht dort errtchten würde, die dem
lausmännischen ui.d industriellen Leben der Eegen
ben. denen der Hafen dienen mutz, fremd oder
nicht mit ihnen ldentisch erscheinen muh.

Jtalten ist mit allen anderen Erotzmächten der
Hauptbürge für die neue Ordnung geworden. bei
deren Errrchtung es eine so ehrenvolle Rolle
spielte. Längs des ganzen Zuges der Alven wur-
ben thm bis an das Ende der tessintschen Halb-
insel seirie natürltchen Grenzen voMtändig
wtedergegeben, die alle grotzen Wasierscheiden ein-
schlietzt, innerhalb deren Triest, Pola und alle
schönen Gegenven liegen. die die Natur der gro-
tzen Halbtnsel zuwandte und auf denen si^ Iahr-
hunderte der ruhmvollen Eesckichte des römtschen
Volkes absptelte. Setne alte Einbeit ist
wieder hergestellt. Seine Grenzlinie er-
streckt stch wteder bis zu den Wänden, dte seine na-
türltche Verteidigung btlden. Es hat die Wahl
von Freunden umgeben zu sein und gegenüber der
türzltch besretten Völker senseits des Adriattsche--
Meeres jene vornehme Eigenschaft und Grötze zu
entfalten. nämlich die Hochherzigkeit, freundlick--
Geuerosität und Vevorzugung der Gerechtigkeit vor
den Jnteressen.

Es handelt sich jetzt nicht um Jnteressen, son
dern um- die Nechte von Völkern. Staatcn
von neuen, alten oder befreiten Völkern von
Bölkern. deren Herrschor kein Recht über das Nech'
der Melt auf Frteden und aof solche Intereffen-
regelung setzte. die zu eincm sicheren Fri<-de-' s
Dtes allein sind die Erundsätze, für die Amerika
kämpfte. Dies alletn sind die Grnn^"^ ,„ite
denen es zustinimen kann. den Frieden zu
schlieffen.

Nach eiuer Havasmeldung rief die Veröffent-
ltchung der Note Wilsons über die Adriafrage ni
Paris grotze Erregung hervor. Zahl,eicke Ve
sucher strömten zu dem Hotel, wo die ttalienische
Delegation wohnt.

Der

deutsche Völkerbundsentrvurf

siecht für den Völkerbund ohne Weiteres alle krieg-
fuyvenden Staaten vor. auch solche. dte währendl
des Krieges entstanden stnd. sowie «lle neutvalen
Staaten. die dem Haager Wsttschieldsverband an,
gehöven. Andere Staaton lbedürfen zur Teiln-aünw
eines Mehcheitsbeschbuffes der BundesgUeoer.
Dem päpstlichen Stuhle ist der Eintritt ohno dio
Voraussetzung vorbshalten. Gesenüber de>n Nicht-
bundesstaaten. die als seltene Ausnahme geÄcrcht
werden. ckilden die Vötterbundsstaaten eine Ein-
hstt zur semeinfamen Berteidtgung. In -allen
Fragen der inneren Stiaatenpolitik «ttt i,m Bnndq.
der Grundsatz der N i cht e inm isch u n g.
nur für neutrale Minderheiten ist die Befugnrg
oorgssehen. Orsane des Vundes zur Wahrung des
Rechts «uf Pflege ihres Evgenlebens in Sprache.
Schulle, Kirche und Wissenschaft -u-nd Preffe anzu-
rnsen.

Die Organe des Völkerbundos ffnd zunächst
der Staatenkongretz unld das Weltparla-
ment ols Gejetzseber. Der Staatenkongretz
wivd durch Bertreter «ller R-egierungen zu slei-
chen Rechten gebtldet. Er ist zugletch das Haupt-
vevw«ltungsorgan und er erfüllt seine Aufsab-en
durch einen ständigen Ansfchutz. den er selM be-
stimmt, auch während der Zsiten zwiischen de» Ta-
gungspericden. Von den Vorrechte» bestimmter
Mächte tn dies-em Ausschutz ist keiue, Rede. auch
hat er nur beschränkte Fu-nktion. Für die Wil-
lensbtldung im Staatentongretz M das Prinztp
der qualifizierten Mehrheit eingefü-hrt. Das
Wellparlament mutz bei den wichtigen Gesetzen
dem Bundeshaushalt zustimmen. seiue Zusoin-men-
setzung -ist nur vorläufig geregelt. in dem das erste
Wsltparlament vo» den Partamenten «ller oin-
zelinen Staaten gewählt wiid. aber kein Parla-
ment im ganzen rnehr als 10 Vertreter entsendeL,
darf. Der Entwickelung bleibt es überlaffon. ob
der Staatenkongretz andere Formen der parlamen-
tarischen Vertretung internationaler Intereffen
ftndet, Formen. dio dem Gedanken -der Selbstver-
waltung dieser Intereffen im Rahmen des, Völ-
kerbundes unmitteibar verwirklrcht.

Als Vehörde dex Rechlspklege 'vm weiteren
Sinne werden zwei ständige Körperschaften gcbil-
det, der internationalL G-erichtshof
und dns V e r m i L telu n-gsa m t. Der Gr-
richtshof entscheidet strittige RechtÄachen. Das
Vermittlungsstmt rcgelt Interessenkonflikte. Bet
einem Streit über die Ko,mpeionz hat der Ge-
richtshof das letz e Wort. Iode Staatendisferenz
mutz vor cine der beiden Vehörden gobracht wer-
iden. Nur eins ist de„ Staaten eplanbt. nänttlch
die. Streitfragen durch besondere Schiodsgerichte
enttcheiden zu lasseii. smveit es sick nicht um di«
Auslegung vo,i geschriebenen dlechtssätzen han-
delt, die die ganzc Völkerbundsgemeinschast an-
gchi. Jede dsr beidcn Behötden bÄ'teht aus 15
.Mitglie-dern. doch entscheidet dsr GerichtShtts tn
dcr Besetzung von 3. das Vernnttel-ungsamt in
der Bosetzuna von k> Alitglredern. auf dere» Aus-
wahl die Parteiei, Einflutz-haben. Die Wahl der
15 Mitglteder selbst ersolgt für den Gerichtshof
nach einem Listensnsteiii. für das Verm-ittelungs-
a-mt nach etnem indirekien Wahlrecht. wobei jeder
Staat gleickie Rechte hat.

Das Vermittlungsamt hat besondere Befug-
uiffe, dvohende Stro-itfragen von anttsweaen vor
sein Kollegtum zu ziehen. damit etne Lösuna ge-
funden wird, ehe die Spannung sich zum Strett
endvickelt. Zur Verhütu-na solchen Streite-s sin-d
Bessbimliniungen über die ünternatlonalc, Bekänv-
pfung der Völkerverhetzung nnd -ü-ber ein inter-
mrtionales gerichtliches Verfahren getrofteii.

Ilnter den Zwecke« des Völkerlnmdes ist der
wichtigste dic Abriistung. N-ack drm deuischen
Entwurf tst der Krieg keine leLale Form dex in-
teriiationa-len Streiterled.gung mehr. Die Nü
stungen werden daher a'»f das ALatz bcschränk . das
fiir dve innere Sicherheit und die Ausübung des
Notwehrrechtes erfovder ick ist. Das Abkomme>n.
das die Einzc>lheiten rrgeln soll. bildet e'm.^n we-
sentltchen Bestandtett der Bundcsoers-assun-a, Seine
Verletzung zieht unmtttekbar Zwangsistatznachnlen
des Völkerbundes nack sich. denl über die Ril-
stnngsetate setner Mitgliedor ein weitgehendes
Kon rollrecht zustebt.

Zur See dars es. abgesehen vom Küstensckutz.
keme bewaffneten Schiffe gebe» a s die Seepolizei-
flotte des Völkerbundes, die unter gemciiifamcr
Leitung der Scestaaten stelst und -unter scine»
Akttgliedern kontingenttert wird. Die kür den in-
ternationalen! Seeverkahr unen'bohrlichn, Meer-
engen und Kanäle stehen den Schttf-c-n allee
Völkerbundstaaten. gleichmätzia o f f c u.

Die Luft stebt bem Vcrkekr der Lnfft-.air-
zeuge aller Völkerbun'c.st.rit'-n o^,ckmnsm
Kcin BAk»rb'..ndstaat dark ... der
Kabel- nnt» " Neststssretluini ber Angehö-

schrantt '^den. Bötterbiuidstuiitev im Esbi.ste des
a>-s b e> pcrsö'ttichc Frettieit.
Ätt'nsfreihett. Ausentbults- uud Nicdevlaffunos.
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