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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0169

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Heidelberger Zeitung «rschemt an scdem Wocheniag msttliz» IZUHr. Grlrtisveigak-.n stnd da»
si-zlg urniltcy« Verkündigunllsblak des Voztrkrs Hetdelberg. dte Hetbelberger Fan>llienblStter,
auherdem amillcher W-)hnungsan»elger. Dte .Hetdelberger Zeltung kann durch alle Po'lanslasten.
durch dls Agenturen aus dem Lande. dle TrSgerlnnen und bel der Gelchäslostelle selbst — Hauptflr. r- —
rnonavlch und vlerleljähritch basiellt werden.

Hauptlchrtstleiter: Kurt Fijcher in Hetdelberg

Druckt u.Ver!ag: Dheodor Derkenbusch — Hewelbergcr verlasoaustalt uuv GruLeref. Hrttzelder».

Mnabhangige Tageszeibmg) . .

Verkündkgungsblatt fürNor-ba-ea un- die angrenzende« Tsile vo« Daver«, Hesseu uu- Dürtteluver-

Nr. 31 Donnerstag, den 6. Februar 1919 » . 61. Iahrgang

. 1,M«1«>! II! I^UWWW II! I! « «> -_ .. > . > '

Der Tag -rr Nationaiversammiung

Bessere Friedensaussichten?

WilsDns Ste^llung scheint süh trotz allein. lvas v'ie
s'.c,Äcsische Pvesse du^ gen beliaurtet. ron Tag zu
-Tas äu verstärken. Aibdcrerisei.ts roäre sonst -das
J<rmmern der Frlknschen nicht venständlich, datz
Fra-nLrerchs Einflutz cvu-f der Friedenskonferenz von
Tag su Tag germser rverde. Nun scheint Wilsou
sogar etnen movalischen uiÄ>- wirklichen Siea d-wvon-
gstrasen! su l>aben, inL-em er die

Annahme der 14 Punkle

d^rchzudrücken vermochte. Mch der Völkerd-unds-
givairke in Wivjons Fassung ringt sich ullmächlich
durch. Uns rvird vazu gemeldet:

Äerl? n, 6. Febr. Wie der Vertreter drr Tele-
grayhenkompagnie iiber Bern von gut unterrichtc-
ter Seite erfährt. rvird es in Paris als festste -
hcnd angesehe n, datz der Friede tatsä -b-
Lich auf der Grundl ag e der 14 Punkte Mil-
sons abgeschlossen wird.

Haag, 5. Febr. Aus Paris mixd gemeldet,
-rr Beröffentlichung des Völkerbund-Ent-
wurfs skehe bevor. Präsident Wilson und Obersi
House haben gestcrn die letrte Hand an die Eimei
Lestimmungen des Völkcrbund-Entwurfs gele t, der
^isNStag. 4. Februar, dex Pollsitzung der Paxiser
Kon^örenz vorgelegt werden soll. Man ist der Mei-
nung, daä der ganze Entwurf dem Friedens -
vertrag einverleibt wirh. Die Vertrags-
punkte sollen übrigens in der Hauptsache rein vcr-
waltungstechnischer Natur sein.

Nach Schroetzer Meld"na''n s"ll der Völkevbund
H'is svätesbens 1. Juli gegründet seim

Gegen den Terror

Der Bremer Aufstand nievergeschlagen
Verlin. 5. Febr. Zn Bremen haben die Regieo
rungstrnppen däe Ordnung berelts vollkom-
men wiedex hergestellt. Der Anfstand ist
niedergeschlagen. Die Negierungstruppen, deren
Berluste äuberst gering smd, sind jetzt damit beschäf-
trgt, in der ganzen Stadt die vorbandenen Wafsen
eiuzuzieben.

Hamburg uud Sübeck

Hamburg. 5. Fcbr. Jn der letzten Nacht ver5such-
ten ernige Gruypen vvn Svartakisten sich ver-
slhickuener S'-chorl>ertsma.nnschafen zu -Lemächtigen
und dadurch Waffen M:d Munition su erbalten.
Ber 4 Wachen gelang es ilhnc'nr, dte Ma>nnschcrften
ru überwäiltigen unld i-hnen die Waiffen adzuuoch-
mcn. Ebne gvohe Anrahl von iihnon zog dann zur
Kaserne dos Jnfanteriereg'ments 76, um sie ru
stürmen, wuvde Lort aber aLgowiescn, elbenfo vor
dc.r Polizobwache in -dcr Daoijdstrcche, die mit vieken
l-Si,che.ihsitsmannchaiften bofetzt war. Heute mor
^gen zog eine Anzahl Lewaffnetcr ArLeiter
nach Dem Freihafen, um die grotzen Lobensmitiel-
loger su, bosetzen. Sie wurden- hier ebenfalls abge^
rviasen. Die ArLeiter erklärten, wenn es iHnen
gelänge, tn die L-ä-gex einslidr'ingen, w-üvden sie i n
Brand g es-e tz t. In der Stadt sind viele Mevb-e-
büros eimigsrichtet, in denen sie Akunition und Wai-
s-n erhalten.

Auch inLübeck haben sich in fväter Mendsti'nds
und in der hciutrgen düacbt Unvuhen ereignet. Ie-
doch i'st hiorüber nichts Nähevcs in ErfÄhrurg ?
briivgon. Der Telephonoerkehr mit Lübeck
ist vollständig unterbrochen. ebevso ist es
unmöglich, mit Oldenburg in Lclephonifchen
Verkehr su twten. Auch die über Hamb-urg binaus
liegeuidsil Orte stn-d iitzfo^ge der Einstellung des Te--
lephovibetrisbes in Hamburg von h,er aus uicht s
rrreichen.

Die Besetzung

^ Karlsruhe« 6. Febr. Amtlich wird mitgeteilt:
Nach Besetzung des Kehler Brückenkopfes
durch die Franzosen liegen nunmehr Appen-
weter und Offenburg innerhalb der neu-
tralen Zone. die Städte Achern und Ober-
cktrch fallen dagegen nicht in die neutrale
Zone.

' Lahr, k». Febr. Die Franzosen haben im
>Daufe des Dienstag Altenhekm besetzt. Die
'sttzung murde von 500 Mann vorgenommen. Auch
Eoldscheuer und Marlem erbalten fran-
zotz'ck' Besetzuttg.

Der Arbeitsplan

für die nächsten Tage steht nunmohr -fcist. Am
heutigen Donerstag findet nur eine grotze Sitzung
statt, in der Ebort und Ver deutsch-östcrroichilsche
E-esandto Prof. Dr. Hartmann Ansvr-achen hal-
ten werden. Am Freitag wird die Nationalver-
sanunlung sich iihren ersten Präfidenten wäh--
len. Darcm soll-en sich dann Beisvrcch mgen mit den
einzolnen Parteien über die verschWdenen MöüL ch
keite>n emer Regierungsbildung anschli-etzen, wäh-
reuü» dio eigentlichen Bercvtungen erst in der näch-
sten Moche beginnen.

Als oine der crsten Fragon, d'te als dringend und
r.nauWrobbar bsze'chnet wevden, ist ein Finan s-
gesetz für ldte RegvLvung vorgäscihen. Es soll ihr
einen vvrläufigen Kredit einräumvn und sür die
se>1 dem 9. NcivoiNber erforderl'ch gewesenen autzer-
or-oe-ntlichm Aus-gaben Indemnität erteilen.
Ebenso als notweTÄ'ig und sofort e!nzubriNIg--n ist
dsc Entwurf d"r N o t v e r f a >sf u n g M bessichnen.
Für dtesen Entwurf witzd bcf dcn Beratungen
Scheidemann sprech-en icnjd Staatssskretär
Preutz den Cntwurf solbst begründen.

Der Mehrheiisblock
Weimar, 6. Febr. Ncch d n Vorbksprechungen
dex Mebrbeitssozialisten habe» nun auch die
Deutsch-Demokraten in Erfurt unter
Fischbecks Vorsitz eine Vcsprechung abneh"lt?n.
worin sich die Partei aus den Stmrdpunkt stellt, doh
die BUdung ei er Regierung gemeinsam m't den
Mehrheitssorialisten nnd ^*m Zentrum
emvfehlenswert sei. Die Mehrhe tssozial'sten ha-
ben noch eine weitere „SicherLivg der Revolution"
ins Auge gefaht. Sie wollen vorschlagen. datz in
die Reichsverfassung eine Vestimmung anfgenom-
men werden soll, nach dcr kein Mitglied cinss
regierenden Hauses ein Reichsamt er-
kalten darf.

Die Abgeordneten sind nnn alle in Wei-
mar ei'getroffen. Anch d'e 12 Vcrtreter Elsatz -
L o t h r i n g e n s, die um Zulasiun« zur National-
versammlung bittcn werden, haben ibre Quartiere
bezogen. Nur die Abgeordneten der Stadt Po-
sen haben Weimar nicht erreichen können. Die
Polen haben sie an der Abreise nach Weimar ge-
liinüert.

In den npchstsn Tagen, vielle'cht f-chon heute,
wivd in Metmar eine sechsgliedrige öster-
rcichische Delegation eint>''-efs-en. die dcr
Nationa.l'-versamrmlun-g die Wlünschr dsr Deutsch-
Ocstervsichor llbcrbringen wi'H. Man vechniet mit
c'.ner weittraserilden pol.tischen Bcdrutung dieser
Delegat'pon.

Präsiderrt Löbe

Dts sozial'demokratifche Mehrheits-
fraktion hat sich nunmohr, wie wir schon ange-
kün'digt baben, auf den Abgaovdneten Löbe als
Prästdentsn -dex Nationalvevsa.mmlung gecinigt.
Ju der sozialdeinokratilchen Mehrheitsfraklion- i-st
auch der Wunsch laut g'-worden, sowohl den
Neichsvräsldenten wie auch den Post'n des
R e i ch sk a n z l er s für die Sozialdemokratie zu
beansvruchsn und den Lnderen zur Regierungsm-ehr-
heit gahörenlden Parteien nciben Fachminister-Posten
auch eine AirzM von politiischen Ministern ru
überl-assen.

Flugpostverkehr Weimar - Verlin

D're Reichsvostoerwaltung hat versuchswei.se die
MÄglichkeit gesthcrffen, wähveuid dor T-agung der
Nctionaloersammlung zwischen Berlin mrüi Mei-
mar gewöhnltchs Briefe und Jaitungen durch
Flugvost zu befördern. Der Flugpastlberkehr or-
folot täglich zweimak oon Berlin und Weimar.

Eiu Protest der Bcrliner Presse

Der Verein Berliner Presie hat an die Deutsche
Nationalversammlung folgeüde Entfchlietzung ge-
sandt:

Der Veroi« Berliner Presie erheibt schärfstM Pro-
Lest geoen die zahlreiche« BergeivaltigUngen uvld

Drangsalrerungen der Presie. Si-e bädauert auf
das tteffte, «datz es noch imm-or nicht gelungen, ist,
dic Freihe'tt derPresf-e, nhre Angehörigm
und ihre Betriebe wirkscrm zu schützen. Der Vcrein
r'chtet an die Nat'wnalversam-mlung di-e dringende
Bitte, dar-cruf hinwirken zu wollen, datz idiefem w -
erträglichen, >und unmützdigen Zuftand ungesäuimt
e'm Eude gsnracht wird.

Ausruf deS Zcntralrats fur deu
Einhertsstaat

Der Aentralrcrt der deutsch^n sozialist'fchen R-evu
blik vichtete än> die deutsche NatioualvevMMiuluug
einen Aufruf. in dem -os u. a. beitzt:

Dve politische und wirtschuftliche Entwicklung des
'deuffchen Reiches hat schon vor der Revolution -das
gebiet-er'ilsche Büdürfni-s erkenn-en lasien, das Reich
zu einom Ein h-eitsstaate umzug ist-alten. D^e
Nevölutiüni dor Avbo'rter und Soldaton hat dles-es
Bodüvfnis rn vollem Uuifian.gr bc.-ja!üt und die Be-
fcitigumg aller oinzslstaatlichen Hommuugen für die
politüsche und wirtschcsftliche fozi-ale innere und
äuhcve Ent-wicklung der doutschen Rovublik wls ern-e
-hrer wichti-gsteni Aufgcoben orklärt, nachdem d e
proußische Vorher'.ischccft bes-sit'gt wo'den ift. Die
pl-anvolle Vorbereitung der ravolutionären Orga-
nisation boi der endgültig'M Gcista-ltung Äer Nepu-
bl'nk a-ll-er -oiniheitlich wirkendc-n Kväste für dcn ge-
scrintsn Nouausbau Deutschlcrrlds hat in der Richt''ng
auf den Etnheitsstaat ebens-alls ur unumgäm.gl chen
VorrvussLtzung. Nouerdings erihobm ds früho-
r-en Bundesstaoten, dle jotzigen Fre'st^aten
wtodevum fo starks Anl'vrilchs a-uf einzelstaatllche
Hoheitsr-ochte in der deutschen Republ .k und zwar
nicht nur in der vorläufigen, sandern auch für die
enidgültige Ne'chWorsaffung, datz die Ev. twick-
l u n -g zum E i n h e i t s staate ernstlich ge -!
fährdet erscheint und cine möglicW rasche Erho-
lung von den Schlägen dos WelUr'egcs und dem
wahrscheinllchen Friedsasvertrage durch die einzel-
staatliche Zer.svlittevung verhindert eu iverden
droht.

Noben d-r E i n g li e d e r ii n g der A.- u. S.°
Räteindiekünftige.lleichsverfassung
zux Verstärkung der Nrb-:i>c:i'''rtretulrg und inne-
ren PLoduktionsintrresi"r, sowie zu volkstümlichen
Gcstaltun-g des Heerwesr is erscheint es dohald sv-
nächst als die wlchtigste Aurgabe der Arbeitcr- und
SoN>atenräte ganz Deutschlands, eine schädliche
Wiedererstarkung einzelst-aatlich -e,r
Hoheitstechte. die über die Geltendmach'.lng
landsmannschasilicher Selbstvevwaltung imd Ku>l-
turlnteresien hinausgebt, aufs entsch'edenste zu be-
kä'.npfen u!üd alle Kräfte dafür einzusctzen. datz d'e
Verfasiungsavbeit iir Weimar di-e gebotene Rich-
tung auf dcn deutschen Einbeitsstaat nvmmt.

In dex Evw.artung, datz die Nat''onalvevsmnm-
lung ilhre volle Sorweränität durchführt. legt -der
Zentralvat dte ihm vom Reichskon-gretz der A.- und
S.-Räto übertragene Eewalt tn di-e Hände der
deutschen Nationalvevsammlung. Der Zsntrcklrat
wird die ihm iibertragenen Befugnisse. insbeson-
devo dis durch das neu-e Gchetz betr. die Regelung
der Kclmnvandogewalt überwicsene St-lle als
oberste Berufungsinstanz f-ür dio Sol-
.datenvnte sol-ange ausüben, bis die Nationalvcr-
s-ammlung seine Befugnisie einer anderen Körpev-
schcüft übertragen hat.

Di-o „Fre'chei-t", das Organ bcr Ilnahhängison.
fetzt ilhron Kanwf gegen Negierung u»d Rational-
versamMlüng unentwegt fort. M:tl dcr Z'ntrab-
vat drr A.-- und S.Mäte korrckterwei.se sein Mandat
in dits Händo der Nationalversammlung gelegt hat,
erklärt ste ihn für einen ungetreuon Sachwalter der
ihm anvertrauten Jnteresien, für eln-sn Verräter
dsv Arbeiter-- und Soldatenräto, dcnen er heiim-
lückisch in den Nlücken falle.

Geaen den BolschewiSmuS im Neiche

Vcrlin, 6. Febr. Auf Vermrlasiung der Neichs-
regierung wurde im Berliner Polizeiprüsidinm
eine neue Abteilnng zur Bekämpfung
bolschewistischer Berbrechen einge-
richtet.

oteuermann, halt die Wacht!

Wet den Aufsatz „Die Wirtschaftskrisis"

Nr. 24 der „Heidetberger Zeitung" gelesen hat,
wird unbedingt dem Verfasser in der Folgerung
izustlmmen, datz es so nicht weitergehen kann, und
wir, tommen gewisie Kreise nicht zur Einsicht, un«
ter allen Umjtänden dem wirtschaftlichim Banke-
rott entgegentroiben. Ich sage gewisie Kreise,
denn nur sür diese gilt es. denn im allgemeineu
lebt in unsern Arbeitern und vor allem in de«
Veamten ein gesunder Eeist. der. auch wenn er
berechtigte Forderungen stellt, niemals einem sol^
chen Vorgehen das Wort reden wird. Er verur--
teilt ein derartiges Vorgehen, dem er machtlos
gegenübersteht und kann nur durch das in Vor--
bereitung befindliche Eesetz des Arbeitszwangr
eine Besserung und rasche Wandlung zum Vesten
unseres Wirtschaftslebens erhoffen. Datz derartige
Alatznahmen der Notwehr mit den „Errungen-
fchaften der Nevolution" im Widerspruch stünden,
wird kein vernünftig denkender Mensch je zu be-
haupten wagen. Da der Verfasier des Aufsatzes
...Heraus aus dem Turm!" fEin Weckruf an alle
Arbeitgcber und Arbeitnehmer aus Handel, Jn-
dustrie und Handwerk) in Nr. 25 der „Heidelberger
--'ituiig' fich auf den vorhergenannten Aufsatz
bezog. schisn es mir wichtig. von diesen Vorbe-
met^uilgea nicht absehen zu sollen. Der vorge-
schlagene Weg zu gemeinsamer Arbeit er->
scheint zu wichtig, als datz man mit Stillschwei-
gen darüber hinweggehen sollte. Bei näherer
Bctracbtung zeigt es stch, datz eine auf dieser^
Erundlage erhoffte Eemeinsanikeit nur zustande
kommen kann, wenn der Erundgedanke jedes Vor-
trages, der zwei Vertragschlietzende vorsieht. dabei
voll gewabrt wird. Es darf dabei nicht so kom-
men, datz wir in diesem neuen Verband nur „Leh-
rer" und „Schüler" sehen, statt Eleichberechtigten.
Der Verfasser wendet sich mit Recht gegen die bis-
b"'-iae Lmil"it der Angestelltenverbänds in poli--
tischer Htnsicht und seinem Aufruf zu tatkräfti-
gerer Betätigung, entsprechend dem Geiste der
jetzigen Zeit. kann nur zugestimmt werden. Nur
fordern wir Privatangestellte heute in all diesei,
Fragen Eleichberechtigung. Die Organi-
sationen sind gerade dabei, sich gewerkschaftlich zu
organisieren und ans ihren alten Verbänden zeit-
gemäße, neue Eebilde erstehen zu lassen. Was
in dieser Hinsicht zunächst jeder Partei gesagt
werden mutz, ist sie in der Entwicklung disser Neu-
bildungen nicht zu stören oder gar zu hindern.
Allen derartigen unberechtigten Einmischungen
mützten wir uns aufs schärfste widersetzen. Das
A und O der Lösung der Schicksalsfrage Deutsch-
lands liegt aber darin, datz jeder Beteiligte tn-
nerhalb des Rahmens des ihm Möglichen mit der
Tat. der f'ischen befreienden Tat einsetzt und so
dazu Leiträgt. das Mirtschaftsleben möglichst rasch
wieder in die erhofften Bahnen zu lenken.

Der Verfasier verdient in seiner Forderung
Zustimmung. auch autzerhalb der Berufsver-
bände Anteilnahme an den Eeschicken des Einzel-
nen zu nehmen und es am Verständnis nicht feh-
len zu lasien. Wenn er sich dabei auf den Stand-
punkt stellt, datz bei Einleitung der Verständigung
der Arbeitgeber nicht allein der Schrittmacher sein
könne, so können wir ihm nur unbedingt zustim-
mcn. Man soll nicht immer von den Angestellten
nur fordern, ohne ihnen etwas zu bieten. Wenn
sich die Berufsvereinigungen bisher vom politt-
scben Kamnf ferngebalten haben, so -verursachte
das die Vielen bekannte ungeheure Schädigung
des Verufslebens. Der Angesiellte hat es aber
begriffen. datz es in dieser Saumseligkeit nicht
weitergehen kann und er steht am Wendepunkt.
Dabei wird es sehr darauf ankommen. wem es ge-
lingt, seine Eeneigtheit zu erringen. Keine Zeit
war geeigneter als die jetzige, den Angestellten er-,
kennen zu lassen, datz das politische Schlafen. wo
es immer noch in der Eewohnheit sein sollte. aufs
nächste Jahrhundert verschoben werden mützte>
wenn es nicht besier ganz verschwinde.

Vor allevl müsien die Vertreter de>r Berufsver-
bände ins Parlament. Dabei mutz aber Wert
darauf gelegt werden. datz man den VertreteT der
Angestellten an eine Stelle der Vorschlagsliste setzt.
die nicht sein Durchfallen schon vor dem Drauf-
setzen verbürgt. Will man unsere Siimmen, so
rciume man uns auch die Plätze danach ein und
s"che avch die Vertreter dazu aus. Man erkundige
sich dabel nach der wirklichen Stimmung, dann,
wenn das geschieht. wmm sich zeigt. datz man uns
ernstlich als vollberech tigte Mitstreiter
baben will, wird es an Unterstützung von unsrer
Seite nicbt feblen. Vertrauen will hier erworben
s e i n. Die Beteiligten sollten sich der Mühe
unterziehen. den Angestellten zu zeigen, ob und
inwieweit sie mit dem allleits geäutzerten Mttz-
trauen recht haben. Die Meisten sind tief davon
durckdrungen. Sie wollen Beweise leben

Wir leben nicht mehr in der Ae" ^riedrich des
Erotzen. wo man mit dem Stock n der Hand ruft
snlli Ibr wichl" und tuts einer ntcht, so,
'k^iegterwas drauf. Der Weckruf ..Werdet poli-
tisch^" kann freiltch nicht stark genug vnterstrichen
 
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