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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0831

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Heidelberger geitung -rschrin, an jedem Wochrntag mittags 12 Uhr. Amtlich«, V«rkündi-
an».^° smd die Heidelberger FamillenblStter. außerdem amtlicher Wohnung».

Pon^ S'idelberger Zeliung tiann durch alle Postanstalten. durch die Agenturen aus dem

r-and«. die TrSgerinnen und bei der wcschLfisstelle lelbst - Haupislrab« 23 - monatiich und
vierteljährlich bestelll werden.

^ Sauplschriftleiier. 6 u r t F i s ch e r in Heidelbcrg.

DruL und Derlag- H.idelberger Verlagsanstalr unb Druckerei, G. m. b. tz.

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Bei Wiederholungen Nachlatz nach Taris. Lrfullungsort ist Heideiberg. Linzelverkaus 10 Psg.

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.. sAnabhangige Tageszeitung)

rn tnorgungsblall für Nordbaden und -ie angrenzenden Teile n Zayern. Sessen und Würllemberg.
Nr. 134

Donnerstag, den 12. Iuni 1919

61. Iahrgang

Die Streikbewegung in
Frankreich

wird ernst. Die ursprünglichen wirtschaftlichen
Forderungen treten immer mehr zurück vor
politischen Momenten, die ietzt pon
Stunde zu Stunde mehr die Lage beherrschen.
Wie es scheint, treiben die Dinge allmählich
doch auf den politischen Eeneral-
st r e i k hin, wie folgende Meldungen zeigen:

Versailles, 11. Iuni. Jn Paris herrscht sröbte
Erre.gung infolge -es unmittelbar brohenden
Genera lstreiks. der sich kaum mebr vevhin-
devn lassen wird. Dis Blätter weisen davaUf hin
dab d-r politische Charakter des Ausstandes -an-
ianse, die Matznahmen dec Negierung zu heeiw-
flusson, ein Umstanid, der von unabfehLare"
Folgen beglertc-l sein könnte. Llemenccau hat
in -dsr Streikanigelegnheit eine Kwbinettssitzu-na
einbecufen, die gesttrn stundenlang beriet.

Bersailes, 12. Zuni. Die Confederation Ee°
nerale des Travail und die Kartelloerbände dcr
Vergleute, Matrosen, Eisenbahnavbeiter. Hascnar-
beitcr, Transportarbeiter, Metallarbeiter und
Bauarbeiter nahmen gestcrn in Hersannnlungen
zum Streik Stellung. Das Kartell veröffentlicht
heute eine Mitteilung in der Pressc, in der erklärt
wird, dan Lie Vergleute und Seeleute deu Gene -
ralstreik auf dcn 16. Zuni festsehen. wenn bis
dohin ihre Fordcrungen nicht oöllig -urchgeführt
sind.

Amsterdam, 11. Juni. Der Dmly News wird
aus Paris gemeldet: Die Bew-gung untec den
französi'schon Arbeitern sei politisck. Die fran-
Sö'si-schen Arbeiter wollon das, was ste die „Gegen-
reoolutionäre Mtion der Regierung" neninen, nie-
berkämipsen un-d sefen dcr Ansicht, dah die russi-
schen, ungari'chen und deutschen Reoolutionäve die
Grundsätze zur Anwendung bringen wollen, die die
französischen Arh-iter selüst verte'digen.

Die Streiks an sich dauern in unverminder-
tem Umfange an. Die Polizei benimmt sick
sehr zurückhaltend, sodaß nur sehr selten Zwi-
schenfälle vorkommen.

Clemenceaus Stellung gefährdct

Bern, 11. Juni. Nach dem Berncr Tageblatt
erwartet man in den mit französischen Vcrhält-
nissen oertrautcn Kreisen den Sturz Ele-
menceaus. sokern die Beilegung der Streikbe-
wegung nicht gelingen sollte. Als Nachfolger
wird Briand genannt. oon dem die sofortige
Frerlassung Caillaux angenommen wird. Aber
auch Vriand wcrde kaum mehr als ein Ueber-
gangsministcrium zu einem fozialistifchcu Kabi-
nett Caillaux bilden können.

Verlin, 11. Zuui. Der „Voss. Ztg." wird aus
Genf gedrahtet: Zn den Wandelgängen der
sranzösischen Kammer fchwirrt nach dem „Nouvel-
liste de Lqon" das Gerücht. dah Zwei be-
kannte Politiker (Briand und Caillaux),
deren Namen nicht genannt wcrden, sich bereit
halten, die politifche Macht mit zu über-
nehmen und dah sie sich zu diefem Zwecke mit
einigen FUHrern der Confcderation generale de
travail umgaben.

Das deutsche Weihbuch

Das deutsche WeibLuch über die Ver<rntwortlrchksit
der Urheber am Krisge, von dem im divlvmatiichen
Lagrher'.cht (siohe dort) Ae Neve ist. enthält eine
Anzcchl neuer uird wichtiger Gehoimdokui'ient-,
aus dnren die planniäbige Vorbereitung
>es Kriegesd'urch Ruhland imd scine Ber-
bünldeten UMweifclhaft hcworgeht. Wir geben
swoi besonders bemerkenswerte Proben wieder.

Jn einem Bericht des serb:!schen Geijckäftsträgers
in London vom 21. Dezember 1911 an den Mv-
nisterpräsidemten in Belgrad witd im Anschlub an
ejne Rei'se dcs Londoner französischcn Botschafters
Canvbon nach Paris über die polit-ilscko Weltlage
bas Urteil abgegcben. dah sich der Kokflikt im
Ajugenblick w-ude Lescitigen lassen, dah aLer nur
ein AuffschM des Krieges mn drei Lrs vier Iahre
rn evwarten sei. I» hcuchlerischer Weise witd arch
hier dic Schuld de^deutschcn Regierung zugosih'ie-

Die verstM§r ZrieöenskonftrenZ

Es gawinnt immer mchr den Anschein. dah von
frairzäsischer Eeite die ganze Kraft auf denl Kampf
gegen die Aufncchme Deutschlands in den Vülker-
Lun-d gerichkdt wevdcn wird, sodab schliehlich die
Konstellation Llemenceau-Wilson die La-ge
Leherrscht. Dazu meldet der Draiht:

Rottcrdam, 11. Zuni. Ncwyork Tun mcldet
aus Paris, dah sich Clemenceau kurz und bündrg
weigert, seine Zustimmung dazu zu geben, da«
Deutschland in den Völkerbund aufgenommen
wird. Dios bcdeutet einen unangenehmen
Hieb für Wils'o n.

OL es unter -diesen Umständen möglich se-in wird.
die Antwort am Freitag, dem 13. Jurn su über-
rcichen, wie Havas als ziemlich bestimml andcutet,
erscheint sohr fr-aglich. Es scheint auch. als ob die
i n n er po l i t is che Erschütt evnng Fvankre'cchs
tiefgohender ist. als es ndch auhen -den Ansch^ii'.
bat. Jedenfalls rnacht die Konserenz augenblick-
lich den Erndruck, als db sich die Entente in eine
Tackgasse verfahven hat. aus der es sunächst noch
keur Herauskommen gibt.

Die diplomatische Lage

Paris, 11. Juni. (Havas.) Die Ragierungschefs
brgannen am Dienstag mit der Prüifung der
Schluhfolgerungen, die die Sondevcmsschüsse
zu verschiedensn Kaviteln des deutschen Ge-
genentwurfs eingereicht haben. Am Vormit-
tag wurde der Bericht der S cha de n e r sa tzko m-
mi'sfion erörtert. Man schoint sich hiev siner
Löang zu nähern, die den Vovschlägen der Sach-
verständigen Klotz und Loucheur entsvrickt. die sich
gegcn die Fostsehung einer bestimnrten Entschädü-
gungssumme ausgesprochen haben, wäbrend die
Amerikaner verlangen. dah in denr Bertrag die
Zahlung von 100 Mllrardea Goldmark söstgelegt
werde.

Die Frage der Aufnahme Deutschlands
inden-Völker'bund murde am Dienstag noch
nicht erörtert. Dagegen wird sie zwerfellos heute
zur Sprache komnrcn. Clemenceau wird mit Ent-
lsch'iodenheit den frangösischen Siandpmtkt vevtreten.
wonach die endgültige Aufivcchme Deutschlands
durchaus unerwünscht wäre. Er wird be-
tonen, dah wcrrigstens eine Lestimmto Frist abge-
rv-artet werden muh, um die ausricht'ge friedlich-
Gosinnuirg Deutschlands sestzustellon. Aller Wahr-
fchern-lichkeit nach wird schliohlich diese Aasicht durch-
dringen. Hinsichtlich des polnisch-deutschen
G r'e nzvroblems scheint etne Lösung LevoiÄU-
stchen, wonach eine Art gomi^chte Vo-lksMtimmung
durchgeführt wsrden soll.

Man hofft dre Antwort aus die deutschen Ge-
gcnoorschläge Freitag, 13. Zuni überreichen
zu können. Präsidcnt Wilson begibt sick an diesem
Tage nach Velgien. Die Antwort der Alliierten
an Deutschland wird voraussichtlich endgülti-
gex Natur sein und den deutschen Delegierten
wird eine Gelegenheit zur Diskufsion
nicht mehr gcgcben werden. Die deut'ch: Dcle-
gation wird cine Friftvon 8 Tagc« erhalten,
um nach Verlin zu sahrcn und sich nrit dex Rcgic-
rung zu besprechen und sodann die Antwort abzu-
gcben.

Nach den letzten aus Deutschland rorliegenden
Berrchtsn zeigsn die leitenden Kreiss D'utschlands
neuevdings eine sohr anniahend-e Haltung. d-.e aluf
L-ie Entschließunisen des Viererrats ohn-o Einfluh
gebliebxn ist. Die deutsche Regierung veröffent-
lichte kürzlich einWeihbuch über dee Verant-
wort'lichkert am Kriege. Das Echriftstück,
das über 30 Seitcn umfaht, cnthält auf den crst-n
11 Seiten die vom Eräfen Brockdorff-Ranhau am
17., 18., 20. und 24. Mar der Friedenskonfcrenz ein-
Mre'cchtcn Deirkschiiften übcx die Verantwortlichkeit
nach Aeuherungen aus der amerikanischen Presie.
Die Berichte der d utschen Kommission wurden nicht
veröfseirtlicht. -Mf den letzten Seiten steht der Be-
richt der ldeutschen Dclegation über die Verantwort-
lichkeit und Kriegsurbeber.

Staatsikamler Renner von der österreichischen
Delogation richtete am Dienstag cin Sckreibm cn.
die Konferenz, inl dem er sich über die Zärte d-er
seinein Lande auferlegten Bedi.ng.uugm beiklagte.
die tiefe Versweiflung in Oesterxe'ich
hervorgerufon häben. Das Schreiüen wird heute
den Roglerungschefs mitgetcilt werden.

Volksabstimmung in Oberfchlesien u. Ostpreuhen

Donr „Allgemeeii Handelsblad" zufolgo ecfuhr der
Pariser Korrüspondent des Daily Telegvavb von
inahgebender Stello, dah der Vrererrat. Ser gestcrn
neuerdings über die polnilschs Frage verha'rdclte,
boschloh, in den strittigcu Gübieten Oberschlesien
und Ostvreuhen eiue Bo lk s abst i m m u n a aL -
z u h a'l t e n.

Ententevorbereitungen

Dor „Secolo" meldet aus Pavis: Man rechnet
bcstimmt mit der glatten Annahmeder ietzi-
gen Fovdor-uilgen der Alliierten durch Deutschland.
In Bessancon) werden die ersten Züse füv den
bevorstehenden Heimtransport der deutschen
Kriegsgofanaenen zusammengestellt.

ben. tkann aber hciht es wörtlich: „Mer Frank-
rcich sowohl als auch seine Verbllndeten sind der
Ansicht, dah selbst um dcn Pre'is grohcx Opfcr der
Krieg auf einen entfernteren Ze'itvunkt vsrschoben
werdcn muh, das heiht auf 1914 bis 1915. Die
Noiwendigkoit dicses Ausschubs diktiert nicht so
fehr die materielle m-ilitärische Vorbeveitung
Frankceichs — die vorsüglich ist — als dio Reor-
ganijati-on des Oberkommandos, welche noich nicht
durchgeführt rst. Dicse Frist ilst auch für Ruhlaud
notwendig. N>ur Eirgland wird daoon koin-eir
Vorteil haben, denn mit iedem Jahr vorriirgert sich
die Ueberlegonheit seinex Flotte. Alber dennoch rät
Englan-d im Hinblick anf die Vorbsreitun-gen soi--
ner Vevhün-deten Frankreich an, sich für ietzt m-it
Dcutschlaird zu verständigen."

Für die andauerndcn Bevabvedungen! srvischen
Serbien undi Ruhlaird zu einem grohen Naubzug
gegen Ossterreich-Unigarn finden sich viels Belogc
im Medhbuch. Bosonders charäkteristisch ist ein
Tcleavamm -d-s serbischcn Eeisairdten in Peters-
burg an das Minrsterium des Aeuhern in Bolgvad
vom 1-2. Akai 1913. Es hoiht da mörtlich: „Wie-
derum sagte Sasonow mir, daß wir -für die Mnftige
Zeit arbeiten müssen, rm'nn wir vi-ol Land von
Oestervsich bekoinmen werden. Ich entgegn-ete ihm,
dab mir Bitolia deir Dulgaren fcki-enken werdcn.
menn wir Bosnien rurd anldere Länder Lekommen
werden."

Die Ainlagen 1—3 bringen bisher unbekännto
Aii!te lni''ge'i üb r die m i l i t ä r i-s ch e rr Vor-

bexeitungen, dio Anlagen 4—5 wiiderlegen
voi'. feindlichor Seite verbreitete Legenden. so über
den Potsdmnor Kronrat, in den Anlagenl 6—11
w'ird dann offensio gegen die feindlichen Airklagcn
vorgogairgen Äurch dre Veröffentlichung -von -Go-
sandtschwftsberrckiten und anderen Dokwm-cnben,
aus denen stch die aggresiiven Absrchten Serbiens
und Nuhlands lanse vor Kriegsausbruch ergabsn.
(Sicche -oben.) Erläutarnd wird von zuständigsr
Stollo bemcrkt, däh das einstweilig« Fcchlen von
Beweissn für die Kricgs'/chiild der Wostmächte
nicht etwa bedleutet. die deut-sche Rogierung glaube
nicht an eirre solche Kriegsschuld; dcrartigö Be-
weiso könntsN iederzeit erbracht werden. EiNst-
weilen baben sich die Verfasier des Moihbuches
darauf ibeschränkt, die Kriegsschuld dcr sla-
w i s'che n Staaten fcstzustcllen. Auf Äen sum
Teil bskannten, sum T-erl aber noch völlig irerron
unld auherordentlich wertvollen In--
-halt der Deirkschrift wird noch im eiWeilrron zu-
rückzukommen fein.

Der Nieuwe Notterda-msche Courant meldet, dah
in Bvüsiol einc Bckanntiirachung angeschlage'n
wuvdo, in der der frühere Kommandant vo>n Tour-
nai, Goneral Hoepfner, -dor frühere Kro n -
prinz von Bayo rn und der früheve deutfche
Kaiser fllr den 14. Oktober 1919, 9 Uhr morgens
vor d.ic 8. Kanrnrer des Berufungsgerichts Brüssel
golaldien werden, um srch wcgen dor Verbrochen, drs
ini! Krioge während der Bosctzung begangon wur-
den, zu vevantworten.

gur Psychologie des Münchner
Bolschewismus

Es macht ernen peinlichen Erndmck. we,m die
den iAnschauungen des MiiMcriums Hoffman-n
nahestohende mehrheitsfozialfftiffche ANnchener
Post -halb in w-einerlichoin, halb in drohondem Ton
um Milde für iene „Idealisten" brttet. die so ncv-
m-enlos viel Elond über München und serne Bs-
völkorung gebracht haben. Beim Versuck. aus dsn
Taten und Gedankengänsen der Low'm. Leviirc,
Tollor. Egelhofer, Landaucr, Sontheinrer usw. d'oe
wahren Boweggvünd>e herauszu'chälen. wird mcm
in keinem einzrgen Fall auch nur auf ein Atom
von wirklichsm und echtem Idcalismus stohen.
Nichts ist bozeichnender als die Tatsache. dah, wäh-
cend nran die irregeleiteten Mlassen ihrem Schicksal
überlieh, von den bolschewistischcn Führern kein
eingiger auch mrr bis zum Bcginn des Entschsob-
dungskampfes stan-dgehalten hat, geschweige denn
im Kampfe gefallen ist. Nicht an Aer Front, son-
dern -bei Weibern, hinter B-adewcmnen usw. ver-
steckt, fand man iene Herren Jdealiston. deren fllr
dio ersten Akaitage aufgestelltes Programm au-f
eine siystcmcrtische allgemeine Plüiideruna. auf die
Aüsch'lachtung zunächst dcr Geistlichkerf und der v:r-
hahten Polizeiorgane und auf andere derartige
Dinge -hinausliof. Ein Icnnmer, da-h es den irre-
gelerteton Massen andauernd versagt zu seir>
sch-sint, den schreienden Gegensatz swischen Theoris
und Praxis zu durchschauen! Lswin. der m den
SpartakistenverDammlungen mit wirklich alänzcn-
dor Pose und mit feinstcnr Berständnis für die
Psyche der Zuhörer seine Phrasen als etwas Be-
deutendes vorzutragen verstand. ist aks Untcro?/
zier und Vizewachtineister ein von Offizreren unb
Mannschcrften gefürchteter Sol'datenschinider ge-
wesen.

Um den Mlünchner Bolschewismus richtig zu oev-
steben uuid gerecht su be-urterlen, muß. wie in
ernoin losenswerteni Artrkel der Köln. Ztg. ausge-
führt wird, scharf unterschieden werden einerseits
zwischen den durchweg verbrc cherischen Führern,
unter denon sich wohl sitte Narren, aber kein e'rrv-
ziger Jdoalist befandcn und andererseits dor nebop
Tausenden von Strolchon und Leulen. die n'chls
zu verlicren hatten, auch aus Irregeleitcten sich
zrisammeiisetzendcn Gefolgschaft. Auch innevhakb
des Mhrertimns gibt es einige nicht unwensontlick
verschiedcne Unterabteilungen. Die einen, wio z.
B. der „Poliseivräsidcnt" Dosch, sind durch keine
Besonderbeit misgczeichuete gewöhnkicke
cher, für dre die Räteropublik ungefähr dasselbe
bedeutete wie eine gute Einbruchsgc-legenheit, die.
solangs bler wte Wind weht. ansgenutzt werden
müsie. -Voi dör zweiten Führergruppe. don eigeni-
lichen JntellcLtuellen, sind die Boweggründe der
Habgier und der Raublust untermis-cht mrt solchen,
dre der Eitelkeit, dom Drange, gleichvtel a-rä wclchs
Art, eino Rolle zu spielen und Ider namentlich un-
tsr dcr iungen Küir-stlerschaft weit verbro.teien
Einbrldung, -e'm verkanntes Genie zu sein, ent-
sprrngen. Jn diescr Hinsicht bat der wegen se-iwer
männlichen und leider auch weibl'chen B-ohemo,
wirtschäft nicht gerade gut beleumundeto Münch'
ner Vorort Sch-wabing bei der Spartakisteniwiri--
schäft oine in traurigem Sinne bovvorragondo
Rollo gesp-ielt. Als „Schlawiner" pfl-sgt der ordi>
nungslicbende Münchner Bürgcx nickt bloh di«
aus denr slawlischen Osten kommenderr Studentens
und Studentinnsn oder Künstler und Künstlerin4
ncn, sondern auch dieienigen unter dlen cigeneit
Landeskinderrr su benarnsen, die sich oiner gleich
schlampigen, bot den iungen Akädchen alle Haus*
frauentalente untergräbenden Lebonsweiss be»
fleihigen. iFür dsn moralischen Tiefstand dieser
Kreilje zeugt es, dah, wie glaubwürAig bsHauote^
wird. crnrgü der äbgeschlachteten Geiseln auq
kllnstlorischem Brotneid von Berufsgenossen angei'
zeigt wovden ssien. An der Unioecsität wcrren e»
zwei ietzt releg'ierte 18- oder 19jährise Bengcl, di«
mit dorn dnrch Noroenaufregung schwer evkraMe/
Rektor dÄr Senat absetzten, die Profesiorongehält-e,
kasiierten, dio Archive beschlagnabmten und mi<
einer GefolgschM von nur 150 rücksichtslos brutÄ
lon Gestnnungsgenosien einen Terrorismus auf
 
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