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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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26. ds. Mk-
Tanzlehrer.

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angeschlossU

'Meister

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-^'Lidelbergcr Zertung erschenit MI j«k>e>-, Wocheiitng imllci^r 12 Nhr. Amtliches Derkündi'
g.iugsdiait. Gralisbeiiageri siud die Heidelbcrger J-ci! "nkiibl.itler, aiistevi'dn amllichex Wohnungs«
a»zeigcr. Di« Hcidelberger sjellmig hann dmch nlle Poslanslalten, dnrch die Ageiiiure» auf d«m
Lande, die Tingerinucu und bei der tSeschaflsstclle selbs! - Hauptstr^re 2b — mouallich uud
virrtrljähilich bestellt werde».

HauptschriftlcUer: üurt Fischer iu Heidelberg.

Druch u. Aerlng 1 Th « 0d 0 r Berhcnbusch, Heidclbevger Aerlagsaustalt u. Druckerri, Heidelbcrg.

Bezugs- nnd Anzekgenpreis. Di« ^Heidelberger lZ-ituiig" kostet bei jeder Postanstalt
monatlich 1.36 M., vierleljahrliä) 4.08 M. aucschlieglich gustellgebühr, durch die Llgenturen oüer
die Trägerinuen frei Hau« mouatlich I.4l> M. — Di« sechsgespaltene Petitzeilc oder deren Rai.m
boslrt 35 Pfy,: im Neklameieil die viergespattene Pettlzeile 1.20, mit Plahuorschrtft l.4v M
Lci 2Siederholu»gen Nachlast uach Tarlf. ErfilNungrort ist Heidelberg. Einzelverkauf 10 Psg.
Dr 11 ck ». VerIag: Thcodor Berkenbusch —Heldelberger Verlagsanstalt i>, Druckerei Heidelberq.

Postscheckkoula iiarlsriche Nr. 8047. Ferusprecher: Nedalition 182. Geschäftsstell« 82

gerZeitimg

fUnabhängige Tageszeiümg)

verkün-igungsblatk sür Nordbaden und die angrenzenden Teile von Baysr«, Hessen und Würltemberg.

Nr. 55

Donnerstag, den 6. März 1919

61. Iahrgang

Der Generalstreik in Berlin

Dle allLSmo'me Lage hat sich geHen Dienstaü
mcht geänidort. un Gegonteil kmisn nran sogar eine
vsrstärrte Abneigung gsgen den Stroik
s-MEen. Das Pevsonal -er Hoch- und Untev-
gilinW-alhn hat sich m-tt 1360 Stmrmsn gegen den
(Stre-ik ausgosvrochen, n,ur 360 maren ÄMr. In-
solgedessen uiwd vie Hochbahn den Detriüb witicper
tmfilehnren. In otrua 30 Betri-Lben wurden in ge-,
heimer Mstiminung 20 720 Stimmen gegen nnd
tmr 7900 Stimmen fiir Len Streük gezählt. Auch
iu Ssandan ist es zu -groken KulN'dgebung'n ge-
ksn den Generalstreik gekommein. Qhne allzu aptl-
misilisch su Hein, kann man heute schon fagen. Äaß
dcr Generalstreik im Grotzen nnd Ganzen gcffchei-
lert ist.

Damit steht wohl auch 'm ZusaimneiKa'Nlg. datz
erökers Putfchverfuche gänzlich un-
terblieben sind. Auhsx gelegenllichen kleinen
Zusarnmerlstvhem, die m-erst u-nihlutig verliefen, i?
ks lchiglich ru Schfetzersi-sn auf Pliindsrer unid
dkäuber gekanrm-Ln, dis allerdnngs wredeöbolt
schwere Ausschveitunsen Legangen lmben. Bechn-
»ers -habon es dioss auf Gald- und S-chmurkwaren-
jowie Kilsidrrgesihäfte abgssehen. Jn den meiston
Fälleir gebang es, die Räuber zu ertappen ui's) fest-
zunehmen.

Putschversuche

gegett d»S Polizeivräsidittm

Berlin, 6. März. Die Ansamnilungen aus dem
Mexandttplatl nabmen im Laufe des gestrigen
Vormittags immer mebr zu, sadah der Platz zwei-
Mat vani Regierungstruppen geräumt werden
imusite. Die Meltge wurde aber trohdem immer
sudringlicher und erösfttete gegeii 12.45 ilbr auc,
^e» anliegenden Häusern zunächst vereinjelt, dann
Ammer stärkev werdendes Feuer auf die im Poli-
»eipräsidium brsindlichen Regieruttgstruppett.
)Die Erfchiestung eines Spartakiftctt, der mit ciner
^Hundgranate ein Tor des Polizeipräsidiums zu
svrengen verfuchte, war das Zeichen zum fortgesei;>
ten Feutt ai^ das Gebäude. Aus deu attderen
Straben u,Ld von den anliegenden Häusern aus
ivurde das Polizeipräsidium uon den Spartakiften
tmmer ftärfer beschofsen. Die Regierungstrripve:
ecwideeten das Feuer, das gcgen 3 llhr veiftummte.
Oine Biertelstultde spätee versuchtcn wiedkr 30 Zj-
Pilistell Ulch Matroserl. das Dienstgebäude in der
Magazinftraüe zu stürmen. wo die zur Besehung
des Polizeipräsidiums gehörige Artillcrie miterge-
bracht mar. Dec Angriss wurde nach eiust ii u d i-
gem Kamvfe der Ncgierungsttuppe>i rmd der
Siijuhleute «ügewiesen. Die Angreifer hirtte.r
einen Toten, die Vertejdiger keine Verlufte. Dao
Gerücht, dab die Vo lks m a r i n e d i v i j j o „ ;u
den Svartakisten übergega,lge« jei. yer-
dichtete sich immer mehr und wurde schlithlich alv
vorläusige Totsache gemeldet. Gleichzeitig wurde
bclannt. da» Teile der repuülikanischen
Soldatcnwebv in das Spartakistenlager gs-
tteten seten. Matroseirabteilungcn zogen sich i,n-
tti'.cr m.ehr das Polizeipräsidium hera,». Sveiter
U'ttlden etwa 80 Matrvseir suf dem Grttndstülk Tiey
geureldet, die sich dort «nit Maschine,igewehreii «nd
Handgranatett festgesetzt hatte,u In der neuen
Friedrichstrahe wurden gege» '^7 Uhr vo?. Matrosc,,
Barrikaden errichtet, ebenso aus dem
Strauhbergerplatz. Nach de„ Nachrichten, die um
11 Uhx nachts eingingen, hat die VolksmarinLdipi--
siou an der Zanowihbrücke und Waisenbrüfte, fo
wre ini der Magazin- und Alexanderftrasie Masch!,
nei-gewehre in Stellung gebracht. um dss Polizei-
pläsidium zu stürmen. Soweit bisber bekannt, sind
»ttein aus der Neitungsmache r'„ der Landsberger-
ftrr!»e ein Toter und 2V Schwerverretzte eingehracht
morde,,.

-!' Dcr Sozialisicrungsentwurf. Der Staiatenaus-
sä'litt hat sich in l-ängerer S.tzuns nrit d-w So.ziiaD
> 'cungsLntwurf b-schäftigt uwd itm Mtt e>m< gien
an'' ULsügisen Aoivcherungen ange n o m m -e n. Mv-
dte „SchwLb. Tagw." beiichtet, wi-rd d'i-e Saz ra-
^ ifieru.r g 'de-: Apotbek-e u vonr w-ürtteinb.
Mti'tsterinm des Innern vovbrrert.et. Etn .Evf'.h
riitwurf diefes Inhalts wtrd bimhen kurizem
^Laildesvecsammluua rngebsn.

AeiisiilltteliitrsorgiiU «iid HmideWte

Bttlin, 6. Mädz. Am 4. März Logannen rn
Spaa dtte VerHandlurrgeir iiber dio Lebensmitkel-
vevsorgung Deu't'schlands. Sie sind verbnniden miit
de.n BethcvnidlunÄ'LN iiber di>o ZuLverfügun.gstellimg
der deutsche- n Flott e untd do.L F 'inanzie -
rung dsr Lebönsmittelversorgung. Eeleitet we-r-
di'n sis deutscherseits von Unterstäatssekvetcrr von
Brann. enslischerlseits von Admival Hove.

Iin üauife d-er Plen.arsitzung überrei'chtemi die -al-
litcrten RWierlMgen zwc. i M e m or >anden. tn
deuen dte Bodingungen über eine teilweise L-s-
bensm ittelvevsorgun g Dentschlanidd imd di'e Ablie-
feruug der dvutÄM H a nde l sfl o t t e tm ein-
zelaen sestgesetzt sind. Admiral Hove erklärtL, feine
Zeit fei hemesstn, übevmorgeu mützteu die Verkanid.
luugeu beeudct sein: im übrigon miitzte er ktar ru
versiÄbou gccken, datz mau es nicht er laubeu
wcrde, irgeud welche Rahrungsinittel nrrch Deutsch-
laud gelaugen zu lassen, bis ein b ede utender
Fvrtschritt in der Uebersabe der deutscheu
Haiudelsflötte gemdcht sei. Es müsse d'crher so-
rorl di-e Bersichorung dex deutschen Rogierttmg er-
folgsu. datz sie das Nötige fiir 'das Auslaufen Äer
Flotte tun rmd die

gesamte Handelsflotte unter die Kontrolle dtt
AllUerten

siellen wende.

Aüs Äen VeirHandluugeu aeht klar hervor. datz Äie
Alliiorten entgegen den deutscheu W-ünsch ru nicht
die Msicht habeu, über die gesamte Wevsorgung
Doutschlands bis zur nächsten Evnte zu verha-udeln,
soirdern elue kleine, brreits cchgcsprochoue Teil-
lroferung von 270 000 Touueu machcn wollen.
Davüb-rr hiuaus will sie Deutjchlai-td u-ur uoch eine
,<omlich v ert la us u l i e r te T e i l l iefe vu n g
vou 100 000 T. aus Avgcnti n i e n ermöglichen-

A.dm'ira-l Hope erklärte, datz in dem Vertrag
uichts von dor Höhe dsr Lebeusnrittellite'ferung
stebe. und es sei keine Nede daivon, Deutschland
cdor sonst jeni-cttntd bis zur n ächsten Ernte zu
vechorgc-n. Die Entcnte bcschästigc sich zwar mit
dem Problcm einer späteren Bersorgimg
Deutschlands., sei gber ->cht vor-bcreitet und nicht
gcn'illt, jetzt schon ülwr die Mengem, undBvdingun-
gen dcx gc,samten Vcrsocguii-g Deutzschlmvds su ver-
bandcln. D-r englische Deleg'e tc füate hinzu, -Äatz
zw'schcn Dcutschlan-d uiid d-er Entenie noch der
K r i eg s z usta n d bcsiehe. U«rt-er diescn Umistän-
den l-eg'2 di>e Ente-nte dem g.ötzton Mcri dana-uf, datz
Deuiischl-an-d c'.ne Vorleistung nmche.

Di-e Ent-.ntc habe beschlosseir, n.chi übcr mebr su
verhLnd ln als iiber o'nc Mc'irgo von 270 000 T.:
cmch d'.-che Mcnge könne D-'utichlatt.d nur aiuif de-m
Mcgc der Ab l 'ce fe r rc n g d-s r Schis f e erlhcvl-

Die Bewegung im Reich

Allsforderuirg zum Gcucralstrcik in
Mauuheim

I r eiircin Flugblatt, dns gestern srüh in dev
Stadt verbrLitet wur'de. mrdei't die Kornmtt-
niftische Paetei lSvarc.ikusüimd) zum Generat-
sircik auf.

Die MÄn-nhei-mer Bolksstinrm-e stellt a-uisdrirch-
lich se'st, datz d-ie a l t e S o z i a l de m o k r -« t c s ch e
Partei es a b l e b n i, s'.h an di-est-in General-
.straik zu beteiligen. Ikre Rkttgl^cder würd n >u
den Fabviken mr i-oren Ärbeiisplänen t ieibcn. vnd'
srch vön e-iirox kleinen Mlü'tt.rl-cit nicht -crneut nu-st
vutfchen lassen.

Neue Tlüppeu iu Mauuheiul uud
^avreiruh'

h. M-antthcim, (». Mülz (PriPntt-ul.s Houiefiiib
o Mir ttst das- B r u ch i a ler L-e b r b-a t ai-l-l o n
in M-annhsi-nr einactrofsii,, d.as als Polize'itdUippe
üeoÄ-cht ist, rvre-d-as klbLeviiiktc. V-.z.tcr'i-llo» dr-r- 110ev.
D,Lii"lt ist dcm B-rchittiguve-e-n des MaMiOiW-ansMo
^cech-nuir.-s gctr-a-grii und- miaik'hr-fst.Piu's sime chgl-dl-go
'Anshcib'U'tts dor Nhcisi-bmicksiisücrve. Mil jwe-t K-a-
NEnschüsson kündigte das D.-taiUon so'inm Einzim
crn. was ncrtrivUch stwas -Uni'iche M Ak.aunheim Her.

ten. Lvonn die Schiffe crbgoli-efert -soi-oir. wor.de di-e,-
ser prin-zi.pielle Sto.ndvunkt die Vertrete-r der En-
tvnte nicht histdern. ii, technische BchpcechuMen
über weiiero Lieforunaen an DeuMland einzu
ireien.

Der deutsche Telegierte evklärte, datz die
Auslieferung der Flotte nach dem Bertmg nnr
ersolgen soll. um die LestensmittelveLsorgu-ii-g
Doutschlands s i ch c r zu. stellen. E'm Abschlutz iiber
dre Eesamtversorgung Deiutschlands wäre
daizu di-s nolwendige V orb e d i ngu n g.
Stwatssekretär v. Vraun -begründete in längeren
Ausfuhrungen, die N ech tm ätz i gkei t dos dcut-
ichei' Sta-ndpimktes nach dem Wortlaut des Ver-
trages und n-ach den Aeutzerungen des Mar-
schcrtts F o ch und inachte au-f ivibs volitischen
Gef-ahreni für die Vebbreitung des Bolsche-
wismus in Eurovcr aufmerks-am, die aus dex ab-
lehnendoii, Haltung der alliierten Mgierrmge-n fol-
gen miützteir. Deutschland hailie das grötzte Interesse
da.rcnr, -die Verbandlungrn zu bcischleunigen und ev
sei fcst entschsossen, mit der AnsliefeDUng Äsr iÄhiffe
sorort zn beginnen. Die deutsche Regwrung tönne
«bec

dir Verantwortung nicht übernehttrett.

v-e Flotte Hinzugcben. ohne dre Lebensmittelver-
sovgirng für dbe -buugernde dcutscho Bevolkemng g -
löst zu baben.

Adnvbva-l Hopc erklärte zuin Schlu-tz der Ver
handlungsns. er könne nicht einwilligen, die
emzelnen Fr-agen in den llnterkominissionen zu
veribamdeln, bsvor er nicht schlüsfi-ge Anlworten aus
di-e Fr-agen dor Ausli-eferU'M der Lescmrten deuic
ftb-.ii Flotto erlm-ltc'r habe. Da-vau'fbin wurdeir -die
Bcvbandtuirgen cvuf den 6. März vo.inittags ver-
tagt.

Infolae diteser Voraänge in Svcm f-and beute vor
m-ittag in We i m a r eine Sitzu-ng des Kabi
uetts statt. als dcreitt Ergrbnis einc Jnstr-uk-
tion nach -Sp.,-a an nns-ere Ilttteribändler ergangen
ist Au>f Evund d'cscr n.euen Instruktren W'rrid h.ute
nachmilttag in Svar wiedecunr verbandelt.

* * . s

Der „Da-i-ln Tc:tzgr-avb" bcsprrcht dic beunru^
-i igonde R a ch r i ch t übor d'-e Loge m Deu tsch
land und verlangt >d:e sofort r g e gusi: ei
ch c n-d-e V-e r s a i g u n g Deutschlands mit L-e-
bi'i'smitteln durch die Evtent-'. Mir könn-.n, fch.eibt
das Vilatt, aus v-.rschi-'-ldenen Grüniden n-'cht da-v
gc.r-ir)e Land hnnsecn lasseii, -v'or allem de-sba-i'.i
ri'chi, wcil d-er Hi ng'-'r der' grotze Verbündete d r
AnLvchie ist. Selbst eine teil-we'.fe MÜderung dcc
Alockade mützte in Kanf goioininen -wcrdm.

vorrief. D'r Neck-irauer U-c-bkr-SL-ns n.'.crr fiir id'.n
Pchrkcbr. auch sür den Etrab-Uba-hnvcrh'br.. voll-
siändis schv-errt. >st aber sttzt w-tcver, sre-ig-egch.'n.
'Im LÄ-u-s-ö Är-s. V.o.rmittags sr-eht d-ie Dascige des,
WbMtons in M,mirbe-m- ein.

WTB. Bt u n n h e i m. 0. Mürz, (Amtl.) Eleich.
z-citig mit dcm Frekwilligeir-Vataillott Bruchsal siuv
in Mrrnttheim Minister dev Jimern Dr. H aas. sv°
wie Minifter Aiartzlosf und der Vorsitzettdc d<r
B.- u. B.-Räte Badens Abg. Rettrnrele ein-
getrosse». Die Getta»nte,r werden sofort nrit de»
matzgebettdei, Ctcllen die Atatzrrelnncn besvrechen,
die ttotwendig sind. i'in eine -Mcderholung der Aus-
schreituttgen. wie sie leidrr vvr kurzem i» Mann-
tirum vorgekomii'ei' sind, zn v e r h i,r d e rn. D<e
Perso.»e«. die sich Ber.brechen, Nc-uü u-id Plünde-
rrittg -obei zu S - ulden kommen lietzcp, wekden
rvckfichtslos zi'r Vernntwortuug gezogen »ver-
deri. Jn dex Nacht herrscht völl'g Nuhe u;.>
Lrdurmg.

Im Lause dcs Dignst-aas sind rn 5varisru!e
er-lrr«e .^oinp.ciguicii ,des n-eu oerichdet-.n Freiw-ill'-
-se ub.riü-i-llons H c i d -elberg -e r n getros f e n
zi 'n Schube der Regierungsg.Mude. Es sin-d da
n.-'l bior sowpbl Adte-ilungen drs BruchfAcr. w c
a^w des Heid-el-bcrg-er ÄkuschiLmtaillovs uird zwar
IM-irt'lj-e. Artilk vi-e unid ALcrschcnengö'.vcb'abtci
l-rurgeir. zi^aium^^Lzogen.

Kritische Tage

Auch in Weimar, in der Zurückgezogenheit
der Nationalversammlung, drängt sich die Er-
kenntnis auf. daß sich die Lagd wieder einmal
höchst kritisch zugespitzt hat. Es ist keine leichte
Aufgabe, vor die die Regierung gestellt ist,
denn diese Regierung, die kaum ein paar
Wochen alte, hat um ihre Existenz zu kämpfen.
Als die Negierung noch mit dem Rat der
Bolksbeauftragten identisch war, ging sie nach
Weimnr, um sicheren Boden unter den Füßen
zu haben. Sie mochte wohl hoffen, von dork
aus die Wellen, die überall in Deutschland
hochgingen, zu beruhigen. Die Hoffnung hat
getrogen. Nach ein paar Wochen ist der ru-
hige weimarische Fleck bedrohlich rings um-.
brandet. und der Regierung brennt der Boden,
den sie so sicher wähnte, unter den Füßen. Die
hentige Lage ist ein klarer Beweis dafür, daß
die Regierungskunst des Kabinetts Scheide-
mann und der hrnter ihm stehenden parlamen-
tarischen Mehrheti versagt hat. Die Arbefter-
massen lehnen es ab, in Scheidemann ihren
Herrn und Meister zu erkennen. Sie lassen
sich durch die unabhängigen Agitatoren, dte in
Wort und Schrist auf die bürgerliche Eebun-
denheit des Herrn Scheidemann hinweisen, im-
mer weiter nach links abdrängen. Sie lau-
schen immer begieriger der unabhängigen Hetz-
phrase, daß die soziale Revolution versumpsen
und die Regierung eine Schutzgarde der Kapi-
laltsten sei. daß die Sozialisierung nicht komme
und der Arbeiter um den Lohn der Revolution
betrogen werde.

So geht es. wie es immer der Fall war, auf
der schiefen Ebene der Neoolution weiter ab-
wärts. Die Brenrsversuche, die die Negierung
in Weiinar anstellte, versagen die Wirkung.
Der mühsame Ausbau droht wieder einzustür-
zen. Der Kraftaufwand, den der energische
Reichswehrminister Noske an den Tag gelegt
hat, reicht als löegenmittel nicht mehr aus.
Und so droht die ..zweite Revolution" der Re-
gierung über den Kopf zu wachseu.

Es überrascht nicht, daß eine Regierung, die
mitten im Revolutionsstrome schwimmt und
sich von ihm hat tragen lassen, nicht die Kraft
frudet, um den Strom abzudümmen. Der Ber-
such konnte nicht dadurch gelingen. daß die So
zioldemokratie zwei bürgerliche Parteien mit

in die Regierung nahm. Eiue Regieruug von
so weit auseinauderstrebendeu Teudeuzen
kouutL wed'er euergisch Halt gebieteu noch deu
Massendraug uach der sozialeu Nevolution be
friedigen. So ist es denn gauz uatürlich, daß
Herr Scheidemaun mit seinem Kabinett nach
kurzen Wochen schon vor einer ganz erusthaf
ten Krisis steht. Wird er sie überwinden^ Der
Negierungsaufruf »om 1. Mürz enthält Ber-
sprechungen, dre zweifellos ein Zugestündnks
au die uilabhäugige Schwesterpartei bedeuten.
bedeuten. Die Arkeitercäte gewlnuen
wreder feste Linien. denen allerdmgs vorläufig
uoch die pvlitische Richtung selzlt, und die S o
ztalisierung nimmt wieder feste Eestalt
an Aber hat nicht Spabn vor lurzem ua-
meus des Zeutrums erklärt, Sozialisieruug sei
ein Schlagwort. uud experiniLutiert dürfe uicht
werden? Hat sich nicht Eröber den Namen
eiuer ..sozialistischen" Nepublik verbeteu ? So
kaun deun die Regierung auch iu dem Aufruf,
deu ihr die Not des Augenblicks abgerungen
hat. nicht aus ihrer Kompromißhaut hc'avs.
D>e Sozialdemokrateu, die im Kabiuett sitzeu.
lmben zweisellos weiter nach lrnkü absch ven-
ke.r wollen. Das Zentrum aber hat die Zügel
wieüer straffer gezogen
So besteht zweifellos eine Negierung-'k, isis.
die der Regierung ia gleich mit iu die Wiege
gele'gt worden ist. Kann eine solche Regierung
aber der lrltischen politischen nnd wirtsch>''ft-
lichcu Lage Herr werden'? Werde» die Mas-
s'a. deuen der Aufruf nicht aenri-i siittt.
ihr zügel.r lassen > Es aehört si^ ^ '
-nis.nus dazu. auf diell- Frage mit ^a zu ank

rvortcn.
 
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