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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0725

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P. I. Kullbttg.

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Postscheckkonw Karlsruhe Nr. 1SS0S. F-rnst.recher: Redaktton 182, GeschSftsstelle 82

eidelbemerZeilung

(Anabhängige Tagtszeilung)

Verkiindigungsblall für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Dayern. Hessen und Würllemberg.

Nr. 119

Freitag, den 23. Mai 1919

61. Iahrgang

Wie sich Frankreich den
weiteren Verlauf denkt

Drahtung unseres nach Versailles entsandten
Sondcrberichterstatters

Versailles, 21. Mai.

Nach der Pariser Presse würde sich der wei-
tere Verlauf der Verhandlungen — soweit
man bisher von Verhandlungen sprechen kann
— so gestalten, daß nach der Uebergabe des
deutschen Gegenvorschlages die Alliierten acht
Tage brauchen würden, um diesen Eegenvor-
schlag zu prüfen. Nach dieser Prüfung
würde von den Alliierten ein
UMmatum gestellt werden, ob die Deur-
schen nun den Vertrag zurückweisen oder ohne
weitere Diskussion zeichnen wollten. Da dle
Abreise Wilsons auf den 6. Iuni festgesetzt zu
sein scheint, würde als Zeitpunkt für dieses
llltimatum wohl der 4. Iuni in Betracht kom-
men. Eetreu ihrer bisherigen von Craf Ran-
tzau in seiner llnterredung am Samstag ja
hinreichend gekennzeichneten Taktik stellen die
Franzosen diesen Verlauf der Dinge und die
deutsche llnterzeichnung als selbstverständlich
hin.

Morgen früh um 7 llhr sollen die Was-
ser von Versailles probeweise für die
grotze Schaustellung der ersten Juniwoche
springen, auch ein kleines Mittel, die Mei-!
nung zu verbreiten, als werde alles in Orv-
nung gehen, ebenso wie die Berichte über die
Vorbereitungen im Spiegelsaal. Die Ent-
täuschung in Frankreich wird groß
se^n, wenn bis dahin der Vertrag nicht recht
gründlich geändert ist. Aber es sei täglich aufs
neue festgestellt, daß an dieser Enttäuschu"a
nur die französische Regierung und Preste
schuld sein werden, datz weder die deutsche Re-
gierung, noch die Vevölkerung, noch die Dele-
gation Anlaß zu der Meinung gegeben habsn,
der Vertrag könnte, wie er vorliegt, von
Deutschland unterzeichnet werden. Falls nicht
inzwischen die Vernunft durchbricht, könnie
diese erste Juniwoche eine böse Woche auch für
Frankreich werden. Nolf Vrandt.

Weitere EnLettte-Kritiken

Jnuner deutlicher wird es, datz im eigenen
Lagerder EntentedieGegner eines Frie-
dens, wie er dem dsutschen Volke aufgezwungen
werden soll, sich mehren, während es in Frank-
reich nur die Sozialisten sind. die gegen
etnen Eewaltfrieden protcstieren, äutzern sich in
England und Amertka liberale Politi-
ker und auch Mitglieder der Delegation ab-
lehnend in dieser Frage. So weitz die „Daily News"
zu mclden, es wiirdew von englischen und ameri-
kanischen Mitgliedern der entsprechenden Delega-
tionen energische Bemühungen gemacht, um eine
freimütige Äussprache mit den deutschen
Delegicrten durchzlisetzens eine solche habe bisher
nur auf technischem Gebiete, hier aber mit
sthr günstigem Erfolge, stattgefunden. Der Pari-
ser Korrespondent der Zeitung glaubt zu wissen,
«atz auch die AMierten einsehen, datz die Lösung
der Saarfrage durch den Friedensentwurf sich
nicht aufrecht erhalten lasten wird; auch werde
ei»e gcnauere llmschreibung und vernünftigere
Negelung der S ch a d e n e r f a tz p f l i ch t e n
Deutschlands erwogen.

. Der Führer der Republikaner in den Ver-
emigten Staaten, Lodge, hat sich gleichfalls ge-
tzen den Vertrag ausgesprochen. Er b.klagt sich
uber das Nichtvorliegen des vollständigen Textcs
drs Friedensvertrages sür Deutschland und
-..mcrila. — Die Progressisten unter Semitor
-öorah treten ebcnfalls gcgen den Vertrag auf.

Dcm Newyorker Korrefpondenten des „Manch.
Euardian" zufolge machcn die amerikani-
schen Liberalen tcinen Hehl daraus. datz sie
bie Fri:d:nsbedingungen für e-ne z y nische Ner-
'eugi'ung der grmachtcn Versprechungen und
Mstestclkten Erundsätze yalten. Keiu einztg>.r Li-
brr'aler werde drrs Ende des deutschen Imperialis-
i-Nls bedauern. aber jedcr Liberale wird sich ge-
ccn die Ausschreitungen des Imperialismus bei
andcren wenden. Die wirtschaft-
llchen B.d'.ngungcn scicn sehr hart, datz
Alittionen D.ulscher auswandern mütztrn, wenn
die Ncgierui'.g den Vertrag unterzeichne, und zwar
hauptsächlich nach Nutzland. Was die Folge
»ein würde. könne man von den amerikantschen
Jren lernen. Vls zur chinestschen Küste
wücde dcr Völkerbund auf Erbttterung und Hatz

DLe versailler Zrieöenskonferenz

Scheidemann und die Delegierten
in Spaa

Verlin, 23. Mai. Ministerprüsident
Scheidemann hat fich» begleitet vom
Neichsminister Dcrnburg und Erzber-
ger und dem Vorfitzenden der Eeschäftsstelle
für die Fricdensverhandlungen, Erafen
Vernstorff, nach Spaa beg^en. Die
deutsche Delegation wird von Der-
sailles gleichfalls nach Spaa reisen. Dort wird
am Freitag die endgültige Nedaktion der
deutschen Gegenvorschläge stattsin-
den. Die Zusammenkunft in Spaa ist notwen-
dig gewordcn, weil der Verkehr zwischen Ber-
lin und Versailles technisch autzerordentlich er-
schwert war, andererseits aber die Neichsregie-
rung fest entschlosten war, dem deutschen Volke
so schnell wie irgend möglich Klarheit llber
die deutschen Eegenvorschläge und vamlt zu-
gleich llber die deutschen Friedcnsaussichten zu
geben. Der Reichskolonialminister
nimmt an der Neise nach Spaa gleichfalls
teil.

Versailles, 22. Mai. Die deutschen
Friedensdelegierten begeben fich heute abend
nach S p a a, um dort mit den Mitgliedern der
Neichsregierung die demnächst in der Frie-
densfrage abzugebende Erklärung zu be-
raten und deren endglltige Fastung zu be-
schlietzen. Fllr den Ansenthalt Scheidemanns
und der deutschen Delegation ist eine Dauer
von 24 Stunden vorgesehen.

Die Verlängerung der Frist

Versailles, 22. Mai. Dem Vorsitzenden der
deutschen Friedensdelegation in Versailles,
Erasen Brockdorff-Rantzau, ging am 21. Mai
folgende weitere Nole Clemenceaus zu:

Paris, 21. Mai.

Herr Präsident?

Ich habe die Ehre. Ihnen den Empfang
Ihres Briefes vom 20. Mai zu bestätigen. Sie
hatten die Eüte, mich darauf hinzuweisen, die
Fragen, über die die deutsche Delegation Be-
merkungen vorzulegen wünschte, seien so ver-
wickelt, datz die Denkschriften der deutschen De-
legation in der ihr am 7. Mai gewährten 15-
tätigen Frist nicht sertig sein könnten. Sie
fordern infolgedesten die Verlängerung dieser
Frist.

In Erwiderung hierauf habe ich dle Ehre,
Eurer Exzellenz mitzuteilen, datz die alliiertcn
und astocciierten Ncgierungen einverstan-
den sind, die Fri st bis Donnersrag, 29. Mai
1919, zu verlängern.

Genehmigen Sie Herr Präsident die Der-
sicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.

gez.: Clemenceau.

Der Notcmoechsel

Lersailles, 22. Mai. Von deutscher Seite
wurden heute Clemenceau zwei Noten
über die Frage des deutschen Prlvat
eigentums im Auslande und über das
Arbeiterrecht überreicht, die letztere als
Erwiderung auf die von gegnerischer Seirc
hicrher gelangte Antwortnote. Eleichzeitig
sind zwei Noten Clemenceaus, die
Antwort auf unsere Note über die wirt-
schaftlichen Folgen des Cntwurses der
Friedensbedingungen und die Anlwort auf
unsere Note betr. den Völkerbund Lber-
reicht worden.

1.) Verlin, 23. Mai. (Privattel.) Dle
Antwort der Entente auf die deutsche
Kriegsgefangenennotc^ die der deut-
schen Nbordnung gestern überreicht wurde, ist

laut Vossischer Zeitung wiederum vollstä u-
dig ablehnend, obwohl es sich um eine
Frage der Menschlichkeit handelt. — Wie der
B. Z. aus Versailles gemeldet wird, ist die
Antwort auf die zweite deutsche Saar-
kohlennote nach der Libcrte zur Absen-
dung bereit. Sie soll wiederum ablehnend
sein. Das Angebot der deutschen Negierung,
Frankreich auf Grund eines dlrekten Abkom-
mens Saar- und Nuhrkohlen zu liefern, könne
schon deshalb nicht angenommen werden, weil
die franzöfische Negierung sich nicht zum Associe
der Deutschen machen wolle.

Vereitwilligkeit zum Verhandeln?

- Die „Tiines" meldet aus Paris: In den
letzten 20 Stunden hat sich die Aufsassung ver-
stärkt, daß die Alliierten mit DeutWanV ver-
handeln wollen. Eine Reuterdepesche vom 21.
Mai stellt ein sachliches Eingehen der
englischen Preste auf die deutschen Vorschläge
nach einem gegenseitigen Meinungsaustausch

fest-

„Daily News" meldet aus Paris: Einflutz-
reiche Mitglieder der englischen und ameri -
kanischenFriedensdelegation üben
einen starken Druck aus für eine freimü --
tige Aussprache mit den deutschen Dele-
gierten. Bereits seien einige nebensächliche
Fragen der Nahrungsmittelversorgungs-, Fi-
nanzen- und Schiffahrts-Veratungen mit gün-
stigem Erfolge besprochen worden. Man be-
tont, daß eine Verw e i g e r u n gpr einer
mündlichen Aussprache nicht zu rechtfer-
tigen sein würde. Die Alliierten wer-
den gewisse Konzessionen machen.

Zur Verantwortungsfrage

Wie nach dcm „Lok.-Anz." oerlautet, soll die
deutsche Reichsregierung gar nicht geneigt
sein, den früheren Kaiser. den früheren
Kronprinzen, deutsche Eenerale» Of-
fiziere und an der deutschen Kriegsleitung
sonst hcrvorragend beteiligte Persönlichkeiten
einem internationalen oder einem Entente-
gericht unterstellen zu lassen. Wohl aber
soll sie nicht abgeneigt sein, einem neutra-
len Gerichtshof unter gewissen Kautelen
ihre Zustimmung zu gebcn.

Auch diese „Lösung" ist unmöglich! Kein
deutscher Eeneral oder irgendwie sonst wer ist
Fremden Nechenschaft schuldig?

Die Haltung der Amerikaner

Von den neun Nücktrittsgesuchen hat Wil-
son drei angenommen. Wie die Westminster
Eazette meldet, haben verschiedene Persönlich-
keiten der amerikanischen Delegation schon ihre
Koffer gepackt, der Rücktritt von anderen steht
bevor. Eine der bekanntesten Autoritäten er-
klärte, dieser Vertrag bedeute nicht den Frie-
den, sondern den Krieg. Diese Persönlichkeik
fllgt hinzu, sie werde deshalb in Kürze ihr
Rücktrittsgesuch einreichen. Unker der ameri-
kanischen Delegation herrscht Enttäu-
schung darüber, 5aß Wilson in seinen
Punkten nachgegeben hat.

Fiume

Orlando hat ditz Zustimmung seines Ka-
binetts erbeten zu der von Wilson vorge-
schlagenen Regelung der Fiume-
Frage. Die Italiener verzichten auf eln
ihnen nach dem Londoner Vertrag zukommen-
des Eebiet mit 175 000 Südslaven, aber dte
italienische Flagge wird über Fiume wehen:
andererseits gewährt Italien den Südslaven
wirtschaftliche und politische Vürgschaften an
der Verwaltung der Stadt.

stotzen, was eine ständige Bedrohung des Welt-
friedens bedeuten würde.

Die Neutralen sollen helfen

Wie an die llbrigen Neutralen. ist auch a>n dle
schwedische Negierung v»n Paria aus eine
Note gerichtet wmden. dte 'im Falle der

Nichtunterzeichnung des Friodens durch
Deutschland den Abbruch des Handelsver-
kehrs mit Dvutschland verlangt und zwar unter
Androhung der Mockade im Fallo elnes
Widerstandes noutralsr Staate-n. Bisber hat die
schwedilick>e Regi-evmlg zu dlessr nc-uvsten Parriser
Sklaverel sy>ch ketne Stellung senommen.

Die Unabhängigen und die
Friedensbedingungen

Von Eeh. M.-R. Prof. vr. Emil Abderhaldcn.
Halle a. S., Mitglied der preutz. Landes-Ders.

Alle Parteien mit Einschlutz der Unab-
hängigen Sozialdemokratie, haben mit aller
Entschiedenheit erklärt, datz die uns vorgeleg-
ten Friedensbedingungen das Todesur-
teil für das deutsche Volk bedeuten. Die ge-
stellten Bedingungen sind nach allgemeiner
Auffastung ganz unerfüllbar. Cs war dayer
ganz selbstverständlich, datz versucht werden
mutzte, in Verhandlungen einzutreten, und es
ist zu hoffen, datz sie einigen Erfolg haven
werden. Es ist mir aber unverständlich, wes-
halb die Anhänger der U n a byK n g i g e n
Sozialdemokratie diesen Weg nichi
mir allen andersn Parteien zusammengehen
konnten. Die Führer der Unabhängigen So-
zialdemokratie betonen, datz mit der alten
Zeit mit aller Schärfe gebrochen werden mug.
Der Zeit der Unaufrichtigkeit, der Unwayr-
heit, des Hastes und der Eewalt müsts elne
Zeit des Friedens und der Liebe folgen. In-
folgedesten ist es nicht verständlich, datz sie in
dicsem Stadium der Stellungnahme des deut-
schen Volkes zu den vorliegenden Friedensbe»
dingungen sich scharf von allen übrigen Par-
teien getrennt haben. Es ist das deshalb so
außerordentlich bedauerlich, weil dadurch der
einmütige Wille, zu einem Frieden zu kom-
men, der uns die Lebensmöglichkeit läßt, stark
beeinträchtigt wird. Es kommt dabei noch
ganz besonders folgendes in Betracht: Die
uns vorgelegten Friedensbedingungen würden
jede Möglichkeit, den Arbeitern die so not-
wendigen besteren Lebensbedingungen zu
schaffen, ausschließen. Wir würden nicht ein-
mal in der Lage sein, die geringsten Anfprüche
der Kriegsbeschädigten zu erfüllen.' Die Be-
zahlung der Renten und von Zinsen würde
sofort aufhören. Ein ganz gewaltiges Elenv
würde alle Kreise des deutschen Volkes ohne
jcde Ausnahme erfassen.

Die Anhänger der Unabhängigen Sozialde-
mokratie sind Gegner einer nationalen
Erhebung des deutschen Volkes. weil nach
den Aussprüchen ihrer Führer der jetzt zum
Abschlutz kommende Weltkrieg der letzte der
Weltgeschichte bleiben soll. Eleichzeitig ver-
trcten sie jedoch die Anschauung, datz die von
der Entente gestellten Friedensbedingr ngen
unbedingt zu neuen Kriegen führen müsten.
weil sie selber einsehen, datz durch Vergewal
tigung zahlreicher Völker eine Lage geschaffen
wird, die unbedingt nach einer Entspannung
drängt. Ich bin persönlich der Ansicht, daß
man die Friedensbedingungen deshalb nicht
unterzeichnen darf, weil alles, was nur zu er-
reichen ist, getan werden muß. um zukllnstige
Kriege unmöglich zu machen. Nicht Trotz und
nicht Ausweichen vor materiellen Opfern ist
es, der die Haltung gegenüber den Friedens
bedingungen der Entente bestimmen mutz, son-
dern ganz einfach der feste Wille, einem
dauernden Völkerfrieden zuzustrv
ben. Ich bin überzeugt, datz, wenn die Unab-
hängigen Sozialdemokraten, die ja nach den
Aussagen ihrer Führer vollständig der gleichen
Meinung sind, die hier vertreten ist, einmütig
Verhandlungen gefordert hätten und nicht für
eine Unterzeichnung der Bedingungen einge-
treten wären, das Echo im Auslande ein ganz
anderes gewesen wäre. Dio Unabhängige So-
zialdemokratie steht auf dcm Standpunkt, daß
Deutschland die schweren Bedingungen ver-
dient hat, weil sich nachweiseir laste, datz wäh-
rend des Krieges Grausamkeiten aller Art
vorgekommen seieil, ferner crinnern sie an die

Bestrebungen der Slnnerionisten und an den

Frieden von Vukarcst und von Brest-Litowsk.
Die Eeschichte hat gezeigt, datz die beiden er-
wähnten Friedensschliiste zu Katastropyen ge-
fiihrt baben. und es ist deshalb logisch. eine
Wicdcrholung zu verhindern. Das dcntslbe
 
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