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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0843

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sexamina u. das Tokioi.
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hriften unter Nr. 5154 c,
ischäftsstelle ds. Blattes

Heidclderg.

^ Spielplan:^-

ag, den 13. Juni Mi
abends Nhr

»lnische Wirtschast

rtag, den 15. Juni ISli
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geAnwesenheitLr.Hohril
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onntag- ^Zocca^

Heidelberger Jeitung erscheinl an jedem Wocheniag mlttags l2 Uhr. Amtliche» Derkllndl-
gungsbialt. Bratirbetlagen Nnd di. Hetdelberger FamillenblStter. auhcrdem amlltcher Wohnungs-
v«id-lberger getmng kiann durch alle Postanstallen, durch dl« Ngenturen auf dem
Lande. die Tragertnnen und be« der G.schäftsstell. lelbs, - Haupistrab- 23 - monatltch und
vlerteljährlich bestellt werden.

m » x Sauptschriftlelier! Kurt F1 lcher In Heldelberg.

Lrua u»w V«rlag> Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerel, w. m. b. H-

Bezugs- und Anzeigenpreis. Dle „tzeidelbcrger geituug' kostet bei jeder Postanstalt
monatllch 1.36 M„ vlerteljährlich 4,08 M. ausschlietzllch Zustellgebahr. dnrch dte Agenturen oder
dte TrSgerlnnen frei Haus monatllch 1.45 M. - Die sechsgespaltene Pe'"^Ue °der deren Raum
kostet 3S Psg.: tm N-klam-t-il die viergespaltene Petttzeile U20. mlt Platzvorschrist
Bet Wirderholungen Nachlatz nach Tarif. Erfüllungsort ist Heidelberg. Llnzeloerdauf 10 Pfg.

Druck und Verlag: Heidelberger Verlagsanstalt und Druckerei G. m. b. H.

Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 19S0S. Fernsprecher: Nedaktion 182, GeschSftsstell« 82

.... (!knabh8ngigeTageszeilung)

vern inoigungsblall für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würllemberg.

61. Iahrgang

Nr. 136

Samstag, den 14. Iuni 1919

Dor schrveren Stürmen

Drahtung unsercs nach Versailles entsandtcn
Sondcrberichterstatters

Versarlleo, 12. Jmü.

„Das Varometer fällt ravide, uitd Wsisoud
provhezeien Stu r m." Das ist diH Auffaf-
sunk, die in d-r Morning P o st vom 10. Irmi
zum Ausdruck kommt. Die Pariscr Blättcr rmter-
liogen allo ciaschließlich der hier eusche'menden
amerikanilscheir Presse einer so stackeii Zcmsur, dak
man aus chnen nur ein sehr rmvollkonrmenes und
allzu sel>r fr-anzöstsch offiziös gefärbtes Bild der
Lage gom'.nnen kanm. Eine dcutlichere Erkläruug
für dm englischen Standvunkt, der sich seit ern vaar
Tagen mit sichtlicher Energie durchzusetzen srchi,
gebm die englischen Blätter vom 10. Iuni, d.e zur
Belouchtumg der Pariser Vorgänge herangezogen
Zeien. „Man kann behauvten, datz die Deutschen
nicht S"'ichncn wevden (nicht den Bertraa. wrs er
vorlic-gt?), das; die alliierten Armeen. wenn man
ihnen dann bLfroblt, vorzurücken. sich wcigem wer-
d"ir, diatz einc grotze Arbeiterreoolution in den al-
liierten Länldevn ausbrechen wird, datz Lloyd G:,
orge jctzt vollständig von Ramsay Macdonald über-
seugt wordon ist und datz dce sovarat.stische Mwe.
gung, d'.e sich in Ruhland und Deutschland entzun-
det hat, dwbei ist, auf das britische Imverium übcr-
zvgreifen. Nie-inand känn sagm, datz die augem
blickliche Lago irgeirdwie leicht ist."

So schneibt die Morning Post an dcr Svltze ihrer
Vetrachtungen über den Frie'den. An
andrrer Stelle steht die Nachricht, dah sich Ramsay
Ml-rcdonal!d mit den französischen unb italienichen
Sozialisten über dle besten Mittel geelnigt hätte,
um den „gemeinsamen Generalstreik als Protcist
gogon den Frteden von V-rsaillcs" durchzu-führeu.
Weiter die Nachricht'. Der Streik in Neapel dehnt
sich aus. Am 9. wurden Barrikaden errichtct, Trup.
VM muhten eingrci-fen. uur die Ordnung aufrecht
Sv erhaltcn. nachdem Kämvie zwischen Streikendm
und Polizei vorangegangen waren. Aus anderen
QuellM gcht hervor, datz die wörtliche Veröffent-
lichung der Friedensbedingungen der Entcnte. Ä'.e
in Amerrka erfolgt rst, trotzdem Wilson crklärt hat,
stins Ehre wäre an der Nichtveröffenilichung en-
gagiert, in den Vereinigten Staaten sehr stark g'
wirkt hat. Die Chicago Tribuns, die gelegrntl'ich
von Wilson benntzt wird, gc-bt rüasichtslos üb'r den
Brief W lsons, in dcm cr> sich solbst ösfmtl'.ch sur
Gcholmdiploinatie bekennt, hrnweg. Sie hat den
Vertrag in ihrer amerikanisch'n Ausgabe zui-'vsi
verörsentllcht. .chas Dokument, das über F-r-iiheit,
Leben und Zukunft so viclcr Mmschen cnischerd'n
will." „D-'r Mann auf der Stratze und in der
Armee soll wisien, was hintcr d-n v'rschlossourn
Düren des Quai d'Orsay vorgcht". Dle Ber'chte
aus Aegyvten unld Jnd'.en sind sthr pcssimisti ch.

Wir wollen nicht hämisch aus die herannahenide
suvchtbave Tntwickluna deuten. aber feststellen, datz
sie in Deutschland crkannt und vorausgesagt wurde.
Es scheint. datz vernünftise Männer üb?rall den
Zusammenbruch, der eintrcten mutz, zu erkenE
beginnen. Vklleicht Ist es noch nicht ru svät. ihn
aufruhaltcn, abcr hgndeln tut n>ot, und sehr schnel-
les Handeln. Rolf Brandt

Aus der Pfalz

wird uns mrtgcteilt'.

DI: 21 Landaucr Luinpen sind wegen d.s g e,i>
»enlcchn Neinfalls. den sie sich > l'bst und iihren
Gö.inerni. den Franzosen. bcreltet haben. bei die-
scn In Üngnad: gcsallcn. NatüU ch fand sich so-
soct ein zu>:iand;wanzigster Lumv, oln Tevv-ch-
bäudl.r (Tovfer, wenn wir am Fernsprc-cher
richtiLi vechtanden), macht jetzt dic Sache. Er stcllt
übc-rall andere Schufte als Vertrau'ensmänner aus,
die untcr der Beoölk^rung wcvben. Die Franzosen
cMärten nän.lcch, ste machten nur noch mit, wcnn
inindostens 100 000 Pfälser die neutrale Repulblik
verlangtcn.

Dicse 100 000 Unterschr'nten sollcn nun auf fol-
vei^de Woise aufgebmcht w- rden ' Die genannten
Vcrtrauenslcutc hausieren mit e'inom vertrauUchen.
Schre'cben, in dnn es heibt, man wolle elne neu-
trale Pfalr, um deutsch bleiben su können, co sei
sicher, bas; der Friedcn nicht unt.rzeichuet rverd'r,

Die versailler Zrib-enskonserenZ

Abermalige Verschiebung

Soiintoq oder Montag.

Paris, 13. Iuui. (Havas.) Die Ant -
wort der Entcnte auf die deutschen Gegenvor-
schläge dürfte amSonntagabend odcr am
Montag f r ü h überreicht wcrden. Die
Deutschen erhalten 8TageZeit für ihre
Antwort.

Die a m e r i k a n i s ch e n B l ä t t e r, so vor äl-
lcm d:e Ehicaso Tribunc und Newyork Hevald,
tcilcn als Grund des Ausschubs die Tatsache mir,
datz >dor Vicrerrat in cinen Fünferrat umge-
w.-mdclt wovden sei. Auf Erund d's Protostes Ia-
vcns wiud der javanische Gosandte, Baron Makino,
in dcn Rat eintreten und mit gleichen Rcchten an
den cntlch ideNden Abstimmung n terlnehmon. Der
nachlrägliche E.ntritt Iavans crsordert aibex eine
neue Lesung der ganren Aniwort.

Sobal'd diesc überreicht scin wird, wird G:af
Rantzau mit d:n übrigen in Versa'lles noch anw--
send'n Dclegicrtcir und einrgen Sachvevständigen
nach Weimar rcisen. Der übrige Teil der Delesa-
tion und dle Prcsscivertrcter blcib n in Versaille;.

M'e die B. Z. meldct, wivd durch die Dersch'-e-
bung der Ueberr-^ichung der Antwort auch eine
Verschiebung der Nationalvcrsammlungsfitzung
notwendig, die am Mrntag stattfinden sollte. Nach
allen Dispositionen wird dic Sitzung n'cht stattfrn-
den, ehe Graf Rantzau und dic übrigen Dele-
gi rten in Weimar elng.'troffen sind und die Anr-
wortnoto d:r Entente dcr deut chen Reg'ierung vor-
liegt.

Die Bedeutung der Tagung der Nat'ional-
versammluinig liegt darln. das; di' 'deutsche Reg'.e-
ru.rg aller Vovaussicht nach die Derantwovtung für
Ani'„cvhme oder Mlehnung der neuformulierten
Bc-dinaungen nicht a'.'f die eigen n Schultevw nsh-
men, sondcrn d'e lctzte Entscheidung der Nat > >
nalversammlung iiberlasi'ir wird. Die Re-
g'- rung wird sich lcdiglich damit bogMgoiiv die
Antwortnote der N a t i o na lve rsam m-
lung vorzulegen.

Die diplomatischc Lage
Havas meldet über die diplomat sche Lage: Die
vier Negierungsführer bcschäftigen sich mit der
Beendigung der Antwort der Alliierten auf dre
deutschen Eegenoorschläge. Sre prüften zuerst be-
sonders das Kapitel der W r ed e r g ut m ach un-
gen und w'.esen die deutschen Ernwände zurück.
Bezüglich der wirtschaftlichen Einwände wurde
eine N e v is i o n s k o m m i ss i o n von vier
Männern ein Mitglied für jede Erotzmacht, die
die Nevision des Textes bestimmt, gewählt. Tar-
dreu wird hier Frankreich vertreten. Es sind noch
eine Anzahl Fragen zu erledigen, namentlich die
Frage der Frist. die den Deutschen gegeben werden
soll für die Unterzeichnung des Vertrages.

Vcrsailles, 14. Iuni. Der „Temps" meldet:
Der Viererrat prüfte gestern vormrttag die letz-

ten Berichte der Ausschüsse Lezüglich der
Antwort, die auf die deutschen Gegenvorschläge
ertorlt werden soll. Der allgemeine Sinn
dieses Dokuments. das umfangreich zu werden ver-
spricht, entspricht genau dem Inhalt des Briefes,
den Llemenceau am 10. Mai an den Grafen Brock-
dorff-Rantzau richtete, und i-n dem Clemenceau
erklärte. die alliierten und asioziierten Mächte hät-
ten sich bei der Festsetzung der Vertragsbestim-
mungen ständig von den Erundsätzen leiten lassen,
nach denen der Wafsenstillstand und die Friedens-
verhandlungen vorgeschlagen worden sind. Die
Vertreter der alliierten und assoziierten Mächte
könnten keinerlei Erörterungen ihres Rechts zu-
lassen. Die grundsätzlichen Friedensbedingungen,
so wie sie dicse festgesetzt haben, aufrecht zu er-
halten. Nur Anregungen praktischer Art könnten
in Erwägung gezogen werden. Der „Temps" er-
klärt dann werter, llbrigens erinnere man sich da-
ran, datz Wilson an der Abfassung dieser Note
überwiegenden Anteil genommen habe. datz diese
Note die ganzen Erörterungen der letzten Tage
klar mache und datz inan zweifellos ihren Eeist
in der allgemeinen Ausführung in der augenblrck-
lich ausgearbciteten Antwort finden werde.

Paris, 14. Iuni. (Neuter.l Der Friedens-
vertrag wird vollständig neu geschrie-
ben und gedruckt. Er enthält die Erläute-
rungen, die in der Antwort über die Eegenvor-
schläge enthalten sind, wird also, wührend er in
seinen Erundsätzcn unverändert bleibt, doch tat-
sächlich ein neues Dokument sein. Der Vertrag
roird am Tage der Aeberreichung oder einen Tag
später v s rö f s c n t l i ch t werden.

Unterzeichnen oder nicht?

Nach einex Pariser Depesche des Corriere deüa
Sera neigen die Konferenzkrerse der Ansicht zu, datz
die Dcutschen nicht unterzeichncn und dic
Entente zu einer gefährlichcn Militärinteroention
zwingen wollen. Reichspräsidcnt Ebert hat dem
Vertreter eines rtalienischen Blattcs erklärt, er
wkrde seine Untorschrift nicht unter einen Vertrag
sctzen, der nicht durchführbar sei. Brockdorff,
Nantzau erklärte ausländi'chen Presseoertretern,
kle'M Zugestäirdnlsie betrachte cr nicht rls wesenr-
liche -Mrnderungen: wix unterzcichnen rveder unscr
Todesnrteil noch die Aberkciniung unserer- Ebren-
rechte.

Jn Weimar

Neichspräsident Ebert und dex vreutzischo Mi.
nistevpräsident Hirsch sinld in Weimar eing'.trof
fen. Die meisten Mrtglieder der Nationailivevsamm-
lung sinÄ der AMordcrung des Prästdenten, sich
in Mebmar zu vcrlammeln, nachgekommen. Dte
fühvenbm Minister der Einzelstaaten sinb telegra-
vhisch nach Meimar borufen un!d zrmr Terl bereits
e.ingetroffen, um mit der Rcichsregierung iiber dic
Antwort der Entcnrto zu Lecaten. Gestern vormir.
tag hat Mnistervräsrdent Schsid-emanv. d:e
ParteMhrer ciirpfangen. Dcr Staatenauslchutz ist
gestorn nachmittag zu ciner Sitznng zusammeng -
treten.

da> »r rvütden dio Franzoscn sofort alle Männ>er
vo.r 18—45 Icrhren gesangen setzd,. Dies könne
nur Aurch Erklarung der neutralen Republik ver.
hrirdcrt wevdcn. Mit dicfem Ancstmachen hctfft
nran die 100 000 Unteffchriftcn SustrmmenzrArinseir.

Dio G e g e nb e we g u n g hat crber bereits o'm
gchctzt unld wird -hoffentlich die Schmachen unb
Kleinnmitia n von diesem Verrat abhalten.

Kundgebung der pfälzischcn Abgeordneten

Um dcn Mrchcnschaften. die in deni letzton
Wochen in dcr Pfals von einer Haudvoll Uuoevant-
wortlichen unter Schutz und Fördsrung der frauzc-
sisch 'U Bei-atzungsbohördcn betriebon werden, eni-
g:gemutrcten, -halbeu die rn W e i m a r und B a >.
berg vevsammelten pfälsischen Abgeord-
neten oinmütig elne an ihre Wähler gerichtere
Kuudgobung bcschlossen. Durch dio Tatsache, datz
sämtlrche Ubscordnetcn der PfM, soweit sie
sich noch der Fntsicit erfreuen dürfen (Abg. Kle-
ment->Kials:rskautern wurde cvm 3. Juni von den
Frauzosen im Auftraa des Gencyals Gera'd vor-
hastet)>. die Kundgebung unterzeichiret habeni, ist
der Bewois erbracht. datz die Parteien dcr Pfalz
sich ohne Unterschied gogcn den SevLratiL-
mus erklären»

Die Entente und Koltschak

Aus Bersailles wird gemcldet: Der V'ererrat
hat an Adinival Koltschak folgendes Schroiben go-
richtet:

"Die -alliierten, nnd asioziierten Akiächtc bc-stätigeu
den Enwfaug der Antwort, die Mmival Koltscha'
auf thre Note vonr 24. Mai oingosandt hat. Sie
sind siehr erfveut von dem Tone diescr Antwort, d:r
rhnen dte Gvu ndbed i n g u n ge n d'r Vor-
schläge, die sie gemacht lmb n, zu Lestätige n
scheint und die geuügenden S'>cherung:n ffrr die
Jreihoit, Selbstregieruug uird d u Frieden dcs vus
silschcn Vokkes uüd seiner Nachbarn su gewäbren
scheint. Stc sind daher bereit, dem Admiral Koli
schak und soinen Assoziierten die tn ihrer ersten
Note evwähnte Hilfe nnd Unterstützu.ng zuteil wcr-
deu zu lasscn."

Etne ganz formolle Anerckeunuua des Ad
mivals Koltschak ist Äies wohl noch nich t. ob
wohl die mc-'vsten fvanzösichen Blätter di: Zustrg:
der Hikfe bevoits ckls Anerkennung oder als letzten
Vorläufer der Aiierkcnuung hinstellen.

-i- Der Posener Nationalrat hat für das ae-
samte Gobtet von Posen den vcrschärften
Belaaerungsz-ustand erklärt.

Badischer Landtag

28. ösfentlichs Sitzung

Karlsruhe. 13. Iuui.

Präsrdent Kopf eröffnete >unr 9.40 Uhr dve
Sitzung,

Jn der Versämin-lung ist der iin Hanauerland
wcchirende Abseordnete Sänger zum erstenmale
erschienen.

Abg. Mayer-Karlsrnhe (D. N.) verllais s«me
Interpellatkoii über

die Erhaltung des inneren Friedens

die folgenden Wo>rtlaut hatte:

Das Ministerium des Innern hat folgenden
Erbatz mi die Aintsoorstände gerichtet:

„Von konseroatioen Blättcrn lvergl. SüLdeut-
sche Zeitung vom 9. Mai 1919) wivd den Kokrki-
tionsregierungen vorgeworfen. die Friedensbedin-
gen seien die notweudigen Folgen des von ihnen
erstrsbten Verständiguugsfriisdens. und dccher trü-
gen die drei Mehrheitsparteien die Schuld an
D.eutschlauds Demütiguug. Die Presseabteilung
Leim Mmisteriuim Les Innern isst angewiesen. die-
ser Ansicht. mit aller Entschiedenheit entgegenzu-
trciten. da derartige Bsschuldigungen geeignet sind,
aufs neue Zwietracht in die Re'chsn des doutschsn
Vdikss zu tragen. und ersuchen wix die Herren
Amtsvorstände, im Benetzmen mit den Mhrern
der Parteien — soweit noch uichts goscheheu ist, —
-alsbald öffentliche Versammilnngen anzuberalu-
men. in denen cmf die i.m jetzigen Asitpunkt be-
sonders nötiae Einigkeit im Iunern hinge-
wiesen wird. gez. Remmele".

Wie stellt sich das Staatsministerium zu diesem
Erlatz und insbesondere. welche Schvitte hat die
Regiernng getan, um der Verwirruug und Zer-
klüftung Lss Voikcs die voa links stcchenden Par-
teien uud Zeitungen durch unerfreubiche Anwürfe
auf rechtsstehsude hervorgerufen wrrd. zu steuern?
hält die Staatsregierung die Aeutzevuug des Herrir
Ministers Remnrele auf der fünften Landssver-
sammlung der Arbeiter-. Soldlaten- und Vcruern-
räte in Durlach >am 3. Mai ds. Is.: „Mitglieber
der deutschnation-alen Volkspartei
dürfen der Bürgerwehr nicht nngsl-öron" auifrecht
und wenn ja. wi« rechtfertigt sie diese Stellung-
nahine vor der Versasiung?, führt dann aus:

„Was ich gegen M'mister Renrnrele fagen mutz.
soll nicht persöUlich gemeint sein. Ich nrutzte
hier bcreits aviederholt gowisse unbegründete
Ausdrücke. Lie das Regierungsorgan segen uns sich
herausnahm auf das Nachdrücklichste zuvückweise,:.
Den Aufvuf zur Bildung der Volkswehr koimte
man noch hingehen lasien, aber was in dcn Nicht-
linie staud. müssen wir zurückme'lsen, Ich hatte
mit dcm Ntinrster in dieser Sache bererts eine
Rückspöache in der ich ibm sagte. datz die Deutsch-
nationalen es satt hätten immer deu Kno-
chen d-arzustellen. den man dem blinden
Hnnbe von links vorwirft. S-either warte
ich auf eiue Antwort; anstatt desseir hat Ministcr
Roiumele <ruf der Landesversammlung der tllrbei-
ter- uud Soldatenräte die Rede gohalten. die wir
im der zweiten Interpellation bekundeten. Durch
ctzne BerichttgMrg. die das Ministerium hatte er-
gohen lassen, wurde die Lage des Ministeriunrs
nicht verbesiert. denn zu gleicher Zeit erschicncn
Aufrufe für die Frei-willigen-Bataillone des
Reichsrvehrmiiristeriu-ms unb zu Messer Zeit brachte
es das Mmtstertum fertig oiuen Teil zurückzufto-
tzen und zwax mtt der Begrüudung. datz wir nur
Leute brauchen könnten. die sich auf den Boden dcr
Berhältnisse stellen und die Nepublik verteidigen
wollen. Wenn es darunter bas Vaterland meint,
miissen wir es zurückwciisen. Oder hat der Minister
eine p>a r te i p ol i t i s che Richtuna im Auge
gohabt. dann liegt in soinon Worten oin Ausdruck
der Schwäche. Mit solchen Worten verstotzt man
cruch gegen dre Verfassung.

Minister Remmcle: Seit der Bildung dcr
neuen Negievuug haben sich Dinge entwick.stt, die
eiue Aussprach: notwendig machen. Ich bin da-
her für drese Jnterpellattouen dankbar. V. ar er-
sten Tage dcr Negierung an wurd.-n die s. zial-
domokvllt'schin Mitglieder vou drn Dci itschuatio-
naleu — rsicht in diescm Hause — angegr iffcii.
Das Staatsminiisterium hat in seiner Sitzung vem
9. Mai dte Steltrrngnahme besch'osien. aus der
dann der von den Interpellanten nugegriffcue Er-
latz -sich orgab. Die Auroguug zu d: ,> B 'cht' tz
gi,,"g uicht vM oiuem Atitglied messuer Partei
aus Auimosität gegen die doutsch-
u a t i o n n l >e Fr a k t i o u li >ogt u i cht v o r,
Die Eutrüstung ergiug gcgen eiucn Arttbil der
„Süddckutichen Zeituug." in .deni den Adbrhe'rs-
partrieu bie Schuld >au den h-rrten Fri>---.llisbc-
diugungen zMeschobcn wurdc. D^c Wllrtsü^-r
der Doutschulltionalen siud dtc Letzten, die eiir
Rechi darauf babeii. andcren die S:I-:'> un dem
i'ngliicklichcn Ausgung dcs Kr-tegcs zuz'ischi-:ben.
stch eu'uncre U'->r an den ll-Booi-Kricg. D:r Er«
llltz ist >ast>o vitcht vc'ii mir a'.lciu a'.isgcg'inge::,
sondern vom sanzon Ntinisteriiiiu Mc.n mutz abcr
die Vorgäuge uicht uur tn B7den betvachten. son-
dcrn anch im Neickc Wir mutzteir nrin an Piurg-
sten einen Herrn feststellen. der dre St"de,Ue,r un-
serer Hochschule für don akadein'tschen 5''0imats-
dienst urrwarb. Der Heimatdtenst hat oin Flug.
 
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