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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0844

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Sa'N-

bl-att herausgegsben. in dc>m für Männer der na-
tio,nalen Opposition im Ostsn sorvorbon wurde.
Ein Runbschreiben der deutschnationnled Partei
hat ergoben. das; auch die DoutschmÄtionalen die
jschlimnren Friüdensbedinsungen. ebenso wie die
ivufrerste Lincke ssgen die Mehrheitsparteien aus-
nühen wollen. Wenn soilchs Antündigungen ins
Lantz ziehen, kann man der Regieruns nicht -u-
»nuten. daf? sie der deutschnationalen Vartei traait.
Minister Remmels aing nun >cvuf dle Frage
der Volksüewaffnung ein und ftihrte ous:
Die Negierung kann keinen Teil dor Bevolkerung
dewaffnen, weil das den Bürgerkneg darsn'Ilt.
Es ist uns goluugvn. dio Eendarmerle wreder ber-
Austellen, die fvdiwilligen Batcrillone cruAuregen.
Div M'liMtaillone sollen nur üinMetzt rpevsen.
um Komplikationen M vermeiden.

Die „HeidelSerger Zeitung". die uns in schmäh-
lichstcr Weise angreift, verlangt Aufschlutz

darüber. was w>ir machen. wenn Komvlikationen
emtreten. ob wir das Bürger- und Vauer-rtum
bewaffncn. Auf solck>e Anzapfungen antwor-
ten wir nicht. u!m unseron Feinden von Links die
Karten rvicht auffziudeckien. Wir stlchen über
Schlwierigkeiten diplo-matisch himveLzukommen und
wenn man Ecwcrlt segen irns anwendet. werd.'n
wir nrit Gewalt antmorten. Durch diese
Het;e versucht man die Mirserschafi aufzubringen
und nicht niur gegen die SWialdeimokratie. sondern
gegvn das Kda-liii'MSmin isterrum.

Zur ziveiten Fnterpellatron. wegen des Eiu-
tretens der Mitglieder der deutschnationalen Par-
toi in die freiwilligen Bataillone N zu sagen. dasf
wir in dcr letzten Zeit Spartakisten aus Len
Reiihcin der freiwilligen Batailbone entfernen mus;-
ten, aber auch Leute von rechits. weil sie Unord-
nung in dre Bataillone brachten. Di>e Freiwill'i-
gen silld grötztenteils Arbeiter und ihrem
Empfrnden müssen wir Rechnung tra-
gen. Es mnstte so vorgevangen werden. nicht
,lin den Deutfchnationalon wehe M tun. fondern
Mn Ordnung zu halten. Wenn man diese Erfah-
rungen kennt, wird man verstchen. wenn ein Mr-
nister auf einer Landesversammluns der Arbeiter-
und SoLdatenräte seine Aus-führungen mack>te.

Einen wsiteren Angriff hat die »Heidel-
cherger Zeituns" gegen uns gerichtet. indem
fie «ns blLchiüdi-ste. wir hätten nrit grotzher-
zoslichen Möbeln unfere Wcchnungen ftan-
dessemäk aussesdattet. Der Minister stellt fest.
diese Behau-ptuna fef unrichtig. da es sich um
staatliche Möbel handele. nrit denen im
Staatsministerium Repräsentattonsräume einge-
richtet worden seien. Wir haiben wirtschaft-
liche Opfer bringen müssen. mechr als man sa-
gon darf. Die Bsschuldigung des Heidelberger
Blattes ist der schlimmste Auswuchs, Len
ich kennen selernt habe. Wir sind chrlich durch
unser Leben gegangen. und so soll es auch bleiben.
Diiesem persönlichsn Enrpfinden entspringt aarch
das Derhalten der Regierung. Auch wir haben die
persönlkchen Airzapfu.ngen satt und dio Regierung
kann die Vorkommnisse nicht unherück-
sichtigt l,assen. Das Haus dürste keine
Veranlassung haben, dem.Ministzer des Jn-
nern und den Staatsministern das Misitrauen
zu beLunden. Mr find bestrebt mit allen Parleien.
auch den Deutschnationalen. rusammenzuarbeite.r.
um ulnsere Do-lkswirtschast wieder aufzubauen. Die
Abficht von links, alles zu zerstören. wird. wenn
auch unbsabsicht'igt. unterstützt von einer Propa-
ganda, wie fie eben bezeichnet wurde. lBeifall).

Abg. Weitzmann <Soz.): Eestern baben wir uus
mit dem Terror vo-n links beschäfkiLt, heute mit
Lem Torror von rechts. Die Stellungnahme der
Resierung billigen wir.

Abg. Magcr (D. N.): Die Behauptung des
Ministers. datz zwffchen der »He idelb er g er
.Zeitung" und der Deutschnationalen
Parter ein Z usa m m e,nh ang besteht, ist
ntcht richtig. Die Auffrufe für die Freiwilli-
sen-Bataillone richten fich an das ganze Volk.
Mcrn müsite akso alle Deutschen nehinen und man

nen würden. Wenn der Minifter alle auf Herz
und Niecen prüfen würde. ol> fie nicht Anhänger
der Monarchie wären, müsite er eine grosie Säu-
berung in den Freiwilliljen -Bataillonen »oirnsh-
men. Wenn nn der alten Avmee etwas gut war,
war es der Grunds-aü. keine Politik zu treiben.
Wir tragen darum keine Politik in das Heer und
wir werden auch die Lsute nicht dUU anleiten. die
Waffon segsn die Negierung zu kehrsn. Dex Ml-
nister hat sich Mühe gegelben, obiektip zu bleiben.
Trcchdem hcrt «r don Sasi aufgestellt. die Nechte
suche auf eine Lin-re mit den SMrtäkisten zu koin-
men. Di-e Logik war aber hier schwach Sie haben
fa auch unter danr alten Regims Kritik gsn'.ig
a-usgoübt und es ist abfuvd. wenn Sie uns fetst
eine Kritik vevbieten wollen. Für die Putsche der
Linken können Sie uus nichi vercmtwortlich ma-
chen .Spartakisnius und Komimiunismus ist doch
nur Geist von (zu den Soziafdenrokraten) Jh-
rem Geiste.

Abg. König (Dem.): Fch glaube es ausspvechen
zu können, dasi es von der Deuischnatioinalen
ko'm glücklicher Gedairke war. diese Fnterpellation
einzubringen. Es war Pflicht der Rogierung. gc-
gen die ihr gemachten Vorwürfe aufzutreten. Es
tut mir in der Seele wsh. wenn die Pvesss die-
fer Partei die sthige Zeit agitatorisch ausnüht.
Gerade durch Aeusierungeir der Kritik wird das
Wasser auf die Miihlen der SMrtaikisten geleitet.

Abg. Dr. Schofer (Zentr.): Auch ich leile die
Müiinung, Äas politisck)e Leben hätte nichts verlo-
rsrr, wenn wir di-ase Debatte nicht gehabt hätten.
aber man musi jeder Partei die Möglichkeit be-
lasssn. ihre Entschliesiung selbst zu treffen. Die
Herren von rcchts haben üisr von der Vertsidi-
gung ihres Standpunktes Eebrauch gemaiht. das
war thr Recht. Wsnn dre ultvavaidikalsn Arbeiter
in ihrer Wsise weiter mächen. wird die Reak-
tion kommen. Die Sozials'demokraten sollen
dafür sorgsn, dasi nach lmks Ordnung kommt. die
Deutschnatinalen mögen sich mäk'gen. Beibe Par-
teien mögen das Kriegsbsrl begraben und sich m
den Dienft unseves Volkes stellen.

Abg. 'Dr. Kraus lSoz.): Wir wollen uns hinter
unsere Rogierung stellen, damr-it sie uns einen er-
träglichen Frieden erringt.

Rack> Lurzen Vsmerkungsn des Abg. Karl (D.
N.) wuvde um halb 1 Ubr auff Ansuchen des Mi-
nisters des Fnnern die Sihung nbgebrochen.

Jn der Nachmittags - Sihung 'st das
HaUs nur schwach besucht.. Die Ausspra-He wird
ftatgekeht.

Abg. Fischer (D. N.): Fch musi die Angriffe zu-
rückweisen. dak wir die Schuldigen an dem Un-
glück sind. das das Land und das Neich betrofffen
hat. Auch für d>ie Fshler der alten Regierung
künnen wir nicht verantwortlich gemacht werden.
da wir ständig in Oppofition- gestanden Ha-Len,
während Le-ute. die feht das alte System tvitisre-
ren. noch am 22. August 1918 mit dem Zäh-
ringer Löwenorden sich schmücken liesien.

Minister Remmele: Ein RsvolutiÄNsheer zu
gründen war ursprüngffich unsere Absicht. Später
haiben wir Freiwilli-sen-BatcMone gegründet, wo-
bei wir aber die Deutschnatioimlsn nicht arund-
siihlich ausseschl-ossen yaben. Zur Klärung der
Dinge 'haben die Interpellatioiwen bsigetragen. Es
ist mir vsrargt worden. dasi wir die Dtinae von au-
sien den badischen Deutschnationalen zum Borwurf
machen. Wenn man mit aufbauen will. darf man
eine einseitige Kritik nicht betreiben. Bei der Ar-
beiterschaft ist durch gebeime Wstimmuns in
Mrnnheim eine scharfe Grenze gegen die Kommu-
nisten gezogen wo-rden. Fch danke dea Vertretern
der Negierungsparteien. dasi sie stir die fchwere
Situaiion Verständn-is g-efuuden haben. Ohne
Nat werden wir niemanden angreifen.

Abg. Mayer-Karlsruhe (D. N ) batte -als Ve-
richterftatter das Schlusiwort: An den Mimster
möchte ich die Frage richten. darf man nicht
eiumal an einer Regierung Kritrk
üben? Er gehürt doch auch einer Partei an.
die lange Fahre nicht Regierungsvartei war. Der
Mii'nister und Redner der Mehrheitsparteien ha-
ben Dinge aus Zeitungeii verleisen und uus auf-
gebürdet, die gar nichts mit der Sache zu tun
hatten. Zwischen einer Negierun.g und cinem
Parteivo-rstaud ist ein Unlerschied. Wir aber wol-
len eine Resierung.

Abg. Straub (Zentr.) begründet eiire Fnter-
pellation über die

Vorgänge in Villingen

wo der Redakteur des «Villiirger Volksblattes"

könnte sie erst aiusweissn. msnn sie sich nicht eig- Fehrecke, von einer Versammlung gezwunae-n u or-

den war, die Leitlmg des Vlaties niederzulegen
und innerhcrlb 24 Stunden die Stadt zu verlassen.
Fn derselbeii Angelegenheit hatte auch der Landes-
verband badischer Redaktsure e'men Protest einge-
richtet, über don Aba. Wiedemann (Zentr.)
für die Kommission berichtete. Dste Kommission
beautvcvgte die Petition dex Regierung empfeh-
lend zu übevweisen.

Die 5saterpellation wurde von Minissder Rem-
melo bscrntwortet. Er stellte ein energisches
Vorgehen für di« Z-uknnft gegen soffche Aus-
schreitungeil in Aussicht. An der Aussprache be-
teiiligten sich die Abgg. Görlacher (Zentr.).
Fleig (Soz.-. Weikmann (Soz.). Dr. Scho-
fsr (Zentr.) u-nd Rösch (Soz.)

Hievauf wurde abgebrcchen. Das HaUs vertagt
sich auf den 24. Funi, nachmittags 4 Uhr. Tages-
ordnung: Anterpellatlon Kraus (Soz.) über die
Sozialisierung. Schlusi der Sitzung 9 Uhr.
» » »

Gefehentwürfe, Jnterpellationen usw.

Dem Landtag ist e!n G e s e tz e n t w u r f über
die Bürgschaftsübernahme für ein Dar-
lehen der Stadtgemeinde Kehl durch den Staat
zugegangen.

Von sozialdcmokratischer Seite wurde eine
Jnterpellalion über die Versorgung derBe-
völkerung mit B r e n n m a t e r i a l im nächsten
Winter eingebracht. Ferner hat die sozialdemo-
kratische Fraktion ihre Interpellationen über den
Schutz der bei Bauten beschäftigten Arbeiter
(worüber bereits eine Verordnung erschiencn ist),
über die Abholzung grötzerer Waldge-
biete um weitercs Siedelungsland und Arbeits-
gelegenheit zu schaffen und ihre Jnterpellation
über die Zuziehung von Gemeinderäten aus dem
Arbeiterstand zurückgezogen. Ferner ist in dem
Landtag ein von den weiblichen ALgeord-
neten des Zentrums. der Sozialdemokratie und
der Demokratie ein Antrag betr. das religiöse
Erziehungsrecht der Kinder einge-
aangen. _

Die „tzeidelberger Zeitung" vor
dem Landtag

Wie <ms dem Bericht über die g-estrige Lcmd-
taassttzmvg hervLraelht. haben die Haltung und
mehvere Artrkel der »Heidelberger Zoitung" in
der Rede des Ministers des Innern. Remmele.
eine verhältnismäsiig grotze Rolle aospie-lt. Leider
ist der vo-rliegende Bericht über den Derlauf der
Sitzung demrt d-ürftig imd unW-reichend. dusi es
uns n-icht möglrch ist. -auff die Ausführungen des
Miniisters zu antworten, wie sie es verdienten.
Wir müssei, daher das amtliche Stenograimm der
Srtzung -aib-warten. Nur das Ehie möchten wir
bereits iheute sagen. Der Minister hat fich iricht
gescheut. von der HeiLelberger Zeituna zu be-
haiuvten, dasi ste »in schmählicher Weiise" die Re-
gierung «ngegriffen habe uird Äasi wts-ere N-atiz
über die Derwendung Erosiher.;o«(Iichor Möbel der
»schlimmste Auswuchs" sei. den er kenneu gelernt
habe. Auch von ..Auzapfunge.n" hat er gesprochen.
Wir finden, dasi der Mmister mit etw-as starken
Ausdrücken mn stch sreift. die ihm imtürlich npch
geläiufig stnd <vus fenex Zeit her. da er Schrift-
leiter an der Maniiheiiner Volkssstiimme war, ei-
nein B-tatte. Äas mcht yerade gewoh-nt war. die
ffrühere R^gieüung mit (Aacc'kaMchachen anzu-
fassem. Der Mintster zei-gi sich aiber von einer Em-
pfindlichkeit. die geradeW grotesk wirkt. zumal er
schliesilich auch noch die st-ntimentale Walze auf-
zieht uind b-ehauptet. (was -übrtsens eine Selbft-
perständlichLeit ist und von uns auch in keiner
Weise bezweiffelt wurde), Lasi die Mitg-kieder des
Ministeriums ehrlich durchs Leben segangen seien
uud dasi es cvuch so bleiben s-o-lle. Wir meinen, ge-
vade ein Volksmiuister sollte fich vor solchru täp-
pisthen Verschti-ebungen der Debatte auff ein fal-
sches Geleise hüten.

Rein sachlich haudelt es fich dch um darum. ob
dffe Regieruug das Bürger- uud Bcruerntum be-
wasfuon wolle oder nicht. Eine klare Antwort

fehlt auch heute. Immechin stellen wir fest ddsi
die Regierung angeküudiat hat. dasi sie amf
walt mit Gewcrlt anworten werde. Zp hah
te» wir über die Verwendung grosiher^
zaglicher Möbel cmgefragt. Die Antwort des
Miiristers ist nicht ganz präzis. Um was füx
„staatliche Möbel handolt es sich. mit ds ien
im Stcvatsministerium Repräseniatio-usräume ein-

gerichtet worden sind. Waren dort früher keine^
Gonüaen die Möbel. die den Mnistern v. Dnsh
v. Bodman u. a. genügten den Minifiern Cein
Nemmole usw. nicht?

Nach dem Parlamentsbericht der „Bad. Landes-
zeitung" ergibt sich eine andere Lesart. Darnach
sind Möbel aus dem Besitz des Staates (also keine
grotzherzoglichen Mbel) in die Wohnungen
der Minister geschafft worden zu Re-
präsentationszwecken. Man könne eine,n
Minister, der gar nicht wisse, wie lange er im
Amte bleibe. nicht zumuten. Schulden zu machen
für Möbel, während auf der anderen Seite solche
Möbel im Ueberflusi vorhanden seien. Die Volks-
minister seien keine Kriegsgewinnler. sondern sie
waren ehrlich bestrebt. sich ehrlich durchs Leben zu
schlagen und sie hätten mehr wirtschaftliche Opfer
gebracht als die meisten ahnen. Es sei einfach
Anstandspflicht des Staates den Miniftern Möbel
zu leihen. (!)

Ueber die neuen „Anstandspflichten"
des Staates werden wir uns noch zu unterhalten
haben. Der Minister irrt übrigens, wenn er
glaubt, dasi ihm persönliche Vorwürfe gemacht
werden. Die Personen des Kabinetts, im
besonderen die Person des Ministers Remmele. ist
uns vollkommen gleichgültig. Was wir
uns aber unter keinen Umftänden nehmen lassen,
ist das in Artikel 17 der Verfassung gewährleistete
Recht der freien Meinungsäusierung
in WortundSchrift. Mag der Minister
auch noch so sehr von Anzapfungen und dergl. re-
den, das Recht der Kritik gilt nicht allein für Mi-
n'ffter und Angehörige der Mehrheitsparteien, son-
dern im verstärkten Masie für die Opposition, de-
ren einzige Waffe die Kritik ist. Was sonst noch
zu fagen ist, soll nach dem Vorliegen des Proto-
kolls erfolgen.

Aus Vaden

Mannheim, 18. Iuni. Wie der „N. Bad. Lan-
deszeitung" von einem Augenzeugen erzählt wird,
ift am Freitag nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr
auf der Ladischen Seite der Rheinbrücke
ein Feuer ausgebrochen gewesen. das ge-
rade noch rechtzeitig genug entdeckt wurde, um ein
weiteres Umsichgreifen zu verhüten. Es wurde
von einer Anzahl marokkanischer. Solda-
ten gelöscht.

Mannheim. 13. Iuni. Jn einem hiesigen Gast-
hofe erschosi sich als die Polizei dort zur Kontrolle
erschien, ein Paar, das dort übernachtet hatte. -
Eestern ertrank beim Baden im Neckar der 30-
jährige Eärtner Friedrich Allendorf. — Als
Schutzleute einen Einbrecher ber seiner Arbeii
überraschten, erschosi fich dieser mit einer Mauser
pistole. Es handelt sich um einen Unbekannten
im Alter von etwa 24 Iahren.

Karlsruhe, 13. Zuni. Wie dio Badi'-che Lcmdos-
zeituirg mitieilt, konnte in der sestrigsn Sitzvng
der Rathausftaktwnen kein-e Einisung üb':
die Bürsermeisterfrage erziest werden, da
der Dorschkag sur Schaffung ireuer Mimsrm -ste>
stellen nicht als geeignete ErunLllage der VerhanL-
lungen betrachtet wurde.

Karlsruhe, 14. Juni. Die jüngst hier verstor-
bene Ehrenprästdentin der Mädchenfürsorge Frau
Maria Stapfer geb. von Froben hat der
Mädchenfürsorge testamentarisch lOOOOst
Mark vermacht.

Wer wird Wolsrums
Nachfolger?

Nachstehende geilen bringen die persönliche
Ansicht des Berfasscrs zum Ausdruck.

Die Anregung Dr. Schottlers. die Frage
der Nachfolgcrichaft Wolfrums öffentlich zu dislu-
tieren, i>t umso beachtenswerter. als jeder Ken-
ner der Sachlage we.h, dah es sich hier nicht um
eine momentane Personalfrage fondern um
das fur Heidelberg ausierordentlich w.chtige Pro-
blem seiner Zutunft als ÄtusiL- und damit Kultur-
zentrum handelt. So dürfen denn weder persönliche
noch materielle Rücksichten eine Rolle spielen, und
vor allem darf der Eedanke nicht Platz greifen,
dasi es jich um eine Angelegenheit handle, bei der
in dieser Zeit allgemeiner Linschränkung gespart
werden tönne. Diese SMrsamke.'t würde sicy ma-
teriell und ideell wenig lohnen. Denn die ,Aen-
tabilität" Heidelbergs als SNusikstadt, zu der Wolf-
rum es gemacht hat, hat sich mehr als einmal be-
wiesen, und dasi alle Kulturgütex von auherordent-
lichem Werte fur den Reuaufbau Deutschlands von
innen heraus werden. diese Üeberzeugung ist heute
schon Allgemeingut geworden. Darum müssen sich
vie in Betracht koncmenden Stellen bewuht sein,
dasi sie gerade in dieser Frage eine schwere Ver-
antwortung tragen. und diejenigen. d.« jetzt diese
Stellen vom fachmännischen (bezw. weiblichen)
Standpynkt aus beraten. sollten sich äuherster
Sorgmlt und Objektivität befleihigen.

Was nun die Lösung des Problems angeht, so
schemt unter den gegebenen Verhältnissen allein
die auch von Dr. S. als ideal bezeichnete Gewin-
nung einer Kraft gleichzeitig für Universitäi
und Bachoerein m Frage zu kommen. Zu erwägen
wäre die Komplettierung ihrer Kompetenzen durch
Schaffung der Stelle eines städt. Musikdirektors,
der die Verpflichtung häite, einzelne Opern und
städt. (Volls-)konzerte zu dirigieren. Allein
diese Lösung kommt in Betracht, da nur so von
den drei Beteiligten (Staat, Stadt u. Bachvere n)
ein Gehalt aufgebracht werden könnte, das eine
erstklassige Kraft h.erher locken und an Heidelberg
fesseln könnte. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt,
dasi der Vachverein kaum in der Lage sein dürfte,

von Anfang an ein Eehalt wie das an Wolfrum
bezahlte auszuwerfen. Denn Wolfrum sparte an-
dererseits dem Verein dadurch erhebl che Sum-
men, dasi sonst sehr kostspielige Solisten für geringe
Honorare hierher kamen. nur um unter ihm zu
wirken.

Die Schwierigkeiteu dieser einzig möglichen Lö-
sung sind mit Dr. S. nicht zu unterschätzen. Bei
aller Anerkennung der Ergebnisse der herrschenden
musikwissenschastlichen Schulen: tüchtige prakti-
sche Musiker haben sie bisher nicht hervorge-
bracht. Za, einö ideale Lösung dergestalt, dasi
man eine Persönlichkeit findet, die in gleicher
Weise auf dem Eeb.ete der praktischen Musik und
dem der Musikwissenschaft hervorragt, muß, mit
Schottler für so gut wie unmöglich gchalten wer-
den.

Um dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. müs-
sen sich die masigebenden Jnstanzen zwei Fragen
vorlegen und beantworten: Zunächst, war m der
Persönlichkeit Wolfrums das Problem in oben an-
gedeuteter Weise ideal gelöst, war er nicht v el
mehr in crster Linie praktischer Musiker. der aller-
d.-ngv aoch auf wissenschaftlichem Gebiet namhaf-
tes, alx immerhin doch nicht allerbedeutendstes
geleistei ' Die Frage musi in ihrem ersten
Teil vec, .! t. in ihrem zwe.ten bejaht werden.
Wolsrum war seiner ganzen Art nach Prattiker
und Lehrer der Praxis,' seine wissenschaftlichen,
insbesond?re h storischen Studien flosten aus die-
ser praltischen Tätigleit und dienten ihr wiieder-
um. Er war sogar bis zu einem gewissen Grcrde
inncrl ch ein Gegner der heuie herrschenden Musik-
wissenschaft, die ihm zu philologisch, zu unprak-
tisch war. Trotzdem hat er seine Obliegenheiten
an d-er Heidelberger Un.versität mehr als voll aus-
gefüllt. Und das führt uns zu der zweiten Frage:
Verlangen die Heidelberger Verhältniste eigentlich
gebieterisch die oben als ideal bezei>chnete Lösung
des Problems? Die Universitätsstelle zerfällt in
drei Teile: Lehrer am praktisch-theol. Seminar,
Un.-versitätsmusildirektor und Leiter des Mustkin-
stitutes mit in dcx Hauptsache praktischem Unter-
richt, und endlich Dozent fiir Mustkwistenschaft.
Also in der Hauptsache praktische Obliegenheiten,
während di-e Stelle nur zum Teil die Pflege der
Musitwissenschafl verlangt. Zuitz Ausbau

der Stelle in dieser Richtung wäre zum mindesten
ein Ordinariat und eine Assistcntenstelle d *bei-
erforderlich. Das würde gegeuüber dsm bi->c.Ti
gen Zustande eine Mehrbelastung erfordern. oie,
so wünschenswert objektiv das Ergebnis se...
würde, in hcutiger Zeit vom Staat« nicht getra
gen werden w.rd. Ein ausgesprochenes Bedürfnis
hiernach liegt auch fpeziell für Heidelberg z. Zt
nicht oor.

Das Ergebnis ist hiernach jfolgendes: Als
Nackifolger Wolfrums kommt eiye Persönlichkeit
m Vetracht. die in erster Linie praktischer
Musiker ist, d. h. Organist, Chor- und Orchester
dirigent und möglichst auch Klavierspieler bezw.
sonstiger Solist, daneben die theoretischen Neven-
fächer der prakt schen Mustk (Harmontelehre, Kon-
trapunlt, Musikgeschichte, Aesthettk etc.) bis zur
Lehrbefähigung beherrscht. Ein reiner Musik-
wissenschafter ist nicht notwendig.
Bei dieser Begrenzung der Ansprüche ist die Aus
wahl der etwaigen Kandidaten schon grösier. Na-
türlich kann Heidelberg nur nach einer allerersten
Kraft greifen: dazu verpflichtet uns -die Pietät
gegenüber dem Werk des Verewigten und der Blick
auf dle Zukunft.

Hiermit kommen wir zu dem von Dr. Schott-
ler angedeuteten Prohlem „Radig", das jedoch
anscheinend bereits, ohne dasi viel hierüber an die
Oesfentlichkeit gedrungen ist, aus dem Stadium
des Problematischen in das des Praktischen hin-
übergediehen ist. Bei aller Anerkennung für Hrn.
Radigs Fähigke ten und Verdienste um das Hei-
delberger Musikleben und bei aller Zustimmung
zu seiner intenstoeren Heranziehung zur Veranstal-
tung wirklich guter Konzerte. kann ernstlich nicht
von einem Problem in diesem Zusaminenhang ge-
sprochen werden. Man sollte es allerdings nicht
für möglich halten, dasi von verantwort-
licher städtischer Stelle dem Bachverein
die Alternative in Aussicht gestellt ist: Radig
oder Entz'ehung von Zuschusi und Orchester. Ver-
gewaltigen wird sich der Bachverein
jedoch nicht lafsen. Eher wird er seinem
Gründer und Meister ins Grab folgen. Wcx will
dann hierfllt die Verantwortung übernehmen?

Dr. Albert Weitz.

Mitgliev des Bachvereinsvorstandes.

Theater und Musik

* Der Richard-Wagner-Verein Darmstadt, der
jetzt in sein 30. Vereinsjahr eingetreten ist, hielt
an. ^7. Mai im „Kaisersaal" seine ordenttiche
Hauptversammlung für das Iahr 1919 ab. Nach
dem Jahresbervcht kann der Verein wieder-
um auf ein sehr erfolgreichos Vereinsjahr zurück-
blicken. Die Mitgliederzahl betrug Ende
1918 536 Personen. Von den früher über hundert
auswärtigen Mitgl>edern sind freilich infolge dcr
mangelnden abendlichen Zugverbindungen und dcr
feindlichen Besetzung der Umgegend nur noch ganz
wenige übrig geblieben. Trotz aller Hindernisie
war es auch im abgelauM.en Vereinsjahr mbgl a)>
die programmäsiige Zahl von 12 Vereinsabenden
zu veranstalten. Eine Reihe interessanter Neuhe'-
ten lebender deutscher Tondichter (so vou 6^8
Fleck, Paul Gräuer, Hans Pfitzner) gelangten da-
bei i-n Darmstadt zur ersten Wiedergabe. —
Lesezirkel des Vercins, d-er 50 Zeitschnften
umfasit, und die Bücherei, die sachgemäsi ver-
mehrt wurde, erfreuten sich reger Benutzung.

* Neue Theaterzeitschriften. Unter dein TMl
»Freie Deutfche Mihne" ersche-int vom 1. Scptem-
ber ab eiiwe neue Thecrterzeit's-chrifft. Sie wird hec-
a-ussogeben von Proffessör Dr. Mar Ep-stein d-nn
durch fein-e Vulb-Iikati-onen üiber die wirtschaftl-ryo
Seite des Thoaters bekannten TL-eaterfachinann
und dcnn Darsteller Emil Li n d. Mitslled i-es
Leffingthoaters. Das Maitt iit als oine ^orr-
setzung der früheven Iacc-bso'hnschcin «Schau-
bühne" gedacht. die von ihrem Hera-usgeber ume
dem Titell „Weltbühne" immer -m-ehr zu emer po-
liti-schon Zeit'christ gestaltet wurde. — Wub ^
Buvstheat-er in Men wird vom kommcmden

cvb seine eigene Progr-ammzeitschrifft hftben. ^
rektor Albert Heine wird sie se.bfi rMgieren. v

ftll den Titel führen: „Dra m a tu r g i >

Blätter des V-urgtheaters". ..

Tilla Duricur hatte nack> kurzem klrla-ub . n
Tätigkeit aim Münchener Nationaltheater vn-- '
aufgenominen. Jnfolge der fiarken '

die in München wegen ihrer cmg-ebliche'i

stützung der Münchener Kommuni-stenfu-yrer -

steht., -erklärt sie jetzt. im Einoerständnis 'N't <
Intendanz. dasi sie ihre Tätigkeit am Nchioni
th-ogter soiange einstelle. bis die Haltloi'ia

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