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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0527

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. Mit ZeugnEen u L
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oder nach 8 Uhr
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Hetdeiberger Zeitung erschcint a» t«de»i Wocheutag i.iUla.» 12 Uhr. Slmlliche» Brriliüidi-
gungrbiatl. Vratisbeilagrn svid die tzeidelberger F-a«iilienbI>itter, auherdeni ainllicher Wohnungr-
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Bet Wiederholungen Nachlatz nach Tarif. Erfüllungsort ist Hetdelberg. Linzelverkauf »0 Pfg.
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. (UnabhSngige Tageszettung)

Verkündigungsblatk für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen und Württemberg.

Nr.99

Mittwoch, den 16. April 1919

61. Iahrgang

Zür Zneöen unö /lrbeit!

Berhandlungen am 25.April?
Beginn der Verhandlungen mit
den Deutschen

Paeis, 16. AvM. (Reuter.) Wilson saL cvls
Wortführoe des Viererrates solssnde Erklä-
'ung ab:

Angesichts dee Tatsache, dah die Fragen, die -er
dem Fviedensschlub mit Deutschland geregelt rver-
den müssen, der vollständigen Lösüng
nahe gerU «kt sind. da sie jetzt schneller durch
den Endprozeh der Fertigstellung des Cnt»vurfes
entgegensetzen können> beschlossen diejenigen, die
am länglste« übex die Frage beratrn haben, cmzu-
cate,», dkch die deutschen Bevollmächtig-
ten eingeladen werden, mit den Bertretern
der associierten kriegsfUhrenden Nationcn am 25.
April in Bersailles zusammen zu kom-
in e n. Dies bedeutet »icht, datz die Beratuirg Ubex
alle Frageir, die mit der Regelung des attgemeinen
Friodens zusanvmenhängen, unterbrochen mrrden,
oder datz die Beratung dieser Fragen verzögert
wird. Man ermartet im Segenteil, dah jetzt bezüg.
lich dieser Fragen ein schneller Fortschritt
gemacht urird, sodatz ,nan augenblicklich auch erwar-
ten dars. dab sie für die Endregelung brreit sein
werdrn. Mau hoM, datz man mit de,r Fragen, die
Ztalie« anr metsten berühren, mindestons der adria-
1ischen> jetzt zu einer baldigen Verständigung kom--
meu wird. Der adeiatischen Frage wurdr zeitlich
vox dsn «utdere« Fragen der Vorrang gegeben und
das festläiünsche Problem (Lontinental Study)
wird in sein Eirdstadium gebracht werden. Was
speziell zum Vertrag mit Deutschland gehört, würde
auf dieso Wcise erledigt sein, während gleichzeltig
alle mrdersn Regelungen entsprechend sormuliert
rverdeir. Es wird anerkannt werden, dkfV trotzdem
dieses Berfahren eingeschlagen rverden mutz, alle
Fragen d:« augenbllcklichen großen Negelung Teile
dcs Garrzeir sirrd.

Der „T<xnps" verMentlicht ein Jiitemiew mii
Lloyd Geors-e vor ssiner Abreise in Paiv'.s.
Der englischs Pvonrrerminister erülärte <ru-s !die
Frags etnes a.merikani;chen Iouviraiisten. o-b Mir
2ö. April dee Frledensoertrag den dcutschen Dc-«
legierten vorgelegt werdcn solle, datz dresbv-
süglich noch nichts Desinitives b^jchlüssen roorden
sei, doch seb tzsute ern Veschluß gssaßt worden, dev
sich währscheinltch ldtesem Datum näheve. Der Mi-
' uistervrch'ident fügte biwzu, er bosse am Donners-
tag rvisder in Paris zu sein.

Keine Saargebietsfruge
A!ie von zuständiger Seite erklärt wird. hält die
reutschr Reichseegierung au dem Standpunkt sest,
oatz sie sich auf dcr Friedenskonserenz auf keiuer-
lei Diskussion Ubcx die zukünstige Staats-
zugehärigkeit desSaargehiets ei».
assen rvird. Falls die Enteute den Vorschlag
machen sollte, das SaargeLiet aus dem Wege einer
rllgenreinen Volksabstimmung aus d«,» Körper des
Deutschen Reich s hcrauszureitzen. wird die deutsche
Friodensdelegation dicses Ansinnen mit Eni-
schiedenheit ablehnen, da kernerlei Vor-
aussetzungen historischer und rechtlicher Art fiir eine
derartige Lösung der Saarbeckenfrake bestehe,,.

Eeigenülber dem osseirbar beschlossenen Raub des
SaEebietes stellt der „Vovwärts" sest: „Die
E ii t ont« ist rm Jrrtu m, weirn sie gtaiübt, datz
es irgend eino deutsche Regierung gebe. solche
Friodensbodingumgen unterschreiben könne. Die
Ententr kcmiti diese Friedensbediiiguiigen durchM-
rea, ctber keiner deutschen Regierung soll man su-
muten, zu cvlläwn, daü dies ein Nechtssriede ser,
aus de,r sich Europas dauernde Nuhe gcündsn
tüune. Weim wir schon ganz su Grunde gvhen soi-
lcn. so wollen wir es lteber in Ausrichtigke.it umd
<bhre. als in L-üge unid Schande tun."

! Zur Regelung der Frage des Saarbcck'iis schreibi
Ne „Humanite": Wir erwarten mit dem Esfllhl
MKn Erauen und Ekel die Veröfsenitlichung

Eine Gsterbotsthast Eberts

Der ReichsprÄsident Ebert richtet an die Na-
t i o na l ver s am m l u n g follgende Osterbot->
schast:

„Dis Nationalversaminlung sprach am 10. Avril
als bslufeno- Vertreterin des Volkes mrit grosrer Eini-
müti'gkeit die Erwartung aus, datz die Reichsvcg're-
runs nwr einsm Frieden der Verständi-
g u irg und Versöhnu n g zustimmt. und tsden
NeriM.g ablshnt. dsr die Gegonwart und dio Zu-
kunst des idisutschen Bolkes imd der Mssnschheii
vreisgibt. Jch begrütze diese KundgLbung cvls das
Brkenntnis des unbeugsamen AZillens >des deui«
schen Volkes, dcch der kommende Frteds Än
Friede dauernder Verständigung und
der Versöhnung der Völker sesn soll und
der samit auch Deutschland dis AksöglichkLit geden
mntz, dissen Grundsatz der Berlstäirdigung dansrnid
zu beobachten. Der Wille dss dcntschsn Volkss
w'crd sür die Rcichsregierung matzgebsnd isem. Die
Nattonalivcilisammlung und die Reichsrogterung ar-
boitsn mit Hingabe und Energ'e an der Echüllung
ihrer grotzen HPorischen Ausgabe: Grtedsn,
Brot, Arbeit und oriiis neueStaatsforin
sür ein grotzes Valk zn schctffen. Die Ausgabe ist
schwor zu erfüllen, da dieientgen, die es in der
Hand haben, der Welt deii Friedcn sn geben, sich
noch voii den Gefühlen des Völkevhasses uird der
Rache beherrscheii, lajsen und durch die Hnnger-
blockade das dentsche Volk zuiv Versweiflung
tretben.

Bevetts vor 5 ALonaten vereinbarten wir unter
Annahme dor Bcdingungsn unssrer Gegner drv
Grundlage füv den F r i e d e n s s ch l u tz m-it
rhncn. Wir crfüllten dre schwersn AnsgLben ves
WLssonstillstandes, lösten uttscre Heere aus. gaben
lriie seittdlichen Kriegsgesangenen heraus. ckbcc noch
immr mird uns der Firiede o o r en th-a l ten.
Obglotch wohrlos und wirtschcrftlich am. Eirde. wer.
dLn wir durch die Blockade rmmer noch abgs-
sporrt, werdcn unsooo Gefangenoii iimner noch in
Fstndeslansv snrückgchalten. Das ist glcrchhcdeu-
tend mtt dor Fortsetzung des K r ie ge 's uiid
mit sinor Belastung. wis sie wohl noch kein
Volk zn bsstehen hatte. Wir taten alles. mn bei
mrseve-n Fein'd n einen FriedeirÄschlutz su erwichen,
um uttser Valk von diescr unerträglich.ir Qnal ru
befveion. Dto Verantwortung für alle
8 o l -g e n. d!-o a-ns der /Fartdaucr des jetztgen Zu-
standcs sür uns, für das übrige Enropa und letzten
Ettdes sür dte -gwnre Wolt sich ergobcn mlüssott, fällt
sointt auf s re. Dies mögcn sich nnseve Gogner in
SWölfter Stunde vor Augerr halten..

Frtede, Wbeit, Brot ur/d das neue Deut'chlanv

su jchaffen, i!st aber auch unmöglich, solange Totle
irnfores stgenen Volkss in einein Kampf verharron,
der unser schwer darniederliegendes Staats- ' unv
Wirtschaftsleben vollends su vernichten
droht. Wohl wurde viel geffündtgt arn dentschen
Volk in den vior schweren Kvregsiahren. Darum
ist es uttsore eöstc Pflicht. zu ver st ehen. su h al-
fen uttd su üessern. Abor der Drang der Massen
nach Menschltchlkeit und Menschenwüvdigkoit isi
keine Enltlastung sür eine Handvoll Mhvender
U n r u h est i f t e r, die planittätzig dcn Msbau dvr
deulfchen Republik su stören trachten.

Das neue Doutschlattd soll ausgäbaut werden im
Wege energischer und organischer Ausgestaltung
sum sozialen Volksstaat. Den wirtschafi-
lichen unld sazbalen Jnter-essevertretungen soll dau-
ernd Einflust auf die Gestaltung dos Staatslobens
eingoväumt werdon. Besonders dte letztere Frago
ist GogeiHand eingehender Pllüfung der Rlogre-
rmrg. Abor das ncue Deutschland kannl nicht ae-
schaffon . w-eöden durch einen radikalen
Svruns ins Dunkle. der sicher ein Svrung
in den Abgrund wäre. Die b o -lschewistische
Diktatur eincr Mnderhoit des Proletariars
würde dte Jttduistri-e Deutschlands sicher tn wonigen
M-onaten ruinieren. SelbstveiMndilich mutz
den Lerechtigten wirtschaftlichen Forderunsen
der Arbeitac, Angestcllten uttd Boamten Rech-
n u ii g getragen werden. Dafür wird sich dte
Rvgterung tmmer einsotzen. Aber sinnlose politische
Strerks setzen das Schicksal der Avheiter und threr
Fami-lisn auss Spiel und müssen sur Verelendurüg
führsn. Deshalb gebietet uns das Lebens in-
t 'ress-e unseres Volkes, diesen Bcstrcbungen mit
allen Kräften entgegcnzutreten und gegen Gcüvaill-
akte torrortstischer Elomente entschieden einzuschrei-
ten. Ein schleunigcr Friede nach autzen, futzend
aus Ller Grmrdlage der Bsrständigung und des Bun-
des aller Völker, ist für uns ein Lebeuswerk. Aber
nicht wsniigcir bcruht unsers Rettun-g vor dem Un-
tergaira attf der Notwondigkeit von Frtcden und
Aiubett tm Jnuem.

Darum wende rch mich in dieser ernsten
Stunde an unscx deutsches Volk in atten seinen
Schichten mit der mahnenden Bitte: Latzr
ab vor< der Selbstzerfleischung. ubcwwindet -euch, tnr
dte Augen vor dcm Abgruttd aus! Arbeitet!
Und Ste, dis Abgeordmten missres Volkes, hitte
tch. orohtn sie auch gehsn währsnd der Paiese,
hvuto rn thre Bevatungen erntveten. wi-nkon Sie
itbevall für Frieden und Arbejteu. Unser
Vaterland. unser neues Deutschland darf nicht z u
Schande n werden."

dcx desinittven Klausel, die dieses hiistor.schs Ber-
brechett g-utheitzen s oll. -s-alls AZtlson nicht doch noch
tm letzton Augenblick in oiner Aufwallung dsr E.m-
vörung fortaerisien wivd.

Die Rheinfrage

Der Vtersrrat befatzte sich i'iach Havas anr Mon-
tag mtt dex dtheinfrage. Jn intlitärtschoo Htttstcht
wird das linke Rheinufer nsutralr-
stert werden. Deutschland wtrd nicht mehr das
Necht haben, dort Truppe,, ode.v Festungen su -hal->
ten cder sonst stch irgend welchcr Mtttel Ar vo
littsche oder strategtsche Akttonew su bedteivon. Jn
politischer Hinstcht wird DeutMand die
volle Souverünttüt 'vehaltcn. Die franzö-
sischen Tuuppcn werden zur wtvksmnen M.chetzm!«
Vcr Rheinliiiie schreiten. Auf dem rech t en Ufer
des Nheines wird ein i>0 Ktlometer bvetter Go-
läi'dcistreisen n e u t r a l i s i e r t werden. Dtese
letztems -Matznahme, sowie die Veschmig Uer Nlhe.in.
linie h.rt v o rü b e r g e h e nden Ghavaktcr^ sie
wird n ur 15 F a h r e daueni. Nach Matzgttbe i> r
Bczahlung der Kriegskosteii durch Deutschland rvor-
de» die svanzosischcn Truppen stufcnweise suvückge-
zog-cii werdeic. Die Westgrenzen Deutschlaiilds sind

beieits festgestellt, ebenso wie dte Ostgrense, ein-
schlietzbich der Frage von Dcinzig, woi'über etn Bü-
schlutz gefatzt wurde.

Brannschweig »»mzingelt

Dte Erivkrstsung von Braun.schwcig ift tnr Laufs
des heuti-gen Tages vollständig geivo.dm. Braun-
schwotg ist vollkommen vom Verkohr astacschnitten.
Die RsgierungstruPpen nahen von 3 Seiten der
StM. Vtelleicht suchc-n ab r die Braunschwriger
Spartaktsten sich daidurch üuft su -inachen. datz ste
in attdevcn Städten Putsche ocgantsicrcn-.

Am Sonntag fattd im Schlotz -odno Sihung des
rcwolutionärcn AktioiisauSsch.i-sscs 'statt. in der
darüber beraten wutde, ob dyc Ge n e r a l st r e i k!
fortgesetzt rverden soll. Für di-e -Fo tseh' iig
>d.'s Streiks erhob sich keine Siiinmc. Es wurde de.
schlosseii-, am Mittwoch dcn Genovalstveik abzu-
b rech en, wenn di.e Beamtensch.-ft am Donncrslag
dcn Dtettst wteder ausnimint nn.d die Ai'hcitgcber
sich beveit evkläron, dte Sire'.ktage -u besablo'i un.d
'von MialtzvegHluirgon absusc-hcn. Diase BTdinaum
gcn lehnton dte Becrmten und die AvbeitgcDcw
vund.wLtr ab.

Ein Wort zur preutzischen
Frage

Bon Prof. Dr. Michael-Freiburg

Der heute oft und von wichtigster Stelle aus
zur Erörterung gestellte Gedanke einer Zerle-
gung Preußens in verschiedene kleinere Staa-
ten hat für den historisch Denkenden etwas Er-
schreckendes und Abstotzendes. Ein so alte»
und mächtiges politisches Gebilde in Teile zu
zerschlagen, muß notwendigerweise die schwer-
sten Folgen nach sich ziehen. Preußen hat die
deutsche Einheit geschaffen und ist bisher ihr
Hort und ihre Zuflucht gewesen. Heute fürch-
tet man den Druck, die Beoormundung eines
freien Deutschlands durch den alten Preußen-
staat. Man denkt an die Verbindung der
Kaiserkrone mit dem preußßischen Königtum.
Man denkt an die 17 preußischen Släinme im
Bundesrat. Man malt sich Gefahren aus, die
entstehen könnten, wenn Deutsch-Oesterreich in
das Reich eintreten und vielleicht die Neigung
zeigen würde, auf Grund alter oder auch neu
erwachender Eifersucht auf ein starkes Preu-
ßen gegen dieses zu arbeiten, andere Glieder
herauszuziehen, einen Bund, man spricht gar
von einem Rheinbund, mit ihnen zu bilden,
um ein Gegengewicht zu schaffen. Schädigung.
Auflockerung, Vernichtung der Einheit des
Reiches, Auferstehen des alten Dualismus von
Preußen und Oesterreich, des Verhängnisses
des alten Reiches und des deutschen Bundes.
alle diese Gefahren, sagt man, roürden mit dem
bloßen Fortbestande Preußens neu erwachen.

Ist dem wirklich so? Niemand kann heute
von dem künftigen Leben des zu schaffenden
deutschen Staates ein klares Bild entwerfen
oder voraussagen, wie die einzelnen Gewalten
mit einander leben und auskommen werden.
Aber es wird ja ohnedies alles anders sein wie
früher. Die Verbindung der beiden Kronen
gehört der Vergangenheit an. Die Stellung
und die Rechte der Einzelstaaten im künftigen
Staatenhause sollen erst ducch die National«
versammlung festgelegt werden. Warum soll
es da nicht gelingen, Vorkehrungen zu treffen,
um allen jenen wirklichen oder angeblichen
Gefahren zu begegnen? Die Deutsch-Oester-
reicher, wenn sie kommen dürfen, werden freu-
dig und ohne Hintergedanken in das neue
Deutschland eintreten. sie werden froh sein, als
Deutsche mit den andern Deutschen leben zu
dürfen und werdeil nicht als Feinde Preußens
austreten. llnd wie sollten sie auch? Fhre
Stellung ist ja mit der der alten Habsburg-
Monarchie gar nicht zu vergleichen. Diese
wottte als Ganzes mit all ihren tschechischen
und ungarischen, südslavischen und italienischcni
Völkern und Gebieten auch noch über Deutsch-
land herrschen. Heute kommen die Deutschen
Oesterreichs allein, losgelöst von jenen frem-
den Gebieten und Nationalitäten, als deutschs
Volksgenossen, nicht als halbfremde Eroß-
macht. Um ihrer millen braucht Preußen
wahrltch nicht zerschlagen zu werden. Im Ge-
genteil, der Eintritt Oesterreichs vermchrt ja,
nur die Zahl der deutschen Stümme außerhalb
Preußens, vermindert also in demselben Maße
das gefürchtete Uebergewicht des stürksten
Staates.

Sollte Preußen verschwinden. so ginge mit
ihm ein wertvolles Stück historischen deirtschcir
Lebens dahin. Der preußische Staatsgcdanke.
ist cine Akacht noch heute. er wärc "erlore.r.
lcl'l ,«,ch ,»'ch nllem >.n-srl,el,Äu.«'
Nl»r«-ichc>, Erschlchtr. i,,

w«k-nden Tr°di,i°„en seines Beamtcntuins. in
scineii Univcrsitäten, scinen Schulen, in allem.
was cr an Geist, an Wissen, an Technik dem
 
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