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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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älte des Landgerichtsbrzil!;-',
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23. Juni 1919.

Der

ule Heidelbe«

)rüfung für Sexta firidet aü
mittags 8 Uhr statt.
Freitag jeweils 11 bi->!
und letzteS Schulzeugniz fl

mi 1919.

Direktion: Wiüs!

ruchung.

Ättslandsiiithl bk>»'

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Heidelderger Zeitung erscheinl an j«dcm WoLentag mittags 12 Uhr. Amtliche» vcrkündi-
gungsklair. <Sratjsb«ilaZ«n iind di« Y«id-Ib«rger Famili«nblätt«r. aicherdtm amllicher Wohnungr-
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lUnabhangige TageszMmg)

^^^^^iguttgsblalt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würtlemberg.

Nr. 144 Mlttwoch, den 25. Iuni 1919 61. Iahrgang

Vor der Unterzeichnung

Voraussichtlich Donnerstag

Paris. 24. Il-ni. (HavasI Dutajta traf
heute morgen in VcrsaiNes cin und untcrhielt sik»
cinige Augcnblicke mit Herrn Lcrsner. Dutafta
schlug alsTag derUnterzeichnung den
Donnerstag vor.

Aus Paris ivi.r- weiter gemelbet: Die Unler„
zerchnung des Friedensabkommens wivd wahr-
schelnlich am Donnerstag zwischcn 12 unL 3 Uhr tm
Sviegelsaal des Versaillex Schlossc„
slüttsinden. Vocaussichtlich wrrtden bostimmrr
Feierlichkclten mit der Unterzejchnung verknüpft
werden. Der S-Picgelsaal ist ber<its instandgcsetzt
wordon. Mitten im Saale stoht drr grotze Te>ch
sür die Bevollmachtigten d^r Alliierten. davor ein
U iner Tijch, an dem Clemenceau mit den Schrifft-
stiicten sitzen wi'd, Hier soll dev drutsch Bcvoll-
mächtigte Siegcl u-nd Unterschrift unter dcn Ver-
trag setzen.

Man beachte dle neue Kränkung: ausg r chnei im
Derchiller Eviegclsaal. der Stätte der Kaiservrokta-
mution am 18. Januar 1871. soll die Unter^eich
nung des Vertrases. d"r das Ciegel unter lda».
Ende des deutschen Kaisertums und Re chc<-- setzr.
erfolgen.

Die diplomatische Lage

Clemenceau wird sich am M'ittwoch nach
Versailles begc-ben, um dort dii^lctzten Anoodnw>-
gen zu tresfcn. Wilson wird ncch onn Mci?!d ver
Unteneichnung nach V:cst abibisen, um am näch-
sten Tage nach den Dercitzigtcn Staaten iiv Se' »a
gehen. Cosanidter v. Haniel wu.de am AkiüntcA
srsucht, unvcrzüglich die einzelnen deutlschcn Bsvoll-
Nlächtigten u-nd den Zeitpunkt ihrer Ank'nrft ansu-
geben. Jhre Vollmachten we-ciden dann gevrüft und
ihre Namcn an den Kopf d's Friedensvertrages
gesetzt. Diese Forineln werdcn wohs einen Tag In
A"spruch nechmen.

M öas -eutsthe volk!

Die Rechsregierung evlätzt einen Aufrüf an das
deutschc Volk, in dem es heitzt:

Die Reichsregierung hat mit Zustimmung
der Nationalversammlung unter dem Druck
der rücksichtslosen Gcwalt beschlos-
sen, deu Frieden zu unterschreiben, nur in dcm
einzigen Gedanken, unserem wehrlosen Volke
ncue Kriegskosten und Qualen zu ersparen. Der
Friede ist geschlosscn. Nun wahret und
sichertdenFrieden! Auf jede nicht er-
folgte Leistung können die Gegner mit Vor-
marsch, Bcsetznng und Blockade antworten.
Man zwingt uns, Deutsche auszukiefern, wir
haben uns bis zum Aeuhersten dagegen ge-
wehrt. Für die tiefe Erbitterung un-
ferer braven Truppen haben wir volles
Vcrstcindnis, aber wenn Offiziere und Mann-

schasten nicht noch fester für innere Ordnung
eintreten, fo liefern wir nicht nur eine paar
hunderte, sondern Millionen unserer Lands-
leute aus und zwar der Okkupation, der Anne-
xion und dem Terror. Deutschland muh
lebensfähig bleiben. Ohne innere
Ordnung keine Arbeit, ohne Arbcit keine Der-
tragserfüllung, ohne Vertragserfüüung keiir
Friede, sondern Wicdcrausflainmen des Krle-
ges.

Keiner darf berseite ftehen! Es gibt nur
einen Weg aus der Finsternis dieses Ver-
tragcs: Erhaltung von Neich und Volk durch
Einigkeit und Arbeit. Helft uns dazu,
Männer und Fraue-r!

Uwterzeichnet ist der Aufruf vom NeichsV-äsidtN.'
ten und dsr Rcichsrcgierung,

M öas baöWe Volkl

Die Natifitation

des Vertragcs rst erst der eigentliche Fr'.edensschlM,
nicht schon die Unlerzejchuui'.g. Jnfolg-desien wer-
den die diplomatilschen Beziehungen
mit Dcutschland voraussichtlich n-cht sofort wioder
auigenommen- werdcn, sondern erst nach dor Nalr-
fikation. Zn den einzclnen Ländern ist nrrt einer
mchr od-r mind'r staiken Oppositi>on g'g n den
Fviedensvertrag zu lechircn, doch wird die Zusttm-
mung der Parlamente woh-l jchlieblch erfolgem.
Eitz« uirsichcre Lage hat sich bis ietzt nur in dcn
Dereinigten Staaten gezeigt, iodoch aus inner-
politilschen Eründen, die voraussichtl ch dle
Ratisrkation nuv hinausschiob'n. ab:r nicht verhin--
dern werden. Nach dcm. Echo de Paris soll Ele-
menceau der Meinung sem, dab sein Werk
vollendet ist und soll dic Absicht geäutzert ha-
bcn. sich nach der Unterzcichmmg des Fricd'nsvc>r-
trages zurüctzuziehen. Echo de Paris schlietzt
dacaus. datz der Fricdensvertrag durch Kammer
und Senat Eade Iuli ratiiiziert sein wird.

An zuständigcr Stclle in Bcilim ist man der
Auffassung. dab d:e Ausführungdes Frtc-
densvcrtragcs erst mit seiner Ratift-
zierung Seginnt, was für die Räumung d?r ad-
zutretcndcn Gebiete nnd für die dortige Gestaltung
dc? Vcrwaltung von grotzer Bddeutung rst.

Die Stimmung in Paris und London

Puris, 24. Zuni. (Hävrs.) Alle Ministcr bcga-
ben sich am Montag obcnd 7 Uhr nch dem Koieg-^
N7i>!'ste:ium, um Clemcnceau zu beglück-
wünschen. D.e Kirchenglock-n vcrkünc-eten ge-
gen 3 Ubr au-f Ar-o.dnung d.s Kardmals Ametre
datz Deut'chland b-'rcit ist, dcn Friedensvertrag za
unterz'ichncn.

Ainstcrdam, 24. Juni. Neutei- meldet aus Lon-
don: D e Nachr cht. datz die Deutschen unterzeich-
nen, wurde in London rnhig auifgenommen. Es
w ' den ke! ne Knndgebungen veranstolker
wie bcim Waffcnstillstand.

Englischer Protesl

Dic in den -rstm Monatcn. d-'s Kctegcs in Eng-
land c'ntstan-dene Unton für demokratische
Kontrolle nimmt zu dcm Friedcn in D rsail-
les in f>ls'7d r W'ijc Stellung:

Mitbürger!

Zn diefeir schwerstcn Tagen deutsch^ Eeschi'chte
wenden wir uns an.Euch!

Der d r deutschen Ncpublik aufgezwungene Friede
ist ein unerhörtrr Verstotz gegen d e Gedank n
dc- V ö l k e r v er st ä n d i g u n g, des Nechr»
und g gen das Wilson-Progrnmm. Po-
litisch und wirtschaftlich sind die Folgcn
sür uns, darüber soll kein Zweifcl seln. furchr»
bar. Die Zukunft wild lchren, datz dieser Fri<4lrn
testz des b sten Willens, gcschlosiene Vertrirge zu
haltcn, dir Kraft des deut'chen Volkcs Uber«
ste i g t. Die Zeit mutz ksmmen,-La eins vom Seiftr
der Kriegshehe befreite Welt zu cinem gerechten
Urteil fähig sein wirtz. Dann wird mcm crken-
i en, welches Unrecht untcr Bruch feier«
lichex Zusagen dem deutschen Volke zusefügt
wurde.

Mit besondercm Schmerz crfüllt uns das Schick-
sal Kehls und des Brückenkopfgebietes.
Wir hoffen zuvcrsichtlich, dah in Bälde durch beosr-
stebttlde Vereinbarung über d'.e Handbabllng drs
Bcsatzungsrechts die Lage der getrenen Bevölkerung
erleichtert, ihr freier Verkehr mit dem Deutschcn
Reich zugestanden, und so der Weg zu ihrem Hei--
matstaat und Volk wicder gcösfnet wirb. Mir
stchen unentwegt zu dicsvn am härtefte n
Betroffenen Un^erer Bürger.

Karlsruhe, 23. Zuni

Das badische Staatsmiilisterium
Geih, Staatsvräsident.

„Die Zukuuft des -deutschsn VolLes aulf Grun'c» des
Friädcnsvectrages ist die e>n-s Sklavenvol-
k e s, das für seinen bewcvffneten Eroberer frohnrn
mutz. Es tst möglich, datz die Deutschen keine andcre
Wcvhl häben, cvls diesen Vcrtrag -u unterzeichnen,
desien Ablehnung sie dasu vevdammen könnte, ihce
Kindrr unter -den Augeni sterben »u sohen. Was
uns bctrcsft, >o erkennen wic diosen Vertvaa i n
keiner Weiise <rls moaalifch gültig an
und betrachten es als eine dcr hauptsüchl chssten Auf-
gaben, an> se-ne Stellc einen Frred n LU seven, dcr
den 14 Punkten des Prästdent-n Wilson und Lem
Bcstrctben un'd Fdoal aller Völkc r gscecht wird.*'

Die italienischen Friedensbevollmächtigten

Da Salandra es abgelöhnt hat, als Mitglied
der Delegation aufzutrcten. wird die italtcnische
Abordi'ung wahrschoinlich ans drm Botschaftör I m-
veriali und den Senatoren Tiltoni. Mar.
coni, Ferr-ari nnd Scaloja beste-hen.

Die Waffenstillstandskommisiion

in Spaa hat auf Erund dsr Erklärung der Regie-
'vng, den Friedensvertrag bedinaungslos ru unb-r--
schveiden, iihre osfiziellc Tätigkeit eingestcllt. Sre
wird nun noch die laufenden Arbeitcn erlediseu,
uin dann nach Berlin zurüchzukehren.

Die dcutsche Valuta steigt

Die dcutsche Mark ist gestern in Vasel von 40 auf
43 und die deutsche Kriegsanleihe von 74
auf 76 gestiegen.

Sofortige Auslieferung

Ueder die Perfonen, die an die Alliierten aus-
geliefert werden sollen, herrscht. wie aus d:r P
risiD Pvesie hevoorhebt, keinerlei Klarhcit.
Wie es heibt, wird das Verzeichnis von dcnjenigen,
die für schuldig befunden werden, in don nächsten
14 Tagen ülberreicht werden. Eine Komnrssion
soll darMer sichere Veschlüsse fasien. Dle sofor-
tige Auslieferung ist durchaus wörtlich zu
nehmen. Die deutschen Politiker und Militürs,
die zuir Derantwortuna gezogen wevden. müsien von
Deutschland innerhalb einer sehr kursen
Frist ausgeliefert weüdcn und sollcn von
der Entente solange in Gewahrsam genommen
werden, als eineEntscheidung üdc ihreNrozess
erfolgt sit.

Das Gaukeispiel Erzbergers

Ietzt ist es unsere h e i l i g ste P s l i ck, t,
Vaterlandc zu dirnen. In den Tagen des
E-lücks haben wir Deutschlond immkx die Treue
bewahrt. Dop » elt stark sei sie in diesen Zer-
tcn tiefster Not. Der Wilie, trotz allem eiue neu-r
deutsche Zukunft zu schasfen, mvh uns erfiil-
len. Nettung kann nur werdeu, wenn jcder
E-nzeLn-e in treuestrr Pflichterfülluns
seine Arbeit leistet und so mit ganzer Kraft dem
Vaterlande die„t. Die sittlichen und sec -
lischen Kräfte unseres Volkes sind tief er-
schüttert. Ein brulaler Egoismus
macht sich breit vnd sübrt Zum Kemps aller g?gen
aüe. Wir müssen ru den alten Grundsätzcn der
Arbeitsfreude und dcr Pslichterfll!-
lunL zurllckk hren. Wie so ost in den letzten Mo-
naten wollcn wir B.idener vns anch hier besondcrs
bewäbren. Bergetzt nicht. dvtz dcr neue Staat
der Staat aller »st. Ihr dient Euch selbst,
we,in Ibr Eure ganze Kraft für das Wohl des
Staates einsetzt. Nur dann ist ein Volk vcrlorc^,
wcnn es sich '«lbst aufgibt. Unsex Elnube an
Deutschland bleibt imerschüttrrlich. Durch unscre
Arbeit schaffcn wir uns eine neue Zukunft!

Gegen die Auslieferung

Wie die Deutsche Tageszeituug mitteilt. hat eine
Ncihe oon Offizieren der Reichswehr in einem
Telesramm dem Minister Noske mitgeleilt, datz
sic bereit selen. mit ihren Leibern Ludendorff
vor der Auslieferung zu schützen.

Die Vertreter des R e i ch sv e r ba nde s d c u t-
scher Unteroffiziere überreichten dein
Neichswührminister eine Kundg"bung mit der
Bitte, sis dor Regierung su iibermitteln. Die
Kundgetbun« richtet sich gcgen die Forderung dcr
Entente ouf Auslieferung des ehemaligen
Kailsers und gowisier angehlich schuidigcr Per-
söulichkeiten.

am Sonntag und ZILontag kennzeichnet die n.atio-
nallibcxale Korrejmild ns folgcnvermatze,'-

„Die Regisrung und ihre parlamenlarisch.'n lde-
folgsleute haben es am Sonntag fertig gchnach:.
die Geister noch e'inmcrl gvün-dlich »u verwirren
Akinisterpräsident Vauer erklärte am Montag, dio
Hoffnung der Regieruug, rhre Ehrenklauscl durch-
zusetzen, sei nicht sohr grob gcwosen. Bis zum
-Sonntag aber konnte man namentlich aus Z-n-
trmnskrecsen so oft und so entschieden wie man
wollte, die -Versichcrung hörcn. datz die Entente in
dem -Chrenstandvunkte Dentschland nachgöben
werde. Wre versichect wird, hat Ersbevger
das Einlenkcn der Ententc in gewisse ^luSsicht ge-
stcllt. Er hat, wie das seine Art i'st, sich in apod-ik
trscher Sichevhoit auf Gewährsmänne-r berufen, dc.
ren Autorität nicht gut in Zwcifol zu ziahcn war.
Zentrum und d e Sozialdcmokratie sind deshalS,
zum grohen Teil wenisstens, in gutem Elauiben
auf den Er rd e r ger s ch e n Leim gegan-
g en. D-ie Regierung selbst aber hat nicht das
Vertrauen gehabt, alles auf die Kacte zu sctzen,
die sic in letzter Stunde noch aussvielte. Die erffte
Fornrulierung des Vertrauensootums band d^
Regrcrrng an die bcdingte Ännahme d--s Frickdcns'
vertragos und knüpfte darän das Vertraueirsov-
tum Dann hat man zweimal im Laufe dcr De-
batte die Form dcs Antrags geändert und zwar ln
ver offenkunldigen Msicht, der Regi-erung rm Not-
fallc freie Hand arch für die vorbahaltlose llnter
zeichnung des Bertrages zu gcden und dir Stttn-
men dcr Unäbhängigen für die Regierung su g—
winnen. Zu gleicher Zeit gwb man den BedenL-
lichon, nanientlich in d§n Reihen des Zentrums.
mit dem Brustton dcr Ueberzeugung zu verstcihen,
datz die Regierung die Er>mächtigung zur Untev-
zeichnung natürlich nur in drm Sinne auffasie, in
dem Alinistcrpräsid'nt Bauer sich ausgeffprochrn
hatte.

Dies war ein ebenso unehrliches wir
unwürdiges >20101. und es bat srch an der Ne-
gierung selbst moralisch gerächt. Schon in dvr
Soimtagnacht wurde klar, datz die Notbrücke, die
man rur Wahrung -der Ehre gebaut zu haden
glauLto, zuffammenbrach, und nun nrutzte dre R>c
gienung Fadbe hokennen. Das Zentrum, das sich
ain Sonmtag durch die Rcde des Abgoordneten
Erc dec auf den Ehrenstandpunkt bis -um äutzerstea
festaelegt battc. wurde rebellisch. Um die Mittag«-
stunde dcs Montags hätte man fast glauben köa°.
nen, die Natrvnal'velffammlung werde sich nun docy
auf die> Pflicht der nationalen Ehve bosiunen und
unbekünrmert um die Folgen d?m Felnd das Doka-
mont unserer nationalen Schniach vor die Fütze
werfen. Aber diese kurze varlamentari ch: Auf-
wallung war trügerisch. Tatsächlich war -^>'e Enr-
scherdnng deveits gofallen. Am Sonntag hätte
sich zeigen müsien. ob die Nationalvirsaimnlu-ng
als das Soiegelbi-ld des deutjchen Volkes d'.e Kraür
noch in sich fühlte, NZ'iderstand zu leisten und allc
Rathchläge der A'ngstl'chk it und B'denkl chke t
durch die TriSbkcaft der nationalen Ehre zu iibkv
winden. Diese Probe hat die Nationalverffamm-
lung am Sonntag nicht bestandon. Die w'ch-
selvolle Gostaltung der parlamentarischen Lage mn
Montag mündete infolgedesien schUetzl'ch in -das
Ergebnis <ün, >das man vovaussehen konnte: Die
Rcgierung unteryeichnete bedingungslos. und d'.e
Möhuheit vom Sonntag wide-svrach nicht.

Zn einer Stunde. dcrcn Dunkelheit. de
deuksche Entwicklu-ng lange. lange Zelt
überschatten wird. halben die Michrheit dep
NalionLlvkrsammlung und -d'e Rcgierun-g sich bc-
dingunsslos unterworsen. Die letzte Mögl'ch c't,
durch Midcnstand das Schl'.mmsts su verhüten,
wurde dadurch vcrschrrzt. Die unsägl'chen Lcid'u.
dis wir für diese Vodenklichkeiten des Augendlicks
eingctauicht haben, wcrden uns leider nicht ersvart
bleiben.

Erzberger ein Verräter?

Der bekannte Kriegsberichterstatter Scheuer-
manu, der zurzeit in Vcrsa lles weilt. macht
Erzberger fnr diesen Schmachfrieden ver-
antwortlich. Er schreibt:

„Herr Erzberger hat alles getan. um d e Ar-
beit der deutschen Friedensdelegation Schwie-
 
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