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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0383

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Hsidelberyer Zeiiurrg ersä>eii» kn, jrdk«, '.-r-l'cheiikig Eiqt « illn'. rimMctz««
ßvngsbltül. G,<,I,5l>«tlagc,i siiid dic lzelsFllierHer Firmlttrnblütter, aicherdk!» aiuUicher WqlkMN-s^
anzelgcr. Dt« >>vlc>rll':rgc> ^eilnng kau» d»>,<'> «lle Pcsranstalteii, diirch die Agenlurei! a-is d«m
Lcmde, dir Triiüeitniie» und bel ber KeschKsiafleN« seldsr yoüpistra»« 23 - manarltch nvd
vterteljährlich bestellt »verdeii.

HcH.ptschrWeiirr: trurt F- i i ch e r i» HeiüelberU.

Drulk ri. Vellag: Theodor ^eriiendusch, tzetdelberger Berlagsanstalt«. Drilcherei, tzetdelbekg.

Bxzugs- »Ilid Anzejgrupreis. Dle „tzeiö-Nerger lioste, t-ei jeder Pvitanslak

woaatttch >LV mert-iiilhritch 1.N» .'.'t. s«ssch'.irtzlich 3»ft»«qrbühr. durch dlr Äqenwrm »tz'^
dle Trägerimie» ftei Haq> aiongUiK >.t5 M. - Die sechsqespalt«,« Vettkelle »dec dere» -itawn
liosict 35 Psg.: lnr Neila»,etttl dte vtergespa't«»» Petitzctie 1.2». i:,ik Plat.yorichrist ,At.
Brt Wiederholringen.Siachlab nach Tarts. Erfüliiurqror» «st tz«l-etk>«'g. ^liizeiverkans IV Psg.

Vriikk u. Derlag: Lh°odor lLerk>«nk>i,sch--tzeldklberger t-r«ra,«r<allstali u. Di-^ierei tzeldelbeeq.

Pvstschechtnmlo -larlsrnhe Nr. 8l'«7. F^riisprecher: Medaliiton isr, v'eichtisisstclle bL

(UimSHLugige Tageszeitrmg)

Verküttdignngsblati für Nordbade» nnd die Kngrenzenden Teils vsn Bayern» Hssssn und Würltemberg.

Nr. 68

Freitag, den 21. M8rz 1919

61. Iahrgang

Die Fahrtverweigerung drr
Aamburger Sesleute

HamS « rS» 26. März. Die NcjchsrSgie -
vung bat Berhandl« ngc « mit deir HkmLur--
ger Seeloute« eingcleitet. Es ?oll unter allcn
Umstände n die Auofahrt der Lehensmittol-
dampfrr fUr diefe Woche errricht wcrden.

Der BHchluh dcs im splwtattstWen FÄknwassec
sesolndsn Soemcmnsbustr-es wurde in emer scrsr
3000 Mmn starken Versammlung gefM. dis sich
rmii grötzten Teil aus Ardeitslosen und
Nichtseeleuten.öusammensctzte. Es kcrnr su
junmitarlichen Auftrrtten. Jnlolgodesien erschrini
hts Bchchluhfaffu.ng foaglich, 'da sich viele Ange--
liöriss des Seenuvnnlmndes zrtr AusfaHrt
b-erett erklürt haben. Hinzu kommt. idcch dn ge-
fMNte TvansportarLeiteriverLa^d <de-n Ein.'gungs-
vc^chla« der Regierurrg angenammen bat. D e
Berhaildlungen dsr Regi-enmg mit don Veritretern
des See.manusbimdes HaLen bereits zu Änein

Entgegenlommen der Seeleute

'üestiflrt, das in folgende Borfchläge praztsren
avuüde: 1. Die Sealeute verzi-chten auf Sästffon mir
TrnpVentrcmsvorten zu flrhpenj 2. die Entente soü
auf rsmen Fvachtdcunpserv fiinfzig Prozent
deutfche^Besatz-ung lasion.

Disse KVe'rle Forderung Sst dosbalb uneMllbar»
weil die> Entonje d-en Schlsfothrtsvertrag ber-eiis
'sestgeleLt hat und keinesfalls in sine Äendrrmlg
einVtMgrn wiirde. Dte Vollversammlun-s des See-
vio-nnsbmrlses hat zu disssm Beschlutz noch keine
Stellung genommc«. Falls-es nicht gelinat, in wei-
tcvon Verhandlungen den Slairdpunkt des See-
„rannsbundcs dachtn zu änden. datz im Agteresie der
Essalintheit des veutschen Belk-es vor allem die Le-
Lc«rsintttellieferungen sichergsstsüt werben, steht ru
!hcfiirchte n, datz drc gcfaintsn L-sbensmittol- und
Hanjdelsäbkommen settens de-r Entente z ur ii ck-
gezogen urkd damtt die Möglichkeit grosier iime-
rer Unvuben geschaffen wird. Es ist notweridig, dcch;
das deutschs Volk einnriittg -dagegerr Enrspruch er-
lwbt, durch dsn Terrorismus einer geringen Min-
lberheit auf urrbastimmte Jeit ldie Festigung seiuer
i.nneren Verhältirisis zu gsfähvden.

Nach Mitteilung des Ssemannsbundes wurde die
Reichsregtexui'ig durch'Vermittlung der aintl chen
Stellen drabtlos ersucht. Let >der Entente
riochiuals m «d»r Vesatzungsfrage vorstell s zu wer-
den und zu ersrrchen, daü ain Teil der Bssatzuir-g a,r
Bovd blMcn kann.

Arbettswillige Seeleute

Fnr Gegevistrk zu den Hanrburger erklärten stch dro
Brcmerhavener Seeleute mtt den Be-
dingrr-ugnr einverstanden und zurÄbfahrt bere t.Der
Verein der Kapitäne und Ofstziere der Hackdelsma-
r rnc. drr Verband veutscher Seesch'i-ffahrtsveretine
uud der Verband dcr tcchntschen SchMsof t-iere der
Handelsmarino protostierten auf das Eneigschsts
chas Vorgeben i des dou tschrn SeernanNs^
bu.rdes. Dic Dorbärrde e.llärtcn. -dan rhre Mtt-
glieder bereit sind, Schtffc zu besetzen.

Fn Stettin weiidon dte auf Gruud des
bensmtttelabkomnlens mit der Entci-te ausgewähl-
ten 'deutschen Schiffe mit «ller Beschleunigung 4U.r
Aiisfcchrt Seveit gestellt.

Schrch durch Kriegsfchiffe

B e r l i n, 2«. März. Infolgc der Weieerpug
cinlger raditalor Ssenrannoverbäikde, sich on Bord
der om« kifendcn drutschc,» Lebeusmittetsch'ffe ru
begehen, uror d!e Ausfiihrung des BrUsieler Abkom-
kvcns und die Verpflenung Deutfchlonds in Frage
«cstellt. Desl,- lb hot bie deutsche Waffenstillstaklds-
rvmmlsiion om 2». März hei den alliierten Negic-
»unaen den Antrag gestellt. bie (Senehmil,>«ng zur
fofortige» Z nd l e nst ste l ( u ng uo» 4 tleinen
Kreuzern auf dem schnellsten Wege zu erte lcn.
Durch d^ese Motznohme wiikde der Schutz der fosor«
tigen Busf»chrt der Handelsfchisfc, sowie dex zu er-
«rartende Lebenvmitteltransvort gara; tiert.

* Gencral Slrt von Arni,» soll in Nsch in Böh-
tircil ermordet rvorden sein.

Gegen einen

Berlin, 26. März. Zu dcr Note an Vie En-
tente, ig der Erzberger sich erkundigt, ob dre Gn-
tcnte uns rvirklich cinen Vorfrirdeir ohne Debatt«
ansinnen will. wird noch gemeldct, d d die deutsche
Regierung wedex einen Borfriedcn, noch einen errd-
gültisen Friede!«, an desie« Verhandlungen fie nicht
teilnehmen hat können, nntcrze>chnen wird. Soüte
die Ente <te also wivklich die Abficht baben,
»n'S den Fvieden zu diktieren, so wird die Ansfiih-
rmig drcser Absicht an unsererWeigernng
f ch eitern. Die Entenre aber wlrd sich zu VLer-
legen haben ob sie noch lange »nit RUcksicht auf die
in ihreg Ländern herrschenden Strvmnnxen Vri» Zu-
stand der Friedlofigkeit wird ertragen könnea.

Deutscher Einspruch

Jn ver Ictzteir Sitzung der MrffenstillstcklkldsÄrui-
mission e-ühab General v. Hammerstein Grn-
sv pluch daaegcll, vab die EeMer rvÄhremd der leu-
ten Zert Fovdermigen an Deutschland m der Wsshe
üüerm'ttlolteiv, datz kurzer Hand etne Entfchop-
vuns der alliterten N-e.giernngen in 'der beti-effenven
Fvage mitsotoilt wurde. DvSse Form soi, wte der
deutsche Vorsitzen!de hervorhob, wnr so ungewöhn-
licher, als es sich dLbei meist mu Foidemngen
bandslt, die itbor dio Bedingunsen ^es WaffensLtll-
stkiides b'rnaüsgghe-n. Von Hannnerstsin fvvach d?e
Erwartlmg crus, datz dte For-m. wie sie Unl-er
gletchberechttgton Saaten angeretgt isl!. in
Zukunft gervahrt weiide. Er ermnert-e daran, datz
er lbeveiis fvüher etnmal darauf himveissn matzte.
Noudant ovwildsrte er wer.de stch Mllhe geben,
Latz vbcses V o r? o m mn i s f i ch n ich L wis.de v-
b o l e.

AUqememes unbehagen in Paris

Aus der Pariser Press-e gebt hervor. datz das a l l-
gemeine ilnbehagen über das langisame
VoranschrLiten der Konfereivza b-it recht srosten
ilmifang angenommcn hat. Schilidert -dsch sogar der
,.M a t i n", dab vor dem Zusamnventritt dsv grdtzen
.Montagssitzung-schon stmrdsnlanig vor Bostim e-me
grobe Menschsnmenge das Ministertum Mnlagene.
Ne in erregter Wetse die lLM!he.nschwtrr>endcn Ge-
riichte Mer otne neue Versch'öbung der Konferrmz
besvrach u-nid stchtltch arl.strtmehe. als dte eHe-n Gr-
gebntsse d.r S'chuna b kaaiit wurldeu. „Iourna!
des Debat s", „Iourna l" -v-nsd „Infor rn-a-
t i o n" wLlsen berctts dava'uf hch, dcck es s o ntchr
w e-r te r g-ebe n könne und st.sillvwovt"«, demeirr-
sprechcnd don Mschluß cines neuen Waffeusttllftan-
des, wenn -etn Borfriede nur daldurch ermbslichr
uxrdeii kön'ire.

Eanz mit ldem Eedanken etuve'.standen, doir L6as-
fenstilllstand ausjuschalten, rst «'sentltch nur Herve,
in dor „D'.kto-ire". Gtn neuer MLfs-enstillstaild sei
jetzt nicht niötig, de,m milttävW babe man von
DautM-and jetzt w'rklich n'chts mebr ru befüchten.
Dcr gesunde Menscheiwevstand fo dere die Auvser«
tigung des Vorfriedeirs, aber es nrlisie Zehx fchnrll
gchen.

(öln grotzer Teil der Prcsie ist beunrubtgt Über
don Bcischlutz der Kons-ereirz, die Kontrolte
Uber Deutschland nnr noch fo lange durchzu-
fllhron, b-is dte FriedensbedingungLn. ausschl'etzl ch
ver fvnianziellen Badtngungcn, von Deutschland er-
fi'llt seten. Das ..Eckia de Baris" msint. von
dem We'tepbestand der Entente bleibe bet diclj ' ,

Die neuen Generalstreikpläne

Mr dcn von de» Spartakisten und Unad-
hünigigen tn Ausficht genmnm^nüu nouen Gene-
ralstreiik hat die N'e ichsregierung alle erfo^
dcl.lichen Vorsichtsmakregeln g^t-offsn. Ml-
lei» fllr Berlin stnd mehr als 80 000 Mann su-
vcr lasitü-o N eg i e r u n gs t r u ppe n rlSsaMNwn-
g^ogc-n.

illc-ch sllr d i,e ii b v /E n orddeutschen Grotz-
städte stcihsn, falls der O -nmmlst-e-'k du ch dan
Spartutostcrror dich^mal oill-sacht wcrdn sollr-e,
0,00 g e n U gende Z a h l von Regierungstrllppen
zur V ^llaimg. die sofort Pillscho wle Plllnderun

DikLat-Zrie-en

Besthluh nicht mchr vi-el übr ia. „Pettt Par»-
s l e n" beseichnet dichen Baschlutz als e'men fehr
srotzem Arrtlnn, da, stch dle Deutschen nllr ss langr
füsen werdsn, als ste kvntroMert wevden. Der
„T-e m p s" ver-langt als Enischädigung Air die fal-
lengslasisnen milrtärLschen Garantien polttts
Vürgschaften, cndvm man entweder Preutzcn
als Stalrtswesen bÄstehsn lasie, da>nm ckber unde-
dingt PrEhon göwlsie Gebietsteile wegnchme, oder
alnrr dsn mLutzlschen Staat als Staatswefen mö-
löse.

Für Aufhebung der Blockadc

-Jn der Mttwochssttzung des englischen pntev--
bausos evklärte Ebamberlain während der De-
Latte LLbe-r dto Finairzlage, K' ccher die Blockace
aufgÄhvbeni wevden könne, um so angenehmor
sej es für die Alliterten, ldenen es willkom-
men wläre, wsirn Deutschland e'men Teil ssiner Vsr-
sorguyg von den neuiralon Länderir beziehen
könnte.

Wi>e Adornin« Post meldet, wird Llovd Ge-
org« am 3. Avril vor-lärrf'g nach England zuiLck-
kc-h-rau. um die gchetzgeberischen Mahnahmoni sür dce
vollständtge Aufhebunglder Blockade
vovzuibevebten. An der Aufhsbung der gofamtM
Blockads su« 1. Mai se'i n'.cht mehr KU zweisoln.

Fmnzöfifches Protektorat von Mtamiheim
bio Vafek

Die Frage der InLernationalisie -
rung des Rheins ift nach Schweizer Meldun-
gen erneut in der Konferenz behandelt worden
und wird nächster Tage bei Beratung der Fest-
stellung der Westgrenze Deutschlands endgül-
tig erledigt. Es besteht zur Zeit eine unbe-
dingte Mehrheit für die fre ie Schif f a hrt
auf dem Rheine für alle Staaten, während
Frankreich ein Protektorat von M ann -
heim Lis Vasel fordert. Es wurde tn der
Konferenz erklärt, datz auch die Neutralen ein
grotzes Jnteresse an der freien Rheinschiffahrt
hätten, Frankreich verfolgt allerdings mit der
Rheinfrage gleichzeitig die Errichtung de:
Rheinrepublik. Hierzu erklären franzö-
fische Politiker, datz die Rheinrepublik kommen
werde, werm es gelänge, den Friedensschlutz et-
was htnauszuzie^en.

Dte Ti-mes berichtet aus Paris, 'die frauzöftsche
Rcsverung «haibe neueMngs eoklärt, ste denke n-ich l
dai an, vas l r n k-s R bein -uf er ruannekti e
r e n. Sie -schr-int ai'ch auf die Errichtung e'ires
unMhängigen Staatos v-ersichtet zu babe-n. Dage-
ge-a verlcmat jrtzt Frank -e'ch Pie Besehung lder
RhLtnbrllcken durch Truppim der Mtiertm
auf mibostnmnte Zeit. Der Sondervertreter der
Timcs riiat binzu. -es werbo wohl sthr schwierig
feln, vtchü Mvtzroacl durchzuführen, obne auf dein
linkeir Mcinuft-r we-urgsiens firr d-le Daistr.d:-r
sttznng s'm-ön »1-nckbhäilgigon Staat zu schLffen.

England «nd die EntsihLolgungsfrage

rlmsterdaul, 20. MArr. Jn der Unterthaus-sttzmiLk
vom 7. März sagte BonarLam rn Bea "twoi--
tung von Anfrasen. dte Neicerung habe nicht du-
ASstcht, dernr Foinde »rötzere Z a h l u n g e n auf-
suerlegen, -als er nach amtlicher Erkläiung su lvi-
sten imstanido sel.

se.l'verdindern wevdon. Eine Ab s v e r rung von
Wass« v-- mrd Ltchtleitung wird -durch d:e
tcchnisthen Truvvcn in allen Fällen unwirksam g'-
«nach-t werldön köimoir.

Rach den von den All'-ierton erzwungsnen V'r-
pssrchduiigcn diirfen Lobensmittel an die Streikm-
d'.'n iük: kcinem Falle ausgogsben lvcvdou.

' Dcntfck-demokratsickicr P^ito'teg. D-r g-'-ch'i'fls-
fübvende Aussch'.ch der Deut'che , domok ik'chn
Pnrtet hat in semer S'tzung am D-ienstaa b'schl-o-
>sen, don allge»'.elncn Part 'ltrg d^r de- >
krakMen Par-tei ar-f dle Tage vom 17.—19. Ma<
nach Errssek e!n''n» 'ise«.

Mahnung an die Entente

Von Ramsay W. Macdonald

Mrr göben diHst Stimme des hevvorva-
Söiyden ensltschen Arboitenührers «u»
idenr „M a n che st-e r Guardtan" hiov
rvidder zum Bewois da.für, dcck ldas Pr-
riser Ve rblendun gsp rogramm nur Wvnch-
stllcke der öffentlichen Meinung bsi rmsem
Gogirern uimätzt.

Die Herzen der Menschen haben stch heure
dem Mitgefühl für Deutschland
verfchlossen. Der Unschuldi ge mutz mit
dem Schuldigen leiden. Weise wäre es fretlich.
wenn wir diesen Zusammenbruch der Gefell-
fchaft fest im Auge behielten, ehe die Zersetzung
epidemisch wird. Das revolutionäre Eewitter
in Mitteleuropa hat sich nicht nur gegen dte
Regierungen und die gekrönten Häupter eni-
laden. Es hat die ganze Gesellschaft in Mtt-
leidenschaft gezogen, nicht nur den lufttgen
Oberbau der Kronen und Throne. Die Kultur
der Menschheit hat einen Stotz erlitten, nicht
nur die Verfasiungen sind umgestürzt worden.
Und jeder Tag, der die Ungewitzheit verlän-
gert, an dem Hungersnot und Arbeitslostgkeit
andauern, jeder Tag, da sich die neuen Regie«
rungen in Mitteleuropa weiter gezwungen se-
hen, die Hände ohnmächttg in den Schotz zu le-
ge», ist ein neuer Tag der Gefahr nicht nur für
sie selbst, sondcrn auchfür das übrige
Europa. „Dieses Htnauszögern der Ent«
schetdung, das ist der Ruin fllr uns" sagte zu
mir der Minister einer neuen deutschen Repu-
bltk. „Man nehme uns weitere Tetle unseres
Gebietes ab, man lege uns die grötzten finan-
ziellen Lasten auf, man bestrafe uns, wie es
Euch gut dünkt, aber man mache um Gottes
wiüen dteser Ungewitzheit ein Ende; sonst wer-
det Jhr der Demokratie ein Ende bereiten und
den Bolschewismus an ihren Platz setzen."

Diese düstere Prognose war äutzerst nieder-
schmetternd. Cs sprach daraus nicht die Ver-
zagtheit von Mensche»r. die unter der Wucht
der nationalen Mederlage leiden: denn keiner
von ihnen stand unter diesem Druck. Es war
die Vorahnung vsrantwortltcher Männer. die
stch darüber klar geworden waren, daß ste im-
mer weiter einem soztalen Lhaos e»»tgegentret-
ben, c»hne die Ausstcht zu haben, ihrem Schick-
sal zu entrinnen..

Wenn man in P a r l s nicht jeder staats-
münnischen Einsicht bar ist, so wird rna»i die
wirkliche Bedeutung der Ereignisse ntcht unbe-
achtet lassen. Man wird dann dao, was Eile
hat, zuerst in die Hand nehrnen und nicht län-
ger hinausschieben, und die allerhöch st e
Eiletut not für d i e E n t s ch e k d u n g
über dte Fr i ed e n s b e d i n g u n g e n.
damtt die mitteleuropäischen Bölker auf andere
Gedanken kommen. die ste von »hrem eigenen
Chaos ablenken, darnit die Arbeit wieder aus
stonommen werden kairn u»rd die neuen Demo
 
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