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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0461

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Heidelberger Ieiiung rrsch«>nt a» jrd«,» Wochentag mittaL* l2 Uhr. Amtticht« Verkiiiidi-
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(Unabhängige Tageszeituug)

berkündigungsblall für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würltemberg.

Nr. 8i

Samstag» den 5. April 1919

81. Iahrgang

Reinc Lanöung in Danzig


Geplante Militärrevolte

Ber n» 4. April. In mehreren Stähten wurde
i,t dev letzte« Zeit der Versuch gemacht. mi 1 itä -
rische Formationen siir elne im Avril vor-
runehmende Militärrevolte zum Zwecke des
Sturzes der Regi-erung. zur Spreng-
ung der Natioualversammlung un>v zur
Ausrufung derRaterepuvlir zu gewinnen.
So sanden in Magdeburg und Berlin Be°-
sprechunsen statt. mr denen neben Soldaten M'«i-
gliedex der Partej der Unabhängigen Sozial-
tzeinokraten teilnahmen.

Jn erstcr Linie sollen Soldate n de» vierte»
Armeekorps in Magdeburg. dessen Sol-
datenrat an den Besprcchungen beteiligt war und
Formationen des 21. und 16. Armerkorps an dem
Unternehmen beteiligt sein. Die beiden lctzten Ar-
meekorps hatten frllher ihren Standort in Elsa»-
Lothringen. Si« deinobilisterten in Orten, die im
Vezirke des 1. Armeekorpo liegen. Die Leute sind
nicht immer gut untcrgebracht, die Unteroffiziere
stnd wegen ihrex Zukunft besorgt.

Die vorhandene Unzufriedenheit wollten verbre-
ckpeischs politische Drahtzieher ausnutzen,
illdeur fie den politisch u«ld wirtschaftlich wenig er-
fahreuen Soldaten Üar zu machen suchten, es sei
,lur nötig.die Regierung zu stiirzen, um
ihr.en eine ongenehme Zukunft zu garantieren. Das
wirkte zu einenl gewissen Grade Lei einer Anzahl
vou Soldaten, da ihnen -vr Erfolg als ganz sicher
i» AAssicht gestellt wlftde.

Nachdrm in Magdeburg der Plan erörtert
worden war. wurde in den letzten Tage,l voil Ve r-
schwörern in Berlin bei den Truppenteilen
der Veiluch gemacht. sie zurT «ilnahme an de„l
HaMtreich zu gewinncn. Der Plan ist der Re -
gierung in den HauvtzUgen bekannt. FUx
alle Fälle tvaf der R c ich s w e h r m i n i ste r als
Oberkommandierender Anordnungen. durch die ge-
währleistet wird, dah jeder Erhebungs-
^ ersuch auf das nachdriicklichste unter-rückt
werden kan«».

Die Entwaffnung des Augusta-Regiments

Berlin, 4. Mvril. Di« Berschtnelzung der Ersatz-
vataMone Angujsta, Franz nnd Alera,E-e>r öu einem
Ersatzbataillon der aus der modilen zweiten Earde-
Jnfantevi-'d'ivlston zu btldenden Reichsweh dr'gade
ist in AiuSsicht senommen. Der Führer des Erian-
batnillons AugUsta hat die Mitteilung bio iiber
sum Anlcch genvmmen. in einer Ansprache an das
Batgillon die Mannschaft aufzüfovdern. ibre Wa s-
f e n und AusrUstungen zu vertaufen.
Zum Tetl ftnd die Mannschaften bereits der Auf-
forderung ncrchgekommen. Um weitere Ausschrei-
' tungen der offmtlichen SichoDlieil und Schäd'igung
deo milttiirischen Fiskus zu veübllten, erfolgte auf
A iordnung des N e i ch s w eb r m i n i st-e r s dlo
Entwaffnung der Angelörigen des Ersatz-
batatllons Augusta, dnrch die Abtsi lung
Kiintzel der G. K. Sch.-D., di-e die Kiaserne besctzto
nachdem ste einiige Batterien aufsefahren batte.
Der Führer des Augustabatcrillons rvuddd f e st-
genommen und befindet stch in sicherem Gcwah
sanr. Nach den lctztcn Meldunsen baben die Mann-
schiÄten des Augusta-Negiments ibre Maffei« abge-
geben, obne dak es ru Zwifchenfällen kam.

Hoffnung auf baldigsn
Vorfrieden

Paris. 1. April. Pichon erklärte, datz -er
Präliminarfriedenscntwurs seiner Anstcht nach
u o ch vor Ostern vorliegen werde.

Bern. 5. Avril. Jn den Kreisen der btssigen En-
lentddlvloinatte wird'angenommen. daü t>.atz aller
Schwierigkoiten die deulschen Friedensunte-rHLndler
vor Ostern französischen Boden betrelen >werden.
Wlffon und Lloyd Gcorge set es gelungen. Clcmen-
c«m zum Mrfgeben des Eedankens stwrker st.ate-
itischsr Stcherungea zu bewegon, wofür Frvnkreich

Rvmpromiß m Spaa

Das neue Abkommen

Berlin, 4. Avril. Die deutsche McrfforOillstands-
kommission teilt mit:

Das Abkommen über die Frage des Durch
zug-s volni-lscher Truppen durch dentsches -Gäb'^et ist
hcnte llbend 7.80 llhr von dem RechsminWr Erz-
b e v g e r und Marfchall F o ch in Sva .unter-
zeichnet worden. D!« BedcuttMÄ des Abkom-
mens liegt darin, dah eine Landnns in DanzLg
nicht stattfindet. Vor der UmtrreichnMlg des
Abkoinmens bat Reichsmin'cfter Erzbsrser Äte Er-
klärullrg abgegäben, daß dle Auffasiung der Entente
übn den Artikel 16 des Waffenst lfftandsabkom-
inens vom 11. Navenrber 1918. wonach sich aus dem
Mrtiikel für Deutschland die VLrvflchtun.g ergeibe,
auch dte Trucvven des Generals Haller ü-ber Dans g
nach Polen d-urchnravschieren zu lasien, sch nicht mit
Äsr Auffasiung der deutschen Regierung deckt. Fer-
ner hat Ersbevger vor der Untersechnunig beim
Marschall Foch beantragt und dio Zusago evhalten,
dab Marschall Foch, weil er füv SchiffaHrtssragen
n'cht zuständig i>st, hei den zUstämidrgen englWen
Sch iffab r tsbebördon enl-pfehle u wird. sür.dis Dauer
des Durchruiges volnrscher Truppen durch >dsujsches
Eebiet dis deutfch-e Küstenschiffahrt
froizugeben. Das Abkommen. das cfnen
Komvromfb darstellt zwischn de>r deutschen Auf-
fasiung und dem Stardvunkt der Entcnte. hat fol-
gcnden Wortlaut:

I. Aus dem Art. 16 drs Waffenst'üstan-sabkom-
me,to vonl 11. November 1918 ergibt fich fiir
Deutschland die B e r p f l i ch t u n g, den Durch--
marsch serndlicher Streitkräfte Uber Danzig zuzu-
lasicn uild infolgedess n nach dcr Auffossnna der Al-
liierten anch der Truppen des Eenerals Haller.

N. Die deutsche Ncgieiung hat solgende neue
Transvortwege vorgeschlage«:

1. Bon Stettin Uber Kreuz NichtunS Posen—
Warschau.

2. Von P i l l a u - Königsberg und Meinel Uber
Korschen—Lvck—Krajemo.

8. Ueber K o b l e n zEnhen—Cassel—Halle—
Eilcnburg urd Ub«r Frankfurt a. M.—Bebra—Er-
surt—Leipzig—Eilenbnrg. Damt weiter Uber L ssa-
Kalisch.

IIl. Die -eutsche Regierung gewährlcistet -ie
vollkomtnene Sicherheit diesex Transportwege. Auf
-er Gegenseite iverden Mahnahmen ergriffen wrr-
drn, damit die anf dem Transporte dmch deutsches
Eebiet befindlichen Truppen alles unterlas-
s e n, was Ul, ruhe in der Bevölkerung berpor -
rufen kvnnte. Die Transporte ivcrden gegen den
15. Apvil begi nne „ u,d ungesäbr 2 Monate
dailern. Die zu besördcrnden polnischen Duppen
stnd zur Aufrechterholtung d^r Ordnung gemüh Arl.
16 des Wasfenstillstandsabkominens vou, 11. Nov.
1918 bestimmt.

!V. Die Durchsübrung des Transportes wi»P
durch etlwn Zusatzvertrag ru diesenl Protokoll ge-
regelt.

V. Sollten bej dem Transport über die von der
deutschcn Regierung vorgeschlagenen Verkehrswegr
ernstliche Schwierigkeiten entstchen. die die
deutsche Negierung, nachdem sie von den alliierten
und asiociierteu Rcgierungen venachrichtigt ist, nicht
zu beseitigen vermag, so bebält sick Marschall Foch,
der Höchstkommcmdierende drr alliierten Slvineen,
das Recht vor. auf die Transvorte zurUckzukomnlen.
die in Mt. 16 des Waffenstillstmrdsvertratzs vom
II.Nov. 1918 vorgesehen sind mrd zwar »ach Aus.
fUbrungsbestimmungen und mit Earantken, die
durch die internationale pernianente Waffenstill-
standskommisiion festgesetzt sind.

Der „VorwäAs" sagt, mit diesem Äbkoinmon sei
ein Strettfall aus der Molt gchchasien, der lange
genug dem nach Frteddn lechzeichen Eurava nevo
Bsu-nrubiizunÄ ru bringcn drohte. . Die Eutente
liabe in dichem Falle anerkannt. dab es auch ffir
deu bostegten Eogner Grenzen des Entsegcntom-
n-ens üibt, übcr die er nicht bimveg könne uud datz
das Zttat dcs Slegers nicht das geeiMiete Mitte!
sei, alle Fvagen su oinex dauorudon und sicheren
Ncgelung zu bringen. Es sei zu wünschcn. daß dsr
Gefft dicfes Abkoimncns auch bei den allgemeinen
FriodeusVerhandlungen sich als wirksain erweilfen
möae. — Jn der „Vosi'.fchen Zoitung" heiüt os: D'e
Verhandlungen in S-pa bab 'n su ei»rer Einigunü
geführt, die zweckmäßig erscheint und die
deu doutschen Bcxmken Rechnung trägt.

die Zusicherung erhielt, dak der Völkcrbuud fo aus-
gorüstet werlde, daft Fraukreich mn stiivo Sicherheii
ii.r Falle oines -deutschen Angr'.ffHkrieges n'-cht bc-
sorgt sein mutz. Jnteresiant ist. datz Wrlson uach-
drücklich drcchte. er wolle U n t e rb « nd l u uge n
mit Leniu beginnon. falls Frankre'ch ckblehne.
Deuffchland auf Erund des Nationul.tntenvrffrffvs
zu behandeln,

Deutschlqnd kann nnterzeichnen

Die Pariser Ausgabe der Chicagoer Tribune
te lt mit, datz auf Vetreiben der amerikanischen
Delcgatiou nnd besonders Wilsons. die gesam en
Bedingungen nach einer nochmalige^ Durchbe-
sprcchunn so gefatzt werdcn. datz Deutschland
sie ann ehmen konne. Zn dtescm GeOe sei
bereits eine sehr wichtige Aenderun« an dem ur-
sprUnglichen Projekt vorgenommen worden. Keine
einzige alliierte Macht könne ernsthaft an etne
Wiederaufnahme des Krtegrs oder gar an die
Entsendung einer Okkupaffonsarmee nach Deuisck-
land jetzt nach monatelangem Ävasfenstillstand
denken.

Dte Entschädigungsfraste

Notterdam. 4. April. Der Da lp Telegra.'ch
meldet: Zn der Konferenz Kcigt kich wachfende
Stimmung fllr eine bedeutende Herab-
setzung der von Deutschland zu leiste«,deN Ent-
schädigung. Einhalb bio dreiviertel der Forde-
ruirg an 'Deutschland soll ttberhanpt z„it deutschen
Ausfuhrarlikeln betrteben werden.

-Mit >der deutschen Fti'.anMbovdnung Hat be«
reits d'e erste Bclsprechung stattMffnrden.

Die „Veranlwortlichkeit"

Wte denr Eorriere delba Seva Mts Paris gs-
dralstet wird. trat der Vtevervat tsr die Priffuns

der Verantzoortlichfe'tsfraüe eitz. wobei zivei Vor-
schlüge Leraten werden:

Die Konferenz spricht ihre Verurteilung des
von Deutichland Belgien gegenüber begangenen
Vöikerrechtsbxnches aus nnd erklärt die Mtttel-
mächt-e als die cvusschlietzltch Schuldiaen an
der zunffchen Entfesiekung des Wsltkrieg.es.

2. Dte Konferenz setzt erncn Entente-
gerichtshos oi». um bie direkte Verantwort-
ltchßoit der hohen diplomntischen und milttärischen
Peffönlichkeitcn. einschltetzlich der Herr-
fcher, festzustelleu nnd zur Rcchenschaft M
zietzen.

Fiume italienisch?

Loudou, 4. April. sReiiteri. Dr. Dtllou tele-
üraplstert dem Dailn Tslegrapb datz d>e Fri«dens-
aus Grund der Zweckmätzigkett verfflgt
hache. datz Fiunre und Spalato den Italie-
nern überlasie,, werden sollen.

Englands Abfichten auf den Kongo

Belgien. das zu den Nationen zweileii Rangs
M'.t. und dahcr im Rat der Erotzmüchtc nicht
vertretcm ist. befürchlet. datz seins Aiffprüche auf
der Pariser Konferenz nicht gsnügend berüMch.
töt wsrden können und sucht ihnen Vaher durch
eine Sm Flugzeug ausgefübrte Reffe des Königs
Albert lrach Paris mchr Siack>dri-ck zu verleiben.
Die ft>nar>Melleu uud wirtschiftl.ch.m Schwierig.
keiten Belgiens btlden nur den äutzersn Grund
der Rekse. Dte wirkl'chen Ursachen liegen tiefer,
Man kennt in Brttsicl schr wM die Absichten
Eirslanlds, das n-ur eine Gslssenbeit suckst. deu
Kango in seine Eewalt zu brin-gen. und
di-sse Geleaenheit scheint stch iihm sttzt zu bieten.
Enalamd wtll Belgien -aus der frnanziellen Klsm-
me helf«n. stheint aber a'.s Pfand dafür dtc Ueber-
iasiung des Kongo zu verlanssn. dsn Belaien als
etne feiner wichtigsten Einnahmeauell-en ntcht ve-r-
llerem inöchte.

Die bayrische Frage

Von Prof. Dr. Heinrich Eerlanv

Die bayerische Krisis, die mit der Ermor-
dung Eisners in ein akutes Stadium getreten
war, ist auch heute noch nicht überwunden. Zu
den vielen Schwierigkeiten, die der deutschen
Reichspolitik allerorten erwachsen, tritt so auch
noch die bayerische Frage, deren Auswirkun-
gen auf die deutschen Verhältnisie nicht unter-
schätzt werden können. Allerdings ist die
Lage noch nicht völlig geklärt. Auf der einen
Seite ist die Räterepublik zwar nicht
proklamiert, und ist derLandtag wieder zu«
sammengetreten. Auf der anderen Seite aber
kann nicht übersehen werden, datz eine Regie-
rung gebildet worden ist, die der Majorität des
Landtags, die der überwältigenden Mehrhett
des Landes nicht entspricht. Tatsache ist, datz
das Land in seinen Wahlen sich auf das be«
sttmmteste gegen eine sozialistische Republtt
entschieden hat, und datz wir nun eine fast aus*
schließlich sozialistische Regierung haben, der
vom Landtag die weitgehendsten Vollmachtm
erteilt worden stnd. Und ebenso ist eine Tat-
sache, Datz dies Verhalten des Landtags (und
das mritz ausgesprochen werden) erzwungen ift
durch den in München und an anderen Orten
verübten Terrorismus einer bewaffneten Min»
derheit. Jn dem großen Kampf der Räte und
des Parlaments ist das Parlament den Ma-
schinengewehren der Räte unterlegen.

Die materielle Frage allerdings, ob Rätere-
gierung oder parlamentarisches Koalitionsmi-
nisterium, scheint mir, wie ich sofort hervorhe-
ben möchte, heute untergeordnet zu sein, der
grundlegenden formellen Frage, ob Dikta -
tur oder Demokratie. Denn das ist dte
entscheidende Frage in Vayern und damit auch
im Neich. Die bayerische Entwicklung, wie wir
sie heute erleben, ist tatsächlich Dtktatur, gatiz
gleichgültig, ob man ihr das parlamentarische
Mäntelchen der Zustimmung eines gezwunge-
nen Landtags gibt. Daß durch all diese Vor-
gänge der Spartakismus in Deutschland autzer-
ordentlich gestärkt werden muß. ist nicht zu be-
zweifeln und er wird hente. nach seinen Erfol-
gen in Bayern. erst recht nicht aushören, nach
der bewasfneten Macht zu streben, die. ihm sein
Regierungssystem des Wahnsinns verbürgt.

Die Reichsregierung und die Nationalver
sammlung werden also gut daran tun, das
bayerische Probkm von allem Anfang an als
deutsches Problem zu behandeln. Die
Frage, was zu geschehen hat. ist schwieriq zu
beankworten. Etn Einmarsch deutscher Reichs«
truppen zum Schutze des bayerischen Landtags
steht natürlich in dem Augenblick nicht mehr
in Frage, in dem der Landtag stch selber durch
Anerkennung der Diktaturverhältnisie aus-
schaltet. Aber selbst wenn der Landtag nicht
zusammengetreten wäre, würde der bayerische
Partikularismus einem Einmarsch entgegen-
stehen, obwohl vielleicht auch einmal die Zett
kommt, in der die dilettantische Vrutalttät der
Münchener Räte das bayerische Volk im Reich
nicht mehr den preutzischen Unterdrücker, son-
dern den Rettcr aus dem Untergang sehen lätzt.
Dem Einmarsch würde auch entgegenstehen. datz
das Reich z. Zt. Truppen kaum zur Verfügung
hat, da es sie an anderen Stellen notwendig ge
braucht. So mutz politische Hilfe ekn-
greifen, da militärische zunächst ausgeschlosien
ist. Hier scheint mir der Meg. den dte Rcichs-
regierung offenbar betreten will. gangl'ar 8«
sein, wenn er mit Mut und Konseauenz ^
folgt wird. Es ist der Weg der ch t A

erkonnungeitter jedei, dürften

wÄ!"Sw?tE Nertreter einer so'chen

Negierung nicht zugelasien werden. da sie keine
entsprechende Legittmation besttzen wurden.
 
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