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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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(Unabhängige Tageszeitung)

rlerkttndigungsblatt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Dayern. Hesfen und Württemberg.
_ Freitag, den 6. Iuni 1919

Nr. 130

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Die Streiks in Frankreich

Drahtung nnjcres nach Versailles entsondten
Tondei bcr'chterstatters

Versailles. 3. Iuni.

Dfe TtroikbLwe-guna in Frankreich, seit Mlonaten
in Entmicklüng begrifscn, ist in den lcht n Tagen
in ein neues Stadium «ctreton, das die Bc-
wegung »u cmer auirerordcntlich ernstkasten stcm-
pelt. Man kann beute rechncn, datz -eine M.llion
Arbeiter in Fr-ankreich rn der Strcikbewegnnia stc-
ben. Lange Zsit bat die französische Presse ver-
sucht, iiber die einen immer schärferen Cka-akter
annohinende Bcrvegung init den üblichen Berichi-
guiigsvbvasen hinwcgzuglciten. H'ute morsen,
als sich die Pcrüifer plötzlich ihrer Derkehrsmittsl
beraubt sahen, iirutzte man sich wahl odsr übcl
ernsthafter mtt ilhnen beschäftigen, die so einschnei-
deird in das Lsben dcr Hau-vtstadt w'.rken. Fcvst m
joder Provmzstadt Frankreichs haben ichnliche Be-
wegimgen statt-gcfuiiden dder sind in Vorbrreitmrg,
und die gleichrn Ersch«.inungeii wie bei uns sind
auch mit ltzcr französischen Bewsgung verbunben.
Durch die böheren Löhne steigen die Preiss, und
die Schraube ohne Ends setzt ein. Dcr;u konrint,
dah We -dvückende Finanzlast Fran.kreichs durch
nkue Stouern ausgeglichen werden nruik und «in-e
Verteuerung solcher BcÄarfsarlrkel. wie etwa des
Tabaks u.m fcrst das Doppelte cingetreteii iist. Das
suÄ Dinge, die so stark an der Ober.släche sp.elen.
dcch sie duuh keine noch so geschickte Presse oerhüllt
wridcn können.

Da-rüber hinnüs w i» nran wohl, dcc» die Be-
wcguitg an v'volen Stellen schon dabei ist, den
Charaktex des Lohnkampfes zu verliercn
und em G esi ch t su bekommen. das gcohe Aehn-
lii^öct mit dem der deutschen Nevolution annimmt.
Wie schnell dis Entwicklung fortschreiten w'.cd, ist
ntcht vorauszüsehen, wohl aber ist zu erkennen,
das sie bersit ist, die bisherigen Geleilsc su ver-
lassen und auf Ziele zu führcn, dre der inr-peria:-
listijchen PolitrkFrankceichs Grenzen sctzen wüsic'en.

Zu der Streikbewk'gung kominen die -Klagen
der n ich tde mo b il ijskier te n J-ab'r-es-
kkaslsen, die es überdrüssiA sind, „ibre Ialiro in
Stunwfheit und Dummheit zu verbringen". Die
soz.-alist'.schen Blätter werdcn mit Briefen aus d"n
stanzösischen Rvgimentern überschwemmt. in denen
immer die gleichen Klagen wiedevkohren: Mcmn
wcvden w'.r endlich nach Hause zurückkc-hren? Wanii
werden wir eMich dem bürgerlichen Leben wie-

Die Versailler Zrie-enskonferenZ

,Po



Borber-

cit'lNg


«,,4 SSilli

l>gli°dd


NcU""- »„>u.. ,

c,,,, Land-^

Freitag-

Frcita^

Man mutz sich jg Deutschland hüten. in den>
alten Fehler zu verfallen und solchen beglnnenden
Entwicklungon Vedeutung für dsn T-ag m gobc-n.
Aber sie siM vorhanden, und auch die Fransüs n
wndrn gut tun. sie in Nechnung zu stellen, ehe sie
Foch m-arschieren lasien und unser Lcmd. -abrr a ch
obkgso Frcrnkvoich, in nsue A'benteuer und neues
Chaos stürzen.

3. I«ni abrnds.

Die Streikbewegung in Paris macht sicki auch in
Aersailles bemerkbar. Seit hsute nachmittag
iahren hicr keine Bahnen mehr. Das elektc'ksch'
2cht i-st ausgeschaltet. Di-e Tclegraphenapparate
babcn keinen Starkstrom mehr. D>e Strasten. soM
von Ncugierrgen belcbt, die nach den Dsutschsn
,sehkn wollcn, sind leer. Ein ähnlichTs Bild wis
sti d n deutschen Nevolutionstagen. Die Parissr
Abendblätter bringen ausfüli.liche und besor-''.
^oitart'kel über die Streikbc-wrgunk. deeen Er-nst
"icht mehr veribo.gen wiid. Auch der „Temps"
wacht k.'ine Auc-nahme ui.d svricht vo.n cin-vv be
"uruhigenden Zunahmc der Bewvgung.

Die Att-Sdel)nunft der SlreiLA

Dersailles. 4. Junk.

Die Stveikbewcgung drhnt sich in Varis und rn
^-r Prooin.; aus. Die so-ialist sch-n Blättev von
ber.te abend l-asien keinen Zwc-ifel niehr darüber.
da>» d'ce Streikbswegung ein volitisches Ge-
' ^ch t angenommen hat. So sch.eibt „Populaire"'
..vundertt-ausvnde von Proletariern haben d'.e Ar-
cheil verl-asicn und begnügen sich nicht damit, nur
«uf.gewerljchEichem Gebicte c'me Lohnbewegung
i" fiihrcn, sondern sie sind dabei, ihren Willen aucki
^ Lvn Fragen der inne-ren und üutzeren Politit

Grosze Aussprache in Paris

Drahtung unser s nach Vcrsaillev entsandten
Sondcrbei ichtcrstatters

Vcrsailles, 4. Iuiri.

C«stern abend scheinen in Paris entschei-
dungsvolle Aussvrachen im Drererrat
stattgssunden zu haben. Dio heutigc Miorgenprcsie
ist voll wcikcr Stellen. Aus der Ausgabr
der „Ehicago Tribune" hat die französilfche Zensur
eme ganze Soalte herausgostcich.n. Es handelt
sich um Entjchlüsie der engl.schen Delegation.
Heute abeud br'mgt -der .^Zntransigcant" einen zur
Hälite gsstrichcnen -Artrkel mit d.r Ucbeischrift'.
„Lloyd Georae bereitet cine Notc
v o r." Aus den stehcng.Llicbenen Sätzen ist mit
Wrhrscheinl'chkert zu entnchmen, dah bcabsichtigt
wur, dak Lloyd Eec-rge im Flugzeug nach London
fahren und dort den cnglischer Standvunkt rn
einer Note vertreten sollte. Die Abfahrt ist aber
iin letztcn Augcnblick aufgegebsn wor-den. Noch
weiteren ausgclasienen Zeilen gcht der Artikal des
.Zntranstgvant" wsiter, die Deutschen weiden d'«
Enjscherdung erst am Ende dieser 'ULiche erwarten
könweir und Pfingsten werde noch im Zweifel ge-
feiert werden nrüsien.

Die Stimniung ist sehr ernst und ncrvös. Dcr
Leitarttkel des „T>emvs" hält sich von allen Svie-
gelfechteraien cntfernt und führt in gedEcktein
Tows an. dak Dsutschland entschlosscn tst. den vor-
liegonden Bertvag nicht zu unterze chnem. Ehar-ak-
tcristisch rst, datz man zwtschen den Zeilen entneb-
nrcn kann. dak der „Teimps" an der FestigAeit drr
iAlliierteu zu zweifeln beginnt, andsrerseits abe:
im Zusainmewhlnrg mit den schwercn StvctiVbewe-
guwgen die Franzosen alle Kraft einsetzen, den
Vcrtrag unter Dach zu br.naew, d r eme neue
Entwicklung des Jmperialismus anschnejdsk.

Es weiden. wie rmmcr an solchen eutscheikduirgs-
roichen Tagen, allerlei Kombinatronen in
Umlauf gcsotzt, so dic. dak die vorhandewe nvue
Svannung nrit dsm Auftauchen des Gcdankens der
Rbeinischen Revublrk rusammonhänge. dev d'.c
Ewgländer anders gegenüberstchen als Frankreich,
da Eugland natürlich drs Zuspielen des Rhsi-:
landes an Frankrc-ich vor allem aus Konrurvenz-
giuiiidoil nicht billigen kann Aber das sind,
wic gesast, Kombinationcn.

Es schcint wun festvustc-hsn, dak d e Antwort der
Alliierten Ende der Woche zu erwaiten ist und
datz die sogenanwte Einigleit des Vrererrates e.
schüttert ist. Nolf Brandt

Jmmer wleder veeschobenr

Ursprünglich war der hsutise Freitag als Tcr-
min der Uebcrreichung der Ententeantwort auf
die deutschcn Gvgenvorschläge vorgesehen. Dann
wurde -er csuf Pfingsten verschaben. -und jetzt besa--
gvn die jünMen Meldungen. datz die Antwort der
Entenie erst Mttt« oder gar End-e der näch-
stvn Woche erteilt werden wird. Andeverieits
teilen die gestrigen Pariser Morgenblätter über-
«instimmend -mit. datz die Antwort auf die
deutschcn Gc-geuvorschläge am Dienstag über-
güben werdcn sollen.

Nach den iünMcn Verichten der amerikani-
schen Korrespondenten in Paris. dcven Optt-
mismus von Tag zu Tag steigt. A dtes« Verz>ö-
gerung in eineni für Deutschland aünstigen

Sinne zu dciuten. Die Korrespondenten berich-
ten nach Amerika. im Nat der Vier sei die
Auffassung dcr amerikanischen Delegation durch-
gedrunge n. dasi Man Deutschlawd in terri-
torialer imd in wirtschaft-lich-er V-e-
ziehung so weitgehende Zugeitändnisse .machen
müsse, dasi es der deutschen Nsgierung möglich sei,
dsn Friedensvertrag zu unterschreiben und
i-hn vor der Naticmalwersainmluwg und dvnr deut-
schen Volke zu verantworten. In Paris werde setzt
an der üen-a-uen F-ormulierung dieser Zugefftünd-
nisie gearbeitet. Die amerikanischrn Berichtsrstat-
ter glauben. datz die Krise in einem aiinstigem
Sinne überwunden sei und dasi man baimit vech-
nen könne, dic nauen Vorschläge der 4llliiierten
wiirden die Deutschen befriedigen rmd zum
Abschluk des Friedensvertrages führen.

So schr wir natiirlich eine Deutschland ihefrie-
digonde Lösung begrützen würden. sind wir doch
nicht so unkritisch um alles dcrs. was die phanta-
siobecia-bten Amerikaner hier berichten, als bare
Müu^ anzunehmen. Der Wirrwarr der Meinun-
ge,i in der Ententepresse wird von Tas zu Toe
grötzer.

Der meist gut unterrichtete Pariser Bericht-
erstatter der Basler Nachrichten me-ldet:

Der Tag der Unterreichttuna

Die Verechnungen des Datums für die Unter.
zeichnung des -Friedensoertraaes gehen weit cms-
einander. Der wahrscheinliche Verlanf wivd fol»
gender sein: Der Viererrat oerhandelt gegenwär-
tig über die Frage Oberschlesien. in der den Deitt-
schen vermutlich einiges Entgegenkonimen bewie-
sen werden soll. Der Rat braucht dazu mindestens
Zeit bis End» dcr Woche. um seine Antwort auf
den dvutschen Gegenvorschlag aus,;uarbeiton. Diese
Antwort hofft man Mitte nächster Woche überrei-
chen zu können. >Aian will den Deutschrn dann eine
ziemlich kurze Frist einräuiwen. aber doch
nicht weniger a!'s ö Tage. sc-datz rrls Zeitpunkt der
Unterzeichn-ung der 2 0. Iuni in Frage kommt.

Auch evne ofsizielle Londoner Meldung. Lloyd
Gvorgs wützde über Psingsten in Paris bleiben,
lätzt im Zuffammen-Hang mit anderen Meldungen
den Schlusi zu. das; die Ueber-reichuiig der Ant-
wart an die b.'utlcbeii Dvlegierten sich noch um
einige Tage verzöaert.

ttm nnsere Kolonien

Ber», ö. Iuni. Westschweizer Blätter wollen
nus Paris erfnhren haben, dah Graf Vrock-
dorff eine neue Erklärung übor die deutschen
Kolonien abaeben werde. Diese Erklärung
würde entweder in Form einer Note oder als
Nachtrag zu den Gegenvorschlägen erfolgen.

Kolonialiniiiister Bell. der nach mehrtägigem
Aufenthalt in Versailles mieder nach Berlin zu-
rückgekehrt cst, sprach vor deutschen Presievertretern
in Bersailles über die K o l o n i a l f r n g e. Die
Kolonlen zurückzuerhalten, sei für uns eine Pre-
stigesrage, nachdem behauvtet worden sei. Deutsch-
land habe sich selbst aus der Reihe der zivilisieren-
den Völkcr ausgeschlosien. Diese Anklagrn habe
das Neichskolonialaint eingehend geprüft und
wtderlegt. Er halte seine Entgegnung zur Ver-
sügung der alliierten Friedenskonferenz und sei
lederzeit bereit, die Note einer unpartciischen In-
stanz zur Nachprüfung und Aburteilung zu über-
geben. Deutschland werde. wenn ihm der Vö'.ker-
bund ein Mandat zur Verwaltung der Kolonien
übertrage. aufs neue in den Kolonien an die Ar
beit gchen. Die Eegner hätten richtig erkannt.
datz Deutschland nur durch seine Kolonien se'ne
Weltstelluiig behaupten könne, dcnn nchen der
wichtigen Frage der Nohstoffversorgung spiele
auch die Frage der A u s w a n d c r u » a eine
grotze Nolle. Der Kolonialminister hofft. datz auch
diese für Deutschlands Bestehen wichtige Kolonial-
frage auf dem Wege mündlicher Berhandlungen
mit den Eegnern geregelt werden könne.

auszwdrücken Die Ereignisse entwickcln sich nach
der Krafft c'mes physischcn Gesetzes. Wir haiben
unscre Auaen auf unscren Streik aer^chtet. abor die
Slrciks vermehren sich in der ganzen Welt. Der
St^eik ist di-c cntscheidrnde Form aeworden, in de
die Proletari-er das Werk des Neuawfbcrus auf-
nehinen." Rolf BraiM

Die sozialistische Partei FrankreichS

erlässt einen langen Aufruf an dle Ecsamtarbeiter-
schaft Frantreichs. die Regicrung zu zwingen, so-
sort den Kampf gegen die S o w )'etr e g t e-
rung in Nufiland und tlngarn einzn-
stellen. Die Arberterschaft mache- sich sonst durch
ihr Schwe gen und ihre Untättgteit zum Kom-
plizen der Clemenceauschen Mordpo.
litik. Die Verntchtung der nisiischen Republik
würde die soforttge Abschaffung der erbärmlichen
Freiheit. die man der franzüsischen Arbetterschaft

während des Krieges notwendigerweise zugestan-
den habe, zur Folge hcrben. Bezeichnenderwcise
ist auch in diesenr Ausruf. der in der „Humanite"
unter mächtiger Ueberschrist erscheint, kein Wort
gcstrichen.

Laut „Echo de Paris" halteir sich die Regie
ruugskreise schr zurück, wollen aber die V e r-
ständigung zwischen Arbeitern und Arbeit-
gebern tziögl.chst schnell hcrbeizuiülirc'i. uni polrti-
schen Treibereien den Boden zu entziehen, und dte
Preise für Lebcnsmittel und Kleidung herabzu-
drücken. Die bürgerliche Presse ermahnt die Ar-
beiterschaft eindringlich. dem Ausstand kcine poli-
ttsche Färbung zu geben.

* Allqemcine Wehrpslicht. Ei-ne ungarische
Regierungsverordnung setzt die ntlgeineine
Wehrpflicht für jeden männlichen Prolcta-
rier zwischen 17 und 4b Icihren fest. Bisher lag
dio Psltcht der m'.lttärischen Verteidigung dcr
Nälereg'rerung nur don organisterten Arbeitern ob.

Ausweg ohne Unterzeichnung

Von Graf Harry Ketzler, deutjchem Geffandien
Der Korrespoüdent der „Newyork T>
ines" tclegraphiert seinem Blatte eiive
Unterreidum-g mit deni früheren EcffanÄ-
ten >der deutschen Ropüblik i-n Warffchaü.
Evcrfen Harry Kekler. Sie ifft einmail in-
teresiant durch >das, was sie ULer Po-
len sagt, übex das Eraf Kehler als
bosonderec Sachkenner sprechm kccnn.
zweiteiis erhält sie Wert durch eine Atz-
regung für den Fall, dak ldie Entenle
uns imerträgliche Friödensbvdingungen
auffswingt; sie grbt einen Ausweg
ohne Unterzeichnung a»i. Wir
gebrn den wichtiigsten Teil der UntecvS-
dung hier wielder:

„Mr dürscii den Vrrtvag von Versailles n!! cht
u n te rze i chn en," sagte der Graf, „weil witz
uns, wie auch der Feind, verpflichtet hccben, nur
auf der Basts von Wilsons 14 Punkten Fricidsn
zu schlieken, der Versa-illex Vertrag -aber tst eine
brutalei Vsrleugnung jcner 14 Punkte oder doch
eine graujame Verkehrung in ihr Gsgenteil, die.
mit u-nffe.er Unterschritt verffe-hen, ö'm unvevgäüg-
liches Zeugnis von Unehrlichkcit unid Selbsiffchmä-
hung -davstellen würde. wie es ein-ig rn der Ge-
schichte der Wolt ifft und blerben witd. Da wir
rrber hilflos in lder Macht des Feindes sind, so
nüisieil wir thm antworten: „Obwohl w'rv nicht
unteozc ichncir können, thr aber heits die UrmrSg-
l-ichkeit noch nicht einffehen konnt, so ve rff v rechen
wir e uch, unser Beftes zu t un. die uns
auferlegten Bckdiiiguiigen ru erffüllen, lbis ihv end«
lich eingeff-ehvn habt, dak die Ausfüh-
run-g über alle menschlrchen Kräfte
geht. Jch will damit sagen: wir unterschcechen
nicht, w tl wir den Wunsch haben, etnen untev-
ffchriabcnen Bertrag auch zu halten, was h -er abv:
nicht möglich märe. Gleichzeitia sagen wir der
Entente, -dak -wir u-ns aber ohne Unterschrift
bemühen werden, ehrlich die Fordcrungen dcs Si-e-
gers zu erfüllen, soweit es irgend geht. W.r ver-
su^nl ak.o. den nicht unterschvicheneii Vertlag
auszuführ-en.

Das wäre oiii Ausweg, der den Ecgnern allr
Ver-antwortlichkeit sür ctwaige wvr-
tersferndliche Makregeln zuffch'ieben, uns
die Schnrach der Unterffchrift ersoaven und zugle'ch
DeuMlands dvmgenden Wunffch nach einer friod-
liche-n Lösung vor aller Welt aufs klaiffte dariun
wllrde.

D'rcher Vcrsailler Frlcde kann unniöglich von
Halt >-ein. Er erinnert mich an e-ine,, bekaniiten
Variete Artisten, der 25 bis 30 Personen auf die
Bühn« zu ruisen vflegteEiim sich von i-hnen fcfftbin-
den zu lasien. Jn einigen Sekundcn hatte er sich
wicder befreit. Ich fragte ihn nach der Vorstel--
lung. weshatb er so vicle Leute benötug'. um ihn
su bindeii. „Zwtt oder drei Pei-sonen". war ffeins
lAntwort, „könnie es vrelleicht gelingen, ni'ch
wivkl'ch ffo fcst zu bind'n. dak ich in ch n cht s-elbst
befreiieil könnte, dieitzig Perffonen abcr wcidcn dis
Sache sichcr so verpsuschen, dak Befrc-rung
stets ein leichtes sein wird." So ists nr t dicffem
Vertvag von Beiffailles, in dom mehr als d's:
Hälft-e der Nationen der Welt die Dmtffchen fü-:
owis zu bindcn hoffen.

Was nun das von dcr Entente geschaficn.' P o -
leu bctrisft. ffo inu-k ich denen vccht gobei', d'e in
dieser tollen Schöpfung dcr Feinde Ler.lls den
eifftcn Anfftotz für den ba'.digen Zusammenbri'ch dcs
ganzen Fricde,rsge>bäudcs sehcn. Um b -
B'bde von d m Vari.te-Art sten zu bl L n: Hrer
sind fal-sche Knotcn gemacht woldn. kie sich
beim custen st-arkcn Ruck auflösen müss-en. Ku-nter
bunt hat in-in tm neucn Polen d>e Nai onen zu»
sammengewürfolt. Nur 15 Million-n cchi-
Polen ffollcn iiber ein Neich v o n 40 M i l l i o-
nen horrschen. übcr Deutsch', Iudcni N'th'-
nen, Welkrussen, Lita-ier und Lctte». alle Po
l-ens Erbfeinde, die rnan g waltsam in Po-
lens neu.om Hai'ffc zusammenpscrcheii will. ohnC zu
b-edcnkcil. dak allc di-ffe sochs Nat oncn vom e.fft n
Tage ab an Polems Untcrgang von innen arbci-
 
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