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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0819

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Der Soldat der N«

zu Emheitspreisen z^^

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Der lachendeEhe^

Pftngstmontag, 9. >,

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„Polnische Wirtschaj.
Gafispiel ^

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HerrnWalterHorst.-ni

früheres Miiglied dri Uv,
Stadtlheateü.

National-Theater Manchl

Samstag, 7. Juni, abeedNI
„Der Z'geunerbamn'.
Sonntag, 8. Junl, abeM khs
„König Richard >Il.'
Montag, 9. Juni, nachm. i,
Parsisal".

latcr im RosrnM

„ Juni, abendN^
„Tiefland'. ^

>. Juni. «
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Ztheatcr

. Juni, abiM"-
^Tiefland'.

Iuni, abe»d§ S>>--
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Juni, abensr^'-
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^ungsblm^mro.i?^.!!""0,"'ch^ °n j-d-m Wochentag mlttagr 12 Uhr. Amlliche» D-rknlndl.
anzeigcr. DI« tz-id-lb-ro^ nuherdem amtlicher Wohnungs-

Lande. die TkSoerin».^. ^»ung Postanstalten. durch die Agenturen auf dem

Tragerinnen und bci der McschäftLst-ll- lelbst - Hauptftrahe 23 - monallich und
vlcrteljährltch bcstelll werden.

Dru» „nn H^""s^'s"eUer: KurlF,, ch - rtn Heid-lb-rg.

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(Unabhängige Tageszeitung)

» notgungsblalk für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Dürllemberg.

Nr. 132

Dienstag, den 10. Iuni 1919

61. Iahrgang

65

l„U5t5ssl

iet-

Derräter im Hause

Es sinÄ nicht nur die Hochverräter in den
besetzten Eebietcn, die den feindlichen Regie-
rungcn scharfe Waffen in die Hand liefern.
Jn unserer Mitte selbst sind Politiker ain
Werk, der deutschen Regierung und dem deut-
schen Volk die Möglichkeit, zu einem Berstäu-
digungsfrieden zu kommen, durch geradezu
hochverraterische Umtriebe auf jede nur er-
denkliche Art zu erschweren. Mit der Dis -
kreditierung der meisten unserer F r i e-
densdelegierten hat dies gemeinge-
fährliche Treiben unverantwortlicher und die
Ziele unserer Feinde durch nichtsnutzige Lü-
gcn fördernder Elemente begonnen. Dann
wnrde ganz nach Wunsch der Feinde das al-
bernste aller Märchen hervorgesucht und
Woche für Woche aufs neue ausgebreitet, das
Märchen, daß Schcidemanns Regierung wei-
ter nichts als einen Abklatsch des verflossenen
„autokratischen" Regimes darstelle. Wer die
feindliche Presse überfliegt, wird gerade auch
in den sozialistischen Blättern dies dumme
Mürchen angeblich deutscher, in Wirklichkeit
deutschfeindlicher Politikaster aufgetischt fin-
den, sodaß man sich nicht wundern darf, wenn
in sämtlichen Ententeländern von der äußer-
sten Rechten bis zur eistremsten Linken unisolo
die Ueberzeugung verbreitet ist, daß Scheide-
mann und sein Kabinett lediglich die Pro-
kura für die ehemalige kaiserliche
Herrschaft führt, gegen die sich die Haupt-
wut besonders in den radikalen Kreisen bei
den Feinden richtet.

Es sind bei uns ja leider nicht bloß die Un-
abhängigen die zur Freude Clemenceaus diese
häßliche Campagne mit den niederträchtigsten
Mitteln fortsetzen. Jn der Unzahl von Zeit-
schriften aller nur möglichen Kaliber meist
radikalster Art üben sich bisher arg verkannte
Eenies in der Kunst der Verdrehung, um dem
Feind gefällig zu sein. Dies Berfahren konnte
allen Einsichtigen unter uns solange gleich-
gültig sein, bis kein fühlbarer Schaden uns
aus diesem Treiben erwuchs. Jetzt aber, wo
in Frankreich die Streikbewegung herrscht, be-
steht die Gefahr, daß die Entente-Sozialisten
die Parole auch gegen die deutsche Negierung
ausgeben, um unseren Unabhängigen, zum
Echaden für die Friedensverhandlungen fri-
schen Wind in die Segel zu geben. Man soll
diese Ecfahr bei uns ja nicht unterschätzen.
Dic Eefolgschaft Scheidemanns vermindert sick,
von Tag zu Tag. und wir dürfen nicht verken-
nen, daß in Deutschland die augenblickliche
Streikwelle ihre scharfe Spitze gegen die Re-
gierung richtet. Die Unabhängigen glauben
die Zeit gekommen, wo sie Scheidemann stür-
zen könnten, um seine Erbschaft anzutreten.
Diese Arbeit wird ihnen erleichtert. wenn
Lcute wie Harden sich nicht entblöden, im-
mer und immer wieder zu behaupten, daß
bald Scheidemann, bald Ebert. zur Abwechse-
lung wieder einmal Noske die „Schildknappen
Wilhelms H." wären. Bringt es doch Harden
fertig, das Märchen zu verbreiten, Noske hätte
erklärt, kein Svzialdemokrat im Parteisinne
mchr zu sein. Der Feindhört so etwas
gern und nutztes a u s.

Evtenteultimatum an Ungarn

Pc-t-is, 9. Juni. Der Präsrdeiit -der FrveL'ens-
koirserenz hat m'ttels drlrhtlosi'n T-elegramms dis
Budavcster Negierung sormell .aufgesor-
dert. uiver-üglich ihreÄngrifse gegen dle
Tich.choslolvakei e i n s u ste l l e n. w idr'g irsalls
die oerVün'deten und assoziierten Regierungein- frsi
entichlossen seieir, sosort zu äuhersten Mittein ru.
gre,sen, um llngarn zur EinstellvlNg der Fourdisel.lg-
kcitcn, zu zwingen. Die Veantwortunn dos T«-
legrainms hcrb- innerhald 48 Stunden su erfolgen.

* Dcr Staatengcrichtshof. Der Gesetientivurf
Mor die Errichtung des Staatengevichtslhofs, der
nochmals den StacrtL-nausschufl deichasttgr
hat, jst am Sanistag von di-esenr angenommen und
der Nlltionalversammlung zur endgüllise-ii T>e-
?chlusis>assung üiberwieseil worden.

DLe VersailSer Zrie-enskonferenz

Aenderungen nnd Besserungen?

Aus dem Wust der sich ständig widerspre-
chenden und von einem Extrem ins andere
vcrfallendcn Meldungen über den Stand und
die Aussichten in Versailles schälen sich einige
heraus, die einen Anschein von Besserungs-
möglichkeiten in sich bergen. Verstärkt wird
der Eindruck noch durch die llebereinstimmung,
die in verschiedenen Vläitern verschiedener
Ententestaaten zu finden ist.

Aus Paris wii'd über Hollaad gemeldet: In
amerllanilscheii Kreisen vcrlautet: Die Äussichten.
-daß der Nat der Vier über Äie Zugeständ
nisse an Deutschland zu einer Vsreinbaruirg
kommt, sind seit der Vesprcchung am Donnerstag
und Frertag erbeblich besser gewoüdoni. Drr
Nat dex Vie-r hat Leschlossen, dcn Text Aer Frie-
densbedinguirgen nichtzuändcrn: es s'.!bt
abe-r gswisse Puukte. in wslchen Zugeständ
nisse möglich sind. Es bosteht die Abstcht. diese
Äendorungcn. die die Entente bewilligen will, zu
den Vedinsungen in einom Nachtrag oder in> einem
Extramemoirandum hinzuzufügen. AZcrhiischo'lNlich
wird dio erste Methode angswendet. Man wird
iin oinzelnen die Bcfugnisse der Kommlstion srlr
d'e En ts chä,d i gu n gs f r a g e, von der ma,:
eine zu weitgehende kontrollieronde Tätigkert be-
sürchtet, beschräwken und dadurch L wsilssn, dah
keineswvgs dio Absicht bcstesst, in internen Anse-
legcnheiten D.'utschlands zu intervcirieren. Es
w'.rd wahucheinlich die Smnme, die Deutschland
jährlich zu bezahlen haben wiid, b.Mränkt wcr-
dcn, ohne dast jcdoch dex Eesamtbetrai des Scha
deneüsatzes fostgostellt w'rd, wie England urrd
Ainer'uka verlangt haben. AZeiter stnd die Alliier-
ten bcreit, in Schlesien und vielleicht auch in
O stj p-k l)lu ß e>i Volks>aLstim-mu.ng vornoh-
iwen zu lassen. Daraus e-g'cht sich die Mlüglichkert,
dast jcne Gob.-ete vielleicht Deutschland verbl^'
ben werdon. Vezüglich dcr Vosehung sind die Äl-
lrierten angcOlich bereit, ihre TriovoeTi vor Ends
dor vereinbarten Frist zurückzunehmen. wenn
genügend Eavantien dafür geboten werden.

Auch aus England liegt eine Prestestimme
vor, die ähnlich optimistisch gestimmt ist:

Jn einsm „V'ssere Nachrichton" üboMrieiboMn
Art'.kel bogrüßt die „Dail >i New s" mit Genug-
tuung die Nachrichten, dab die ursvriinglichen Frie--
densbeÄingunaen abgeändcrt wcrdrn sollen,
namentlich, daß Deut'chland das Mandat uvL
die Verwaltung Süd- (Wost? Schrifbltg.)
Afrikas unter dem Völkerbund evhalten svll
sowie, daß der Schadenveraütunssbetrag auf ^
Milliarden Pfund Sterl. bczifssrt werden lsoll.
Das Blatt schreibt dazu: Msher hat Frankreick-
deu Tan angcgeben: es schrieb das Vorgohen der
Alliierten nicht nur im Wcston, stnderw auch im
Osten vor. Es tat d-.es ur dcr Absicht. Deuitschland
sehr Llut-en zu lasten und die Deutschen zu dauern-
der w rtchaftlich^v Sklaverei zu ornicdvigen.
Dorartigo Bedingungen können keinen Fricden
bringen, sondern im besten Falle eiwen bowaffne-
ten unsicheren Waffenstillistand. Wenn Eiwopai
vor denr äusieisteii Nu'm Lcwcrhrt woiden soll,
müssen sie sofort verschwinden. Wlir nrüs-
scn zu den Grmrdsähen, für die wir diefen Krieg
auskämpfteii und auf denen wir den Waffeivstill-
stand evzielton, z u r ü ckke hre n. Kieiw aiidores
Mittel wird Europa votten. nichts andores wird
den Volkswillen in den anderen Ländern sm'rie-
dsn stellen.

Diese Aufzählung wäre lllckenhaft, wenn
nicht auch französische Blätter ähnliche Andeu-
tungen machen würden. Tatsächlich finden sich
auch Stimmen, die von Aenderungen, wenn
auch in anderer und teilweife radikalerer
Form zu melden wissen:

Nach den Pariser Samstagsblättern stnd die
Aenderuugeii ungefähr folgende: Eine Höchst-
su mme sür die Fr!«densbedingungen, die der
„Matin" auf 200—260 Milliarden berechnetj
kleine Modiftkationen der Erenze in Oberschle-
sten. in die Paderewskt gewilltgt hat, oder Bolks-
abstimmung in Oberschlesien. endlich eine genauere
Uingrenzung der Rechte der Tommission de Retza-

ration, um die Besorgnisse Deutschlands zu zer-
streuen: fllr die weiteren Ostfragen, Danzig einge-
schlossen, ist eine neue Studienkommission geschaf-
fen. Das Saargebiet und die Besetzung des lin-
ken Rheinufers werden nach der französischen
Presse von den Aenderungen nicht berührt. Von
der Aufnahme Deutschlands m den Völkerbund ist
in den Pariser Blättern nichts zu finden.

Laut einer Pariser Depesche des „Coriere della
Sera" hat Wilson selbst den neuen Ententevor-
schlag mit einer polemischen Einlertung versehen,
in der er gegenüber den deutschen Einwendungen
die Auffastung vertritt, das; die vorgelegten Be-
dingungen seinen 14 Punkten entsprechen. Wrlson
sei, durch dcn ihm deutscherseits gemachten Vorrvurf
der Jnkonseguenz sehr gereizt worden, wes-
halb auch nicht er, sondern Lloy d George die
Initiative der Reoision ergriffen habe.
Der neue Ententeoorschlag sei übrigens nur durch
einen Anhang, der die Aenderungen enthalte, von
denr ersten Entwurf verschieden; dieser bleibe der
Form nach unverändert. Jn dem Änhang wcrdo
erklürt, daß Deutschlands Aufnahme in den Völ-
kerbund am 1. Oktober ds. Is. in Washington cr-
folgen werde. Die Wiedergutinachungskommission
verpflichte sich. in die inneren Verhältniste
Deutschlands sich nicht einzumischen. Mit der Fest-
setzung der Entschädigungssumme werde nicht 2
Jahre sondern nur 2 Monate nach Friedensschluh
gewartet und die Summe vorerst >auf 200 Mil-
liarden beschränkt. Die Alliierten seien ferner
bereit, auf eine beschleunigte Räumung
der besctzten Gebiete einzugehen, wenn die Ent-
schädigungsleistungen durch Deutschland regelmä-
ßig erfolgten.

Wenn das wirklich die ganzen Zugeständ-
nisse siird, so liegt zu Optimismus kein Erund
vor, aber der Bertreter des V. T. meint, da
noch eine ganze Woche lang beraten werden soll
und da die Stimmung häufig wechselte, sei es
nicht ausgeschlossen, daß noch einiges h i n-
z u k o m m e.

Der Zeitpunkt der Ueberreichung

Versailles, 9. Iuni. Nach den heutigen
AiorgLvblättern steht noch immer nicht fest, wairn
die AAierten die Slntwort auf die deut'chcn Go-
genvorschläge überreichcn. In amerikamschen
Kreisen hofft man laut der Parisex AusnabL dcr
Daily Mail, das, die Antwort dex Alliierten am
Dienotag fertiggestellt sein werde, wäh-
rend cnglische Kreise die Fertigstellung oor Don-
ncrstag abend nicht fllr möalich halten. D-e Chi-
cago-Tribune se-gt, daf; bei Ueberreichung der Nots
dcr Deutschen e'ne Frist ge'etzt weide von 48
Stunden oder 4 Tagcn. Cs sci endgültig beschlos-
sen, daß Deutschland nicht gestattet w'rd,
noch weitere N e r ä n d e r u n ae n zu verlan-
gen. Präsident Wilson werde nach Unterzeichnuna
durch die Deutschen nach Amerika abrerien.

Die fvanzöM-e Preste nimmt an. idaß Graf
Brockdorff-Rantzau sich nach dey Ucibergcübo dcr
Aintmort nach Berlin bogebön und über das „I a"
oder „N e i n" sich mit der Regierung besprech.m
wivd. Auf diese Weise sei es unmöglich. die Ver-
haikdlniügen v or de m 20. I u n i zu Ende Ai>
bringcn.

Brockdorsf in Köln

Versailles, 8. Juni. Ercrf Br o ckd o rff-R a n--,
tzau ist houte mittag von Köln zuriickg kahrt, wo
er -oine Besvrechung mit dem Ka d na!
v. Hartmann hatte.

Man geht lwo-hl nicht fohl in dex Annahme, dik-
es sich hi-oübei ivm irgend welche Zuisammenbänge
mit der gepkanten Jntervention d e s P a z
stes handolt.

Deutsch-Oesterreichs Cegenvorschlägc

Wiener Mättern zufolge wiid der Fri-d nsvcr
trags-Entzwui'f der Entente von Dcntsch O-.sterre'ch
in 4 Not-m beantwortet, die die Gegenvor -
schläge enthalten werden.

Jn Wien wuildc eine gewaltige Massen
kundgehung gegen die Fiicdensbodingungen
von St. Germain und für die Vereinigun ^
mit DsutMand veranstaltet.

* Die Jnsel Ocsel wurde auf Grund eines von
England rnit der esthnischen Regierung getroffonen
Abkommens von den Eng.läi:dern besetzt.

Mihbrauch von

Staatseigentum?

Großherzogliche Möbel für „Volks"-Minister?

Von zuverlässiger Seite wird uns folgendes
mitgeteilt:

,Mor einigen Mochen konnte man in der Preste
lesen, datz die neuen Minister auf die Dienstwoh-
nunlgon Verzicht geleistet hätten, d. h. datz sie für
deren Benutzuirg nunMiete sahlten. Für-wahr, eins
befreiende Tat voller Bescheidenheit. die denn auch
von demokratischen Zeitungen mit dem Hinweis
gebührend hevoorgehoben wuvde, datz damit „hof-
fentlich" eine Mvision des bisherigen Systams de:
Dienjstwohnungen beginne. Die -Sosialdenrokratie,
darin mit Fveude von dex Demokratie unterstützt,
macht der früheren Regierung so gerne den Bsr-
wuvf, datz sie dem Volke nie die Wahrheit gesagt
hätte, und wie macht sie es, nachidem sie sur Herr-
schaft gekommen ist? Das neue Prcstobüro im
Ministovium des Jnnern, dessen Tätigkeit aus der
einstmals — unter dem gleichen Hauvt'chriftleiter
— so monarchischen. jetzt so sosi-aldemokra-
tischen „Karlsruher Zeitung" suv Gs-
nüge' hervorgeht, scheinl — trotz odcr wegen? —
dex neuen Regievung, der Wahrheit ia über alles
geht, von dicsem alten Uohel "immer noch befallen
su fein, denn sonst hätte es „an Älle" die Msittei-
lung güben m-üsten, datz die neuen Minister e r -
hehlich mehr an Gehalt sichbewilligt
haben, als die früheren, datz es wlso kein K u nst-
stück ist, wsnn sie Miete bezahlen, ganz
äbgesehen davan, datz diese Offisiösen sich hüteten.
zu sagen. welche Summe denn die neuen Macht-
haber für ihre Wohnungen bezahlen. Cs wäre
wirklich füc die gesamte Oeffentlichköit von Jn-
teresse. bier die Wahrheit su hören. Bei diesen:
Anlatz richten wir an die Regierung die folgends
Anfrage:

Ist es wahr, wie man sich erzählt, datz einige der
Hcrrou Minister aus grotzherzoglichem Be-
sitz Möbel erbeten und erhaltenhaben. um
ihre Wohnungen standesgemäb auszu«
g e st a l t e n?

Wenn dem wirklich so ist, was sagt d-nn dazu
das ganse ALinisterium, insbesondere dor Herr
F i n a nz m i n r ster? Wo soll denn das hinfüb-
ren? Die Herren verdienen heute mit ikren Mi-
nistertagegelderiv uin vieles mehr wie f-rüher, sie
sind die gutbozahlten Beamten drs Landes. und sis
haben trotzdem nicht die ALittcl, sich Möbel su
kaufen? Das kann ja nett werden! .^Lerdiente
Männer", wie die Karlsvuber Zeituug so schön
sagt, Är-Halten hohe Beamtenstellungeii. sie werden
mi-t denr ihnsn büdgetgemätz siüstehonden Eeh-ilt
nicht zusrioden sein, also erhalten sie elnfach
mehr, uud damit sie sich nichts kaufcn müsten,
gibt ihncn der Staat noch dre Möbel! Was uürds
der Herr FiiMNlZminister sagm, ivenn and.'r-s Be-
amts, 'denen bei ihrein miserablen Cehalt und d 'r
täglbch sich oörringeriiden Aussicht, vorwäcts su
kommen, weil sie sich nicht als politi.che Strcbev
odor charakterlose Münner „vcüdient" machr,l, die
Mittel fohlen, um sich Ai>öbel zu kaufeii. zu ihm
kämen, und Möbel aus de,n Oirotzhersogl'chcu
Schloste vrrlangt'en? Ia, wenn r-wei dasselbe tuu.
so ist c§ nicht daSselbc!

Wenn die Herren Minister rc.vrälentieren müs-
sen, so schaffe man, Näume sind ia genug da. c ie::
RePxäsintotionsraum, d>r allen Herren zur Ver-
fügung stoht. abec wenn die Herren sich nur iu
ihreu bisberigen Betten n'cht w.ehr Leiiiigend wohl
oder standcsgemätz untergeb-echt sühlcn, dain
mögrii sie sich von ibr-n hol.n Gehältera neus
kaull'n, wie es all- ande-en B awtcn aich innch.-ir
müssen.

W'irklich ei,i schlechtos Vo.ch ld sür die Be-aw.'
tenschaft, iür dic wan b sber n-ichts übrig
gehabt hat. als Nedensarte n. und cai M i ü
brauch mit S t a a t s e i g e n t u in. das rer
Allgeii'.einhert gÄ-srt und für di 'ie v rwertct wcr-
den mutz, und nicht den Herren Minist.rn.

Di-e Regierun-g wad sich iibsr Li-esr Sache übrr
die viel gesp.ochen wird, 10 o b l äutzeru

müssen"

Soweit die Zuschrift. Wir möchteir ihr noch
 
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