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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0811

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^rischer Abens

^D^Schlachtenlenktk"

von B. Shaiv. hieraus

„Der liebe Krakttl"

von A. Tregory.

reitag, den t3. Juni M

4. Vorftellung Miete
Gastspiel Max Grünber-

»n Naiional-Theater ManiihkL

Irischer Abend

„Der Schlachtenlenker"

von B. Shaw, hieraus

„Der liebe Krakeel"

von A. Gregory.
Anfang 7>/z Uhr.

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Hetdelberg. Ki

-^Spielplan:^-

abendS l/z8 Uhr
„m1.Male! Zum

Polnische WirtMt

Gastspiel

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Heidelberger Ieitung rricheink an jed-m Wochenlag Mlllage 12 Uhr. Amtttche, D-rȟndi.
gungsdlalk. Gratirb-ilagen !ind die Hetdelberger J-am»IenbIäller. auherdem amllicher Wohnungs-
anzeiger Die Heidelberger Zeliung iiann dnrch olle Postanslalten. burch die Agenluren auf dem
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Druik und Berlag: Heidelberger Derlagsanstalt und DruLersi w. m. b. H.

PostscheLkonto Karlsruhe Nr. 13304. F-rnsprecher: Redaktton 182, löeschSft-steli« 82

^ lUnabhängige Tageszeitung)

Verkundigungsblakk für Nordbaden uud die angrenzeuden Teile von Vaysrn. Hessen uud Würkkemberg.

Nr. 131

Samstag, den 7. Iuni 1919

61. Iahrgang

Die Sonderbündler

Fest zum Reich!

Bcrsailles, 0. Iuni. Heute vornuittag trasen
Rcgierungspräsident von Starek-Köln. Obevbür-
grrineister Adenauer-Köln. Geb. Reg-Rat Louis
Hagen-Köln. Abg. Sollm.anu-KöUl. Chefredakteur
dcr Rheinischen ZeituiiÄ. Profe»o>r gim Priester-
sem'mar in Trier L l a<rs und Dr. Len-ar z-Ko-b-
lenz ein. um mit dem Reichsminister 'des Aus-
wärtigen, oon Brockdorff-Ranhau. und den hier
wcilcnden M-itgliedern der Friedensdslegation,
die das Meinland betreffeniden Frasen zu bsspre-
Hen. Eraf Brockdorss-Nanbau beabsrchtigt adends
,a der gleichen Angelegenheit Ki.m Desuche des
Äardinals von Hartmann -auf eim-en Tag nach
Ko'ln zu reifsn. Di-e Nrsprechun-g> h.atte vor allein
den Zweck. den Erasen Ranhau und die ü-brigen
Mitglieloer dex Delegatio.n über die politischsn
Ströiirungen in der Nheinprovin.z ^u infovmieren.

Es ergcob sich. das; nach Au.fsassuag aller Her-
ren die rheinische Bsvölkerung ohnH Unter-
schied der politischrn Partiürichtung und dem
Stand der religiösen AnschÄuungen fest zum
deutschen Reiche lȊlt.

Die VerssUer Zrie-enskonferLNZ

In Erwartung der Antwort

Wiesbaden

Der Frankf. Zeitg. zufolge rvurde in Wies-
baden der sranzösischrn Militärbohörde -ivochmals
van allen Parteien mit Au-sn-ahme des Zentrunrs
eine -Erklärung übsrreicht, in der schärfster
Miderspruch gegen die von Unberu-fenen wi-
der den Willen einer erdrückenden Mehrheit er-
folgte Ausrufung der rheimifchsn Re-
publik erhoben und betonl wird. dah die
preichische StaatsangehLri-g-keit unter allen Um-
ständen beizubehalten und lediglich die Preustrschen
St-aatsbehörden <rls recht-mükige Träger des
Staatsgedankens «n.zuerkemben sei.

Der Aachener Volksfreund meldet aus Wies-
baden. dah man in den Kvei-sen der vorläufigen
Regierung zur Ännahme berechtigt zu -sein glalubt,
die rheinische Republik merde vcm den En 1 ente -
mächten anerkannt werden. Diese Aner-
kennung kann sich besten ?lalls nur auf Frank -
rei ch, beziehen. da die Amerik-aner und
Engländer in den von ihnen beseht.en Eebie-
ten ausdrückljch srklärt baben. nur -mit den preu-
ßischon Behörden zu verhandeln.

Vor neuen Putschen in der Psalz?

X Ludwlgshafen. 7. Juni. Zn der Psalz sind

"" utscke

allem Anschein nach für Sonntag neue Puts
«eplant. Wie verlautet. wird sich das französische
Militär nicht mehr passio verhalten. Der Zua-
verkehr nach Speyer soll eingestellt werden.
damit die reichstrcuen Pfälzcr nicht nach dort ge-
langen könncn. Die Einwohner Spcyers sollen
durch Alarmvorschriftcn oon dcn Strahen gejaat
werden. damit dann die Arsrufung der Rs/ublik
ungestört vor sich gehen kanm

Ueberhaupt weht in Speyer ein scharfer
Mind. Die harmlosssten Dereine erhal^en nicht
Mhr die Evlaubnis zu einer Vorsamiüluug, die
luonatsver^amiimlungLn der Ecnoerkschaften sind
verboten. di-e Nachmittage in den Frcmenvereinen
wcrden kontrolliert. Hcm-ptvevsammlungen von
dsreinen sollen mit 4—6 Mitgli-edern -a-bge-halten
werden. Die Bovölkerung ist barüber ssbr erbit-
In gut besuchte Wirtschaften kttmmen die
'iranzosen und jagen die Gäste aus dex Wirtschast
mit der Vehauptung. hier werde eine nngon-eh-
Mgte Versammlung abgehaltan. Kllrzlich hat io-
ar em sranzösrscher Offizier auf die hasrig auf-
orechenden ELste mit der P-eitfche einge-
h a u e n.

tha"-

Ausschreitungen in Paris

Drahtung unseres nach Versailles enlsandten
Sonderberichterstatters

Versaillcs, 5. Jnni abenbs.
Die Abeirdblätter beftätigen die völlige Zer-
tahrenheit der Lage seit dem Ausbruch dev
^ t-eiks und foikdem die englifche Bewegung der
^bedalsn und der Arbeitervartei eingesotzt bat.
»vl-an scheint das Datum des 10. Juni für dts
^bcc-gMe der Wntwort der Allüerten nicht mebr
i'ch-^r crusrecht halten zu wollen. -Auch in den Ar-
'keln üb'r dio Streikbcwegung fängt die Zensnr
sanze Ahsätze zn ftreichSn. Es lscheiist. nach d-er
..1-ib?rte" zu urteilen, heute schon su fshr ernsten
duüschenjs-ällen in Paris gekommen zu sein. Der
i,-i.ci»Ps" -schildert, datz die Streikciiden Wageii aw-

balten.

ükenster eingeiworfen und Dvähte -abgeschn'st-

k v hMen, unb mutz zngc-ben, dah die Polizet
^'"geschritien ist, und das; sie den Streikenden ge-
l-^ber unterlegen ist. Wenn das veröffcn:

' ^ darf, was muß erst in dem glstriche-

o>i Aufsatz d.r „Li'berte" an Wahrh itcn übcr dio

Ci

cignisss gsstanden habsn!

Nols Bcnndt

Die im Bierorrat bestcihenden Unstimmis-
keiten scheinen immcr noch nicht behoben sn sein.
Die Blätter we'fen ini-mer noch -ahlreiche Zensnr-
lücken auf. Mi- besonders amcrikanische Nachrich-
ten be/agen, scheint Llond Eeorge auf seiner Ab-
sicht, dsn Vertrag su modifisieren, zu bestehen.

Dic „Daily Msail" meldet:

Die Beratungen dcr Alliierten betreffen den
ganzen Kompler dex von Deutsthland misge-
worfenen Fragen. Die Antwort soll eingehend
nnd ausfiihrlich sein. Es ist nicht mehr daran zu
zwc'ifeln, datz sie Zugeständnisse an Deutschland
enthalten wird. — Nach einem Parisex Telegramm
des „Corriere della Sera" werden sich die Abän -
derfmngen, die der Verband am Vertrag vor-
nehmen will, auf alle Teile des Bertrages
erstrecken.

Den Jnhalt der Antwort

und das Zugeständiris an Bertra gsäwderungen
umschreibcn d-is Pariser Blätter folgenderm-aßen:
Die Antwort wiid' in einer kursen Note bsstehen.
die eine Evwideru-irg auf die Miantelnote Brock-
doröf-Rantzaus sein wird und aus cinem langen
Err-oisöe, das <ruf alle Punkte der deutschen Denk-
fchrist ausführlich eingehen wird. Mlit «roßem
Rochdruck wird die deutsche Behauvtun.« suDÜckge
wiosen werden, dM Wilsons 14 Punste verletzt
wovden seien. In der Frage der deutsch-polnvschen
Grense wird wahbscheinlich folgeivd^s zugestanden
werden: Bo l k s ab st i m m u n g in Oborschle-
sien und Rückgabe eines Teiles von Oberschlesten,
wozu Paderelwsst -gcstern seine Zustimmung gegs-
ben hat, Sicherung des deutfchen Koblenbesugs
aus Oiberschlosten. Außevdem wirb ellne vier-
gliedrige Kommission oingesetzt werden,
um -die Svrachenfrage an dec deutsch-polnischen
Erense nochmals su studieren. Für diese Komm'rsl-
sion stnid beveits ernannt: Für Frankroich Gene-
ral Lerond, für Eirgland Morley. für Amerika Dr.
Lor-d. Die von Deutschland zu zahlend« Ent-
schäldigungssumme soll sogleich in irgend
einer Me'Sse bogrenzt und firiert werden. D4e
Machtvollkommenheit dcr Wiedergutmach-
ungsko m missio n wird sehr. beschwitten. Jhrei
Vefugnisse werden genau begrenzt. Dah -auch -ein
Deutscher in die Kommission aufgenommen wird,
ist noch fraglich. Ob Dcutschlcnrd sogle-ich in dsn
Völkerbund aufgenommen werden soll, wurde
gestern vom Vierervat besvrochen, -aber noch nicht
ei'tschioden. MaN erwog eine nichtoffi-zielle Mit-
glicidschcüst DeutiW-ands, aus der etwa svätor eine
volla Eültigkott worden soll. Andeutungsweise
wird noch von woitercn. aber kleiweren Zugeständ-
niss-en in wirtschaftlichen und fiuanziellen Fragen
.gcsprochsii, vielleicht in der Schiffahrtsfkag
und sogar auch in der K o l o n i a lfrage. Dis
fi anrMcheii Blättor versichern sum Schlutz niit
Nachdvuck, daß in der Saarfrago und rn der
Besotzung des linken Rhoinufers keine
Aeuderung eintveten soll.

Der Tenws meldet, daß es rweifelb-aft fei,
ob dio Antwort auf di-e deutschen Eegeuvorschläge
vorEnde der nächstenWoche überreicht
werden können.

Die Mitglicder der deutschen Deloaation stich
woit entfernt dcwon, die Andeutuirgeu -dec
aiuerikauischen und englischen Prcsso. daß dio Ant-
wortnote der Allrierten auf die deutschen Gegen
vorschläae günstig ausfallou werde. su über-
schätzen. denn -alle Mitteilungen über Konzessio-
nen, die -von den Alliierten gemacht wordeu sern
sollen, geuügen der Dolegation n'icht, ihr denFrie-
don schmackbaft su machen. Die Delegation steHt
vielm-cihr auf dem Staüdvunkt, das^bias. was ste in
ibren Eegeirvrovosttionen gesagt hat. dasMeuherste
ist, -was Deutschland aubiete-n kann.

Das beleidigte Ztalien

Aüistordam, 6. Juni. Der Mailäuder Korrcsvdnk-
dent des Da'.-lu-Telegvaf meldet se'mem Blatte, dast
dis Uebocrieichuug des Friedensvertrages au die
Lo-stervvicher itt St. Eermain in Jtalien grohe
-En t t ä u s,h u n g s n hervorgerufon babe. Der

Natronalstols Itali-ens sei tief vev-
letzt. Das italienische Dolk sei peinlich davon
berührt, dab bei der Ueberreichung der Bediugun-
gcn Orlaudo nur eineu Platz unter den Kleiiistaa-
ten ange-wiesen erhielt. während Clemencscm, Mrl-
son und Lloyd Eeorge don Vorsttz führten.

Deutschlands

künftige Stellung zum E scch

Die vertauschten Rollen

Drahtung unseres nach Versaillcs entsandten
Sonderberichterstatters

Versailles. ö. Juni.

Unter d-er Uebeischrist „Die vertauchten Rolleu"
bringt die Action Francaise eiucn lüngeren Ar-
tikel, der, sooiel man auch von se'mer MahvhSit
abziohen mutz. noch immer Schlaslichtev auf di-e
üage wivst, die sich seit der Ueberreickmng dcs
deulschen Friodensentwurfs entwickelt kat. Weh-
mütrg stellt die Action Fravcaise fG: „D i e
Lage des Grasen Br o ck'dorff-Rantzau
hat sich verbesfert. Seit dem Tage, da
seine Kuie ritterten, als er von der Konferens dcu
Tert der Präliminarien enipfing, sind 4 Wochen
verstrichen. Sie kommen hinzu zu den 6 Monaten,
die am 7. Mai seit dem Wastenstillstand oorgan-
gen waren, und Graf Brockdorff kaiin bcmevkoi:,
was allen iir die Augen svringt, Äa« die -grohen
Austrongungon, den Frieden hcrzustellen. auf der
Konferonz in Ziellosigkeit und Verzögerung verfctt-
len> sind. Sshen wir e'men Ausenblick su. wie sich
die polrtische Karte für Eraf BrockdorstMantzau
darstellt: Scine Gegenvorschläge weiden -von den
Vier stüdiiert. Sie sind nicht ohne weiteves zu-
rückgewiosen wovden. Er kann infolgedessen d.e
Hoffnuug hegen, dah sie als Grunidlage dsr Drs-
kussion dienen werden. Er kenwt sehr wohl dio vev-
schiedeuen Einflüsse, die ini Werke sind. um den
Frieden in einor sür Deutschland -günstigen Weise
zu beei-nflusion. Die radikale englijscho Partei, L'-e
rm Dctzembsv eine so grohe Ntcderlage erlitten
hatte, hat sich langsam wieder evholt. Mjr. A-s-
quith sorüht wio der Lhef oiner Oovoütion, d':s
stärker durch das Pvestige als durch dis Zahl ist
uii'o auherdcm stark ist durch ihr -Büiidnrs mtt dcr
Avüoiterbartei. Der einstige Mitarbeiter von As-
quith, Lloyd George, wird violleicht noch lieber als
auf d«S Stimmen seiner eigenen Maiorität auf die
oiner opponierenden Msnd-erheit, aus dersn Rei'-
hen ev selbst einmall heroorgegangon ist, hören. F-
Amerttcr ändert sich die Szene. Trotz der deutlich
ausge-sivrochenon M-o'mimg der RopubManer Hat
Mil-'vn nvtt dem Friedensvertrag die Abm-achun-
gen übov die Eesellschaft der Nationen verbinUen
wollen. Es tst lieute zi-emlich stcher, dak der ame-
r'rkaniische Senat für die Trenmmg beider Verträge
stimmen wird. Noue Schwierigiketten,. neue Bett
zögerungon, von denen der von Mlson bkgangcne!
Jrrtum die Uvsacho ist! Jnjwischen verfolgt Gvaf
Brockdorst den Fortgang unlserei. p„iitischen Bowe-
gung. Tag für Tag ändert sich di>e Lage. Der
Bolschewismus stirbt in Deutschland lnngsam aus,
er erhobt soin Hauvt in Frankreich und En-gland.
Die lAllvierten haben ichren Frieden nickt in dem
Augenblick dtttiert, da Deutschland RSvolution
hatte. Wollen sie ietzt mit Ercst Brockdorff disku-
tioren. in dom Augenblick, da sie eigenen inneren
Schwierigkeiiten ins Auge sehon m-üsien? Das
wären die vertauschten Rollen!"

Jn Verbindung mit den erMsten Leitartikeln des
„Te-nvps" in den lotzten Tagen, und dem Ton, don
der „Matbn" anschlägt, lasien diiäse Worte der im
allgemebnen ausgezejchnet orientierten „Action
Frmrcaise" vielleicht d i e Schlüsie zu. die man aus
der langen Boratung der deutschni Gegen-vorschläge
scho-n obne diöse wsiteren Ainzoichen ziehen
konnts. Rolf Brandt

Die Meuterer in Toulouse
Born, K. Zuni. Cin von der Zensur gesttiche-
nex Artikel der „Humanitec" trägt die Ueherschrift
„Was ist in Toulouse vorgegangen." Nach Berner
Blättern verlautet iii Ecnf. dah ain Montag ab nd
ein Regiment des 17. Armeekorps gementert hebe.
weil es zur Befehung des linken Rhein«
ufers nach Mainz bcordert wcrden sollte.

Von Eeheimrat Dr. Friedrich Curtius*)

Die Elsäsier sind 1871 so gut wie 1681 und
1918 passiv gewesen. Sie haben niemals po-
litische Selbständigkeit besessen. Zhnen diese
nicht gegeben zu haben, war die grötzte Ver-
säumnis der deutschen Politik. Eegen Ende
der deutschen Herrschaft war die Eesamtheit
der Volksvertretung vollkommen bereit, sich
auf dauernde Zugehörigkeit zum Deutschen
Reiche einzurichten. Nur über die Einzelhei-
ten der neuen Ordunng bestanden noch Diffe-
renzen mit der Reichsregierung, dle bei gu-
tem Willen leicht zu überwinden waren. Die
Volksmenge, Bürger, Bauern, Arbeiter, hatte
nicht die mindeste Einwendung dagegen,
deutsch zu sein und zu bleiben, und auch die
oberste Gesellschaftsschicht, die am meisten von
französischem Eeist und französischer Kultur
durchdrungen war, hatte sich schon so stark mit
der deutschen Regierung eingelassen, datz das
völlige Verschwinden des Eegensatzes gegen
Deutschland eine Frage von Zahren war.
Durch die während des Krieges erlittene Un-
bill ist die Gesamtstimmung der Bevölkerung
wesentlich verschlechtert worden. Die grotze
Masse, von der auch die Durchschnittsbildung
ke'me Ausnahme macht, ist immer durch Ge-
fühle beherrscht, nicht durch Eedanken und
sittliche Ueberzeugungen. Die höherstehenden
Elsäsier sind durch die Vitterkeit der Kriegs-
erfahrungen nicht umgestimmt worden, viele
der Besten haben aus Treue gegen Deutschland
das Martyrium des Verlustes ihrer Heimat
auf sich genommen. Wenn der Protest der El-
säsier von 1871 ein Mangel war an dem ge-
schichtlichen Akt, durch welchen dieser Volksteil
zum Eanzen derNation zurückgeführt wurde,
so ist dieser Mangel durch die politische Ent-
wicklung während der deutschen Herrschaft ge-
heilt worden.

Das ist also deutsche Pflicht: Das gute
Recht unseres Volkes auf das Elsatz, das
1871 zur Geltung kam, auch nach dem Verlusts
des Landes nicht zu verleugnen. Dis
Siegestheologie „Victrix cau82 VÜ8 placuit"
mag von unseren Feinden und deren Anhang
gepredigt werden. Wir haben nicht den min-
desten Anlatz, unser sittliches Urteil ihr
terzuordnen. Täten wir das, so würden wir
uns vollends moralisch ruinieren.

Daraus folgt nicht, datz wir nun, wie diö
Franzosen seit 1871, den Eedanken der Wie-
dergewinnung des Elsatz durch einen n e ü e::
Krieg in unser politisches Programm aus-
nehmen dürften. Dieses Ziel, mag man es
sich noch so fern vorstellen, würde die Nichtung
unseres politischen Denkens und Strebens ver-
derben. Wir haben dem Feinde den Fried >
angeboten auf Erund des Wilsonschen pazi-
fistischen Programms. Ein Eedanke an Krieg,
mag er noch so sorgfältig verhüllt und noch si

*) Unter doii aus deni Elsasi Vertriebencn l«e-
findet sich auch Friedrich Curt i- us. ber frühere
Präsrdent des Direktoriuims und des Obeirkonsisto-
riums der K'irche Augsburgischrr Konsession uud
Mitgl-ded der ersten Kammor in Elsatz-Lothringen.
Er ist in aanz Deutschlaird beEanut als Hernus,
geber der Denkwürbiakeiteii des Reichskanzlers
Hohenlohe und als aiufrechte und unpartensän
Persönlichkeit geachtet und goehrt. Wir enineh-
men die o-biaen Aussüihrungeii -oiner soeben im
Verlcrg der Deutschen Verüagsanlstalt ia Stutt-gart
erschienonen Broschüre „Dentschland und
das Elsatz" (geh. Mk. 3.40), die während sei-
nes Aufentha-ltes in Hei!delb-era im Aiiifang
bies-es Fahres hier gcschrieb-e-n Vvrdon ist.
Sre ist eine zuscrmimeiifassende Darstelluna. iienev
aeschichts- und volkspo-ütisäij.iil iFvaseiy. die lsich
für uns mit Lein Begriff Elsas; verkmipfen. Voll
inniger Liob-e sür das Deutschtum des Elsass zeigl
er, ivas wir im Eisatz -bosatzen unb nun verwre»
haben. Er verschw-eigt aber a'uch nrcht die
ren uud verhänanisvollen Fohler. die ssN/ere -po»
lttik -do.rt beaanoen hat Wie wir uiis 'n Zakunst
der nun leiber wieder fur Deutschtanv bestohender
Eliösser Frage" gcgenüber su verha-lten haben
dafür gibt die Sckrist vuuibe.i wertvollen Finser
zeia
 
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