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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0275

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Heldekberger Zeitung «rschet»« sn iedrm wschkktag mlttaz» ir Uhr. «ratigvri-ab-i, Itnd d»r
-ri-il» «ntltcy« vrrilündigungsbia« de» «eztrk» HetdL'berq. dle «eidrlber-er Sem ittrndltttter.
a«cherd«in amrnchel.' W-)tzuungüan»etger. -Dle Ketde»«rg-r Zettung kann durch all« P«stanslatt«,.
vnrch dte «gMturrn aus d«m Lande. d>e Trägerlnnen und bel der Veschäf1»l1«ll« s«i»st — v»u»tstr. L» —
monaV.tch und vlerletlährltch lxslilll werdm.

Hauptschriflletter: Kur» Ftscherin Hetc.<-lberg

Druc» u.V,ri«g! IheodorVrrkrubusch —-ei»eldrr,er v«rl«,»anttalt «n» »n>»er«r.H«l»«i»««.

Bezug»- u!w Anzeigonprets. vt« .H-toelü-r-« Lkituns' b,> i«d-r P-i,«»st,u
nrs„«tllch 1.1» vi«t,qatzrttch 3.»« M. aL^chr.ihIich gnst«e.;ebii»r, bttrch dl- «sentttr«, »d«r
»1« fr« H«n« ,E«t«ch 1.1» «. - vt» s,ch»,r;»«l!«"t V«tit,,t'.r ,»er d»«n Rau«

rs i« «M«m,t«11 »t« oi«^o«itenr Peti!,«>l« I.-. M't Vl«tz»»rschr1ft t.» «.
«el Sie»krch.^,,«, «achlatz »«ch Xarif. Srftillnnq„r, tst H«t»rltz«r,. «in,.I„^>«uf 1» -pf,.
Vr«»n.»«rla,: rhe»»« »ak»»»«f4--,i»ek»«r,« »«rla-ranfialt u. vruÄ.rei H^»,w«r,.

st«l«nch« Rr. «47. yorafprsch«: »«»akti,» I«, »,sch»ft»st,1!« «

Verkündtaungsblatt

Nr. 50

tttnabhängkge Tageszriknng)

für Norddade« und die angremendrn Teile von Baveru. Heffen und Dürttemders

Freitag.den28. FebruaH" —- —

Vie Lage in Mittel-eutsthlan-

Die neuen

WaffenstUstandZbedingungen

Nbschaffurrg der allgemeinenWehrpfticht
300V00 Marnr Truppea

L«ut .L»tttr<rnstgsant" stnL die M«stn>Lhmen
des iveuicm WMonlstilkstandes folsende:

Die Bestände derArmee sollen 3VÜ V00
Arail» nicht überschreiten. Sie umfassen nicht mehr
als 5 o. H. Osfiziere. Die Offiziere soüen Dirnstver.
träge auf lauge Fristen abschliestcn und diirfen die
Arntee nur im Falle von Krankheit verlaffen. Dav
gUEesprochene'Trnopenkontingent sollen 15 Divisio»
nen Fnfanterie nnd 5 Divisionen Kavallerie stellen.
Das System der allgemejnenWehrpflicht
soll abgeschafft werdelr. Der GeneralstaL soll
aufgelöst werdeil. Die technischen Kurse werden be,
schränkt. Die RegLeruirg soll die Verpflichtung iiber,
nchmen» die Zivilgesellschaft nicht ru militarlsieren.
Die Fabrikation von Kriegsmaterial wird nur in
sehr kleknem Umfange gestattet sein. Das Tragen
von Waffen nnd Mumtion ist verboten. Es soll
Deutschland nur gestattet werde». militärische
Kräfte anf eine gewiffe Entfernung hinter der
Grenzo aufzustellen.

Die rrerten Grerrzerr Derrtschlands
Dex Zntraustgeant glaubt ferlier zu wissen, dah
die nlahgeöenden PersSnlichkeiten der Parifer Kon-
ferenz über die Frage der deutschn Grenze im Osten
und Wsften in den letzten Tagen wichtige Bsschlüffe
gefaht haben. Hinstchtlich der deutschen Ostgrenze
sei dmch dis militärischen Ereigniffe in Posen und
durch die besorstehende Entsendung alliierter Divis
storren «mch Danzig eine sofortige Entscheidung not-
wendig gewesen, die wahrscheinlich auch für die Zeit
nach de,n Kriege Geltun« behalten wsrde. Der H a,
fen von Danzig werde Polen als notwendiger
Ausgang nach dem Meere zugesprochen werden.

Dis liuksrheinischen Gebiete werden
gwar eigentlich nicht vom Reiche abgetrennt
werden, abev unter der Aufsicht des Völker-
Lundes mit bestimmten politischen und wirtschaft-
lichen Berpflichtungen belvffen werden. Auch
diess Bestimmnngen über die Rheingrenze mühten
ebeuso wie die Ostgrenze für eine längere Periode
,mch Kriegsschlutz Eeltung behalten.

Rätesyftem und FrieÄeuschluft

Davly Telsgvcvoli meldet aus Paris: M«n beur-
teilt hisr dio Borgängo in Baycrn und Deutschlanv
mit srösttem VmLehalt. Pichon erklärte im Kam§
merauistschntz, Vie VorverhaiMun-sen über F.,,
Frie-venÄschluH seien' in Fra g e se st e lLt, menn
das vussilsche Nätesyste >n in DeuLschlank» siegen
wüvoe.

Die KommMou
dev KriegSsntschäviguttgSfrage

ln Pcrvis soll jetzt ihre Arbeit beeirvet haben und
rwav soll fie zu dcr Forderung einer Entschädigung
von 30 his 4tt Milliarden Dollaro geksm-
men fein.

Die Blockade bleidt!

London. L8. Febr. (Neuter.j Auf der Arbet«
terkonferenz in London sagte Lloyb George. die
Nlockads Lömie nicht eber aufgehoben werden,
bis Deutschland einen Friedensvertrag un-
terzeichnet habe. der den Kr'-eg «nmöglich
mache. Ex hsffe zuverlässig, datz der Präliminar«
krieden binnen wenigen Wochen unterzeich-
uet werde.

Die ÄNßstände Ln Elsatz«-Lothringn

Die durch die Vesetzung Elsaff Lothringens her-
beigeführten Mißstände machen sich immer eim
Psindlicher bemertbar. Die täglichen Klagen sei-
tens der Vetroffenen und die Gefuche um Abhilfe
veranlcchten die Waffenstillstandskomnltsston, etne
umfangreiche Den"kfchL>ft der Entente zu
ubergeben.. Auf Einz.elheiten derselbon zuriickzu-
lommen, behalten rvir uns vor. Die deutsche
Wnffensttllst'andskonlmission stellte an die sranzö-
stfche Negierung die Forderung, daf; Postkarten,
Briefe und Pakete. in dringenden Fäilcn nuch
Telegramme sowre Geldfendungen Privater an
Unterhatlungsbedürftige und zur Tilgung von
Verbindltchtelten' nnch Elsasj Lohtringen zugelasfen
werden. Vehörden, öffentliche Kassen uno Vsr-

Halle vom Verkehr abgeschnitten

Manicheim, 27. Febr. Der Arbe'rter Georgr,
dex den Kammerzvenrat Dr. Karl Reuther e»
movdete, rst etiner terr-er Verbrecher, der bei den Aus-
schreitunigan am SamsL-ag aus Ämn Lmnidesgefäng-
nrs befreit wurde. — Dio Ehefvau Eini-l Gru-
n e r t, dte, wie wir gemeldet haben, tot im Mort
ihrer Mohnung aufgefunden wuvde, rst auf ganz
bestialischo Art niüdergemacht worden. Der
Mörder hcrtte foin Op-fer durch 45 Akesserstiche ser-
fleisch. Er rst bokairnt, bsi dem gegmwärtig herr-
schenden Durchetnandör konnte er aber noch nlcht
ergriffsn rveüden.

Dsr Etsenbahnverkehr swrschen Berlin
und Süd- und Mttteldeutschland ist infolge des Ce-
nevalstrovks vn Sachsen und Hallo zum grötzte'v'Teil
gestört. Wie die Eisenbahudivektvon Berlrn im
einzelnsn nntterlt. fahren voin An-Hcültor Bahnhos
die nach Halle bsstimmten Züge bis rur Station Hv-
henturm, ummittelbar vor Halle. Nach der Stadt
Hallo föblst gelangt infosge der Stve'cks kein er n-
S i g e v Z u g.

Nach ANi'chen ist ein VerEe-hr über Leipzig-Hof
wr-e 'brsher n'ccht mögltch. Der Berkehr nach Mag-
deburg ist wioder im Gange. Dor Verkthr nach
Weimar wrstd noch aufvecht erüalteni. Dex soge--
ncrnirta P a r l a me nt sz u g nach Worinar ist gs-
stern morgen vom Ainhalter Bahnhof abgogangen.
Mre -sr umgeleitet worden ist, wird von der Eisen«
beihNvevwaltrmg nach der B. Z. aus <bagrerflichen
Gvünden gsheim gahalten. Man hoM, dcck dsr
Zug, wenn auch mit meHrstüwdtger Versoätung, Wet-
nrar schlvchltch doch erreichen wivd. Mer wie lange
dieser Vetrisb des Bcchnoerkehrs nach Mrttel- unD
Euddsutfchland noch ausrecht evlmlten rvevdsn kaim,
wenn stch dts Zrüstände rn den nächsten Tagen nicht
erbe-blich beffsrn, dias ist sme Fvase. dko houte nre-
mand boairtmorten kann.

Jn Lsipzia

cst die u.sstandsbewegung im Anwachssn. Die Ju-
drchrie beteiltgt sich fast vollftänd'g -an dsm Aus-
stand. Der Zugsverkehr von und nach Loipzia ist
e'tNWstellt. Die Postbeamten uivd Wasserwe "ksar>
Leitev haben dre Beteiliguna -am Genevalstreik alb-
gelohnt. Dio Nachm ittagszeitunigen koirnten gesteri,
nicht erscheinen. Grone Befürchtungen errc^t es,
das; dsr Vochrtzetr.de dss A.- und S.-Nates Seger

sicherungsträger soll gestattet sein, nach Elsast-
Lokitringen schuldtge Gehülter, Pensionen. Renten,
Verstcherungsbetrö^'r in Geld nn die Zahlungs-
stellen zu übermitreln. Person?m auch den ord-
vor dem Krteg in Etsast-Lothringen ansässig wa
ren, soll die Nückkehr dorthin auch zum dauernden
Ausenthalt gestattet werden.

Ordnungsgemäk nach ElsastLothringen ent-
lassene und dort von den französischen Behörden
internierte H e e r e s a n g eh ö r i g e sollen sofort
tn Freiheit gesetzt werden. Ohn.e vorliegende
besondere Eründe sollen Ausweisungen von Deul-
schen nrcht mehr stattfinden. Den Ausgewiesenen
soll eine «angemeffene, würdige Behandlung zuteil
werden und ihnen gestattet sein. ihr Vermögen
mit sich zu nehmen und ihr sonsttges bewegltches
Hab und Gut aus Elsatz-Lot-'vmgen abzutranspor-
treren. Es wurde der Vorschlag gemacht, dast zu
diesem Zwecke deutschersetts regelmätztg in der
Woche Transportzüge gestellt werden. Es
wird weiter gefordert, datz üch dte französische Re-
gierung der weiteren Absetsung deutscher Beam-
ter in Elsatz Lothringen enthült und die Gehäl-
t-'r und Pensionen weiter bezahlt. Den deutschen
Schuldilürn in Elsatz-Lothringeir soll gestattet
sein, ibre V-»rbindlich?eLen in Mark bar zu tilgen
oder bei Trlgung von Verbindlichkeiten in Elsutz-
Lothrrngen in Mark zum Tageskurs in Franken-
währung umzurechnen.

Voch mehr französische Neger
nach DcuLschland

Von zuverlassiger Ssite erfährt der Berner
Berichterstatter der ..Nhenr.-Westf. Ztg.", datz die
franMsche Regrrung beabsichtige, die in Südfrank-
reich untergebrnchten Kolonialtruppen im
Frühjahr im Austausch gegen die jetzigen Ve-
satzungstruppen nach Deutsihland zu senden.

sein Amt N'wderselegt hat. M<rn ist ber Uebevreu-
gun«, datz Seger energrsch segen Putsche und Uiu.
ruben sich semaiM hat, nur surückgetveten ist, weil
or das Gefühl hat, datz er die M.asse nicht
inehr halton kann. Dec Leipzrger Hauvr-
baH n hof ist in der vergangerven Nacht. voll -
kommen geräumt worden. Auch dte Wirr-
schaftsräume sind geschloffen. Die Ern>gänrge sum
Haulptbachichof sind von ALatrosen bejsetzt.

Zuir Unterstützung des eingeletteten Proteststre'cks
bat dbs AierzteschE beschloffen. hcute mittag 12 Ubr
vollstämidig chre Tätigkeit einzustellen. trotz der von
den Strorkeirden ausgehenden Drohuna. die Aerzte
durch Maffeirgewalt sur KranEonbehandlung su
swingen. Die Krnirkenhäuffer habem sich mit den
iüersten solidarisch erklärt. Dts Mothoker vnr Lerp-
zigvr Bemrk werden glerchfalls vvm heutigm Tage
ab den Arsneiverkauf einstellen: nur in Ävvngendvn
Fällen sollen Aiedikcnnente verkauft wevdon. D.e
Postanistalten in dcin Vororten haben den Geldver-
kehr Ängestzollt rmd' chr Geld an dve Hauptvolstkasse
abgdführt, weil man svartakistischo Uöberfälle be-
süechtet. Ms totzt sind Au.slschreitu.nssn seileirs der
Slro'ckenden nicht bekannt gaworden.

Dtreikvrohungett der füchftfchett
Kandwirte

Wve aus Dresden gemeldet rvird. machen sich
Stretkdrohungen der Landwirte in
Sachsen, in ker Lausrtz, sowre auch im Grtmma-Be-
zrrk bemvrkbar. Sie wollen vom Milchlieserungs-
zmaug bSfvStt sein uud drohen. wenn chre F-oüde-
rungen irtcht omillt rverden, sofort die Lebensmitter-
lieförung ein;uste!len.

Dev Weimarev Etreik

Dte Vorsammlung dev Fmckttonüre der Gemevt-
s.hasten ruch Parteien erklärte sich soltdcrvrsch mit
der stveikendÄN Avbeiterschaft von Gotba und dem
ini-tleldou-tzschen' Kahlonr'wier und trttt anr Mtttrvoch
bier in dsn G e neral streik em. Fernsr sslobt
ste, nicht ehoc zu ruihen u-n!d zu Mten. bis folgends
vie-L FovderungM durchgasetzt sind: 1. sofortige
Er.chetzmrg von Betridbsräten mit Kontrc-lle und
Atiitibesttmmungsrccht durch Negrerrm.gsverocdnuirg.
2. Sosortrg.e Si jialrsierung dcr Bevsrvevks- unid Mo-
nopol-E>etri'cbe. 3. Zurücknahine des Evlaffvs ilber
Wieiderstn'fülirr'E dcr Künr>nan-d>ossmalt. 4. Restz-
lase Airevlennung der Arbsiter- r»nd Soldatenrätze.

Man entstnnt sich. das; französische Zeitungen
einst den Kampseseifer der Senegalesen und Äl-
lierter mit Versprechungen auf dre „schönen deut-
schen Weiber" und aus die reichltche Gelegenhett
zunv Plündern angespornt haben.

Der BevöLkerungsrückgang Ln
Frankreich

refürure sozrale" berichtet: In don Jah-
renW885 -1911 gingen in Frankrcich dre Gebur-
te» von 120V 009 jährltch anf 700 000 znrück. In-
solge davon ist die Zahl der Grerse in Frankretch
relativ grötzer vls in jedem anderen Lande. In
zwanzig Jahren wird die ganze Generattzon, die
jetzt 45—70 Iahre zählt, so gut wrc völlig ver-
schwunden sein. Die Eeneratron von 20—45 Iah
ren ist durch den Krteg auf das furchtbarste dezt
miert und die Generatton von 1—20 Iahren ist
zu gering an Zahl, um die schwere Ausgabe zu
lösen, dte die Zukunft bringen wird."

LettowsVorbecks tzeimkehr

'AÄe deir Pol.-Parl. Rachrichtzen au zuistänbtMr
Stelle mitgotzoilt wurde. werdrn voraucstchtl ch am
1. Mär z die vcm Afrcka hsiiuilchrendcn Kriegi.r
untzer FMnnig des E-eiKvals v. Lettow-Borbeck in
Berlin erntressen und fcierlich cu psangen wLiD-ein-.
Dio Tmvvatt werden mit Ertrazug in B rl.n cnn
Lohrter BLhnhof erntvefsen und dort vo-m Reichsko
lonialinintster Dr. Bell begrützt roe'den. Di :
ntsdn Berlin st-ellt sum Empfang eine aus all n
Neg'l.msntern gemischte Lhrc.nkomvagnie.

Berlin, 27. Fobr. Der Natienailveri-aminiung
giii-g vom, Neich'fmanMtzmAtzer Schrffer dr-r
Lntzwurf >eiues Gchet;es M bch-reffvnd Verl> o t
des AgiiübanidLls in deuischsn Vanknoten unid Dar-
llchsrtzSkaff«irschern«r

Beschleunrgung
der Friedensverhandlungen

Zu schnellem Friedensschlutz drängen jetzt
plötzlich unsere Gegner, wie Kundgebungen der
Pariser Staatsmänner erkennen laffen. Der
jetztge Zustand ist einem Machtfrieden, wie die
Franzosen ihn wollen, günstig, und die Prove,
die sie mit den Bedingungen des jüngsten Waf-
fenstillstandes anstellten, stärkte ihre Ueberzeu-
gung, datz die deutsche Regierung alles unter-
schreiben werde, was von der EnLente im Vor-
frieden verlangt wird. Aus der Wehrlostgkeit
und inneren Zerrüttung DeutMlands sollen
nun unverzüglich die Folgerungen gezogen wer-
den. Jn Weimar hat der deutsche Minister-
präsident Scheidemann eine Rede gehalten, in
der auseinandergesetzt wurde, daß es mrt
Deutschland zu Ende gehe, und von dieser Fest-
stellung ist in London und Paris die gebllh-
rende Kenntnis genommen. Am Montag soll-
ten in Spaa die Verhandlungen über die Le-
bensmittel-, Schiffahrts- und Finanzfragen be-
ginnen, die miteinander verbunden sind und
nun in kurzer Frist zum Abschlutz führen sollen,
doch mutzten die Verhandlungen um eine Woche
verschoben werden. Eegen sechzig Sachverstän-
dige sind auf deutscher Seite anwesend, die von
dem Hamburger Grotzkaufmann Dr. Karl
Melchior geführt werden. Da die deutschen
Vorräte infolge der Mitzwirtschaft in den jüng-
sten Monaten bisMaizuEnde gehen dürs-
ten, so ist es allerdings die höchste Zeit, datz
Vorkehrungen gegen eine verhängnisvolle
Volksnot getroffen werden.

Für die Lebensmittelversorgung Deutsch-
.mds werden aber Forderungen gestellt,
ie unsere wirtschaftltche Vernichtung vollen-
en sollen. Von Anfang an war es der grotz
ngelegte Plan Englands und Amerikas, die
)eutschen durch eine gewaltsame Absperrung
om Weltmarkte niederzuzwingen, was ihnen
llerdings nur durch innere deutsche Vorgänge
elungen ist. Aber das Ziel ist von den Fein-
en erreicht, und nun handelt es stch sür sie um

ie G e w i n n u n g der l e tz t e n d e u t s ch e n

. eldreserven und der d e u L s ch e n Han-
elsschiffe. Nur gegen die Auslteferung
ieser Besitztümer wird eine begrenzte Leben--
rittelzufuhr in Aussicht genommen. Die En-
mte wtll dte Bezahlung von Lebensmittekn
var auch in Waren entgegennehmen. doch es
)ll nur zu einem Bruchteile geschehen. Schon
ach dem ersten Waffenftillstand begannen stch
ie Feinde für die dentschen Auslandswerte zu
literestieren, die noch in ansehnlichem Umfang
ei uns vorhanden stnd, während England uno
irankreick ihren Bestand auf diesem Eebiete so
iemlich erschäpft haben. Aus diesem Grunve
>ll eine neueErpress u n g an Deütschlaiw
erübt werden, und es ist sicher, datz nran uns
ie letzte Möglichkeit. unseren Außenhandel
nd unsere Währung wieder zu heben, ab-
hneiden wtrd. Die Grundlagen der deutschen
inanzwirtschaft werden unterhöhlt und als-
ann wird man uns als kreditunfähig bezeich-
en, um unser Wirtschaftswesen sozusagen im
wnkursversahren verschlucken zu können.
Hätten die Amerikaner den ehrlichen
öillen gehabt, das deutsche Volk wtrtschaftltch
chensfähig zu erhalten, so hätten sie uns sehr
:icht durch Keditgewährung unter die Arme
reisen können. Wilson lietz aber bei den Pa>
iser Verhandlungen jede Tat vermissen. dte
rit seinen vierzehn Punkten im Linklang
and. Es wird jetzt versucht, die Schuld auf
ie Hartnäckigkeit der Vriten und Franzosen zu
hieben. aber diese Ausrede ist hinfällig. denn
lmerika konnte einen so starken wirtschaftlichen
)ruck auf seine Verbündeten ausiibea, daß stc
achgeben nmtzten. Nun steht die Fmge tm
^ordergrunde. zu welchem Kurse die Verenng-
,'N Staaten die im deutichen Vcsttze bo,ino.
ichen Wertpapiere rn Zahlung n<-1
e, Ueberdie Abfindung. dre drnGrgenru.

....ländiichen Werte gezahlt werden
 
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