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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0709

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PostscheLkoaio Karlrruhe Nr. 1936S. Fernsprecher: Redaktton 1S2. GeschSftsstette »2

(Anobhiingige Tageszeilung)

Verkündigungsblatt für Nordbaden und -ie angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würltemberg.

Nr. 117

Mittrvoch, den 21. Mai 1919

61. Hahrgang

Das Schicksal der Türkei

Drahtung unseres nach Versailles entsanvren
Sonderberichterstatters

Bersailles, 19. Mai.

Während gestern noch die französischen Blät-
ter voll waren von Verteilungsprojekten der^
Türkei, mit der überhaupt nicht verhandelt
würde, ist am Abend ein völligerUm-
schwung in der Haltung der Alliierten ein-
getreten, und die Presse veröffentlicht die offi-
ziöse Erklärung, datz alle Nachrichten über das
Schicksal der Türkei verfrüht wären. Es ist
cmzunehmen, datz vor allem die Haltung des
iudischen Maharadschas von Vikanir und der
muselmanischen Delegierten, die darauf hin-
wiesen, daß ihnen versprochen worden wäre,
nicht den Zslam in der Person des Sultans zu
crniedrigen, zu diesem Umschwung geführt hat.
Da England in Jndien und Aegypten-augen-
blicklich genug mohammedanische Sorgen hat,
ist diesem Protest stattgegeben worden. Man
scheint sich nunmehr auf die Unve > -
sehrtheit der eigentlichen Türkei einigen
zu wollen und den verschiedenen Alliierten nur
Einflutzzonen zuzugestehen. Die Ver-
einigten Staaten würden das Mandat für
Konstantinopel, das weiter Sitz des Sultans
bleibt, erhalten. Eriechenland würde ein Man-
dat für die Westküste von Kleinasien, Ztalien
ein solches für das südliche Anatolien und
Frankreich für das nördliche Anatolien be-
kommen.

Vielleicht haben auch die alarmierenden
Nachrichten über die mohammedanische
Volksbewegung inder Türkei, die nach
dem Bruch des Waffenstillstandes der Alliier-
ten nach Paris gekommen sein sollen, zu dieser
Entscheidung beigetragen. Sie zeigt jedenfalls,
datz auch die anscheinend so festen Ansichten der
AlMerten umzustoßen sind, wenn die Verhält-
nisie sich stärker als diese Beschlüsse beweisen.

Rolf Brandt.

Neue Kämpfe im Baltikum

Liba u, 2V. Mai. Mit dem Eintritt der
wärmeren Jahreszeit setzte die erwartete Of-
fensive der Sowjettruppen gegen das
Valtikum ein. Seit Sonntag abend sind hef-
tige Kämpse an der ganzen Front non Schlock
bisBanschim Gange.

DerKampf gegen die Bolschewisten

,Der unter der Aegide der Entente abgeschlossene
Friede zwischen Polen und der Ukraine ent-
halt eine Bestimmung, derzufolge die Polen ver-
pslichtet sind, ihre Armec dazu zu verwenden, die
llkraine von den Bolschewtsten zu be-
ireien. Dte Polen müsien überhaupl entspre-
chend der Forderung der Entente gegen das bol-
Ichewtstische Rusiland zu Felde ziehen. wofür sie
als Lohn die von ihnen verlangten Grenzen er-
halten sollen.

Bet einem Seegefecht vor Kronstadt zwi-
ichen engltschen und bolschewistischen Kriegsschiffen
loll ein bolschewistisches Schiff gesunken sctn. em
zwciies geskrandet sein,

Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Nutz-
laiid. General Denikin meldet, daß er 10000
Gesai'.gene gemacht, 2» Kanonen und 120 Maschi-
ncngewehre erbeutet hat. - Jm rnglischen Unter-
hause hat der Kriegsministcr mitgeteilt, dasi die
Bolschewisten in Nordrutzland Giftgase ver-
weudcn: es sind deshalb Masinahmen getroffen
worden, gegen sie in gleichrr Weise zu verfahren.
. Der Lloyd Eeorge nahestehends „Daily Chro-
'ttcle" meldet, dasi in den letzten Wochen eine be-
deutende Annäherung zwischen den Leitern der
öriedenskommission und den in Paris anwesenden
russ'schen Vertretern nichtbolschrwistischer russischer
Ncgierungen stattgefuuden hat. Das Blatt drüngt
auf dis Anerkennung einer nichtbolsche-
'vijtischen russischen Negierung. in dem

schreibt, datz diese Bewtgung. wenn sti schon
verdient durch Atunition unterstlltzt zu werden,
auf vollständige Anerkennung durch die sieriedens-
lonferenz Anspruch habe.

. * Ttalieucr nack Schleowia. Der Secolo mel-
Ftalien wer>e bei der Bosechung von
vchl ^ smig dur ch ein B -a t >ai l l o n Infan-
^eric .,md zwei K r i e g s s ch i f fe vertreten

Die versaMer Zriaöenskonferenz


Es bleibt beim „Unannehmbar"!

Bei den am Sonntng erfolgten Besprechun-
gen zwischen den Reichsministern v. Brockdorff-
Rantzau uud Wissel und dem preußischen Fi-
nanzminister Südekum sowie den aus Berlin
in Versailles eingetroffenen Wirtschasts- uno
Fachsachverständigen wurde eine vollkom-
mene Uebereinstimmung dahin festge-
stellt, datz der Friedensentwurf der Entente in
der vorgelegten Form unannehm-
bar wäre.

Bei dem in der ganzen Welt herrschenden
Wunsch nach Herbeiführung eines dauernden
Friedens soll jedoch von deutscher Seite nichts
unversucht gelassen werden, eine brauch-
bare Vasis für den Frieden zu finden, die
den wahren Forderungen der Eegner Rech-
nung trägt und für das deutsche Volk erträglich
und erfüllbar ist.

Das Reichskabinett hat sich in seinen
letzten Sitzungen ebenfalls darauf geeinigr,
dah, falls die Feinde die deutsche Delegation
kurzerhand vor die Entscheidung stellen, anzu-
nehmen oder nicht, die Unterzeichnung
der Friedensbedingungen verweigert wer-
den soll. Die Delegation in Versailles befindet
sich in vollständiger Uebereinstimmüng ^rnit
dem Kabinett. Auch Reichspräsidenl Ebert,
der in mehreren Kabinettssitzungen, .die der
Beratung der Friedensfrage gewidmet waren,
den Vorsitz führte, hat sich nachdrücklich dafür
ausgesprochen, datz im Falle der Unnachgiebig-
keit der Entente die deutsche Negierung die
Unterzeichnung zu verweigern har.

Die Regierung wird dem einmal gefatzten
Entschlutz treu bleiben, im vollen Vewußtsein
der Konsequenzen, die die Alliierten aus der
Verweigerung ziehen wollen und werden. Falls
jedoch die Entente zu irgend welchen Ver -
handlungen sich doch noch bereit erklä-
ren sollte, dürften mündliche Aussprachen wohl
nicht ganz zu umgehcn sein, dann würde aucb
die Unterzeichnung des Vorfriedens schwerlich
scbon in den ersten Zunitagen erfolgen.

Unsere Eegenvorschläge

Der Gesamtkomplex der Eegenvorschläge ist
bereits am Montag abend nach der Kabinetts-
sitzung nach Versailles üäermittelt wor-
den. Er wird vorauspchtlich am 22. Mai, nach-
mittags um 3 Uhr, durch die Bermittlung dev
Obersten Henri dem Ministerpräsidenten Cle-
menceau als dem Vorsitzenden der Entente-De-
legationen überreicht werden. Dle Veröf -
fentlichung der deutschen Eegenvorschläge
dürfte am Donnerstag abend nach erfolgter
Uebergabe vollzogen werden.

Die Alliierten haben übrigens die Ueber-
gabe infranzösischerSprache verlangt,
die Uebersetzung konnte aber nicht so schnell fer-
tiggestellt werden. Die Uebsrsetzung in eng-
lischer Sprache wird nachgeliefert werden
müssen.

Dec Znhalt unserer Vorschläge

Dem „Temps" wird aus Berlin gemeldet:

Ein Mrtglied des Friedensausschusses der
Nationalvsrsammlung habe erklärt, die deutsche
Regierung sei bereit, Frankreich die
Saarkohlen zuzusichern nnd ihm so-
gar einige Nechte an der Saarkohle abzutreten.
Die deutsche Negierung werde dieBesetzung
dcs l i n k e n R h e i n u f e r s nnch den in Ver-
sailles festgesehtcn Schriftcn annehmen, wobei
sie jedoch verlangt, datz diese Gebiete admint-
strativ von Deutschland nicht getrennt
wiirden und dle Klausel bezügllch der Abstim-
mung oer Saarbevölkerung ausgemerzt wcrde.

Fiir die Polen werde die deutsche Neqke-
rung die Demarkationslinie für das den Polen
zuerkannte Gebiet anerkennen und für die an-
deren Distrikte eine Volksabstimmung nnter
einer neutralen odcr amerikanischen Besatzung
fordern. Bezüglich Danzigv werde vorge-
schlage». datz nur der Hafen mit einer autono-

men polnischen Verwaltung und einer pol-
nischen Eisenbahn freigegeben werde.

Bezüglich der Entschädigung wird
Deutschland dir Festsetzung einer bestlmmten
Summe verlangen, in Anbetracht. datz es seine
Voranschläge nicht machen und die Steuern
nicht ansetzen könne. wenn es nicht genau wisse,
was es zu zahlen habe.

Da diese Meldung durch Wolff verbreitet
wird, wird ihr Znhalt also nicht ganz unrichtig
sein.

Der B. Z. wird unterm 19. Mai aus Ver-
sailles gemeldet: Der deulsche Eegen-
vorschlag. der der Entente in der Form
einer Denkschrift übcrreicht werden wird, ist
fast fertiggestellt, nur das grotze Kapi.
tel über die Wirtschafts-und Finanzs
fragen, das nach dem Ergebnis von Spaa
seine endgültige Fassung erhalten soll, sowie
einige kleinere Kapitel sind noch fertigzustellen.
Von anderen wichtigen Kapiteln behandeli
eines Elsatz-Lothringen, eines bringr
eincn begründeten Protest gegen die Tatsachs
und die Form der geplanten langjährigen Be-
setzung des linken Nheinufers vor,
eines der umfangreichsten Kapitel Leschäftigr
sich mit den Ostfragen. Die S a arkoh -
lenfrage ist in einer bereits überreichten
Spezialnote vorweg genommen.

Die Frage der ncuen Frist

Versailles, 20. Mai. Der Vorsitzende
der deutschen Friedensdelegation. Graf Vrock-
dorff - Rantzau, hat heute eine Note an
den Vorsitzenden der Friedenskouferenz. Cle-
menccau, gerichtet, in der mitgeteilt wird, datz
die deutsche Friedensdelegation in den nächsten
Tagen über die territorialen Ostsragen. Elsntz-
Lothringen, den llmfang und die Durchführung
der von Deutschland übernommenen Schadener-
sahpflichten, die weitere Vehandlung dcr Frage
des Arbeiterrechtes und die Vehandlung dcs
deutschen Eigentums im feindlichen Ausland
Noten überreichcn werde. Da die zu behan-
delnden Fragen zum Teil sehr verwickelter ArL
sind, könnten sie nicht in der gcstellten Frist von
15 Tagen erledigt merdcn. Mit Rücksicht dar-
auf werde der Antrag gestellt. fiir eine einge-
hende Darlegung die crforderlicheFrist
zu gewähren.

Sobald die Denkschrift überreicht ist, begin-
nen die eigentlichen entscheidenden
Tage von Versailles. Aus der Antwort der
Entente wird zu ersehen sein, ob sie wirklich
noch unnachgiebig sein will oder ob sie bereii
ist, mit uns gemeinsam eine Abänderung
ihres Entwurfes zu suchen, die einen möglichst
ausführbaren und dauernden Frieden
gewährleisten soll. Wie lange die Antwort der
Entente auf stch warten lasien wird, steht da-
hin. Clemenceau versprach anÄ» 7. Mai
die Antwort binnen kurzer Frist. Die Tage
der Erwartung werden naturgemciß Tage größ-
ter Spannung sein. '

Nach einer Mitteilung Marcel Hutius im
Echo de Paris wird der Verband der Gewä h-
rung einer w e i t e r e n F r i st, die jedoch 8
Tage nicht überschreiten dürfte, nichts ent -
gegenstellen. Für den Unterzeichnungs-
termin gibt er die Zeit zwischen dem 5. und 8.
Junt an. Auch die Chicago Tribune will wis-
sen, datz eine Fristverlängerung gewährt werdc-,
die jedoch dann endgültig sei.

Keine Nachgiebigkeit?

Die liberale und sozialistische Presse Eng-
lands erklärt unter sichtlichem Bedauern, datz,
foweit sich feststellen lätzt, eine Nachgiebig,
keitder Entente in irgend einem wesentlichen
Punkt des Vertrages als ausgeschlossen
gelten müsie.

Der päpstliche Vermittlungsvcrsuch abgelehnt

Bersailles, 20. Mai. Der Versuch einer päpsi-
ltchen Vermittlungsaktion ist von der Entenre
abgelehnt worden.

Eine badische Bauernpartei

Von l)r. Zulius Curtius-Heidelberg

Durch die badische Bauernschaft geht eine
starke Bewegung. Die Gründung einer poli-
tischen Bauernpartei ist in vollem
Eange.

Die llrsachen liegen auf wirtschast-
lichem und politischem Gebiet. Die
Bauern sind durch die Fortdauer der Zwangs-
wirtschaft mit ihren Beschlagnahmen, Höchst-
preisen (bei ungeheuer gesteigerten Löhnen
und Materialpreisen), Ablieferungszwang und
ihren tausenden unverständlichen und unhalt-
baren Verordnungen aufs höchste erbittert. Sie
verlangen deren unverzügliche Aufhebung. Zhr
Landhunger ferner, verstärkt durch das Bedürf-
nis nach Anlage des Verdienstes der Kriegs-
zeit, fordert stürmisch eine Aufteilung des noch
bestehenden Eroßgrundbefitzes, zum mindesten
an der Peripherie der größeren Eutskomplexe;
die Pachtbauern streben danach, ihr Pachtland
in Eigentum zu verwandeln.

Zum Träger dieser Forderungen auf Aufhe-
bung der Zwangswirtschaft und Aufteilung des
Grundbesitzes hatten sich bisher die örtlichen
Bauernräte, die der Landesbauernrat nur
mühsam im Zaum hielt, gemacht. Die Vauern-
fchaft wirft den politischen Parteien
vor, ihre Jnteresien nicht genügend vertreten zu
haben: bei Aufstellung der Wahlvorschlags-
listcn, die naturgemätz am Sitze der Wahlkreis-
leitungen, d. h. in den größeren Städten, von
statten gegangen ist. seien Bauernvertreter
nicht genügend berücksichtigt, sodaß im badischen
Landtag bei 37 v. H. ländlicher Wähler nur 12
v. H. Vauern unter den Abgeordneten gewählr
worden seien. Die Regierungsparteien aver
hätten die Bauern dadurch verraten, datz sie
zwar ein Ministerium des Aeutzern und des
Krieges, aber kein Landwirtschaftsministerlum
eingesetzt hätten.

Wie weit diese Beschwerden berechtigt sind.
soll nicht im Einzelnen untersucht werden.
Tatsache ist, datz bei Aufstellung der Wahlvor-
schlagslisten die ländlichen Znteresien sich sehr
stark geltend gemacht und häufig über nicht ge
nügende Berücksichtigung beschwert haben. llnd
unverständlich ist allerdings, warum nichr
ein Landwirtschaftsministerium
eingesetzt worden ist, wenn man schon einmal
über die für die badischen Verhältnisse bisher
völlig ausreichenden 4 Ministerien hinausgeheu
wollte.

lleber die unmittelbaren Anläsie hinaus hat
die Bauernbeweguug eine allgemeine po-
litische Bedeutung: sie ist nur ein Glied in
der Kette der allgem. Erscheinungen, datz sich
alle Berufsstände zusammenschlietzen und wirk-
samere oder andere Vertretung suchen, als dte
Gefäße der bisherigen politischen Parteien bic.
ten können.

Die Bewegung ist auf der Ostertagung des
Landesbauernrates zum Ausbruch gekommen
und hat die schärfste Gegnerschaft aus scrtcn des
Zentrums gefunden. Desicn Hauptstütze auf
dem Lands ist der badische Bauernverein, dei
neben bcrufsgeschciftlicher Vertretung doch vor
allem bisher eine zuverlüsiige Truppe des
Zentrums gewesen ist. Es mutz befürchteu,
datz ihm diese Truppe zersetzt und aus dcr Hand
genommen wird. Deshalb wehrt es sich nach
5iräften gegen die Aufstcllung einer besondcren
politischen Bauernpartei und sucht diese dn
durch zu diskreditieren, datz es sie als einen
„Versuch früherer Nationalliberaler" bezeich-
nct, „auf dem Wege über eine Bauernpartci
die Nekonstruktion der nationalliberalen Pai-
tei zu versuchen". Diese Taktik ist allzu faden-
scheinig, um Eindruck zu machen. Die matznc--
benden Persönlichkeiten, die übrigeus, somel
bekannt, der dcmokratischen Partei angebori.n.
stellen jcdo politische oder pcrsöiiliche Nbpcyt i.:
Fraae und behaupteu. sich ausschlietzlich zuix
Träger l a n d w i r t s ch a f t l i ch e r ZN.
teressen machen zu müsien, weil dicse cben

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